Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 20: Gerettet? --------------------- Der dumpfe Schmerz drang als erstes zu ihm durch, als die Dunkelheit begann sich zu lichten. Eigentlich wollte Katsuya nicht erwachen. Wollte nicht zurück in den ewigen Kreislauf aus Hass und Gewalt ihm gegenüber. Hier konnte er einfach existieren ohne dass er auf Grund seines blonden Haars diskriminiert wurde. Niemand, der ihm weh tat. Der ihn bespuckte. Warum konnte er nicht hier bleiben? Doch die Dunkelheit wich unaufhaltsam von ihm und für einen Moment wollte er trotzig und niedergeschlagen aufheulen. Aber noch war er nicht wach genug, um das auch wirklich zu tun, also blieb ihm nur der Wunsch, es zu tun. Das Gefühl der Verzweiflung breitete sich in ihm aus. Dann spürte er etwas Schweres, dass über seine Brust lag. Aber es war nicht nur schwer, sondern auch warm. Ein Geruch drang zu seinem erwachenden Bewusstsein vor. Er kannte diesen Geruch. Doch da ihm das Denken immer noch schwer fiel, brauchte er einen langen Moment, bevor er ihn zuordnen konnte: Seto. Die Verzweiflung wich von ihm und erneut spürte er die Flut des Adrenalins, dass durch die Sorge um den Dunkelhaarigen ausgelöst wurde. Schlagartig schlug er sein Auge auf und wollte aufschrecken. Doch das Schwere hielt über seiner Brust ihn. "Sssh... ist alles gut, Katsuya.", flüsterte ihm die vertraute Stimme Setos ins Ohr. Er drehte seinen Kopf ein wenig und sah den Dunkelhaarigen, wie er neben ihm im gleichen Bett lag und ihn in seinen Armen hielt. Jetzt erkannte der Blonde, dass das Schwere der zweite Arm Setos war, der ihn festhielt. "Se... Seto...", keuchte Katsuya einerseits verwirrt, andererseits zutiefst erleichtert. "Ist alles gut... wir sind im Krankenhaus.", erklärte Seto mit überbeanspruchter Stimme und versuchte zu lächeln. Erst jetzt fiel Katsuya auf, dass der andere viel geweint haben musste, denn dessen Augen waren total gerötet. Er wollte seine Hand zu Setos Wange heben, doch der eingegipste Arm ließ sich kaum heben. Also legte er seine bandagierte Stirn gegen die des Dunkelhaarigen und konnte nicht vermeiden, dass ihm eine Träne entkam. "Es tut mir so leid...", schluchzte der Blonde leise. "Was tut dir leid?", fragte Seto verwirrt. "Das ich zu spät gekommen bin.", ergänzte Katsuya schuldbewusst. Sanft strich ihm Seto über die Wange. "Sssh... es ist alles gut... allein das du überhaupt gekommen bist, hat mir viel bedeutet. Das hat noch nie jemand für mich getan.", flüsterte Seto sanft in sein Ohr, bevor er leise anfing zu weinen. Tatsächlich hatte Katsuya genau das gemacht, was sich Seto in den letzten Jahren so oft gewünscht hatte: Das seine Eltern plötzlich herein gekommen, Gozaburo von ihm weggezerrt und ihn gerettet hätten. Ihm war immer bewusst gewesen, dass dieser Wunsch keine Chance auf Erfüllung gehabt hatte, denn seine Eltern waren tot. Doch das Katsuya praktisch ihren Platz eingenommen und ihn gerettet hatte, dass bewegte den Dunkelhaarigen tief in sein Innersten. "Hey... w... was ist los, Seto... tut dir irgendetwas weh?", fragte Katsuya erschrocken. Der andere zog ihn etwas enger an sich, während er sein Gesicht an Katsuyas Halsbeuge verbarg. Irgendwie schaffte es der Blonde seinen einigermaßen gesunden Arm unter Seto zu schieben, so dass er ihm über den Rücken streicheln konnte. Es dauerte eine Weile, bis sich Seto wieder etwas fing. "Geht es wieder?", fragte der Blonde verständnisvoll und Seto nickte ansatzweise. "Tschuldigung.", murmelte der Dunkelhaarige. "Ach wofür denn? Manchmal muss man eben weinen.", murmelte der Blonde, dessen Tränen durch Setos emotionaler Ausbruch versiegt waren. Dann kam ihm die Frage in den Sinn, wie es jetzt eigentlich weitergehen würde. "Die Krankenschwester hat mir erzählt, dass du mich gefunden und den Notruf gewählt hast." "Hm...", kam es nur leise von dem Dunkelhaarigen. "Hab mir Sorgen gemacht und wollte nach dir schauen." "Danke dafür.", kam es zaghaft lächelnd von dem Blonden. "Nicht dafür.", gab Seto zurück und schmunzelte etwas. "Sie haben sie festgenommen." "Wen?", kam es verwirrt von dem Blonden. "Deinen Vater und Gozaburo.", antwortete der Goth leise, als würde die Nennung der beiden großes Unheil auf sie ziehen. "Gozaburo versteh ich, aber mein Alter?", kam es verwirrt von