Seine Angst von Goetterspeise (Sasuke x Sakura & Sarada) ================================================================================ Kapitel 1: Ihre Geburt ---------------------- Die dumpf leuchtenden Deckenlampen schwenkten wegen des schwachen Luftzugs über Sasukes Kopf leicht hin und her und warfen weite Schatten an die kalten Steinwände. Es war eng im Gang und seine Schritte hallten viel zu laut wider in dieser Stille. Aber es war – abgesehen vom leisen Sirren der Glühbirnen – das einzige Geräusch im Gang und Sasuke hieß im Augenblick jede Art von Lärm willkommen. Immer in der Hoffnung, so seine Gedanken nicht mehr hören zu müssen oder sie in eine andere Richtung lenken zu können. Doch es half nichts. In seinem Kopf schwirrten zu viele Wörter und Bilder herum, als dass es auch nur im Bereich des Möglichen gewesen wäre, ihn zum Schweigen zu bringen. So viele Fragen, die er nicht beantworten konnte oder wollte – und dann war da noch diese Angst. Diese furchtbare Angst. Er hätte niemals gedacht, in eine solche Situation zu gelangen. Sein Weg war seit je her von Blut und Hass gepflastert gewesen und hatte keinen Platz für so etwas Normales und gleichzeitig Wundervolles wie eine Familie gelassen. Und doch waren sie nun hier. In einem der vielen Räume, ein gutes Stück den Gang entlang, lag Sakura gerade auf einem Bett und brachte im Beisein von Karin ihre gemeinsame Tochter auf die Welt. Sasuke hatte bleiben wollen, war aber von Karin bestimmt nach außen gebeten worden, weil er ihre Konzentration stören würde. Sie hatte ihm erklärt, dass seine innere Unruhe sich auf sein Chakra übertrug und sie es so einfach nicht ausblenden konnte. Also war er aus dem Raum gegangen, um zu warten. Aber Sakuras Schreie waren durch die dicke Tür gedrungen und sie nur zu hören, aber nicht zu sehen, war zu viel für ihn gewesen. Also war er losgelaufen. Seine Füße hatten ihn Meter für Meter weiter weggetragen und als er schließlich zum Stillstand gekommen war, hatten seine Ohren nicht einmal mehr den leisesten Hauch ihrer Stimme wahrnehmen können. Doch nun war da diese Ruhe und so hatte er beschlossen weiterzulaufen. Er machte sich keine Sorgen um Sakura oder ihre ungeborene Tochter, auch wenn seine Reaktion etwas anderes vermuten ließ. Karin war eine ausgezeichnete Iryōnin, von Sakura selbst ganz zu schweigen. Sasuke vertraute ihnen – ein seltsames Gefühl. Das, was ihm Angst machte, waren weniger irgendwelche möglichen Komplikationen als die Tatsache, dass er Vater werden würde. In den letzten Monaten hatten ihn die Selbstzweifel und Unsicherheiten fast von innen heraus zerfressen, weil sein Kopf immer wieder die gleichen Fragen gestellt hatte. Fragen, auf die er einfach keine Antwort wusste. Und dies war eigentlich sonst keine seiner Schwächen. Wie hatte man sich als Vater zu verhalten? Würde er sie richtig halten? Wo wuchs sie am besten auf? Was sollte er sagen, sobald sie begann Fragen über den Uchiha-Clan zu stellen? Und vor allem, würde er überhaupt in der Lage sein, sie zu lieben? Ja, er liebte Sakura. Aber dafür hatte es fast zu viele Jahre gebraucht, nachdem er so lange Zeit durch die Hölle gegangen war. Diese Zeit würde er bei seiner Tochter nicht haben. Sie brauchte jetzt Liebe und Geborgenheit und nicht in fünf oder zehn Jahren, wenn er vielleicht endlich dafür bereit wäre. Was, wenn er ihr nicht die Liebe entgegenbringen konnte, die sie benötigte? Er hatte als Kind die Zuneigung seiner Mutter erfahren, aber nie erlebt, wie es war, von einem Vater bedingungslos und ohne irgendwelche Vorbehalte geliebt zu werden. Sasuke war damit groß geworden, sich diese hart zu erarbeiten, aber hatte es dennoch nie vollständig geschafft. Unbewusst begann er auf seiner Unterlippe zu kauen. Seine Kindheit bot bei Weitem keine guten Voraussetzungen für ein glückliches Familienleben und die Mission, die er sich zur Aufgabe gemacht hatte, ebenfalls nicht. Es hatte Nächte gegeben, in denen er sich für die Unvorsichtigkeit verflucht hatte und Tage, an denen er Sakura kaum in die Augen hatte schauen können, weil er sich für seine Zweifel und diese schreckliche Angst schämte. Immerhin war es seine Idee gewesen, sie zu heiraten, obwohl sie