Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 37: Offenbarung, Schock, Verrat --------------------------------------- Der Zeitpunkt für das gefürchtete Gespräch näherte sich, Radditz Herz klopfte nervös bei diesem Plan. Der restliche Verlauf des Tages, einen Tag nach der Aufklärung seiner Geschwister und Radditz ersten Nacht mit einem Mann, verlief zuerst ruhig und entspannt. Radditz verbrachte den Vormittag im heißen Bad der Palastwache. Nach einem deftigen Mittagessen fühlte er sich wie neu, erledigte seine tägliche Aufgaben und konzentrierte sich dann auf seinen Plan. Er legte sich Argumente zurecht, formte an seiner Ausdrucksweise. Es würde ein Kampf werden, aber ein Geistiger mit Worten, da musste er vorbereitet sein. Am Abend trat Radditz zum Arbeitszimmer von Prinz Vegeta. Er wusste, jener hatte keine Termine mehr und würde nun alleine sein; immer noch über Dokumente gebeugt. Radditz hatte seinen Entschluss getan und wankte nicht; hoffte aber, dass Vegeta in guter Laune war. Oder wenigstens in besserer Laune als sonst…   Im Arbeitszimmer des Skattkönigs… Es klopfte an Tür und vorsichtig schaute der Kopf von  Radditz herein. Vegeta sah vom Dokument in seiner Hand unwillig auf. „Was ist?“ fragte er genervt. Die Frage sah Radditz trotz des mürrischen Tonfalls als Einladung an, einzutreten. Mit gebührendem Abstand kniete er sich vor dem Schreibtisch des Prinzen hin und beugte tief den Kopf. „Ich bitte um eine persönliche Audienz, eure königliche Hoheit, Skattkönig Vegeta“ bat Radditz ehrerbietig. Vegeta hob eine Augenbraue und starrte wortlos auf den gebückten Krieger, der beinahe mit seiner Stirn den Boden berührte; so tief war sein Bückling. Er erinnerte sich nicht, dass Radditz ihn jemals so ehrfürchtig behandelt hatte und das in einen privaten Raum ohne fremde Blicke und Zuschauer. Sein Argwohn erwachte. Was hatte der Kerl angestellt? Warum sonst versuchte er sich so einzuschleimen? Vegeta legte das Dokument zur Seite und ließ seine Fingerspitzen spielerisch gegeneinander stupsen, während er den gebeugten Radditz prüfend ansah. Keine Ahnung, worum es ging, aber es  könnte sich als gute Ablenkung von seiner Arbeit erweisen. Sollte es sich um irgendeinen Unsinn handeln, würde er sich damit vergnügen, Radditz abzuweisen. Seine erschütterte Miene würde ihn vielleicht aufheitern. Radditz wartete immer noch darauf, dass sein Herrscher ihm die Freigabe zum Sprechen gab. Vegeta stützte sein Kinn auf seiner Faust auf und genoss, wie sein Untergebener unter dem Druck der Stille allmählich nervös wurde. „Sprich, Radditz. Warum störst du mich zu dieser Unzeit und dann auch noch so formal?“ seine Stimme war spielerisch unschuldig und vertrauenserweckend, doch sein Blick war eisig. Wehe, wenn der Krieger seine Zeit wegen Unsinn verschwendete. Radditz hob den Kopf. „Weil ich zum ersten Mal eine Bitte an den SKATTKÖNIG Vegeta habe“ war seine schlichte Antwort, mit der Betonung auf seinen Titel. Vegetas Gesicht wurde eine starre Maske. Also ging es um keine Kneipenschlägerei oder um die Bevorzugung für eine Mission, sondern um etwas Größeres, wenn Radditz den Einfluss des Königs beziehungsweise seiner Ersatzperson benötigte. „Aus purer Neugier und meinem Wohlwollen dir gegenüber, erlaube ich dir, weiter zu sprechen“ war seine Antwort. Wenn Radditz es so formell wollte, bitte schön, konnte er haben. Es schien sich hier um die Gelegenheit eines geistigen Duells zu handeln. Amüsant, mal sehen, wie Radditz sich dabei schlug. Radditz schluckte. Die eisigen Augen und das kalte Lächeln seines Gegenübers verhöhnten die Definition von „Wohlwollen“. „Vorher bitte ich euch um Stillschweigen und volle Begnadigung. Das Geheimnis, dass ich euch offenbare, darf keine Konsequenzen für die Beteiligten haben“ bat er. Radditz dachte an seine Eltern. Vegeta könnte sie für ihren Verrat bestrafen Vegetas gespieltes gönnerhaftes Schmunzeln sackte ab. Er mochte es nicht, Versprechen zu geben solange er keine Ahnung hatte, was Radditz von ihm wollte. Radditz erkannte, dass er damit die Waagschale zu seinen Ungunsten verschoben hatte, aber er musste auch an seine Familie denken: Bardock, Gine und Kakarott hatten sich alle den Verrat schuldig gemacht. Er müsste sie schützen. „Verzeihung, mein Herrscher, aber ich muss darauf bestehen“ bat Radditz und senkte wieder den Kopf auf den Boden. „Ohne dieses Zugeständnis ist meine Bitte sinnlos.“ Nachdenklich tippte Vegeta mit seinen Fingern auf die marmorne Schreibtischplatte, während er in der anderen Faust immer noch sein Kinn aufstützte. Langsam machte ihn Radditz neugierig. Der Krieger hatte dank seiner langjährigen Treue einen Vertrauensbonus verdient. Ungeduldig stimmte er zu. „Es soll sich hoffentlich lohnen, dass ich dir bereits jetzt dieses Zugeständnis mache. Also gut, jeder Beteiligte an diesen Komplott, von dem du sprichst, soll am Leben bleiben.“ In Gedanken  grinste er. „Am Leben bleiben“ war eine vage Beschreibung von Sicherheit, solange es Folter und Gefängnis gab. Manchmal war der Tod eine Gnade, besonders wenn man sich wünschte zu sterben, um von seinen Qualen erlöst zu werden. Mal sehen, ob Radditz diesen kleinen Unterschied kannte und entsprechend reagierte. Der Langhaarige hob erleichtert den  Kopf. Nun; wo er das Zugeständnis um Sicherheit für seine Familie hatte, konnte er endlich das große Geheimnis lösen. „Die Wahrheit lautet…ich habe eine Schwester“ erklärte er. Vegetas Lippen zuckten kurz amüsiert weil Radditz seine Falle nicht erkannt hatten, aber dann konzentrierte er sich aufs Gesagte. Der Krieger hatte eine Schwester? Seit wann denn das? „Meine Eltern haben ihren Tod vor Jahren vorgetäuscht, weil sie um ihre Sicherheit besorgt waren. Sie ist nicht nur ungewöhnlich schwach für eine Saiyajin; sie hat auch noch blaue Haare, Augen und Schweif“ beichtete Radditz.   Vegetas Pupillen erweiterten sich, die einzige Änderung in seinem Gesicht. Mit aller Kraft bemühte er sich um die Wahrung seiner kalten Maske. Nur seine Finger zuckten kurz und sein gesträubter Saiyajinschweif zog sich unbewusst enger um seine Hüfte zusammen. Es gab seines Wissens nur eine Saiyajin, auf den diese Beschreibung passte. Hinter seiner eisigen Maske sah er fassungslos Radditz an, der ins Stocken geraten war und auf eine Reaktion seines Vorgesetzten wartete.   In Gedanken verglich Vegeta die kniende Gestalt vor sich mit der zarten Saiyajin. Ihre Verwandtschaft war ihnen nicht anzusehen. Bulma hatte von einem älteren Bruder gesprochen, der im Palast arbeitete, aber angesichts der mangelnden Stärke  in ihrer Familie, war er von einer Palastwache ausgegangen. Niemals hatte er Radditz im Verdacht gehabt. Radditz, der ihm seit Jahren folgte, ein typischer Unterklasse-Krieger, der niemals ein Wort über seine Familie erzählt hatte…außer seinem starken Vater, seiner Mutter aus der Nahrungseinheit und einem schwachen, unfähigen Bruder…oh, damit hatte er wohl Kakarott gemeint?! Kakarott war Bulmas kleiner Bruder ergo auch Radditz kleiner Bruder. Unwillkürlich verglich er den einen mit den anderen. Radditz…Die große, muskulöse Gestalt, der hohe Haaransatz, das stachelige Haar, der fiese Blick, sein Power-Level, die typische saiyanische Arroganz…Radditz fiel  zwischen Bulma und Kakarott heraus wie ein Dreieck zwischen zwei Kreisen. Er war ein normaler Saiyajin, der nicht den weichen, großäugigen Blick seiner Geschwister oder ihr niedriges Level besaß. Kein Wunder, dass er Bulmas großen Bruder niemals erkannt hatte: da sah Radditz ja ihm selbst ähnlicher als der seinen Geschwister. Er merkte, wie der Krieger ihn immer noch besorgt ansah und nicht wagte, weiter zu sprechen, weil sein Vorgesetzter nicht auf diese Bombe reagierte, wie eigentlich befürchtet: mit Geschrei und Fragen. Nein, stattdessen wirkte der Skattkönig wie eingefroren. Vegeta hob gebieterisch eine Hand und winkte leicht; eine stumme Aufforderung nach mehr Informationen. Er wagte nicht zu sprechen aus Furcht, dass seine Stimme stockend und heiser klingen könnte. Bulma war Radditz Schwester und der Idiot hatte dieses Geheimnis gerade den Prinzen offenbart. Damit war er jetzt offiziell von ihrer Existenz unterrichtet. Nun war er gezwungen, etwas zu tun; konnte sie nicht mehr geheim halten. Natürlich hatte er bereits im Hinterkopf öfters überlegt, was er wegen Bulma machen konnte, aber nie eine Lösung gefunden, wo sie beide ohne negative Konsequenzen heraus kamen. Einfach bei ihr auftauchen, sie schnappen und  mit den Worten „Sie gehört mir“ wegfliegen, konnte selbst er als amtierender Herrscher sich nicht erlauben. Es gab seit der Zerstörung  des Planeten Sadals ein gewissen Anstand und Regeln, was die Entscheidungsrechte der Frauen und Schutz der Familie anging. Ohne deren Zustimmung durfte selbst der König persönlich nicht dagegen handeln. Vegeta hatte zu hart gearbeitet, um den Respekt und Gehorsam seines Volkes durch so eine Aktion zu verlieren. Aber jetzt…jetzt hatte ihr Bruder sie in die Öffentlichkeit gezerrt.   Stockend fing Radditz an zu erzählen, wie sehr sich Bulma von den anderen unterschied, wie isoliert sie aufgewachsen war, aber dass sie dafür andere Fähigkeiten besaß. Vegeta hörte nur mit einem Ohr zu, während die Gedanken in seinen Kopf Pingpong spielten. Kein Wunder, dass Radditz zuerst sein Versprechen wollte, niemandem zu bestrafen: Bulmas Eltern hatten sie nicht einfach nur versteckt, sie hatten ihre Existenz jahrelang verheimlicht. Hatten sie als Totgeburt ausgegeben, anstatt dem König die Entscheidung über ihr Leben treffen zu lassen. Dabei galt das Leben aller Frauen zu schützen und zu überwachen; Sprichwort „niedrige Geburtenrate“. Das konnte man als Hochverrat gelten lassen; Verrat gegen des Königs Gesetzen und die eigene Rasse. Soweit er sich erinnerte, war doch Radditzs Vater dieser Bardock…er war immer davon ausgegangen, dass Bulmas Vater ein hochrangiger Mittelklasse-krieger war, aber anderseits war sein Powerlevel denen ebenbürtig und er besaß einen Sonderstatus. Bardock, der Sonderling, der freche Krieger mit der Sarang-Gefährtin, der sich keinem beugte…allmählich machte das alles Sinn. Langsam drehten sich die Puzzleteile in seinen Kopf zusammen und formten ein Bild. Er konzentrierte sich wieder mehr auf Radditzs Gefasel, das wieder in sein Gehirn drang. „Aber dafür hat sie andere Fähigkeiten, die für euch von Nutzen sein können. Sie ist schlau, wissbegierig und gehorsam. Sie ist etwas völlig Neues. Ich denke, sie ist eine Chance für unsere Rasse. Aber sie braucht Unterstützung, um das beweisen zu können. Schutz! Niemand kann einen besseren geben als du…“ Vegeta hob gebieterisch die Hand und Radditz hielt inne. Radditz Wunsch war klar, er benötigte keine weiteren Erklärungen mehr. Im Raum war es totenstill, während der Prinz schweigend überlegte und der Krieger nur warten konnte.  