Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 9: Sommerferien ----------------------- Jonouchi saß auf dem Dach und versuchte die Übungsaufgaben, die ihm Kaiba am Vortag gegeben hatte, zu lösen. In den letzten Wochen hatte Kaiba ihm geholfen sein Schreibbild zu verbessern, so dass man nun auch erkennen und lesen konnte, was der Blonde schrieb. Danach hatte Kaiba ihm geholfen in Englisch wieder Fuß zu fassen und mit ihm an seiner Aussprache gearbeitet. Nachdem das soweit saß, dass Jonouchi sogar am Unterricht - zur Überraschung des Englischlehrers und des Klassensprechers - teilnehmen konnte, hatten sie zur Mathematik gewechselt. Mathe war etwas, was Jonouchi immer ein Rätsel gewesen war. Doch so wie Kaiba es ihm erklärt hatte machte alles auf einmal Sinn. Warum konnte Herr Miyatake das nicht so erklären? Aber der Dunkelhaarige steckte ohnehin voller Überraschungen. Er schien in allen Fächern, außer Sport, richtig gut zu sein. Dabei konnte er alles so erklären, dass Jonouchi keine Schwierigkeiten hatte es zu verstehen und dann auch umzusetzen. Bei Fehlern tadelte ihn Kaiba nicht. Er schaute sich die Übung an und erklärte dann geduldig, wo der Fehler lag und wie man ihn vermeiden konnte. So, dachte Jonouchi, müsste ein guter Lehrer sein. Wenn Kaiba mit jemand sprechen musste, war seine Stimme kalt und abweisend. Nicht, wenn er mit ihm auf dem Dach war und sie beide lernten oder gemeinsam auf dem Schulweg waren. Selbst beim Mittagessen, welches Kaiba ihm immer mitbrachte, unterhielten sie sich gelegentlich. Es war ein wenig so, als hätte Jonouchi irgendwie einen Fuß bei Kaiba in die Tür bekommen und diese begann sich langsam zu dem ansonsten verschlossenen und introvertierten jungen Mann zu öffnen. So hatte Jonouchi erfahren, dass der Dunkelhaarige mit seinem Vater in der Wohnung im fünften Stock alleine lebte. Was mit Kaibas Mutter war, wusste der Blonde nicht und irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass sie noch nicht soweit waren, dass er danach hätte fragen dürfen. Dafür hatte er erfahren, dass Kaiba den Haushalt schmiss. Er kochte, putzte, räumte auf und ging einkaufen. Daher musste der Dunkelhaarige auch immer zur gleichen Zeit am frühen Abend runter, um das Abendessen zuzubereiten. Ab und an kam Kaiba und war noch mehr in sich gekehrt als für gewöhnlich. Dann wahrte er etwas mehr Abstand, sowohl körperlich, als auch gesprächstechnisch. An solchen Tagen mehr als ein Wort als Antwort zu erhalten war fast gänzlich unmöglich. Während er in der Schule immer sein Nietenhalsband und den Eye Shadow trug, schien er nach dem Heimkommen sich abzuschminken und einen Rollkragenpulli anzuziehen. Dabei war Jonouchi aufgefallen, dass er Eye Shadow die Augenringe kaschieren sollten. Scheinbar bekam sein ... Freund (?) nicht genügend Schlaf. Nur selten kam Kaiba noch einmal auf das Dach, wenn er zum Abendessen machen gegangen war. Wenn aber doch, dann war es oft schon dunkel. Er kam mit einem seltsamen Gesichtsausdruck und einer tiefen Traurigkeit in den Augen. Langsam - wie in Zeitlupe - setzte er sich dann neben den Blonden und schaute dann schweigend in die Ferne. Oft roch er dann frisch geduscht, wie Jonouchi einmal aufgefallen war. Oft grübelte Jonouchi darüber, warum das bei dem anderen so war, doch danach zu fragen traute er sich dann doch nicht. Immerhin fragte Kaiba auch ihn nie nach den blauen Flecken und dafür war der Blonde ihm dankbar. Langsam lehnte er sich gegen die Wand, an der er wie immer saß, und musste sich eingestehen, dass er diese Aufgaben nicht alleine lösen konnte. Er sah auf sein Handy und stellte fest, dass es schon