Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 8: Nachhilfe -------------------- Jonouchi saß auf seinem Platz in der Klasse, hatte den linken Arm unter dem Pult auf seinem Schoss liegen und stützte mit der anderen Hand seinen Kopf, während er aus dem Fenster sah. Der Schmerz in seinem linken Handgelenk war so einnehmend, dass er erst nach einem langen Augenblick registrierte, dass der Lehrer vor seinem Tisch zum stehen gekommen war. Scheinbar wartete der Mann darauf, dass er Jonouchis Aufmerksamkeit bekam. Verwirrt blickte der Blonde auf in das strenge Gesicht seines Lehrers, der vor sich ein Stapel Papiere hielt. Innerlich stöhnte Jonouchi auf. Der Lehrer schien tatsächlich kein Leben außerhalb der Schule zu haben, wie sonst konnte man erklären, dass er nach nur einem Wochenende eine Arbeit von 30 Schülern korrigiert ausgab. "Ich frage mich wirklich immer wieder, was du hier eigentlich tust.", sprach ihn der Lehrer an und Jonouchi senkte den Blick. Er kannte das schon. Im Augenwinkel sah er, wie der Klassensprecher ihm wieder böse Blicke zuwarf. "Du kommst nur her, um aus dem Fenster zu schauen und Ärger zu machen. Ein Interesse an der Schule scheinst du jedenfalls nicht zu haben.", klagte der Lehrer ihn an. "Oder findest du es einfach nur witzig den Klassendurchschnitt so runter zu ziehen und mich völlig unfähig dastehen zu lassen?", wurde der Lehrer für einen Moment lauter. Jonouchis Wangen waren gerötet vor Scham. Sein Klassenlehrer musste heute einen wirklich schlechten Tag haben, wenn er es nötig hatte ihn mal wieder vor versammelter Klasse runter zu machen. Der Lehrer schnaubte verächtlich, warf dem Blonden die Arbeit - auf der ein fettes, rotes 'Ungenügend' prangerte - auf das Pult und teilte die restlichen Arbeiten aus. Ohne sich seine Arbeit wirklich anzuschauen nahm Jonouchi sie von seinem Tisch und schob sie einhändig in seine Tasche, die er vor einer Weile notdürftig geflickt hatte. Etwas in ihm zitterte und am liebsten hätte er die Klasse verlassen und hätte sich einen Ort gesucht, an dem ungestört heulen konnte. Doch auf der anderen Seite wollte er weder dem Lehrer, noch seinen Klassenkameraden diese Genugtuung zu Teil werden lassen. An diesem Tag hatte Jonouchi Putzdienst. Das war nichts Ungewöhnliches. Der Dienst rotierte durch die Klasse und jeder war einmal dran. Aber ausgerechnet heute, wo sein Handgelenk nur so pochte vor Schmerz, hatte er mit Tanaka - dem Klassensprecher - Putzdienst. "Man, wie wär's wenn du mal eine zweite Hand dazu nehmen würdest?", schnaufte der Klassensprecher genervt. "Geht auch so.", erwiderte Jonouchi. "Ja, im Schneckentempo. Aber anders wie du, hab ich heute noch was vor.", blaffte Tanaka wütend. "Dann ... geh einfach... ich mach das schon fertig.", meinte der Blonde. "Sicher und ich krieg morgen einen Anschiss, weil ich dir glaube und es dann noch viel schlimmer aussieht.", keifte der andere. Jonouchi wusste nicht weiter, also packte er den Schrubber auch mit seiner verletzten Hand und ein rasender Schmerz durchzog ihn. Doch er biss die Zähne zusammen und versuchte sich ranzuhalten. "Du kannst doch nicht erwarten, dass jeder Rücksicht auf dich nimmt, nur weil du dich nicht beherrschen und keiner Schlägerei aus dem Weg gehen kannst.", tadelte ihn Tanaka weiter. "Wenn du so gedankenverloren rumstänkerst musst du mit den Konsequenzen leben, aber du solltest dann deine Aufgaben und Pflichten nicht auf andere abwälzen." Der Schmerz wurde mit jedem Augenblick heftiger und Jonouchi spürte, wie er die Tränen kaum