Er deutete es als gutes Zeichen, dass es immerhin keinen Wutanfall und Gebrüll gab. Mit klopfenden Herzen sah er hoffnungsvoll auf seinen Anführer, der seine Nasenwurzel  nachdenklich massierte und  mit seiner Handschuh-bedeckten Hand sein Gesicht verdeckte. Radditz konnte die Reaktion schlecht einschätzen und hoffte auf Vegetas Neugier und Interesse. Der Prinz nahm die Hand runter und sah ihn emotionslos an.   Seine Augen öffneten sich und er sah Radditz strafend an. Er durfte ihm nicht zeigen lassen, dass er bereits von Bulma wusste. Er musste einen auf unschuldig und ahnungslos machen.  „Eine schwache Saiyajin mit blauen Haaren, die für mich wichtig sein könnte?  Wie stellst du dir das vor? Willst du sie mir anbieten?“ Mit Absicht missverstand und provozierte er seinen Untergebenen. Zugegeben…der Gedanke, Bulma unter sich, in seinen Bett zu haben, hatte etwas Verführerisches. Es war ein Plan, den er seit langem verfolgte und von dem er auch nicht abweichen würde. Radditz sah ihn entrüstet an. „Nein, du…das ist nicht meine Absicht. Ich sag dir, sie ist schlau; richtig klug. Sie kann die Schriften andere Kulturen entziffern und versteht physikalische Gesetze und Formeln, die mir zu hoch sind. Sie repariert genau so gut wie ein qualifizierter Ingenieur und sie ist eine geniale Köchin. Jemand wie sie sollte nicht in der Einsamkeit versauern. Sie hat mehr verdient. Ob in der Nahrung-Einheit oder als Ingenieur; man kann sie auf jeden Fall einsetzen. Denk an dein Elite-Team. Sie ist so gut wie drei Saiyajins.“ Seine Stimme wurde drängender und Radditz erkannte, dass er seine Gefühle zu stark zeigte und verschloss schnell seine Miene. Vegeta sollte Bulma wegen ihrer Nützlichkeit beachten, nichts weiter und ihr Schutz geben.  Auf keinen Fall wollte er, dass er sie als Frau wahrnahm.   Vegeta ließ seine Finger beiläufig auf die Tischplatte tappen, während er den Kopf in der anderen Hand aufstützte und dabei eine nachdenkliche, undurchdringliche Miene aufsetzte. Er ließ Radditz nicht aus den Augen, der demütig den Blick gesenkt hielt und auf seine Antwort wartete. Radditz hatte diese Offenbarung des Familiengeheimnisses vermutlich allein geplant. Ob Bulma davon wusste? Oder ihre Eltern, die sie jahrelang unter größten Mühen versteckt hielten? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Radditz spielte sein eigenes Spiel, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht weil er es für das Beste für seine Schwester hielt. Immerhin wollte er nicht, dass seine Familie für ihren Verrat bestraft wurde und er drängte auf den Schutz der königlichen Familie. Ein dünnes Lächeln umspielte Vegetas Lippen, als er seine Möglichkeiten bedachte.  Endlich fügte sich alles zusammen wie ein kompliziertes Puzzle. Er war momentan die mächtigste Person auf diesen Planeten. Es gab keinen anderen, der ihn in Stellung UND Kraft ebenbürtig war. Sein Vater befand sich Lichtjahre entfernt. Bevor er etwas erfuhr und wieder auf dem Planeten erschien, konnten Wochen vergehen. Wenn er Bulma an seine Seite holte, konnte niemand etwas dagegen sagen. Sein Grinsen wurde breiter, vorfreudiger. Jahrelang hatte er sich auf seine Pflichten konzentriert: hatte die theoretischen Lehrstunden, die diplomatischen Missionen und hartes Training über sich ergehen lassen. Hatte sich den Respekt seiner Kameraden durch seine Kampfeinsätze verdient und sein junges Leben in gefährlichen Missionen riskiert.  In den letzten Monaten hatten auch die letzten seines Volkes ihn als Herrscher und Anführer anerkannt und folgten ihm gehorsam. Nun stand er allein an der Spitze der Hierarchie, sein Vater war nicht da, Nappa stand ihm unterwürfig gegenüber und es gab keinen im Rat der Minister, die ihm etwas entgegen zustellen hatten: Niemand konnte sich seinen Befehl widersetzen. War es denn nicht an der Zeit, dass er sich auch etwas „Unkonventionelles“ zum Vergnügen leisten durfte? Eine Laune, wie sie sich nur die Herrscher erlauben konnten! Ohne Begründung, einfach weil es ihnen Spaß machte. Radditz hatte ihm heute ein unerwartetes Geschenk gemacht. Endlich kannte er offiziell Bulmas Familie, ihre Namen und das zur rechten Zeit, wenn ihn niemand in der Lage war, sich ihm entgegen zu stellen. Selbst ihre eigene Familie nicht,  wenn sie nicht als Verräter angeklagt werden wollten. Ein Plan formte sich in seinen Kopf. Radditz Verrat würde ihm nützen, denn jeder würde sich auf den Unterklasse-Krieger und seine Familie konzentrieren. Keiner würde den Verdacht erhalten, dass sich Vegeta und Bulma bereits kannten.  Sie hatten nichts zu befürchten; ihr Geheimnis blieb bewahrt. Stattdessen würde man Skattkönig Vegeta für seine Mildtätigkeit, seine Großzügigkeit, seine Barmherzigkeit loben, der diese Verräter begnadigte und die Außenseiterin akzeptierte. Und während er Bulma einen Job gab und sie langsam in die Gesellschaft der Saiyajins einführte, würden der Skattkönig und die Blauhaarige sich immer näher kommen; ohne dass sie jemand aufhalten könnte. Niemand würde ahnen, dass sie bereits vorher in einer Beziehung zueinander standen. Jeder würde bekommen, was er wollte. Bulma würde elegant in die Gesellschaft der Saiyajins eingeführt werden und unter seinem Schutz stehen. Radditz und seine Familie würden nicht bestraft werden. Und er, Vegeta, konnte Bulma sehen, wann immer er wollte und musste sich nicht rausschleichen. Er würde jedem Saiyajin zeigen, dass die Blauhaarige ihm gehörte. Endlich! Seine Geduld zahlte sich aus. Die Zahnräder fingen an sich drehen: die Maschinerie, die Radditz heute in Bewegung gebracht hatte, würde sich nicht mehr aufhalten lassen.   Radditz sah auf. Beim Anblick von Vegetas Blick, der ihn anstarrte und seinem bösen Grinsen, musste er nervös schlucken. Das sah nicht gut aus. Woran dachte sein Anführer gerade?  Hatte er einen Fehler gemacht? Eisige Furcht kroch seinem Nacken hinab. Hatte er Vegeta falsch eingeschätzt? „Radditz“ begann dieser und seine Stimme hörte sich äußerst zufrieden an. „ich habe eine Entscheidung getroffen. Hör mir genau zu…“   Am nächsten Tag flog Radditz mit einem Bündel in den Armen zu der Hütte seiner Eltern. Es war noch nicht Mittag, seine Eltern und Kakarott müssten noch unterwegs sein. Entschlossen landete Radditz bei den versteckten Hütten. Er musste nicht nach seiner Schwester suchen, da sie gerade frische Beeren aus ihrem Garten erntete. „Hey, Radditz, das ist mal eine Überraschung“ begrüßte sie ihn erstaunt. „Willst du bei uns essen?“ Sie freute sich, ihren Bruder nach der kurzen Zeit wiederzusehen. Gestern war sie in der Tsufuru-Basis gewesen. Kaum hatte sie das Wort „Sex“ in den Computer eingegeben, als sie Unmengen von Daten erhalten hatte. Jetzt wusste sie auch, was Pornos waren. Wenn sie und Radditz gerade mal allein waren, könnten sie vielleicht ein vertrauliches Gespräch darüber führen. Sie hatte einen Haufen Fragen. „Nein, ich will nichts essen. Ich habe ein Geschenk für dich“ erklärte er. Seine Miene war ernst. Radditz ahnte, dass der heutige Tag turbulent werden würde, aber er wankte nicht in seiner Entschlossenheit. Es war sowieso zu spät. Mit dem Inhalt in diesem Bündel war Bulmas Zukunft besiegelt. „Sind es die versprochenen Pornohefte?“ scherzte Bulma. „Sieh nach.“ Unsicher nahm Bulma das Bündel entgegen. Es war zwar nett, ein Geschenk zu erhalten, aber so ohne Grund; dazu diese grimmige Miene von Radditz, der tatsächlich ein freies Mahl ablehnte? Was ging hier vor? Vorsichtig öffnete sie es. Ihre Augen wurden groß bei dem unerwarteten Anblick. Ein weißer Brustpanzer und ein Scouter mit grünem Glas lag auf einen Stapel Kleidung. Erwachsenen-Kleidung! Wohl weil sie jetzt offiziell aufgeklärt und als Erwachsene galt. Aber dazu ein neuer Scouter?! Ungläubig starrte sie zu ihm hoch. „Wirklich? Das ist alles für mich?“ fragte sie und bei seinem Nicken überkam sie ein himmlisches Strahlen. „Ich ziehe es gleich an“ rief sie aufgeregt und rannte mitsamt dem Bündel in ihre Hütte. Schmunzelnd sah Radditz nach. Allein für dieses Lächeln waren die auf ihn wartenden Schmerzen wert. Er wurde wieder ernst. Denn wenn seine Eltern erfuhren, was er getan hatte…er konnte sich Bardocks Reaktion zu gut vorstellen. Er drückte auf seinen Scouter und sandte eine kurze Nachricht an die Familie aus. Gleich, in wenigen Minuten, würde hier die Hölle los sein. Er sollte sich schon mal aufwärmen.   Neugierig besah sich Bulma den Stapel neuer Kleidung, die Radditz ihr aufgedrückt hatte. Zuerst untersuchte sie den weißen Brustpanzer mit den Riemen, ähnlich wie der ihres Vaters, aber zierlicher. Diese reinweiße Farbe und das rote Symbol auf der Brust…sie erinnerte sich an den Brustpanzer, den Veg als Kind getragen hatte: seltsam, da war auch dieses Symbol drauf gewesen; genau das gleiche, in Form, Größe und Farbe. Es war ihr noch immer unbekannt, aber es schien eine große Bedeutung zu haben, weil weder ihr Vater noch ihr kleiner Bruder es auf ihrer Panzerung trugen, nur Radditz. Mit einem Stirnrunzeln legte sie den Panzer auf dem Bett ab und nahm das nächste Kleidungsstück auf. Es handelte sich um ein Kleid in einem tiefdunklen Blauton. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich und geschmeidig an. Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich beim Anblick des kleinen Stofffetzens und der Frage, ob er passen würde, doch als sie dran zog, erkannte sie, wie elastisch er war. Neugierig zog sie ihr eigenes Kleid aus und das neue Kleidungsstück über. Sie zog ihren Kopf durch den engen Kragen und strich den Stoff über ihre Oberschenkel glatt. Der Saum endete über ihren Knien und sie fand kleine, flache Knöpfe an den Seiten. Sie öffnete einen und ein Schlitz teilte den Stoff. Bulma stellte sich vor den Spiegel auf und drehte sich bewundernd um ihre eigene Achse. Das Kleid war kurzärmelig und lag eng an ihren Körper. Zwar besaß es keinen tiefen Ausschnitt, sondern, ganz im Gegenteil, einen Rollkragen, aber anderseits versteckte es auch nichts von ihren Körperformen. Wahrscheinlich waren die Knöpfe am Saum dafür da, um die Bewegungsfreiheit, falls gewünscht, zu erweitern. Öffnete sie die letzten verbliebenen zwei Knöpfe, endete der Schlitz kurz vor der Rundung ihres Hinterns und entblößte fast ihren gesamten Oberschenkel. Peinlich berührt von dieser Offenherzigkeit, schloss sie schnell die zwei Knöpfe und ließ nur den letzten offen. Erleichtert fand sie unter den restlichen Sachen aber eine enge, lange, schwarze Leggings, in die sie sich reinpresste. Sie zog sich gleich den Brustpanzer über, der ähnlich flexibel wie das Kleid war, aber robust ihren Oberkörper schützte. Der Panzer saß fest und dank den schmalen, goldfarbenen Riemen konnte sie die Größe passend einstellen und frei ihre Arme bewegen. Die letzten Kleidungsstücke waren ein Paar weiße Stiefel und Handschuhe, die sie sich ebenfalls anzog. Alles passte perfekt, was dank dem elastischen Stoff kein Problem war. Was immer auch das war für ein Stoff war, so etwas hatte sie noch nie in den Fingern gehabt. Alles fühlte sich leicht und bequem an, aber auch stabil. Während sie sich im Spiegel bewunderte, fing sie langsam an zu lächeln. Sie sah gut aus: Kampfbereit, elegant und hübsch; so wie ihre Brüder, Bardock und Veg in ihren Rüstungen. Die neue Kleidung verpasste ihrem Selbstbewusstsein einen neuen Schub; sie fühlte sich erwachsen. Aber etwas störte sie an ihrem Anblick. Lag es an ihren langen, hell-blauen Haaren oder ihren blauen Saiyajin-Schweif, den sie sich um ihre Hüfte geschwungen hatte, wie es üblich war? Irgendwie dominierte die Farbe Blau, besonders zusammen mit dem neuen Kleid. Bulma stöberte in ihrem Schrank nach passenden Accessoires. Dort, in einer Kiste mit alten Stoffproben, fand sie einen schmalen Streifen Stoff in blutroter Farbe, ein letztes Überbleibsel von dem Stoff, aus dem sie früher Bardocks Stulpen gefertigt hatte. Es war dieselbe Farbe, die er auch als Stirnband trug und das sein Markenzeichen geworden war. Eine Idee überkam sie. Das Beispiel ihres Vaters folgend band sie es sich um den Kopf, zog es aber etwas höher, so dass es ihr die langen Ponyfransen besser aus den Augen hielt. Das neue rote Haarband sorgte für einen Farbwechsel. Neckisch lächelte sie sich im Spiegel an und drehte sich um die eigene Achse. Sie konnte es kaum erwarten, ihrer Familie das neue Outfit zu zeigen. „Oh, ganz vergessen“ sprach sie zu sich selbst und nahm sich das wichtigste Accessoire, ihren Scouter, vom Bett und legte ihn an. Zufrieden nickte sie sich selbst im Spiegel zu, die Hände selbstbewusst an der Taille. Sie sah toll aus. Sie wusste zwar nicht, wie Radditz es geschafft hatte, ihr einen Souter zu besorgen, aber es war das beste Geschenk, was er ihr je gemacht hatte. Sie hörte laute, bekannte Stimmen und neugierig trat sie nach draußen.   Als Bulma stolz in ihrer neuen Kleidung hinaustrat, sah sie zuerst das zornige Gesicht ihres Vaters, der gerade Radditz anknurrte. Gine stand daneben und sah schwer betroffen aus. Als die Saiyajins ihre Anwesenheit bemerkten und den Kopf drehten, wurden die Gesichter ihrer Eltern bleich. „Radditz, was hast du getan?“ hauchte Gine fassungslos. „Was denn, gefällt es euch nicht?“ fragte Bulma unsicher. Sie fand sich sehr hübsch in ihrer neuen Kleidung. „Radditz, du Trottel“ Bardocks Gesicht wurde wütend rot und er schnappte sich seinen Sohn, packte ihn an seinem Brustpanzer und holte ohne zu zögern aus, um ihm einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen. Radditzs Kopf wurde von der Wucht nach hinten geschlagen und er keuchte auf. „Sieh es ein, alter Mann. Es ging nicht mehr anders“ keuchte Radditz, ebenfalls erzürnt. „Sie ist alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“ „Du Narr“ brüllte Bardock und holte ein weiteres Mal aus. Doch Radditz hatte keine Lust, sich verdreschen zu lassen, sah sich im Recht und wehrte sich. Gine und Bulma schrien entsetzt auf, als sich Vater und Sohn zu prügeln begannen. „Was ist denn hier los?“ Alarmiert landete Kakarott als letztes zur Familie. „Ich habe da so eine seltsame Nachricht von Radditz bekommen. Was soll das heißen, der Prinz weiß Bescheid. Bescheid über was? Oh, Bulma, nettes Outfit. Sieht hübsch aus“ fiel ihm auf. „Danke“ antwortete Bulma tonlos. Wenigstens ein Kompliment. Moment, was für eine Nachricht? Was meinte Radditz? Bulma und Kakarott verstanden nicht und sahen ihre Mutter nach Antwort heischend an. Sie knetete betroffen ihre Hände und bemühte sich sichtbar, nicht in Tränen auszubrechen. Besorgt sahen sich die Geschwister an und dann zum prügelnden Haufen nebenan. Noch nie hatten sie Radditz und Bardock so wütend gesehen. Weshalb stritten sie sich? „WAS IST HIER LOS?!“ schrie Bulma gellend laut. Kakarott half ebenfalls und stellte sich mit ausgestreckten Armen zwischen die Streithähne; stoppte sie gerade noch in ihren nächsten Angriff. Keuchend und mit zorniger Miene starrten sie sich an; offene Kratzer im Gesicht von den ungebremsten Schlägen und blutige Knöcheln. Bardock wischte sich etwas Blut vom Kinn und spuckte aus. „Radditz hat uns alle verraten“ fasste er es kurz zusammen. „Er hat den Prinzen von Bulma erzählt. Und dann kommt sie heraus mit diesem…diesem Zeichen auf der Brust“ er spuckte ein weiteres Mal verächtlich aus. „Zeig Respekt vor dem königlichen Wappen, dem Zeichen aller Saiyajins“ erwiderte Radditz keuchend. „Dank diesem Symbol wird Bulma nichts passieren. Auch uns nicht. Der Prinz hat mir zugesagt, dass keinem von uns etwas geschieht. Wir werden nicht wegen Hochverrat angeklagt und dürfen sogar in die Hauptstadt ziehen. Er war großzügig.“ „Ach, Radditz, wie naiv“ Gine schüttelte den Kopf bei seiner Einfalt. „Du glaubst ihn das auch noch? Was sollen wir jetzt tun? Was will er mit Bulma? Wenn er ihr eine Rüstung und Scouter gibt, dann will er auch was dafür…alles hat seinen Preis.“ Radditz richtete sich auf und sah seine Mutter verächtlich an. „Du sprichst von Naivität, nach dem, was ihr Bulma angetan habt?“ warf er ihr vor. „Dachtest du, sie bleibt für ewig ein Kind?“ Gine zuckte betroffen zusammen. „Sprich nicht so mit deiner Mutter“ knurrte Bardock beschützend. „Du hattest nicht das Recht, dem Prinzen von unserer Tochter zu erzählen. Das geht nur uns etwas an.“ „Äh, hallo? Darf ich auch meine Meinung dazu sagen?“ warf Bulma entrüstet ein, die zuvor nachdenklich auf das Symbol auf dem Brustpanzer gestarrt hatte. So sah also das königliche Wappen aus? „Nein!“ erwiderten Bardock und Gine synchron. Bulmas Mund sprang empört auf, doch bevor sie was einwenden konnte, sprach Bardock unbeirrt weiter. „Du bist noch ein Kind. Was weißt du schon vom Prinzen? Nur sein persönliches Team darf sein Wappen tragen, was bedeutet, du bist jetzt ein Teil seiner Mannschaft“ er richtete sich wieder an seinen ältesten Sohn. „Was soll mit ihr passieren, bei ihrem schwachen Power-Level? Wie schnell wird sie wohl auf der nächsten Mission sterben?“ „Bulma kommt ja auch nicht als Kriegerin mit, sondern als Ingenieurin. Sie wird in keinen Kampf reingezogen und ich bin in derselben Mannschaft. Ich passe auf sie auf“ knurrte Radditz unter zusammengebissenen Zähnen. Bardock lachte laut und spöttisch. „Du?! Auf sie aufpassen bei deinem Power-Level? Zwischen Nappa und den Prinzen? Vergiss es!“ „Was willst du sonst tun, du sturer Bock? Schnappst du dir jetzt Weib und Kind und fliegst mit ihr in die nächste Wüste? Versteckst dich vor dem Prinzen?“ spottete Radditz. Bardock kniff die Augen zusammen. „Warum nicht?“ erwiderte er. Er kannte auf diesem Planeten ein paar Ecken, wo sie niemand finden würde. Radditz blinzelte. Er konnte nicht glauben, wie stur sein Vater sich verhielt. „Und dann? Selbes Spiel wie immer? Vergiss es, das ist nicht mehr möglich. Ihr versteckt euch euer Leben lang, während ihr als Verräter gesucht werdet! Das Geheimnis ist gelüftet. Prinz Vegeta erwartet, dass Bulma morgen im Raumflughafen ist. Wenn nicht, sind wir wirklich geliefert.“ Bardock konnte nicht mehr seine Tochter verstecken und seinen Lebensunterhalt als Krieger verdienen. Vegeta kannte die Namen der kompletten Familie. Er konnte sie suchen und jagen lassen. Wie wollte Bardock seine Familie ernähren und gleichzeitig beschützen, wenn alle Saiyajins hinter ihnen her waren?  Ja, Radditz wusste, er zwang seine Eltern dazu, die Situation akzeptieren zu müssen, aber es ging nicht anders. Es war ihre eigene Schuld, wenn ihr eigentlicher Plan niemals Bulmas Glück beinhaltet hatte. Stattdessen hatten sie sich jahrelang der Illusion hingegeben, dass der Frieden und Bulmas Kindheit ewig währt. Auf den Gesichtern seiner Eltern war der Schock genau zu erkennen. „Dafür büßt du, Radditz“ knurrte Bardock, der einen Schuldigen für diese Sackgasse brauchte und ihn in dem Verräter fand. „Dafür bezahlst du mit Blut.“ Radditz hatte sich gegen seinen Vater, gegen dessen Entscheidung gewandt; ihn damit herausgefordert…Bardock ballte seine Fäuste. Das sah nach einem ernsthaften Kampf um die Hierarchie-Stellung in der Familie aus. Radditz, der mehr Zorn als Furcht verspürte, bleckte die Zähne und stellte sich ihm entgegen. „Radditz hat Recht“ meldete sich ausgerechnet Kakarott zu Wort. Er stellte sich zustimmend neben seinen Bruder und starrte seinem Vater entgegen. „Sollest du nicht dankbar sein? Radditz hat doch einen guten Weg gefunden, wie Bulma endlich in die Öffentlichkeit kann. Wenn ich das richtig verstehe, hat sie sogar einen Job, wo er auf sie aufpassen kann. Bulma kann ihr eigenes Geld verdienen, sich eine neue Wohnung suchen, muss nicht mehr befürchten, entdeckt zu werden…sie kann frei sein“ dachte er laut. Er verstand die Wut seiner Eltern nicht. Auch für Bulma war es unverständlich. Sie fühlte sich, als ob ein Traum in Erfüllung gegangen wäre. Ein Traum, den sie längst aufgegeben hatte. Sollten ihre Eltern sich nicht freuen? Gine massierte sich kreisend die Schläfen. „Wir sind sauer, weil Radditz über unseren Kopf entschieden hat. Wir sind verletzt, weil er Bulma einfach diese Sachen gibt, ohne ihr zu erklären, was es bedeutet und wir jetzt als die Bösen gelten. Aber vor allem haben wir Angst, was mit ihr passiert, wenn sie ausgerechnet unter dem Prinzen dient.“ Aufgebracht sah sie ihren Ältesten an. „Du sagst, sie wird in keinen Kampf verwickelt…Woher willst du das wissen? Gerade wenn sie auf dem Schiff des Prinzen dienen soll, wird sie mit zur Zielscheibe. Meine Eltern sind gestorben, weil ihr Raumschiff abgeschossen wurde. Dagegen kannst du sie nicht beschützen.“ „Ach, sie aber ständig im Wald zu verstecken, ihr nichts über Sex zu erzählen und im Ungewissen zu lassen, ist also besser?! Hast du deine Tochter mal gefragt, ob sie mit ihrem Leben, das ihr für sie geplant habt, zufrieden ist?