Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 63: Ein wahrer Kern in Märchen und Sagen ------------------------------------------------ Aurum Auf dem Planeten Aurum, der von seinen eigenen Bewohnern sowie von anderen Planeten gerne als „Der goldene Planet“ betitelt wurde, befand sich der vor kurzem gekrönte König Pretio Candidos D’Orio, der Strahlende, in einer sehr, sehr geheimen Konferenz. Sein Vater, der vor kurzem noch in voller Vitalität stehende König Scintillante I., war vor wenigen Wochen plötzlich und unerwartet verstorben, was zur Krönung des jungen Neukönigs geführt hatte. Zufällig waren Pretio und Vegeta im gleichen Alter, aber während der Saiyajin-König auf mehrere Jahre Führungserfahrung dank seiner Tätigkeit als Skattkönig aufbauen konnte, stand Pret noch relativ frisch da. Fast könnte man glauben, der junge König wäre anfällig für Fehler angesichts seiner mangelnden Praxis…aber man sollte nicht vergessen, dass sein Urgroßvater, der ehemalige König Aurelius, immer noch beratend an der Seite seines Schützlings stand, Pret seine Position als Kronprinz viele Jahre vor der Konkurrenz seiner neidischen Geschwister bewahrt hatte und dass er ein Aurumaner war…Heimtücke gehörte zu seiner Natur, ebenso wie ein aufrichtig wirkendes Lächeln, Wortgewandtheit und ein charmantes Zwinkern. Wer sich mit der Geschichte des aurumanischen Königshauses befasste, kannte die vielen Unglücksfällen, welche sich durch jede Dynastie hindurch zogen. Manche waren offensichtlicher Natur: Attentate durch Meuchelmörder, Bomben und gelegten Brände. Andere dagegen sahen nach seltsamen Zufällen aus: tödliche Unfälle durch Treppenstürze, Balkonstürze, Fensterstürze, Brunnenstürze und Waffen mit Fehlzündung. Ja, ein Prinz soll durchs Herumalbern sogar zufällig in ein Schwert gestolpert sein, welches in der Halle als Dekoration ausgestellt war…wie es in seiner Brust landete, konnte sein Spielkamerad, sein jüngerer Bruder, aber nicht logisch erklären. Natürlich besaß der aurumanische König, wie bei anderen Rassen in dieser Machtposition, neben seiner Hauptgemahlin auch diverse Konkubinen. Dadurch gab es eine Vielzahl an Sprösslingen mit blauem Blut, welche theoretisch ebenfalls Anrecht auf den Thron hatten, ungeachtet Alter, Geschlecht und Mutter. Diese machten der Königin und ihren Kindern Konkurrenz. War es da verwunderlich, dass es trotz ständiger ärztlicher Bewachung und Vorkoster öfters zum plötzlichen Kindstod oder schrecklichen Krankheiten mit qualvollem Dahinsiechen kam, ausgelöst durch Gift? Der Harem von Aurum war nicht anders als ein Garten voller giftiger, fleischfressender Blumen, wo alle Frauen geübt im Umgang mit Lügen, Intrigen und Giften waren. Und dann gab es noch die Fälle, die von den ganz Hinterlistigen ausgeführt wurden: dass waren diejenigen, welche natürlich aussahen, ohne Fremdeinwirkungen. Denn trotz moderner Medizin und den besten Leibärzten, gab es in der königlichen Familie überraschend viele Herzinfarkte oder andere tödlich verlaufende Krankheiten. Zwar hieß es, dass Pretio und sein Vater Scintillante eine gute Beziehung zueinander hatten, aber was bedeutete das schon bei dem ständigen falschen Lächeln, der Heuchelei und dieser Familiengeschichte? Auf Aurum galt: Die besten Attentate waren jene, welche als Folgen einer Krankheit oder Unfalles durchgingen, keine Zeugen hatten und Verdacht erregten. Sie bezeugten damit gleichzeitig den Intellekt und die Tücke ihres Verursachers; wichtige Eigenschaften für einen aurumanischen König. Nur naive Dummköpfe verursachten eine laute Revolte, die sie ins Rampenlicht brachte, wodurch sie auch leichter zu treffen waren. Für das aurumanische Volk war ein Anführerwechsel unter verdächtigen Umständen kein Grund sich aufzuregen: Hauptsache, die Geschäfte liefen und der Wohlstand war nicht in Gefahr. Wer das wusste und dies beherzigte, der konnte sich das Wohlwollen des Volkes gewiss sein. Es erreichten nur die Adligen ein hohes Alter, welche ihre Gier bezwangen und rechtzeitig zurücktraten. Ein solcher Fall war Aurelius, ehemaliger, dennoch lebender König, der sich durch seinen Rücktritt den Machtspielen der königlichen Familie entzogen hatte, so gut es möglich war. Während er als Diplomat viel reiste und damit Abstand zu seiner Heimat nahm, konnte er gesund altern. Er sah sicher von der Seitenlinie aus zu, wie das übliche Messerspiel um Macht und Reichtum ohne ihn weiterging. Er vermied es dabei, einen Favoriten zu wählen, der ihn nur wieder in den Ring zurück zehrte und die Aufmerksamkeit auf ihn zog. Nein, Aurelius hatte keine Lust zu sterben, weshalb er sich nie einmischte und keinen seiner Nachkommen vor drohenden Gefahren warnte…selbst seinen eigenen Enkel nicht. Nun war jener tot und dessen Sohn an der Macht. Das übliche Spiel des aurumanischen Königshauses ging weiter, ganz egal, in welcher Situation man sich befand. Eine Pause gab es nicht. Es konnte für einen Thronwechsel sogar recht nützlich sein, wenn der Rest der Galaxie vom Krieg abgelenkt war und so keine kritischen Fragen wegen des Machtwechsels stellten. Pretio hatte seine Wahl getroffen und Aurelius würde ihm nicht im Weg stehen. Der alte Mann hatte aber auch nicht vor, ihn vorbehaltslos zu unterstützen. Er befolgte seinen Schwur, keinen Favoriten zu wählen und nie wieder in die Heimatpolitik zurückzukehren. Sein Urenkel schien das zu missverstehen: er hatte zwar die notgedrungene Bescheidenheit seines Urgroßvaters erkannt, glaubte aber an dessen Unterstützung. So zog er den Greis stark ins Vertrauen, als könnte nur der weise, genügsame Aurelius ihm einen wahren, uneigennützigen Rat geben. Aurelius war der einzige Verwandte, den Pretio vertraute. Aus diesem Grund war Aurelius zum engsten Berater aufgestiegen und heute der Einzige, der das Privileg besaß, mit dem König im geheimen, abhörsicheren Kommunikationsraum zu stehen. Nur sie beide waren anwesend, als sie dem gefährlichsten Geschöpf in der Geschichte ihrer Galaxie ihre Aufwartung machten. Obwohl königlichen Geblüts, beugten beide tief ihre Köpfe vor dem dreidimensionalen Bildschirm, wo sich die Gestalt eines fremdartigen, echsenähnlichen Wesens mit humanoiden Gesichtszügen zeigte. Es lächelte sie wohlwollend an…jedenfalls waren die violetten, feminin wirkenden Lippen zu einem Lächeln verzogen. Es könnte sich aber auch um ein schadenfrohes Feixen handeln, denn das Lächeln erreichte die Augen nicht. Diese waren kalt, glühend und starrend, was im Kontrast zum freundlich wirkenden Lächeln noch unheimlicher wirkte. Pretio hoffte angesichts der guten Nachrichten darauf, dass sein Ansprechpartner ihm wohlgesonnen war. Mit ruhiger Stimme und entspannten Gesichtszügen, als ob ihn keine kalten Schauder und Angstschweiß plagten, erstatte er Bericht. „Die Offensive ist erfolgreich gewesen, Lord Freezer“ war sein Schlusswort. „Alles verlief wie geplant. Die Armee der Allianz hat einen schweren Schlag erlitten, von dem sie sich kaum erholen können. Nur noch ein Stupser und sie fallen. Ohne die Hoffnung, zu siegen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie aufgeben werden. Ich gebe ihnen maximal zwei Wochen.“ Ein hohes, selbstzufriedenes Kichern war zu hören. Pretio und Aurelius schauderte es bei diesem Klang, der sich anhörte, wie Nägel über Glas gezogen. „Hervorragend! Ich mag es, wenn der Zeitplan eingehalten wird. Du machst deine Sache bislang recht gut, mein kleines Goldvögelchen“ lobte Freezer. Obwohl Pretio in Gedanken mit den Zähnen knirschte angesichts dieses respektlosen Spitznamens, zeigte sein Gesicht nur ein strahlendes, verlogenes Lächeln. „Ihr wisst, ich diene Euch mit Freude. Diese Galaxie und alles, was dazugehört, serviere ich euch auf einem goldenen Tablett.“ „Und niemand ahnt etwas?“ fragte Freezer. „Garantiert nicht“ versicherte Pretio. „Du glaubst, die Saiyajins werde sich so verhalten wie geplant? Du erinnerst dich sicherlich, was ich dir erzählt habe. Ich will so viele wie möglich lebend haben, besonders ihren König. Er soll mir ein ebenso gutes Haustier werden wie du“ Freezer lachte kurz auf, weil er in Pretios Augen die Wut über die erlittene Beleidigung funkeln sah. Ein ganz so gutes Pokergesicht, wie der blonde König glaubte, besaß er nicht. Die instinktive Furcht, die er vor Freezer verspürte, trübte seine Schauspielfähigkeiten. Dabei verbeugte sich Pretio sogar nur vor einem digitalen Abbild: persönlich, von nahem, könnte er die Präsenz von Freezer vermutlich nicht ertragen; nicht bei dem Unterschied in ihrem Powerlevel. Pretio schaffte es, trotz verletztem Stolz, in gespielter Dankbarkeit den Kopf zu senken und weiterhin zu lächeln. „Vegeta wird Euer neues Schoßhündchen. Aber er singt bestimmt nicht so schön wie ich“ lobte er sich selbst und seine Fähigkeit der Schmeichelei. Freezer lachte laut. „Das tust du, mein Vögelchen. Aber ich möchte einen neuen Jagdhund und er ist dafür besser geeignet. Obwohl… der Vergleich mit einem Spiel-Äffchen sogar noch treffender ist. Ja, ein Äffchen, welches für mich tanzen wird.“ Freezer kicherte hoch auf. „Vögel, die mir Komplimente ins Ohr zwitschern, habe ich genug“ und in diesen Worten war eine stumme Drohung zu hören, dass Pretio jederzeit ersetzt werden konnte. „Mein Berater hat sich sein ganzes Leben mit den Saiyajins befasst. Es gibt keinen, der sie besser versteht und durchschaut. Sie sehen ihn sogar als eine Art Freund an, was eine Seltenheit bei diesem Volk ist. Mit Aurelius als Unterhändler, können wir die Saiyajins schnell überzeugen, euch ebenfalls die Treue zu schwören“ griff Pretio eilig die Frage auf, ob die Saiyajins aufgeben würden. „Was ein Grund dafür ist, diese alte Krähe am Leben zu lassen“ sprach Freezer mit Blick auf den Greis absichtlich abschätzend. Doch im Gegensatz zu dessen Urenkel, der auf Beleidigungen empfindlich reagierte, blieben Aurelius Augen so ruhig wie die Oberfläche eines Sees, während er sich verbeugte. „Ich werde in Aktion treten, sobald König Vegeta mich anruft und um mehr Unterstützung bellt. Ich werde ihm dann sagen, dass unsere Kapazitäten erschöpft sind. Ich darf ihm aber auf keinen Fall dazu drängen, aufzugeben“ erklärte der Greis seinen Plan. „Saiyajins sind versessen auf Stolz und Ehre. Aufgeben ist für sie ein Akt der Feigheit. Fühlt Vegeta sich gedrängt, wird er aus reinem Trotz seine Leute in den Kampf führen. Deshalb muss die Idee, Euch Treue zu schwören, von ihm kommen.“ Freezer verengte berechnend die Augen und fällte innerlich das Urteil, dass Aurelius seine Qualitäten hatte. Er schien sich wirklich gut mit dem Charakter der Saiyajins auszukennen. Kein Wunder, dass Pretio ihn immer noch als Berater wollte. Aber der Greis hatte leider nicht mehr viele Lebensjahre zur Verfügung, weshalb der Jüngere wohl länger dem Kriegsherrn dienen konnte. So oder so…letztendlich waren beide entbehrlich. Freezer konnte eine so schwache Rasse wie die Aurumaner nicht ernst nehmen. Pretio bot zwar seine süßen Worte, seinen Reichtum und seine Waffen dar, aber nichts davon könnte ihn schützen, wenn Freezer ihn persönlich angriff. Aber der Kriegsherr hatte seine Gründe, dies nicht zu tun. Ein Grund war, dass Planeten mehr wert waren, wenn sie, mitsamt ihren Rohstoffen und Bevölkerung, intakt blieben. Spaß am Spiel, reine Unterhaltung, war der andere Grund. Er hatte genug Zeit und Ressourcen, um diesen Krieg hinauszuzögern und sich an dem Widerstand, der in baldige Furcht wechseln würde, zu erfreuen. In seinem Herrschaftsgebiet gab es solche Spielzeuge nicht mehr. Alle krochen ängstlich und diensteifrig auf ihren Knien und so fehlte ihm die Herausforderung. Was sollte ein Wesen mit seiner Stärke und Reichtum sonst zur Unterhaltung tun? Kund-und-Kultur-Förderung zur Belustigung interessierte ihn nicht. Wo war da der Nervenkitzel? Welches Theater, welche Show, war besser als das, was ihm hier geboten wurde? Darum war er auch auf das Angebot des goldenen Prinzen eingegangen, der ohne das Wissen seines Vaters Kontakt mit dem Feind aufgenommen hatte. Im Gegensatz zu König Scintillante, war Pretio überzeugt, dass es nur eine Überlebenschance gab, bei der man am wenigsten verlor: sich Freezer zu beugen, anstatt zu bekämpfen. Es war doch auch im Sinne des Tyrannen: Freezer würde mehr von dieser Galaxie gewinnen, wenn sie nicht völlig in Schutt und Asche lag. Beim Erreichen dieses Zieles könnte ein Insider wie Pretio ihm behilflich sein. Der Prinz wollte sogar seine Fähigkeiten und Treue unter Beweis stellen, indem er seinen eigenen Vater aus dem Weg räumte. Als König wäre Pretio schließlich noch nützlicher. Diese Gier, diese Ambitionen…Freezer ahnte, dass diese Person so oder so seinen Vater getötet hätte. Aber es als Loyalitätsbeweis zu verkaufen…diese Hinterhältigkeit gefiel ihm. Aber Freezer