Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 28: Die Ankunft ----------------------- Vier Jahre später… Der Frühling hatte sich auf Planet Vegeta-Sei ausgebreitet und wieder alles mit frischem Grün überzogen. An diesen Tag schien die Sonne am Himmel, der mit ein paar Wolken beflockt war, die Temperaturen waren angenehm und ein sanfter Wind wehte. Die Saiyajins waren mit ihren täglichen Aufgaben schwer beschäftigt und besonders auf den Raumflughafen nahe Sadala war es rummelig. Viele Krieger waren auf dem Weg oder kamen von ihren Missionen zurück und unterbrachen ihren Gang, als sie das laute, tosende Geräusch eines herannahenden Schiffes hörten. Erstaunt sahen sie nach oben. Ein großes, ovalförmiges Raumschiff mit mehreren goldfarbenen, runden Fenster und dem roten Wappen der Saiyanischen Königsfamilie, landete im Raumflughafen von Sadala. Jeder Anwesende, egal ob Ingenieur, Wache, Krieger oder Passant, der gerade in Sichtweite war, eilte neugierig herbei. Als die Tür sich öffnete und eine Rampe sich hervorschob, standen alle Wachen zweireihig Spalier und der Rest in gebührenden Abstand. Als erstes trat, mit wehenden Umhang und großen Schritten, die Hauptperson hervor, gefolgt von einem Hünen mit Glatze und einem weiteren, großgewachsenen Krieger mit hüftlangen Haaren. Ehrfürchtig wurden sie beobachtet, während sie das Raumschiff verließen. Radditz zog genüsslich die Luft ein. „Ahhh, Heimatluft“ murmelte er zufrieden und Nappa brummte zustimmend. Nach sieben Jahren Reisen und diversen Missionen waren sie endlich wieder zurück in die Heimat: da wurde sogar diesen groben Kerle ganz warm ums Herz. Sie folgten Vegeta, der stumm die Reihen der wartenden Saiyajins mit demütig gesenkten Köpfen und der rechten, geschlossenen Faust vor der Brust, entlang schritt und ihnen keinen Blick zuwarf. Ungeduldig wollte der Kronprinz zu seinem Ziel, den Königspalast und ignorierte jeden. „Was ist meine Aufgabe, nachdem wir den König unsere Aufwartung gemacht haben?“ flüsterte Radditz dem älteren Nappa fragend zu. Der strich sich nachdenklich den blanken Schädel. „Hm, du bekommst deine neuen Gemächer im Palast zugewiesen…falls sie schon bereit sind. So langsam, wie die manchmal sind, müssen die vielleicht erst noch vorbereitet werden. Tja, dann sehen wir weiter, was der König mit uns vorhat. Aber ein paar Wochen dürfen wir bestimmt wieder in der Heimat verbringen, bevor es wieder losgeht.“ Radditz lächelte zufrieden. Seine eigenen Gemächer im Palast; nicht schlecht. Nicht so wie früher die Massenunterkünfte in den Kasernen oder sein altes Kinderzimmer, was er mit seinen Geschwister teilen musste. Endlich sein eigener, privater Platz. Da fiel ihm ein…egal, ob die Gemächer fertig waren oder nicht; er könnte auf jeden Fall seine Familie mal wieder besuchen und dort eine Nacht verbringen. Einerlei, ob seine Eltern gerade da waren oder nicht…es gab eine Person, die keine andere Möglichkeit hatte und daher IMMER dort war. Was seine Schwester die letzten sieben Jahren wohl getrieben hatte? Für die drei starken Krieger dauerte es nur Minuten, um zum Königspalast zu fliegen. Man hatte schon von des Prinzen Ankunft gehört, denn kaum trat Vegeta durchs Tor, als die Wachen hier ebenfalls Spalier standen; in derselben ehrfurchterbietenden Position wie ihre Kollegen zuvor. „Heil, Prinz Vegeta“ riefen sie laut bei seiner Ankunft. „Siegreich und stark!“ Sein Mundwinkel zuckte nach oben; der einzige Hinweis darüber, erfreut zu sein. Dann marschierte er ins Innere des Palastes, Nappa und Radditz in seinem Fahrwasser. Während Vegeta durch die hohen Flure über dicke Teppiche schritt, fiel sein Blick nebenbei auf die kostbaren Kunstwerke, die entlang der Gänge beiläufig abgestellt waren: ein Teil der Sammlung seiner Familie, die Beute von Generationen. Angefangen hatte alles mit dem Schloss selbst, dass sein Urgroßvater Vegeta I. vom König der Tsufurjins erobert und damit seine eigene Dynastie gegründet hatte. Seine Nachkommen hatten es fleißig mit Beute oder Tributen von besiegten Völkern aufgefüllt. Bei manchen handelte es sich um die letzten Überbleibsel untergangener Kulturen, was ihren Wert noch steigerte. Die Saiyajins besaßen kein großes Kunstverständnis und konnten den exakten Wert nicht genau abschätzen. Aber wenn es silbern oder golden funkelte oder mit Juwelen verziert war oder in einem Haus eines ehemaligen Reichen und nun Toten hing, dann musste es wertvoll sein. Er entdeckte Stücke aus seinen Raubzügen, die er in den letzten Jahren nach Vegeta-Sei geschickt hatte und die nun ebenfalls präsentiert wurde, um Gästen die Macht der Saiyjains zu demonstrieren. Vegetas zweiter Mundwinkel zuckte ebenfalls stolz nach oben und nun bildete sich ein dünnes Lächeln auf den Lippen, während er selbstsicher den Gang hinab marschierte. Vor ihm erhoben sich die prächtigen Flügeltoren des Einganges zum Thronsaal, die sich nun erhaben öffneten und den Saal präsentierten, mit seiner hohen Decke und den bunten Mosaik-Fenstern. Neben dem roten Teppich, der zum goldenen, mit Flammen verzierten Thron führte, standen die Elite-Krieger in ihren violetten Umhängen in einer Reihe. Vegeta warf auch ihnen keinen Blick zu, sondern konzentrierte sich auf den Mann, der eisig auf seinem Thron saß, die Hände auf den Lehnen; von seinen beiden Leibwächtern umgeben. Sein Vater hatte sich in den letzten Jahren nicht verändert: immer noch umgab ihn eine Aura von Macht und Strenge. Unter seinen kalten Blicken schwitzten selbst die härtesten Krieger. Er trat näher zu ihm und hielt respektvoll vor den Stufen des Thrones inne, um seinen Kopf zu beugen. Radditz und Nappa blieben drei Meter hinter ihm stehen und sanken dort auf die Knie, Kopf tief gebeugt; ihr niederer Rang verbot es ihnen näher zu kommen. Im Saal herrschte Totenstille. Vegeta wartete darauf, dass der König als Ranghöchster zuerst sprach. Vorsichtig hob er den Kopf an, da die Stille anhielt. Aus nächster Nähe konnte er das stolze Lächeln unterm Schnurrbart und das Wohlgefallen in seinen Augen erkennen. „Mein Sohn, du bist erfolgreich zurückgekehrt“ fing König Vegeta an. Seine Stimme war ruhig und verhalten, aber bis in die hinterste Ecke des Saales deutlich zu hören. „Deine Leistungen sind beeindruckend. Du bist ein Vorbild für alle Saiyajins“ lobte er ihn. „Aber nach siebenjähriger Abwesenheit wird es Zeit, dass du dich um deine Pflichten als Thronfolger kümmerst.“ Sein Blick fiel bedeutsam auf die beiden knienden Krieger. „Von deinem fünfzehnköpfigen Eliteteam sind nur diese beiden übriggeblieben?“ ein leichter Spott war zu hören. Vegetas Augen verengten sich. „Die andere ließen sich zu schnell töten“ gab er zurück. Von seinem bunt gemischten Team hatten ausgerechnet Nappa, der Älteste und Radditz, der Schwächste überlebt. Die anderen Mittel- und Elite-Krieger hatten sich zu dämlich angestellt; waren in offensichtliche Fallen getappt oder hatten ihre Gegner unterschätzt. Sein Vater schüttelte missbilligend den Kopf. „Das richtige Führen seiner Leute gehört zu den Pflichten eines guten Anführers“ kritisierte er den Führungsstil seines Sohnes. „Ich finde, dass man von einem Soldaten, der sich selbst Elite-Krieger schimpft, ein gewisses Maß an Eigen-Initiative erwarten darf“ erwiderte dieser lapidar. Ein leises, dumpfes Lachen war vom König zu hören. Dieses seltene Zeichen seiner Amüsiertheit lockerte die Stimmung etwas auf. Er stand vom Thron auf, der Umhang wehte majestätisch und mit einer Handbewegung entließ er seine Krieger. „Ich will mit meinem Sohn allein sein. Verschwindet!“ Das Empfangskomitee war damit entlassen und Vegeta folgte seinem Vater von einem Seitengang hinter dem Thron zu den persönlichen Gemächern. Dort, wo sich sein Vater um die Regierungsgeschäfte kümmerte und die meiste Zeit verbrachte. Er erinnerte sich daran, als sein Blick beiläufig den großen, marmornen Schreibtisch streifte, wo er den König früher oft dahinter sitzend gesehen hatte. Ein kurzer Blick auf seinem Vater war ihm erlaubt gewesen, bevor sein Vater ihn ungeduldig weggeschickt hatte und sich die Tür wieder verschloss. König Vegeta ging aber auf die samtenen, dicken Sessel zu, die einladend vor einem großen Fenster mit schönem Ausblick standen und schenkte aus einer Karaffe eine rote Flüssigkeit ein. Anstatt es selbst zu trinken, überreichte er den verzierten Kelch an seinen Sohn weiter: eine Einladung zum Entspannen. Vegeta nahm den Kelch an, setzte sich in einen der dargebotenen Sessel und nahm vorsichtig einen Schluck. Der Empfang war besser als erwartet, aber er blieb misstrauisch. Sein Vater war kein Mann, der einen über den Klee lobte, auch nicht den eigenen Sohn. So wie er da über ihm stand, die Arme hinter den Rücken verschränkt und ihn prüfend von oben betrachtete…Vegeta konnte die Kritik spüren, die in der Luft lag. „Du bist stark geworden…“ begann der König „aber nicht größer. DAS hast du von deiner Mutter geerbt. Sie war so zierlich…“ er verstummte; sein Blick glitt gedankenverloren über den jungen Mann, zu dem sich sein Sohn entwickelt hatte. Vegetas Stirn runzelte sich. Kritik hatte er erwartet, aber DAFÜR konnte er nichts. Sein frühzeitig gestopptes Wachstum war ein Merkmal, dass man nicht laut kritisieren durfte, wenn man sich keine Backpfeifen einhandeln wollte. Aber dazu die Erwähnung von IHR…seit ihrem Tod wurde die Königin nicht mehr erwähnt, also warum fing er damit an? Statt eine schnippische Antwort zu geben, verhielt er sich ruhig und nahm noch einen Schluck vom Wein. Er ließ sich nicht so billig provozieren. Wenn ihm eines die letzten Jahre gelehrt hatten, dann war es Geduld und Selbstkontrolle. „Dein Powerlevel ist beachtlich…über 15.000… und deine Grenze hast du anscheinend immer noch nicht erreicht“ sprach sein Vater weiter, als er immer noch keine Antwort gab. Vegeta unterrückte ein selbstgefälliges Schmunzeln, als er den Neid in der Stimme seines Vaters hörte. „Doch ein König muss seine Leute führen können und da hilft deine Stärke dir nur wenig. Die Überbleibsel deiner Mannschaft beweisen das. Ich habe dich zurückbeordert, damit deine Ausbildung als Kronprinz hier fortgesetzt wird“ erklärte sein Vater. „Du bist achtzehn. Es wird Zeit, dass du lernst, wie Regieren tatsächlich aussieht.