“ fragte Radditz verärgert zurück. Gine sah ihre Tochter beifallsheischend an, doch Bulma schüttelte ablehnend den Kopf. Sehnsüchtig strich sie über ihre neue Uniform. „Ich…ich will es versuchen. Bitte lasst mich mit Radditz gehen“ bat sie. Gine und Bardock zuckten betroffen zusammen. Kakarott lächelte. Er wusste von Bulmas tiefer Sehnsucht, die sie jahrelang wegen ihrem schlechten Gewissen unterdrückt hatte. Heute könnte es soweit sein, dass sie endlich frei war. Sie konnten alle gemeinsam nach Sadala gehen oder ins nächste Dorf; müssten sich niemals mehr ängstlich umsehen, ob ihnen einer folgt. Er könnte sie seinen Freunden und Chi-Chi vorstellen. „Seht ihr; Bulma findet es gut“ freute er sich. „Halt die Klappe, Kakarott“ knurrte sein Vater ihn an. Bardock atmete tief durch, versuchte den brennenden Zorn und die Angst in seinem Inneren zu unterdrücken und wandte sich an seine Tochter. „Bulma, schau mal…wir wollen dich nur beschützen. Auf einem engen Schiff voller Saiyajins, die noch nie eine blauhaarige Saiyajin gesehen haben…wilde Männer, die nicht so sind wie ich oder deine Brüder…du bist so schwach und Radditz hat nicht immer ein Auge auf dich. Willst du es riskieren?“ „Wenn ich es richtig verstehe, ist das Zeichen auf meiner Brust das königliche Wappen. Ich stehe damit dem Prinzen direkt unter und er beschützt mich dafür“ hielt Bulma ihm entgegen und sah Radditz nach Antwort heischend an. Er nickte zustimmend, leicht schmunzelnd. Bulmas fester Blick und wie sie mehrfach über ihre neue Kleidung strich, sagten ihm, dass sie ihre Entscheidung längst gefällt hatte. „Dann wird also jeder, der es wagt, mich zu betatschen, sich dem Prinzen verantworten müssen?!“ fuhr sie fort. „Dem mächtigsten, stärksten Saiyajin auf dem Planeten? Dann bin ich doch sicher. Außerdem…ich weiß, als was du arbeitest, Papa. Denkst du, ich weiß nichts von deiner wilden Seite? Wo du mir doch selbst erzählt hast, wie oft du dich in den Ozaru verwandelt hast. Wo liegt der Unterschied zwischen dir und den anderen Saiyajin?“ fragte sie vorwurfsvoll. Bardock schluckte. Schuldbewusst sah er zu Boden. „Wenn du dich kontrollieren kannst, sollten es die anderen dann nicht auch tun? Und wenn sie nicht in der Lage sind…du hast mal selbst gesagt, wie sehr der Prinz gefürchtet und respektiert wird. Sein Wappen wird jeden von dummen Gedanken abhalten“ argumentierte sie weiter. „Und was…“ fragte Bardock heiser, die Fäuste geballt. „wirst du tun, wenn die Gefahr vom Prinzen selbst ausgeht?“ Er sah wieder grimmig auf; betrachtete seine hübsche Tochter und stellte sich, wie der Prinz, ein junger Mann, bei ihrem Anblick reagieren würde. Wie er die exotisch aussehende Saiyajin behandeln würde, die von ihm abhängig war. Radditz ahnte, worauf sein Vater hinauswollte und mischte sich ein. „Willst du etwas Prinz Vegetas Ehre in Frage stellen? Er hat noch nie eine Frau zu etwas gezwungen und er hat mir sein Wort gegeben, es auch bei Bulma nicht zu tun“ sagte er empört. Bardock versuchte, seine Tochter zu ängstigen, dabei wusste er doch selbst, an welch hohen Ehrenstandard der Prinz sich selbst und seine engsten Vertrauten maß. Sowohl Radditz als auch der Prinz würden niemals zulassen, dass sich jemand Bulma gegenüber ungebührlich benahm. Bardock lachte spöttisch. „Es gibt viele Wege, eine Frau dazu zu bringen, etwas „freiwillig“ zu tun. Manipulationen, Erpressung, Lügen…solange er sie zu nichts zwingt, ist er nicht schuldig. Aber das bedeutet nicht, außer Gewalt keine anderen Möglichkeiten zu haben“ erklärte er kalt. Bulma schluckte besorgt, aber sie erkannte, wie ihr Vater versuchte, ihr Angst zu machen. „Jetzt das Risiko zu bemessen, ist doch unsinnig“ fordert sie ihn auf. „Die Entscheidung ist längst gefallen. Klar, Radditz hat nicht um Erlaubnis gebeten, aber hättet ihr sie ihm gegeben? Mir gefällst, ich will es tun. Lieber eine Reise ins Ungewisse und unbekannte Gefahren als jeden Tag denselben, langweiligen Mist. Ich habe keine Lust mehr, mich verstecken zu müssen. Jeder von euch kann gehen, wohin ihr wollt. Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich fühle.“ „Bulma, wir lieben dich“ fing ihre Mutter besorgt an und trat einen Schritt auf sie zu, die Augen groß und flehend. „Wir kennen das Volk der Saiyajins besser und…“ „Und deswegen versteckt ihr mich, blabla. Ich höre mir die Kacke seit achtzehn Jahren an. Vielleicht würde ich euch mehr vertrauen, wenn ihr mich nicht ständig angelogen hättet“ entgegnete Bulma und ihre Stimme wurde lauter und keifend. Wütend stampfte sie mit den Füßen auf, wedelte affektiert mit den Händen. „Ach nein, Bulma, deine Periode ist harmlos. Nur ein Reinigungsprozess“ äffte sie den Ton ihrer Mutter nach. „Kinder werden vom Burag-Vogel gebracht. Darum hast du blaue Haare und Augen, weil du aus einem blauen Ei geschlüpft bist. Außer dicke Jungs wie dein Bruder, die bringt ein Himmelsherrscher, deswegen lag er auch in einem Riesen-Ei. Erinnerst du dich?“ Gine hielt ertappt inne, wandte den Blick ab. Radditz musste dagegen unwillkürlich ein Lachen unterdrücken, als er sich an die alte Story erinnerte, wie seine Eltern ihnen weismachen wollte, woher Kakarott gekommen war. Aus einem Ei geschlüpft, ja klar…eine eiförmige Brutkapsel. Gine seufzte und rieb sich unbehaglich die Arme. Was ihre Kinder ihr vorwarfen, war wie Brennstoff für ihr schlechtes Gewissen. All ihre Argumente waren logisch und rational. Das Problem war, dass Saiyajins nicht für ihre Rationalität und Logik bekannt waren, sondern für ihr cholerisches, aggressives Verhalten. Gute Argumente zählte da nicht. Besonders nicht bei einem Elternpaar, dass nie einen richtigen Abnabelungsprozess zu ihrer Tochter eingeleitet hatte. Radditz und Kakarott hatten sich behutsam gelöst, mehr Freiheiten erhalten aufgrund ihrer Stärke, während Bulma für 18 Jahre ständig eng bei ihren Eltern gelebt hatte. Von ihren Söhnen konnten sie sehr einfach trennen, aber ihre besondere Tochter…das war schwieriger. Dann auf einen Tag plötzlich erklärt zu bekommen, dass Bulma sie verlassen würde; dass sie ausgerechnet unter der mächtigsten Person dienen sollte…konnte man es Bardock und Gine verdenken, dass sie sich mit diesem neuen Umstand nur schwer anfreunden konnte? Besonders Bardock war wütend: seine Söhne stellten sich gegen ihn und seine Entscheidung. An Rationalität war da nicht zu denken, ihre Argumente zählten nicht für ihn. Es gab nur seine Gefühle, seine rasende Wut und Angst. Bulma sollte die Familie verlassen, ihre Sicherheit?! Bardock war der Stärkste der Familie, der Patriarch und sah es als seine Pflicht an, sein Weib und seine Tochter zu beschützen. Seine Söhne konnten sich selbst verteidigen, aber der Rest der Familie…das war seine Aufgabe. Er traute niemanden zu, diese Aufgabe übernehmen zu können. Niemals würde der Prinz und Radditz seine Tochter die ganze Zeit beschützen können und dann…was könnte alles passieren, von der eigenen und fremden Rassen? Der Zorn überkam ihm bei der Vorstellung, geboren aus all den Erfahrungen, die er auf seinen Missionen gemacht hatte. Er hatte gesehen, wie saiyanische Krieger wüteten. Er knurrte tief, seine Fäuste ballten sich, die Adern auf seiner Stirn schwollen an. Radditzs schluckte und auch Kakarott wich besorgt einen Schritt zurück bei diesem Anblick. Noch nie hatten sie ihren Vater so wütend gesehen; nun spürten sie tatsächlich Angst. Auch Bulma war erschrocken, spürte sie doch, wie sich seine Aura verfinsterte. Nichts drang mehr durch; ihr Vater war in seiner Wut gefangen. „Heute ist wirklich mein Glückstag: All meine Kinder beschließen am selben Tag, rebellisch zu werden“ begann Bardock unheilvoll zu lachen und knackte mit den Fingerknöcheln. In seinen Augen loderte es. „Das spart Zeit. Ich werde mich um euch gleichzeitig kümmern. Schluss mit den Diskussionen! Ihr wollt mich herausfordern? Fein, lasst es uns ein für alle Mal klären, wer an der Spitze der Nahrungskette steht.“ Zuerst würde er seine Söhne niederstrecken und dann seine Tochter packen und sie tief in den Bergen verstecken, wo sie sie wieder beruhigen konnte und niemand sie finden würde. Radditz und Kakarott hoben ihre Fäuste und warfen sich schnell einen Blick zu. Sie nickten sich zu, waren derselben Meinung. Heute würden sie zum ersten Mal gemeinsam kämpfen! Ausgerechnet gegen ihren eigenen Vater, aber nur gemeinsam hatten sie eine Chance gegen ihn. Bardock lachte hämisch bei ihren entschlossenen Blicken, nahm seinen Scouter ab und ließ ihn zu Boden fallen. Seine Söhne taten es ihm nach. Unausgesprochen war damit klar, dass Schläge ins Gesicht erlaubt waren; dass es keine Gnade geben würde. Ungläubig starrte Bulma zwischen ihren Vater und ihre Brüder. Was hatten sie vor? Sie waren doch noch nicht am Ende der Diskussion. Wieso machten sie sich kampfbereit? Ehe sie verstand, was die Männer planten und sie sie aufhalten konnte, sprangen diese gleichzeitig in die Luft. Geschockt sah Bulma dabei zu, wie die männlichen Mitglieder ihre Familie sich in der Luft duellierten. Die Luft erschallte von ihren Schlägen. Hilfesuchend wandte sie sich an ihre Mutter. „Mama, so geht es doch nicht weiter. Wir müssen darüber reden. Die Deppen können sich doch nicht so einfach bekämpfen; wir sind eine Familie.“ Doch Gine schüttelte traurig den Kopf. „Ihr habt Bardocks Autorität herausgefordert. Saiyajins kennen nur einen Weg, um diese zu beweisen“ erklärte sie. „Aber du verstehst doch, warum ich es tue. Bitte, Mama, sei nicht böse“ flehte Bulma und griff bittend nach ihren Händen. Gine lächelte traurig und drückte sie sacht. Natürlich verstand sie es, sie war auch mal jung gewesen, war auf Außen-Mission gegangen, hatte ihre Jugend genossen, sich mit Bardock und Gleichaltrigen getroffen. In Bulma Kindheit hätte sie häufiger daran gedacht, dass ihre Tochter solche Erfahrungen nicht machen könnte und hatte alles versucht, ihr dafür andere, schöne Erinnerungen zu verschaffen. Bulmas Mutter war auch ihre beste Freundin. Zwischen ihnen gab es ein starkes Band wie zu keinem der anderen Kinder. Als Gine in ihre blauen Augen sah, ihren Wunsch, ihre Bitte…wie konnte sie es ihrer Tochter abschlagen; ihre Zukunft verbauen? Bulma bat um ihren Segen. Gine schloss traurig ihre Augen. Sie nickte, ihren letzten Widerstand aufgebend. Erleichtert seufzte Bulma auf. „Gut, nun müssen wir nur noch diese Trottel da runterholen“ sagte sie mit neuer Entschlossenheit und starrte in den Himmel.   