Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 22: Heimkehr -------------------- Seto saß auf der Rückbank der Mittelklassenlimousine und hatte ein flaues Gefühl im Magen. Unruhig nestelte er mit seinen Fingern am Saum seines etwas zu großen Pullovers. Der Vorteil bei diesem Pullover war der Rollkragen, der es ihm ersparte, dass Nietenhalsband zu tragen. Katsuya hatte ihm empfohlen das Halsband erst einmal wegzulassen, wenn seine Eltern ihn das erste Mal mit nach Hause nahmen. Katsuya... Traurigkeit erfasste den Dunkelhaarigen. Er vermisste den Blonden, der ihm ein so guter Freund geworden war und den er in Domino City hatte zurück lassen müssen. Wie gerne hätte er ihn mitgenommen. Gerade jetzt, bei seiner Rückkehr nach Nara, und damit dem bevorstehenden 'Kennenlernen' mit seinem kleinen Bruder, den er früher über alles geliebt hatte. Doch jetzt war Mokuba fast schon ein Teenager und hatte sich völlig unabhängig von ihm entwickelt. Wer wusste schon, ob der Jüngere ihn leiden würde? Unruhig rutschte er auf seinem Platz kurz hin und her und biss sich auf die Unterlippe, als ihm seine Mutter eine Hand auf die seinen legte. "Mokuba freut sich schon sehr darauf, seinen großen Bruder endlich kennen lernen zu dürfen.", meinte sie mit einer sanften Stimme zu ihm. Er zog seine Hände unsicher unter ihrer langsam weg. Da sie spürte, dass Seto diese Berührung nicht wollte nahm sie ihre Hand langsam weg. So war das in den letzten zwei Wochen immer gewesen, in denen sie sich nach und nach im Krankenhaus angenähert hatte. Sie suchte den physischen Kontakt, den Seto nicht ertrug und statt ihm daraus einen Vorwurf zu machen akzeptierte sie es und entschärfte die Situation durch einen Rückzug. Dafür war Seto ihr dankbar. Nach dem anfänglichen Schock darüber, dass seine Eltern noch lebten, hatten sie ihn täglich besucht. Anfangs nur stundenweise und wenn Katsuya dabei war. Katsuya hatte versucht zu vermitteln und Seto zu ermutigen sich seinen Eltern gegenüber zu öffnen. Der Blonde hatte gewusst, wohin das führen würde. Hatte gewusst, dass ihre gemeinsame Zeit bald enden würde. Dennoch hatte er ihm so geholfen. Nach der ersten Woche hatte der Blonde immer gesagt, er sei zu müde, wenn die Eltern mit ihnen spazieren gehen wollten. So war Seto zumindest zeitweise alleine mit den Menschen, die er so lange für tot gehalten hatte. Dabei hatte seine Mutter das erneute Kennenlernen wesentlich aktiver voran getrieben, als es sein Vater tat. Das hatte wieder Zweifel und Unsicherheiten in Seto geweckt. Doch Katsuya war da und hatte jeden Zweifel zerstreut und jede Unsicherheit mit gutem Zureden weggefegt. Als der Arzt ihnen schließlich eröffnete, dass Seto am nächsten Tag entlassen werden würde war der Dunkelhaarigen regelrecht in Panik geraten. Doch Katsuya hatte ihn zu sich gezogen und ihn beruhigt. Sie hatten sich versprochen weiterhin via Whats App, Mail und Chat in Kontakt zu bleiben. Als dann die Entlassung anstand hätte sich Seto fast im Badezimmer eingesperrt. Doch Katsuya hatte ihn aufgehalten und in den Arm genommen. Er hatte ihr Versprechen wiederholt, ihm Mut zugesprochen und versichert, dass seine Eltern ihm nicht weh tun würden. Da war sich der Blonde so sicher, dass es Setos Panik nach und nach beruhigte. Als seine Eltern ihn in Empfang nehmen wollten hatte er sie - zum ersten Mal von sich aus - angesprochen und gefragt, ob sie Katsuya nicht mitnehmen könnten. Seine Eltern hatten belämmert zu ihm geschaut und nach Worten gesucht. Doch dann hatte der Blonde selbst das Wort ergriffen und grinsend gemeint, dass Seto sich um ihn keine Sorgen machen brauchte. Eigentlich hatte Seto damit gerechnet, dass sie nach seiner Entlassung noch einmal in die Wohnung von Gozaburo fahren würden. Doch tatsächlich erwartete der Mann mit der Sonnenbrille sie vor dem Krankenhaus und war mit ihm zum Kofferraum gegangen. Dort waren all seine Sachen aus der Wohnung enthalten. Dann hatte er sich erinnert. Der Mann hieß Isono Akito und als er es laut sagte, lächelte der Sonnenbrillenträger glücklich. Isono war ursprünglich ein Auszubildender im Betrieb seines Vaters gewesen, der ihn dann aber zu seinem Protegé gemacht hatte. Isono hatte fast bei ihnen gewohnt, so oft war er da gewesen und damals hatte Seto ihn 'großer