Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 21: Entsetzen --------------------- Entsetzt hatte Katsuya Setos Reaktion beobachtet, bevor er sich erneut von der Infusion befreit hatte und seinem Freund in die Ecke gefolgt war. Schützend legte er seine Arme um ihn und versuchte ihn zu beruhigen. Doch Seto schluchzte so herzzerreisend, wie Katsuya es noch nie zuvor erlebt hatte. Missbilligend blickte er zu dem Mann und der Frau, die ihr Krankenzimmer betreten hatte und immer noch dort verweilten, wo sie stehen geblieben waren, als Seto so heftig reagiert hatte. "Ich bin da, Seto... keiner wird dir etwas tun.", flüsterte er gegen das laute und verzweifelte Schluchzen des Dunkelhaarigen an, der beide Arme um seinen Kopf geschlungen hatte. Tatsächlich wirkte er ein wenig so, als wolle er nicht gesehen werden. Wieder blickte Katsuya irritiert zu den beiden, die einfach nur da standen und abwarteten. "Wer sind Sie?", keifte Katsuya nur unwirsch, den es wahnsinnig machte, dass die einfach nur da standen und nichts taten. Abwarteten. Dennoch lag Schmerz in dem Blick der beiden und Katsuya verstand nicht, woher dieser kam. Oder was die beiden überhaupt wollten. Vorsichtig, fast ängstlich, trat die Frau vor, bevor sie in einem Meter Abstand in die Hocke ging. Sie hatte ein gütiges, fast liebevolles Lächeln im Gesicht. Eine Träne löste sich aus ihrem Auge. Das alles verwirrte Katsuya noch mehr. "Endlich haben wir dich gefunden... Seto.", kam es erleichtert von der Frau, während sich Seto immer mehr in Katsuyas Arme presste und versuchte regelrecht in ihn zu kriechen. "Hey... sprechen Sie ihn nicht an und hören sie gefälligst auf, mich zu ignorieren.", zischte Katsuya beschützend. Die Frau richtete ihren Blick auf den Blonden, dessen Gesicht immer noch einseitig zugeschwollen und blau-violett verfärbt war. Auch ihm schenkte sie ein warmherziges Lächeln. "Das ist Mosui, mein Mann, und mein Name ist Sanuki. Yamanashi Mosui und Sanuki.", stellte sie ihren Mann und sich vor, als würde das alles erklären. Katsuya blickte sie nur nicht verstehend an, während ihr Blick wieder auf den Dunkelhaarigen glitt. "Ja, und?", warf der Blonde ihr nur unwirsch entgegen. "Wir sind Setos Eltern.", behauptete sie schließlich. "NEIN... NEIN...", schrie Seto auf einmal. "Ihr seid tot... TOT." Katsuya verstand auf einmal gar nichts mehr. Verwirrt musterte er die Frau, die da so elegant vor ihnen kniete, und den Mann, in seinem superteuren Anzug und der autoritären, aber wohlwollenden Ausstrahlung, der sich geduldig im Hintergrund hielt. "Nein, Seto... wir sind nicht tot.", wiedersprach die Frau mit einem liebevollen Unterton. "Das hat dir dieser Mann nur eingeredet, damit du mit ihm gehst." "Sie reden von Gozaburo?", fragte Katsuya nun nach und die brünette Frau, die ihre Haare kunstvoll hochgesteckt hatte, nickte. "Er... er ist gar kein entfernter Verwandter von Seto?" "Nein. Er... er hat unser Augenstern vor langer Zeit entführt.", eröffnete Setos Mutter dem Blonden. Noch immer zog sich Seto immer mehr zusammen und versteckte sich in Katsuyas Arme. Dieser blickte behutsam zu dem Dunkelhaarigen in seinen Armen. "Hey... Seto...", flüsterte er den Dunkelhaarigen vorsichtig an. Dessen Schultern bebten immer noch und er krallte sich an dem Krankenhaushemdchen, welches Katsuya trug, fest. "Sind das deine Eltern?" "Sie