nicht einmal einen Ring von ihm erhalten hatte. Sakura hatte ihm mehrmals versichert, dass es sie nicht stören würde und ihren leuchtenden Augen zu urteilen, als ein alter Mönch sie vermählt hatte, glaubte er es ihr auch. Nur die Tragweite seiner Entscheidung, die Tatsache, dass sie begannen das Bett zu teilen, war ihm erst wirklich bewusst geworden, als sie vor acht Monaten vor ihm gestanden war und ihm verkündet hatte, dass sie schwanger sei. Er hatte bis dahin nicht einmal erahnen können, zu wie vielen Gefühlen er gleichzeitig fähig war und was er alles empfinden konnte. Seine erste Reaktion war Unglaube gewesen. Die zweite, Freude. Intensiv, fast überwältigend, aber kurz. Danach fingen die Gedanken an, sich zu drehen und es folgten Zweifel, Scham und Angst. An die Freude konnte er sich kaum noch erinnern, dafür waren seine Sorgen zu intensiv ge- Schritte hinter ihm unterbrachen seine Gedanken. Sasuke drehte sich um und sah Karin auf sich zukommen, die erschöpft wirkte, aber dennoch ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen trug. "Sasuke, du kannst wieder rein kommen. Beide sind wohlauf." Er nickte und folgte ihr den Gang entlang. Ihre Aussage hatte zwar das bestätigt, was er die ganze Zeit über vermutet hatte, doch der Stein in seinem Magen wurde nicht kleiner. Sie waren wohlauf, aber er bekam seine Angst nicht in den Griff. Bei jedem Schritt in Richtung des Raums, hatte er das Gefühl, gleich in die Knie zu gehen. Er blickte starr auf Karins Rücken, beobachtete wie ihre, zu einem Zopf gebundenen, roten Haare hin und her schwangen. Sie bogen um eine Ecke und kurz darauf in die andere Richtung nochmals, bevor sie vor der schweren Eisentür stehen blieben. Karin warf ihm einen kurzen, undefinierbaren Blick zu, bevor sie die Klinke nach unten drückte und die Tür öffnete. Sasuke blieb eine Sekunde länger als nötig stehen, bevor er seiner ehemaligen Teamkameradin ins Innere folgte und unterdrückte den Drang einmal tief einzuatmen. Als er jedoch im Raum stand und Sakura auf dem Bett in der Mitte liegen sah, eilte er zu ihr. Sie lächelte ihn erschöpft an und durch die fahle Lampe, die über ihnen hing, konnte er Schweiß auf ihrer Stirn glänzen sehen. In ihren Armen hielt sie ein Knäuel aus Handtüchern, aus dem eine kleine Hand herausspitze. Es sah beinahe so aus, als würde sie nach etwas greifen wollen, was nur das Kind sehen konnte. Sasuke starrte wie gebannt auf die winzigen Finger. Die Angst breitete sich noch weiter in ihm aus, wenn überhaupt möglich. "Möchtest du sie halten?" Sakura riss ihn mit dieser Frage aus seiner Starre und Sasuke warf ihr einen unsicheren Blick zu. Ihre grünen Augen strahlten ihn überglücklich an, auch wenn ihr die Erschöpfung deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Er musste unweigerlich schlucken, nickte aber schließlich. Auch wenn er nicht wollte, dass Sakura erfuhr, welche Zweifel ihn plagten, hatte er sofort gesehen, dass sie es längst wusste. Vorsichtig überreichte sie ihm das Bündel Tücher, in dem ihre kleine Tochter eingewickelt war und half ihm sie richtig in seine Arme zu nehmen. Sasuke schob den Stoff etwas zur Seite, als er sie schließlich sicher hielt, und betrachtete für einen Augenblick gebannt das kleine Wesen vor sich. Ihre Augen waren geschlossen, die winzigen Finger der anderen Hand zu einer kleinen Faust geballt und ein dunkler Flaum an Haaren überzog bereits ihren Kopf. Dieser war im Vergleich zum restlichen Körper etwas zu groß, aber darauf konnte Sasuke im Moment gar nicht achten. "Danke", flüsterte er, unfähig Sakura anzuschauen, aus Angst ihr Sorgen zu bereiten, weil sich gerade wirklich Tränen in seinen Augen sammelten. Aber sie kamen aus Erleichterung, aus Glück. Die Sorgen, der Schmerz und die Angst waren plötzlich verblasst. Verschwunden. Einfach weg. Er konnte nicht erklären, wie es dazu gekommen war. Aber all die Gedanken, die ihn zuvor noch geplagt hatten, hatten sich in Luft aufgelöst. In dem Moment, als er seine – ihre – Tochter zum ersten Mal angesehen hatte. Und plötzlich war er sich sicher, dass er es konnte – es schaffen würde. Er konnte sie lieben. Er tat es bereits jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)