Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 29: Aufarbeitung der letzten Jahre ------------------------------------------ Aufarbeitung der letzten verpassten Jahre für die Zurückgekehrten Am nächsten Tag frühstückte die Familie noch zusammen, bevor Bardock und Radditz nach Sadala und Gine wieder zu ihrer Arbeitsstätte flogen. Die beiden Männer sprachen kein Wort über ihr heimliches Gespräch am vorherigen Abend, stattdessen wurde in aller Stille zugelangt und das leckere Frühstück verputzt. Auf Nachfrage von Bulma, wann ihr großer Bruder wieder kommen würde, konnte dieser nur mit den Schultern zucken. Er wusste noch nicht, wie seine neuen Aufgaben aussahen und wie beschäftigt er sein würde. „Wenn du heute noch keine Pläne hast, können wir uns ja gegen Mittag zum Essen treffen. Ich bringe Toma und die anderen mit. Sie sind neugierig und wollen sehen, zu was für einen Mann du geworden bist“ schlug Bardock kauend vor. Geschmeichelt willigte Radditz ein und Bardock erklärte ihm, wo sie sich treffen wollten. Am Palast angekommen, wurde Radditz erklärt, dass seine privaten Räume nun frei wären und der Prinz ihn erst am Nachmittag treffen wollte. Bis dahin hatte der Langhaarige nichts zu tun und konnte seine Freizeit genießen. Zeit genug, um den Palast zu erkunden, den er bislang immer nur von außen gesehen hatte, mit Ausnahme vom Thronsaal. Neugierig folgte er der einfachen Wache, die ihn zu seinen Räumlichkeiten führte. Nach einem letzten prüfenden Blick auf seine neuen Gemächer, verließ Radditz sie und marschierte den Flur entlang bis zum kleinen Tor am Palastwall, um von dort das Stadtinnere zu erreichen. Die zwei Räume, bestehend aus Schlaf- und Empfangszimmer plus das kleine Badezimmer, waren nur mit dem nötigsten möbliert, aber es war ausreichend für seine Bedürfnisse. Zum ersten Mal besaß er seine eigenen Gemächer und im Gegensatz zu den engen Kajüten der Raumschiffe, die er jahrelang bewohnt hatte, mit mehr Platz, um sich auszubreiten. Endlich mal einen Ort mit einem gemütlichen, großen Bett und einer Deckenhöhe, wo er nicht ständig den Kopf einziehen musste. Sein Wachstumsschub hatte nicht nur Vorteile, besonders nicht in einem engen Raumschiff. Das Beste war aber, dass diese Räume direkt im Palast lagen, nahe am Machtzentrum, in der aufregenden Hauptstadt und er keine Miete zahlen musste. Stattdessen konnte er täglich in der Kantine essen, hatte sein eigenes Bad, musste mit niemanden die Räume teilen und erhielt Zugang zu den heißen Bädern, die extra für die königlichen Wachen reserviert waren. Damit besaß er mehr Privilegien als andere Unterklasse-Krieger. Er konnte seinen Sold weiter sparen, bis er sich irgendwann entschieden hatte, wofür er es am besten nutzen sollte. Vielleicht mal ein eigenes Haus in der Hauptstadt? Nirgendwo waren die Häuser besser ausgestattet und komfortabler als in Sadala. Bewundernd starrte er zu den hohen, weißen Gebäude mit den glatten Wänden und runden Dächer hoch. Nach der Ausrottung der Tsufurujins und der Vernichtung ihrer Kultur durch marodierenden Ozarus, bestand nur noch Sadala aus den technologisch gut ausgerüsteten Häusern der ehemaligen Bewohner. Nur hier hatte man elektrisches Licht und fließendes Wasser. Nach der Zerstörung der Einwohner waren die nicht so technologisch versierten Saiyajins unfähig gewesen, die Trümmer wieder in denselben Maßen zusammenzusetzen, hatten sich aber mit kreativen Zwischenlösungen arrangiert. Er marschierte die belebte Prachtstraße entlang und begutachtete nebenbei die ausgestellte Ware und die Passanten. Radditz fühle sich gut. Endlich war er wieder zurück auf Vegeta-Sei, er war großgewachsen, stark und hatte als direkter Untergebender des Prinzen viele Vorteile. Seine Muskeln spannten sich bei jedem seiner Schritte beeindruckend an, die enge Rüstung und und die kurzen Shorts betonten den gestählten Körper. Sein Selbstbewusstsein, das erst kürzlich durch seinen Vater und Bruder einen empfindlichen Schlag erlitten hatte, erholte sich wieder. Nun war auf seinem Gesicht wieder ein selbstbewusstes, schiefes Grinsen zu sehen, als er die Straße entlang marschierte. Schwächere Männer mussten ihm ausweichen und senkten demütig den Kopf und junge Frauen drehten ihre Köpfe und sahen ihm bewundernd nach. Andere Krieger sahen ihm argwöhnisch nach, während sie seine Kraft einschätzen und überlegten, ob sie gegen ihn eine Chance hatten. Radditz genoss es. Jahrelanges Kämpfen mit Überleben auf Messers Schneide zahlten sich endlich aus. Er war ein echter Erwachsener, nach den Traditionen der Saiyajins und nach dem biologischen Auswachsen seines Körpers. Jetzt, wo er mal eine längere, unbekannte Zeit in seiner Heimat verbringen würde, sollte er diese auch gebührend feiern und genießen, bevor er wieder in die Schlacht zog. Aus den Augenwinkeln sah er zufrieden, welche Wirkung er auf die jungen Frauen hatte, die ihn sehnsüchtig betrachteten und verführerisch anlächelten. Radditz nickte selbstgefällig. Die nächste Zeit würde super werden. Doch bevor er seine Freizeit genoss, war es Zeit, den gewünschten Treffpunkt zu finden, der sich hier irgendwo befinden müsste. Er sah sich suchend um und ging in eine kleine Seitenstraße. Als er diese zum Ende folgte, landete er an der kleinen Taverne, wo er sich mit seinem Vater und dessen Kameraden treffen wollte. Er trat ein. Innen war noch nicht viel los und er fand in einer der vielen abgetrennten Bereichen einen leeren Tisch, wo er sich, mit dem Rücken zur Wand und Blick zur Tür, hinsetzte. Bei einem Serviermädchen bestellte er sich gleich etwas zu Essen und zu Trinken. Dank der bislang geringen Anzahl an Gästen, war das frisch gebratene Fleisch mit einer leichten Salz-Kräuter-Kruste und dem warmen Fladenbrot schnell auf seinem Tisch, daneben ein großer Krug mit frisch gezapftem, schaumigem Bier. Radditz nahm genüsslich einen großen Schluck. Es war nicht sein erstes Mal, dass er Alkohol trank und auch nicht sein schlechtestes Bier…aber auch nicht das Beste. Aber es war kühl und genießbar und es passte gut zu seinem salzigen, deftigen Mahl. Er griff nach dem heißen, vorgeschnittenen Fleisch, legte es zwischen einem Stück abgezupften Brot und stopfte es sich hungrig rein, unterbrochen von einigen Schlucken Bier. Als sich der Schatten einer hochgewachsenen Gestalt vor ihm aufbaute, hielt er inne. Misstrauisch hob er den Blick. Zuerst dachte er, sein Vater wäre es, aber nach einem schnellen prüfenden Blick auf die glatte, makellose Wange des Betreffenden war klar, wer da vor ihm stand. Er war außerdem zu jung und zu gebräunt, um sein Vater zu sein und dann seine Gewohnheit, einen langen, grauen Umhang zu tragen…er hatte sich nicht stark verändert, wenn man von seiner höheren Körpergröße absah. Er war in der Zwischenzeit halt auch gewachsen und hatte an Masse zugelegt….es war Tales, sein alter Rivale! „Was willst du?