“ „Hast du für den Papierkram nicht deine Minister?“ fragte Vegeta, der seinen Unmut über diese Pläne nicht verstecken konnte. „Glaubst du, diesen Schlangen ist zu trauen? Du warst lange weg. Freu dich, die nächsten Wochen erhältst du eine neue Herausforderung“ der König schenkte sich selbst ebenfalls ein Glas ein und trank es in einem Zug leer. „Du kannst in deiner Freizeit immer noch trainieren, kämpfen oder vielleicht ein paar Mädchen kennen lernen, aber den Hauptteil wirst du hier im Palast verbringen. Gurki freut sich schon auf dich.“ „Gurki? Der lebt immer noch?“ fragte Vegeta ungläubig. Der Alte musste schon an die siebzig an; ein hohes Alter für Saiyajins. „Und was soll diese Bemerkung wegen Weibern?“ Sein Vater schenkte ihm ein schmales, spöttisches Lächeln. „Denk an die Blutlinie: Je mehr Kinder, umso besser. DU kannst es dir leisten. Unser Volk muss stärker werden und unglücklicherweise habe ich nur zwei Söhne gezeugt, von dem man einen vergessen kann.“ „Tarble lebt also noch?“ fraget Vegeta desinteressiert. Die Impotenz seines Vaters wollte er jetzt nicht erwähnen. Keine seiner Mätressen hatte ihm weitere Kinder geschenkt? Woher kam es nur, dass die Saiyajins immer weniger Kinder zeugten? Lag es an den Männern oder Frauen? Es betraf besonders die Elite-Krieger, sie zeugten die wenigsten Kinder. Egal, keine Konkurrenz, wenn es um den Thron ging. „Auf diesen Planeten voller Schwächlinge, wo ich ihn hingeschickt habe, wird er wie ein König behandelt. Er liegt so weit abseits, dass niemand von ihn hören wird; ein kleiner, uninteressanter Planet. Damit liegt die Last unseres Volkes bald nur noch auf deine Schulter.“ „Hab ich was verpasst oder liegst du im Sterben?“ fragte Vegeta argwöhnisch. Die Ausbildung zum Regieren, die Aufforderung Kinder zu zeugen…das klang so panisch. Sein Vater lachte kurz und hart. „Das süße Leben des Herumtreibens ist vorbei, mein Sohn. Jetzt lernst du die Pflichten eines Erwachsenen kennen und die sind nicht immer angenehm. Du bist stark genug und brauchst erstmal keine Missionen in der Ferne; jetzt stehen andere Dinge auf den Plan.“ Dumpf starrte Vegeta aus dem Fenster und leerte lustlos sein Glas. Er wusste, er konnte hier nicht verhandeln oder Einspruch erheben. Er musste seine Pflicht erfüllen. Das einzige Positive war die offene Erlaubnis, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen, aber das fühlte sich nicht besonders gut an, wenn man unter Beobachtung stand und Druck wegen Nachwuchs gemacht wurde. Die Saiyajins waren ein promiskuitives Volk, dass Sex genoss und abgesehen von dem Verbot, sich an Kindern zu vergreifen, keine Tabus kannte, solange es im gegenseitigen Einverständnis geschah. Lebensschwüre wie der Sarang waren dafür nicht nötig und Kinder, die bei der Auslebung ihrer Lust entstanden, wurden in der Gemeinschaft aufgezogen. Alleinerziehende Frauen gab es dadurch nicht; offene Partnerschaften dafür schon. Auch Vegeta konnte von diesen Traditionen profitieren, ohne dass eine dieser Frauen gleich als zukünftige Königin galt. Dieser Auswahl-Prozess war komplizierter. Als stärkster Krieger und Thronfolger konnte er sich die Aufmerksamkeit der Frauen gewiss sein, von seinem guten Aussehen ganz zu schweigen. Aber irgendwie lockte es ihn nicht. Eine Jagd war aufregender, wenn die Beute sich wehrte und nicht bei seinem Anblick gleich auf den Rücken fiel und ihm die Kehle darbot…oder in seinem Fall die Schenkel öffnete. Im nördlichsten Dorf, von Sadala ausgesehen, nahe der Waldesgrenze, war Gine im Keller der Nahrungseinheit mit ihren Aufgaben beschäftigt. Sie schritt die großen und kleinen Fässer entlang und glich sie mit ihrer Liste ab. Sehr gut, alles schien noch frisch und genießbar zu sein. „Gine, die neue Schülerin ist da“ rief eine Frauenstimme von oben und Gine antwortete ihr laut mit einem „Ich bin gleich da.“ Nur noch die zwei letzten Fässer auf Lecks, komische Gerüche oder andere Schäden kontrolliert, dann verließ sie auch schon den Keller und schritt die Treppe nach oben, wo ihre Kollegin mit einem jungen Mädchen sprach. Beide sahen auf, als Gine näherkam und ihre durchgearbeitete Liste weitergab. „Ich kümmere mich um sie. Die Fässer sind in Ordnung und können in den nächsten Tagen geleert und der Inhalt verteilt werden“ gab sie die Anweisung und ihre Kollegin nickte diensteifrig. Gine wandte sich nun mit einem freundlichen Lächeln dem Mädchen zu, dass sie seltsam ehrfurchtsvoll anstarrte. „Also, mein Name ist Gine. Wer bist du?“ fragte sie die Neue, die ab sofort bei der Nahrungseinheit ausbildet werden sollte. Aufgeregt, mit geröteten Wangen, stellte sich das Mädchen, dass eine hübsche, dunkelblaue Tunika mit violetter Schärpe trug, vor. Ihre schwarzen Augen waren weit aufgerissen, während es eilig aus ihr raussprudelte. „Bitte nennen Sie mich Chi-Chi; so nennen mich alle meine Freunde. Ich bin dreizehn Jahre alt und habe bislang nur für meinen Vater gekocht. Ich fühle mich ja so geehrt, dass ich von der legendären Köchin Gine lernen darf. Ich finde Sie sooo toll“ schwärmte sie. Gine Lächeln gefror und wurde wacklig, während sie das Lob abwinkend annahm. Seit zwei Jahren nannte man sie teils ernst, teils scherzhaft eine legendäre Köchin wegen ihrer Neuentwicklungen, Rezepte und Ideen. In Wirklichkeit waren es nur die Resultate, die sie zu Hause mit ihrer heimlichen Tochter entwickelt hatte. Gine bekam jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn man sie so deswegen ehrfurchtsvoll behandelte und auch jetzt war es ihr unangenehm. Schnell versuchte sie, die Kleine abzulenken. „Chi-Chi, also? Gut, dann folge mir mal. Ich zeige dir die Messer und dann hilft du erst mal beim Schneiden. Das Fleisch muss vom Knochen gelöst werden“ sie zeigte dem Mädchen einen freien Tisch, an dem es arbeiten konnte. Da sie noch etwas klein war und kaum über den Rand gucken konnte, holte sie einen Schemel hervor, auf dem sie stehen konnte. „So, ab sofort ist das dein zukünftiger Arbeitsplatz. Wir werden dir zeigen, wie Lebensmittel am besten zubereitet werden können, damit sie nahrhaft und lange haltbar sind. Wir bereiten die Rationen für die Bewohner zu sowie die Reise-Pakete für die Krieger. Außerdem sind wir für das Zerteilen von sehr großer Beute zuständig, sowie für das Einlegen und Einkochen. Manchmal müssen wir auch fremde, mögliche Nahrung untersuchen und zubereiten. Du bekommst gleich deine eigenen Messer. Pass immer auf sie auf. Du wirst lernen, sie selbst zu schleifen. Denk daran, sie sauber zu halten. Lass uns auch deine Schutzkleidung besorgen: Handschuhe und eine Schürze, damit du dich nicht schmutzig machst.“ Kritisch begutachtete sie das lange, glatte Haar ihres Gegenübers. „Ich gebe dir auch gleich ein Band, mit dem du deine Haare hochstecken kannst.“ „Jawohl, legendäre Köchin Gine“ nickte Chi-Chi bewundernd. „Und bitte nenn mich wie jeder hier nur „Gine“. Ab sofort arbeiten wir schließlich zusammen.“ Chi-Chi bekam vor Bewunderung fast den Mund nicht zu. „Aber…aber das geht doch nicht. Ich meine, Sie…du…du hast die Schleimaale zubereitet…und die harten Rubin-Krebse geknackt…das Entgiften der Kugelfische…und dann diese neue Gewürze entdeckt, die man durch das Trocknen der Samen dieser komischen, bitteren Beeren gewinnt…“ zählte sie ehrfürchtig die Erfolge auf. Gine massierte sich etwas genervt die Nasenwurzel. Nein, alles waren Entdeckungen von Bulma beziehungsweise Bardock, der ihr die unbekannten Sachen von seinen Reisen mitgebracht hatte, mit denen sie dann experimentiert hatte. Gine hatte zwar bei den Rezepten mitgeholfen, aber Bulma hatte die Zubereitungsmethoden gefunden. Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte hatte man Gine vor einem Jahr zur Leiterin dieser Einheit befördert, weshalb sie nun mehr mit Entwicklung und Organisation beschäftigt war. Eine leichtere Arbeit, die ihr gut von der Hand ging, aber sich mit den Erfolgen ihrer Tochter zu brüsten, ging gegen Gines Ehre. Aber da niemand von Bulma wusste, konnte sie kein Wort darüber sagen und es wäre schade gewesen, wenn die Saiyajins nicht von ihren Versuchen profitieren würden. So, wie es vor Jahren mit den Schleimaalen begonnen hatte… Gine gab der kleinen Chi-Chi alles, was sie benötigen würde und zeigte ihr die ersten Schritte. Das grob zerkleinerte Fleisch musste gewaschen, abgetupft, vom Knochen gelöst und in kleinere Stücke geschnitten werden, damit sie am nächsten Tisch in Marinade eingelegt werden konnten. Dadurch wurde das Fleisch zarter und köstlich gewürzt. In der großen Hütte waren die Frauen und einige Männer an mehreren gekachelten Tischen mit dem Zerteilen und Zubereiten beschäftigt. Auf ständig geheizten Öfen wurde in hohen Töpfen gesotten und gedämpft, es musste schmutziges Geschirr gewaschen werden und oft kam ein Transporter vorbei, von dem man ab- und auflud. Draußen gab es ein paar halbrunde Öfen in ständiger Hitze, aus Ziegelsteinen gemauert, wo Brot gebacken und Fisch geräuchert wurde. Außerdem gab es noch ein Extra-Gebäude, komplett aus Stein gebaut, wo geschlachtet wurde und die gröbste und härteste Metzger-Arbeit erledigt wurde. Dank der steinernen Bebauung war es dort sogar im Hochsommer kühl und der Geruch des frischen Blutes drang nicht nach draußen und lockte Schädlinge an. „Hallo, Mama“ eine bekannte Jungenstimme kam von Toreingang und Gine drehte erfreut den Kopf bei ihrem Klang. „Hallo, Kakarott, holst du unsere Rationen ab? Sehr schön“ strahlte Gine ihren Sohn an, der sie mit dem gleichen Lächeln zurück grüßte. Chi-Chi hob neugierig den Kopf von ihrer neuen Arbeit und betrachtetet neugierig den Neuankömmling, der von ihrem Vorbild geherzt wurde. Ein Junge mit strubbeligen Haaren und in einem dunkelroten, ärmellosen Hemd und langen Hose in der gleichen Farbe, gegürtet mit einem schwarzen Obi, stand vor dem Eingang. Auf dem Rücken war ein Stab gegürtet und abwartend blieb er an seinem Platz stehen, um niemanden im Weg zu sein. Chi-Chi verzog abschätzend den Mund. Das war also der Sohn ihres großen Vorbildes? Er wirkte unbedarft und trug keine Rüstung, also schien er nicht besonders stark zu sein. Aber er hatte ein nettes Lächeln und schöne Augen, das musste sie zugeben; ähnlich wie Gine. Gine brachte zwei Bündel zu ihm und er schulterte sie mit seinem Stab auf den Nacken. „Ach, warte, die Marmelade ist auch gleich eingekocht. Eine neue Sorte. Warte hier“ fiel es Gine ein und eilig rannte sie fort. Kakarott blieb gehorsam stehen und sah sich gelangweilt um. An der Decke baumelten getrocknete Fleischstücke, die heute alles noch zerkleinert werden mussten und wie üblich war es wuselig in der großen Hütte mit den lehmverputzen Wänden und den kalten Steinfließen auf den Boden: Saiyajins, die ihr Essen abholten und die Saiyajins, die hier arbeiteten; ein ständiges Kommen und Gehen. Die Werkstätte der Nahrungseinheit war deswegen immer eine Art Treffpunkt der Saiyajins, ähnlich wie die Fressstände in der Hauptstadt. Sein Blick fiel nebenbei auf die junge Saiyajin, ungefähr in seinem Alter, die noch etwas unbedarft am Fleisch schnibbelte. Sie zuckte ertappt zusammen und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit, aber unter ihren langen Wimpern warf sie ihm vorsichtige, neugierige Blicke zu. Chi-Chi strich sich eine Strähne hinters Ohr zurecht, während sie beiläufig, wie zufällig, wieder in seine Richtung guckte. Ihre Lippen zuckten herablassend. Sie war das schönste Mädchen im Dorf und daran gewöhnt, von den Jungs angestarrt zu werden. Sie hatte Gines Sohn zwar bislang noch nie gesehen, aber er würde ihr bestimmt auch gleich eines der üblichen Komplimente machen und versuchen, sie zum Essen einzuladen; so wie sie es gewohnt war. Sie schenkte ihm ein schönes, unverbindliches Lächeln und wandte sich ihrer Arbeit wieder zu. Während sie sich aufs Schneiden konzentrierte, konnte sie das leise Tapsen seiner Schuhe herannahen hören. Chi-Chis Rücken streckte sich herausfordernd, ihre Finger glitten fester um den Griff des Messers. Spielerisch bewegte sie ihre Hüften leicht und drehte ihren zarten Nacken. Sollte sie für ihn eine Ausnahme machen und die Einladung annehmen oder mit ihm spielen? Er sah noch so unbedarft und schüchtern aus; das war etwas Neues. Zusätzlich war er der Sohn ihres Vorbildes… „Hier sind die Gläser. Ich packe in jeden Beutel eines rein“ hörte sie Gines Stimme und Chi-Chi hob leicht den Kopf an. Gine war lautlos nähergekommen und ihr Sohn war ihr entgegengetreten, nicht auf Chi-Chi zu. Nun balancierte er die beiden Beutel jeweils auf seinem Stab-Ende und hielt sie der Köchin entgegen, damit sie die Gläser darin verstauen konnte. Gien strich ihren Sohn lobend über den Kopf. „Sei vorsichtig mit deiner Ladung. Ich werde heute Abend pünktlich heimkommen“ verabschiedete sie sich und Kakarott nickte lachend. Er drehte sich um und schritt zum Ausgang, wobei er an Chi-Chis Tisch vorbeikam. // gleich fragt er mich…gleich spricht er mich an…// erwartete das Mädchen und setzte eine unbeteiligte, unschuldige Miene auf. Doch zu ihrer Überraschung schritt er schnurstracks an ihr vorbei, nur Augen auf den Ausgang. Überrascht sah sie auf und blinzelte, doch der Junge drehte sich nicht um, sondern trat hinaus, ohne einen Blick nach hinten zuwerfen. Chi-Chis Augen weiteten sich erschrocken. War es schon so weit, dass sie ignoriert wurde!? Was fiel ihm ein? Er war so…so…so ganz anders als die anderen…Interesse brannte auf und sie sah ihm nach, bis seine Silhouette verschwand. Gine sah ihrem Sohn lächelnd nach. Immer noch erlaubten sie ihm nicht, die Rüstung des geprüften Kriegers zu tragen, aber Kakarott bestand auch darauf nicht. Die weiche Stoffkleidung war ihm sogar lieber. Die starken Verletzungen von vor vier Jahren waren ohne Nachteile ausgeheilt und ihr Sohn hatte dadurch sogar eine Kampfstärke von 1.600 erreicht. In seinem Alter von dreizehn Jahren war es ein sehr guter Wert, aber sein sanftmütiger, offener Charakter empfahl ihn nicht für die Missionen, an die Bardock teilnahm. Gine war froh, dass er trotzdem keine körperlichen Beeinträchtigungen erlitten hatte und immer noch frohgemut und locker war. Seine Auszeichnung als Krieger hatte ihn mit neuem Optimismus versorgt, aber seinen Respekt vor dem Leben nicht geschmälert. Im Gegenteil und das war ein anderes Problem…ein leichtes Trauma schien er doch durch diesen Angriff erlitten zu haben. Bardock und Gine waren sich einig: Kakarott würde noch die nächsten drei Jahre auf Vegeta-Sei verbringen, solange es keine passende Mission für ihn gab. Sie zögerten seine Missionen heraus, solange es ging, denn…Er weigerte sich zu töten. Selbst die Jagd hatte er aufgegeben, stattdessen fischte er nur noch. Er konnte die Tiere nicht mehr töten, denn sobald er in ihre Augen sah und die Todesangst erkannte, überkam ihn Mitleid…die Seele selbst war in ihren Augen sichtbar. Kakarott wusste genau, was sie fühlten. Auf Fleisch verzichtete er beim Essen nicht, dafür schmeckte es ihm zu gut, aber er wollte es nicht mehr erlegen. Seine Freizeit verbrachte er mit langen Wanderungen in den Bergen und einsamen Training, wo ihn niemand folgen durfte. Manchmal blieb er sogar ein-zwei Tage weg, aber dank seines hohen Powerlevels, der Eigenschaft zu fliegen und seiner Tapferkeit, ließen seine Eltern ihn machen: sie wussten, er konnte sich wehren und fand den Weg zurück. Er war ein lieber Junge, aber dieses eigenbrötlerische Verhalten machte ihr schon Sorgen. Seine Schwester war da ähnlich. Sie seufzte und drehte ihren Kopf, um nach der Neuen zu sehen. Sie ertappte sie dabei, wie sie stirnrunzelnd zum Ausgang sah, wo Kakarott gerade verschwunden war. „Ist alles in Ordnung, Chi-Chi?“ Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen. „Äh, ja, aber…Gine, fängt meine Schönheit bereits an zu schwinden?“ „Hm?“ Gine blinzelte sie fragend an. Was war denn das für eine seltsame Frage. „Äh, ich meine, dein Sohn…erzähl mir von ihm“ säuselte Chi-Chi interessiert. „Werde ich ihn öfters hier sehen?“ Bevor Gine darauf eine Antwort geben konnte, trat eine Kollegin aufgeregt zu ihr, einen Scouter in ihren Händen. „Gine, ich habe gerad gehört, dass heute ein Raumschiff mit dem Prinzen drin gelandet ist. Dein Sohn ist auch dabei gewesen.“ „Radditz ist wieder da?“ staunte Gine. Vergessen waren Chi-Chi und ihre Frage. Gine stürmte los und rief über ihren eigenen Scouter ihren Gefährten an. Kakarott schwebte hoch, seine Fracht vorsichtig balancierend und flog über den Wald. Sorgsam behielt er die Umgebung im Blick, um nicht die Aufmerksamkeit eines Jägers, tierisch oder Saiyanisch auf sich zu ziehen. Es gab gierige Raubtiere, die sich gerne eine Extra-Portion schnappen wollten. Als Kakarott vor Monaten von den Überfällen gehört hatte, hatte er seine Mutter angeboten, ab sofort die Rationen für die Familie abzuholen. Es war sicherer, als sie abends alleine zur Dämmerungszeit mitzunehmen. Seine Mutter war einverstanden und erfreut gewesen. Seine Eltern glaubten, mit einer Kampfkraft von 1.600 war er sicher, aber sie wussten nicht, dass er sogar doppelt so stark war. Immer noch unterdrückte er ständig sein Kampflevel. Kakarott spürte eine bekannte Aura: sie war schwach, eine kleine blaue Flamme, aber ihm wohlbekannt, weshalb er sie trotzdem spürte. Er flog tiefer und ging durch den dichten Wald; versuchte sie zu finden. Auch Bulma war im Unterdrücken ihrer Aura noch besser geworden. Sie konnte sich mittlerweile fast unsichtbar machen, nicht nur wegen ihrem schwachen Ki, sondern auch wegen ihrer Fähigkeiten im Schleichen und Verstecken. „Bulma?“ „Ich bin hier“ erschallte ihre Stimme hinter einem grünen Dickicht und er zwängte sich durch, immer noch vorsichtig seine Fracht balancierend. Er fand seine Schwester, die sich knieend über eine kleine Maschine beugte. „Warum machst du das hier und nicht zu Hause?“ fragte er. Sie stand auf und legte das Werkzeug zur Seite. Sie klopfte sich das Gras von ihrer groben, langen Hose, die sie trug; ihre Lieblings-Arbeiterhose dank der vielen Taschen, die sie angenäht hatte. Ihr grünes, weites Shirt hatte sie über den flachen Bauch zusammengeknotet, damit es enger saß. Kakarott musste etwas den Kopf heben, wenn er seine Schwester ansah. Sie hatte in den letzten Jahren ihren Wachstumsschub bekommen und war mit ihren fast 17 Jahren bald ausgewachsen. Immer noch wuchsen ihre Haare ungehindert, weshalb sie in regelmäßigen Rhythmus mit ihren Frisuren experimentierte. Heute trug sie ihre Haare in einen nachlässig geflochtenen Knoten am Hinterkopf, mit einer glatten Holznadel drin und seitlich herausfallender Strähnen. Sie zog ihre Handschuhe aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. „Nur eine Sicherheitsmaßnahme. Falls etwas explodiert, sollte es nicht in der Nähe unseres Hauses sein“ erklärte sie. Kakarott verdrehte die Augen. Dinge, die schon öfters passiert waren. Zum Glück hatte Bulma jetzt ihre eigene Werkstatt. Sie winkte ihn zu sich. „Komm, ich zeig es dir.