Idol von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Leider zu schön, um wahr zu sein ------------------------------------------------------- Hallöchen. Ja, ich melde mich nach gefühlten Ewigkeiten auch mal wieder. Wenn auch nur kurz und mit nur einem kleinen Weihnachtsleckerli. Die Zeit fliegt wie immer nur so dahin und eigentlich hatte ich vor, euch schon viel früher mal wieder etwas neues von mir zu präsentieren (hatte ich das nicht auch irgendwann mal versprochen?), aber der Alltag lässt das momentan einfach nicht zu. Zu viel zu erledigen, zu viel Arbeit und zu wenig Zeit für kreative Gedankengänge. Das Schreiben muss da leider hinten anstehen. Dafür lese ich seit langer Zeit mal wieder und bin ganz erstaunt, wie viele neue Autoren es im Gay Bereich gibt. Wahnsinn! Da ich euch aber wenigstens zur Adventszeit nicht im Stich lassen will, habe ich angestrengt überlegt, was ich denn da machen könnte und da fiel mir doch auch gleich was ein. Da war doch eine unvollendete Geschichte, die ich schon vor drei Jahren begonnen hatte. Also nichts wie an den Computer, doch dann: Sie ist weg! Da wo eigentlich schon die ersten Seiten stehen sollten, befand sie eine andere Story. Ich erstmal keine Panik geschoben. Meine paranoide Seite sichert ja alles drei- und vierfach ab. Deshalb habe ich all meine Speicherkarten, Festplatten und den PC durchforstet, aber: Nichts!!! Überall die falsch abgespeicherte Story. Es war zum Haareraufen und ich stand kurz vorm Losheulen. Tja. Da blieb mir eben nichts anderes übrig als den Anfang nochmal zu schreiben. Ungefähr hatte ich ihn ja noch im Kopf. Ärgern tut es mich trotzdem. Aber es nutzt ja nichts. Vielleicht fällt mir die verschollene Datei ja noch in die Hände. Falls ja, wandert sie umgehend in den Papierkorb xDDD Euch jetzt viel Spaß mit den ersten Kapitel und meinen beiden Schneehasen. Das nächste gibt’s dann am kommenden Sonntag. Einen schönen ersten Advent euch allen :-* Eure Fara Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss. Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl. Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird. In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. Eure Fara Idol Kapitel 01 - Leider zu schön, um wahr zu sein Nervös atme ich tief ein und stoßweise wieder aus, was die Fensterscheibe direkt vor meiner Nase beschlagen lässt. Halbherzig wische ich mit dem Ärmel meiner Jacke die Sicht wieder frei. Eigentlich ein unnötiges Unterfangen. Da draußen gibt es wenig zu sehen. Alles weiß in weiß. Selbst der bedeckte Himmel: dreckig Weiß. Die Landschaft flitzt so schnell an mir vorbei, dass die schneebedeckten Wiesen und der weiß-graue Himmel zu einer einzigen weißen Wand verschmelzen. Erst als das Taxi links abbiegt, um in ein Waldstück hinein zu fahren, wechselt das Bild: Beinah schwarze Baumgerippe, weiß gepudert. Auch nicht besser. Ich löse meinen Blick von der tristen, winterlichen Außenwelt und starre stattdessen auf das Buch in meiner Hand. Leider keine gute Idee. Dadurch werde ich nur noch nervöser. Erst recht, als ich den Namen des Autors in dicken Lettern vor mir sehe. Lucian Harvest. Mein absoluter Lieblingsautor. Schon seit gefühlten Ewigkeiten. Sein Werk Aufgewacht war der erste Gay orientierter Roman, den ich gelesen habe. Kaum älter als fünfzehn bin ich gewesen, als ich es bei uns in der Buchhandlung gekauft habe. Ich konnte der Verkäuferin gar nicht in die Augen schauen, so peinlich ist es mir gewesen, als ich den dicken Wälzer vor ihr auf den Kassentresen gelegt habe. Keine Ahnung, ob sie wusste, um was es in dem Buch ging und ich nervöser Zappelphilipp wollte es auch gar nicht so genau wissen. Zu dieser Zeit hatte ich noch keinen Zugang zu Onlineshops. Man musste in die Geschäfte, um das zu bekommen, was man wollte. Kaum zu glauben in der heutigen Zeit, aber so war das damals. Jedenfalls eröffnete mir Lucians Buch eine Welt, die mich komplett in sich hineinzog. Ich verschlang ab da an jedes seiner Bücher, fiebere noch heute wie ein kleines Kind seinen Neuerscheinungen entgegen und kann es gar nicht erwarten, ein neues Exemplar von ihm in den Fingern zu halten. Deshalb hat mich der Anruf seiner Agentin vor über einem halben Jahr auch total aus der Bahn geworfen. /Mister Harvest würde gerne ein neues Projekt mit Ihnen zusammen verwirklichen. Hätten sie Interesse?