“ knurrte Radditz ungeduldig und biss von einem etwas zähen Fleischstreifen ab, da sich der Dunkelhäutige immer noch nicht zu Wort meldete und nur überheblich lächelte. Tales Grinsen wurde breiter. „Och, nichts Besonderes. Ich wollte nur den legendären Helden sehen, der es tatsächlich geschafft hat, sieben Jahre unter Prinz Vegetas Führung zu überleben, ohne dabei besonders an Kraft zuzulegen. Wie hast du das geschafft? Hast du dich ständig versteckt, wenn es gefährlich wurde?“ fragte er mit falscher Unschuld. „Oder bist du weggelaufen und hast Nappa die Arbeit erledigen lassen?“ Radditz Augen kniffen sich verärgert zusammen und er erhob sich grollend. „Große Worte von einem wie dir“ knurrte er. Das Gemurmel im Raum erstarb. Die Gäste sahen neugierig auf die beiden jungen Männer, deren Schweife sich provokativ von den Hüften lösten und die sich gegenseitig aggressiv anfunkelten. Die giftige Stimmung zwischen den beiden war spürbar. Radditz verschränkte die Arme vor der Brust, hob stolz den Kopf und sah auf den kleineren Tales hinab. „Große Worte von einem wie dir“ wiederholte er, mit mehr Spott in der Stimme. „Was hast du in all den Jahren an Erfolg für unsere Rasse erreicht? Ich habe gehört, dass du unter die Gärtner gegangen bist?“ Seine Worte waren im stillen Raum gut für alle verständlich und die Gäste sahen neugierig zu Tales, dessen Kiefer sich verspannte. „Protz nicht so sehr mit deinen kleinen Erfolgen, nur weil der Prinz die Hauptarbeit geleistet hat“ knurrte er. „Wenn der Samen vom Baum der Macht aufgeht und wir die Früchte ernten können…“ Radditz unterbrach ihn lachend. „Du glaubst echt an dieses Märchen? Saiyajins werden stärker durch Training und Kampf. Aber nicht, weil sie Obst essen!“ rief er schallend lachend. Die anderen Gäste fielen ins Lachen mit ein und schüttelten den Kopf über diesen Naivling. „Obst, dass einer stärker macht?!“ „Ein Saiyajin, der in der Erde wühlt?“ „Ich habe mal von einem Idioten gehört, der eine Kuh gegen drei magische Bohnen getauscht hat. Aber das es unter uns so einen Dummkopf gibt…“ lachte ein anderer. Tales errötete wegen den Spott, der über ihn brach. „Eines Tages habe ich Erfolg…“ rief er abwehrend aus. Wenn er das Geheimnis endlich begriff, wie man den Samen zum Sprießen bringen könnte… Die Menge lachte nur lauter. Einige hielten sich die Bäuche oder mussten sich auf den Tisch abstützen. Radditz lächelte triumphierend, was Tales nur noch mehr verärgerte und dessen Kopf zum Glühen brachte. „Wenigstens stehe ich kurz davor, zum Mittelklasse-Krieger aufzusteigen“ versuchte sich Tales zu wehren, indem er seinen höheren Rang betonte. Doch Radditz pfiff darauf. „Bislang hast du nur den Eid geschworen, dich an niemanden zu binden. Aber niemand aus dem Königshaus hat dich als Mittelklasse-Krieger anerkannt. Und das wird auch nie passieren, weil du in der Mission, die du dir ausgesucht hast, um einen historischen Beitrag zum Wohle der Saiyajins zu leisten, jämmerlich versagst. Jetzt, im Moment, sind wir beide vom gleichen Rang. Mit der Ausnahme natürlich…“ Radditz hämisches Lächeln wurde breiter. „…dass ich bereits vom Prinzen anerkannt wurde, für meine langen, treuen Dienste. Nur zwei Krieger haben es geschafft, ihm sieben Jahre durch die Hölle zu folgen und ich bin einer davon. Hier wird nur einer von uns beiden zum Mittelklasse-Krieger und das bist nicht du. Ich muss nur noch ein gewisses Power-Level erreichen, aber dazu brauche ich nur ein paar gefährliche Missionen; dann wird’s schon.“ Tales knurrte erneut, während er eilig nach einer schnippischen Gegenantwort suchte. Was nützte ihm gerade sein höheres Powerlevel? Sein Scouter hatte ihm bereits verraten, dass er mit seinem Power- Level von 2.900 den Wert von Radditz mit knapp 2.000 überstieg. Tales war deutlich stärker. Aber es gab immer noch gewisse Regeln, besonders in Sadala. Wenn er hier unter so vielen Zeugen einen Kampf anfing, mitten in der Hauptstadt, erfuhr sein Kommandant, wie wenig er sich beherrschen konnte. Vorbei waren dann seine Karrierechancen. Ein cholerischer Krieger, der sich nicht unter Kontrolle hatte, würde nie befehlen. „Spiel dich nicht so auf“ fuhr Tales den Größeren an. „Hätte dich Prinz Vegeta nicht aufgenommen, wärst du weit unter mir. Ich habe mein Powerlevel stärker erhöht als deinen. Ich verstehe immer noch nicht, weshalb man dich mir vorgezogen hat?“ Radditz zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Ich kenne den Grund.“ „Wa…Was?“ Tales stotterte erstaunt. „Wieso warst du denn der Einzige?“ Außer Radditz hatte keiner aus dem gleichen Jahrgang eine Einladung in Prinz Vegetas Team erhalten. „Simpel“ antwortete Radditz nonchalant. „ich habe es später mitbekommen. Als Nappa und Vegeta dich gesehen haben und auf deinen Strubbelkopf schauten, haben sie einvernehmlich den Kopf geschüttelt und gesagt, dass sie mit so einem nicht arbeiten wollten. Sie halten dich für eine Nervensäge.“ Radditz schaute auf den betreffenden Kopf, der für ihn immer Assoziationen an seinen kleinen Bruder und seinen Vater weckte. Kein Wunder, dass er bei Tales Anblick oft so aggressiv reagierte. Ehrlich gesagt, er konnte die beiden, Nappa und Vegeta, verstehen. Er wusste von Nappas Rivalität zu Bardock, aber warum Vegeta eine Abneigung gegen diese einprägsame Frisur verspürte? Das wusste er nicht. Radditz zuckte mit den Schultern. „Der Instinkt der beiden ist wirklich vortrefflich. Sie mussten nur einen Blick auf dich werfen und wussten schon alles Nötige“ murmelte er unüberhörbar. „Wegen meinen Haaren? Das war alles?“ Tales kreischte schon fast, seine Augen groß, während er sich fassungslos an den Kopf griff. „Unser Haar ändert sich doch nicht. Soll ich sie mir etwa schneiden lassen, nur damit ich unter Prinz Vegeta dienen kann?“ Radditz lachte abfällig. „Eine Nervensäge bliebt eine Nervensäge, egal was für eine Frisur sie trägt.