“ Sie drückte auf einen Knopf seitlich der Maschine und mit einem rauchenden Knall verschwand sie. Stattdessen war eine kleine Kapsel auf der Erde zu sehen. Bulma hob sie auf, trat ein paar Schritte zurück, ihr Bruder machte es ihr nach und dann drückte sie auf die Kapsel und warf sie mit einen weiten Schwung nach vorne. Kaum hatte die Kapsel den Boden berührt, ertönte ein leiser Knall und die Maschine stand wieder da. Kakarotts Augen wurden groß und Bulma grinste selbstbewusst. „Es funktioniert“ sagte sie zufrieden und besah prüfend den alten Putzroboter, den sie für Probezwecken ausgewählt hatte. Es fehlte nichts. Der Roboter war wie geplant verkleinert und wieder vergrößert worden und seine Systeme funktionierten auch noch. „Endlich fertig. Damit kann ich Roboter, Zubehör oder Fahrzeuge verkleinern und immer bei mir tragen“ erklärte sie grinsend ihren Bruder, der deutlich beeindruckt war. Sie drückte wieder auf den kleinen Knopf, verwandelte den Roboter und steckte die Kapsel in ihre Hosentasche. Nun bemerkte sie erst die Bündel, die ihr Bruder trug. „Ui, da hat Mama dir aber wieder viel mitgegeben. Reiche Beute, hm? Komm, lass uns heimgehen, damit es kühl gelagert wird“ sagte sie mit einem Kopfnicken in Richtung Heimat. Sie packte schnell noch das Werkzeug in ihre Tasche und hob diese auf. Gemeinsam schritten sie durch den Wald. Die Luft war angenehm warm; es roch nach frischen Blumen und Holz und die Sonne schien durch das Blätterdach. „Willst du noch was essen oder fliegst du gleich wieder los?“ fragte Bulma. Der Tagesablauf ihres Bruders verlief oft gleich: zuerst machte er ein leichtes Frühtraining am See, dann gab es Frühstück, dann eine Runde Meditation, dann holte er die Rationen ab und flog dann schnell zur Tsufuru-Basis, wo er sein Mittagsmahl zu sich nahm, um danach hart bis zur Abenddämmerung zu trainieren. „Ich esse dort was. Brauchst du was von der Basis?“ fragte er zurück. Sie schüttelte den Kopf. Oft begleitete seine Schwester ihn; manchmal holte sie auch nur Dinge, die sie für ihre Experimente benötigte. Ab und zu war es in den letzten Jahren dazu gekommen, dass ihre Eltern wieder auf eine kleine Mission gingen und die Kinder für ein paar Monate alleine ließen. Diese Zeit hatten sie dann in der Basis verbracht; die Annehmlichkeiten der Roboter und modernen Technik genießend. „Wie weit bist du eigentlich mit deinem GR-Training?“ fragte sie. „Gut“ strahlte er sie an. „Ich kann schon drei Stunden bei drei G trainieren, bevor es zu viel wird. Da du diese nervigen Warnlampen ausgeschaltet hast, kann ich endlich länger trainieren.“ „Naja, die Tsufurujins hatten nicht solche robuste Körper. Eine so hohe Gravitation auf Dauer auszuhalten, wäre für sie lebensgefährlich gewesen. Deswegen solltest du auch aufpassen und dich nicht überanstrengen“ warnte sie. Beeindruckt warf sie ihrem Bruder einen Seitenblick zu. Der GR vervielfachte die Gravitation des Planeten und Vegeta-Sei besaß eine recht hohe Erdanziehungskraft. Was im GR nur dreifache Verstärkung bedeutete, konnte auf andere Planeten eine sechzigfache Erdanziehungskraft bedeuten. Der Pfad wurde deutlich breiter und ebener und sie konnten allmählich die Umrisse der Hütte erkennen. Der Garten von Bulma war in den letzten Jahren fleißig gewachsen, ebenso die Blumen und Bäume, die sie drumherum gepflanzt hatte. Von oben war die Hütte dank des vielen Grüns kaum noch erkennbar. Neben Haupthaus und Garten befand sich eine kleinere Hütte, die erst im letzten Jahr gebaut worden war, damit Bulma ihr eigenes Reich für sich hatte. Weil beide Kinder größer und ihr Kinderzimmer damit enger wurde, hatten ihre Eltern dies beschlossen. In Bulmas eigener Hütte standen ihr Bett, ihre Kleidung und viele Regale, gut gefüllt mit Büchern, Werkzeug und metallenen Einzelteile, sowie ein breiter Tisch zum Arbeiten. Kakarott hatte sich dadurch im alten Kinderzimmer ausbreiten können. Aber immer noch traf sich die Familie gemeinsam zum Frühstück und Abendessen im Haupthaus oder zum warmen Bad. Für Bulma war diese neue Art der Privatsphäre, in Nachbarschaft ihrer Eltern, eine perfekte Mischung zwischen Schutz und eigenem, abgeschirmten Privatbereich. Nun konnten die Geschwister endlich ihre Privatsphäre genießen und nach ihrem eigenen Zeitablauf leben ohne den anderen zu stören. Kakarott ging früh ins Bett und stand im Morgengrauen auf, während seine Schwester bis spät abends an etwas arbeitete und dann entsprechend lange schlief. Plötzlich erstarrte Bulma und blieb erschrocken unter den Bäumen stehen. Sie kniete sich hinter einen Busch und sah argwöhnisch auf das Haupthaus. Kakarott wollte sie gerade nach dem Grund fragen, als er es auch spürte: eine starke Aura kam vom Haus und sie stammte nicht von seinem Vater. Sie war schwächer, gehörte aber einen starken Saiyajin. „Bleib hier; ich sehe nach“ murmelte er und legte die Lebensmittel vorsichtig ab. Er verließ das schattige Dickicht und schlich leise näher ans Haus heran. Bulma duckte sich tiefer und behielt Bruder und Hauseingang im Blick. Plötzlich öffnete sich die Tür. Kakarott erstarrte und stellte sich kampfbereit auf. Aus dem Schatten des Hauseinganges trat eine große Gestalt ins Licht heraus und baute sich vor dem Jungen auf. Bulmas Augen wurden groß, während sie die Gestalt mit der unbekannten Aura genauer betrachtete. Eine Rüstung mit ausladenden Schulterpolstern, Hüftlanges Haar, ein großer, massiver Körper, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen, während er auf Kakarott herab blickte…es war lange her seitdem sie ihn zuletzt gesehen hatte; aus einer Zeit, als sie noch keine Aura spüren konnte. Doch seine Gesichtszüge und besonders seine Frisur verrieten ihn, auch wenn er in die Höhe und Breite geschossen war. Kakarott hatte ihn noch nicht erkannt, sah ihn immer noch argwöhnisch an; zum Angriff bereit, während der große Saiyajin leise lachte. „Du bist ja gewachsen, kleiner Bruder“ fing er an zu sprechen, in einer für die Kindern neuen, tieferen Stimme, leicht schnarrend. Nach dieser Anrede gab es für Bulma keinen Zweifel mehr. „Radditz?“ fragte sie laut und trat aus ihrem Versteck hervor; ging näher auf ihre Brüder zu. Er drehte den Kopf zu ihr und seine Augen weiteten sich erstaunt. „Bu…Bulma?“ „Oh du meine Güte, ich glaub es nicht“ freudestrahlend rannte sie auf ihn zu und warf sich in seine Arme, die er instinktiv öffnete, um sie aufzufangen. Jauchzend umarmte sie ihn und Kakarott löste seine Angriffshaltung auf, sah aber immer noch misstrauisch auf das schwankende Paar. Auf Radditz Gesicht war deutlich das ungläubige Staunen zu sehen, während er auf den blauen Haarschopf seiner Schwester starrte, die er in seine Arme hielt. Scheiße, die sieben Jahre waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Fort war das süße, kleine Mädchen! Stattdessen war da eine junge, hübsche Frau mit den Rundungen an den richtigen Stellen erschienen; wie er gerade nur zu genau merkte, wo sie sich an ihn schmiegte. „Heilige Scheiße, Bulma, du bist ja gewachsen“ vorsichtig berührte er ihr Gesicht und sah sie fasziniert an. Seine Schwester genoss sein Staunen und lächelte ihn an. „Du auch“ lachte sie. Sie schlang ihre Arme um den massigen Nacken und kräftigen Schultern und spürte seine starken Arme, die sie einige Zentimeter, ohne Aufwand, hochhielten. Radditz konnte seinen Blick nicht abwenden; suchte nach den Resten der kindlichen Bulma in ihren Gesicht. Erst das pikierte Räuspern unterbrach ihn dabei und er drehte den Kopf, wo Kakarott ihn mit gerunzelter Stirn ansah. Radditz ließ Bulma aus seinen Armen los und trat nun auf den kleinen Bruder zu. Bulmas Entwicklung war am Offensichtlichsten, aber sein Bruder hatte sich auch nicht schlecht gemacht. Der Kleine ging ihm zwar nur bis zur Hüfte, aber sein Blick war selbstbewusst. Radditz überprüfte mit einem Klicken auf den Scouter sein Kampflevel. Ein Wert von 1.600…verdammt, was war passiert? In seinem Alter war er nicht so stark gewesen und hatte gerade mal die 1.000-Grenze erreicht. Ein schneller Blick zu Bulma, aber ihr Power Level lag immer noch unter 200. Sie hatte sich kräftemäßig nicht verändert, nur körperlich; wie er mit einem schnellen Seitenblick auf ihre langen Beine registrierte. Sein Blick wanderte höher, über den sanft gerundeten Hintern, den er selbst in dieser unförmigen Hose erkennen konnte, über ihren flachen Bauch, der neckisch unter dem geknoteten Shirt aufleuchtete bis zu den zarten Rundungen darüber, wo sich der Stoff spannte…Yup, eindeutig kein Kind mehr. Bevor Radditz fragen konnte, wie sich sein kleiner Bruder so stark verbessern konnte, piepte sein Scouter warnend auf. Die drei sahen in den Himmel, wo plötzlich Bardock und Gine angeflogen kamen und bei ihnen landeten. „Radditz, tatsächlich“ brummte Bardock, der in Abstand vor ihnen landete und mit verschränkten Armen den verlorenen Sohn musterte. Gine war weniger zögerlich in ihrer Begrüßung und rannte lachend auf ihn zu. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihren Ältesten zu umarmen und er sich zu ihr runter senken, um die Umarmung zu erwidern. „Bist du groß geworden“ wiederholte sie das gleiche wie ihre Kinder und sah bewundernd zu ihm hoch. Radditz Rücken streckte sich unwillkürlich daraufhin noch etwas mehr; die Brust vor Stolz gebläht. Bardock brummte unwillig und trat ein paar Schritte auf ihn zu. Eine seltsame Spannung entwickelte sich, als sich Vater und Sohn in die Augen sahen und sich gegenseitig abcheckten. Gine und ihre zwei jüngsten Kinder traten in den Hintergrund und beäugten das Paar vorsichtig. Bardock sah seinen Ältesten prüfend an, der seine Haltung kopiert hatte und sich überheblich mit verschränkten Armen vor ihm aufbaute. Bardock unterdrückte ein missmutiges Grummeln. Na super, der Zwanzigjährige überragte ihn um eine Kopflänge; wie war denn das passiert? Der Umfang seiner Muskeln hatte gewaltig zugenommen, die er stolz in seiner knappen Rüstung zeigte. Nicht mal anständige Hosen trug er, sondern schwarze, enge Shorts, die nur teilweise von der unteren Rüstung verdeckt wurden. Die zwei roten Bänder, die er jeweils um seinen linken Oberarm und Oberschenkel geschlungen hatte, saßen fest; kurz vorm Platzen durch den Druck der ausgeprägten Muskeln und erfüllten damit das Ziel, den Betrachter zu beeindrucken. Das schwarze Haar war immer noch so lang wie in seiner Kindheit und erinnerte Bardock an einen Igel. Die Gesichtszüge waren schlanker, kantiger; jegliche kindliche Weichheit war vollkommen verschwunden. Radditz Augen glitzerten erwartungsvoll unter den dichten, schwarzen Augenbrauen. Mittlerweile war er kein Kind mehr, sondern ein anerkannter, ausgewachsener Erwachsener. Er hatte seine Stärke durch die zahlreichen Außenmissionen im Geleit des Prinzen bewiesen und eindeutig die Geschlechtsreife erreicht. Bardock ahnte, dass viele Saiyajins in der Hauptstadt respektvoll zurückweichen würden, wenn der großgewachsene Radditz vorbeischritt. Aber für ihn war das immer noch der kleine, vorlaute Radditz, den er einst an seinen Schweif auf den Boden geworfen hatte, ganz egal, was andere sagen würden. Er ahnte, dass der Junge sich nach seinem Respekt sehnte und nach Lob hungerte. Sein sehnsüchtiger Blick verriet ihn, auch wenn er eine hochmütige Miene aufgesetzt hatte; mit einem schiefen, protzigen Grinsen. Noch hatte der Junge nicht gelernt, wie man seine Gefühle komplett verbarg. Bardocks Mundwinkel zuckte spöttisch, aber er beherrschte sich und setzte weiterhin eine stoische, ruhige Maske auf. Er hatte die Erfahrung und wusste, wie man bluffte. Respekt musste man sich verdienen und der Respekt des Vaters war am schwersten zu erreichen. Eher würde der König ihn belobigen und ihn in den Mittelklasse-Stand setzten als das Bardock ein gutes Wort sagen würde. Es würde Radditz zu sehr in den Kopf steigen und er würde sich weniger anstrengen. Nein, er wusste schon, wie er reagieren musste. Er ließ seinen Blick bedeutsam über die großgewachsene Gestalt wandern, bis er wieder an seinem kantigen Gesicht stehen blieb. Langsam trat er näher und strich sich gespielt nachdenklich übers Kinn. Radditz konnte ein arrogantes Schmunzeln nicht unterdrücken. Das war Tag, auf dem er so lange gewartet hatte. Er stand kurz davor, die Anerkennung seines Vaters zu erlangen. In der Luft lag eine sirrende Spannung. Jeder Beobachter hielt erwartungsvoll die Luft an und sah auf das Vater-Sohn-Pärchen. Die nächsten Worte würden für immer in die Geschichte der Familie eingehen. „Du erinnerst mich an meine Schwiegermutter“ sagte Bardock trocken. Radditz Unterkiefer fiel geschockt nach unten, während Bardock schmunzelnd weiterfuhr. „Sie hatte auch diese Haare, diesen Blick und diese Größe. Man, war das ein Besen. Die Frau hatte Haare auf den Zähnen. Du kommst ganz nach ihr.“ Mit offenem Mund und großen Augen starrte Radditz seinen Vater fassungslos an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein?! In diesen geschichtsträchtigen Moment konnte man doch keine Witze machen?! Doch Bardock nickte nur beiläufig und drehte sich wieder um, um mit langen Schritten zu seiner Gefährtin zu schlendern. Von seiner Seite aus war alles gesagt. „Was gibst es zu essen?“ fragte er seine Gefährtin und ignorierte geflissentlich die hoffnungslose Gestalt hinter sich. Bulma und Kakarott fingen bei Radditz erschütternde Fresse leise an schadenfroh zu kichern. Ihr Lachen endete in rasendes, amüsiertes Brüllen, während Bardock seine entspannte Haltung bewahrte. Trotzdem konnte Gine sein amüsiertes Schmunzeln und das Funkeln in seinen Augen sehen. Böse verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte ihn finster an. Nicht nur, dass er seinem Sohn die Freude von väterlichen Anerkennung wegnahm, nein, er machte sich auch noch über ihre Mutter lustig! Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ganz großer Fehler, Freundchen“ sagte sie strafend. Bardock konnte sich nicht mehr zurückhalten und grinste sie schief an. „Was denn, er kommt eindeutig nach ihr“ tat er unschuldig. Bulma und Kakarott hielte sich vor Lachen die Bäuche, während Radditz niedergeschlagen versuchte, eine schnippische Antwort zu finden…erfolglos. Mit offenen Mund, den Zeigefinger nur empört erhoben, aber keine Erwiderung drauf, starrte er auf den Rücken dieses Mistkerls, der seinen großen Auftritt versaut hatte. Gine verdrehte genervt die Augen bei Bardocks schadenfrohen Feixen, der die Reaktionen hinter seinen Rücken richtig kalkuliert hatte: die Empörung bei seinem Ältesten und die laute Häme bei den Jüngeren. Es war anstrengend, sein Pokergesicht zu behalten. Seine eigene Schadenfreude brach hervor und er zog seine Mundwinkel überheblich nach oben. Gines Augen verengten sich. Sie würde ihren Gefährten nicht dafür loben, dass er seinen Sohn mit seiner Schwiegermutter verglichen hatte; nur um seinen Stolz zu verletzen. Vielleicht würden ein paar Schläge mit ihrer Bratpfanne auf seinen Hinterkopf ihn daran erinnern, sich über bestimmte Dinge nicht lustig zu machen. „Los, jetzt, alle rein. Ich mache uns was zu essen“ befahl sie und ihre Stimme machte klar, dass sie keinen weiteren Streit wollte. Die Kinder hörten mit dem Lachen auf und Bardock erkannte an ihren Tonfall, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Seine Gefährtin funkelte ihn wütend an und er schluckte nervös. Radditz bemerkte es, während er ins Haus schlich und fühlte sich dadurch ein wenig getröstet. Kakarott rannte schnell wieder zurück und holte die Beutel mit den Rationen aus dem Gebüsch, die er erst vor kurzem von seiner Mutter bekommen hatte, damit sie daraus das Essen zaubern konnte. Gine schmiss den Herd an und legte auf den Grill die Steaks, während sie in den Töpfen das Gemüse einkochte. Bulma half ihr beim Schneiden, Kakarott deckte den Tisch und Bardock holte aus der Vorratskammer einen Krug mit frischen Bier, einen kleinen Topf mit salzigen Nüssen als Beilage und einen Topf mit eingekochten, in Honig gesüßten Früchten als Nachtisch. Jetzt wo Radditz erwachsen war, konnte er mit seinem Vater etwas trinken. Der saß am Tisch und sah dem Treiben zu: die bekannte Küche, wo seine Mutter und Bulma wie üblich kochte und der Wohnbereich mit dem Sofa und den andere Kuschelecken, wo er früher oft mit seiner Schwester gespielt hatte. Er sog den Geruch von frisch gebratenen Fleisch ein und dieser eigene, nostalgische Geruch des Hauses, hörte das Klappern des Geschirrs, das Gemurmel der bekannten Stimmen und fühlte sich endlich angekommen, während er ein Schluck vom Bier trank, dass sein Vater ihm einschenkte. Während die Frauen kochten, genossen die zwei Männer in Schweigsamkeit das Bier und die Nüsse als Beilage. Kakarott brachte noch die Krüge mit dem frisch geschöpften Wasser und Bulma stellte knusprig geröstete Brotscheibe mit Dips und eingelegten Gemüse als Vorspeise auf den Tisch. Die erfahrene Gine wusste, wie man schnell ein Essen für eine fünfköpfige Saiyajin-Familie zaubern konnte und schnell standen als weitere Vorspeise Suppe, dünne Brotfladen und dicke Scheiben kalter Braten zum Belegen bereit, während das restliche Essen nach und nach gar wurde und ein Gang nach dem anderen aufgetischt werden konnte. Sie langten zu. Kakarott und Radditz stritten sich mit Gabeln, Messern und Finger um die besten Stücke, deren Kämpfe durch Bardock unterbrochen und gewonnen wurden. Gine und Bulma ließen sich das scharf eingelegte Gemüse schmecken, während sich die Männer auf das Fleisch konzentrierten. Als Bulma ihre Suppe löffelte und einen vorsichtigen Blick zu ihrer Mutter warf, fiel ihr deren entspanntes, wehmütiges Lächeln auf. Gine konnte nicht den Blick von Radditz abwenden. Ihn so plötzlich erwachsen wieder an ihrem Tisch sitzen zu sehen, erfüllte sie mit zwiespältigen Gefühlen. So groß, so erwachsen…wo war nur die Zeit geblieben? Er war kein Kind mehr. Hauptsächlich aber war sie glücklich, ihre Familie komplett im Haus zu haben, sogar mit dem typischen lauten Toben am Tisch. Sie lachte leise. „Hah, das letzte Stück gehört mit. Ich bin schließlich der Ehrengast“ rief Raddditz aus und warf sich fast auf das letzte Steak, um es besitzergreifend an sich zu ziehen. Bardock verdrehte die Augen, war aber großzügig, während Kakarott missbilligend einen Flunsch zog. „Hey, Vater, was meintest du eigentlich damit, dass Radditz aussieht wie deine Schwiegermutter? Wer war das?“ fragte Kakarott laut und grinste seinen großen Bruder gehässig an. Das bekam man davon, wenn man ihm das letzte Stück Fleisch stahl. Radditz blieb das Steak im Hals stecken und er verlor seinen Appetit. Missmutig kaute er es trotzdem. Bardock lachte leise auf, als Radditz Gesicht durch diese Erinnerung sofort wieder betrübt einfiel. Gine sah ihn aber drohend an, weshalb er sofort mit dem Lachen stoppte. Er versuchte sich aus dem Schlamassel zu retten, in den er sich selbst reingebracht hat. „Weißt du, Kakarott, meine Schwiegermutter…damit ist Gines Mutter gemeint. Sie war…etwas speziell, genau wie Gines Vater. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich sie kennen lernte“ fing er versonnen an zu erzählen. Rückblende: Vor 22 Jahren… Bardock und Gine landeten vor einer Hütte, die etwas abseits am Rande des südlichen Distriktes von Sadala lag. In seiner Hand trug er einen großen Korb mit diverseren Leckereien, wie es Sitte war, wenn ein Saiyajin zum ersten Mal einen anderen besuchte und in guten Absichten kam. Für die heutige Gelegenheit hatte Bardock sich um einen besonders großen Korb gekümmert. Bardock war nervös, während er vor der Tür stand und traute sich nicht, anzuklopfen. Gine ging seit einem knappen Jahr mit ihm aus und zwischen ihnen wurde es ernst; so ernst, dass Gine ihm ihre Eltern vorstellen wollte. Bardock unterdrückte seine Nervosität, während er auf die Tür starrte. Er hoffte, dass die Geschenke als Zeichen seiner Ehrerbietung ausreichen würden. Gine hatte ihm nicht viel über sie erzählt, damit er keine falschen Schlüsse zog. Er wusste nur, dass die beiden seit Jahren miteinander verpaart waren und sich den Sarang geschworen hatten. Gine war ihr einziges Kind. Väter konnten sich nur schwer von ihrer Tochter lösen, sobald sie eigenständig wurden. Mädchen wurden als Kostbarkeit angesehen und Väter trennten sich nur ungern von ihnen. Junge Männer mussten daher einiges an Prüfungen durchstehen, um von ihnen als würdige Partner ihrer Kleinode anerkannt zu werden. Würde Gines Vater sich stark gegen ihn wehren? Gine hatte ihn beruhigt und erzählt, dass ihre Eltern „anders“ wären und ihn sehr gerne kennen lernen würden. Sie hatte ihnen freimütig von ihrer Beziehung erzählt, wie sehr sie Bardock mochte und nun brannten diese darauf, den jungen Krieger genauer unter die Lupe zu nehmen. Es war für Bardock das erste Mal, dass er die Eltern seiner Freundin kennen lernen würde. Diese Beziehung war ihm so wichtig wie nie zuvor. Trotzdem…lieber würde er in einer lebensgefährlichen Mission gegen eine Armee von Monstern kämpfen, alleine auf einen fremden Planeten, als durch diese Tür zu gehen. Gine, die neben ihn stand, bemerkte seine Nervosität: sein Zögern und das leichte Zittern seiner Hände, mit denen er den großen Korb hielt, waren wohl zu offensichtlich. Beruhigend streichelte sie über seine Schulter. „Keine Sorge, wir essen alle gemeinsam, du trinkst mit ihnen und dann ist es vorbei. Sie wissen bereits, dass du mir sehr wichtig bist. Sie wollen dich einfach nur kennen lernen. Es wird keine Prüfungen geben“ versuchte sie ihn zu entspannen. Er sah sie mit großen Augen an, eine kleine Schweißperle der Nervosität auf der Stirn. „Bist du dir sicher? Wäre ich an deines Vaters Stelle, würde ich dich niemals mit einem Mann ausgehen lassen. Er wird mich bestimmt zum Kampf heraus fordern! Und was soll ich dann tun? Ihn schlagen und dadurch noch wütender machen? Oder mich besiegen lassen und dann als Schwächling gelten? Was, wenn er mich nicht mag?“ Gine winkte lässig ab. „Um meinen Vater musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Er hat einen guten Instinkt. Er wird dich prüfend ansehen und wenn er nickt, hast du es geschafft“ erklärte sie lachend. Gines Sorglosigkeit fing allmählich an, auf ihn abzufärben. Sie hörte sich so locker und selbstsicher an, dass er anfing, zu entspannen. Wenn Gine auf seiner Seite war, wen sollte er fürchten? Letztendlich war es ihre Entscheidung, mit wem sie sich traf. „Nur meine Mutter könnte Probleme machen“ murmelte Gine kaum hörbar und sah betreten zu Boden. „Was?!“ Bardock drehte überrascht den Kopf, während er gleichzeitig an der Tür klopfte. Es war zu spät für diese Warnung. Mit einem heftigen Ruck; der fast die Tür aus den Angeln riss, wurde sie geöffnet und Bardock beinahe vor den Kopf gestoßen. Er konnte gerade noch einen Schritt zurückweichen. „NA ENDLICH; WIE LANGE WILLST DU DENN NOCH VOR MEINER TÜR VERSAUERN? KOMM REIN! WEHE, DU HAST KEINEN GUTEN ALKOHOL MITGEBRACHT!“ warnte und brüllte ihn zeitgleich eine riesige, muskulöse Gestalt mit hüftlangen, wirren Haar an. Buschige Augenbrauen waren erzürnt zusammen gezogen, während die in einer Rüstung gekleidete Person ihn missbilligend anstarrte. Bardock musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr ins Gesicht zu sehen. Hölle, das war…die kalten Schweißperlen auf seiner Stirn nahmen zu und weitere rutschten seinen Nacken hinab. Das konnte doch nicht wahr sein? Die ganze Zeit hatte er sich Angst wegen Gines Vater gemacht; sich vorgestellt, wie er ihm entgegen treten sollte, aber nun war alles weg. Er konnte nur hinauf starren und eilig nach einer Antwort suchen. „Hi Mami, keine Sorge. Bardock hat einen guten Tropfen von seiner letzten Mission mitgebracht“ beruhigte Gine die Person, die da im Türrahmen stand und die kräftigen Arme vor der Brust abschätzig gekreuzt hatte. Immer noch versperrte sie den Weg ins Haus wie ein Torwächter aus der Hölle. Bardock konnte über ihre Schultern gerade noch die schmale Gestalt im Flur stehen sehen, die ihm zuwinkte: ein schmales Männchen mit kurzen schwarzen Haar und entschuldigenden Lächeln. Moment, wieder zurück zum Hauptproblem…Bardock drehte den Kopf abwechselnd zu Gine und der…Frau, wie er jetzt gerade erkannte… „Mami?!“ hauchte er fassungslos. „Für dich immer noch Negi, du kleiner Scheißkerl“ knurrte ihn die furchteinflößende Frau an. Rückblende Ende Bardocks Rückblick in die Vergangenheit war so malerisch erzählt worden, dass Kakarott und Bulma, die ihren Großmutter nie kennen gelernt hatten, gleichzeitig dasselbe Bild vor dem geistigen Auge hatten: Eine Frau, die aussah wie Radditz und den jungen Bardock wütend anschnauzte, wo denn der Alkohol blieb, während dieser ängstlich vor ihr zurück wich. Sie verfielen in kreischendes Gelächter. Radditz konnte darüber nicht lachen. Welcher Krieger wollte schon mit seiner Großmutter verglichen werden. Bulma tat es leid um Radditzs Stolz, aber dieses Bild in ihrem Kopf…sie konnte sich nicht dagegen wehren. Ihre Großmutter quasi ein weiblicher Radditz; ein Radditz mit Brüsten. Oder ein normaler Radditz, bloß gekleidet in einer Schürze, den Kochlöffel drohend erhoben und Bardock ankeifend. Bardock lachte ebenfalls. „Negi war ein harter Brocken und forderte mich auch zum Kampf heraus, den ich gewann. Ich hatte keine andere Wahl; ich hatte richtig Schiss vor ihr.“ Gine verdrehte nur die Augen. Bardock hatte es zwar etwas ausgeschmückt, aber leider war es tatsächlich so verlaufen. Langsam beruhigte sich das hämische Gelächter der Jüngeren und abwechselnd sahen sie ihre Mutter und älteren Bruder an. Sie waren neugierig und wollten mehr wissen. „Ihr macht euch darüber lustig, genau wie die andere Saiyajins. Aber Tatsache ist, dass meine Eltern sehr glücklich miteinander waren. Auch wenn sie nicht gerade dem Standard-Modell entsprachen“ sagte sie pikiert. Bardock räusperte sich und fuhr fort. „Sie war eine gefürchtete Kriegerin. Zufällig war sie über mehrere Ecken mit Selypa verwandt: in deren Blutlinie sind viele Frauen so. Dagegen war Gines Vater eher mager und schwach, aber er besaß Grips. Er war als Ingenieur tätig. Die beiden haben oft zusammen gearbeitet. Sie hat gekämpft und er war für das Fliegen und die Wartung des Raumschiffes zuständig. Gine kommt mehr nach ihm. Tja, und Radditz…er ist ihr Ebenbild. Vielleicht ist seine Stimme noch etwas dunkler, aber nur wenig. Negi hat, wenn sie auf Mission war, geraucht und gerne einen über den Durst getrunken. Ihre Stimme war sehr rau und tief gewesen. Kein Wunder, dass man sie von hinten für einen Kerl gehalten hat. “ Alle Kinder sahen Gine nach ihrer Bestätigung heischend an. Langsam nickte sie. Ja, Bardocks Worte entsprachen der Wahrheit. Radditzs Kopf fiel betrübt auf den Tisch, während seine Geschwister wieder anfingen zu kichern. Gine nahm gedankenverloren einen Schluck aus Bardocks Bier-Glas. „Sie waren tolle, liebevolle Eltern und Sarang-Partner“ wiederholte sie. „aber leider habt ihr sie nie kennen lernen dürfen. Sie starben gleichzeitig, als ich mit Radditz schwanger war.“ Die lustige Stimmung war damit schlagartig vorbei. Bedrückt hielten die Kinder inne. Radditz hob seinen Kopf und sah seine Eltern an, die gedankenverloren in die Ferne starrten. Bardock griff nach Gines Hand und drückte sie zärtlich. „Es geschah auf einer Mission“ erzählte er weiter. „Ihr Schiff wurde abgeschossen.“ Gine legte ihren Kopf auf Bardocks Schulter ab und schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Sein Daumen, der tröstend über ihre Haut kreiste, lenkte sie ab. Sie drängte die Tränen zurück und lächelte traurig. Das war das Risiko eines jeden saiyanischen Kriegers: in der Ferne zu sterben. Wenigstens waren ihre Eltern zusammen gewesen bis zum Tod. Sie öffnete die Augen wieder und sah ihren Ältesten liebevoll an. „Ich bin wirklich sehr froh, dass wir alle hier wieder an einen Tisch sitzen“ sagte sie. Radditz war gerührt und streckte seinen Arm aus, um Gines freie Hand kurz zu tätscheln. Es fühlte sich gut, an einen Ort zurück zu kehren, wo sich die Leute freuten, dass man noch lebte. Auch wenn sein Vater sich wie ein Arsch benahm und sich darüber lustig machte…Radditz musste zugeben: wäre er an seiner Stelle, würde er vermutlich ähnlich handeln. Bardock, der ein Loblied auf ihn sang?! Niemals! Nicht mal betrunken oder im Fieberwahn würde so was passieren. Gefühlsduseleien waren einfach nicht ihre Art, nur Sarkasmus und schwarzer Humor. Für den Rest an Emotionen gab es die Frauen. Gut, dass er seine Mutter und Bulma hatte. Er räusperte sich verlegen und versuchte das Thema zu wechseln, um die bedrückte Stimmung wieder aufzuheitern. Herausfordernd sah er seinen kleinen Bruder an. „Kakarott, du bist jetzt fast dreizehn. Wenn du dein Tatakai bis jetzt nicht bestanden hast, ist es dein letztes Jahr, wo es möglich ist. Ich habe mir vor Jahren geschworen, dass ich dir bei deinem Training helfe, damit du keine Schande über die Familie bringst. Also, wie gut bist du vorbereitet?