/ Oh Gott ja!!!, wollte ich in die Hörermuschel schreien und dabei wie ein Irrer in die Luft springen. Tat ich natürlich nicht. Wie ich schlussendlich so ruhig am Telefon bleiben, und der Agentin zusagen konnte, ist mir immer noch ein Rätsel. Wahrscheinlich war mein Körper nach dieser Nachricht in eine Schockstarre verfallen, was ich jedoch nicht mitbekommen habe, da ich Mühe hatte, mich aufs langsame Ein- und Ausatmen zu konzentrieren, damit ich nicht hyperventilierend umkippte. Zum Glück hatte sich die Starre schnell wieder gelegt und nun sitze ich hier. In einem Taxi, das mich erst vom Flughafen abgeholt hat, und jetzt direkt zu Lucian bringt. Zu ihm nach Hause. In seine Wohnung. Fünf Tage vor Weihnachten. Das beste Weihnachtsgeschenk ever! Mein Herz rast, mit jedem gefahrenen Meter einen Takt schneller. Aufgeregt gehe ich nochmal alles in Gedanken durch, was ich gestern Abend in meine Tasche gepackt habe. 'Wechselklamotten, meine gesamten Zeichenutensilien, die ersten Entwürfe der Zeichnungen, das Skript, …' Oh das Skript! Davon habe ich euch ja noch gar nichts gesagt! Das Sahnetüpfelchen auf dem Weihnachtskuchen! Plus Zuckerkirsche! Nach meiner Zusage bekam ich schon gleich am nächsten Tag per Kurier Lucians neustes Werk zugesandt. Druckfrisch. Niemand sonst hatte es zuvor gelesen. Außer natürlich den Lektoren und die ganzen anderen Leute vom Verlag, die es sich durchlesen 'mussten'. Aber eben noch nicht die allgemeine Leserschaft. Ich musste sogar einen Wisch unterschreiben, dass ich weder Kopien davon mache, noch jemand anderen einen Blick in das Skript werfen lassen würde. Ansonsten bla, bla, bla … Die sich daraus ergebenen Folgen las ich mir erst gar nicht durch. Als ob ich diesen Schatz jemals aus meinen Händen gäbe! Noch während ich am Lesen war, kritzelte ich eine Szene nach der anderen daraus in meinen Skizzenblock. Noch zu schlecht, um sie Lucian zu zeigen, aber nachdem ich sie alle, und ich meine wirklich alle, als ordentliche Rohentwürfe überarbeitet habe, hoffe ich inständig, dass sie ihm gefallen und er einige davon verwenden möchte. Das wäre wirklich zu fantastisch! Ich kann es immer noch nicht ganz fassen ... "Warum sollten sie ihm nicht gefallen?", bluffte mich Billy, mein bester Freund/Agent an, als ich ihm die Entwürfe zeigte und ihn eben genau dies fragte. "Er wollte deine kunstbegabten Finger für sein neues Buch, also wird er auch ahnen können, was er bekommt." Er mag Recht gehabt haben, trotzdem verwandle ich mich jedes Mal in das reinste Nervenbündel, wenn ich mir auch nur für eine Sekunde vorstelle, wie Lucian meine Zeichnungen studiert. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie er ausgerechnet auf mich gekommen ist. Klar, inzwischen bin ich in der Szene kein Unbekannter mehr, aber auch nicht so berühmt wie manch anderer. Eigentlich krebse ich eher im unteren Ranking herum, was meinen Bekanntheitsgrad angeht. Das größte, was ich bis jetzt, also vor dem Anruf von Lucians Agentin, erreicht habe, ist ein Porträt von meinen Werken und mir in einer großen regionalen Zeitschrift. Und das auch nur, weil Billy es irgendwie geschafft hat, eins meiner Bilder an einen Redakteur besagter Zeitschrift zu verschachern. Ich weiß nicht, inwieweit er dabei genau seine Finger mit im Spiel hatte, beziehungsweise, wo diese anschließend bei dem Redakteur gesteckt haben, aber seitdem läuft es ganz gut bei mir. Bei Billy und dem Redakteur im Übrigen auch. Aber das ist eine andere Geschichte. Viel wichtiger ist jetzt, dass wir endlich ankommen, und ich hoffentlich nicht allzu aufgeregt sein werde, wenn ich letztendlich vor meinem Idol stehe, denn ja, Lucian ist eins meiner größten Idole, auch wenn er, nicht so wie ich, mit Farbe und Leinwand arbeitet, sondern die Bilder in den Köpfen seiner Leser entstehen lässt. *** Lucian lebt buchstäblich am Arsch der Welt. Wald, Wald, Wald und nochmals Wald. Bergauf und Bergab, über eine sich enge, windende Bundesstraße. Sind wir hier überhaupt