“ Tales Mund stand weit offen, sein Schweif hing kraftlos hinab. Er konnte nicht fassen, aus welch dämlichen Grund man ihn niemals in die Spezial-Einheit von Prinz Vegeta aufgenommen hatte. Sein Stolz erlitt einen weiteren schweren Schlag. Das Gelächter der anderen und Radditz überheblichen Miene taten ihr Übriges. Er ballte seine Fäuste und riss sich zusammen. „Egal, wer braucht den Kerl schon. Ich werde es auch alleine schaffen. Du wirst schon sehen, ich werde vor dir ein Mittelklasse-Krieger“ rief Tales aus und deutete auf seinen Rivalen. „Der Spross der Unterklasse wird niemals höher aufsteigen als ich. Im Gegensatz zu dir bin ich von edlerem Geblüt. Du wirst vor mir im Staub knien, genau wie jeder andere dieses niederen, unterprivilegierten Gesocks. Meine Stärke ist der Beweis. Du dagegen kannst dein schwaches Blut verfluchen und deine niedere Abstammung, wenn du bald deine Grenzen erreichst.“ Radditz knurrte, seine Wut wuchs, aber nur kurz. Er stutzte. Im Gegensatz zu Tales, der vor ihm stand und sich auf ihn konzentrierte, genau wie der Rest der Anwesenden, hatte er immer noch einen guten Blick auf die Tür und sah, wer dort gerade eingetreten war. Seine Wut verrauchte. Stattdessen trat kalte Grausamkeit an ihrer Stelle. „Meine niedere Abstammung?“ fragte Radditz überraschend milde und lächelte sanft. „Glaubst du wirklich, du bist was Besseres, nur weil dein Vater es in die Mittelklasse geschafft hat? Du hältst deine Abstammung also besser als die meine?“ „Hah!“ Tales lachte abfällig auf und stemmte die Fäuste in die Hüfte, während er sich breitbeinig aufbaute. „Natürlich. Dein Vater ist immer noch stolz auf seinen Spitznamen „Stärkster Unterklasse-Krieger“. Und dann nimmt er auch noch extra schwache Missionen an, nur damit seine Gefährtin teilnehmen kann. Was für ein Pantoffelheld.“ „Und deshalb hast du Idiot schon jetzt geschworen, niemals den Sarang zu schwören, ohne etwas an Lebenserfahrung zu sammeln? Was für ein Blödmann“ murmelte Radditz unüberhörbar. Auch ein paar der anderen, älteren Gäste schüttelten mitleidig den Kopf. Die meisten Krieger stiegen dann in die Mittelklasse auf, wenn sie neben den höheren Powerlevel und dem Bestehen einer legendären Mission, auch ein gewisses Maß an Lebenserfahrung mit sich brachten. Wenn sie sich sicher waren, dass Weib und Familie nichts gegen die Lust zum Kämpfen war, schworen sie, sich niemals zu binden und ihr Leben dem Kampf zu widmen. Ein junger Saiyajin, der sich freiwillig vom Sarang und einer lebenslangen Bindung verabschiedete…eines Tages würde er es bereuen, wenn er den richtigen Partner fand, sich aber wegen seines Schwures nicht binden konnte. Dabei war der junge Idiot noch nicht mal ein Mittelklasse-Krieger, solange er seine Lebensmission nicht erfolgreich beendete und vom König anerkannt wurde. Warum war er so vorgeprescht? Nun, Tales hatte sich für Ruhm und Macht entschieden und wollte diesen Weg stur folgen. Er war überzeugt, dass es in seinem Leben nur eine Person geben würde, die ihm wichtig war: er selbst. Mit Stolz betrachtete er sich als selbstsüchtigen, egoistischen Mistkerl, der nahm, was er begehrte und tat, was er wollte: er war halt ein Saiyajin. Nur die Harten kamen in den Garten und durften alle Früchte essen. Der Rest musste hungern. Der dunkelhäutige Krieger starrte verbissen seinen Gegner an. Sein Vater war ein stolzer Krieger der Mittelklasse gewesen, unbezwingbar, bis er glorreich in einer Schlacht fiel, als Tales noch ein kleiner Junge von sieben Jahren war. Doch sein Vorbild hatte eine große Niederlage in seinem Leben erlitten, die ihn mitsamt der betreffenden großen Narbe aus jenem Kampf stets geschmerzt hatte: in seinem Tatakai verlor er gegen Bardock, den Außenseiter. Er war es schließlich, der das Turnier gewann. Auch in ihren späteren Ausbildungsjahren war es Bardock, der am meisten strahlte, besonders in ihrer Abschlussprüfung. Dieser lebenslange Frust hatte auf seinen Sohn Tales abgefärbt und der hatte geschworen, die Niederlage seines Vaters zu rächen. Doch stattdessen hatte Bardocks Brut die Siegesreihe fortgesetzt. „Du und dein Bastard von Vater glaubt wohl, ihr könntet einen Platz ganz oben in der Nahrungskette erhalten, was?“ keifte Tales wütend. „Hah, lächerlich. Ihr solltet eure Grenzen akzeptieren. Ich werde den Baum der Macht erwecken und die Saiyajins in eine neue Ära führen. Mein Name wird zur Legende werden und der König wird mir jeden Wunsch erfüllen. Mein erster Wunsch wird es sein, dich und jeden deines Blutes von diesem Planeten zu verbannen, bis ihr wie die jämmerlichen Schwächlinge, die ihr seid, auf einen fernen Planeten zugrunde geht und für immer vergessen werdet.“ Anstatt wütend zu werden, feixte Radditz bloß belustigt. „Große Worte, Tales“ schmunzelte der Langhaarige und verschränkte locker die Arme vor der Brust. „Aber das funktioniert nur, FALLS du Erfolg hast. Schau mal lieber auf die Gegenwart, anstatt große Pläne zu machen“ gab er ihm den Rat. Tales verstand nicht, wieso Radditz so locker blieb und wollte den Grad seiner Schmähungen erhöhen. Wenn Radditz als erstes die Beherrschung verlor und sich auf ihn stürzte, war es ihm erlaubt, sich zu wehren. Dann konnte er ihm ungestraft eine reinhauen. Er bemerkte nicht, wie sich jemand von hinten näherte. Radditz Feixen wurde breiter, wodurch Tales Zorn stieg. „Hört auf so dämlich zu grinsen, du…du Zottelheini!!“ rief er erregt. „Du und dein Zausel von Vater glaubt wohl, ihr könnt euch alles erlauben. Ihr sturen, hässlichen Böcke seid der letzte Dreck. Ich weiß nicht, wieso ihr im letzten Winkel dieses Planeten wohnt, aber ich froh darüber, eure Visage nicht täglich zusehen. Du und der Rest deiner Familie, die doch aus lauter unnützer Esser besteht, sollt dort schön in der Einsamkeit verrotten.“ Nun verengten sich Radditz Augen doch verärgert. Tales bewegte sich auf dünnen Eis, wenn er glaubte, er könnte ungestraft die Familie von Radditz beschimpfen. Tales bemerkte erfreut den Stimmungswechsel. Endlich hatte er etwas gefunden, womit er Radditz verletzen konnte, wenn auch nur seine Gefühle und seine Ehre. „Deine Mutter…“ begann er und die Menge schnappte erschrocken nach Luft. Warnend schüttelten einige den Kopf, aber der junge Krieger bemerkte es nicht. Tales war dabei, jemanden zu beleidigen, den man besser in Ruhe ließ. Die Mutter eines Saiyajins zu kränken, grenze an Ehrlosigkeit erster Güte. Wenn die betreffende Frau auch noch lebte, sollte man besser hoffen, dass sie niemals von dieser Beleidigung erfuhr, denn sonst würde sie sich persönlich rächen. Normale Saiyjains besaßen einen hohen Ehrenkodex und viel Stolz, den sie eisern verteidigten. Noch schlimmer war nur eine saiyanische Frau; niemand war stolzer und rachsüchtiger. Aber Tales glaubte wohl, er könnte es mit der schwachen, sanften Gine aufnehmen. „Deine Mutter…“ wiederholte er genüsslich und behielt Radditz wütende Miene genau im Blick. „ ist genau wie dein Vater ein Beispiel von Abschaum, auf den man hier verzichten kann. Parasiten! Die beiden sollte man…“ „Sollte man WAS?!