sind tot... verunglückt... ins Meer gestürzt... mit dem Auto... mit meinem Bruder.", wiederholte Seto nur immer wieder völlig aufgelöst und verzweifelnd weinend. Er musste sich an dem, was Gozaburo ihm damals erzählt hatte, festhalten. Würde er akzeptieren, dass das alles eine Lüge war... eine schreckliche, grausame Lüge, die dieser Mann einem Siebenjährigen erzählt hatte, dann würde dessen Taten eine ganz andere Tragweite erhalten. Vorsichtig berührte die Frau Katsuya am Ärmel und hielt ihm einen Reisebilderrahmen hin und lächelte. "Ich denke, es ist besser, wenn wir euch das erst einmal verdauen lassen. Aber wir sind nicht weit. Im Bilderrahmen ist auch unsere Telefonnummer.", meinte sie zu dem Blonden hoffnungsvoll, bevor sie - so elegant, wie sie gekniet hatte - aufstand und zurück zu ihrem Mann ging, der liebevoll einen Arm um ihre Schultern legte. Katsuya konnte den Schmerz in den Augen der beiden sehen. Nicht der Schmerz darüber, dass Seto so reagiert hatte, wie er es getan hatte, sondern darüber, was man ihrem Sohn angetan hatte. Es war eine ganze Weile vergangen, bevor Seto ruhig in Katsuyas Arm lag und nur vor sich hinschaute. Katsuya hatte sich etwas bequemer auf den Boden gesetzt und Seto näher an sich gezogen. Hatte sein Kopf auf das dunkle Haar gebettet und gab seinem Freund die Zeit, die dieser eben brauchte, damit alles sackte. "I... ich hab mir so oft gewünscht, dass das alles nur eine perfide Lüge von ihm ist... ich hab so oft nach ihnen gerufen... gefleht, dass sie mir helfen und mich retten... und immer wusste ich, dass das unmöglich war, denn sie waren ja tot.", begann Seto plötzlich ganz leise zu erzählen. "Dann ist dein Wunsch in Erfüllung gegangen.", kam es sanft von dem Blonden, doch Seto schüttelte nur kaum merklich den Kopf. "Nein... er... er soll nicht in Erfüllung gehen... W... was wenn sie erfahren... was... was er mit mir... Sie werden sicherlich ganz entsetzt sein und sich vor mir ekeln und... und... was wenn sie enttäuscht davon sind, wie ich geworden bin... oder...", wieder begann er leise zu weinen. "Sie werden nicht enttäuscht sein. Die beiden wirkten so glücklich darüber, dass sie dich endlich gefunden haben.", versuchte der Blonde seinen Freund zu trösten. "Was... was wenn sie fragen, warum ich das alles einfach so geglaubt habe?", brach sich Setos Unsicherheit weiter Bahn. "Warum ich nicht... nicht... weggelaufen bin? ... Warum... warum ich mich nie gewehrt habe?" Katsuya hatte alle Mühe seine Tränen zurück zu halten. Sanft wiegte er Seto hin und her, in der Hoffnung es hätte eine beruhigende Wirkung auf seinen Freund. "Das werden sie bestimmt nicht fragen.", sprach er ihm ruhig zu. "Wie kannst du dir da so sicher sein?", schluchzte der Dunkelhaarige zweifelnd. "Seto... natürlich wissen sie, was Gozaburo mit dir gemacht hat: Er hat dich nur zu diesem einen Zweck entführt. Aber sie werden auch wissen, wie manipulativ diese Männer sein können.", versuchte der Blonde Seto zu erklären und ihm die Angst, sowie die Scheu zu nehmen. "Du warst doch erst sieben Jahre, als das alles begonnen hat. Wenn man so lange manipuliert wird, dann wehrt man sich auch nicht mehr, wenn man theoretisch körperlich dazu in der Lage wäre." Seto sah ihn mit geröteten und vom Weinen geschwollenen Augen an. Er erkannte, dass Katsuya nicht nur von ihm, sondern auch ein wenig von sich