richtig? Langsam mache ich mir Sorgen, dass das alles bloß ein dummer Scherz war, obwohl ich zugeben muss, wer auch immer dann dieses Skript geschrieben hat, meinen Respekt. Aber nein. Das Skript ist unverkennbar von Lucian. Ich kenne seinen Schreibstil und ich kenne auch seinen Hauptcharakter, Slate. Niemand kann ihn so darstellen wie Lucian. Diese innere Zerrissenheit, die tiefe Liebe zu seinem Partner Neil, die sie beide (noch) immer und überall verstecken müssen, in dieser düsteren dystopischen Fantasywelt, in der die beiden ums Überleben kämpfen müssen. Das kann keiner kopieren, auch wenn es viele auf einschlägigen Fanfictionseiten versuchen. Ja, ich gebe es zu, ich habe es auch mal versucht. Es blieb bei dem einem Mal und der Versuch landete nach einigen Seiten gleich im Papierkorb. Schreiben überlasse ich definitiv anderen. Bevorzugt natürlich Lucian. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Meine Leiste ist die Kunst. Bunte Farben, ob Acryl, Bunt- oder Filzstifte, Kohle oder am Computer. Damit kann ich mich ausdrücken und genau auf diese Weise will ich mein Geld verdienen. Was anderes kann ich ja auch gar nicht. Ganz zum Leidwesen meiner Eltern. Beide Buchhalter und entsetzt darüber, dass ich mich nicht die Bohne für Zahlen und Kalkulationen interessiere. Ich bin eben ein Mathe-Analphabet. Pech gehabt. Schlimmer war allerdings, als sie spitz bekommen haben, was genau ich alles aufs Papier bringe. Auch hier war Lucian der Auslöser. Im wahrsten Sinne. Slate. Ich musste ihn einfach zeichnen! Diesen großen, kräftigen Kerl, der kämpferisch und selbstbewusst in einem langen Mantel gehüllt, umher schreitet. Geheimnisvoll und düster. Hey ich war fünfzehn! Irgendwie musste ich mir doch Luft machen. Ich wollte ihn vor mir sehen. Damit meine ich nicht als Wichsvorlage. Nein. Einzig die Neugier trieb mich. Konnte ich es? Die unglaublichen Bilder in meinem Kopf auf Papier bannen? Und wie ich es konnte! Ich fing an zu zeichnen was das Zeug hielt. Nicht nur Szenen und Personen aus Lucians Universum. Nein. Ich probierte mich aus, versuchte Dinge auf Papier zu bekommen, die ich mir selbst ausdachte. Ich experimentierte mit verschiedenen Stilen, vertiefte mich bis zu den Ohrenspitzen in das Thema Kunst, studierte die großen Künstler, Comiczeichner, Klassik, Moderne, und und und. Recht schnell begriff ich, dass das der Weg war, den ich weitergehen wollte. Wie gesagt, meine Eltern waren schockiert. Ihr Sohn wollte keinen gut bürgerlichem Beruf nachgehen, sondern lieber … Bilder malen?! Dass es nicht einfach nur 'Bilder malen' war, sondern mir ein richtiges Kunststudium vorschwebte, wollten sie anfangs nicht hören. Aber ich blieb eisern. Leider wuchs damit auch ihr Interesse für das, was ich denn alles so aufs Papier zauberte. Glaubt mir, eine herumschnüffelnde Mutter ist das aller Schlimmste, was einem Jugendlichen passieren kann. Besonders wenn sie Darstellungen von Slate und Neil findet, die es auf höchst anregende Art und Weise miteinander in einer von Krieg zerstörten Ruine treiben. Das Donnerwetter, das mich nach dem 'zufälligen' Fund meiner Mutter erwartete, als ich später das Haus betrat, könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Meine Mutter, aufgelöst in Tränen auf der Couch sitzend, mein Vater krebsrot vor Wut, vor ihr auf- und abgehend. Willkommen bei meinem Outing! Meine Eltern konnten mir Wochenlang nicht in die Augen sehen. Nach dem ersten Schock meinerseits wechselte ich in den Sturmodus. Sollten sie halt enttäuscht vor mir sein! Ich hatte mir nichts vorzuwerfen. Einzig, dass ich meine Zeichenmappe nicht besser versteckt hatte vielleicht. Ich verhielt mich einfach wie immer, während sie langsam lernten, mit meiner Homosexualität umzugehen. All das löste sich zum Glück mit der Zeit in Wohlgefallen auf. Ich ging meinen Weg und sie lernten damit zu leben. Mit meinem Berufswunsch und meiner sexuellen Orientierung. Mein weiterer Weg führte mich direkt in das von mir lang ersehnte Kunststudium. Dort lernte ich auch Billy kennen. Seitdem sind wir, wie man so schön sagt, ein Kopf und ein Arsch. Er unterstützt mich seit je her, findet, dass ich der verfickt-beste - seine Worte, nicht meine - Künstler auf Erden bin. Ich sehe das etwas pessimistischer. Außerdem finde ich, man sollte sich nie allzu lange auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern immer weiter voran gehen, neues ausprobieren, dazulernen und Dinge wagen, die man sich vielleicht nicht zutraut. Wobei wir wieder beim Thema wären, nicht? Inzwischen holpern wir über einen holprigen Schotterweg. Der frisch gefallene Schnee verlangsamt die Fahrt zusätzlich. Scheint, als sei es unter dem Neuschnee gefroren, denn der Fahrer flucht immer wieder wenn die Räder des Taxis nicht richtig greifen und versucht den schlingernden Wagen auf Spur zu halten. Als er nach schier unendlich erscheinenden Stunden Fahrt endlich verkündet, dass wir gleich da sind, packe ich aufgeregt mein Buch in die Tasche und starre angespannt aus dem Fenster, bis ich ein Haus entdecke, das nach einer sanften Rechtskurve wie aus dem Nichts zwischen den hohen Tannen auftaucht. Es liegt unterhalb des Weges eingerahmt in einer idyllischen Wald-Winterlandschaft. Es kommt sogar die Sonne etwas durch den dunkelgrünen Nadelhimmel und es beginnt von neuem zu schneien, was dem Taxifahrer weitere unschöne Flüche entlockt. Ich kann ihn verstehen. Wer ist schon heiß auf eine Autofahrt bei diesem Wetter? Wie gut, dass ich die Fahrt nicht bezahlen muss. Ich mag gar nicht wissen, wie hoch die Kosten für diesen Trip sind. Ich steige aus und warte, bis der Taxifahrer mir meinen Koffer in die Hand drückt. Im Gegenzug bekommt er von mir noch ein mittelmäßiges Trinkgeld. Mehr hat der muffige Fahrer auch nicht verdient. Er scheint sich dennoch zu freuen, wünscht mir schöne Feiertage, und macht sich wieder auf den Heimweg. Als er hinter der Kurve verschwunden ist, atme ich tief ein und wende den Blick zum Haus ein paar Meter vor mir. Das zweistöckige, hellgrau gemauerte Haus hat schwarze, moosbewachsene Dachziegel und weiße Fensterläden. Einzig die dunkelrote Haustür sticht hervor. Und sie macht mir eine Heidenangst. Meine Aufregung wächst immer mehr. Ich muss mich beinahe dazu zwingen, auf die drohend-rote Haustür zuzulaufen, obwohl ich doch nichts sehnlicher möchte, als endlich die Klingel zu betätigen, und vor meinem Idol zu stehen. Trotzdem verlangt es mir einiges ab, den Finger zu heben, als ich direkt davor stehe, um den kleinen runden Knopf zu drücken. Ich atme noch einmal tief ein und aus, dann wage ich es. Innen hört man es läuten. Anstatt eines normalen Haustürläuten ertönt irgendeine kurze Melodie. 'Wie kitschig.' Bin ich hier überhaupt richtig? Ich warte. Und warte. Nichts tut sich jenseits der Tür. Ich klingle nochmal. Mit dem selben Ergebnis. "Hallo?!" Anstatt zu klingeln klopfe ich jetzt. "Ist jemand da?" Keine Reaktion. Erwartet Lucian mich denn nicht? Er muss doch wissen, dass ich heute komme, um mit ihm an den Illustrationen zu arbeiten. Was mache ich denn jetzt? Hier draußen herrschen mindestens 10 Grad unter Null. Wenn ich länger hier herumstehe, friere ich mir vermutlich nicht nur meinen Arsch ab. Meine Füße sind jetzt schon Eisklötze. Leicht verärgert versuche ich durch das gewölbte Glas in der Mitte der Haustür drinnen etwas zu erkennen. Irgendwo im Haus scheint Licht zu brennen. Oder ein Kamin. Es flackert schwach. 'Also muss jemand da sein', schlussfolgere ich daraus. Plötzlich ertönt ein dumpfer Schlag, dann ein Krachen. Ich zucke zusammen und starre in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen sind. Und wieder. Hört sich an, als würde jemand Holz kleinschlagen. Ich folge den Geräuschen und laufe nach links an der Hausfront entlang. Eine weitreichende Fläche tut sich vor mir auf. Jetzt ist sie dick mit Schnee bedeckt, aber im Sommer muss hier eine große Wiese sein. Eine rechteckige Erhöhung neben dem Haus verrät mir, dass dort ein Pool sein muss. 'Schick.' Muss das schön hier sein in den Sommermonaten! Am Pool im Gras liegen, nichts weiter hören, außer die Bäume, die sich im Wind sacht wiegen ... Wieder ein Schlag und ein Rumpeln. Ich spähe ums Eck. Wie vermutet steht dort jemand und spaltet Holz. Dieser Jemand steht zwar mit dem Rücken zu mir, doch ich weiß sofort wer es ist. 