“ unterbrach eine schneidende, tiefe Stimme. Gespenstische Stille trat ein. Tales erstarrte und fing plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, an zu schwitzen. Kalte Schauern rannen über sein Rückgrat und sein Schweif bauschte sich auf. Er erkannte…sein Körper verspürte Todesfurcht. Bevor er sich zusammenreißen und umdrehen konnte, schlang sich ein kräftiger Arm um seinen Hals und er spürte, wie er an einen trainierten Körper gepresst wurde. Die Luft wurde ihm abgeschürt. Tales sah, wie Radditz breit grinste und seine Augen kalt funkelten. Er wusste, wer da stand. Er hatte die Tür stets im Blick behalten. Langsam drehte der Dunkelhäutige vorsichtig den Kopf, so gut es möglich war im festen Griff und erhaschte einen Blick auf den Mann, der sich an ihn angeschlichen hatte. Er schluckte. „Bar…Bardock“ stammelte Tales heiser. „Wie lange bist du schon hier?“ Bardock in Zivilkleidung, ohne Brustpanzer, stattdessen nur im schwarzen Shirt bekleidet, lächelte ihn kalt an; die zornige Ader an seiner Stirn pulsierte. „Lange genug“ knurrte er. Tales drehte sich vor Furcht der Magen um. Verlegen lachte er hoch auf und versuchte sich an einer unschuldigen Miene, doch der Angstschweiß perlte verräterisch von seiner Stirn. Nun bemerkte er auch die Teamkameraden von Bardock, die ebenfalls grausam lächelnd an seiner Seite standen. Toma fing an, seinen Hals zu dehnen und Selypa knackte unheilvoll mit ihren Knöcheln. Borgos Augen waren finster zusammengepresst und Panbukin bewegte aufwärmend seine Arme und Hüfte. Tales Pupillen weiteten sich erschrocken. Trotz seiner großen Klappe und dem, was er behauptet hatte, wusste er, dass Bardocks Kraft seine weit übertraf. Aber auch Bardocks Teamkameraden waren von einem heftigen Kaliber. Tales Untergebene, die er draußen vor der Tür hatte stehen lassen, könnten ihm jetzt nicht weiter helfen; selbst wenn sie ihren Anführer zur Hilfe eilen WOLLTEN. Aber vermutlich waren sie schon längst fort. Hatten sich still und leise verpisst und ihren Anführer mit der großen Klappe ohne Warnung labern lassen. Wenn er die in die Finger bekam, die Verräter…. Bardock lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich weiß, dass der Tod deines Vaters schon lange her ist“ sagte er beunruhigend sanft und freundlich, mit einem Lächeln, dass aber nicht seine Augen erreichten. Tales erstarrte zu Eis. „Also werde ich die väterliche Pflicht übernehmen, dir Benehmen beizubringen“ fuhr Bardock mit falscher Freundlichkeit fort. „Schließlich sind wir um einige Ecken miteinander verwandt.“ „Oh, danke, das ist aber nicht nötig“ wehrte Tales hastig ab. „Oh, aber ich bestehe darauf“ schnurrte Bardock finster. Tales versuchte sich aus dem Griff herauszuwinden, doch Bardock stabilisierte die Position mit seinem zweiten Arm. Nur etwas mehr Druck und Tales würde entweder ersticken oder das Genick gebrochen, sollte er sich wehren. „Äh, Bardock, ich kann das erklären. Glaub mir, das war alles nur ein Scherz…“ flötete Tales hoch. Trotz des sonst dunklen Teints, war sein Gesicht blass und schweißüberströmt. Doch Bardock ließ sich nicht von seiner Rache abbringen. „ICH und meine Unterklasse-Krieger wollen gerne mal erfahren, wie stark ein angehender Mittelklasse-Krieger bester Herkunft ist. Also, warum gehen nicht mal nach draußen und regeln dass wie alle erwachsene Saiyajins“ knurrte der Krieger mit dem roten Stirnband und zog den Jüngeren mit nach draußen. Seine Freunde lachten unheilvoll und folgten ihm. Die Gäste sahen der Truppe hinter. Dann rief der erste laut. „Ich setzte alles auf Bardock!“ „Du willst wetten? Ist doch klar, wer hier gewinnt!“ „Scheißegal um das Geld. Bardock, mach den Kerl alle! Er hat es verdient.“ „Yeah! Los, Bardock, mach ihn fertig! Für die Ehre der Unterklasse!“ „Ich will auch mit machen. Lasst mir von dem überheblichen Scheißkerl noch ein Stück übrig. Der denkt wohl, er kann auf uns herab sehen.“ „Yeah, das will ich auch sehen.“ Die Gäste stürmten raus oder setzten per Scouter eine Nachricht an ihre Freunde ab, um sich ebenfalls den Kampf anzusehen. Schon bald wüsste jeder Saiyajin, was sich Tales Unrühmliches geleistet hatte. Es würde heute genug Zeugen seiner Niederlage geben. In Windeseile war die Taverne leer. Bis auf eine Person, die sich wieder an den Tisch setzte und begann, das nun kalte Fleisch aufzuessen. Radditz schmunzelte und horchte auf die Geräusche von Stöhnen, Klatschen und Flehen, welches bis an sein Ohr drang. Er fand es wunderbar, dass mal ein anderer den Zorn seines Vaters erregt hatte. Er musste keinen Finger rühren, um Tales für seine Unverschämtheiten ihm gegenüber zu bestrafen. Das Vergnügen gönnte er seinem Vater und dessen Freunden, die sich die nächsten Stunden schön amüsieren würde; mit einer Bestrafung wie sie Radditz gar nicht in der Lage wäre auszuüben. Mitleidslos grinste er. Tales würde es nie mehr wagen, abfällig über Bardocks Familie zu sprechen. Vielleicht fing er dann auch zu kapieren, wieso Radditz es trotz geringeren Powerlevel geschafft hatte, so lange zu überleben und sich seine Position zu sichern. Er nutzte sein Hirn. Sein Gehirn sollte Radditz in den nächsten Tagen weniger nutzen, dafür aber seine Füße. Prinz Vegeta schickte ihn von einer Kaserne zur anderen, wo er die neuen Rekruten beobachten und sich mit alten Kameraden aus seiner Ausbildung unterhalten sollte. Radditz war so beschäftigt; er kam gerade dazu, ein gewisses Trainingsmaß einzuhalten, aber von Besuchen zu seiner Familie musste er komplett Abstand nehmen. Vegeta wollte alles wissen, was in den letzten Jahren seiner Abwesenheit passiert war und in welchen Zustand die Truppen waren. Er traf gleichartige Gefährten, die er jahrelang nicht mehr gesehen hatte und sprach mit ihnen über die letzten Jahre. Tales nahm er davon aus, den hatte er schließlich schon gesehen und sich genug mit ihm