Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 26: Ein Blick in die Zukunft ------------------------------------ "Satoru, du sollst deinen kleinen Bruder doch nicht ärgern.", kam es maßregelnd von Katsuya, der seinen ältesten Sohn Richtung Küche schob. "Los, frühstücken." "Aber Dad...", begehrte der Zwölfjährige auf, der seit neun Jahren zwei Väter besaß und sich darüber glücklich schätzte, hatte seine leibliche Mutter ihn früher immer viel geschlagen und ihren Frust an ihm ausgelassen. "Yoshimine soll mich doch einfach nur fragen, ob er sich den Handheld nehmen kann. Mehr verlang ich doch gar nicht." "Hm...", kam es von dem Blonden, der sich dem Neunjährigen zuwandte, den sie vor drei Jahren adoptiert hatten. "Yoshi, hast du wieder nicht gefragt?" "Ich hab Angst, dass er nein sagt.", versuchte der Grundschüler sich zu rechtfertigen. "Wenn Satoru dich mit etwas, dass ihm gehört, nicht spielen lassen möchte, musst du das akzeptieren... aber hat er dich jemals abgewiesen, wenn du ihn gefragt hast?", erklärte er geduldig seinem jüngsten Sohn. "Nein.", nuschelte dieser verlegen. Katsuya wusste genau, woher die Angst vor Abweisung herkam. In seiner leiblichen Familie hatte man ihn immer wieder selbst um das Grundlegendste, wie Essen, betteln lassen und hatte ihn ausgelacht, wenn man seine Bitte ausschlug. Sanft zog er den rothaarigen Neunjährige in seine Arme und hob ihn hoch. Dann gingen sie zu dem schwarzhaarigen Zwölfjährigen, der seinem kleinen Bruder bereits dessen Lieblingscornflakes in eine Schüssel gefüllt hatte. "Hier Knirps.", meinte er sanft und Yoshimine reichte seinem älteren Bruder dessen tragbare Spielkonsole. "Ne, kannst ruhig damit spielen, leg sie aber später auf die Station zum Aufladen." "Danke Sa-kun.", meinte der Jüngere und lächelte erleichtert, bevor er von Katsuyas Arm auf die Sitzbank wechselte und sich über sein Frühstück her machte. Sanft zog Katsuya nun Satoru in seine Arme und umarmte ihn. "Ich bin sehr stolz auf dich, Satoru.", flüsterte er ihm zu und strich ihm über das dunkle Haar. Dann ließ er auch seinen ältesten Sohn frühstücken. In dem Moment kam Seto die Treppe hinunter und lächelte seine Familie an. "Guten Morgen.", grüßte er sie, ging zu Katsuya und küsste ihn sanft und voller Liebe. "Na du.", fragte Katsuya sanft neckend seinen Ehemann. "Haste die Arbeit noch fertig korrigiert?" "Jap...", meinte Seto mit einem bezaubernden Grinsen, wie Katsuya fand. Ob Setos Schüler wohl glaubten, dass er auch kein Privatleben hatte, wenn er von einem Tag auf den anderen eben mal so 30 Klassenarbeiten korrigierte. "Aber ich werde mich heute Nachmittag noch mal mit Tanaka-kun eine Stunde hinsetzen müssen und mit ihm das Thema durchgehen. Er hat da noch einige Schwächen." Katsuyas Lächeln wurde breiter und stolzer. "Was ist?", fragte Seto verwirrt. "Kein Wunder, dass deine Schüler dich so lieben und dich jedes Jahr aufs Neue zum Vertrauenslehrer wählen.", meinte Katsuya. "Na ja,... das alles verdanken sie nur dir alleine.", erwiderte der Brünette, bevor er sich setzte, die Krawatte über seine Schulter legte und begann zu frühstücken. "Mir?", kam es verblüfft von dem Blonden. "Sicher... durch dich hab ich festgestellt, dass mir das Unterrichten Spaß macht. Da hab ich erkannt, dass ich gerne Lehrer werden