'Lucian!' Ich stehe da wie angewurzelt und beobachte ihn bei seiner Arbeit. Lucian ist groß. Größer als ich. Breites Kreuz. Kräftig gebaut. All das wusste ich schon. Schließlich prangt auf jedem Buchrücken seiner Werke ein Bild von ihm, aber jetzt live vor ihm zu stehen … Ich bekomme weiche Knie! WAU! Ich erschrecke mich furchtbar. Ein Hund! Ein riesiger Köter! Sieht aus wie ein weißer Schäferhund. Er steht direkt vor mir, mit aufgestellten Nackenkamm und sieht mich nicht gerade freundlich an. Das Geknurre und Gebelle von dem Köter weckt natürlich Lucians Aufmerksamkeit. Sein Blick trifft auf meinen. Stirnrunzeln seinerseits. Die Axt, die er eben noch im Begriff war, über seinen Kopf zu heben, ruht nun schwer auf seiner Schulter. Er wirkt damit verdammt bedrohlich. Ob das seine Absicht ist? Trotzdem bekomme ich sofort das Bedürfnis, diese Szene vor mir zeichnen zu wollen. "Ramsey! Komm her." Sofort trollt sich der Köter und hockt sich brav neben Lucian, fixiert mich allerdings weiter misstrauisch. Genau wie sein Herrchen. "Äh ... hallo", stottere ich und versuche meine Gedanken auf Kurs zu halten, was ganz und gar nicht einfach ist. "Ich bin Nate. Nate Williams. Wir hatten einen Termin. Wegen den Illustrationen." Bin ich froh, dass ich die paar Sätze ohne größeres Stolpern über meine Lippen gebracht habe! Lucians Augenbrauen ziehen sich zusammen. "Das war heute?" Äh … "Ja", antworte ich ihm. Da bin ich mir hundert pro sicher. Das Datum steht schon seit einem halben Jahr fest. Habe es in meinem Kalender dick rot umrahmt und, um auf Nummer sicher zu gehen, in meinem Handy eingespeichert. Damit ich es auch ja nicht vergesse. Als ob ich das jemals hätte ... "Ah so." Soeben scheint Lucian ein Licht aufzugehen. "Dann geh schon mal rein. Ich komme nach." Wie bitte? Kein Hallo? Oder irgendwas in dieser Richtung? Ich schlucke einen bissigen Kommentar runter, schließlich stehe ich hier vor dem Mann, der meinen Lebensweg so entscheidend geprägt hat. "Die Haustür ist abgeschlossen", erwidere ich bloß und deute nach vorn zum Haus. "Die Terrassentür ist offen. Zieh aber deine Schuhe vorher aus." Mir fallen sämtliche Gesichtszüge gen Boden. Schuhe ausziehen?! Ist der geistige Vater einer meines absoluten Lieblingscharakters etwa ein alter Spießer?! Total verwundert über diesen Lucian, der dem in meiner Fantasie so gar nicht zu entsprechen scheint, betrete ich sein Haus durch die Terrassentür. Natürlich nicht, ohne mir vorher draußen die Schuhe von den Füßen zu streifen. Drinnen, scheinbar dem Wohnzimmer, empfängt mich eine angenehme Wärme. Wie vermutet, knistert ein Kamin links in der Ecke. Alles im Inneren des Hauses ist in honigfarbenen Holztönen gehalten. Dazu weiß und schokobraun. So ganz anders, als ich mir das Zuhause eines Schriftstellers vorgestellt habe. Irgendwie dachte ich, Lucian würde mehr so leben wie er in seinen Büchern beschreibt. Damit meine ich jetzt nicht diese Sci-Fi postapokalyptische Endzeitstimmung, allerdings irgendwas in Richtung Industrielook oder Moderne. Aber ganz bestimmt nicht diese Schöner-Wohnen-Waldhütten-Optik. Da sieht man mal wieder, wie sehr einem seine eigene Fantasie einen Streich spielen kann. Lucian Harvest, der Autor einer der düstersten und gleichzeitig der romantischsten und heißesten Buchreihe, lebt den Traum eines jeden Schöner Wohnen Abonnenten. Ich brech vom Glauben ab! *** Wie bestellt und nicht abgeholt sitze ich auf Lucians blütenweißer Couch, natürlich erst, nachdem ich mich auch vergewissert habe, dass meine Hose auch total sauber ist. Komme mir vor wie bei meiner Oma. Fehlt nur noch der Plastikbezug, damit auch ja nichts dreckig wird. Wie lange ich nun schon hier hocke, weiß ich gar nicht genau. Ich weiß nur, dass er immer noch da draußen Holz hackt, es neben an der Hauswand aufstapelt und wieder weiter hackt, als würde es mich gar nicht geben. Der hat echt die Ruhe weg! Ich könnte inzwischen seine gesamte Bude leergeräumt haben, und er würde es noch nicht mal bemerken. Langsam werde ich wirklich stinkig! Wer zum Teufel geht so mit seinen Gästen um?! Ich überlege, ob ich nicht einfach wieder abhauen soll, aber erstens geht das schlecht, denn bis das