unterhalten. Er hatte gehört, dass er nach seinem kurzen Besuch im Medic-Tank sich wieder auf Mission gemacht hatte, die ihn weit weg von Bardocks und Gines Rache führen sollte. Seine Mutter hatte durch die Gerüchteküche erfahren, wie er es gewagt hatte, über sie und ihre Familie zu sprechen und war dementsprechend angepisst. Zwei Wochen nach seiner Ankunft auf Vegeta-Sei marschierte Radditz genervt durch die Palastfluren auf den Weg zu Vegetas Arbeitsraum, in der einen Hand einen großen Stapel Berichte, während er mit der anderen Hand seinen Scouter bediente. „Verdammt, Kakarott, hör auf zu nerven. Ich habe gerade keine Zeit gegen dich zu kämpfen“ schmetterte er das Anliegen seines kleinen Bruders ab, der ihn doch tatsächlich während seiner Arbeitszeit mit einem Anruf störte. Kakarott hatte zu wenig zu tun, wenn er ihn mit so etwas belangte. Kein Wunder; wie Radditz während seiner Recherche bemerkt hatte, stand sein Name nicht unter den frei verfügbaren Unterklasse-Kriegern. Irgendwie hatte sein Vater es geschafft, ihn und dessen Status zu verheimlichen, wodurch Kakarott nur ein anonymes, gesichtsloses Mitglied in seiner Truppe blieb. Keiner in den Truppen kannte ihn. Kakarott dagegen sehnte sich nach Gegnern, gegen die er sich messen konnte; blieb aber immer noch isoliert. Tse, der faule Knabe musste nicht arbeiten und Radditz war so beschäftigt, dass er kaum zum Trainieren kam. Ab und zu einen Abend schaffte er es mal in die Hauptstadt auszugehen, was zu trinken und Weiber aufzureißen. So viel zu seinen großen Plänen; es war enttäuschend. Grummelnd marschierte er durch die Gänge und rückte den Stapel Berichte zurecht, den er kürzlich fertig gestellt hatte. An einer Flurbiegung kam ihm Nappa entgegen, der einen sehr viel dünneren Stapel an Papieren in seiner großen Pranke hielt. Beide hatten dasselbe Ziel. „Na, du siehst ja mies gelaunt aus“ begrüßte Nappa seinen Kameraden. „Nervige Sippschaft“ grummelte Radditz. Nappa zuckte gutgelaunt mit den Schultern. „Das Problem hab ich nicht und will ich auch nicht.“ Radditz sah argwöhnisch auf den kleinen Berichtstapel seines Kameraden. Mehr hatte er nicht geschrieben?! Nappa machte es sich mal wieder leicht, nur weil er der Mittelklasse angehörte. Er hatte denselben Auftrag wie Radditz bekommen, allerdings mit mehr Fokus auf die Ausbilder und seinen alten Kampfgefährten. „Du bist ja schnell wieder aus Yasai zurück“ murmelte er. „Jo, war ganz nett. Ich kam, sah und war enttäuscht von den Nieten. Naja, jetzt schnell die Berichte abgeben und ich kann den Rest des Tages verbringen, wie ich will“ brummte Nappa. „Du Glücklicher, ich habe noch zwei Kasernen vor mir“ stöhnte Radditz. „Mir tut schon die Hand weh wegen dem vielen Schreiben. Warum will Vegeta diese Berichte? Wo bleibt unser Spaß?“ Nappa lachte amüsiert. „Deine eigene Schuld, es gibt nun mal mehr Unterklasse-Krieger, dadurch auch mehr Kasernen und du bist zu ausführlich in deinen Berichten. Werde mal stärker und steig auf!“ „Vegeta ist aber mit meinen Ausführungen ganz zufrieden und will das so. Was wird er sagen, wenn er deine sieht?“ „Pfft“ Nappa lachte abfällig ab. „Ich halte meinen Bericht kurz und würzig ab, das reicht. Kein großes Blabla. Kein Wunder, das ich so mehr Freizeit habe.“ Er strich sich selbstgefällig übers Kinn. „Vegetas Auftrag ist spitze und hat seine Vorteile. Ich war gestern Abend mit einem alten Kameraden in einer Bar und dann war da diese hübsche, großgewachsene Saiyajin mit den tollen Beinen. Ehe ich mich versah, kam sie zu uns und…“ Radditz zuckte zusammen. Nappa fing wieder mit seinen Prahlereien über seine Wirkung aufs andere Geschlecht an. Bei seinem ersten Aufklärungsversuch vor vier Jahren war der Krieger erst noch unbeholfen gewesen, aber im Laufe der Jahre war er lockerer geworden und seine Erklärungen immer ausführlicher und expliziter. Sehr zum Leidwesen der Jüngeren, denn auch wenn sie neugierig waren und gerne mehr über diverse Sex-Techniken erfuhren, gab es gewisse Dinge, die sie nicht wissen wollten. Dummerweise war der Kerl bei den saiyanischen Frauen sehr beliebt, wodurch er immer eine Menge zum Erzählen hatte. Für Radditz war die Vorstellung von Nappa beim Geschlechtsverkehr einfach nur ekelerregend. Eilig teilte er seinen Papierstapel und drückte sich jeweils eine Hälfte fest auf seine Ohren. „Ich kann dich nicht hören, LALALALA“ trällerte er laut. „…und dann hat sie ihre langen Beine um mich geschlungen und …“ redete Nappa unbeirrt weiter, dessen dunkle Stimme selbst durch das Papier drang und Radditz musste lauter singen. „WAS SOLL DER VERDAMMTE KRACH!?“ eine Tür wurde heftig geöffnet und Radditz ließ erschrocken den schützenden Papierstapel fallen. Rechtzeitig fing er die Blätter noch auf, bevor sich alles im Flur verteilte. Prinz Vegeta sah ihn stirnrunzelnd an. Die beiden Krieger hatten ihr Ziel, sein Arbeitszimmer, erreicht. „Ich, äh, Nappa hat von seiner letzten Eroberung erzählt“ verteidigte sich der Langhaarige. Vegeta verzog das Gesicht, als hätte er auf etwas Saures gebissen. So dankbar er für Nappas ehrliche Worte bei seiner Aufklärung war und die auch bereits zu den ersten Erfolgen geführt hatte, so wollte er sich den Kahlen nicht beim Vögeln vorstellen. „Los, kommt rein“ murmelte er genervt und deutete hinter sich, während er sich seinen Nasensteg massierte. Sie traten in Vegetas eigenes, edel eingerichtetes Arbeitszimmer ein. Die Wände waren weiß und unbemalt aus glattem Stein, der Boden mit einem großen, königsblauen Teppich belegt. Eine Tür führt nach draußen auf einen Balkon, daneben stand ein hölzerner Tisch mit leerem Geschirr. Einige Skulpturen aus Perlmuttglänzenden Stein und edlen Holz mit Goldintarsien aus Vegetas Eroberungszügen standen an den Wänden. Vegeta setzte sich an seinen marmornen Schreibtisch auf den verzierten Stuhl; eine ähnliche Ausstattung wie sein Vater sie besaß und sah streng auf die beiden Vollidioten in seinem Dienst. Eilig legten sie ihm ihre Berichte vor ihm ab. Stirnrunzelnd sah er auf Nappas deutlich kleineren Stapel. Auch wenn der Glatzkopf mit weniger Saiyajins sprechen musste als Radditz, war die Qualität seiner Ausführungen in diesem Thema mangelhaft. Radditz machte sich da mehr Mühe. „Nappa, fang an“ befahl er. „wie ist deine Meinung zu den neuen Rekruten, die ohne Tatakai gleich als Unterklasse-Krieger anfangen? Was sagen ihre Ausbilder?