wusste: ein König liebt den Verrat, aber nicht den Verräter. Auf lange Sicht war Pretio kein guter Vasall. Er würde ihn nach dem Machterhalt garantiert betrügen und sei es nur, indem er sich heimlich Geld aus den zukünftigen Abgaben an Freezer in die eigenen Taschen schaufelte. Eigentlich war Pretio kein Vögelchen, sondern eine Giftschlange. Aber auch mit denen hatte Freezer seinen Spaß. Egal, ob zerbrechliche Vögel, intrigante Schlangen, dumme Affen oder treue Hunde… Früher oder später zerbrach jedes seiner Haustiere. Mit einer fast kindlichen Freude spielte er sie gegeneinander aus oder fasste sie absichtlich hart an, als könnte er seine Kraft nicht kontrollieren, nur um sie beim Auseinanderbrechen zu beobachten. Das war der schönste Moment…dieses Erlöschen jeglicher Hoffnung in ihren Augen, kurz bevor sie starben. Für die nächste Zeit müsste er sich wegen mangelnder Unterhaltung keine Sorgen machen. Unwillkürlich lächelte Freezer bei dem Gedanken, was er mit seinem neuen Spielzeug anfangen könnte. Es war ein Lächeln, bei dem Pretio und Aurelius entsetzte zusammenzuckten und eiligst den Blick auswichen. Nachdem die weitere Vorgehensweise besprochen war, beendete Freezer die Konferenz mit einer knappen Warnung, ihm nicht zu lange mit der frohen Botschaft ihrer vollständigen Kapitulation warten zu lassen. Erst als die Lichter ausgingen und die Verbindung wirklich abgebrochen war, erlaubten sich Aurelius und Pretio erleichtert nach Luft zu schnappen. „Na, das verlief doch besser als erwartet“ murmelte Pretio. Solange Freezer glücklich war und ihm vertraute, solange musste sich Pretio um sein Leben keine Sorgen machen. „Aber nur, wenn du einhältst, was du versprichst“ machte sein Urgroßvater ihm auch schon seinen Erfolg madig. „Dafür habe ich dich. Wir hängen beide mit drin. Wenn du keinen Erfolg hast, Vegeta einzuflüstern, er solle aufgeben, sterben wir beide“ drohte er Aurelius. Der Greis rümpfte die Nase. Darum hatte er geplant, nie wieder in die Politik zurückzukehren: zu viele zogen ihn in ihre Machtspielchen rein und er durfte ihre Fehler ausbaden. Dilettanten! Zu seinem Glück besaß er eine kleine Rückversicherung, von der niemanden etwas ahnte: da waren seine Verbündete, die er in seiner Karriere als Diplomat gewonnen hatte, sein geheimes Flucht-Raumschiff und der Inhalt des Amulettes, welches er stets um seinen Hals trug. Gedankenverloren streichelte er es kurz. „Ich bin guter Hoffnung, dass angesichts dieser überwältigenden Stärke von Freezer sogar ein arroganter König wie Vegeta einknicken wird. Ich habe es damals in seinem Gesicht gesehen, als er mir Bericht erstattete. Ihre kurze Begegnung hat Eindruck auf ihn gemacht“ sinnierte er. „Vegeta fürchtet sich vor Freezer. Er will es sich bloß nicht eingestehen, sturer Dickschädel, der er ist. Aber die Monate der Ignoranz und des Verdrängens sind nach diesem Angriff vorbei.“ Pretio feixte schadenfroh. Jahrelang hieß es immer, dass keiner stärker war als ein Saiyajin. In Gegenwart von Vegeta hatte er immer vorsichtig mit seinen Worten sein müssen. Niemals war beißender Spott erlaubt. Jeder wusste, wie ein Saiyajin, besonders Vegeta dann reagierte: ohne zu zögern wurden Köpfe abgerissen und Städte verbrannt. Nie hatte es einen hundertprozentigen Schutz gegen diese Krieger-Rasse gegeben. Alle hatten sich vor ihr gefürchtet…bis jetzt. Endlich gab es einen Machtwechsel und nun mussten sich auch mal die Saiyajins fürchten, ducken und kauern. Pretio genoss das. Aber während die Saiyajins herumrannen wie kopflose Hühner, würde er seinen Vorsprung nutzen. Indem er sich noch mehr bei Freezer einschleimte und sich unentbehrlich machte, würde er von dessen Stärke und Schutz profitieren. Seine Position wäre dann endlich höher als die von Vegeta. Er sah es schon vor sich, wie Vegeta sich auch vor ihm verbeugen musste. Vielleicht durfte Pretio ein paar saiyanische Sklaven von Freezer kaufen? Diese dann vor Vegetas Augen zu erniedrigen…ein wohliger Schauer lief über seinem Rücken bei dieser Vorstellung. Endlich könnte er eines seiner heimlichen Begehren erfüllen. Er konnte es kaum erwarten. Aurelius durchschaute die Gedanken seines Urenkels, während jener träumerisch auf die Karte mit den besiegten Planeten starrte. „Du solltest dich fragen, was nach unserem Erfolg passiert“ warnte er seinen unvorsichtigen König. „Was meinst du? Solange wir Freezer gehorchen und uns nicht zu Schulden kommen lassen…“ wandte jener unbesorgt ein, doch Aurelius unterbrach ihn herrisch. „Du glaubst, die Saiyajin verzeihen uns unserem Verrat?“ Pretio zuckte mit den Schultern. „Nun, ich habe nicht vor, es laut herauszuschreien. Schließlich werden Altharwa und die anderen Planeten der Allianz darüber auch nicht erfreut sein. Und selbst wenn sie es erfahren…letztendlich sollten sie uns auf Knien dankbar sein. Sie bleiben am Leben.“ Aurelius brummte ungehalten; ein Laut, bei dem sich Pretio fühlte wie ein gescholtenes Kleinkind, weshalb es sofort seine Laune verhagelte. „Was?“ zischte er also seinen Berater an. „Du verstehst immer noch nicht die Denkensweise der Saiyajins“ erklärte Aurelius seinen Unmut. „Stolz und Loyalität…darum geht es in ihrer Kultur. Wir haben diese moralischen Werte aus ihrer Sicht verraten. Und Freezer? Auf seinen Schutz darfst du dich nicht verlassen. Er hat es dir doch sogar offen ins Gesicht gesagt. Nur solange du für ihn nützlich bist, hält er seine Hand über dich. Aber was, wenn Vegeta ihm besser gefällt? Er es schafft, Freezers Wohlwollen zu erlangen? Und wenn Vegeta dann deinen Kopf verlangt? Glaub mir…“nachsichtig schüttelte Aurelius den Kopf. „Ich kenne Vegetas Rachedurst ganz genau. Er vergisst nicht und verzeihen tut er schon gar nicht.“ Pretio schluckte schwer und griff sich unwillkürlich nach seinem Hals. Er fühlte sich so zugeschnürt an, als ob eine unsichtbare, drohende Hand darum greifen würde. Aber dann riss er sich zusammen. „Du glaubst tatsächlich, dieser Barbar kann MIR Konkurrenz machen?“ wedelte er hoch lachend die Warnung ab. Aurelius gab keine direkte Antwort, sondern zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch. „Wir wissen nicht, wer bereits unter Freezer dient. Welche Wesen, welche Planeten bereits unter seiner Kontrolle stehen, in der fernen Galaxie, aus der er kommt“ warnte er schlicht. „Genauso, wie die Saiyajins stets glaubten, die Stärksten zu sein, so glaubst du, du wärst der Einzige mit deinen Fähigkeiten. Du bist aber nicht unersetzlich. Wenn es nicht Vegeta ist, so kann dir ein anderer Aufsteiger deinen Platz streitig machen. Bislang hast du von deiner Position als Prinz von Aurum profitiert. Du gehörtest zur herrschenden Klasse. Aber nun bist du ein Diener wie alle anderen. Du wirst schnell merken, in welche Kämpfe du jetzt reingrätscht.“ Solche Worte wollte Pretio nicht hören. Verärgert starrte er seinen Berater an. Dieser lächelte aber lammfromm und tat unschuldig. „Was denn? Du hast mich eingestellt, damit ich dir immer die Wahrheit sage.“ „Ha, als ob ich es immer einfach hatte. Mein ganzes Leben lang habe ich gekämpft. Gegen meine Halbgeschwister, gegen ihre intriganten Mütter, ihren adeligen Familien. Das ist das einzig Gute an den Machtkämpfen meiner Familie…sie haben mich hierfür vorbereitet“ rief Pretio grimmig aus. Seine Augen glühten bei den Erinnerungen, welche Anschläge auf sein Leben er bereits vereiteln musste. Er hatte immer zwei Schritte im Voraus planen müssen, war stets wachsam gewesen. Entschlossenheit und eine gewisse Kaltblütigkeit waren nötig gewesen, um seine Feinde, selbst wenn es Blutverwandte waren, sich für immer vom Hals zu schaffen. Unbeeindruckt nickte Aurelius, der wusste, wovon sein Urenkel sprach. Dasselbe hatte er schließlich auch erlebt, bloß hatte er letztendlich einen Ausweg erkannt, wie er diesem ewigwährenden Kreislauf aus Machtspielchen entkam: Man gab Reichtum und Macht auf. Es lebte sich angenehmer, wenn man nicht ständig jeden Schatten und jede Mahlzeit fürchten musste. Pretio war dafür aber noch lange nicht bereit. Er wollte mehr und ging ungerührt seinen Weg, wenn es ihm Erfolg versprach. Seine mangelnde Empathie verhinderte, dass er sich in andere hineinversetzen konnte. Nun, bislang war es von Vorteil gewesen, wenn es darum ging, über Leichen zu gehen. Aber als guter Händler musste man verstehen, was der Kunde wollte. Oder wie es die Saiyajin so schön sagten: „Kenne dich selbst und deinen Feind, dann hast du nichts zu fürchten.“ „Angenommen, alles passiert so, wie du es planst“ sprach Aurelius „und wir leben sicher unter Freezers Herrschaft...so sicher, wie es jedenfalls geht…und du wirst der Schlaueste sein und dicht an Freezers Seite stehen, unter seinem Schutz…was ist, wenn dieser Schutz schwindet?“ „Keine Sorge, ich werde alles tun, um in Freezers Gunst zu stehen. Vegeta hat kein Talent zum Speichellecker, da kann er mir nicht das Wasser reichen…“ brauste Pretio auf, doch Aurelius stoppte ihn behutsam. „Das meine ich nicht…“ verbesserte der Alte seine Worte. „Was ist, wenn die Saiyajins es doch noch schaffen, Freezer zu töten?“ Pretio blinzelte verblüfft. Dann lachte er laut auf. „Ausgerechnet du fängst damit an?“ lachte er. „Während die Saiyajins verzweifeln, glaubst ausgerechnet du an ihren Erfolg? Dabei bist du doch mitschuldig an ihrem Fall?! Was für eine Ironie, haha.“ Er rieb sich die Lachtränen aus den Augen. Aurelius wartete ungerührt seinen Heiterkeitsausbruch ab, bevor er weitersprach. „Die Saiyajins haben eine Sage“ erklärte er. „Ein goldener Krieger mit gewaltigen Kräften, mit unvergleichlicher Stärke, würde eines Tages wieder erscheinen. Sie nennen ihn den Super-Saiyajin. Und wenn ein Saiyajin so etwas behauptet, dann muss es wirklich eine für uns unvorstellbare Stärke sein. Was ist, wenn die Sage wahr wird und dieser Saiyajin dann Freezer tötet? Ohne Freezer als unseren Schild, werden sich die Saiyajins auf uns stürzen, um ihre Rache zu vollziehen. Sie werden uns unseren Verrat nie verzeihen“ erläuterte er seine Furcht. Doch Pretio fürchtete sich nicht vor Märchengestalten. Er lachte ungläubig auf. „Mein lieber Urgroßvater, du willst mir nicht wirklich weismachen, deine Besorgnis über unsere Zukunft gilt einem Märchen? Das Märchen einer so niederen Kultur wie die der Saiyajins? Ein Wunder, dass sie nicht mehr in Höhlen leben oder die Sonne anbeten“ spottete er über die verehrte Sage der Saiyajins. Aurelius zuckte mit den Schultern. „Sicher, es gibt keine Beweise. Trotzdem wird diese Sage immer noch weitererzählt. Saiyajins sind nicht religiös, aber sie nehmen ihre Geschichten ernst. Sie sehen es als wichtig, um ihre Krieger auch nach dem Tod zu ehren. Sie lügen daher selten in diesen Dingen. Nur deswegen glaube ich, dass es daran einen wahren Kern gibt.“ „Schwachsinn“ spie Pretio sein Urteil abfällig heraus. „Hier ist nur einer Golden, und zwar ich! Es handelt sich garantiert um irgendeine Übertreibung, die seit Generationen hochgeschaukelt wird. Ich hätte nicht gedacht, dass Saiyajins so kindisch sein können! Sie glauben an Super-Helden, haha.