noch zurück halten konnte. "Weißt du, Herr Miyatake hat schon Recht... man erkennt bereits jetzt, in der zweiten Klasse, recht deutlich, wer es mal zu etwas bringt, und wer später bei Burger World fettige Pommes servieren wird.", stichelte Tanaka weiter, als jemand neben ihn trat. Überrascht sah der Klassensprecher auf. "Du hast noch was vor? Lass mich deinen Dienst übernehmen.", bat Kaiba und der überraschte Blick des Klassensprechers wurde irritiert. "Mit dem da wird das noch Stunden dauern.", meinte Tanaka und deutete auf den Blonden. "Interessiert dich das?", fragte Kaiba und hatte wieder etwas Kaltes in der Stimme. Tanaka begann kurz zu frösteln, reichte dem Goth dann den Schrubber, nahm seine Tasche und verließ den Raum. "Viel Spaß ...", bellte er noch mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme, bevor er verschwand. Kaiba wartete einen Moment, bis er sicher war, dass der andere fort war. Dann schloss er die Tür, stellte den Schrubber an die Wand und ging zu Jonouchi, der sich weiter abmühte, während ihm dickte Tränen über das Gesicht rollten. Kaiba stellte sich dem Blonden in den Weg und griff nach dessen Schrubber. "Ist okay, das hast du gut gemacht, Jonouchi.", meinte Kaiba und die Kälte war aus der Stimme wieder verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Jonouchi ließ nur zögerlich seinen Schrubber los, den Kaiba an einen Tisch anlehnte. Dann geschah etwas, was Jonouchi noch nie erlebt hatte: Kaiba legte eine Hand auf seine Schulter und brachte ihn nach vorne, wo er ihn auf den Stuhl des Lehrers schob. Als Jonouchi saß kniete sich Kaiba vor ihm und griff vorsichtig nach der verletzten Hand. Jonouchi wollte sie instinktiv wegziehen, doch Kaiba hatte eine Hand an seinen Ellenbogen gelegt und hielt ihn auf. Dann schob er den Ärmel ihrer Uniformsjacke und des Hemdes ein Stück nach oben. Darunter kam ein dunkelviolettes Handgelenk zum Vorschein. Dann ließ Kaiba den Ärmel wieder nach unten gleiten, stand auf und wischte geübt und in Rekordzeit den Raum. Danach wischte er noch fix die Tische und die Tafel ab, bevor er das Wasser und die Schrubber wegbrachte. Jonouchi hatte ihm schweigend zugesehen. Es war ihm so peinlich, dass seine Aufgabe Kaiba übernommen hatte und ihn heulen gesehen hatte. Doch der Schmerz war etwas zurück gegangen, auch wenn er immer noch in seinem Handgelenk wütete. Als Kaiba zurück kam nahm er seine Tasche und hängte sie sich um, bevor er nach Jonouchis Tasche griff und sich diese unter den Arm klemmte. "Komm, wir gehen heim.", meinte Kaiba zu ihm und verließ den Klassenraum. Davor wartete er auf Jonouchi, dem es vorkam, als würde er sich wie in Zeitlupe bewegen. Der Weg nach Hause hatte gefühlt eine Ewigkeit gedauert. Die Angst, dass Ushio ihnen irgendwo auflauern könnte, war Jonouchis ständiger Begleiter. Doch schließlich erreichten sie das Wohnhaus und Kaiba schloss die Tür auf. Als sie in den Aufzug stiegen drückte der Goth auf die fünf, aber nicht auf die sechs. Stattdessen betätigte er die oberste Taste. "Du gehst auf das Dach. Ich komme gleich nach, okay.", meinte Kaiba ruhig zu ihm. "Warum?", fragte Jonouchi verwirrt. "Weil ich dir das sage.", kam es bestimmend von Kaiba, dessen sonstige Schüchternheit völlig verpufft schien. Dann stieg er im fünften Stock aus und ließ Jonouchi weiter fahren. Gehorsam fuhr er nach ganz oben und bestieg dann die Treppe zum Dach. Dort setzte er sich auf ihren Stammplatz und wartete, während er sein verletztes Handgelenk eng an sich presste. Als Kaiba nach einer