“ Nappa fing an zu grinsen. „Ich zitierte meinen alten Freund Ruco: „den größten Haufen Dummköpfe, den ich seit meiner Position als Ausbilder unter meinem Kommando gehabt habe. Stark, aber dämlich. Wenn ich denen befehle, eine Tür einzuschlagen, füge ich hinzu „Mit euren Köpfen, denn die braucht ihr eh nicht.“ Eine Bande von Volltrotteln, die man einfach auf einen Planeten werfen kann und nach drei Tagen sollte dann nichts mehr dort stehen. Keiner von denen…“ Tja, was soll ich sagen…es war witzig mitanzusehen, aber meinen Rücken möchte ich mir von einem Unterklasse-Krieger dieser Art nicht decken lassen. Da akzeptiere ich eher Radditz“ lachte er. Radditz blinzelte ihn übertrieben an und spitzte die Lippen. „Ohh, war das ein Lob? Ich fühle mich so geehrt“ hauchte er sarkastisch ergriffen. Nappa fuhr fort, ohne drauf einzugehen. „Ja, die Neuen sind stärker. Teilweise habe sich sogar höhere Powerlevel als Radditz geschehen, was keine Leistung ist… „Hey!“ warf Radditz empört ein. „…aber mit der verkürzten Ausbildungszeit wissen die Bengel nichts von Taktik. Die Mittelklasse-Krieger müssen ihnen alles vorkauen. Besonders zufrieden sind die nicht, für die das Denken zu übernehmen“ fasste er zusammen. Vegeta sah Radditz auffordernd an und er fing an, die letzten Gespräche aus der Unterklasse und aus der zivilen Bevölkerung kurz zusammen zu fassen. Worte und Gedanken, die er durch seine Besuche in der Hauptstadt und in den Dörfern, wenn er die Garküchen und Tavernen besuchte, aufgeschnappt hatte. „Viele sind unzufrieden, weil ihr Powerlevel nicht ausgereicht hat, um als Unterklasse-Krieger zu gelten und nun auf Vegeta-Sei festsitzen. Stattdessen müssen sie die niederen Arbeiten übernehmen. Einige haben die Kampflust in den Augen; du kannst sehen, wie sie brennen und wie gerne sie sich beweisen würden. Aber ohne Möglichkeit, im Kampf stärker zu werden oder gegen die Krieger kämpfen zu dürfen, sind sie von eigenem Training abhängig. Das ist nicht ausreichend, um schnell sein Power -Level zu steigern. Sie fühlen sich unterfordert. Zwar machen sie ihre Aufgaben, aber nicht gerade gerne“ erzählte er von seinen Beobachtungen. „Tja, meine alten Kameraden, die wie ich noch im Tatakai waren und drei Jahre Ausbildungszeit hatten, merken zwar, dass die Neuen stark sind, aber übereilt angreifen. In Übungskämpfen haben sie daher oft gewonnen, weil die unerfahrenen Idioten keine richtigen Finten draufhatten und sich nur auf ihre Fäuste verlassen.“ Vegeta brummte kurz abfällig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Radditz und Nappas Berichte bestätigten seine Theorie: Kraft war nicht alles. Sein Vater hatte ihn gerügt, weil sein Team sich in den vergangenen Jahren so dezimiert hatte, aber es war ihre eigene Schuld gewesen. Ihre Stärke hatte sie unvorsichtig gemacht. So ein Verhalten war nur denen erlaubt, die unerreichbar stark waren. Seine beiden überlebenden Untergebene waren das beste Beispiel dafür. Nappa war ein Krieger, der auf eine Festung zuging, sich in sein Ki hüllte und dann durch die Stahltür marschierte als wäre sie Butter, während er laut rief „Ist einer zu Hause?“ und dann alles mit einer Fingerbewegung zum Explodieren brachte. Radditz, der so eine Stärke nicht besaß, agierte vorsichtiger. Er schlich sich an, beobachtete, sammelte Informationen, suchte nach Schwachstellen und griff dann lieber in der Dunkelheit an. Die Mittel- und Elite-Krieger aus seinem Team hatten ihn für diese Verhalten verhöhnt; es sah so ängstlich und ehrlos aus. Sie hatten nicht verstanden, warum Vegeta diesen Bengel aufgenommen hatte, der noch nicht mal ein Power-Level von 2.000 aufwies. Aber wer hatte bislang überlebt und die anderen nicht? Wer zuletzt lacht… Vegeta warf einen kurzen Blick auf den Stapel Berichte. Ja, Radditz war unglaublich schwach, aber trotzdem hatte er die letzten Jahre in seiner Gefolgschaft überlebt und eine Gerissenheit an den Tag gelegt, die Vegeta gefiel. Bekam er einen Befehl, führte er ihn auch aus, aber auf seiner Art. Es gab keine dummen Fragen; er hörte zu und zog seine Schlüsse. Zwar dauerte es bis zum Ergebnis, aber dafür war er auch bislang stets erfolgreich gewesen. Ein weiterer Pluspunkt war seine Treue und Respekt, die nur dem Prinzen galt. „Vegeta, warum schickst du uns zu den Kriegern zum Ausspionieren? Der König gibt dir doch alles, was du willst. Was ist mit Gurki und den Elite-Kriegern? Warum kann keine deiner Wachen die Laufarbeit übernehmen?“ fragte Nappa und bewies mit der Frage, dass der Kahlkopf die Situation nicht verstanden hatte. „Gurki ist ein Archivar, der seine Zeit nur noch in der königlichen Bibliothek verbringt und kaum seinen Kopf aus der Tür rausstreckt. Was soll er mir schon über die aktuelle, politische Lage sagen? Warum ich euch schicke und keinen der Elite-Krieger, die mein Vater mir aufzwingen will? Denk nach, Nappa, du kennst meinen Vater doch gut. Ich habe kaum einen Fuß in den Palast gesetzt, da fängt er von meinen Pflichten als Kronprinz an“ erklärte er. „Was sagt dir das?“ Nappas Augen wurden groß. „Höh, wieso? Ist er krank?“ Seinen Sohn auf Regierungsarbeit vorzubereiten, bedeutete, seine Macht zu teilen und König Vegeta teilte nicht. ER TEILTE NICHT! NIEMALS! Also warum…Es hörte sich seltsam an. Vegeta schnaubte zustimmend. „Das habe ich mir auch gedacht. Außerdem…Mein Vater umgibt sich nur mit Elite-Kriegern. Krieger, die ihm treu ergeben sind, während ich die vergangenen Jahre nicht auf den Planeten war und keine Machtbasis aufbauen konnte. Was nützt mir mein höheres Power-Level? In erster Linie sind es immer noch die Truppen meines Vaters. Ohne seine Erlaubnis darf ich nichts befehlen. ICH stehe IHM unter. Die paar Krieger, die er aus seiner Truppe abgezogen und mir zugestellt hat, werden mich genau beobachten und ihm alles berichten. Also nein, ich werde keinen Neuen aufnehmen, bei dem ich mir nicht sicher bin, dass seine Loyalität nur MIR gilt“ erklärte er mit dünnem Lächeln. Er beugte sich vor, seine Stimme wurde verschwörerisch leiser. Die beiden Krieger beugten sich zu ihm, ihm gebannt lauschend. „Dass der König keine Krieger aus den unteren Klassen in seiner näheren Gefolgschaft hat, sehe ich als Nachteil. Denkt doch mal nach… Als ihr eure alten Kameraden getroffen habt, seid ihr schnell ins Gespräch gekommen. Die Mittelklasse spricht lieber mit Mittelklasse-Krieger und die Unterklasse traut ihren eigenen Leuten mehr als den oberen Klassen. Sie haben mit euch gesprochen, ohne euch zu misstrauen. Ihr konntet für mich an aktuellen Informationen kommen und ihre ehrlichen Meinungen hören, wie sie die niemals den Elite-Kriegern erzählt hätten.