“ Pretio rückte demonstrativ seinen goldenen Schmuck zurecht. Er strich dabei um seine Armreife, in denen sich die Technik für einen Energieschutzschild befand, weshalb es ihn immer sofort beruhigte, diesen unter seinen Händen zu spüren. Kopfschüttelnd verließ er den Kommunikationsraum und ignorierte seinen Berater. Super-Saiyajin, goldener Krieger?! Es klang wie ein Kindermärchen. Was für ein Witz! Den sollte er sich aber merken, um Freezer mal damit im benötigten Moment zu belustigen. Bestimmt würde sich der Tyrann darüber halb totlachen. Nachdenklich schaute Aurelius seinem Urenkel nach, bevor auch er den geheimen Raum verließ, nur um in Gegenrichtung zu schlendern. Wenn der König und sein Berater gleichzeitig zu sehen war, munkelte sofort die Dienerschaft, dass es eine wichtige, geheime Besprechung gegeben hatte. Gerüchte und neugieriges Personal konnten Aurelius und Pretio aber gerade nicht gebrauchen. Bislang wusste niemand vom gemeinen Volk, was ihr König plante. Während Aurelius durch die Arkaden des Palastes schlenderte, mit Blick auf den benachbarten Park, hörte er die Vögel singen. Die Sonne schien warm, die Luft roch angenehm nach Blumen und Bäume und der Anblick des Gartens war so verlockend, dass Aurelius die Treppen hinabstieg und einen der gepflegten Pfade durch den fast waldhaften Park betrat. Nach dem schrecklichen Gespräch mit Freezer, sehnte sich Aurelius nach friedlicher Natur, die seine Seele beruhigte und auf neue Ideen brauchte. Angesichts des bunten Spektrums an Farben und Gerüche, welches die Natur bereithielt, verblasste selbst die Anziehung von Gold und Edelsteine. In diesem kleinen Stück Paradies schien der Krieg weit weg zu sein. Aurelius atmete die aromatische Luft tief ein und ging erfahren den Pfad weiter, der, wie er genau wusste, zu einem kleinen Teich mit einer Bank zum Sitzen führen würde. Die Zurückgezogenheit, die er hier verspürte, gab ihm stets die Muße, seinen Gedanken nachzuhängen. Unwillkürlich schmunzelte er, als er sich an seine letzten warnenden Worte an Pretio erinnerte. Wäre er an seiner Stelle gewesen, hätte er bestimmt ähnlich irritiert reagiert. Ein Super-Saiyajin…die Möglichkeit, dass ausgerechnet die Saiyajins Freezer besiegen und ihre Galaxie retten…wie kam Aurelius dazu, so einen Unsinn laut zu sagen? Solche Worte bewiesen mehr Vertrauen in die Saiyajins als in die eigene Rasse?! Ja, es hörte sich wahnwitzig an, aber Aurelius hatte mehrere Generationen von Saiyajins beobachtet. Seit ihrem ersten König hatten sich die Saiyajins in einem Tempo weiterentwickelt, der unüblich für andere Rassen war. Während die ersten Saiyajins noch ein Powerlevel von durchschnittlich 800 besessen hatten, war heutzutage ein Wert von 2.000 normal: ein vierfacher Zuwachs innerhalb 100 Jahre? Nein, diese Entwicklung war nicht normal. Andere Rassen benötigten mehrere Generationen Zeit, nur um sich ein wenig körperlich zu verändern. Aurelius hatte außerdem erkannt, dass man im Allgemeinen die Saiyajins geistig unterschätzte, nur weil sie etwas simpel gestrickt waren. Wer nur auf ihre Körperkraft schaute, vergaß, dass man zum Kämpfen auch taktisches Geschick benötigte. Die Saiyajins hätten nicht ihren Ruf als beste Krieger erhalten, wenn sie nur tumbe Idioten wären. Unter ihnen gab es Truppenführer, deren Klugheit und Kriegsgeschick denen der anderen Rassen glich, wenn nicht sogar überstieg. Elite-Saiyajins erhielten diesen Titel stets wohlverdient. Die Tsufurujins hatten den Fehler einst getan und sie als Wilde unterschätzt und was war aus ihnen geworden? Sie waren die ersten gewesen, die für ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlen mussten. Aurelius pausierte kurz in seinen Gedanken, als er den Teich erreichte. Zu seinem Glück war niemand dort, um ihn in seinen Gedankengängen zu stören und so setzte er auf die Bank. Kurz genoss er den herrlichen Anblick, das klare Wasser mit den blühenden Seerosen und Lotusblumen. Während auf dem See einige weiße Schwäne und Kaiserenten mit goldenem Kopfschmuck und funkelnden, schwarz-roten Gefieder ruhig ihre Kreise zogen, konnte man unter der Wasseroberfläche die großen, rotgoldenen Karpfen schwimmen sehen. „Was für ein schöner Anblick…“sinnierte Aurelius. „Was für ein kostspieliger Anblick“ war sein zweiter Gedanke, da er natürlich den aktuellen Preis für diese hochgezüchteten Tiere kannte, an denen kein Makel war, wie man es für Palasttiere erwartete. Das galt nicht nur für die hier lebenden Tiere, zu denen auch Rehe mit goldbraunem Fell oder Albino-Pfaue gehörten. Dieser Park, so natürlich er auch aussah, wurde jeden Tag von einer Gärtnermannschaft in Form gebracht, damit die Palastbewohner nur Schönes sahen. Keine vertrocknete Pflanze, kein schadhaftes Blatt war für ihre Augen bestimmt. Aurelius seufzte. Wenn man zu lange auf diese Perfektion starrte, fühlte ein alter Mann wie er sich noch unerwünschter: inmitten dieser Schönheit hatten Alter, Unperfektion und Schwäche keinen Platz. Er rieb sich seine faltigen, knöchrigen Hände; der Siegelring auf seinem dünnen Ringfinger schien wieder weiter geworden zu sein. Wenn er nicht aufpasste, rutschte er noch runter. Aurelius sehnte sich plötzlich nach der wilden Natur von Vegeta-Sei, wo Unkraut wuchern durfte, wie es ihm gefiel, wo das Altern und Sterben zum Leben gehörte und wo alte Wesen wie er für ihre Hartnäckigkeit, sich nicht vom Tod erwischen zu lassen, bewundert wurden. Doch vermutlich würde er nie wieder einen Fuß auf Vegeta-Sei setzen können. Das hatte nicht nur mit seiner schwächelnden Konstitution und seinen schwindenden Muskeln zu tun. Schon seit langem war er nicht mehr fähig, die hohe Gravitation dieses Planeten zu ertragen, selbst mit der technischen Unterstützung durch ein Exoskelett. Diese Hebehilfe, die man um seinem Körper schnallte, war die einzige Möglichkeit, kurzfristig Planeten mit hoher Gravitation zu betreten, ohne zusammenzubrechen. Aurelius ahnte, dass er schon bald kein hoch geschätzter Gast der Saiyajins sein würde und dann war es sowieso zu gefährlich, diese Rasse auf ihrem eigenen Territorium zu besuchen. Aurum war der Planet, wo er sterben würde; das wurde dem alten Mann plötzlich klar. Mit dieser Erkenntnis sah er erneut auf den Teich, die Blumen und die Vögel. War es verwunderlich, dass Aurelius bei so viel friedlicher Schönheit nostalgisch wurde? Er dachte an die Zeit zurück, als er hier noch seinen wohlverdienten Platz hatte, als stolzer Kronprinz und dann als König: jung und schön war er gewesen, mit stolzgeschwellter Brust war er durch den Palast marschiert, wie es Pretio jetzt tat. Wenn Aurelius dann zurückdachte, was er alles geopfert hatte, damit sein Planet so prächtig wachsen konnte…Dieser Wohlstand war mit fremdem Blut bezahlt worden. Jahrzehntelanger Wohlstand hatte Aurelius dafür seinem Volk schenken können und nun war es fraglich, was von seinem Lebenswerk in den nächsten Monaten noch übrigbleiben würde. Und er musste dabei zusehen, wie alle zugrunde ging…was für eine Strafe! Bei diesen pessimistischen Gedanken kamen ihm fast die Tränen hoch. Aurelius seufzte erneut und umfasst sein Amulett; rieb gedankenverloren über das glatte Metall. Er fragte sich, ob er sich das alles noch länger antun sollte: Vegeta, Freezer und Pretio dazwischen. Sein Urenkel balancierte auf einem schmalen Seil, gespannt zwischen zwei Vulkanen. Während er darüber tänzelte, schien er nicht zu begreifen, dass das Seil an beiden Enden bereits kokelte. Nun, sollte er mit dem Feuer spielen, wenn es ihm so viel Spaß machte, aber bitte ohne Aurelius mit aufs Seil zu ziehen! Er war zu alt für diesen Mist! Er löste das Amulett von der Kette und öffnete es, um es mit Wohlgefallen zu betrachteten. Aurelius hielt sich alle Möglichkeiten zur Flucht offen, ebenso wie Pretio, der es sich von seinem Urgroßvater abgeguckt hatte. Aber Pretio hatte einen Fehler gemacht: er verließ sich auf seine Armbänder, mit deren Hilfe er einen Energieschirm um sich aufbauen konnte, der keine Angriffe durchließ. Früher hätte es ihn sogar vor Vegeta beschützt; jedenfalls lang genug, um zu fliehen. Aber seitdem die Saiyajins in den letzten Monaten so hart trainiert hatten, war ihre Stärke in einem Maß gewachsen, welche Aurums Sicherheitstechnik nicht mehr einholen konnte. Bislang hatte Aurum die Gefahr durch die Saiyajins stets durch ihre Wissenschaft und Technologie ausbalancieren können. Aber nun hatten die Saiyajins einen Vorsprung erreicht, den Aurum fürs erste nicht einholen konnte. Tja, der Jungspund Pretio würde irgendwann mal schön blöd aus der Wäsche gucken, wenn er blutend auf dem Boden lag, weil sein Schild ihn nicht geschützt hatte. Sein Urgroßvater stände dann nicht mehr bereit, um ihm zu helfen. Für den schlimmsten Fall der Fälle trug Aurelius schließlich dieses Schmuckstück, welches, im Gegensatz zu den nutzlosen Armbändern, hilfreicher wäre. Darin lag, eingebettet in Samt, eine kleine Pille, die beim Verzehr einen sofortigen, schmerzlosen Tod verursachen würde. Selbstmord war immer noch eine bessere Möglichkeit als in Freezers oder Vegetas Hände zu geraten. Er würde sie in ihrem Vorhaben, ihn zu foltern, durch diese Tat ganz schön in die Suppe spucken. Bei dem Gedanken, wie er dadurch dem ganzen Ärger entfliehen könnte, selbst wenn es ihm sein Leben kostete, konnte sich Aurelius ein breites, schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen. Vegeta-Sei Ein Medi-Tank war so programmiert, dass der Verletzte nach Abschluss der Behandlung behutsam aus dem künstlichen Schlaf geweckt wurde. Das Betäubungsmittel wurde sanft runtergefahren, damit der frisch Geheilte nicht abrupt und verwirrt aufwachte. Es könnte zu Panikattacken führen. Stattdessen war es ein entspannter Übergang vom schmerzlosen Schlaf in die Realität. Die Elektroden übermittelten die Hirnströme an den Rechner, der mit Eintritt in die Wachphase automatisch die Heilflüssigkeit abließ und dann die Atemmaske entfernte. Auf diese Weise konnte der Drinliegende frisch geruht und eigenständig atmend dem Medi-Tank entsteigen, bereit für neue Schandtaten. Genau dasselbe passierte in diesem Moment im königlichen Krankenzimmer, als Vegeta erwachte. Nappa war der einzige Zeuge. Er und Radditz hatten abwechselnd Wache auf dem einzigen Sofa im Zimmer geschoben: ein Auge zum Verletzen, ein Auge zur Tür; stets aufmerksam wie es sich für gute Leibwächter gehörte. Da dies nicht das erste Mal war, dass Vegeta aus einem Medi-Tank entstieg, hatten sie, um seine Laune zu bessern, den Raum nach seinen Vorlieben hergerichtet. Vor dem Tank stand ein Tisch, wo frische Kleidung und ein sauberer Panzer zum Anziehen bereitstanden, sowie eine Flasche Wasser und ein neuer Scouter mit rotem Glas. Das Licht war gedimmt, das Zimmer verdunkelt, still und abgeschirmt vom Rest der Welt. Wachen waren damit beauftragt, niemanden auf die Etage zu lassen, wo des Königs Zimmer lag. Wenn Vegeta erwachte, bevorzugte er eine solche Umgebung, da seine Sinne in diesem Moment etwas überempfindlich waren. Ohne diese Vorbereitung würde er gereizter aus dem Medi-Tank entsteigen, als es den Anwesenden lieb war. Nappa sah dabei zu, wie Vegeta, ungeniert seiner Nacktheit, sich zuerst anzog und zwischendurch vom Wasser trank. Der Raum war gefüllt von einer gereizten Stille, die Nappa nicht stören wollte. Erst wenn jener das Wort an ihn richten würde, bekäme er die Erlaubnis zu sprechen. Nappa blieb daher still und drückte nur kurz auf seinem Scouter, um Radditz zu signalisieren, dass Vegeta wach war. Der Jüngere ruhte sich momentan im benachbarten Zimmer aus. Nappa hoffte daher, dass er in wenigen Sekunden ankam, denn er wollte nicht allein mit seinem König sein: der hatte eindeutig keine gute Laune. Vegeta schloss das Anziehen mit dem Überziehen seiner Handschuhe und dem Aufsetzen des Scouters ab und konzentrierte sich auf den Anwesenden. „Ich will Kakarott sehen!“ zischte er. „Sofort!“ Nappa schluckte hart und zögerte. Kein guter Anfang, um Vegetas Laune zu heben. Er selbst hatte keine Ahnung, wo dieser Kakarott gerade lag. Kein Arzt wusste es und Radditz schwieg. „Äh, wir sollten auf Radditz warten. Er kann dir mehr dazu sagen“ flötete er und versuchte damit, die lästige Aufgabe an seinen Kameraden weiterzureichen. Vegetas Augen verengten sich verärgert angesichts dieser Verzögerung. „Nappa, wenn du mich nicht augenblicklich hinführst…“drohte er, bevor er von der sich öffnenden Tür und den reinstürmenden Radditz unterbrochen wurde. Nappa atmete erleichtert auf. Das war knapp gewesen. Mit Radditz im Raum fühlte er sich sicherer. „Radditz, wo ist dein Bruder?“ herrschte Vegeta sofort den Neuankömmling an. „Zerr ihn aus den Tank und schlepp ihn hierher! Wenn ich mit ihm fertig bin, kannst du den Rest, den ich übriglasse, wieder in den Tank zurückwerfen.“ Anstatt Antwort zu geben, schaute Radditz dagegen fragend zu Nappa. „Hast du mit ihm schon das Wichtigste geklärt?“ fragte er. Nappa seufzte. „Er ist gerade mal seit zehn Sekunden wach und denkt zuerst an seine Rache.“ „Seine verletzten Gefühle können warten. Wir müssen zuerst über unsere Lage sprechen“ brummte Radditz. „Wie war das?!“ zischte Vegeta, der nicht fassen konnte, wie man ihn gerade ignorierte. Schon pochte die erste Vene auf seiner Stirn drohend auf. Radditz konzentrierte sich endlich auf ihn, sein Blick seltsam gefasst und ernst, ohne Furcht vor seinem Herrscher. „Unsere Armee ist am Arsch. Wir sollten uns zuerst damit befassen“ sagte er kühl. „Oder erinnerst du dich nicht mehr, was Bulma über die Angriffe erzählt hat? Ganze Einheiten sind vernichtet, mehrere verbündete Planeten gefallen. Das Krankenhaus ist voll mit Verletzten und das sind noch die Glücklichen, welche es hierhergeschafft haben.“ Vegeta erstarrte. Durch Radditz Erwähnung kam die Erinnerung wieder hoch. „Wie groß sind die Verluste?“ fragte er, die Stimme ruhiger und gefasster. „Die Hälfte ist gefallen“ erhielt er die sofortige Antwort „und die andere Hälfte ist wie gesagt im Moment nutzlos, da sie erst behandelt werden muss.“ Vegeta riss erschüttert die Augen auf. Dann ballte er die Faust und ließ sie auf den Tisch hauen, woraufhin dieser zerbrach. Doch das war nicht genug. In einem Wutanfall, mit gebrüllten Flüchen, zerschmetterte er den Stuhl, das Bett und, nachdem Nappa eilig aufgestanden war, auch das Sofa. Erst als alle Möbel, mit Ausnahme des Medi-Tanks, in Trümmern auf den Boden lagen, beruhigte sich der König langsam. Jedenfalls hörte er auf zu brüllen, sondern stand nur mit geballten Fäusten schweratmend im Raum und sah sich nach neuen Opfern um. „Bist du fertig?