Bruder' genannt. Isono fragte ihn, ob er etwas vergessen hatte einzupacken und Seto dachte sich, dass er nichts davon brauchen würde und er all das gegen Katsuya tauschen würde. Also hatte er nur seinen Kopf geschüttelt und sie waren eingestiegen. Eigentlich wollte er erst seine Eltern einsteigen lassen und so zumindest auf einer Seite seine Ruhe haben. Doch schlussendlich hatten die beiden ihn zwischen sich genommen. Zwar hatten sie darauf geachtet, dass sie nicht dicht auf dicht saßen, dennoch fühlte sich Seto wie in einer Falle. Ständig unter Beobachtung. Auf dem Prüfstand. Scheinbar war seine Anspannung so deutlich zu sehen gewesen, dass sein Vater Isono bat bei der nächsten Gelegenheit anzuhalten. Dort hatte er dann auf den Beifahrersitz gewechselt, um seinem Sohn mehr Raum zu geben. Das hatte den Dunkelhaarigen wirklich überrascht und er war ihm dankbar dafür. Also war er an die Tür gerutscht und hatte etwas mehr Abstand zwischen sich und seine Mutter gebracht und konnte nun auch aus dem Fenster schauen. So konnte er beobachten, wie sich die Landschaft langsam, aber stetig veränderte. Der Wagen hielt schließlich vor einem traditionellen Torbogen, in dem ein gusseisernes Tor eingesetzt war, welches langsam aufschwang. Dahinter lag ein zweistöckiges, ebenso traditionell wirkendes Haus, das recht weitläufig wirkte. Umgeben war das Haus von eine großen Gartenlandschaft. Isono fuhr den Wagen vor die Haustür und dann stieg Setos Vater aus. "Bist du soweit oder brauchst du noch einen Moment, Schatz?", fragte seine Mutter ihn. Er sah sie nur aus dem Augenwinkel an. Den direkten Blickkontakt scheute er nach wie vor, sowohl bei seiner Mutter, als auch bei seinem Vater. "Geht schon.", antwortete er leise, bevor er ausstieg und sich etwas streckte. Auf der anderen Seite des Autos ging die Haustür auf einmal mit Schwung auf und jemand lief mit einem Jauchzen auf Setos Vater zu, dem er um den Hals fiel. Sein Vater hatte Mühe das Gleichgewicht zu halten und schlang seine Arme um seinen Zweitgeborenen. In Seto begann sich auf einmal alles zusammen zu ziehen. Seine Mutter stieg schließlich auch aus, ging zu dem schwarzhaarigen Wirbelwind, den sie liebevoll umarmte und sanft anlächelte "Mokuba, ich möchte dir deinen großen Bruder Seto vorstellen.", meinte sie schließlich und das erinnerte Seto daran, wie sie ihm damals Mokuba vorgestellt hatte, nachdem sie mit ihm aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen war. Aufgeweckt und interessiert reckte der Dreizehnjährige seinen Hals und blickte über das Autodach hinweg zu Seto, der noch immer dort stand und sich am liebsten zurück zu Katsuya gebeamt hätte. Unsicher biss er wieder auf seine Unterlippe, als Mokubas Schmunzeln sich zu einem richtig breiten Lächeln zog und er dann eilig um das Auto lief, um sich an Seto zu werfen. Dieser war davon sichtlich überfordert. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sein Bruder ihn so herzlich begrüßen würde. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er reservierter sein würde und erst einmal ausloten würde, was für ein Typ Mensch er wäre. Nur langsam legte er seine Arme um Mokubas Rücken. Das war sein kleiner Bruder, wurde Seto plötzlich auch in seinem Inneren bewusst und er zog ihn fester an sich, während sich plötzlich wieder Tränen ihren Weg bahnten und in ein Schluchzen überging. Mokuba stockte auf einmal und war sich nicht sicher, ob er etwas falsch gemacht hatte und blickte hilfesuchend zu ihren Eltern. Diese kamen auch um das Auto. Seto hielt Mokuba weiterhin fest, als würde dieser verschwinden, wenn er seine Umarmung auch nur einen Moment lockern würde. Seine Mutter schmunzelte als erste, als sie erkannte, dass Seto vor Glück weinte. Was ihnen verwehrt geblieben war, hatte Mokuba in weniger als einer Minute geschafft: Eine emotionale Bindung zu initiieren. "Alles gut, Mokuba.", meinte sie sanft. "Seto ist einfach nur glücklich." Mokuba lächelte und streichelte seinem älteren Bruder behutsam über den Rücken. Endlich hatte sich auch sein Wunsch erfüllt, dass sein großer Bruder wieder nach Hause kommen würde. Also blieben sie einfach so lange da stehen, bis sein Bruder so weit sein würde, mit ihnen ins Haus zu kommen. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)