“ Er lehnte sich zurück und lächelte seiner Männer überheblich an. Ihre Augen waren anerkennend geweitet. Wiedermal hatte Vegeta bewiesen, was für ein Stratege er war. Vegeta nahm ein Dokument in die Hand und hielt es kurz hoch. Sein Tonfall wurde wieder sachlich. „Mein Vater hat die Tradition des Tatakai abgeschafft, um die Ausbildungszeit zu verkürzen und mehr starke Krieger in die Armee einzuschleusen, während die Schwächeren daheimbleiben, um nicht zu sterben. Indirekt bedeutet es, dass besonders die Frauen, die immer eine schwächere Kraft haben, nicht mehr auf Mission gehen dürfen. Damit sind sie aus der Position als Krieger ausgeschlossen, gefährden nicht mehr ihr Leben und verbringen ihre Zeit hier, wo sie mehr Sex und dementsprechend mehr Nachwuchs haben. Das hier sind die aktuellen Geburten- und Sterbezahlen. Die erste ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, die zweite leicht gesunken. Das hört sich für unsere Rasse zwar gut an, aber wenn nur die Quantität, aber nicht die Qualität unserer Armee steigt, befürchte ich, dass die Zahlen sich bald umdrehen. Unsere Vorfahren haben sich einst was gedacht mit der Tradition der Prüfungen.“ Vegeta sah sich nicht als Traditionalist. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er außerhalb des Planeten verbracht. Die wenige Zeit in seiner Heimat war er auch nicht viel in Gesellschaft gewesen. Ihm war es egal, ob man veraltete Traditionen folgte oder nicht. Aber wenn, dann sollten sie einen gewissen logischen Hintergrund haben. Für seinen Vater war die neue Möglichkeit der Ausbildung vielleicht schneller, kürzer und mit höherer Kontrolle über die Soldaten verbunden, aber er selbst besaß kein Interesse, für andere zu denken. Er gab Befehle und wie sie erfüllt wurden, war ihm egal. Wie Nappa es schon gesagt hatte und die Mittelklasse-Krieger auch: warum sollte man für andere mitdenken? Wo war die Eigen-Initiative? Auf diese Weise entstand eine Unterklasse-Krieger, die drauf gedrillt wurde, nur noch Befehle zu empfangen und sich niemals weiter entwickeln würde, während Typen wie Radditz übersehen wurden. Tumbe Idioten, dümmer als Nappa und stärker als Radditz; daraus bestand bald der Grundstamm der saiyanischen Armee, wenn er nichts dagegen tat. Die Informationen aus erster Hand, die ihm Nappa und Radditz zusammentrugen, würden ihm dabei helfen, einen besseren Überblick über die Gedanken der Krieger zu erhalten. Gedanken und Meinungen die ihm ein überheblicher, speichelleckender Elite-Krieger niemals so unverblümt hätte geben können. „Nappa, wenn mir deine Berichte nicht gefallen, schreibst du sie morgen neu. Radditz, ich erwarte bis morgen Abend die letzten Berichte von Kaserne neun und zehn“ befahl er. Radditz nickte ergeben und Nappa schnaufte genervt. „Schreiben!? Warum muss ich schreiben?“ murmelte er verdrossen, doch der scharfe Blick seines Prinzen hielt ihn von weiteren Beschwerden ab. Radditzs Mundwinkel zuckte höhnisch, was dem Riesen nicht verborgen blieb und ihn grummeln ließ. Vegeta blieb ruhig. Was würden die beiden Deppen wohl denken, wenn er ihnen sagen würde, dass er die Berichte, sobald er sie gelesen hatte, in Flammen aufgehen lassen würde, damit keiner von ihrer kleinen Rundtour erfuhr? Darum beharrte er auf Papier; so gab es keine Spuren. Sein Vater sollte nicht wissen, dass sein Sohn sich selbst ein Bild von allem machte. Mit einer kleinen Fingerbewegung waren die beiden entlassen. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Radditz konnte ein zufriedenes, hämisches Grinsen nicht unterdrücken, während Nappa den Kopf hängen ließ. Auch wenn Vegeta kein Wort des Lobes gesagt hatte, war die letzte Bemerkung doch ein Zeichen gewesen, dass ihm seine Arbeit gefiel, während Nappa leicht gescholten wurde. Da waren die ungewohnten Krämpfe in seiner Schreibhand ja doch nicht umsonst gewesen. „Verdammt“ hörte er Nappa murmeln, während sie den Flur zurückschritten. „dabei wollte ich mich morgen doch mit der Hübschen von gestern treffen. Oder ich rufe sie an, damit wir es heute tun. Aber dann muss ich der Kurzhaarigen absagen. Hm, schwierige Wahl. Oder ich nehme beide…“ Radditz schrie auf und hielt sich schnell wieder die Hände auf die Lauscher. Scheiße, Nappa und seine Prahlereien; der Kerl redete absichtlich so laut und nun hatte er dieses Bild im Kopf vom Glatzkopf mit zwei gesichtslosen Frauen in den Armen. „Ich kann dich nicht hören, LALALA“ fing er wieder an zu singen und schritt eilig mit großen Schritten weiter. Vegeta konnte selbst hinter der verschlossene Tür noch den Rest von Radditz falschem Gesang hören, dass nach wenigen Sekunden endlich verklang. Seufzend schnappte er sich den dünneren Stapel von Nappa, um den zuerst durchzulesen. Die schiefen Lettern verschwammen vor seinen Augen und für einen kurzen Moment schloss er müde die Augen. Die letzten Tagen hinter diesen Schreibtisch brachten ihn an den Rande des Wahnsinnes und verstärkten den Wunsch, dieses steinerne Gebilde einfach vom Balkon zu schmeißen oder mit einem Faustschlag zu zertrümmern. Die letzten Jahre war er ständig unterwegs gewesen. Sein Körper war an so eine sitzende Tätigkeit nicht gewohnt und sehnte sich nach Bewegung. Vegeta trainierte früh morgens und abends, um seinen Bewegungsdrang zu stillen, doch die mangelnde Anzahl an Trainingspartner langweilte ihn. Die Saibamen hatten sich in den letzten Jahren nur wenig verbessert; ihr Limit war ein Power-Level von 1.600 und damit schon lange kein würdiger Gegner mehr für ihn, egal in welcher Menge. Von den Elite-Krieger gab es nichts Stärkeres als knapp 9.000; ebenfalls unter seiner Würde, aber besser als nichts. Aber nachdem er drei von ihnen schnell besiegt hatte, waren die andere nicht besonders erpicht auf seine Herausforderung und verdrückten sich bei seinem Anblick. Ein Haufen überheblicher Feiglinge, die sich nur mit Schwächeren duellierten…wo waren die ehrgeizigen Saiyajins; die nach Herausforderungen suchenden, mutigen Krieger, Stolz ihrer Rasse? Er überflog Nappas Bericht, der hauptsächlich aus Beleidigungen an der Unterklasse bestand und verbrannte ihn dann zu Asche. Er lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen, bevor er die nächsten Berichte in