“ fragte Radditz unbeeindruckt: Nappa keuchte entsetzt auf. Er hatte sich aus Vorsicht an die weit entfernteste Wand gedrückt. Der ältere Saiyajin verstand nicht, wieso der Jüngere so unbeeindruckt, fast frech, zu Vegeta war. Normalerweise gingen sie immer auf Zehenspitzen, wenn ihr Anführer so eine miese Laune hatte. Aber Radditz sah dafür heute keinen Grund. Ihn kotzte die Gesamtsituation so dermaßen an, dass er keine Lust hatte, auf Vegetas Stolz Rücksicht zu nehmen. Seit zwei Tagen herrschte Unruhe und Verwirrung in der Hauptstadt, ständig riefen die Verbündeten an, wollten wissen, was zu tun war…aber das Einzige, was Vegeta beim Aufwachen interessierte, war seine Rache?! Kakarott war aber nicht sein Problem, sondern Freezer: der sich nähernde Feind, mit einem Powerlevel von einer halben Million, was Vegeta bislang verschwiegen hatte. Und nun saßen sie in der Scheiße: die Prioritäten mussten neu gestellt werden. Was Vegeta gerade brauchte, waren keine besänftigenden Worte, sondern die kalte Wahrheit. Radditz, durch die letzten Erlebnisse geistig gereifter und mutiger geworden, sah sich als einziger dafür zuständig, da Nappa lieber kuschte und Verantwortung mied. Bulma und Kakarott verließen sich darauf, dass er die Heimatfront beschützte, bis sie wieder zurückkehrten. Für seine Geschwister, seine Familie, seine toten Kameraden und seinen immer noch im Tank liegenden Vater…Radditz hatte sich geschworen, dass er sie nicht enttäuschen würde. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, damit Vegeta-Sei durchhielt. Das bedeutete auch, den König auf den rechten Pfad zu führen. In diesen Moment hatte er keine Angst vor Vegeta. Diese vorwurfsvollen, unbeeindruckten Augen waren es, welche Vegeta zur Besinnung brachten. Es waren keine weiteren Worte mehr nötig, um ihn wegen seiner Verantwortungslosigkeit und seinem Schweigen über Freezer zu schelten. Wut, die ihn wie eine lodernde Flamme fest im Griff gehalten hatte, wurde der Sauerstoff entzogen. „Erzählt mir alles, was passiert ist, während ich abgelenkt war“ forderte Vegeta ihn leise auf. Sie informierten Vegeta über das Geschehen während seines Tatakais gegen Kakarott und wie sie während seiner Bewusstlosigkeit die Sache gehändelt hatten. Er hörte mit verschränkten Armen stehend zu, da er jegliche Sitzmöbel in seinen Anfall vernichtet hatte. Seine eisige Miene verdüsterte sich bei jedem weiteren, grausamen Detail. Die Lage sah nicht gut aus. Trotzdem tobte und schrie er nicht mehr wie ein bockiges Kind. Nur seine Aura zeigte den Anwesenden, wie es innerlich in ihm brannte. Sie vergiftete den engen Raum. Radditz und Nappa schwitzen, obwohl es nicht heiß war. Schwächere Saiyajins würden angesichts des herrschenden Drucks gelähmt zu Boden fallen. „Ich muss sofort in den Palast und eine Konferenzschaltung einräumen“ murmelte Vegeta, kaum, dass Nappa ihm die genauen Verlustzahlen genannt hatte. Doch bevor er zur Tür gehen konnte, stellte sich Radditz ihm in den Weg. „Bevor du das tust, gibt es noch etwas Dringendes zu sagen“ hielt Radditz ihn auf. Er warf einen schnellen, entschuldigenden Blick Nappa zu, den er bislang nichts erzählt hatte. Erstens hatte er verhindern wollen, dass Nappa einen Wutanfall bekäme, der ihn zu einer unbedachten Aktion leitete und zweitens wollte er nichts über die Mission seiner Geschwister verraten. Auf diese Weise hatte er Bulma und Kakarott einen Vorsprung sichern können Das, was er jetzt erklären müsste, wäre für beide Saiyajins eine neue, unglaubliche Information. Radditz überreichte Vegeta den Scouter von Bardock. „Hierauf befindet sich eine Aufnahme, wie mein Vater gegen den Feind kämpft. Bulma und ich haben es analysiert“ erzählte er dabei. „Uns sind Dinge aufgefallen, von denen wir denken…also, wir glauben…dass Aurum ein Verräter ist. Dieser umfassende Angriff auf alle Stationen hätte man nicht ohne Insider-Wissen durchführen können. Und die Insider sind vermutlich die Aurumaner“ fuhr er zögerlich fort. Nappa und Vegeta sahen ihn kurz großäugig an, um in Sekundenschnelle die Lage zu begreifen. Vegeta schlug sich im Geiste gegen den Kopf, da vieles nun plötzlich einen Sinn machte. Ständig dieses Gefühl, sinnlos dem Feind zu jagen, der ihm stets entkam…natürlich, schließlich war jener über Vegetas Routen informiert worden. Nappa sah es ähnlich. Ohne zu zögern, glaubte er Radditz Worte. Er fluchte laut auf und schlug zornig gegen die Wand, so dass dicke, bröckelnde Löcher darin entstanden. „Diese Verräter!“ rief er wutentbrannt aus und knirschte mit den Zähnen. „Ist diese Aufnahme ein gültiger Beweis?“ fragte Vegeta heiser und hielt den Scouter hoch. Radditz schüttelte den Kopf. „Aber, wenn du dir es ansieht und dabei auf den runden, pinken Kerl achtest, derjenige, der meinen Vater fast getötet hat, fallen dir diese Andeutungen auf. Seine Worte…es schimmert durch, als würde er von einem Spion reden. Von einem Volk, dass sich bereits ergeben hat. Tja, und angesichts dessen, wessen Sicherheitssysteme ZUFÄLLIG nicht funktioniert haben, kam uns daher nur einer in den Sinn…“ „Die geldgierigen Mistsäcke“ beendete Nappa den Satz. „Oh, dafür werden sie büßen. Endlich werden wir Aurum erobern. Ich werde ihre Städte mit einem Fingerschnippen zerstören. Nein, warte, das ist zu schnell. Ich werde mir Zeit lassen…genau, ich werde ihre Armee Stück für Stück auseinander nehmen…alles in Brand setzen…“ machte er bereits Rachepläne. Unheilvoll grinste er. Auch Vegeta dachte sofort an Rache, jedoch… „Keine Beweise“ murmelte er. „Damit wird es schwierig, sie anzuklagen…Und wir sind auf deren Ausrüstung angewiesen.“ „Tja, nicht unbedingt“ widersprach Radditz. „Hier gibt es eine Lösung. Erinnerst du dich, wie Kakarott seine Kraft unterdrückt und so die Scouter überlistet hat?“ Vegeta sah ihn bei der Erwähnung seines neuen Erzfeindes zwar angewidert an, aber er nickte und verstand sofort, was Radditz sagen wollte. „Eine Technik, mit der die Daten über unsere Kampfstärke unbrauchbar werden. Interessant“ lobte er Radditz Idee. „Ja, und die Technik geht sogar so weit, dass wir die Energien unserer Gegner erspüren können. Damit brauchen wir keine Scouter mehr, der uns die Positionen unserer Gegner zeigt“ fuhr Radditz mit hinterlistigem Grinsen fort. „Zwar verlieren wir damit ein Kommunikationsmittel, aber wir wissen nicht, ob sie unseren Funk abhören. So gesehen, ist es vorteilhafter, auf diese zu verzichten.“ „Oh, ich bin mir sicher, dass sie unsere Nachrichten abhören. Es wäre dumm, dies nicht zu tun“ stimmte Vegeta ihm zu. Auch er fing an, unheilvoll zu grinsen. „Aber, wenn sie nicht ahnen, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind, können wir das zu unserem Vorteil nutzen. Wir werden sie mit Falschnachrichten in die Irre locken.“ Nappa wurde von der Heimtücke seiner Kameraden angesteckt und grinste ebenso böse. „Ich rieche den süßen Geruch der Rache“ wisperte er. „Aurum soll leiden für das, was sie unseren Kameraden angetan haben. Viel zu lang haben sie mit uns gespielt.“ Vegeta stimmte ihm da zu. „Du hast Recht! Es wird Zeit, dass sie auf ihren Platz verwiesen werden. Und diese Technik ist tatsächlich hilfreich, um damit einen neuen Schlachtplan zu erstellen. Endlich eine gute Nachricht. Etwas, was wir zum Gegenangriff nutzen können.“ „Ja, aber bevor das passiert, haben wir noch das Problem mit der feindlichen Streitmacht und ihrem Anführer, die gerade hierher auf den Weg sind“ erinnerte Radditz die beiden, woraufhin sie sofort aufhörten, siegessicher zu grinsen. Es war fraglich, ob sie noch die Zeit hatten, Aurum zu vernichten, bevor Freezer zuerst auf die Saiyajins traf. „Verdammt, angesichts dessen ist es vielleicht nicht schlecht, dass wir einen neuen starken Krieger an unsere Seite haben“ brummte Nappa. „Kakarott ist sicherlich hilfreich, wenn wir…uff“ Er kam nicht dazu weiterzusprechen, weil Vegeta ihm einen Ellbogenschlag in den Bauch verpasste, bei dem ihm die Luft wegblieb. „Wag es ja nicht, den Clown in meiner Anwesenheit zu loben“ zischte Vegeta. „Sobald Freezer besiegt ist, stelle ich meine Ehre wieder her und schmeiß ihn zu Boden. Also Radditz, wo liegt der Kerl? Ich werde einen Schlachtplan ausarbeiten, bei dem er die Ehre hat, dran teilnehmen zu dürfen“ fragte er mit Blick auf den Langhaarigen. Nun verging Radditz das Lächeln, denn jetzt musste er Vegeta die RICHTIG Schlimmen Neuigkeiten überbringen. „Äh, hähä, was das angeht…“ fing er zögerlich an, um dann im eiligen Tempo, ohne Pause zu machen, sprudelnd die Abwesenheit seiner Geschwister zu erklären. Kaum hatte er geendet, hielt Radditz sich schützend die Arme vor dem Gesicht, die Augen geschlossen. Er wartete auf die Explosion, die sich aber überraschend viel Zeit ließ. Nappa hatte sich in die Ecke verzogen und hielt sich das letzte Sofakissen, welches Vegetas Tobsuchtsanfall vorhin entgangen war, schützend vors Gesicht. Vegetas Augen waren dermaßen geweitet, dass seine Augenbrauen beinahe seinen Haaransatz berührten. Schockiert starrte er den Überbringer der üblen Nachricht an. Ansonsten war er still…zu still. Die Luft war angehalten, aber sie kam nicht heraus. Dann ließ Vegeta seinen Atem in einen langen Zug zischend entweichen. „Sie sind weg…auf geheimer Mission“ wiederholte er langsam Radditz’s Worte. Ächzend nickte Radditz. „Es war ein Befehl der Königin. Ich konnte nichts machen“ entschuldigte er sich auf die Weise, welche Bulma ihn aufgetragen hatte. „Weil dein Vater einen wirren Traum hatte…“ wiederholte Vegeta erneut. „Das ist meine Theorie, aber Bulma denkt, da steckt mehr dahinter“ wandte Radditz ein. Vegeta blieb immer noch bemerkenswert ruhig. Er rieb sich nur die Nasenwurzel, was ein Hinweis war, dass er scharf nachdachte…oder dass er Kopfschmerzen bekam. Radditz nahm daher die Arme runter und wartete ab, ebenso wie Nappa, der sich hinter dem Kissen hervortraute. Vegeta steckte in der Zwickmühle. Vor wenigen Minuten hatte er sich wegen seiner Niederlage gegen Kakarott so kindisch verhalten, nur auf persönliche Rache aus, dass er seine Pflichten gegenüber seinem Volk vergessen hatte. Zwar hatten Radditz und Nappa ihn deswegen nicht laut kritisiert, aber ihre Unzufriedenheit war ihnen anzumerken gewesen. Zu Recht, er war ihr König. Alles fiel mit ihm. Wo war seine Selbstbeherrschung? Aber kein Mann konnte sein Wesen innerhalb von Stunden ändern... so gesehen verhielt er sich erstaunlich ruhig, auch wenn es ihn an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung brachte. Eigentlich wollte er am liebsten den ganzen Raum zusammen schreien, aber stattdessen musste er seinen Frust herunterschlucken. Er versuchte, das Positive zu sehen, um sich vom Schlechten abzulenken. Es bestand die Gefahr, dass in naher Zukunft sein Planet angegriffen wurde. Da war es vorteilhaft, wenn Bulma sich nicht hier befand, sondern weit weg, an einen unbekannten Ort und damit in Sicherheit. Zweitens wusste kaum einer davon, dass Kakarott ein mächtiger, sogar dem König ebenbürtiger Krieger war, da die Scouter während ihres Kampfes kaputtgegangen waren. So war es nicht möglich gewesen, Kakarotts Powerlevel registrieren. Vegeta hatte damit ein neues Ass in seinem Blatt, mit dem niemand rechnete, auch wenn er gerade nicht zur Verfügung stand. Broly, der andere starke, unbekannte Saiyajin, würde aufgrund der Entfernung nicht in den nächsten vier Wochen hier ankommen. So gesehen, war Kakarott ein guter Ersatz. Drittens gab es die Technik, die Radditz „Energie-Lesen“ nannte, die einen Taktikwechsel möglich machte. Viertens, sie wussten nun über den Verräter Bescheid und konnten Maßnahmen ergreifen. Fünftens, dank seinen auskurierten Verletzungen, hatte Vegeta einen ordentlichen Powerschub erhalten, den er ganz gut brauchen konnte. Aber egal wie sehr Vegeta auch versuchte, rational zu denken…seine Emotionen kochten über. Was fiel Bulma ein, einfach ihren Planeten zu verlassen? IHN zu verlassen? Hatte sie ihn verlassen? War sie enttäuscht von ihm? Aber sie hatte anscheinend als Königin gehandelt, jedenfalls hatte sie es so Radditz gesagt. Und wieso behandeltet Nappa und Radditz diesen Idioten Kakarott, als wäre er der Retter der Saiyajins, nur, weil der ein paar gute Treffer gegen Vegeta hatte landen können? Letztendlich hatte Vegeta gewonnen, oder etwa nicht?! //Der Kerl ist noch nicht vom Haken// schwor sich Vegeta. //Aber zuerst kommt Freezer und dann Aurum.// „Also gut“ begann er, nachdem er sich besinnend mit seinen Händen übers Gesicht gefahren war. „Wie lange sind sie schon fort?