“ fragte er gebieterisch. Kakarott zog stumm eine Augenbraue hoch. Bardock prustete amüsiert auf. „Sohn, darf ich es ihm sagen?“ fragte er mit einem verschwörerischen Zwinkern seinen Jüngsten. Hoheitsvoll nickte Kakarott, dessen Lippen sich bereits amüsiert nach oben verzogen. Genüsslich ließ Bardock die erste Bombe platzen. „Kakarott wurde bereits zum anerkannten Krieger ernannt. Er braucht kein Tatakai, keine Rekruten-Ausbildung und keine Abschlussprüfung“ fing er an. „WAS?!“ Radditzs Kinnlade fiel herunter. „DU WILLST MICH WOHL VERARSCHEN!“ „Der König persönlich hat ihn anerkannt.“ „ER hat WAS!“ „Dabei war Kakarott zu diesem Zeitpunkt nur neun Jahr alt!“ „HÄÄÄÄÄH!“ Radditz Augen quollen ihm fast aus dem Kopf. „Da du dich wunderst, warum er keine Rüstung trägt: Ich bin außerdem in die Mittelklasse befördert worden und offiziell Kakarotts Teamleiter. Der Junge hat noch nicht die geistige Reife, um mir auf eine Mission zu folgen. Deswegen trägt er seine Rüstung noch nicht“ erklärte Bardock überheblich. „Mittelklasse…du…du bist…“ Radditz fing an zu stottern und sah bestürzt seine Mutter. Bardock nickte gelassen und legte einen Arm um Gine. „Ja, ich habe einen höheren Rang als du und Gine und ich sind immer noch zusammen.“ Besitzergreifend zog er sie an sich. Gine mischte sich nun auch ein. „Übrigens sind die Tatakais seit zwei Jahren abgeschafft worden. Man sieht nur noch auf das Powerlevel. Kämpfe dieser Art werden manchmal zur Konfliktlösung genutzt, aber ansonsten wird die Jugend schnell aussortiert. Naja, so sollen die Mädchen nicht gefährdet werden und schwache Jungs gleich früh in die richtige Ausbildung abgeschoben werden. Ingenieur, Jäger oder die niederen Arbeiten. Das wüsstest du, wenn du dich in den letzten Jahren mal bei uns gemeldet hättest“ der letzte Satz war eindeutig ein Vorwurf, weil zwischen Radditz und seiner Familie sieben Jahre lang Funkstille geherrscht hatte. Radditz fing an, sich an zu verteidigen. „Ich war am Rande der nördlichen Galaxie. Wir hatten kaum Funkkontakt zur Basis. Nur die Befehle kamen rein.“ Er sah abwechselnd seine Eltern und seinen jüngeren Bruder an, die ihn so seltsam angrinsten. Es konnte sich doch nur um einen makabren Scherz handeln. Die hatten sich abgesprochen!? Kakarott bereits ein anerkannter Krieger? Früher als er selbst? Aber Radditz war doch immer der Vorzeige-Saiyajin gewesen und nicht der kleine Schwächling…obwohl sein aktueller Powerlevel…der kam seinen gefährlich nahe… Radditz wollte aus lauter Frust in die Tischkante beißen. „Nö, es ist alles wahr“ machte sein Bruder seine Hoffnung zunichte. Gelassen zuckte er mit den Achseln „ich kann trainieren, wie ich will. Manchmal kämpfe ich gegen Vater und seine Freunde oder ich fliege zu DEINEM alten Trainingsplatz in die Berge.“ Radditz fiel fast vom Stuhl und musste sich an die Tischkante klammern. Bardock erzählte munter weiter. „Kakarott erzielt gute Ergebnisse mit seiner eigenen Methode, deswegen mische ich mich da nicht groß ein. Er kommt uns kräftemäßig immer näher, aber für die Missionen ist es noch lange nicht ausreichend. Aber das wirst du selbst merken, wenn du gegen ihn kämpfst.“ Kakarott nickte grinsend und verschränkte selbstsicher die Arme vor der Brust. „Und dieses Mal werde ich gewinnen.“ Radditz wimmerte auf. Sein Weltbild brach gerade zusammen. Diese Familie machte ihn fertig und er war mit ihnen verwandt; was für eine Scheiße?! Nachdem der Nachtisch verputzt war und die Stimmung sich beruhigt hatte, musste Radditz kurz das Haus verlassen, um auszutreten. Während es allmählich dunkler wurde, nutzte er den einsamen Moment, um per Scouter bei Nappa anzurufen. Sein Kamerad erzählte ihm, dass seine Gemächer erst morgen zur Verfügung standen. Entweder besorgte sich Radditz für heute ein Zimmer in der Hauptstadt oder schlief in der Kaserne. Mit einem missmutigen Blick auf das Haus seiner Eltern beschloss der Saiyajin, die Nacht dort zu verbringen und sein Geld zu sparen. Seine Mutter hatte es ihm bereits angeboten und wollte in seinem alten Kinderzimmer eine Bettstätte vorbereiten. Ein kostenloses Bett in einem Massenzimmer mit einem Haufen schnarchender, stinkender Saiyajins in der Kaserne zu nehmen, lockte ihn nicht; da konnte er auch hier schlafen. Er massierte sich die Stirn. Scheiße, hatte sich hier viel verändert…aber was hatte er erwartet? Die Zeit lief nun mal für alle weiter. Er seufzte, sah auf das grün überwucherte Haus und schritt näher zur kleinen benachbarten Hütte. Einfache Bauweise, aber sie sah gut aus; in einem besseren Zustand als das Haupthaus. „Toma und die andere haben beim Bau geholfen. Gine wünscht sich bald auch eine Renovierung an unserem Haus; da kannst du mithelfen“ überraschte ihn eine Stimme. Radditz drehte erschrocken den Kopf und sah seinen Vater näherkommen. „Wir haben sogar ein Solarpanel aufs Dach installiert, damit Bulma Strom für ihre Maschinen hat. Sie ist eine Nachteule und braucht Licht. Kakarott kann jetzt ungestört in seinem Zimmer schlafen“ erklärte sein Vater und sah zufrieden auf sein Werk. „Sieht gut aus“ lobte Radditz. „aber du als Mittelklasse-Krieger…dein Sold hat sich doch bestimmt erhöht. Trotzdem machst du die Arbeiten noch selbst?“ „Klar, ich habe jetzt auch Zugriff zu mehr guten Material, aber du weißt, warum ich niemals in die Hauptstadt ziehen würde. Hier haben wir unsere Ruhe“ sagte Bardock und machte klar, dass er Bulma niemals alleine leben lassen würde. Er würde immer seine schützende Hand über seine Tochter halten. Die beiden Männer schritten durch das geordnet wachsende Grün von Bulmas Garten, dass sie über die Jahre gezähmt hatte und gingen wieder in Richtung Haupthaus zurück. Radditz stoppte und hielt seinen Vater zurück, bevor ins Haus eintreten konnte. Nun, wo sie gerade allein waren und sein Vater so ruhig und verständig wirkte, sprach Radditz einen Gedanken aus, den er schon seit längerem hatte. „Habt ihr euch nicht mal überlegt, Bulma an die Öffentlichkeit zu bringen? Sie ist fast erwachsen. Klar, ihr Aussehen, aber sie ist trotzdem eine reinblütige Saiyajin. Du hast nun einen höheren Rang, Mutter und Kakarott haben es auch zu etwas gebracht und ich stehe dem Prinzen nahe. Unsere Familie lässt sich dadurch nicht so leicht unterbuttern. Mit unserem Schutz kann ihr niemand was“ sprach er es an. Bardock seufzte tief; wurde aber nicht wütend, weil man seine Entscheidung anzweifelte, sondern sah ihn nachdenklich an. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber mit einem misstrauischen Blick aufs Haus. Bewegte sich die Gardine da am Fenster? War da ein Schatten zu sehen? Er nahm seinen Scouter ab, legte ihn auf die Bank vor dem Haus und bedeutete Radditz mit einer Handbewegung es ihm gleich zu tun. Radditz stutzte, tat es ihm aber nach. Als Bardock sich plötzlich in die Luft erhob, folgte Radditz seinem Vater. Sie flogen nur kurz, aber schnell und landeten an einer einsamen Ecke, wo einige Yoru-Bäume wuchsen. Diese Bäume wurden auch als „Nachtkönigin“ bezeichnet, weil sich ihre Blüten erst nach Abenddämmerung öffneten und ihre weißen, ungenießbaren Früchte das Sonnenlicht aufnahmen um dann abends sanft weiß zu leuchten. Weil gerade die Sonne versank, war die Gegend in einen sanften Schein der Früchte gehüllt, wodurch die beiden Saiyajins alles im Blick hatten. Bardock setzte sich auf einen Felsen und Radditz lehnte sich an einen der Bäume. „Hier sind wir ungestört und niemand kann uns belauschen“ begann Bardock. „Und die Scouter?“ fragte Radditz. „Ich befürchte, dass Bulma meinen Scouter abhört und bei deinem bin ich mir nicht sicher.“ Radditz hob überrascht eine Augenbraue. „Das kann sie?“ Bardock nickte. „Sie hat ne Menge Schrott zum Laufen gebracht. In ihrer Hütte habe ich ein Gerät entdeckt, dass einem Funk-Empfänger ähnelt.“ „Aber warum nimmst du ihn nicht weg?“ „Weil, wenn ich Recht habe, es ihre einzige Chance ist, mit mir im Kontakt zu bleiben. Sie lauscht, ob ich am Leben bin. Bulma ist …seit diesem Vorfall vor vier Jahren, indem Kakarott zum Krieger ernannt wurde, ist sie anders; ängstlicher, vorsichtiger. Keine einzige Frage mehr, ob sie ins Dorf kann. Sie interessiert sich nicht mehr dafür und vermeidet jedes Thema über Saiyajins. Sie scheint kapiert zu haben, wie gefährlich Saiyajins sein können. Ihr kleiner Bruder wäre beinahe gestorben und nun hat sie noch mehr Angst, uns zu verlieren. Manchmal gehen Gine und ich gemeinsam auf Missionen und durch das Funkgerät hat sie eine heimliche Kontrolle. Wenn es ihr hilft…ich lasse es zu. Ich weiß, dass sie nur lauscht, aber niemanden anrufen will“ erklärte sein Vater ruhig. „Es beruhigt sie.“ Radditz Augen verengten sich. Bardock war ja überraschend verständnisvoll…aber immer auch noch der gerissene Mistkerl, den man nicht übers Ohr hauen konnte. Radditz war beeindruckt. „Gut, da wir gerade beim Thema sind: Bulma…eure Pläne!“ wiederholte er seine Frage. Bardock stöhnte, aber anstatt brummig zu werden, erklärte er in einem ruhigen Ton seine Gedanken. Radditz war kein Kind mehr, dem er befehlen konnte, sondern ein verständiger Erwachsener und so musste er seinen Sohn auch behandeln. Nur indem er ihm logisch seine Pläne darlegte, konnte er Radditz als Verbündeten gewinnen. Seinem Sohn gefiel das. Es war das erste Zeichen heute, dass sein Vater ihn tatsächlich als Erwachsenen anerkannte. Er lehnte sich an den Stamm, verschränkte die Arme und ging auf das Gespräch ein. „Ja, Bulma ist eine reinrassige Saiyajin. Ihr Eltern haben sich den Sarang geschworen und wir haben es zu einem gewissen Maß an Anerkennung gebracht“ stimmte Bardock seinem Sohn zu. „Aber sie ist auch eine Mutation, die mit ihrem Aussehen eine ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Blau…so etwas gab es noch nie…sie sticht aus der Menge heraus und besonders jetzt, wo sie…sie so…“ er verstummte. „So gewachsen und hübsch geworden ist?