Angriff nahm. Nappa hatte ihn gefragt, wieso er sich das antat und er hatte dem Krieger ehrlich geantwortet. Aber die Motivation dahinter schien sein alter Begleiter nicht richtig erkannt zu haben. Es ging ihn darum, aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten. Er war achtzehn und galt in der Kultur der Saiyajins als erwachsen, trotzdem behandelte sein Vater ihn noch wie ein halbes Kind. Er glaubte, ihm immer noch Befehle und Anweisungen geben zu können und versuchte seinen Sohn zu benutzen. Die ehrgeizigen Minister, vor die er gewarnt hatte, waren gegen den König selbst nur Kinderkacke. Natürlich hatten sie dem Thronfolger in den letzten Tagen oft besucht, im Schlepptau eine dumm kichernde Tochter oder Nichte, die sie ihm „zufällig“ vorstellen wollten. Aber die Macht der Minister war begrenzt und würde es auch zukünftig sein. Sein Vater, der König, hielt immer noch sorgfältig die Hand auf die wichtigsten Ressourcen und zog auch seinen Sohn nicht mit ein. Vegeta schmunzelte, während er seine Pläne ausfeilte: Nappa und Radditz würden durch ihre Tour einen guten Blick auf neue, unbekannte Talente haben, die sie ihm vorstellen konnte. Er würde sich daraus eine neue Elite-truppe zusammenstellen und langsam den König näher kommen. Sein Vater würde schon früh merken, dass sein Sohn nicht mehr blind seinen Befehlen gehorchte. Was könnte er ihm auch schon antun? Vegetas Gedanken wurden durch ein lautes Klopfen an der Tür gestört. „Prinz Vegeta, Minister Paparika wünscht euch zu sprechen“ hörte er die anonyme Stimme einer Wache. „Ist er alleine?“ fragte Vegeta gelangweilt. „Äh, nein. Zufällig begleitet seine Enkelin ihn. Er sagt, weil er in letzter Zeit so gebrechlich geworden ist…“ Pffft. „Zufällig“ und „Gebrechlich“? Bei einem Mann, der einst gefürchtet war als Kommando-Führer und Krieger und immer noch den stahlharten Blick und geraden Rücken eines Kämpfers besaß, selbst mit weißen Haar und Bart? Vegeta schnaubte verächtlich. „Ich bin beschäftigt. Er soll morgen Mittag kommen“ erwiderte Vegeta laut. Am liebsten wollte er noch den Zusatz „alleine“ hinzufügen, aber Paparika besaß Einfluss, den sollte man sich warm halten. Wenn der Alte glaubte, seine Enkelin würde sein Interesse wecken, wäre er ihm freundlicher gesinnt. Tse, sein Vater saß noch fest im Sattel; warum glaubten diese alten Trottel, dass er auf der Suche nach einem Weib war? Die Suche nach einer Königin würde er nicht eher beginnen, bis er selbst König war und das sollte noch ein paar Jahre dauern; da machte er sich nichts vor. Bis dahin würde er sich amüsieren, allerdings ohne mit dem Hintergedanken einen Harem aufzubauen. Zu viele Frauen auf einen Haufen erschienen ihm nur nervig, laut und seltsam. Vegeta lächelte überheblich, doch der Spaß verging ihm schnell. Wie er es sich gedacht hatte, wurde er mit weiblicher Aufmerksamkeit überschüttet und es fing an, ihn zu langweilen. Er nahm sich nun Radditzs Stapel an und las ihn durch. Als er fertig war, wurde es draußen bereits dunkel und sein Körper meldete sich zu Wort. Er wollte sich bewegen, also richtete sich Vegeta auf und trat zum hohen Fenster. Draußen sah er die ersten Lichter der Stadt erglühen. Besonders die hohen Türme des Raumflughafen leuchteten hell. In der Reflektion der Fensterscheibe sah er sein Spiegelbild. Der rote Umhang, die ausladenden Schulterpolster, die Handschuhe…sein Outfit hatte sich in den letzten Jahren nicht geändert und es fing an, ihn zu nerven. Er sah aus wie eine exakte Kopie, wenn man vom Bart und dem rotstichigen Haar seines Vaters absah. Der andere Unterschied war die Sonnenförmige Medaille, die jener immer trug. Als Kind hatte Vegeta seine Rüstung geliebt. Der rote Umhang, der ihn machtvoll nachwehte wie bei seinem Vorbild, dem König; das königliche Wappen auf der Brust, das er stolz trug…nun fing es an, ihn zu stören. Ein Blick und die Saiyajins wussten, wer da die Flure entlang schritt und sie sanken demütig zu seinen Füßen. Er zog sich die Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch neben sich und verfuhr mit seinem Brustpanzer genau. Ohne ihn fühlte er sich plötzlich leichter, als wäre ein unsichtbares Gewicht von seinen Schultern runter. Vielleicht wurde es Zeit für etwas Abwechslung in seinem Stil. Wenigstens einen Brustpanzer, der simpler gebaut war, ohne Umhang und Schulterpolster…und vielleicht ohne Wappen. Aber selbst ohne diese Insignien war er immer noch als seines Vaters Spross erkennbar. Die meisten Saiyajins kannten sein Gesicht, seinen Namen, seine Stärke…aber nicht alle. Ein unschuldiges, kindliches Gesicht erschien plötzlich in seinem Kopf: mit großen Augen, die ihn strahlend bewunderten, ein verschmitztes Lächeln, ungewöhnlich seidig-blaue Haare… „Bulma“ erinnerte er sich. Er rechnete nach. Es war nun zehn Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hatte. Aus verletztem Stolz hatte er sich geschworen, sie nicht mehr zu besuchen und war dann mit Missionen im All beschäftigt gewesen. In den wenigen Heimatbesuche hatte er unter ständiger Beobachtung gestanden, bis ihn sein Vater auf eine siebenjährige Missionsreise geschickt hatte. Ab und zu, in einsamen Nächten, hatte er an sie denken müssen. Er vermisste ihr Lächeln. Niemand hatte ihn so angelächelt. Er vermisste ihre Wärme. Niemand zuvor und danach hatte seine Hand genommen oder sich an ihn gelehnt. Er hatte sich einst vorgenommen, nicht eher zu ihr zurück zu kommen, bis sie sich entschuldigt hätte, doch erst später war ihm der Fehler in seiner Logik klar geworden. Wie sollte sich Bulma bei ihm entschuldigen? Weder kannte sie seinen wahren Namen, noch wo er wohnte, noch konnte sie fliegen. Aber er wusste, wo sie war. In den Unterlagen über die letzten Jahre hatte er kein Wort über eine blauhaarige Saiyajin gefunden, also musste Bulma immer noch versteckt am selben Ort wohnen. Wie sie wohl aussah, nach all den Jahren? Ob es ihr nun Leid tat, wie sie seine Ehre als Krieger missachtet hatte? Ob sie ihn vermisste? Seine Neugier wuchs mit jeder Überlegung. Bestimmt würde sie sich noch an ihren einzigen Freund Veg erinnern, selbst nach all den Jahren. Er lächelte sein Spiegelbild an. Er würde sich jetzt gleich noch den Brustpanzer nach seiner Vorstellung bestellen. Dieser würde ihm noch dienlich sein, wenn er die einzige Saiyajin besuchte, die noch nie von Prinz Vegeta gehört hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)