“ „Äh, seitdem du im Tank gelandet bist, also an die zwei Tage. Den Vorsprung holst du nicht mehr ein“ erklärte Radditz, ihn immer noch misstrauisch anstarrend, weil er so ruhig blieb. „Und sie wollen wiederkommen, wenn sich ihre Mission als Blödsinn herausstellt?“ „Ja, im Eiltempo. Erst dann werden sie auch Funkkontakt mit uns aufnehmen.“ „So sei es“ murmelte Vegeta ergebend. Selbst wenn er es wollte, so könnte er sie nicht zurückholen. In dieser Situation war es wohl das Beste. „Dann lasst uns auf unsere Schlacht konzentrieren“ forderte er seine Kameraden auf, ein rauffreudiges Glühen in den Augen. Er blickte befehlend zu Radditz. „Dieses Energie-Lesen muss allen Kriegern beigebracht werden. Diejenigen, die es zuerst lernen, helfen dir, es den anderen beizubringen.“ Radditz nickte. So was Ähnliches hatte er sah schon gedacht. Gut, dass Gine und Chi-Chi seit gestern schon damit beschäftigt waren, diese Technik weiter zu geben. „Der Funk-Verkehr über Scouter wird eingeschränkt. Wir müssen unsere Befehle neu codieren. Niemand darf außerdem erfahren, dass Aurum uns verraten hat. Wenn das die Soldaten erfahren, werden sie nach Blutrache schreien. Die Konzentration gilt aber zuerst Freezer“ war Vegetas zweiter Befehl. „Hm, aber was ist mit Freezers Stärke? Sollen wir die Info wirklich darüber weitergeben? Wird das nicht zur Panik führen?“ fragte Nappa unbehaglich. Vegeta lachte abfällig aus. „Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr. Dafür haben zu viele gegen seine Leute gekämpft. Die Gerüchteküche wird nur schlimmer, je länger wir die Dummen spielen. Nein, das Volk muss wissen, was sie erwartet. Jene, die dann zu feige sind, zu kämpfen, brauchen wir nicht in der Armee. Sie wären dann nur eine Last. Aber ganz kommen sie eh nicht weg. Die Feiglinge sollen zum Heimatschutz und wenigstens Vegeta-Sei verteidigen“ plante er. Radditz nickte erneut, Nappa dagegen sah unsicher aus. Wenn Vegeta schon keine Chance gegen diesen Typen hatte, wie sollte ein alter Mittelklasse-Krieger wie er…vielleicht sollte er auch in den Heimatschutz? „Nappa, zögerst du etwa?“ höhnte Vegeta. „Willst du nur gegen leichte Gegner kämpfen, wo du dir deines Sieges gewiss bist? Mach dir keine Sorge, Freezer gehört mir! Du wirst garantiert nicht gegen ihn kämpfen müssen.“ Sofort hellte sich Nappas Miene auf, nur um dann schmallippig angesichts der indirekten Beleidigung zu behaupten „Hey, etwas Bedenken hilft einfach, um nicht zu jung zu sterben. Ein Mann wird doch wohl noch vorsichtig in der Auswahl seiner Gegner sein dürfen. Jeder muss selbst sehen, was er sich zutraut und was er schaffen kann. Ich bin halt bescheiden…“machte er Ausflüchte. Radditz prustete laut auf. „Du und bescheiden? Na klar, du bist ein Musterbeispiel für Demut!“ Vegetas hämisches Grinsen wurde ein Stück länger. Er legte den Kopf schief, um in trügerischer Besorgtheit sarkastisch zu fragen: „Wenn du dir solche Fragen stellst, wird es vielleicht Zeit für einen Jobwechsel. Anstatt stolzer Saiyajin-Krieger wirst du...ich weiß nicht…Primaballerina? Ich besorg dir ein rosa Tütü als Abschiedsgeschenk.“ Radditz lachte laut auf, um dann danach das Gesicht angeekelt zusammenziehen. „Scheiße, was für eine Vorstellung. Ich will mir das Gehirn sauber schrubben.“ Nappa dagegen wurde, wie von Vegeta geplant, hochrot und beleidigt. „ICH BIN EIN STOLZER KRIEGER!“ rief er aus „ICH FÜRCHTE NICHTS!“ Die Wut und der verletzte Stolz verdrängten jede Angst. Schon brannte Nappa darauf, sich in der Schlacht zu beweisen. „Na, das will ich sehen, von euch beiden“ höhnte Vegeta und sah seinen beiden ältesten Kampgefährten stichelnd an, um ihr inneres Feuer weiter zu entfachen „Sonst dürft ihr als tanzendes Duo auftreten.“ Während Nappa mit den Zähnen knirschte, konterte Radditz, der solchen Sticheleien von seiner Familie gewohnt war, mit gleichem Sarkasmus. „Erstens, steht mir Rosa überhaupt nicht“ bemerkte er naserümpfend. „Zweitens, ist es verdammt schwer, Primaballerina zu werden. Das kann nicht jeder. Also ist es gewissermaßen ein Kompliment, wenn du denkst, wir hätten das Zeug dazu. Drittens, ich schaffe es schon seit Jahren, trotz übermächtiger Gegner, stets am Leben zu bleiben. Ich bin nicht wie Nappa, der sich nur auf seinen Bizeps verlässt. Oder wie du, der sich kaum anstrengen musste, um seine Feinde zu besiegen. Also wenn hier einer die besten Überlebenschancen hat, dann bin ich das. Vielleicht solltest du dir das mit dem Tütü überlegen?“ fragte er Vegeta und gab ihm den Spott zurück. „Ob du das trägst oder ein Cape, macht doch keinen Unterschied: letztendlich geht es dir doch eh um Aufmerksamkeit“ Radditz grinste gehässig. Vegeta schmunzelte, ungeachtet der Beleidigung. Wenn er so etwas nicht aushalten konnte, hätte er keine Chance, gegen Typen wie Freezer ruhig zu bleiben. Außerdem mochte er es, dass Radditz familiär klingender Spott sich ähnlich anhörte wie Bulmas spitze Zunge. „Na, dann…beweist es mir“ schnurrte er und grinste selbstgefällig seine Kameraden an. „Beweist mir, dass ihr tatsächlich so glorreiche Krieger seid. Es ist einfach, sich gegen Schwächlinge zu duellieren. Aber nur die Tapfersten, Besten, Mutigsten kämpfen gegen jemanden, von dem es heißt, er sei „Unbesiegbar“. Wir werden ihnen beweisen, dass Freezer sterblich ist“ hielt er eine motivierende Ansprache. „Das sind die Saiyajins, die wir jetzt brauchen!“ Wie geplant, grinsten Radditz und Nappa vorfreudig zurück. Sie waren halt Saiyajins. Je mehr man sie herausforderte, desto interessierter wurden sie. Vegeta wusste, wie er seine beiden ältesten Kampfgefährten manipulieren und motivieren konnte. „Dann lasst uns anfangen. Ich bringe euch zuerst das Unterdrücken eures Powerlevels bei“ fing Radditz an, doch Vegeta hielt ihn mit einer Handbewegung auf. „Brauch ich nicht. Ich fliege zum Palast und kümmere mich um den Schlachtplan“ „Was, aber Vegeta, du hast doch gerade gesagt…“ stammelte der Langhaarige verwirrt, doch Vegeta stoppte ihn mit kaltem Blick. „Für wen hältst du mich? Ich habe Kakarott direkt vom Nahem beobachtet, wie er diese Technik eingesetzt hat. Denkst du wirklich, ich kapier so einen einfachen Trick nicht? Hah, ich habe es längst drauf“ erklärte er mit stolzem, hochmütigem Lächeln. „Der ganze Raum wäre doch längst zerstört, wenn ich es nicht geschafft hätte, meine Kraft zu kontrollieren.“ Als Beweis fuhr er kurz seine wahre Kraft aus: seine Aura wurde deutlich sichtbar als weißer Lichtschein um seinen Körper. Angesichts der steigenden Energie flackerte das Licht, der Medi-Tank rumpelte alarmiert und die Luft wurde so drückend, dass Radditz und Nappa auf die Knie fielen. Es war nicht vergleichbar mit der Aura, die vor wenigen Minuten noch den Raum beherrscht, aber erträglich gewesen war. Sofort hörte Vegeta mit seiner Vorstellung auf, der Beweis war erbracht worden. Sein Powerlevel sank, seine Aura verschwand. Die Luft kühlte ab und Vegeta fühlte sich an wie…Radditz und Nappa würden es mit einem verletzten Saiyajin vergleichen. Vegeta wirkte harmloser, aber das war, wie sie nun wussten, eine Täuschung. Ihr König grinste sie zum Abschied überheblich an, bevor er den Raum mit der Bemerkung verließ „Beeilt euch mit euren Lektionen. Heute Abend treffen wir uns bei mir in meinem Büro zur weiteren Besprechung.“ Verblüfft starrte Radditz ihm hinterher, bis Nappa ihm auf die Schulter klopfte. „Ja, das ist unser König. Er weiß, wie er uns überrascht“ lachte er. „Also, steh nicht dumm rum. Zeig mir, was ich tun muss.“ Vegeta flog unbemerkt die geringe Distanz vom Krankenhaus zum Palastturm, wo sich seine Gemächer befanden. Bevor er in den Kommandoraum ging und sich mit seinen verbliebenen Generälen sowie den Vertretern der Allianz beriet, brauchte er einen Moment zur Besinnung. Immer noch kochte es in ihm. Er war wütend, gekränkt und besorgt. Er wollte schreien und zerstören, doch stattdessen musste er seinen inneren Tumult zähmen, bis zum geeigneten Moment, wo er seine Wut wie einen Feuersturm entfesseln würde. Erst als er in seinen leeren, sicheren Gemächern ankam, fühlte er sich besser. Hier war niemand, der ihn beobachte. Er stürmte auf einen Schrank zu, der die Whiskey-Sammlung seines Vaters beherbergte. Davon nahm er sich eine Flasche, aus der er direkt einen Zug nahm. Das torfige Gesöff brannte sich seinen Weg von der Kehle bis in den leeren Magen, der sich daraufhin mit einem Grummeln beschwerte. Vegeta drückte auf seinen Scouter und befahl der Palastküche, ihm ein stärkendes Mahl zuzubereiten. Bis es ankam, würde er die Zeit mit der Flasche Alkohol im Empfangsraum verbringen und die Nachrichten auf seinem Scouter durchschauen. Er loggte sich in die Cloud mit Hilfe seines Passworts an, woraufhin der Scouter die entgangenen Nachrichten aktualisierte. Er sortierte sie nach Dringlichkeit, woraufhin an zweiter Stelle die Nachrichten von Aurelius aufmerksamkeitsheischend blinkten. Abfällig schluckte Vegeta einen weiteren Zug vom starken Alkohol. Wenn sie Recht hatten mit der Theorie, dass Aurum ein Verräter war, dann würde sich ein Hinweis in Aurelius Nachrichten finden. Vermutlich hatte der alte Mann vor, ihn zu seinen Gunsten zu manipulieren. Vegeta konnte es kaum erwarten, dessen Nachrichten mit dem Verdacht im Hintergrund anzuhören und zu analysieren. Wenn er Glück hatte, befand sich sogar ein Beweis für den Verrat darauf. Irgendeine Info, die Aurelius nur haben könnte, wenn er sie durch Freezer erfahren hatte. „Du Mistkerl wirst bluten“ schwor er sich leise. Sobald Freezer erledigt war, würde er Aurum vernichten. Doch bevor er sich Aurelius Nachrichten annahm, schaute er auf die Nachricht an erster Stelle, diejenige, die nach seiner höchsten Priorität sortiert worden war. Sie stammte von Bulma. Vegeta zögerte, sie sich anzuhören. Was, wenn Bulma enttäuscht von ihm wäre? Schließlich hatte er ernsthaft vorgehabt, ihren Bruder zu töten und sie zu zwingen…Vegeta kniff verschämt die Augen zusammen. Er konnte kaum glauben, was er vorgehabt hatte, ihr anzutun. Was, wenn es ihre Abschiedsworte wären, für immer? Schließlich hatte Vegeta gerade so viel zu tun, dass er sich jetzt unmöglich auf ihre Suche machen konnte. Er konnte auch keinen Untergebenen schicken. Aber ihre Familie befand sich auf Vegeta-Sei, die würde sie niemals zurücklassen. Er trank sich Mut an und drückte auf ihre Aufnahme. „Hi, Vegeta, wenn du das hier hörst, heißt das, du bist endlich aufgewacht“ hörte er ihre zögerliche, leise Stimme. „Du wirst vermutlich schon erfahren haben, dass ich mich nicht mehr auf Vegeta-Sei befinde. Ich hoffe für dich, dass du Radditz am Leben gelassen hast. Ich habe meinen Bruder keine Wahl gelassen. Du kannst also gerne auf mich sauer sein. Zusammen mit all den anderen Dingen, die ich deiner Meinung nach falsch gemacht habe.“ Sie machte eine Sekunde Pause, in die sich Vegeta an den letzten Streit erinnerte. Er hatte sie beleidigt, ihre Intelligenz angezweifelt und wollte sich über ihren Willen hinwegsetzen. Wie sie ihn damals angesehen hatte…tränenüberströmt, verängstigt…Erneut trank er einen Schluck, um die Scham zu bekämpfen. „Ich weiß, dass die Lage gefährlich ist“ hörte er Bulmas Stimme „aber ich weigere mich, mich zu verstecken. Es gibt etwas, wozu nur ich in der Lage bin. Es ist fraglich, ob es für einen Sieg reicht, aber wir können momentan nicht wählerisch sein. Jede Chance muss genutzt werden. Wenn wir uns wiedersehen, hoffe ich, dass du…dass ich wieder den Mann sehe, in den ich mich verliebt habe. Bis dahin musst du durchhalten. Bleib am Leben, bis ich wiederkomme.“ Ihre Stimme zitterte, bevor sie abbrach. Einige Sekunden Stille vergingen, doch die Aufnahme war noch nicht beendet: Vegeta brach sie darum noch nicht ab, sondern hörte konzentriert zu, was noch kommen würde. „Ich bin furchtbar sauer auf dich“ hörte er schließlich ihre leise Stimme. „Aber ich wäre noch viel wütender, wenn es dich nicht mehr gäbe. Darum, Vegeta…was immer auf uns zukommt…wir können es schaffen, wenn wir zusammenhalten. Wenn wir gemeinsam kämpfen, okay?!“ Etwas Flehendes war in dieser Frage verborgen. Vegeta erkannte, dass dies seine letzte Chance war, die sie ihm gab. Es bedeutete auch, dass sie ihn noch nicht abgeschrieben hatte. Eilig rieb er sich über die Augen, die sich unangenehm feucht anfühlten. „Okay“ murmelte er heiser, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Aber es war auch mehr an sich selbst gerichtet. „Ich nehme keinen Scouter mit. Bis wir uns wiedersehen, wirst du mich nicht kontaktieren können. Du wirst mir vertrauen müssen, Vegeta.