kurz nach neun war. Merkwürdig. Seit die Sommerferien vor anderthalb Wochen begonnen hatten, hatten sie sich immer um halb Neun hier getroffen. Kaiba kam nie zu spät. Nie. Also wo blieb er heute? Jonouchi stand auf und ging zu einer Seite des Daches, an der erst vor einigen Wochen die Feuerleiter angebracht worden war. Sie führte an der Seite hinunter, an der ihre Wohnungen lagen und führte an ihren Zimmerfenstern vorbei. Vielleicht hatte Kaiba verschlafen ... wie der andere wohl schlafend aussehen würde? Vorsichtig kletterte er die schmalen und steilen Treppensprossen hinunter. Kam schließlich an seinem Zimmerfenster vorbei und stieg leise weiter nach unten. Doch als sein Blick durch das Zimmerfenster des anderen fiel erstarrte er geschockt. Es dauerte einen langen Moment, bevor er sich umdrehte und wieder nach oben huschte. Als Seto endlich auf das Dach kam war es fast schon halb elf. Er legte seine Hand an den Knauf der Tür, die ihn auf das Dach lassen würde. Sie zitterte. Und dieser elendige Geruch haftete trotz der zwei Duschen immer noch an ihm. Die Sonne blendete ihn, als er endlich die Schwelle überwand und aufs Dach trat. Er umrundete den Aufgang und fand Jonouchi, wie erwartet, dahinter sitzen. Doch irgendwas stimmte mit dem anderen nicht: Sein Gesicht war kalkweiß und in seinem Blick spiegelte sich blankes Entsetzen. Dabei wagte der Blonde es kaum ihn anzuschauen. Dabei war sein Blick doch sonst immer so fordernd und neugierig. Ob er sauer auf ihn war, weil er zu spät dran war? "Entschuldige bitte meine Verspätung.", begann Seto und versuchte so normal wie möglich zu klingen und sich nicht anhören zu lassen, dass er am Morgen viel zu viel geschrien hatte. Jonouchi stand langsam auf und hob dann seinen Blick. Auf einmal wurde Seto bewusst, was anders war. Er verstand nicht wie oder wann oder warum. Aber er sah, das Jonouchi es wusste. Für einen Moment blieb Setos Herz stehen und er spürte, wie heiße Tränen versuchten sich hoch zu drängen. Jonouchi war sein erster Freund überhaupt gewesen. Jemand, der verstand, dass man über manche Dinge nicht sprach und das akzeptierte. Noch nie hatte Seto gewagt jemand so nah an sich ran zu lassen und jetzt war er drauf und dran all das zu verlieren... schlimmer noch: Was wenn Jonouchi es jemanden erzählen würde. Er spürte diesen Stich in seiner Brust, als er seinen Blick beschämt abwandte. Dabei fiel er auf die Brüstung, die das Dach umlief und auf einmal war die Antwort da... einfach so. Seto nahm Anlauf und wollte tun, was er schon vor Wochen hatte tun wollte, als Jonouchi ihn aufgehalten hatte. Er wollte den Verlust seines einzigen Freundes einfach nicht ertragen. Lieber würde er sich vom Dach werfen, dann würden auch der andere Schmerz und die Scham endlich von ihm lassen. Gerade als er die Brüstung erreicht hatte und nach ihr greifen wollte, spürte er, wie er am Handgelenk gepackt und zu Boden gerissen wurde. Sie rollten ein paar Meter über das Dach und dann blieb Seto rücklings liegen, während Jonouchi über ihm kniete und ihn verwirrt anstarrte. Dicke Tränen drangen sich längst aus Setos Augen und verschleierten seinen Blick. Auf einmal spürte er, wie er in eine sitzende Position gezogen und ... fest umarmt wurde. Geschockt hielt er inne und selbst die Tränen stoppten abrupt. Er war verwirrt. "Es wird alles gut.", flüsterte Jonouchi in sein Ohr. Seto wollte dem Blonden so gern glauben und schließlich tat er etwas, was er noch nie gemacht hatte, seit er bei Gozaburo lebte: Er umschlang einen anderen Menschen, presste sich an diesen und weinte bitterlich. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)