Die drei Saiyajins flogen rasant in der Luft, teilten Schläge und Tritte aus und bekamen von unten nichts mit. Luftkämpfe gehörten zu den anspruchsvollesten Arten zu kämpfen, da man den Gegner von allen Seiten, auch von unten, attackieren konnte und genau so auch angegriffen wurde. Zudem war es auch noch ein Zwei- gegen- Einer-Kampf, wobei der Mengenvorteil zuerst nicht ersichtlich war: Kakarott und Radditz hatten noch nie zusammen gekämpft und zuerst standen sie sich gegenseitig im Weg. Eine Schwachstelle, die Bardock ausnutze und zuschlug; sie sogar gegeneinander ausspielte. Doch Kakarott fing an, strategischer zu denken und überließ Radditz immer den ersten Angriff, um seinen größeren Körper als Deckung zu nutzen. Während Bardock damit beschäftigt war, den Angriff von Radditz zu blocken, schlich sich sein Bruder an und attackierte aus dem toten Winkel. Bardock verging das Grinsen, als er mehrmals schmerzhaft getroffen wurde. Seine bessere Chance waren Ki-Angriffe, aber die drei Krieger hatten wortlos beschlossen, es aus Schutz für die unten stehenden Frauen nicht zu tun. Bardock blockte schnell einen weiteren Angriff von Radditz ab und schlug ihm als Gegenantwort heftig in den Magen, um rechtzeitig Kakarotts Angriff gegen seine Nase nach hinten auszuweichen. Seine Söhne fingen an, ihn zu nerven. Besonders Kakarotts Schläge wurden immer stärker und schneller. Radditz hielt sich keuchend seine Hand auf den Bauch. Der Schmerz paralysierte ihn. Verdammt, der Schlag hatte gesessen. Bardock hielt sich nicht zurück. Kakarott verschaffte ihm die nötige Atempause zum Erholen, in dem er nun allein gegen ihren Vater kämpfte. Radditz wischte sich grinsend das Blut von der Lippe. Angesichts Bardocks genervte Miene wurde ihm klar, dass sie ihren Vater in die Ecke trieben. Kakarott merkte den Wechsel im Kampfverlauf ebenfalls; das Blatt hatte sich zu ihrem Gunsten gewendet. Da keiner der Krieger mehr einen Scouter trug, nutzte er die Gelegenheit und lockerte seine eigenen Fesseln, gab seine Zurückhaltung auf: sein Körper wurde wärmer, beweglicher, schneller. Er ballte seine Fäuste zusammen und Bardock erhielt einen schmerzhaften Treffer gegen den Kiefer. Der stöhnte auf. Kakarott setzte sofort nach, holte mit einer schnellen Drehung sein Bein aus und kickte den Älteren von oben in den Magen. Die Wucht schleuderte ihn nach unten. Doch Kakarotts Ziel, seinen Vater zu Boden zu werfen, blockte jener durch seine Sturheit ab und blieb in der Luft stehen. Nun, wo er mit dem Rücken zum Boden war und es über ihn nur seine Gegner gab, war es die perfekte Chance für einen Ki-Angriff. Kakarott merkte anhand der Aura-Bewegung, was sein Vater vorhatte und schrie Radditz eine Warnung zu, während er seine Arme vor dem Körper verkreuzte. Ein blendender Blitz wurde beidhändig auf die jungen Krieger abgeschossen. Als das Licht verblasste, bemerkte Kakarott erstaunt, dass ihm nichts schmerzte und als er die Augen aufschlug, erkannte er auch, wieso. Radditz hatte sich vor seinen Bruder schützend aufgebaut und sich auf die Verteidigung konzentriert. Seinen Abwehr-Technik war besser; sein ausdauernder, kräftiger Körper ans Ertragen von Schlägen mehr gewöhnt. Wenn er Kakarotts Kame-Attacke ertragen konnte, dann auch die kleineren Blitze von Bardock, selbst wenn die Arme brannten. „Worauf wartest du? Greif ihn an, bevor er sich erholt“ rief Radditz befehlend zu und Kakarott verstand. Radditz wollte sich als Prellbock anbieten und Bardock ablenken, damit der flinkere Kakarott gezielt zuschlagen konnte. Radditz als Schild und Kakarott als Speer: Die Strategie könnte funktionieren. Doch, bevor die drei Krieger wieder aufeinander losstürmen konnte, flog jemand zwischen ihnen in die Kampfbahn. Eine Gestalt stellte sich ihnen in den Weg. Die Saiyajins hielten erschrocken inne. Es war Bulma.   Fassungslos sah Gine, die immer noch auf der Erde stand, nach oben. Ihre Tochter hatte sich einfach so in die Luft erhoben? Wie hatte sie den Trick gelernt; wie genug Energie dafür? Auch Bardock war erschrocken. Sein erster Verdacht waren ihren Brüder. „Habt ihr es ihr beigebracht?“ knurrte er. Radditz schüttelte den Kopf. Bei seiner verblüfften Miene wusste Bardock, dass er nicht log. Auch Kakarott schüttelte den Kopf, aber er sah nicht annähernd so überrascht aus. „Kakarott, warst du es?“ warf Bardock ihm vor. „Ich hab’s dir doch damals versprochen, es nicht zu tun“ erwiderte dieser störrisch. „Daran habe ich mich gehalten.“ Bardock wusste damals noch nicht, dass seine jüngsten Kinder längst fliegen konnten, weil Broly es ihnen beigebracht hatte. Selber Schuld, wenn man seine Frage nicht richtig stellte oder mit dem Versprechen-zwingen zu spät kam, wenn es schon längst geschehen war. Bevor Bardock die richtigen Fragen stellen konnte, mischte sich Bulma ein. Sie schwebte näher zu ihrem Vater. Entschlossen sah sie ihn an. „Ich kann schon seit Jahren fliegen“ beichtete sie ihm. „wie ich es gelernt habe, ist genau so sinnlos zu diskutieren, warum Radditz nicht zum Prinzen hätte gehen sollen. Es IST passiert und es wird sich nicht mehr rückgängig machen lassen können. Du kannst mich nicht mehr einsperren.“ Bardockt zuckte zusammen. Einsperren hörte sich so hart an. „Bulma, ich…“ „Ja, ich weiß, ich war keine Gefangene von euch, nur von den Umständen. Aber die Umstände haben sich geändert, nur ihr nicht. Sieh mich doch an!“ Sie strich sich bedeutungsvoll an ihrem Körper herunter. „Ich bin kein Kind mehr, schon lange nicht.“ Bardock schnaubte. Er war da anderer Meinung, aber würde er sie jetzt laut sagen, machte er sich selbst lächerlich. Er presste seine Lippen so fest aufeinander, dass sie wie ein dünner Strich wirkten. Er verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust. Bulma fühlte sich, als wären ihre Rollen vertauscht: wer benahm sich jetzt kindisch? „Wäre Radditz heute nicht mit seiner Lösung gekommen, wäre ich irgendwann abgehauen“ ließ sie die Bombe fallen. Bardocks Augen wurden groß. Gine, die von unten alles genau verstehen konnte, keuchte auf und hielt sich entsetzt eine Hand vor den Mund. „Den Plan habe ich schon seit Jahren. Seitdem ich nicht zu Radditz Tatakai durfte“ fuhr Bulma fort. „Darum habe ich heimlich gelernt und nach Fluchtmöglichkeiten gesucht. Wenn die Saiyajins mich nicht haben wollen, hätte ich mir einen anderen Planeten gesucht und euch für immer verlassen.“ Wie sie es geschafft hätte, wollte sie nicht offenbaren, aber allein, dass sie hier vor ihm stand, schwebend, machte ihrem Vater deutlich, dass es keine leere Drohung war. Sie war dazu in der Lage. Auch wenn es gemein klang, diese drastischen Worte ihren Eltern ins Gesicht zu sagen…einen gewissen Egoismus mussten sie ihr auch zugestehen. Kein Saiyajin lebte unentgeltlich und nur für andere, jeder hatte seine Bedürfnisse, auch ihre Tochter. Nur dafür zu sorgen, dass sie es warm und sicher und immer was zum Essen hatte, war kein Garant, dass sie keine weiteren Bedürfnisse besaß. Ihre Eltern waren schließlich auch ihren eigennützigen Zielen gefolgt, ohne viel auf die Meinungen anderer zu geben. Bardock verstand, dass seine Tochter tiefliegende Geheimnisse gehütet hatte und ihr ernster Blick war ihm eine Warnung. Eines Tages wäre er heimgekommen und seine Tochter wäre spurlos verschwunden gewesen. „Du wolltest uns verlassen?“ fragte er heiser. Ungläubig sah er sie an. Allein, dass sie von „Gefangenschaft“ sprach…seit Radditz Tatakai, seit über zehn Jahren fühlte sie sich unwohl…aber sie hatte kein Wort gesagt…aber wenn sie fliegen konnte…hatte sie den Wald bereits verlassen? So viele Gedanken stürmten auf ihn ein. Er fühlte sich schwer getroffen von den Vorwürfen seiner Tochter, fühlte sich abgewiesen. Sein Herz fühlte sich an, als würde es brechen. „Hattest du denn keine schöne Kindheit?“ fragte er bitter. Bulma schluckte. Es fühlte sich wie ein Kloß in ihrem Hals an. „Ich hatte die schönste Kindheit, die man auf Vegeta-Sei haben kann. Ich war ein glückliches Mädchen…“ antwortete sie. Ihre Stimme brach fast, ihre Augen schimmerten feucht. „Weil ich den besten Papa auf der Welt habe.“ Sie sahen sich beide bekümmert in die Augen. Bulma war ihm dankbar, sie liebte ihren Vater, aber sie war nun alt genug, um ihren Weg selbst zu gehen und das sagte sie ihm auch, mit fester Stimme und harten Blick. „Aber ich bin kein Kind mehr!“ Zum ersten Mal musste Bardock der Realität ins Auge sehen: ihre Statur, ihre Größe, wie sie ihre Meinung aussprach und Pläne machte…ja, sie war kein kleines Mädchen mehr. Aber in seinem Herzen würde sie es immer sein. Dennoch musste er sie loslassen. Bardock senkte aufgebend den Kopf, seine Fäuste lockerten sich. Bulma und Kakarott spürten, wie seine Aura sich veränderte, nicht mehr wütend, nur noch traurig wurde. Gine und Radditz, die keine Aura erfassen konnte, erkannten es an seiner Haltung. Bestürzt sah Gine nach oben zu ihrem Gefährten, der sich weigerte, seine Kinder anzusehen; den Kopf gesenkt, der Rücken gebeugt, der Schweif kraftlos herabhängend. Sie ahnte, wie er sich fühlte; kannte sie ihn doch am besten.   Bardock war ohne starke Familienbindung aufgewachsen: seine Eltern waren Krieger und mehr ans Kämpfen als an ihrem Sohn interessiert gewesen. Sie waren nur für kurze Zeit zusammen gewesen und Bardock wurde das Ergebnis einer heißblütigen Nacht nach einem aufregenden, gemeinsamen Kampf gegen eine fremde Rasse. Nachdem die Euphorie verschwunden war, löste sich auch diese kurze Beziehung auf. Als Junge war er meistens allein gewesen, keiner seiner Blutverwandten hatte viel Zeit für ihn gehabt; beschäftigt mit ihren Aufgaben und so fiel es ihm schwer, sich anderen zu öffnen. Er fühlte sich alleingelassen und abgeschoben. Nur als Krieger sah man einen Wert in ihm, also verbrachte er seine Zeit mit Training und Übungen in Einsamkeit. In den Kindergruppen hatte er daher nur schwierig Freunde finden können; zu schwer fiel es ihm, andere zu vertrauen und oft stand er abseits. Weil der gleichaltrige Toma ihn interessant fand und auf ihn zuging, schaffte er es trotzdem, wenigstens einen guten Freund zu bekommen. Später gewann Bardock sein Tatakai, aber die gewünschte Aufmerksamkeit seiner Eltern erhielt er trotzdem nicht. Damit war das Thema Familie für ihn gelaufen und er konzentrierte sich nur noch auf seine Karriere…bis er Gine traf. Gine hatte eine schönere Kindheit besessen. Ihre raue, gefürchtete Mutter zeigte bei ihrer Tochter eine ungewöhnliche, herzliche Seite; spielte mit ihr und verwöhnte sie. War sie auf Mission, kümmerte sich der sanfte Vater um sein kleines Mädchen. Mit Gine lernte Bardock das erste Mal, was Familie bedeutete. Darum war diese Bindung sein geheimer Schatz, den er streng hütete, ohne anderen zu zeigen, wie viel es ihm wert war. Gine, die es seit ihrer Kindheit kannte, mit ihren Eltern und später auch mit ihrem Mann, einen Krieger zu verabschieden, ohne zu wissen, ob er zurückkommen würde, war an den Schmerz des Abschieds gewöhnt. Sie hatte daher auch akzeptiert, sich auf diese Weise von ihren Söhnen zu verabschieden und nun auch ihre Tochter. Sie konnte mit dieser Angst leben; hatte gelernt, damit umzugehen. Doch für Bardock war es neu. Er, der sich bislang nur um sein eigenes Leben sorgen musste, während er wusste, dass Weib und Tochter sicher waren, musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass sein Mädchen ihr Leben in Gefahr brachte. Und er konnte nichts dagegen tun; musste sie ziehen lassen. Zum ersten Mal stand er an der Stelle, wie es Gine jahrelang tat: Abwartend und hoffend bis zum nächsten Wiedersehen, seine Liebsten verabschiedend; vielleicht für immer? Sorgen und Gedanken, von denen die Krieger meistens keine Ahnung hatten, wenn sie sich in den Kampf aufmachten. Und diese neuartigen Gefühle, diese Sorge, die über ihn brach und an die er nicht gewöhnt war, machten ihn starr vor Angst.   