würde. Nur deswegen hab ich schließlich Lehramt studiert.", erklärte Seto, als ob es ein längst bekannter Fakt wäre. "Du hast Dad mal Nachhilfe gegeben?", fragte Yoshimine verblüfft. "Klar hat er das. Nur dank eurem Papa hab ich es überhaupt an die Uni geschafft.", grinste der Blonde und wirkte einmal mehr wie in seiner Jugend. Da hörten sie das Klappern des Briefkastens. Da Katsuya immer noch nicht saß ging er an die Tür, öffnete sie und sah wie ihr Briefträger gerade den Vorgarten verließ. Er wandte sich zu ihm und grüßte ihn, während Katsuya ihm nur kurz nachwinkte. Dann nahm er die Post aus dem Briefkasten und kam dann wieder ins Haus. Auf dem Weg zum Tisch ging er die Umschläge durch und prüfte kurz, wer der jeweilige Absender war. Da waren ein Brief von seinem Verlag, die Strom- und Telefonrechnung, ein Brief von Shizuka und Mokuba und eine Postkarte ohne Motiv. Er drehte sie um und fühlte sich schlagartig, als hätte ihn ein Vorschlaghammer getroffen. Die Briefe fielen zu Boden und seine Hand, mit der er die Karte hielt, begann zu zittern. Sofort stand Seto auf und kam zu ihm herüber, während auch Satoru aufsprang und die fallengelassene Post rasch aufhob. "Hey, Sonnenschein... was ist denn los?", fragte Seto besorgt. Als Katsuya ihn ansah erschrak er selbst, denn diesen Blick hatte Katsuya das letzte Mal, als ihre Väter sie von der damaligen Oberschule abgeholt hatten. Seto nahm die Karte aus Katsuyas Hand und war fassungslos: Die Postkarte kam vom Justizministerium, die Katsuya darüber informierte, dass sein Vater in der kommenden Woche seine fünfzehnjährige Haftstrafe verbüßt habe und auf freien Fuß kommen würde. Katsuya nahm die Postkarte aus Setos Hand und knüllte sie zusammen, bevor er sie in den Papiermüll warf. "Egal.", murmelte er leise. "Frühstückt zu Ende, ich komm gleich und fahr euch zur Schule." Dann verließ er die Küche, ging die Treppe hinauf und zog sich kurz in ihr Schlafzimmer zurück. Dort setzte er sich auf die Bettkante und versuchte ruhig durchzuatmen. Er kannte die Atemtechnik, die Stress und Panik reduzierte und ihn wieder zur Ruhe kommen ließ. Immerhin war sie seine Lieblingsmethode, die er seinen Patienten immer wieder empfahl und beibrachte. Besser als jedes Medikament zur Angstlösung. Gerade, als sein Stresslevel wieder auf ein erträgliches Maß gesunken war schlangen sich zwei Arme um ihn. "Er kann dir nichts mehr tun. Du bist nicht mehr alleine.", flüsterte Seto ihm sanft ins Ohr. "Danke.", erwiderte Katsuya leise. "Es war nur im ersten Moment so ein Schreck." "Kann ich mir vorstellen.", kam es mitfühlend von Seto. "Würde mir ganz genauso gehen, wenn Gozaburo nicht längst tot wäre." "Ich hoffe nur, dass er nicht plötzlich auftaucht.", kam es mit Angst in der Stimme von Katsuya. "Ich will ihn nicht in der Nähe unserer Söhne haben." "Selbst wenn er auftaucht, werden wir ihm klar machen, dass er in unserem Leben nicht erwünscht ist. Hab keine Sorge, wir werden auch das meistern.", versicherte der Brünette sanft. Katsuya nickte und strich sich eine verirrte Träne von der Wange, die sich wohl gelöst hat. "Vielleicht schau ich kurz bei Kai vorbei, wenn ich die Kinder bei ihrer Schule abgesetzt habe.", meinte Katsuya und meinte damit sein Mentor und Ausbilder, von der Uni. "Tu das, das wird dir