Taxi wieder hier wäre, würde es ewig dauern, und zweitens bekäme ich dann von Billy einen kräftigen Arschtritt verpasst. Und eigentlich mag ich auch gar nicht gehen, aber wenn er mich weiterhin übergeht, dann … Es klingelt. Noch ein Besucher? Super! Noch jemand, denn Lucian ignorieren kann. Das scheint er auch mit seiner Klingel gern zu tun. Er rührt sich keinen Millimeter. Aber wahrscheinlich hört er sie da draußen auch gar nicht. Ich seufze genervt. Ich spiele hier hundert pro nicht den Türöffner! "Jemand hat vorn geklingelt", kläre ich den Holz hackenden Lucian auf. "Ist es schon drei?" Keine Ahnung! Ich zucke mit den Schultern. Lucian schwingt das Beil elegant auf das große Hackklotz, sodass es darin stecken bleibt, putzt sich die Hände halbherzig an seiner dunklen Jeans ab und marschiert ums Haus. Ich schließe die Terrassentür wieder und harre der Dinge. Von Richtung Haustür kommen Geräusche. Lachen, leise Worte. Dann schnappt das Schloss auf. Lucian betritt das Haus. Im Schlepptau ein blonder junger Mann. Ungefähr mein Alter, aber ich mag mich auch irren. Im Erraten von Jahrgängen war ich schon immer eine Null. "Oh. Hi." Blondi ist sichtlich überrascht über meine Anwesenheit. "Hi", echoe ich und grinse schmal. Was will der hier? Ist das etwa Lucians Freund? Hat er überhaupt einen? Über Lucians Privatleben dringt nie etwas an die Öffentlichkeit. Nicht, dass es mich jemals ungemein interessiert hätte. Jedem steht sein privates Leben zu. Aber jetzt hätte ich doch gern eine Antwort darauf. "Geh schon mal hoch", weist Lucian Blondchen an und richtet sich danach an mich. "Fühl dich wie Zuhause. Essen und Trinken ist in der Küche. Bediene dich einfach." Und weg ist er, die Treppe am hinteren Ende neben besagter Küche nach oben, hinter Blondchen her. Ich soll was? Es wird ja immer bunter! Zuerst rühre ich mich gar nicht, zu verdutzt bin ich über diese ganze verquere Situation. Erstmal muss ich mich sammeln, und das dauert eine Weile. "Hat der sie noch alle?!" Wenn er mich augenscheinlich gar nicht hier haben will, warum hat er mich dann zu sich eingeladen? Eigentlich bin ich von Natur aus ein ziemlich geduldiger Geselle und mache nicht so schnell meinen Mund auf, dafür habe ich Billy. Aber alles hat irgendwann seine Grenzen. Vor allem, wenn man so dermaßen übergangen wird. Sauer bis in die Haarspitzen greife ich mir die Mappe mit meinen Skizzen und folge den beiden. Mein Plan ist, Lucian die Mappe um die Ohren zu hauen und dann irgendwie wieder von hier weg zu kommen. Selbst, wenn ich den Weg zu Fuß zurückgehen muss! Nicht wissend, was mich am oberen Ende der Treppe erwarten wird, stapfe ich dennoch voller Entschlossenheit hinauf. Am Treppenende angekommen, tut sich vor mir ein breiter Flur auf, von dem auf jeder Seite je vier Türen abgehen. Einige von ihnen sind offen. Ich atme tief ein und werde dann doch wieder leicht nervös. Trotzdem bin ich zu allem entschlossen. So lasse ich mit mir nicht umgehen! Selbst von einem Lucian Harvest nicht! Die erste Tür links neben mir ist nur angelehnt. Ich spähe hinein. Sieht aus wie ein Gästezimmer. Vielleicht ist das sogar für mich bestimmt, aber das ist mir gerade vollkommen egal. Rechts die Tür ist geschlossen. Ich überlege noch, ob ich doch lieber anklopfen soll, bevor ich sie öffne, da höre ich ein leises Rauschen. Unverkennbar eine Dusche. Woher das Rauschen kommt, darüber muss ich nicht lange grübeln. Die Geräusche kommen von ganz hinten. Die Tür ist noch nicht mal verschlossen. Ich weiß, ich sollte es nicht tun. Aber meine Beine handeln eigenmächtig. Kaum bemerke ich, dass ich mich bewege, da stehe ich auch schon vor der halb geöffneten Badezimmertür und schaue hinein. Nein, ich schaue nicht nur, ich gaffe! Lucian und Blondi, eng umschlungen, zusammen in einer gläsernen Duschkabine. Was sie da im Begriff sind tun könnte eindeutiger nicht sein und ich glaube, darauf muss ich auch nicht näher eingehen. 