Gine sah mitleidig nach oben. Immer noch rührte sich Bardock nicht, war schweigsam, während er starr in der Luft schwebte. Seine Kinder sahen ihn verstört an, wussten aber nicht, wie sie mit ihrem Vater umgehen sollte, der sich weigerte, sie anzusehen. Also kümmerte sich Gine darum. Sie flog zu ihm hoch, schwebte hinter seinen Rücken und umarmte ihn. Während sie sich an seinen Rücken drückte, tröstend ihren Kopf an seinem Schulterblatt ablegend, umschlossen ihre Arme fest seine Brust, die Hände ineinander verschränkt.  Ihr Schweif wand sich um seinen und drückte ihn aufmunternd. Sie ließ die Wärme ihres Körpers auf ihn einwirken. Sie spürte, wie er rasselnd einen tiefen Atemzug nahm. Dann, langsam, hob er seine eigene Hand und drückte sie ergebend auf ihre Hände vor seiner Brust. Neben seiner großen Hand, die ungewöhnlich kalt war, spürte Gine seine Traurigkeit und auch die Akzeptanz für Bulmas Entscheidung. Bardock gab seinen Widerstand auf. Er hob nun den Kopf, seine Augen seltsam starr, während er Radditz tief in die Augen sah. „Du passt auf deine Schwester auf!“ war sein heiserer Befehl. Radditz nickte grimmig. Er verstand die Botschaft. Bardock tätschelte kurz Gines Hände und sie löste den Griff um ihn. Er schwebte tiefer, zur Hütte hinab und sie folgte ihm. Mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihren Kinder folgte sie ihren Gefährten ins Haus. Die Kinder sahen stumm ihren Eltern nach, währen die Anspannung ihrer Körper verließ. Es war geschafft. Die jungen Erwachsenen landeten ebenfalls und folgten ihren Eltern ins Haus. Sie waren euphorisch, aber auch gleichzeitig betroffen; der Sieg schmeckte bitter. So niedergeschlagen hatten sie ihre Eltern noch nie erlebt.   Im Wohnzimmer waren ihre Eltern nicht mehr zu sehen, aber das Türe-Schlagen aus der oberen Etage sagte ihnen, dass sich Bardock und Gine in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatten. Radditz strich sich durch seine Mähne und übernahm die Führung. Er deutete auf den Esstisch und seine Geschwister folgten seiner stummen Aufforderung und setzten sich hin. Währenddessen holte er schnell aus einem Schrank drei Gläser und eine Flasche klaren, süßen Schnaps; den konnten sie jetzt gebrauchen. Ein kleines Glas wäre sogar für den fünfzehnjährigen Kakarott drin; das hatte er sich nach seinem guten Kampf verdient. Vielleicht wäre er als Kamerad und Partner doch ne gute Wahl. Stolz goss Radditz seinen Geschwistern, die sich so gut gegen ihre Eltern behauptet hatte, die Gläser ein. Gleichzeitig nippten sie dran. „Was machen wir jetzt, Radditz?“ wagte Bulma als erstes zu fragen. „Morgen bringe ich dich zum Raumflughafen. Wir werden gemeinsam ein Raumschiff besteigen, dass uns zum Planeten Altharwa bringt. Es ist eine diplomatische Mission; darum muss Prinz Vegeta mit angemessener Gefolgschaft auftauchen. Das bedeutet, viele Saiyajins, ergo großes Raumschiff und die brauchen etwas länger“ fing Radditz an zu erzählen. Bulma war erleichtert, sowohl über das Ziel der Mission wie auch, dass Radditz in ihrer Nähe sein würde. Kakarotts Augen wurden groß vor Neugier. „Die Reise zum Planeten braucht daher drei Tage. Wie lange wir dort sind… kommt drauf an, wie gut die Gespräche laufen. Dann wieder die drei Tage zurück. Ich schätze, wir sind einen Monat unterwegs. Du bist den Technikern eingeteilt, die ständig das Raumschiff warten. Zuerst die alltäglichen Aufgaben, wie Kontrolle, Reparaturen und Säubern, aber wenn du gute Arbeit leistest, wirst du befördert“ fuhr Radditz fort und sah sie ernst an. „Wenn wir da auftauchen, musst du darauf gefasst sein, dass es ne Menge dummer Sprüche wegen deinem Aussehen gibt“ warnte er sie. „Man erwartet von jedem Mannschafts-Mitglied Disziplin, also auch von dir. Sei vorsichtig mit deinem Temperament. Ich werde nicht in den Maschinenräumen sein und dir helfen können. Wir werden uns während der Reise vermutlich nur in der Kantine sehen.“ Bulma nickte eingeschüchtert. „Besonders wenn der Prinz dich sehen will, musst du vorsichtig sein. Rede ihn mit „Hoheit“, „Kommandant“ oder „Majestät“ an. Auch wenn er noch nicht offiziell zum König ernannt wurde, ist er die mächtigste Person unseres Volkes.“ „Dann werde ich also unseren Herrscher treffen… wie ist er so? Du redest nie viel über ihn. Muss ich irgendetwas an Etikette beachten?“ fraget Bulma nervös. Abgesehen von ein paar lobenden Worten über Vegetas Stärke, seine Strenge und seinen Anspruch, wusste sie nicht viel über den Herrscher. Aber seine hilfreiche Entscheidung, dass er sie einstellte, ohne sich von ihrem Aussehen oder Schwäche beeinflussen zu lassen, beeindruckte sie. Ihm schien es egal zu sein. Sie hoffte, einen guten Eindruck auf ihn machen. Prinz Vegeta…wie er wohl aussah? Wie stark wohl seine Aura war, die Aura eines Königs? Radditz kratzte sich das Kinn. Prinz Vegeta war schwer zu beschreiben. Die ersten Wörter, die ihm einfielen, waren „Stark, arrogant, stolz und Kontrolliert“ aber das sagte wenig über seinen Charakter aus. „Je weniger du mit ihm zu tun hast, umso besser. Geh ihm aus dem Weg, solange er dich nicht rufen lässt; das ist sicherer. Wenn du ihn siehst, senkst du den Kopf, beugst den Rücken, während du deine rechte Faust an deiner Brust hältst. Du bleibst still, bis er dich anspricht. Sei kurz und präzise in deinen Antworten“ erklärte er die saiyanische Etikette. „Merkst du, dass er verärgert ist, gehst du auf die Knie, die Stirn zu Boden und flehst um dein Leben, bis ich dich aus deinem Schlamassel raushole.“ Bulma nickte eingeschüchtert. Kakarott bemerkte, dass seine Schwester nun doch nervös wurde und fing an, laut zu sprechen. „Wow, eure Mission hört sich ja spannend an. Ihr müsst nicht kämpfen, das ist doch gut. Warst du schon mal dort, Radditz?“ fragte er und versuchte die Stimmung zu heben. Radditz folgte der Aufforderung und fing an, den spannenden Planeten zu beschreiben, der Treffpunkt vieler Rassen war und aus prächtigen Städten, großen Märkten und köstlichen Nahrungsangeboten bestand. Wie sein letzter Aufenthalt dort geendet hatte, verschwieg er aber. Sein siegreicher, blutiger Kampf in der Arena…vielleicht würde er mal später damit angeben. „Während die Anführer diskutieren, kann die Mannschaft in Gruppen alles erkunden. Tagsüber habt ihr frei, sobald eure Aufgaben erledigt sind und abends muss man wieder auf dem Schiff sein. Wir gelten als Gäste, alle müssen sich benehmen. Der Zahlmeister wird kurz vor der Ankunft den Sold auszahlen, so dass man Geld und Freiheit hat. Ich bin sicher, dass du dich einer Gruppe anschließen kannst. Wenn nicht, bleib auf dem Schiff, bis ich wieder da bin, dann ziehen wir gemeinsam los und ich zeige dir besten Ecken“ erklärte Radditz seiner Schwester. Von dieser Neuigkeit angetan, schlich sich allmählich ein vorfreudiges Lächeln in Bulmas Gesicht. „Was muss ich einpacken?“ fragte sie; aufgeregt und packbereit. „Auf jeden Fall Arbeitskleidung; die Arbeit wird schmutzig. Ein paar Garnituren zum Wechseln. Es gibt einen Reinigungsservice, der kriegt sogar Ölflecken heraus. Deine neue Kleidung, die du jetzt trägst, ist für die morgendliche Inspektion, bevor das Raumschiff startet und als deine Ausgeh-Uniform gedacht. Damit erkennt jeder, dass du eine Saiyajin bist und zur Delegation gehörst. Noch Fragen?“ Bulma schüttelte den Kopf, wurde unsicher, zuckte dann mit den Achseln und ließ bedrückt den Kopf hängen. „Ich bin unsicher, ob ich morgen weiß, was ich tue“ flüsterte sie unsicher. Sie musste damit rechnen, in der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen.  Es würde abschätzende Blicke und Getuschel geben. Was, wenn sie zu dämlich war, um ihre Aufgaben zu erfüllen? Wenn sie Fehler machte? Radditz sprach ungerührt weiter. „Dann wird dich schon einer berichtigen. Wenn du für die Aufgabe nicht geeignet bist, wird halt eine andere gesucht. Man muss halt schauen, wo deine Talente liegen. Es ist auf jeden Fall geplant, dass du durch mehre Abteilungen gehst und von den Vorgesetzten beurteilt wirst“ erklärte er. Vegeta hatte ihn mit einem ausgeklügelten Ausbildungsplan überrascht. Wie hatte dieser Stratege in so kurzer Zeit einen solchen Plan entwickeln können, wenn die Enthüllung über Bulma gerade mal Minuten her war? „Nach der Mission wirst du im Palast leben, wie ich auch und für weitere Aufgaben zur Verfügung stehen. Trage den Scouter immer bei dir, damit du rechtzeitig reagieren kannst, wenn du gerufen wirst. Deine Arbeitspläne erscheinen dort auch drauf“ befahl er. Bulmas Augen wurden groß. „Im Palast? Was…was ist mit meinen Sachen? Meiner Kleidung, die Bücher…?“ fragte sie erstaunt. Sie würde nicht mehr bei ihren Eltern leben? Nicht mehr täglich Kakarott sehen? Der Gedanke war aufregend, aber auch beängstigend. Im Palast…dann war sie nahe Sadala…aber nicht mehr in der Nähe der Tsufuru-Basis. Aber vielleicht fand sie dort auch noch Spuren der ausgelöschten Rasse, andere versteckte Basen? „Deine Sachen kannst du mitnehmen, es wird sich schon ein Platz dafür finden. Allerdings…es gibt dort auch Regeln“ warnte er sie vor. Eilig nickte Bulma. Hastig nahm sie noch einen Schluck von Schnaps und verschluckte sich fast an dem brennenden Nachgeschmack. Radditz kratzte sich den Nacken und überlegte. Er wusste nicht, was er noch zu sagen hatte. Für Bulma würde morgen alles neu und aufregend sein, während er daran gewöhnt und dafür blind war. Der Umstand, dass Bulma fliegen konnte, war nützlich; gehörte es doch zu den Mindestanforderungen. „Wie hast du das Fliegen gelernt?