“ „Okay“ wiederholte erneut. Es war unsinnig, aber e fühlte sich für ihn an, als würde sie direkt mit ihm spreche. Als wäre Bulma nur ein paar Häuser entfernt und nicht in einem unbekannten Ort, wo er sie nicht beschützen konnte. Aber Kakarott war bei ihr…er musste also diesem Clown vertrauen. Vegeta schnaubte. Wenn er ehrlich zu sich war, war ihr Bruder sogar die bessere Wahl, um sie zu schützen. Jener hatte in letzter Zeit eine bessere Vorstellung geliefert als Vegeta. Er wartete auf weitere Worte, aber damit endete die Aufnahme. Er drückte auf Wiederholung und hörte sie sich erneut an und dann nochmal. Nach dem dritten Mal fühlte er sich etwas besser. Er hatte außerdem erkannt, das Bulmas Worte stets etwas wage gewesen waren. Sie hatte nichts über ihr Ziel gesagt: weder, wo sie hinwollte, noch was sie plante. Anscheinend hatte sie denselben Verdacht wie er: dass der Funkverkehr über Scouter nicht abhörsicher war. Das brachte ihn zu seinem nächsten Problem. „Tja, dann hören wir uns mal an, was die falsche Schlange will“ murmelte Vegeta, aber bevor er Aurelius Nachrichten anhörte, öffnete sich die Tür und Diener rollten Speise-Wagen mit dampfenden Schüsseln herbei. Vegeta machte daher eine Pause und konzentrierte sich auf die Nahrungsaufnahme. Sein Körper brauchte dringend Energie. Während er die ersten Schüsseln leerte, überlegte er, wie er seine neugewonnene Stärke durch den Nahtod sowie die neue Technik, um sie zu verbergen, effizient einsetzen konnte. Er fühlte sich mächtig wie noch nie zuvor, aber es war noch lange nicht in der Höhe, um Freezer zu besiegen. Trotzdem…er schien ein neues Level erreicht zu haben, wie kein Saiyajin vor ihm. Die alte Legende kam ihm da in den Sinn: der Super-Saiyajin. Bislang hatte er sie stets für eine Sage gehalten, aber so, wie es sich anfühlte, war Vegeta auf den Weg dahin. Eine Evolution, die das Maß eines normalen Saiyajin übertraf. Dies könnte seine Chance sein, Freezer doch noch eigenhändig zu besiegen. Bei dem Gedanken musste er, trotz vollem Mund, vorfreudig lächeln. Vegeta-Sei, Krankenhaus von Sadala, ein Flügel weiter, in einem privaten Krankenzimmer Dunkelheit. Stille. Einfach nur Wundervoll. Nach all den grellen Bildern, die keinen Sinn machten, waren diese Pausen mit simpler Schwärze eine Erleichterung für Bardock. Er wusste, dass er nicht wach war, jedenfalls nicht richtig. Sein Geist war wach, aber in seiner fleischlichen Hülle gefangen. Er konnte sich weder rühren noch aufwachen. Zuerst hatte er geschrien, aber niemand hörte ihn. Mittlerweile hatte er das Toben aufgegeben und ließ einfach alles auf sich zukommen. Irgendwann würde er schon aufwachen. Lange würde es nicht mehr dauern. Er konnte sich immer besser konzentrieren, so hatte er schließlich auch erkannt, dass er nur träumte. Er hatte es schon immer gehasst zu träumen. Träume waren wirrer Unsinn, bei denen er sich nach dem Aufwachen fragte, was falsch mit seinem Hirn war, sich solche Fantasien auszudenken. Wie ein Mond aus Käse oder Radditz, der auf der Bühne Cancan tanzte. Er hatte mal geträumt, wie Kakarott, als jener noch ein Kind war, gegen merkwürdige Gestalten gekämpft hatte, wie Roboter, Mumie oder ein Kerl mit drei Augen… Oder wie Bulma ein Outfit getragen hatte, was einfach unpassend für eine Sechzehnjährige war…eine schwarze Korsage, hochhackige Schuhe, Netzstrümpfe und aus einen unsinnigen Grund, der sich ihm nicht erklärte, Hasenohren. Welcher Vater wollte seine Tochter SO sehen?! Aber solche Träume waren nichts gegen das, was er sich jetzt ansehen musste. Es gab keine Linie, der er folgen konnte. Manchmal waren es Bilder aus der Vergangenheit, die zuordnen konnte. Oft dagegen waren es Ansichten fremder Welten, von denen er nicht wusste, ob sie überhaupt existierten. Welten, die zuerst friedlich und schön aussahen, bis plötzlich Feuer vom Himmel fiel und alles in Brand setzte. Panik brach aus, fremde Kreaturen schrien verängstigt und er war mittendrin. Er konnte nicht weglaufen, sich nicht wehren und war gezwungen zuzuschauen, wie alle zu Asche verbrannte. Er verbrannte als letztes und dann ging der nächste Traum los, manchmal unterbrochen von einer wohltuenden Pause aus Stille und Dunkelheit. Wie lange ging das schon so? Tage, Monate, Jahre? Er erinnerte sich, für einen kurzen Moment die Kontrolle über seinen Körper erhalten zu haben. Er hatte seine Familie gesehen und es noch geschafft, eine wichtige Botschaft zu übermitteln. Er wusste nicht mehr, was genau er gesagt hatte, aber er erinnerte sich an das Gefühl der Erleichterung. Die Botschaft war übermittelt worden. Es musste wichtig gewesen sein… Bevor Bardock sich aber sein Hirn darüber zerbrechen konnte, warum es so wichtig war, sah er ein kleines Licht vor sich, welches immer größer wurde und ihn blendete. „Oh scheiße, der nächste Mist“ beschwerte er sich „Denkt euch mal zur Abwechslung was Neues aus. Etwas, was Sinn macht.“ Wuschhhh. Die Umgebung veränderte sich. Bardock sah sich um. Zuerst war er erleichtert, weil es mal gerade nicht brannte und keine Panik herrschte. An diesem Ort galt eine ruhige Ordnung und es kam ihm sogar bekannt vor. Die eckige, hohe Form der Häuser, dazu die Wesen, die herum spazierten, Amphibienartige Kreaturen auf zwei Beinen...das war Planet Kanassa! Dieser Ort war der Marktplatz ihrer Hauptstadt, in der Nähe des Palastes, daran konnte er sich noch erinnern. Die Abenddämmerung brach gerade ein, eine fahle Mondsichel zeigte sich am Himmel. Die Bewohner erledigten ruhig ihre Aufgaben, stoisch und fast gedankenlos, wenn man bedachte, dass seit Monaten die Gefahr einer Invasion über sie schwebte. Alles war so gestochen scharf zu erkennen, dass er fast glaubte, er wäre wach. Fast glaubte er schon, die salzige, feuchte Luft von Kanassa zu schmecken. „Hey Bardock, lass uns gehen!“ Bardock hörte eine Stimme hinter sich, fühlte sich angesprochen und drehte sich um. Seine Augen weiteten sich erstaunt. Nicht, weil er den Sprechenden erkannte, nicht weil es das erste Mal war, dass ihn jemand im Traum ansprach…nein, er sah sich selbst. Er sah sich an einer Säule gelehnt, unter einem Dach stehend. Verblüfft starrte Bardock, wie sein Ebenbild den Sprechenden ungeduldig anschnauzte. „Toolo, habt ihr auf eurem Planeten keine Uhr?! In der Zeit, wo ich auf dich gewartet habe, hätte ich was Besseres tun können!“ Toolo, ein typischer Bewohner von Kanassa, bullige Körperform, karpfenartige Lippen und schuppige, blaue Haut, hob beruhigend die Hände. „Wieso zu spät, du bist doch hier? Ich wusste, dass wir uns zur vorbestimmten Zeit treffen würden“ antwortete er salbungsvoll. „Warum sich also stressen? Das ist nicht gut für dein Herz. Denk an deinen Blutdruck.“ Bardock kniff verärgert die Augen zusammen. „Vorbestimmt hieß „vor zehn Minuten“. Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst mit diesem Scheiß-Gelaber aufhören. DAS geht mir auf die Nerven. Darum solltest du dir mehr Sorgen machen als um meinen Blutdruck. Ihr und euer spiritueller Mist von wegen Schicksal und Bestimmung, an den ihr alle glaubt. Verdammt, ich kann es kaum erwarten, dass ich endlich von hier verschwinde. Ständig kommt ihr zu spät, euer Bier schmeckt scheiße, eure Gelaber über Horoskope nerven und das schlimmste…euer fades Essen! Wie man richtig würzt, wisst ihr auch nicht. Abgesehen davon, dass es hier ständig regnet. Bei der Luftfeuchtigkeit wachsen mir bald auch Kiemen und Schwimmflossen“ knirschte er. Toolo ließ sich nicht provozieren, sondern nickte nur bedächtig. „Wenn die Zeit gekommen ist und das Schicksal es will, wirst du schon bald…“ fing er wieder in seiner beruhigenden Stimme an. „Wag es ja nicht“ unterbrach ihn Bardock mit blitzenden Augen, der kein weiteres Wort über Schicksal ertrug. „Sag mir lieber, warum wir uns hier treffen müssen? Das ist kein Militärstützpunkt, sondern öffentlich. Da sollte sich ein Saiyajin nicht blicken lassen, auch wenn wir derzeit Verbündete sind.“ Demonstrativ zeigte er auf Passanten, die ihn missbilligend anstarrten. Der humanoide Saiyajin fiel unter diesem Volk auf wie ein blinkendes, rotes Licht. Angesichts ihrer Vergangenheit, in der sich Saiyajins und Kanassaner bekriegt hatten, war diese Reaktion für Bardock nicht verwunderlich. „Ich musste zuerst zum Palast“ erzählte Toolo und deutet auf das prächtige Gebäude, welches sie von ihrem Standort gut sehen konnten. „Daher wollte ich Zeit sparen, denn ich bringe dich zu einem Gebäude hier gleich in der Nähe. Wir nennen es den Kristallturm. Er ist das Wahrzeichen dieser Stadt.“ „Jetzt sag mir nicht, du hältst mich wegen einem Sightseeing-Programm von meinem Training ab? Sehe ich wie ein Touri aus?“ fragte Bardock ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Man hat von dort eine wundervolle Aussicht“ versuchte Toolo ihn zu überzeugen. „Toolo, ich kann fliegen“ erinnerte Bardock trocken. Gegen diese Fähigkeit stank jeder Turm ab. Der Fischmann seufzte. „Stell dich nicht so an. Es hat alles seinen Grund. Vertrau mir einfach.“ „Ernsthafte Frage? Du fragst einen Saiyajin nach Vertrauen? Hast du immer noch nicht begriffen, wie wir ticken?“ machte sich Bardock lustig. „Saiyajins… schwierige, unspirituelle, kleinliche Wesen, die nur ans Essen denken“ murmelte Toolo und in seiner Stimme war Missbilligung zu hören. „Aber das Schicksal hast Großes vor und ich muss mich fügen. Ich bin nur ein Werkzeug. Und das Werkzeug soll dich zum Kristallturm bringen.“ „Seit wann bist du ein Navi? Ich dachte, du wärst General“ machte sich Bardock lustig. „Bardock, etwas Flexibilität und Offenheit würde dir ganz gut tun“ kritisierte Toolo. „Lass dich auf etwas Neues ein und folge mir.“ „Nur wenn du mich danach zum Essen einlädst“ verhandelte Bardock. Er grinste, als Toolo genervt aufseufzte, womit er seine Niederlage in diesem verbalen Duell eingestand. Wenn Bardock es schaffte, das der sonst so geduldige Kanassaner sein Lächeln verlor, war es stets ein köstlicher, kleiner Sieg. Warum sollte Bardock der einzige sein, der hier litt? Er war seit Monaten auf diesem Scheiß-Planeten, durfte seine Familie nicht sehen und ein feindlicher Angriff, der ihn ablenkte, passiert auch nicht. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt und das ließ er gerne an Toolo aus, einen General von Kanassa, der damit beauftragt war, Bardock zu betreuen. „Ich sag dir was…für ein schönes Steak folge ich dir sogar auf diesen blöden Turm. Aber denk ja nicht daran, mich in ein Museum zu schleppen. Oder in einen euren Tempel. Ich schwöre, ich bekomme sonst einen Lachanfall“ sprach Bardock gespielt gönnerhaft und freute sich, wie Toolos Miene sich verdüsterte. „Ein Saiyajin in einen Tempel? Eher geht diese Welt unter“ murmelte jener betroffen. „Oh Herrin, was verlangst du von mir“ sprach er rätselhaft zu sich selbst. Aber dann straffte er sich mit neuer Zuversicht, schließlich hatte der Saiyajin zugestimmt. „Los, gehen wir. Je eher wir dort sind, desto eher können wir uns wieder trennen“ vertröstete er Bardock und ging voraus. „Ich wette, du kannst es kaum erwarten“ murmelte Bardock. Er folgte ihm, nun ohne hämisches Grinsen, sondern mit seiner üblichen grimmigen Miene. Bardock sah den beiden hinterher. Er hatte dem Gespräch zugesehen wie ein unsichtbarer Außensteher, als würde er einen Film sehen. Weder sein Doppelgänger noch Toolo hatten ihn bemerkt. Wie merkwürdig, sein eigenes Gesicht zu sehen und seine eigene Stimme zu hören. Je mehr er aber zuhörte, desto mehr erinnerte er sich. Dieses Gespräch, der anschließende Besuch des Turmes…Das war schon mal geschehen. Das waren Bilder aus seiner Vergangenheit. Toolo hatte ihn an jenen Tag dort hinbestellt und dort auf dem Turm…das war kurz vor dem Angriff auf Kanassa gewesen. Kaum hatte sich Bardock an den Moment erinnert, als das Licht um ihn herum greller wurde und die Umgebung sich änderte. Plötzlich befand sich Bardock in einem gläsernen, verspiegelten Raum. Ein Stück vor sich, am Fensterrand, standen sein Doppelgänger und Toolo und sahen gemeinsam runter. Ihre Silhouetten wurden dutzendmal in den kristallartigen Säulen und Fenstern sowie dem glatten Boden des Turmes gespiegelt. Aus den riesigen Fenstern konnten sie auf die beleuchtete Stadt heruntersehen, die in der Dunkelheit geheimnisvoll glühte. Die Mondsichel war mittlerweile höher am Himmelszelt gewandert, dessen fahles Licht den Raum beleuchtete. „So, war‘s das?“ fragte Bardock der Jüngere unbeeindruckt. Weder die Aussicht noch sein Spiegelbild begeisterten ihn. „Siehst du es nicht?“ fragte Toolo ihn und deutet auf einen Punkt in der Ferne. „Was?“ Bardock kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. „Was soll ich sehen?