dreiviertel Stunde immer noch nicht wieder zurück war fragte sich Jonouchi, ob dieser ihn verarscht hatte. Er wollte das nicht glauben, aber ein kleines Stimmchen in ihm flüsterte ihm trotzdem den Zweifel ins Ohr. Gerade als er sich wieder auf die Beine kämpfen wollte hörte er die Tür zum Dach und verharrte. Dann kam Kaiba um die Ecke zu ihm und hatte einen gefüllten Korb bei sich. Dann half er Jonouchi aus der Jacke und schlug den Ärmel des Hemdes ein wenig hoch. Der Bluterguss um Jonouchis Handgelenk sah übel aus und die Fingerabdrücke waren deutlich erkennbar. Er nahm eine Wasserflasche aus dem Korb und kippte sie über das Handgelenk, bevor er es behutsam wieder mit einem Handtuch trocknete. Dann trug er eine Salbe auf und verband gekonnt das Handgelenk. "Du ... kannst das ziemlich gut.", stellte Jonouchi trocken fest. Kaiba kramte in seiner Hosentasche und holte ein kleines Tütchen mit einigen weißen Tabletten hervor. "Eine alle acht Stunden. Nicht mehr, verstanden?", kam es von Kaiba, der kurz in die honigbraunen Augen von Jonouchi blickte, bevor er den Kontakt sofort wieder brach. "Woher hast du die?", fragte Jonouchi. "Spielt keine Rolle. Du musst dein Handgelenk schonen.", meinte der Dunkelhaarige und klang dabei fast sanft. "Okay ... ich versuche es.", meinte Jonouchi leise. Kaiba griff nach etwas, was scheinbar tief unten im Korb war. Er zog eine Wasserflasche und eine Bentō Box aus dem Korb. Er schraubte die Wasserflasche auf, nahm das Tütchen mit den Tabletten und holte eine raus. Diese und das Wasser hielt er dem Blonden hin. Für einen Moment zögerte Jonouchi, dann nahm er beides und schluckte die Tablette. Dann gab Kaiba ihm die Box. "Danke ... und sag nicht, dass dieser nicht notwendig wäre.", kam es von Jonouchi. Kaiba lächelte nur kurz. Dann begann Jonouchi dankbar zu essen und spürte, wie der Schmerz endlich nachließ. Das Essen war echt vorzüglich und irgendwann musste er sich bei Kaibas Mutter echt dafür bedanken. Kaiba ließ ihn eine Weile in Ruhe essen, bevor er die Stille brach. "Warum?", fragte er leise. Jonouchi sah ihn fragend an, während Kaiba nur seitlich weg schaute. "Waf warum?", nuschelte Jonouchi mit vollem Mund. "Warum sind deine Noten so scheiße?", fragte Kaiba vorsichtig. Jonouchi zuckte nur nichtssagend mit seinen Schultern. Was hätt er auch drauf erwidern sollen? "Wenn wir ohnehin immer hier oben zusammen sitzen, dann kann ich dir auch Nachhilfe geben." Überrascht blickte Jonouchi den anderen an. "Du?", fragte er, nachdem er das Essen runterschluckt hatte. Nun war es an Kaiba mit den Schultern zu zucken. "Warum nicht?", konterte der Goth. "B... bist du denn so gut in der Schule?", hakte der Blonde verwundert nach. Tatsächlich hatte er nie mitbekommen, welche Noten sein Hintermann schrieb. "Besser als deine... aber das kriegen wir in den Griff.", sprach Kaiba ihm Mut zu. "Oder wir finden heraus, dass ich wirklich so blöd bin, wie alle immer sagen.", versuchte Jonouchi über sich selbst zu scherzen, was ihm aber nur einen Blick des anderen einhandelt, der ungewöhnlich lange Bestand hatte. "Du bist nicht blöd. Lass dir das nicht einreden.", widersprach der Goth ernst. Dann kramte Kaiba in Jonouchis Tasche, die er mit hochgebracht hatte, nach der Arbeit. Als er sie fand strich er sie glatt und schaute sich Jonouchis Antworten an. Dabei hatte er etwas Probleme die Handschrift zu lesen. "Wir werden bei den Kanji ansetzen.", meinte Kaiba ernst. "Deine Strichführung ist katastrophal." . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)