sicherlich gut tun.", ermutigte Seto ihn liebevoll. Es war ein wenig hektisch im Hause Yamanashi - Katsuya hatte bei ihrer Hochzeit Setos Familiennamen angenommen: Shizuka und Mokuba waren mit ihrer dreijährigen Tochter zu Besuch und auch Katsuyas Mutter war gekommen. Es gab keinen bestimmten Anlass für das Treffen. Es war nur etwas, was sie versuchten einmal im Monat auf die Beine zu stellen und das Familiengefühl zu festigen. Gerade für ihre Jungs war es wichtig in einen familiären Rahmen eingespannt zu sein. Setos Eltern waren noch unterwegs und waren durch einen Stau aufgehalten worden. Als es klingelte ging Satoru an die Tür, öffnete und erstarrte. Vor ihm standen nicht die Großeltern, die er erwartet hatte, sondern ein alter Mann, der völlig herunter gewirtschaftet wirkte und ihn anlächelte. Irgendetwas an ihm kam dem Zwölfjährigen bekannt vor, doch er konnte es nicht benennen. "Satoru, wer ist denn da an der Tür?", rief Katsuya aus dem Esszimmer, bevor er heran kam. Als er sah, wer vor der Tür stand schob er sich sofort vor seinen Sohn. "Was zum..." "Schätzchen, ist alles in Ordnung?", hörte er seine Mutter aus der Küche fragend rufen. Doch Katsuya war völlig auf den Mann vor sich fixiert. Dieser hatte seine Baseball-Cap abgezogen und hielt sie unsicher in der runzligen Hand vor seiner Brust. "Hallo, Sohn.", kam es schließlich von dem alten Mann. Satoru linste hinter seinem Dad hervor und musterte den Alten. Daher kam er ihm so bekannt vor: Sie hatten ähnliche Gesichtszüge. "Wie bitte?", keifte der Blonde plötzlich. "Sohn? Du hast keinen Sohn mehr. Den hast du halbtot geschlagen in deiner Küche auf dem Boden seinem Schicksal überlassen." Er wollte die Tür schon schließen, als der Alte ihn traurig ansah. "Es tut mir leid." Kam es hastig und mit brüchiger Stimme von dem Älteren. Katsuya zog die Tür wieder auf und trat einen bedrohlichen Schritt auf den Älteren zu. "LEID? ES TUT DIR LEID?", fauchte er ungehalten. Durch die angehobene Stimme kamen nun auch Seto, Shizuka, Mokuba und Katsuyas Mutter heran. "Du?", kam es fassungslos von Shizuka. "Ich... ich weiß, ich habe viele Fehler gemacht. Aber ich habe meine Haft genutzt, um eine Therapie zu machen und lange darüber nachzudenken. Ich erwarte gar nicht das du mir verzeihst, Katsuya... oder ihr beiden...", er sah zu seiner Ex-Frau und seine Tochter. "Alles was ich wollte war, mich bei dir aufrichtig für all den Schmerz entschuldigen, den ich dir in deiner Kindheit und Jugend zugefügt habe." Mit diesen Worten drehte sich der Mann um und schlurfte durch den Vorgarten zum Bordstein und dann die Straße entlang. Fassungslos blickte Katsuya ihm noch lange hinterher, selbst als der Alte um die nächste Ecke bog und verschwand. Nur langsam konnte Seto die Tür aus Katsuyas Griff lösen und sie schließen. Dann zog er seinen Ehemann in seinen Arm und hielt ihn lange fest. Seinen Hass auf diesen Mann hatte er schon vor langer Zeit bewältigt, weil er diesen nicht den Rest seines Lebens mit sich herumschleppen wollte. Doch die Wut war immer noch in ihm. Tränen lösten sich aus Katsuyas Augen. Diese Worte von seinem Vater zu hören, auf die er so lange hatte warten müssen, hatte ihm überraschenderweise ein Gefühl der Befreiung geschenkt. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)