“ beendete Radditz seinem Satz und zog einen Mundwinkel frech hoch. Bardock runzelte die Stirn. Radditz lachte leise in sich hinein. Von seinem Blickwinkel sah es folgendermaßen aus… letztendlich ging es einen Mann bei einer Frau nur um eines: nette Titten, runder Hintern, flexibler Schweif und ein hübsches Gesicht. Konnte die Frau auch noch gut kochen, war selbstbewusst und besaß einen festen Willen: Jackpot! Die Traumfrau eines jeden Saiyajins. Die blauen Haare und Augen, das schwache Powerlevel…alles Dinge, über die man hinwegsehen oder ignorieren konnte. Irgendwann gewöhnte man sich an alles, sogar an dieses ungewöhnliche Aussehen; das hatte er schließlich am eigenen Leib gemerkt. Bulma würde für Aufruhr sorgen, aber nach einiger Zeit würde der Alltag wieder regieren. Aber Bardock wollte sein kleines Mädchen nicht aus den Augen lassen. Hier hatte er sie immer bei sich. Radditz verdrehte die Augen. Bardock hatte ein Klein-Mädchen-Komplex und kam nicht damit zurecht, dass seine Tochter sich irgendwann von ihm lösen würde. Also nahm er ihr jede Möglichkeit, auf andere Männer zu treffen und behielt sie schön bei sich. Bardock kniff die Augen zusammen. Radditz vorwitzige Miene gefiel ihm nicht. „Wie gut kennst du den König?“ fragte er seinen Sohn. Der zuckte mit den Schultern. „Paarmal gesehen, aber wie du weißt, habe ich mehr mit seinem Sohn zu tun.“ „Stell dir vor, wir bringen Bulma zu ihm. Wir haben jahrelang unsere Tochter verheimlicht und ihren Tod vorgetäuscht. Die Geburtenrate steigt nur langsam an und Mädchen werden immer noch selten geboren. Man wird uns also den Verrat an der eigenen Rasse vorwerfen. Was könnte der König tun, wenn sein Auge auf sie fällt. Sie töten? Nein, wir beide wissen, er wird ihr etwas anderes antun, um uns alle zu bestrafen“ sprach er düster seine größte Furcht aus. Radditz kratze sich verlegen die Wange, als er sich die Reaktionen vorstellte. Eine Saiyajin mit ihrem Aussehen würde vermutlich ganz schnell im Harem des Königs landen und sie könnten nichts dagegen tun. Bulma war zu schwach, um sich zu wehren und ihre Familie würde wegen Verrats hingerichtet werden. „Aber der Prinz…wenn ich ihn bitte…“ fing er an, doch Bardock unterbrach ihn. „Ich habe den König kennen gelernt und weiß, wie gerissen er ist. Wenn sein Sohn genau so ist, dann gute Nacht. Diese Typen akzeptieren niemanden, der schwächer ist als sie und sollte doch einer kommen, fürchten sie die Konkurrenz und bringen ihm um die Ecke. Die haben Methoden drauf; das glaubst du nicht. Nein, auch der Prinz ist keine Option, denn egal was du glaubst…du hast keinen Einfluss auf ihn“ widersprach er. „Ich verstehe“ sagte Radditz langsam, der das große Bild erkannte. „Ohne den Schutz der Königsfamilie kann Bulma nicht in die Öffentlichkeit. Aber gleichzeitig sind sie auch die größte Gefahr für ihre Freiheit und unser Leben.“ Solange auch nur ein Prozent Risiko herrschte, dass Vegeta Senior oder Junior ihre Finger an Bulma legen würden, würde Bardock gegen ihre Enthüllung sein. Lieber sollte sie hier in der Einsamkeit mit ihrer beschränkten Freiheit, aber in Sicherheit leben. In der Tat; der Gedanke, dass ausgerechnet Prinz Vegeta seine Schwester anfassen würde…Radditz verzog missbilligend das Gesicht. Ganz egal, wie stark er war, aber seine Schwester ging ihm nichts an. Bardock erkannte, dass sein Sohn verstanden hatte. Er erhob sich von seinem Platz. „Damit ist die Sache geklärt. Bulma bleibt, wo sie ist. Sie ist auch ganz zufrieden mit ihrer eigenen Hütte. Es läuft momentan gut.“ „Du verwöhnst sie“ spottete Radditz. Bardock machte sich solche Sorgen nicht um seine Söhne. Sein Vater zuckte mit den Schultern. „Hab du mal eine Tochter. Dann sprechen wir uns wieder.“ Radditz lachte auf, während er sich langsam in die Luft erhob. „Hah, dann habe ich jetzt deine Erlaubnis, mich auszutoben? Zuerst muss sie ja gezeugt werden. Das braucht eine Menge Übung.“ Bardock verdrehte die Augen, während er die Führung übernahm und voran flog. Radditz war in dem Alter, wo die Männer nur eines im Kopf hatten…außer Essen und Kämpfen natürlich. Sie landeten vor dem Haus, sammelten ihre Scouter ein und blieben stumm davorstehen. Da drin befand sich ihre größte Sorgenquelle, aber was sollten sie tun…sie liebten sie. Bevor Bardock eintrat, klopfte er seinen Sohn zum Abschluss kurz auf die Schulter. „Gutes Gespräch“ brummte er „Du bist reifer geworden…nette Leistung.“ Radditz zuckte erschrocken zusammen und sah ihm blinzelnd nach. Sein Vater war so ein Arsch…zuerst machte er sich über ihn lustig und dann, wenn niemand da war, dann kam die Anerkennung?! Radditz lachte leise auf. Aber was hatte er auf erwartet? Er wusste, wie sein Alter tickte. Er liebte Sarkasmus und wollte nie Schwäche zeigen. Schmunzelnd trat er ein. Mittelweile war alles dunkel, jeder war zu Bett gegangen, weshalb er die Treppe hochstieg und in sein altes Zimmer ging. Immer noch kreisten die Gedanken um seinen Vater. Er war kein Mann der großen Worte und Lob kam ihm nur schwer über die Lippen. In Gegenwart der Familie machte er sich über seinen Sohn nur lustig. Aber das Gespräch unter vier Augen, die Ernsthaftigkeit, das Schulterklopfen…plötzlich zeigte er seine Gefühle und erzählte von seinen Ängsten und bezog Radditz ein. Damit waren Vater und Sohn auf eine neue, gleichwertige Stufe. Kopfschüttelnd über den sturen alten Bock trat er in das Zimmer ein und schloss leise die Tür. Wie das Haus selbst, schien auch sein altes Zimmer geschrumpft zu sein. Es sah anders aus und roch sogar anders. Kakarott hatte die Kontrolle darin übernommen, nachdem Bulma in ihr eigenes Reich gezogen war. Sein großes Bett stand an der Seite wo er sich schon früher ein Bett mit Bulma geteilt hatte. Im offenen Schrank und auf den Haken an der Wand hingen seine Kleidung und sein ungenutzter Brustpanzer; die Stiefel darunter. Einige der raumteilenden Vorhänge waren weg, wodurch der Raum offener wirkte. In der Ecke, wo einst Radditz altes Bett gestanden hatte, war sein Lager für diese Nacht aufgebaut worden. Gine hatte dazu Decken, Kissen und Felle aufeinandergestapelt, bis ein gemütliches Nest entstanden war. Radditz zog sich leise seinen Brustpanzer, die Stiefel und Armstulpen aus und legte sich müde, nur in den knappen Shorts, hin. Er rückte sich die Kissen zurecht und entspannte sich. Er warf einen Blick auf die schlafende Gestalt im Bett. „Ich weiß, dass du nicht schläfst“ brummte Radditz leise. „Wenn du was zu sagen hast, dann tu es jetzt.“ Ertappte dreht sich Kakarott um. „Radditz…“ begann er vorsichtig. „Deine Missionen…wie waren sie?“ „Anstrengend…stressig…lehrreich…oft auch sehr lustig…aber vermutlich nicht nach deinem Humor. Es ist nett, mal wieder hier zu sein“ beschrieb er kurz seine letzten Jahre. „Hast du getötet?“ Diese Frage kam ohne Vorwurf oder Neugier. Kakarott sah ihn einfach an und wollte die Wahrheit hören. Radditz gab sie ihm. „Ja“ sagte er schlicht. „Aber es gab andere, die noch mehr getötet haben.“ Er spürte keine Gewissensbisse deswegen. Er hatte den Befehl erhalten und die anderen waren schwächer gewesen. Der Starke frisst den Schwachen! „Hattest du auch Missionen, wo du niemanden getötet hast?“ „Gab es…waren aber selten.“ „Papa will nicht, dass ich ihn begleite. Nicht mal zu Missionen, die ungefährlich wären.“ „Du bist zu weich, Kakarott. Es ist nur zu deinem Besten. Deine Missionen…Vater wird sich darum kümmern, dass du dort niemanden töten musst…aber dann, wenn die Zeit reif ist.“ Einige Sekunden Stille. Radditz glaubte, dass die Fragestunde vorbei war und schloss müde die Augen. „Radditz?!“ Er knurrte unwillig auf. „Was?“ „Kämpfen wir demnächst?“ Radditz lachte leise. „Klar.“ Wieder einige Sekunden Stille. Radditz war fast im Traumland. Dann wurde wieder sein Name gehaucht. Mit einer Mischung aus Knurren und Seufzen, die Augen aber geschlossen, brummte er. „Warum hast du von deiner Reise nichts mitgebracht“ wollte Kakarott wissen. „Papa bringt uns immer was mit.“ Oh Scheiße?! Erschrocken riss Radditz die Augen auf und klatschte sich gegen die Stirn. Das hatte er ganz vergessen; es war ja auch keine Pflicht. Nur weil Bardock es tat…aber sein Vater war auch ein mürrischer Softie. Zugegeben, er hatte sich als Kind über die Aufmerksamkeiten gefreut. Es war eigentlich eine nette Geste. „Der Rückzugsbefehl kam so hastig; da hatte ich keine Zeit“ log er. „Aber ich kann dich ja in Sadala zum Essen einladen. Für Bulma und Mutter besorge ich dort auch etwas.“ „Gut, aber keinen Schmuck. Bulma mag keinen Schmuck.“ „Verstanden, aber bitte…können wir jetzt schlafen“ flehte Radditz. „Na klar“ lächelte Kakarott und kuschelte sich tiefer in seine Decke. Misstrauisch starrte Radditz seinen kleinen Bruder an, aber als er sah, wie sich seine Schultern entspannten und der Kopf tiefer in die Kissen sank, war ihm klar, dass er endlich eingeschlafen war. Nun konnte er sich auch wieder in seine Kissen zurücklegen und entspannt die Augen schließen. Das Rauschen der Blätter, der Geruch des Waldes, das leichte Sternenlicht, das alles durch die Fenster drang…wie in seiner Kindheit; ein Gefühl der Nostalgie. Er war zu Hause, nach all den Jahren. Friedlich schlummerte er ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)