“ fiel ihm die Frage ein. Wenn keiner aus der Familie es ihr beigebracht hatte, wen gab es dann noch? Toma und die anderen? Hatte sie es aus ihren Büchern gelernt? Doch Bulma schüttelte den Kopf, die Lippen stur aufeinandergepresst. Radditz zuckte mit den Achseln. Wie Bulma es ihrem Vater schon gesagt hatte: wen kümmerts, woher sie es wusste; es war passiert. Besorgt sah Radditz nach oben. Von seinen Eltern immer noch keine Spur. Hatte es sich jetzt erledigt? Waren sie mit allem einverstanden? Bardocks Befehl, auf Bulma aufzupassen, schien darauf hinzuweisen. Er wandte sich wieder dem Hauptthema zu, der Mission, sprach über die Aufteilung der Mannschaft und das Raumschiff, damit Bulma eine bessere Vorstellung bekam. Seine tiefe Stimme durchdrang die dünnen Wände, bis ins verschlossene Schlafzimmer von Bardock und Gine. Beide lagen auf dem Bett, sich gegenseitig in den Armen haltend, ihre Schweife fest verschlungen. Sie hatten dank ihres guten Gehörs jedes Wort gehört. Ihr Pulsschlag war ruhig und gleichmäßig, die Tränen getrocknet. Gine öffnete die Augen und sah in Bardock bedrücktes Gesicht. Behutsam streichelte sie über seinen Nacken und seine Wange. „Wir müssen uns morgen von unserer Tochter verabschieden“ entschied sie. Bardock nickte stumm, immer noch zu keinem Wort fähig.   Am nächsten Morgen flogen Radditz und Bulma los, still und grimmig; den Rest der Familie hinter sich lassend. Radditz hatte die vergangene Nacht gleich im Hause seiner Eltern verbracht. Warum hin und herfliegen, wenn er eh schon dort war.  Nach einem schnellen Abendessen, dass Bulma zubereitet hatte, hatte er wieder in Kakarotts Zimmer übernachtet. Ihre Eltern hatten sie erst früh am Morgen gesehen. Gine bereitete gerade ein deftiges Frühstück vor und Bardock saß am Tisch, über eine Tasse Tee gebeugt und auf seine Familie wartend. Beim Anblick der erstaunten Kinder hatte er nur mit den Schultern gezuckt. „Hast du deine Sachen gepackt?“ fragte er an seine Tochter gewandt. Schüchtern nickte sie und hob den Rucksack hoch. Nicht nur Wechselkleidung und Werkzeug, sondern auch eine geheime Box mit ihrer Erfindung, den Kapseln, befand sich drin. Was immer sie auf ihrer ersten Mission auch erwartete, sie hatte alles dabei. Lange sah er sie an; wortlos. Ließ seinen Blick über sie schweifen, über das rote Stirnband, ihren Brustpanzer bis hin zu den neuen Stiefeln. „Du…siehst gut aus“ machte er ihr endlich das Kompliment, auf das sie gestern so lange gewartet hatte und wandte sich dann seinem gebratenen Eiern und Speck zu, die ihm Gine in den Moment auf den Tisch stellte.  Bulmas Gesicht leuchtete erfreut auf. Mutter und Tochter sahen sich für einen kurzen Moment verschmitzt und zuzwinkernd an, während Bardocks Blick stur auf seinen Teller gerichtet war. Radditz blieb klug und verkniff sich jeden Kommentar, setzte sich ebenfalls stumm an den Tisch. Kakarott war sich nicht gerade sicher, was da gerade abgegangen war, aber wenn sein großer Bruder nichts sagte, wollte er dem Beispiel folgen. Das Frühstück, dieses letzte gemeinsame Mahl, bevor sie sich alle trennten, wurde schweigend eingenommen. Doch kurz bevor Radditz und Bulma sich aufmachen wollten, umarmten beide Elternteile ihre Tochter und hielten sie fest in ihren Armen. Bulma spürte ihre Wärme, ihre Sorgen und schluckte schnell jede Träne runter, die sich anbahnen wollte. Sie würde sich mit einem starken Blick von ihren Eltern verabschieden. So, wie es Bardock und Radditz auch immer taten. Während er seine Tochter ein letztes Mal in den Armen hielt, sah Bardock kurz streng zu Radditz. Jener nickte zustimmend. An den gestrigen Befehl erinnerte er sich immer noch und er würde ihn mit aller Macht einhalten. Er würde sein Bestes geben, um Bulma zu beschützen, damit sie sicher wieder zu Hause ankam. Da seine Eltern ihm keine weiteren Fragen während des Frühstücks gestellt hatten, war ihm auch klar, dass sie ihn am vergangenen Abend durch die verschlossene Tür gehört hatten. Sie wussten damit auch, dass Bulma zukünftig im Palast leben würde.   Zum ersten Mal in ihrem Leben flog Bulma nun in Richtung Raumflughafen, zu den großen, hellen Türmen, die sie bei ihren früheren Besuchen in Sadala von weitem gesehen hatte. Der Raumflughafen bestand nicht nur aus den blinkenden Türmen, sondern auch einem riesigen Komplex aus mehreren Hallen. Als sie und Radditz auf einem Vorplatz landeten, übernahm Radditz selbstsicher die Führung. Bulma folgte ihm und bemühte sich um einen aufrechten Rücken und unbefangenen Blick, obwohl sie angesichts des unbekannten, modernen Gebäudes aus dem Staunen nicht rauskam. Sie marschierten durch verschieden Gänge und durch die großen Fenster sah Bulma auf die abflugbereiten Pods und die Landefelder. Bulma schluckte, als jeder Passant bei ihrem Anblick große Augen machte und ihnen hinterher sah. Sie konnte das Getuschel und Wispern hören, spürte die ungläubigen Blicke und bemerkte, wie mehrere Saiyajins ihren Scouter nutzten, um ihr Powerlevel zu messen. Radditz hatte sie vorgewarnt, deshalb ignorierte sie das Getuschel und folgte beherzt seinem großen Rücken, der sie von einem Teil der Blicke abschirmte. Wer ihm entgegen trat, blickte zuerst in sein grimmiges Gesicht und übersah fast die blauhaarige Gestalt hinter ihm. Bislang verlief es einigermaßen gut; sie wurden von niemanden aufgehalten oder attackiert. Radditz imposante Gestalt und ihr weißer Brustpanzer mit dem Königswappen schienen als Abschreckung zu funktionieren. Aber teilweise lag es auch an Bulmas zierlichen, harmloser Gestalt mit schwacher Kraft: die meisten Saiyajins sahen sie nicht als Gefahr an. Sie konnten aber nicht glauben, dass so ein Aussehen natürlich waren und sahen dieser ungewöhnlichen Saiyajin lange nach. Dank der Kommunikation per Scouter ging das Gerücht dieser seltsamen Saiyajin schnell im Raumflughafen um. Radditz wusste, er musste sich beeilen, bevor zu viele neugierige Tölpel sich ihnen in den Weg stellten, sie begafften oder gar berühren wollten. Pech, dass das große, königliche Raumschiff wegen seiner Größe ganz weit hinten stand und man mehr laufen musste. Er beschleunigte seinen Schritt und führte Bulma durch einen Seitengang in die weniger belaufenen Flure. Von dort kamen sie in die Werkhalle, in der Pods repartiert und gewartet wurde. Bulma staunte; am liebsten würde sie gleich hier arbeiten. Doch Radditz hielt nicht still, schlich sich mit ihr durch die meterhohe Regale voller Ersatzteile, bis sie durch eine Tür traten. Das Licht blendete sie nach diesem kurzen Besuch in der dunklen Werkhalle. Sie blinzelte und während ihre Augen sich wieder an die Helligkeit gewöhnte, erkannte sie das mächtige Raumschiff, auf das Radditz nun zuschritt und vor denen eine Reihe gefährlich aussehender Saiyajins in den Rüstungen der Krieger warteten. Radditz sah sie ungeduldig an und sie beeilte sich, ihm wieder zu folgen. Je näher sie kam, desto mehr war sie von der Größe des Raumschiffes beeindruckt. Es musste mehrere Stockwerke beinhalten, die Fenster waren rund und golden und das Königswappen war darauf angebracht. Ein roter Teppich führte zu einer bislang verschlossenen Luke, daneben hatten sich Krieger aufgestellt, als schienen sie auf jemanden zu warten. Techniker wuselten herum, waren an den Anschlüssen mit Auftanken und Wartungen beschäftigt und polierten die Fenster. Die Gruppe von Krieger sah Radditz ankommen, nickten ihm beiläufig zu, doch als die ersten erkannten, wen er da im Schlepptau hatte, stoppten sie im Gespräch. Sie zeigten dieselbe Reaktion wie bei den Saiyajins im Gebäude; Augen groß, der Mund ungläubig offen. Radditz ignorierte sie und trat schweigend an ihnen vorbei. Bulma fühlte sich wie ein exotisches Tier und ihr Schweif um ihre Hüfte zog sich unbewusst enger. Sie schluckte. Wenn Radditz nichts sagte, würde sie seinem Beispiel folgen. Sprich nur, wenn du angesprochen wirst; hatte er ihr eingebläut. Sie senkte den Kopf und folgte Radditz Rücken. Als ihr Bruder weit vorne an der Luke stehen blieb und sich neben den Teppich stellte, tat sie es ihm nach. Er verschränkte die Arme und sah stur geradeaus; seine Haltung lud nicht zum Gespräch ein. Wieder blockte sein großer Körper ihre Gestalt von den anderen ab, obwohl die Krieger neugierig ihre Köpfe reckten. Das Gemurmel ihre tiefen Stimmen wurde lauter.   „Alles klar, Männer?“ eine laute, tiefe Stimme begrüßte die Saiyajins. Sofort verstummte das Wispern, die Krieger stellten sich erschrocken gerade auf und Radditz drehte den Kopf zum Neuankömmling, um ihn mit einem Nicken zu begrüßen. „Hey, Radditz, du Wicht, da bist du ja. Etwas später als sonst, naja. Hey, hast du auch was von dem Blauhaar gehört, der in der Basis zu sehen war?“ fragte ein glatzköpfiger, gut gelaunter Hüne, der mit langen Schritten herbei marschierte. Die Krieger spitzten die Ohren und sahen mit neugierigen Seitenblicken zu Radditz hin. Sie wussten, wer sich in seinem Schatten verbarg. „Hey, Nappa, alter Glatzkopf“ begrüßte Radditz seinen Kameraden; zeigte nur ein kaltes Pokerface. „Komische Sache“ redete Nappa weiter, ohne die Reaktionen hinter sich zu beachten. „Anscheinend ist ein Saiyajin in den Farbtopf gefallen. Noch seltsamer ist aber, dass sie wohl einen weißen Panzer mit Königswappen trug, obwohl ihr Powerlevel nur bei 200 lag.“ Nur die Elitekrieger durften reinweiße Panzer tragen. Nappa strich sich nachdenklich das Kinn. Gerüchte und Gewisper interessierten den neugierigen Mann, wie die meisten Saiyajins. Ganz besonders bei so einer Unstimmigkeit…es war eine spannende Abwechslung im langweiligen, von strikten Regeln befallenen Alltag. Oder hatte da einer was in der Optik gehabt? Aber dafür gab es zu viele Stimmen, die dasselbe gesehen hatten. Radditz lächelte ihn kalt an. Komisch, die Fusselbürste schien an der Sache nichts zu finden? Nappa stellte sich an seinen gewohnten Platz auf, ihm gegenüber und der Luke am nächsten; wie es dem ersten Mann von Prinz Vegeta gebührte. Bereit, den Appell zu beginnen, sobald der Prinz eingetroffen war. Er stutzte. Direkt neben Radditz stand eine kleine, zarte Gestalt…mit weißem Brustpanzer…Königswappen… und sehr, sehr viel Blau im Gesicht… Sein Kiefer fiel baff herunter. Also doch keine Illusion eines Saiyajins, dem zu oft auf den Schädel geschlagen wurde. „Was…wer…ist das?