'Hör auf da hinzuglotzen!', schreie ich mich mental an, doch zu spät. Plötzlich trifft mich über Blondies Schulter hinweg Lucians Blick. Ich erschrecke furchtbar, spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt und ich regungslos erstarre. Spinne ich, oder grinst er?! Ich komme nicht mehr dazu, eine genaue Antwort auf diese Frage zu bekommen, denn meine Starre löst sich endlich wieder. So schnell ich kann, verlasse ich kopflos die obere Etage, rase die Stufen nach unten, immer noch die Skizzen in der Hand, und komme erst wieder einigermaßen zu mir, als ich wieder vor der weißen Couch stehe. Leise flatternd segelt mein Skizzenblock zu Boden. "Scheiße." Die Zusammenarbeit mit Lucian kann ich jetzt wohl knicken. *** "Ruf mich doch endlich zurück, Billy! Hier ist was passiert … Was, das kann ich dir am Telefon nicht sagen, aber ich …" Ich seufze hilflos in den Hörer. "Ruf mich einfach zurück!" Wie ein nasser Sandsack lasse ich mich auf die Couch fallen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Eigentlich hatte ich gehofft, ein Gespräch mit Billy würde das ändern, aber dieser Mistkerl geht weder an sein Handy noch ans Festnetztelefon. Soll ich einfach abhauen? Hier bleiben und so tun, als wäre dieser Vorfall niemals passiert, in der Hoffnung, Lucian wird es genauso handhaben? Falls er das jedoch nicht macht, was wird er dann tun? 'Mich hochkant aus dem Haus werfen', ist die einzige plausible Antwort, die mir darauf einfällt. Wieso ihm also nicht einfach zuvorkommen? Ich lasse meine Skizzen einfach hier und mache mich vom Acker. Dumm nur, dass ich hier am Arsch der Welt hocke, einem bereits dämmernden Arsch, und ich bin absolut nicht für einen nächtlichen Winterspaziergang ausgerüstet. Selbst ein Taxi käme hier wahrscheinlich erst in ein, zwei Stunden an. So sehr es mir auch widerstrebt, nachher Lucian und seinem Lover zu begegnen, ich werde Wohl oder Übel bleiben müssen. Noch einmal versuche ich es bei Billy. Aber wieder geht nur seine Mobilbox dran. Langsam bekomme ich Kopfschmerzen von dem ganzen Stress. Ich reibe mir über die Schläfen und stöhne gequält, als plötzlich etwas gegen mein Bein stößt. Lucians Schäferhund! Ich versuche möglichst ruhig sitzen zu bleiben und das Vieh nicht direkt anzuschauen, doch will mir das nicht so recht gelingen. Der Köter legt seinen großen, schweren Kopf genau auf meine Oberschenkel und sieht mich unergründlich aus braunen Augen an. "Was?" Er antwortet mir nicht sondern starrt einfach weiter. "Musst du mal? Soll ich dich raus lassen?" Köter müssen doch ständig raus, nicht? Pinkeln, kacken. Was auch immer. Ich stehe also vorsichtig auf, darauf bedacht, keine ruckartigen Bewegungen zu machen, die das Vieh dazu animieren könnten, mich zu beißen. Als er bemerkt, dass ich zur Terrassentür laufe, hechelt er mir schwanzwedelnd hinterher. Kaum habe ich die Tür aufgemacht, rauscht er auch schon nach draußen in die Dämmerung. Schnell wieder zu. Es ist arschkalt! Ich will wieder rüber zur Couch, um es nochmal bei Billy zu probieren, da höre ich sie. Lucian und sein Fick kommen die Treppe runter! Panisch stürze ich auf die Couch zu, setze mich und versuche mich unsichtbar zu machen. Vorn an der großen Glasfront der Terrassentür kann ich die vagen Spiegelbilder der beiden sehen. Blondi geht vorne weg, Lucian hinterher. Er trägt nur einen Bademantel, den er sich notdürftig vorn zusammenbindet. Ich schlucke und schaue kurz weg. Allein daran zu denken, was die beiden eben noch miteinander getrieben haben … Mir wird ganz flau im Magen und ich bete, was ich sehr selten tue, dass sie nicht zu mir rüber kommen. Das Stoßgebet scheint zu funktionieren. Beide gehen zur Haustür. "Schönen Abend dir noch", höre ich Lucian zu Blondi sagen. "Dir auch", gurrt dieser und im spiegelnden Fenster sehe ich, wie Blondi Lucian einen Kuss auf den Mundwinkel gibt. Kotz! "Fahr vorsichtig bei dem Wetter." Blondi lacht, flüstert etwas, das ich nicht verstehen kann, dann trollt er sich. Weg ist er. Ich atme tief ein und stelle mich innerlich auf ein dickes Donnerwetter seitens Lucian ein. Nervös höre ich seine Schritte hinter mir. "Alles gefunden, wonach du gesucht hast?", fragt er mich mit einem unüberhörbaren sarkastischen Tonfall. Hundert pro eine Anspielung auf mein ungewolltes Badezimmerspannen. "Mehr als mir lieb war", antworte ich brummend und schalte auf stur. Das einzige, was ich ihm entgegensetzen