Katsuya. "Er hat dich fast tot geschlagen.", kam es entsetzt von Seto. "Ach was... er hat mich schon übler zugerichtet.", versuchte Katsuya seine Situation und seine Verletzungen runter zu spielen, weil er nicht wollte, dass Seto sich unnötig sorgte. Doch dieser blickte ihn auf einmal mit einer Empörung an, dass Katsuya nur noch den Kopf etwas zwischen die Schulter ziehen konnte. "Der Arzt hat gesagt, dass du gestorben wärst, wenn du nicht ins Krankenhaus gebracht worden wärst.", wiederholte Seto mit Nachdruck. "Und woher weißte das mit meinem Vater?", fragte Katsuya und erwiderte nichts mehr auf den Fakt, dass er beinahe gestorben wäre. "Einer der Polizisten kam noch einmal ins Krankenhaus, nachdem wir beide aufgenommen und untersucht worden sind. Er hat mir erzählt, dass dein Vater gerade nach Hause geschwankt kam, als sie die Spuren in eurer Wohnung gesichert haben. Er war wohl nicht sehr erfreut darüber, sie dort zu sehen und konnte es nicht lassen, sie anzupöbeln.", erzählte Seto sanft und zog Katsuya wieder mehr in seinen Arm. "Hm...", war alles, was von dem Blonden dazu kam. Was hätte er auch groß dazu sagen sollen. Sicherlich würde sein Vater ein paar Tage einsitzen, sich schließlich raus winden und dann würde alles von vorne los gehen. "Und Gozaburo?", fragte Katsuya besorgt, dass es bei dem auch so laufen könnte. "Hat einige Anklagepunkte vor sich, mit der Aussicht von fünf bis zehn Jahren Gefängnis.", antwortete Seto und wirkte dabei etwas distanzierter. "Fünf bis zehn Jahre?", kam es abschätzig von Katsuya. "Hätte mit mehr gerechnet, immerhin hat er dir Unsagbares angetan, dass dich ein Leben lang begleiten wird." Seto schwieg. Er hatte seine Lippen so fest aufeinander gepresst, dass sie nur ein sehr dünner Strich in seinem Gesicht waren, während er seinen Blick gesenkt hatte. "Hey... was ist?", fragte Katsuya auf einmal. "Sie werden sicherlich alle über mich lachen.", meinten Seto schließlich leise und bedrückt. "Wer?", hakte der Blonde nicht verstehend nach. "Alle.", wiederholte der Dunkelhaarige. "Aber warum sollten sie?", wollte der Halbjapaner wissen. "Warum sollten sie nicht?", konterte Seto mit einer Gegenfrage. "Denkst du, sie würden über dich lachen, wenn sie erfahren, was Gozaburo mit dir gemacht hat?", kam Katsuya schließlich auf den Trichter. "Klar.", meinte der eher introvertierte Goth. "Keiner wird über dich lachen. Man hat dir etwas ganz schreckliches angetan. Über so etwas würde nicht mal Ushio spotten.", versuchte Katsuya dem Dunkelhaarigen Mut zu machen. "Ich bin fast 18 und konnte mich nicht wehren. Was sagt das über mich aus?", wandte Seto ein. "Gar nichts. Das sagt gar nichts über dich oder deine Situation aus. Es zeigt nicht mal, dass du das über zehn Jahre erlitten hast.", wandte der Blonde energisch ein. "Seto, glaub mir bitte... du bist nicht schwach... du bist die stärkste Person, die ich kenne." Seto blickte ihn ungläubig an, als es plötzlich klopfte und die Tür aufging. Erschrocken blickten beide zu der sich öffnenden Tür, durch die ein ihnen unbekannter Mann herein kam. Er trug einen teuren, maßgeschneiderten Anzug und eine Sonnenbrille. Verwundert blickte er sie beide an, da sie immer noch im gleichen Bett lagen. "Seto?", fragte der Unbekannte und blickte tatsächlich den Goth an. "Wer will das denn wissen?", kam es beschützend von Katsuya und erntete einen kritischen und musternden Blick von dem Mann. Jedenfalls fühlte es sich so an, denn die Augen des anderen konnte der Blonde durch die Sonnenbrille nicht sehen. "Entschuldigt bitte die Störung.", meinte der Fremde, der sich dann wieder umdrehte und den Raum verließ. "Was zum...", fragte Katsuya laut, statt nur gedanklich. "Kennst du den?" Seto blickte immer noch dem Mann hinterher und schien abwesend zu sein, denn er reagierte nicht. Als er wieder reagierte schüttelte er nur langsam den Kopf. "Ich... ich glaube nicht.", meinte der Dunkelhaarige, der sich wieder an Katsuya schmiegte. Nur wenige Minuten später klopfte es erneut und zwei Erwachsenen traten ein. Setos Augen weiteten sich entsetzt, bevor er aus dem Bett fiel und immer wieder 'nein' sagend in eine Ecke flüchtete, wo er versuchte sich so klein wie möglich zu machen und er wieder weinte. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)