“ Der ältere, unsichtbare Bardock erinnerte sich, was dann geschah. „Pass auf“ schrie er impulsiv, obwohl es zwecklos war, da ihn eh niemand hörte. Das, was geschehen würde, war bereits passiert. Bardock sah hilflos dabei zu, wie seine jüngere Version vertrauensselig runter schaute und sich unbedacht eine Blöße gab. Der dadurch entblößte Nacken war eine offene Einladung für Toolo. Dessen rechte Hand streckte er und setzte sie unter Spannung, um blitzschnell einen gezielten Angriff auf Bardocks Nacken zu vollziehen. Seine spitzen, weißen Nägel stachen gezielt in eine bestimmte Stelle. Beide Bardocks schrien schmerzhaft aus, der jüngere aus Schmerz sowie aus Zorn, auf Toolo und auf sich, weil er sich so einfach hatten übertölpeln lassen. Der Ältere tat es aus Sympathie. Er rieb sich instinktiv über den Nacken, obwohl ihm selbst nichts weh tat. Aber allein diesen Angriff zu sehen, hatte ihn wieder daran erinnert: es hatte sich angefühlt wie eine Spritze, die man ihn in den Nacken trieb. Der Schmerz hatte ihn so tief durchdrungen, dass er damals ungewollt auf die Knie gefallen war. „Du verdammter Mistkerl, was soll das?!“ rief Bardock der Jüngere wutentbrannt dem Fischmann entgegen. Schwerfällig rappelte er sich vom Boden auf und ließ Toolo misstrauisch nicht aus den Augen. Angriffsbereit ballte er seine Faust und sammelt sein Ki. „Beruhige dich, Bardock“ rief Toolo ihm zu, der sich aus Vorsicht einige Meter vom Saiyajin entfernt hatte. Der Fischmann hob friedfertig seine beiden Hände, zeigte offen seine Handfläche. „Lass es mich erklären, bitte. Ich weiß, dass es höllisch weh tut und du mir diesen Akt nicht verzeihen kannst. Aber ich hatte keine böse Absicht“ versicherte Toolo. „Du greifst mich hinterrücks an und sagt, es war keine böse Absicht?“ brüllte Bardock ihn an. Toolo rieb sich seufzend über die Stirn. „Ich dachte, so geht es schneller. Ich wollte keine Zeit mit Erklärungen verschwenden, die du eh nicht glaubst. Da dachte ich, es war besser, es zuerst hinter mich bringen und mich dann zu erklären.“ „Was hinter dich bringen? Mich umbringen? Ich dachte, wir sind Verbündete in diesen Krieg? Da ist es noch zu früh, dass wir wieder aufeinander losgehen“ fragte Bardock, der immer noch sein Ki um seine rechte Faust konzentrierte. Würde Toolo ihm nicht schnellstens eine verdammt gute Erklärung für seinen Verrat liefern, wäre der Kanassaner gleich ein Fischstäbchen. Toolo seufzte erneut und ging dann ein paar Schritte auf Bardock zu. Er verringerte seinen Abstand, während er immer noch die Hände defensivlos erhoben hatte. Je mehr er sich so wehrlos den Saiyajin zeigte und in seine Reichweite brachte, desto mehr zeigte er damit, dass er wirklich keine feindlichen Absichten hatte. „Wenn ich dich hätte töten wollen, wärst du es doch schon“ gab er dem Saiyajin einen triftigen Grund, ihm zuzuhören Es überzeugte Bardock jedenfalls dazu, sein Ki zu löschen, aber er blieb misstrauisch. Die Hände blieben immer noch als Fäuste geballt, die Knie waren leicht gebeugt und sprungbereit „Hör zu, Bardock, ich werde dir nun das größte Geheimnis meines Volkes verraten. Dann wirst du verstehen, warum ich dich attackieren musste. Wobei es kein richtiger Angriff war. Ich habe dein Chakra gewaltsam geöffnet“ enzschuldigte Toolo seine Tat.. „Ich geb dir drei Minuten. Wenn du mich dann nicht überzeugst, bist du tot“ drohte Bardock ungeduldig. Doch die Drohung ängstigte den Fischmann nicht. Er lächelte nur schnöde, als würde diese Drohung nur seine Vorbehalte bestätigen. „Jeder glaubt, dass wir ein technologisch hoch entwickeltes Volk sind. Der Hauptgrund dafür ist unser eigenes, berühmtes Warnsystem“ fing Toolo an zu erklären. Bardock nickte. Keiner wusste, wie genau dieses Warnsystem funktionierte, da es die Einwohner nie verkauft hatten, egal zu welchem Preis. Auch Industriespione hatten keine Pläne stehlen können. Im Gegensatz zu andere Systemen, welche sich nur auf eine Richtung spezialisiert hatten, Innen- oder Außeneinflüsse, warnte ihr System sie zuverlässig vor Gefahren jeglicher Art wie Naturereignisse, Unfälle, Brände und Invasionen. „Tja, hier kommt die Auflösung, warum wir so eine gut geschützte Nation sind und wieso niemand weiß, wie es funktioniert. Weil es mit Technik nichts zu tun hat…wir sind einfach ein Volk mit hohen mentalen Fähigkeiten. Die besten von uns haben telekinetische Techniken entwickelt“ löste Toolo das Rätsel. „Dabei variieren die Fähigkeiten je nach Talent und Persönlichkeit. Das kann von einfacher Vorahnung, Gedankenlesen bis zur Bewegung von Gegenständen alles drin sein. Ähnlich wie bei den Saiyajins wird unser Stand daran orientiert, wie talentiert man ist. Je adeliger ein Kanassaner ist, desto besser seine Fähigkeiten. Das Königshaus beherrscht schon seit Generationen die Gabe der Vorhersage, auch genannt der Königsblick. Nur dank deren Fähigkeiten konnten wir Gefahren immer ausweichen und so als Nation gedeihen.“ Bardock kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Moment, also all das Gerede von eurer geheimen Technologie ist nur Quatsch?“ fragte er zum Verständnis nach. Toolo nickte selbstgefällig. „Diese Erklärung haben wir selbst in Umlauf gebracht. Damit haben wir verhindert, dass Sklavenjäger uns entführen, um unsere Kräfte zu missbrauchen.“ Bardock lachte ungläubig auf, weil er an einen Scherz glaubte. Doch Toolos bitterernste Miene überzeugte ihm vom Gegenteil. „Schön, als wenn das wahr ist…warum hast du dann…wie hast du es genannt…mein Chakra geöffnet?“ fragte Bardock und rieb sich über den Nacken, welcher immer noch schmerzte. „Weil es ein Befehl der Prinzessin war.“ Toolo holte unter seinem Gewand ein Amulett hervor und öffnete es. Er zeigte den Inhalt Bardock: es befand sich das Bild eines Kanassaners drin, allerdings hatte diese Person weiße Schuppen anstatt der üblichen bläulichen. „Die Königsfamilie ist gut geschützt und geht nie an die Öffentlichkeit. Ihre Botschaften werden von Vertrauten ans Volk weitergegeben. Bevor wir uns trafen, befahl die Prinzessin mich zu sich. Sie hat eine sehr starke Vision über unsere Zukunft gehabt…“ Toolo zögerte kurz, bevor er weiterfuhr. In seiner Stimme war ein undefinierter Schmerz zu hören. „Sie sah den Fall unseres Planeten voraus: Unser Volk wird komplett ausgerottet und mit uns unsere Fähigkeiten. Anscheinend weiß der Feind, welche Gefahr durch uns hier lauert.“ „Hm“ Bardock blieb unbeeindruckt von dieser Prophezeiung, im Gegensatz zu Toolo, dessen Gesicht sich gepeinigt verzerrte bei der Vorstellung des Kommenden. „Er wird keinen Kanassaner am Leben lassen. Nur einer wird den Angriff überleben…DU“ er zeigte auf Bardock. „Darum hat die Prinzessin dich auserkoren. Du sollst unser Erbe sein. Mit deiner Hilfe wird Kanassa Rache nehmen.“ „Jetzt halt mal die Luft an. Ich lass mich von niemanden als Rachewerkzeug missbrauchen. Wenn ich Rache nehme, dann nur, weil ich es so will. Nicht wegen irgendeiner Albino-Fischprinzessin“ raunzte Bardock verärgert. „Bardock, hörst du mir nicht zu? Sie sagte mir, jeder auf diesen Planeten, außer dir wird sterben…also auch dein Team!“ rief Toolo drängend aus. „Blödsinn! Selbst wenn es wahr ist...warum tut ihr dann nichts dagegen? Ihr habt euch doch bislang auch gegen jegliche vorhergesagte Gefahren geschützt, oder nicht? Also, wie können wir dieser Vernichtung entgehen?“ entgegnete Bardock widerspenstig. Toolo seufzte. „So ist das mit der Zukunft…wenn es einmal feststeht, kann man nichts ändern. Glaub mir, unsere Vorfahren haben es versucht. Entweder führte genau das zu dem vorhergesagten Ereignis oder sie haben es auf sich zukommen lassen, wodurch es natürlich auch passierte. Je genauer und detailreicher eine Vision ist, desto weniger können wir etwas dagegen tun. Das Ereignis ist vom Schicksal vorherbestimmt Ein Meilenstein in der Geschichte, etwas, was passieren MUSS. Widerstand ist zwecklos. Kein Sterblicher kann sich gegen das Schicksal wehren. Die Gabe der Vorhersage ist daher Fluch und Segen zugleich. Die Prinzessin, die uns jahrelang beschützt hat, muss uns nun von der eigenen Vernichtung berichtigen. Das Königshaus hat lange befürchtet, dass dieser Tag kommen würde“ erklärte er. „Und damit seid ihr einverstanden, einfach so?“ fragte Bardock spöttisch. „Jetzt verstehe ich, warum ihr immer so vom Schicksal quatscht. Ihr seid ein Volk von Waschlappen, dass den einfachen Weg geht. Ja klar, alles ist Schicksal…dann ist Kämpfen ja sinnlos!“ machte er sich lustig. Toolo kniff verärgert die Augen zusammen „Große Worte“ zischte er „aber was weißt du schon von diesem Schmerz, sein Schicksal zu kennen und es nicht ändern zu können…“ Toolo fing an, hämisch zu grinsen, wobei seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen. „Aber es dauert nicht mehr lang, dann weißt du, was es bedeutet.“ „Hat das etwas mit dieser Chakra-Sache zu tun?“ fragte Bardock zielsicher. Toolo nickte. „Um telekinetische Fähigkeiten zu entwickeln, gibt es ein paar Bedingungen. Eine ist, seine Lebenskraft, sein Ki, kontrollieren zu können. Ihr Saiyajins seid dazu fähig, aber eure Kraft kommt aus eurem Solar-Plexus-Chakra“ zur Betonung haute sich Toolo leicht gegen die Brust. „Wer dieses Chakra geöffnet hat, verfügt über hohe Körperkraft. Wir dagegen haben uns auf das Öffnen der höheren Chakra-Tore spezialisiert. Das geschah dadurch, dass unser Planet eine gewisse spirituelle Energie ausströmt, welche vorteilhaft hierfür ist. Du bist einige Monate bereits auf Kanassa stationierte, weshalb du diese Bedingung auch erfüllst. Nun musste ich auf kürzestes Zeit dein Chakra öffnen. Das ist ein gewaltsamer, schmerzhafter Prozess, den wir eigentlich vermeiden. Aber für die natürliche Weise haben wir gerade keine Zeit. Jetzt, wo dein Drittes-Auge-Chakra geöffnet wurde, wird dein Geist offener sein, besonders für die spirituellen Wellen unseres Planeten. Unsere Prinzessin sagt voraus, dass du wie sie die selbe Gabe erhalten wird. Der Königsblick! Mit der Gabe der Vorhersage kannst du Ereignisse aus der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft sehen. Sieh es als letztes Geschenk von Kanassa an“ erklärte Toolo grinsend. „Siehst du auch die Ironie darin?“ „Warte, was?! Ich verstehe kein Wort“ rief Bardock frustriert aus und rieb sich die Haare. „Was für ein Mumpitz ist das?“ Doch Bardock, der Unsichtbare, der unbeteiligt das Geschehen beobachtet hatte, verstand umso mehr. Er erinnerte sich, wie verwirrt er damals gewesen war. Kaum ein Wort von Toolos Worte hatte er wirklich verstanden. Aber nun diese Wiederholung der Ereignisse zu sehen, führte dazu, dass er vieles endlich verstand. Die seltsamen Bilder…Visionen von der Zukunft…oder der Gegenwart und Vergangenheit. Ausgelöst durch Toolos Angriff auf seinen Nacken…das Öffnen des Chakras. Es war kein Märchen gewesen! „Aber wie kontrollierte ich diesen Scheiß?“ fragte er laut. Bislang waren diese Visionen nur ein Ärgernis. Er konnte so nicht kämpfen. Im Moment einer Vision verkrampfte sich sein Körper und er sah nicht mehr sein Umfeld. Bardock konzentrierte sich wieder auf die Rückschau vor ihm, um mehr zu erfahren. Seine frühere Version schnauzte Toolo an, immer noch ungläubig. „Ich glaub dir kein Wort von diesem verdammten Schwachsinn. Ich soll jetzt die Zukunft sehen können?!“ „Nun, noch nicht. Etwas Zeit brauchst du schon. Allein das Kontrollieren der Gabe wird Monate brauchen. Wer weiß, ob wir die Zeit noch haben? Wir konnten jetzt zwar etwas abkürzen, aber dein Hirn ist…hm, wie sage ich es höflich…nun, ihr Saiyajins habt halt andere Talente. Der spirituelle Weg gehört aber nicht dazu“ druckste Toolo. „Aber du wirst dich schon dran gewöhnen.“ Bardock rieb sich genervt über die Augen. „Du erzählst mir Märchen…egal, vergessen wir diesen Scheiß fürs erste und konzentrieren wir uns auf etwas Anderes. Du sagst, wir werden bald angegriffen? Dann sollten wir etwas tun, um es zu verhindern“ wechselte er das Thema. „Ich hab’s dir doch gesagt, es ist zwecklos. Die Prophezeiung sagt unsere vollständige Vernichtung an. Damit sind Fluchtpläne vom Tisch. Was geschehen soll, wird…“ versuchte Toolo zu erklären, doch er wurde von Bardock unterbrochen. „Genau diese Denkensweise ist doch euer Problem. Nur weil ihr es zehnmal versucht und versagt habt, gebt ihr schon auf? Dann versucht man es noch mal und noch mal! Wir Saiyajins geben nicht auf. Solange man aus seinen Fehlern lernt und die Methodik ändert, findet man auch irgendwann einen Weg, sogar das Schicksal zu schlagen. Genau deswegen glauben wir nicht an solchen Dingen. Wir nehmen unser Schicksal selbst in die Hand, anstatt es uns von andern diktieren zu lassen“ schnaubend starrte er Toolo an. Der Fischmann blinzelte  ihn verdutzt aus großen Augen an. „So hab ich das noch nie gesehen“ gab er leise zu, ungewollt Bewunderung in der Stimme. „Ist das der Grund, warum du auserkoren bist?