kann, um mir noch wenigstens ein kleines bisschen Würde zu bewahren. Zu meiner Verwunderung lacht Lucian. Wirklich! Er lacht! Und als ob das noch nicht genug ist, setzt er sich auch noch neben mich. "Selbst schuld, wenn man so neugierig ist. Hat dir die Show wenigstens gefallen?" Ich hasse es, aber meine Wangen werden heiß. "Ich bin nicht hier, um mir irgendwelche Duschpornos zu Gemüte zu führen!", schieße ich zurück. "Sondern um dir meine Zeichnungen zu zeigen. Und zwar ausschließlich dafür." Da er mich geduzt hat, tue ich das auch einfach. Er scheint nichts dagegen zu haben. "Ach, entspann dich mal", brummt er zufrieden und gähnt. "In meinen Büchern gibt es weit Schlimmeres zu lesen." Bitte?! "Ja, ich weiß", knurre ich eingeschnappt. "Vieles davon habe ich die letzten Wochen über illustriert." Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl. Ich habe nämlich eine Menge Arbeit da rein gesteckt, was mir natürlich einen riesigen Spaß gemacht hat und ich ihm deshalb auch sehr gerne das Ergebnis gezeigt hätte, aber nein! Der Herr vögelt einfach mit Blondi und tut so, als wäre ich gar nicht da! Ich fühle mich wirklich übelst übergangen. Lucian grinst, sagen tut er jedoch nichts mehr. Im Gegenteil. Er steht wieder auf und sieht sich um. "Ramsey? Es wird Zeit für dein Futter. … Ramsey?" "Der musste mal. Hab ihn raus gelassen", sage ich. "Was?" Lucian stürmt auf mich zu, was mich zusammenzucken lässt. "Hast du sie noch alle?! Du kannst Ramsey doch nicht mitten in der Nacht allein in den Wald lassen! Weißt du, was ihm da passieren kann?! Hier gibt es Wölfe und Bären!" Er sieht mich dermaßen sauer an, dass ich nervös schlucken muss und spüre, wie schon wieder meine Wangen heiß werden. "Sorry, ich …" "Verdammt!" Lucian eilt zur Küche. Ich stehe ebenfalls auf und schaue ihm dabei zu, wie er in einer Schublade herumkramt. Mit zwei Taschenlampen bewaffnet kommt er zurück zu mir und drückt mir eine davon in die Hand. "Hier! Du hilfst mit ihn suchen!" "Okay." Shit! Ich klinge verdammt kleinlaut. Aber woher soll ich denn wissen, dass der Köter Abends nicht raus darf? Lucian zieht sich bloß seinen dicken Mantel über den Bademantel, steigt in seine Stiefel und reißt die Terrassentür auf. Ich mache es ihm nach und folge ihm schnell. Er hat ein gewaltiges Tempo drauf. "RAMSEY! HIER HER, JUNGE!" Lucian pfeift laut. "RAMSEY!" Wir kämpfen uns durch den wadenhohen Schnee. Dicke Schneeflocken versperren uns dabei die Sicht. Ich kann mich einzig an Lucians Taschenlampe orientieren. "RAMSEY!" Keine Spur von dem Hund. "Scheiße", schimpft Lucian. "Das ist alles deine Schuld! … RAMSEY! KOMM HER!" Ich glaube ja wohl! "Hättest du mich nicht einfach stehen lassen, wie ein unwillkommener Eindringling, hätte ich deinen Köter erst gar nicht rausgelassen!", pflaume ich Lucian an. Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um. Oh oh … "Unwillkommen?! Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich wie Zuhause fühlen! Was hätte ich denn noch machen sollen? Dir eine Fußmassage geben?!" Lucian ist stinksauer. Aber da ist er nicht allein. "Zumindest nicht mit Blondi unter die Dusche steigen, während ich mit meinen Skizzen auf dich warte! Weißt du, wie bescheuert ich mir vorgekommen bin?!" Lucians Augen verengen sich, was wirklich unheimlich aussieht im schwachen Schein der Taschenlampen. "Dich hat niemand gezwungen, hier her zu kommen", zischt er bedrohlich. "Fein! Dann gehe ich jetzt zurück zum Haus und rufe mir ein Taxi!" Ich drehe mich um, will sauer davon stapfen, doch ich stoße plötzlich gegen etwas hartes. "Ramsey?" Tatsache! Lucians Köter steht vor mir, hechelt, und wedelt mit dem Schwanz. Lucian stürzt an mir vorbei. "Oh Gott sei Dank!", japst er, geht in die Knie und umarmt das sabbernde Vieh. Katastrophe abgewendet. Jedenfalls die Vierbeinige, denn das ändert nichts daran, dass ich immer noch von hier weg will. Und das so schnell wie möglich! ****** Na? wie gefällt es euch bis jetzt? War ja kein guter Start für eine Zusammenarbeit. Wie es weiter geht, erfahrt ihr nächsten Sonntag. Einen entspannten Adventssonntag euch noch. Kussi ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)