selbst sprach. Sanft legte er seine Arme um Katsuya und lehnte sich wieder mehr an. "Was meinst du: Sollen wir mal in den Bilderrahmen hier rein schauen?", damit hob der Blonde den versilberten Rahmen hoch, den man aufklappen konnte. Seto legte sein Gesicht kurz an Katsuyas Halsbeuge. Dieser konnte ein leichtes Zittern beim anderen spüren. Dann nickte der Dunkelhaarige. Der Blonde öffnete den Rahmen vorsichtig und als erstes kam ein Bild zum Vorschein, welches die Eltern und einen sehr jungen Seto zeigte, der ein schwarzhaariges Baby auf dem Arm hatte. Der Seto auf dem Bild lächelte glücklich und voller Stolz in die Kamera. Eine Träne löste sich bei Seto und er presste die Lippen fest aufeinander. Katsuya schmunzelte sanft. "Was für ein süßes Kind.", meinte Katsuya zärtlich. "Ja, mein Bruder war immer schon ein süßes Kind gewesen.", kam es leise von Seto, der nicht verstanden hatte, dass der Blonde eigentlich ihn gemeint hatte. "Du bist voll in der Bruder-Rolle aufgegangen, hm?", fragte Katsuya behutsam. "Ich war gerne der große Bruder.", gestand Seto. "Hey, du kannst wieder der große Bruder sein.", lächelte der Blonde ihn zuversichtlich an. "Er wird es bestimmt nicht so toll finden, dass er auf einmal einen großen Bruder hat.", wandte Seto nachdenklich ein. "Was? Wie kommst du denn darauf?", wollte Katsuya sofort gespielt empört wissen. "Na ja, er ist doch als Einzelkind aufgewachsen.", merkte der Dunkelhaarige traurig an. "Ich glaube, er wird unglaublich glücklich sein, wenn sein großer Bruder endlich wieder heim kommen wird.", versuchte der Blonde ihn zu beruhigen. Dann schlug er den Teilrahmen, in dem das Familienbild steckte, um. Auf der anderen Seite war ein Bild eines schwarzhaarigen Zwölfjährigen, der glücklich in die Kamera strahlte. "Er sieht dir sehr ähnlich.", meinte der Blonde sanft." "Findest du?", fragte Seto zweifelnd, der von dem Bild fasziniert war. So sah sein Bruder also heute aus? So erwachsen und lebendig. Er wirkte wie jemand, der viele Freunde hatte und sehr viel unterwegs war. Dagegen war er der introvertierte, scheue Typ, der nur einen einzigen Freund hatte. "Ja, er hat die gleiche Ausstrahlung wie du, wenn du mir Nachhilfe gibst.", lächelte Katsuya. Seto blickte ihn überrascht an. Dann schlug er diesen mittleren Einschub um und im hintersten Rahmen fand sich eine Zeichnung, die Seto zum Verwechseln ähnlich sah, nur das Seto auf dem Bild braune Haare und etwas mehr Farbe im Gesicht hatte. Die Signatur machte deutlich, dass Mokuba das Bild gezeichnet haben musste. Irgendwie erschreckte diese Zeichnung Seto enorm. "Wo... Woher weiß er, wie ich aussehe?", stammelte er verwirrt. "Vielleicht hat er sich vorgestellt, wie du heute aussehen würdest.", riet Katsuya und konnte nicht ahnen, dass er tatsächlich richtig lag. "Er ist künstlerisch scheinbar sehr begabt." Seto verbarg sein Gesicht wieder an Katsuyas Halsbeuge und rang mit seiner Fassung. Was hatte diese Zeichnung zu bedeuten? Sicherlich würde er mit seinem heutigen Ich seine Eltern und seinen Bruder bitterlich enttäuschen. Seine so lange tot geglaubte Familie. Er war machtlos gegen die Tränen, die sich jetzt erneut ihren Weg ertrotzten. Katsuya klappte den Reisebilderrahmen zu und zog Seto wieder enger in seine Arme. Sanft streichelte er ihm über den Rücken. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)