“ fragte er laut. Die Saiyajin, eine junge Frau, sah ihn nervös an, die Finger schlossen sich ängstlich fester um den Riemen ihres Rucksackes. Bei den Haaren könnte man noch denken, dass sie gefärbt waren; eine ungewöhnliche Idee eines modeaffinen, experimentierfreudigen Weibchens. Aber blaue Augen und Schweif? „Nenn mir sofort deinen Namen und Rang und wer zur Hölle dich hierhergebracht hat“ befahl Nappa, dessen Stimme mehr aus Überraschung als aus Ärger so laut wurde. Sie zuckte erschrocken zusammen, doch dann beeilte sie sich zu sagen „Bulma, Ingenieurin. Auf Befehl von Skattkönig Vegeta.“ Nappa strich sich verblüfft wieder übers Kinn. Natürlich, nur Vegeta konnte seine Finger im Spiel haben, wenn sie einen weißen Panzer mit seinem Wappen trug. Nappa drehte den Kopf, als das Gemurmel von den beiseite stehenden Kriegern lauter wurde. Er sah die neugierigen gespannten Blicke, die versuchten, einen Blick auf das Mädchen zu erhaschen. Sie waren alle erwartungsvoll, fast zappelig…bis auf Radditz, der fast desinteressiert aussah, obwohl er direkt neben ihr stand…Nappa begriff schnell, dass es kein Zufall war. „Wer genau hat dich aber hier zum Raumschiff gebracht?“ fragte er lauernd. Die Kleine sah nervös hoch in Radditzs Gesicht; unsicher, ob sie antworten sollte. Dieser konzentrierter sich aber nur grimmig auf Nappa; gab ihr keine Hilfestellung, sondern ließ sie allein dem Riesen gegenübertreten. Es war eine notwendige Lektion: Er würde nicht immer in ihrer Nähe sein, darum musste sie sich selbst behaupten. Radditz würde sie nicht wie ihre Eltern dauerbehüten; nein, bei ihm gab es kein Händchen-Halten. Radditz wusste: wenn Bulma nicht mal Nappa standhalten konnte, wie sollten die anderen Krieger ihr dann Respekt zollen? Nappa, der Frauen gegenüber immer ein weiches Herz hatte, war ihr Trittbrett, um sich vor den Krieger zu behaupten. Sie schien zu erkennen, dass Nappa einen höheren Rang besaß und Lügen sinnlos waren, denn sie holte tief Luft und sagte, eilig um eine Antwort bemüht. „Ich bin mit Radditz hier hergeflogen. Er hat mir den Weg gezeigt.“ „Und du kennst ihn woher?“ „Er ist mein großer Bruder.“ Das Gemurmel wurde lauter und Nappa hielt verblüfft inne. Unmöglich, soweit er wusste, hatte Radditz nur von einem kleinen Bruder erzählt. Aber warum sollte sie lügen, das machte auch keinen Sinn? Bevor er den Langhaarigen ausquetschen konnte, der immer noch beharrlich schwieg, meldete sich sein Scouter. Eine riesige Kampfkraft erschien, also musste die Fragestunde warten. „ACHTUNG! Seid bereit!“ befahl Nappa laut. Sofort streckten sich die Rücken der Krieger, die Arme hinter den Rücken gekreuzt, der Kopf erhoben.   Bulma zuckte bei dem lauten Appell erschrocken zusammen, sah wie sich die Haltung von Radditz und diesem furchteinflößenden Riesen, der sogar größer war als ihr Bruder, änderte und machte es schnell nach. Eine aufgeladene Spannung war nun plötzlich zu spüren. Sie spürte das Nähern eines gewaltigen Powerlevels; eine Aura, die ihr wohlbekannt war, obwohl sie dessen Besitzer seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Konnte es sein…dass Veg ebenfalls mit auf diese Mission kam? Als Elitekrieger, der dem Prinzen unterstand? Oh, wie wunderbar, der würde Augen machen, wenn er sie sah. Endlich konnten sie gemeinsam reisen und auf Mission gehen. „Verbeugt euch vor Prinz Vegeta, eurem obersten Kommandanten, Skattkönig von Vegeta-Sei!“ befahl Nappa weiter. „Herr über euer jämmerliches Leben, Verkünder von Tod und Zerstörung!“ Die Krieger folgten der Anweisung, sanken auf die Knie, die rechte Faust an die Brust gelegt, den Kopf demütig gebeugt. Auch Bulma sank zu Boden und senkte den Kopf. In dieser geduckten Haltung verdeckte der nebenstehende, größere Radditz ihr jede Sicht auf den Teppich und den Herannahenden. Bulma sah zum Boden, während ihre Sinne hellwach waren. Sie hörte das laute, nervöse Atmen einiger Krieger und die festen Schritte, die kaum vom dünnen Teppich gedämpft wurden. Die Spannung stieg, Bulma spürte die ersten nervösen Schweißtropfen in ihrem Nacken. Gleich würde sie zum ersten Mal den Prinzen sehen; der gefürchtetste Mann auf den Planeten; Anführer der Saiyajins; ihr neuer Boss und gleichzeitig der großzügige Retter, der ihr diese Chance gab. In ihrer Aufregung, diese Sagengestalt gleich persönlich zu sehen, entging Bulma, dass nur ein einziges Powerlevel auf sie zuschritt. Dann, direkt vor ihren Augen erschienen die Spitzen von weißen Stiefeln. Der Besitzer dieser Schuhe trat nicht weiter, sondern blieb vor ihr stehen. Bulma konnte seine Blicke auf ihr spüren; ihr Nacken kribbelte unangenehm. Nun, wo er direkt vorstand und kein weiteres Stiefelpaar neben ihn, wurde sie langsam verwirrt. Sie fühlte nur Vegs Aura, aber wo war der Prinz? Seine starke Aura müsste sie doch auch spüren, schließlich war er der stärkste Saiyajin? Die Neugier und Verwirrung wurden zu groß und da immer noch diese seltsamere Stille und Spannung in der Luft lag; die Stiefel immer noch abwartend vor ihr standen, hatte Bulma keine andere Wahl…sie hob den Kopf. Ihre Augen wurden groß vor Schreck. Über ihr stand eindeutig Veg, aber in einer prächtigen Uniform. Sein langer roter Mantel flatterte hinter ihm, angebracht an Schulterepauletten, das rote Königswappen prangte gut sichtbar auf der weißen, polierten Brustpanzerung. Sein Gesicht war eine starre Maske, zeigte keinerlei Emotionen oder freudige Erkennung, obwohl sie sich direkt in die Augen sahen. Bulma verstand nicht: Wo war der Prinz? Warum sah Veg so kalt und grimmig aus? Freute er sich nicht, sie zu sehen? Nicht mal ein winziges Lächeln für sie, das Zucken eines Mundwinkels? Bulma war so verwirrt, dass ihr entging, wie auch die andere Saiyajins langsam den Kopf hoben; neugierig und gespannt wegen der langen, unüblichen Stille und wie der Prinz die Neue anstarrte. Was geschah hier? Bulma bemerkte weder Radditz Seitenblicke noch sein Räuspern oder die offene, kaum verhohlene Neugier von Nappa. Alles, was sie sah, war dieses grimmige, bekannte Gesicht, das ihr plötzlich so fremd war. Seine schwarzen Augen sahen sie bedeutungsvoll an, als wollten sie ihr eine Botschaft übermitteln. „Äh, Prinz Vegeta, sollen wir nicht los?“ hörte sie Nappa vorsichtig anfragen. Prinz Vegeta? Bei der Erwähnung dieses Namens und wie respektvoll der Riese ihn ansah, durchzuckte es Bulma wie ein Blitz. Erinnerungssplitter aus ihrem Gedächtnis formten sich zu einem Puzzle zusammen; bildeten nun endlich ein erkennbares Bild. All die Dinge aus ihrer Kindheit, die sie nicht verstanden oder ignoriert oder beiläufig abgetan hatte, ergaben nun einen Sinn.   Veg in ihrer Kindheit, wie er immer einen Umhang trug und einen weißen Brustpanzer mit Königswappen…kein anderer Saiyajin in ihrem mageren Bekanntheitskreis trug so etwas. Sie hatte auch in Sadala niemanden in dieser Aufmachung gesehen.   Veg, wie er den Seekönig tötete und eine unglaubliche Stärke zeigte. Der sich nie vor etwas fürchtete, als ob er der Stärkste auf dem Planeten war. Der sein Tatakai haushoch gewann, weil es keinen ebenbürtigen Gegner gab. Ein hochnäsiger, arroganter Elitekrieger…oder doch mehr? Ein Saiyajin, der anscheinend an der Spitze stand ohne Konkurrenten?!   Veg bei ihrem ersten Treffen. „Weißt du nicht, was das ist?“ fragte er sie, als er auf sein Wappen deutete. Sie schüttelte ahnungslos den Kopf, verstand nicht seinen Stolz auf dieses unbekannte Zeichen. Später dann kam eine Vermutung auf, als Broly ihr die Bedeutung von Wappen und Zeichen erklärte, als sie zum ersten Mal in Sadala war. Doch erst gestern, als Radditz es laut erklärt hatte, hatte sie verstanden, dass dieses Symbol das Königswappen war. „Das Königswappen ist das einzige Zeichen, dass direkt von Vater auf Sohn übertragen wird“ Aber sie hatte gedacht, dass Veg wie Radditz ein dem Prinzen nahestehender Krieger war, der sich dieses Privileg durch seine Leistungen erkämpft hatte   Veg, der so viele Dinge wusste: über die Saiyajins, über Sadala, heiße Quellen im Palast und seltene Delikatessen wie Kekse...der mit interessanten Hausaufgaben und Bücher zu ihr kam; komplizierte Aufgaben wie sie weder Radditz noch Kakarott machen mussten…   Veg, der ihr nie seinen richtigen Namen genannt hatte, weshalb sie selbst ins gehackte Computersystem nie herausgefunden hatte, auf welchen Missionen er war. Lange Missionen…so wie Radditz, im Gefolge des Prinzen. Sie waren beide auf denselben Missionen gewesen….   Veg, spontane Abkürzung eines Namens… Ein Name, der unmittelbar mit dem Namen ihrer Heimat verbunden war; seit der erste König Vegeta die Tsufurujins vernichtet hatte. Ein hochangesehener Name, der in einer einzigen Familie von Vater auf erstgeborenen Sohn übertragen wurde; der Königsfamilie…   Veg…nein Vegeta…Prinz Vegeta…Skattkönig Vegeta…ahhhhh In ihrem Kopf schrien tausend Stimmen laut auf.   Ihre Pupillen verengten sich aus Schock, ihr Gesicht wurde bleich und aus ihrem Mund entkam ein hohes Krächzen. Zu mehr war sie nicht in der Lage, denn ihr Hals fühlte sich wie zugedrückt an. Das Blut raste kalt durch ihre Adern und verursachte ein Rauschen in den Ohren. Die Geräusche in ihrer Umgebung wurden gedämpft; während in ihrem Kopf ihre eigene Stimme schrill schrie. Er hatte sie angelogen; seit Jahren. Vegs richtiger Name war Vegeta…PRINZ VEGETA!   Bulma war so sehr in diesem Rausch von Gefühlen gefangen, dass sie nicht den bitteren Zug um seinen Mund sah. Er beherrschte seinen Gesichtsausdruck besser als sie, wo Panik und Schrecken deutlich sichtbar waren. Sie bemerkte nur noch, wie er den Kopf abwandte und mit festen Schritten die geöffnete Luke entlang schritt; sein Umhang ihm majestätisch nachwehend, ohne ein einziges Wort an einen der Anwesenden zu richten. Bulma scherte sich nicht darum. Ihr war so kalt, so dass sie anfing zu zittern. Die Kraft verließ sie, sie sank vollständig auf den Boden. In einen sinnlosen Versuch, sich zu wärmen und zu schützen, schlang sie ihre Arme um sich, ihre Finger krallten sich fest in ihre Muskeln, die spitzen Nägeln bohrten sich rein, aber sie spürte keinen Schmerz. Jedenfalls keinen physischen, denn ihr Herz fühlte sich an wie gebrochen. Ein weiteres Mal spürte sie den Schmerz von Verrat, aber in einem nie gekannten Ausmaß. Sie spürte dunkle Kälte und eine Gewissheit, die sich durchdrang; die jede schöne Erinnerung wegwischte… Veg hatte sie angelogen! Nein! Vegeta hatte sie verraten!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)