“ Hatte sein Volk einfach zu früh aufgegeben und geglaubt, dass man nicht vor dem Schicksal flüchten konnte? Gab es vielleicht doch eine Chance, sie alle zu retten? „Über die Sache mit deinem Hinterhalt unterhalten wir uns noch mal. Aber jetzt sollten wir unbedingt unsere Verteidigungsstrategien neu überdenken. Ich will wissen, welche Fähigkeiten du und deine Leute genau habt. Dann können wir…“ Bardocks Überlegung wurde durch ein heftiges Beben unterbrochen. Luftalarm ertönte. Vom Himmel her blitzen Laserstrahlen durch die Luft, welche durch die geschliffenen Fenster des Kristallturms die Umgebung drohend rot erleuchteten. Erschrocken starrten die beiden Männer nach oben, wo sie die Umrisse fremder Raumschiffe näher kommen sahen. „Scheiße, ausgerechnet jetzt ein Angriff, wenn kein Vollmond ist“ fluchte Bardock mit Blick auf die Mondsichel. „Zu spät“ hauchte Toolo ergebend. „Das ist das Ende…“ er sank auf die Knie. „Toolo, du Feigling, steh auf!“ herrschte Bardock ihn an. „Noch ist nichts verloren. Wir schlagen sie zurück!“ „Aber die Prophezeiung...was, wenn heute der Tag ist…“ hauchte Toolo, der sich kaum rührte. Bardock verlor den letzten Rest an Geduld. Er stürmte auf den Fischmenschen zu, packte ihm am Kragen und zerrte ihn hoch. „Du bewegst jetzt deinen Arsch!“ knurrte er ihn an. „Heute benimmst du dich wie ein Saiyajin. Du kämpfst! Du kämpfst gegen deine Furcht, gegen deine Feinde und besonders gegen dein Schicksal. Dann eines solltest du dir überlegen…ich trete dir gleich so heftig in deinen Arsch, dass du aus diesen Turm fliegst und in Glas paniert wirst. Also, vor wem hast du mehr Angst? Einer ungewissen Zukunft oder mir? Also bewegt dich, Toolo. Wir geben keinen Kampf auf, den wir noch nicht mal begonnen haben!“ Bardocks Worte, sein strenger Blick und dieses gewisse vorfreudige Lächeln hatten eine merkwürdige motivierende Wirkung auf Toolo. Dem eingefleischten Abergläubigen, der stets treu den Worten der Königsfamilie gehorcht hatte, fühlte zum ersten Mal in seinen Leben einen gewissen Widerstand dagegen. Neue Kraft durchströmte ihn. Ein gewisser Trotz, sonst typisch für die Saiyajins, überkam ihn. Er stemmte sich auf, streckte sich und nickte Bardock zu. „Du hast Recht…Seite an Seite, mein Freund“ er klopfte dem Saiyajin zustimmend auf die Schulter. Bardocks Grinsen verbreitete sich. „Dann los, auf in den Kampf!“ Bardock sah seinem Ebenbild und Toolo nach, wie sie den Raum verließen, der sich daraufhin in Dunkelheit auflöste. Die Vision über die Vergangenheit endetet mit dieser Episode. Bardock wusste aber, wie es weiterging. An jenem Abend hatte er bis zur Morgendämmerung gekämpft, bis ihre Front endlich gesichert war. Erst dann hatte Toolo ihm etwas Luft verschafft, damit er seinem Team zur Hilfe eilen konnte, deren Hilferufe er per Scouter erhalten hatte. Doch er war zu spät gewesen… „Die Prinzessin hatte Recht gehabt. Kanassa ist wirklich gefallen“ murmelte Bardock. Es bedeutete, dass diese Gabe eine machtvolle Fähigkeit sein konnte. Aber es störte ihn, dass die Zukunftsbilder unvermeidbar waren. Aber was hatte Toolo noch erzählt…es gab Geschehnisse, die man nicht ändern konnte, diese Meilensteine. Aber das würde auch bedeuten, es gab Dinge, die konnte man sehr wohl ändern. Nachdenklich rieb sich Bardock das Kinn. Diese Vision hatte ihm vieles erklärt, dabei war sie nicht über die Zukunft, sondern über die Vergangenheit. Dadurch hatte er die Möglichkeit bekommen, sich in Ruhe auf das Gesagte konzentrieren zu können. Toolo wusste zwar nicht viel über die Gabe der Prophezeiung, aber er hatte ihn ein paar Anhaltspunkte geliefert. „Kann ich nur Bilder sehen von Orten, wo ich gewesen bin, von Leuten, die ich kenne…nein, das kann nicht sein. Ich hatte Visionen von fremden Planeten und von unbekannten Wesen. Dann müsste es vielleicht möglich sein, bestimmte Geschehnisse nach meinem Willen zu steuern. Ich könnte nach einer Episode suchen, wo die Prinzessin selbst etwas über ihre Gabe lernte und so von ihr lernen. Hm, und wenn ich das kann, dann könnte ich unsere Feinde ausspionieren…dabei zusehen, wie sie ihre Schlachtpläne ersinnen. Das wäre schon cool. Aber wie komm ich da hin? Wie soll ich das steuern?“ überlegte er laut. Vielleicht sollte er es einfach versuchen? Diese Episode mit Toolo…wenn er sich fest konzentrierte, könnte er sie vielleicht noch mal ablaufen lassen, ähnlich wie bei einem Video. Er rieb sich kreisend über die Schläfen und schloss die Augen. „Zeig es mir, zeig es mir!“ befahl er sich selbst. Er riss die Augen auf und konzentrierte sich auf die Dunkelheit, damit sie ihm neue Bilder freigab. Ein Raumschiff im All, auf den Weg nach Namek Bulma legte das Märchenbuch weg. Sie hatte das betreffende Märchen über die Dragonballs schnell gefunden, aber egal, wie oft sie die wenigen Worte darüber las, es gab kaum Hinweise. Sieben magische Kugel. Ein Drache, der einem drei Wünsche erfüllte. Das war’s! Kein Hinweis darüber, wie die Kugel aussahen, wie man sie finden konnte, wie man den Drachen rief und ob es Beschränkungen bei den Wünschen gab. Nicht mal ein Hinweis darauf, dass Namek der Planet war, wo die Dragonballs zu finden waren. Dennoch hatte ihr Vater ihr diese Worte auf den Weg mitgegeben, also musste es einen Zusammenhang geben. Nun, falls sich das Märchen als wahr herausstellte und sie es wirklich schaffte, alle Kugeln zu finden, was sollte sie wünschen? Am einfachsten war die Vernichtung von Freezer. Mit den beiden anderen Wünschen könnte man vielleicht ihre Galaxie wiederaufbauen. Die Wiedererweckung aller Opfer…sie dachte an Selypa, Toma, Panbukin und Borgos; die verstorbenen Kameraden ihres Vaters. Aber viele andere Saiyajins sowie friedliche Rassen waren durch Freezers Schergen umgekommen. Möglicherweise gab es ja Rettung. Ein Wunder! Aber… „Kann es so einfach sein?“ sprach sie zu sich selbst, während sie nachdenklich nach oben durch das Fenster sah. Sie wälzte sich, in spärlicher, aber bequemer Kleidung, auf dem dicken Sessel. „Namek ist laut Lexikon ein unauffälliger Planet. Die Namekianer wären bestimmt mächtiger, wenn sie einen Drachen hätten, der ihre Wünsche erfüllen könnte“ überlegte sie laut. „Allein schon diese Dürre vor zweihundert Jahren, welche beinahe die Namekianer ausgerottet hätte…warum konnten sie sich nicht davor schützen? Hatte es keinen gegeben, der die Dragonballs gefunden hatte?“ So viele Fragen, aber keine Möglichkeit, Antworten zu bekommen. Bulma konnte noch nicht mal die Reisezeit für Vorbereitungen nutzen, im Gegensatz zu ihrem Bruder. Sie wusste ja nicht, worauf sie sich vorbereiten sollte. Kakarott dagegen trainierte seit Beginn ihrer Reise unaufhörlich im Gravitiy Room, der sich auf der mittleren Etage befand. Da ihr langweilig war, beschloss sie, ihn einen Besuch abzustatten. Das würde ihm mal eine Pause verschaffen, bevor er es wieder übertrieb. Der Gravitiy Room besaß den Vorteil, dank ihrer Lage im schwerelosen All eine gleichmäßigere, künstliche Schwerkraft aufzubauen, unbeeinträchtigt durch die natürliche Gravitation eines Planeten. Damit konnte Kakarott eine höhere Belastung einstellen. Durch das Zenkai, welcher er gegen Vegeta erlitten hatte, war sein Powerlevel rasant gestiegen. Darum nutzte er die neue Möglichkeit aus, um seine neugewonnene Stärke zu verfeinern. Vor der Sicherheitstür angekommen, die wegen der künstlichen Schwerkraft im Inneren abgesperrt war, aktivierte Bulma den Mastercode und schaltete die künstliche Gravitation ab. Als sich die schwere Tür öffnete, hörte sie bereits die maulenden Worte von Kakarott. Er lag verschwitzt auf den Boden und sah sie unleidlich wegen der Störung an. „Jetzt habe ich mich wegen dir verzählt“ beschwerte er sich. „Ich glaube, ich war bei 989 Sit-Ups.“ „Dann fang noch mal von vorne an, sobald ich weg bin“ sprach Bulma ungerührt. Sie schnappte sich ein Handtuch und warf es ihm zu, damit er sich das verschwitzte Gesicht abrubbeln konnte. Nur in Trainingshose bekleidet saß er vor ihr, mit keinem anderen Gedanken beschäftigt, als stärker zu werden. „Wir brauchen noch ein paar Tage bis nach Namek. Du solltest dich nicht zu sehr verausgaben, sonst bist du schon vorab geschwächt. Es heißt zwar, die Namekianer wären ein friedliches Volk, aber die Erfahrung habe ich bislang nicht gemacht“ gab sie ihm den Rat. „Hm, sind sie stark?“ fragte Kakarott. Bulma zuckte die Achseln. „Vielleicht so stark wie ein Unterklasse-Saiyajin. Ich hab bislang nur einen Namekianer getroffen.“ „Dann musst du dir keine Sorgen machen. Das krieg ich selbst im halbtoten Zustand hin“ lachte Kakarott selbstbewusst. Bulma runzelte die Stirn. „Heb jetzt nicht ab“ warnte sie ihn. „Vergiss nicht: wenn das mit den Dragonballs stimmt, werden die Namekianer sie uns nicht freiwillig geben. Ich will aber Blutvergießen vermeiden und zuerst mit ihnen verhandeln. Es wird ja auch in ihrem Sinne sein, wenn so jemand wie Freezer verschwindet.“ „Tja, und selbst, wenn das mit den Dragonballs nicht stimmt…dank meiner neuen Stärke habe ich vielleicht eine Chance gegen Freezer.“ Kakarott sah nachdenklich auf seine Hände, bevor er ihr einen scheelen Blick zuwarf. „Jedenfalls, wenn man nicht mein Training unterbricht.“ Bulma rieb sich besorgt über die Stirn. „Kakarott, wenn du jemals auf ihn triffst…nein, ich drücke mich falsch aus…wir sollten es AUF JEDEN FALL vermeiden, auf ihn zu treffen. Ein Level von einer halben Million, das ist Wahnsinn. Wenn du…“ sie kam nicht dazu, ihn weiter Vorbehalte zu machen, wie gefährlich ein Kampf gegen dieses Wesen war. Ihr jüngerer Bruder stoppte sie mit ernsten Blick. „Bulma, das wirst du nicht verhindern können!“ Sie sah ihn grimmig an. Zwischen den Geschwistern blitzte es, als beide sich in Streng-Gucken gegenübertraten. Dieses Mal gewann aber Kakarott. Bulma sah zuerst zur Seite. Sie waren keine Kinder mehr, sie konnte ihrem jüngeren Bruder nichts mehr befehlen. „Ok, ich lass dich weiter trainieren“ sprach sie und gab damit ihre Niederlage zu. Doch bevor sie den Raum verließ, warf sie ihm einem letzten strengen Blick zu. „Aber so einen Mist wie gestern machst du nicht nochmal. Dich selbst mit Ki-Bällen bewerfen! Ich opfere keine weitere Senzu-Bohne, um dich zu heilen. Wir sollten sie für dringendere Notfälle sparen!“ „Was ist dringender, als stärker zu werden?“ gab Kakarott verschmitzt zurück, ohne schlechtes Gewissen. „Toll, und wenn du dann völlig erschöpft vom Kämpfen bist, stirbst du wegen der Autophagie, WEIL WIR KEINE BOHNE MEHR HABEN!“ schrie Bulma ihn an. Kakarott zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Gut, dann sollten wir eine auf jeden Fall aufsparen. Besser zwei, damit du auch eine hast. Damit habe ich doch noch welche zur Verfügung. Die Bohnen sind besser als ein Medi-Tank. Wenn ich da drin bin, verliere ich nur Zeit zum Trainieren. Aber mit der Bohne bin ich sofort fit.“ „NEIN, das tun wir nicht. Erstens sind das meine Bohnen, also hört auf, darüber zu bestimmen. Außerdem habe ich sie gut versteckt. Sollest du dich also noch mal selbst ausknocken, sperr ich dich bis zur Ankunft in einen Medi-Tank ein. Aber vorher werde ich dir vor deinen Augen eine Spritze mit Betäubungsmittel geben“ drohte sie ihn mit seiner größten Angst. Wie berechnet, wurde Kakarott daraufhin bleich. „Gut, ich bin vorsichtiger“ sagte er kleinlaut. Bulma nickte zufrieden. „In einer Stunde bereite ich das Abendessen zu“ informierte sie ihn, bevor sie nun wirklich den Gravity Room verließ. Sie marschierte zurück zum Steuerraum, wo sie wegen des Autopiloten immer noch nichts zu tun hatte. Die kurze Streiterei mit ihrem Bruder hatte als Ablenkung nicht lange geholfen. Sie wälzte sich erneut auf den Sessel und sah wieder hinaus zu den Sternen, an denen ihr Raumschiff vorbei glitt. Ohne Ablenkung, ohne etwas tun zu können, spielte ihr Gehirn ihr schauerliche Bilder vor. Was passierte gerade auf Vegeta-Sei? Könnte die Allianz sich gegen Freezer wehren? Wie reagierte Vegeta auf die Info, dass sie ohne ihn unterwegs war? Hatte er ihre Nachricht schon gehört? Oder rannte er schnurstracks auf Freezer zu, mit derselben Sturheit, welche er vor ein paar Tagen gezeigt hatte!? „Bitte hör meine Nachricht ab und versteh, was ich dir sagen will“ murmelte sie, während sie nervös an ihren Nägel kaute. Sie rieb sich fröstelnd über die nackten Arme und sah an sich herunter. Aufgrund des ständig laufenden Gravity Room, der viel Energie verbrauchte und damit viel Wärme abgab, musste sie seit Tagen in knapper Kleidung, eigentlich Unterwäsche, herumlaufen. Aber sobald sie an Freezer dachte, fror sie. Oh, sie hoffte darauf, dass Vegeta nach dem Tatakai endlich wieder zur Besinnung gefunden hatte. Das er wieder der taktisch denkende, kühl agierende Mann war, den sie so sehr bewunderte und nicht mehr dieser cholerische, paranoide Wüterich. Denn wenn nicht…dann sah Bulma keine gemeinsame Zukunft. Es hatte nicht nur damit zu tun, dass sie mit so einem Mann nicht zusammen sein wollte, sondern vor allem, dass so ein Mann keine Chance gegen Freezer hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)