Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 12: Steine tanzen ------------------------- Als am Abend Gine von ihrer Arbeit und Radditz von seinem Training heimkamen, war Bulma mit ihrem kleinen Bruder im Haus und spielte mit ihm. Radditz wunderte sich zwar, dass seine Geschwister keine Reste vom Mittagsmahl übrig gelassen hatten, aber Bulma schob die Schuld Kakarott zu. „Er hatte sooo einen Hunger und hat alles aufgefuttert“ log sie. Gine stellte sich an den Herd und Radditz nahm ein Bad, um sich den Staub und Schweiß abzuwaschen. Später beim gemeinsamen Abendessen warf Bulma ihnen vorsichtige Blicke zu. Keiner von ihnen stellte ihr eine Frage wie ihr Tag verlaufen war. Keiner schien zu bemerken, dass Heute etwas Unglaubliches geschehen war. Bulmas Herz klopfte nervös. Sollte sie ihnen davon erzählen, dass sie einen Freund gefunden hatte? Jedenfalls sah sie Veg-chan fürs erste als Freund an. Aber dann dachte sie an die Geheimnisse ihrer Familie: an Radditz Tatakai, an Bardocks Freunde, wie Gine das Lob für die Zubereitung der Schleim-Aale kassiert hatte…Geheimnisse, Lügen, Verrat. Angesichts des Verhaltens ihrer Vorbilder hatte sie auch das Recht, etwas geheim zu halten! Nein, sie würde ihnen nichts darüber erzählen. „Kakarott, das bleibt unser Geheimnis. Nur für uns“ flüsterte sie später im Bett ihren Bruder zu und rieb aufgeregt ihre Nase an die ihres Bruders, der fröhlich lachte. Sie kuschelte sich in ihr Kissen. Ihr Herz fing aufgeregt an zu klopfen, als sie die Bilder des Tages vor ihrem geistigen Auge abrief. Endlich hatte sie Kontakt zu jemanden, der sogar ungefähr in ihrem Alter war. Sie hatte zwar keine Ahnung, wann sie ihn wiedersehen würde, aber er war in seiner Haltung, wiederzukommen, so überzeugend gewesen, dass es vermutlich schon bald geschehen würde. Am ersten Tag erschien er aber nicht. Ständig sah Bulma zum Himmel hinauf, während Kakarott wieder im Sand am Seeufer spielte. Auch zur Mittagspause kam er nicht und als es anfing zu dämmern, wurde ihr klar, dass er heute nicht erscheinen würde. Ungeduldig wartetet sie auf ihn am zweiten und dritten Tag, aber er kam nicht. Am vierten Tag ging sie ungeduldig und beinahe hoffnungslos wieder zum See. Warum kam er denn nicht? Sie brachte Kakarott bei, nach flachen, glatten Steinen zu suchen, die man zum Flitschen über dem See nutzen konnte. Gine hatte ihr dieses Spiel gezeigt und sie war recht geschickt darin. Radditz hatte kein Talent dafür, weil er zu viel Kraft aufwand. Mit einem dicken Plumps versanken die Steine nur im Wasser, anstatt über die Wasseroberfläche zu gleiten. Bulma hatte aber schnell gelernt, wie man die Steine halten musste, damit sie mehrfach übers Wasser tanzten. Zufrieden sah sie zu, wie ein Stein sechsmal über die Oberfläche flitschte. „Interessantes Spiel“ bemerkte eine Stimme, die von oben kam. Sie hob den Kopf und sah ihn über sich schweben. „Veg-Chan“ rief sie freudestrahlend. Vegeta landete neben ihr. Bulma war so vertieft in ihr Spiel gewesen, dass sie seine Ankunft nicht bemerkt hatte. Aber ihr freudestrahlendes Lächeln zu seiner Begrüßung gefiel ihm. Er hob den Kopf und lächelte arrogant. „Hast mich wohl vermisst, was? Ohne mich war es bestimmt langweilig“ sagte er selbstgefällig. Sie stutzte und ihre Miene kräuselte sich. „So ein Quatsch, ich kann auch mit Kakarott spielen“ antwortete sie verbissen und verschränkte störrisch die Arme vor ihrer Brust. Vegeta warf dem Betreffenden einen Seitenblick zu. Der Kleine saß im Sand, lutschte am Daumen und sah die älteren Kinder mit großen Augen an. „Ja, ich sehe schon, was für eine spannende Gesellschaft du hast“ murmelte Vegeta. „Wo warst du die letzten Tage?“ fragte Bulma ihn neugierig und beendete ihre störrische Haltung. Zu froh war sie, dass er wieder da war. Vegeta runzelte die Stirn. „Hatte Probleme, zu entkommen“ beantwortete er rätselhaft ihre Frage. Dann grinste er aber selbstbewusst. „Aber ich habe es geschafft.“ Zur selben Zeit, im königlichen Palast. „Prinz Vegeta, bitte kommt zurück“ flehte Gurki laut. „Psst, sei leise oder willst du, dass der König erfährt, dass der Junge wieder den Unterricht schwänzt“ zischte Nappa ihm zu. „Ist ja gut. Hast du eine Spur von ihm“ fragte Gurki, der Lehrer des Prinzen. Nappa schüttelte den Kopf. „Der Scouter zeigt ihn nicht an. Er ist vermutlich schon zu weit fort. Verdammt“ fluchte der Krieger. „Was sollen wir nur tun? Wenn der König erfährt, dass wir nicht auf den Thronfolger aufpassen können, werden wir noch bestraft.“ „Es ist nur deine Schuld. DU sollst darauf aufpassen, dass er am Unterricht teilnimmt“ gab ihm Gurki die Schuld. „Hey, hey, weißt du eigentlich, wie stark er ist? Noch bin ich etwas stärker, aber der Kleine ist gerissen und schlüpfrig wie ein Schleimaal. Mach du mal lieber einen besseren Unterricht, dann schlafe ich auch nicht mit offenen Augen ein“ gab Nappa die Kritik zurück. „Wieso ist es meine Schuld? Der Junge ist klug, aber so störrisch und arrogant und…“ fing Gurki an, aber Nappa hob eine Hand, um den Sermon zu unterbrechen. „Ich habe eine Idee“ sagte er langsam. „Wir sagen einfach gar nichts. Wenn der Junge entwischt, tun wir halt einfach so, als wäre er noch da. König Vegeta ist eh ständig beschäftigt. Er wird nie vorbei kommen um zu sehen, was der Prinz so treibt. In ein paar Wochen geht es eh wieder auf Mission. Der Junge kommt eh wieder. Warum also dieser Stress und ihm hinterherjagen?“ Gurki runzelte die Stirn. „Das ist keine Lösung. Das ist Verdrängung. Was, wenn der König nach dem Wissensstand des Prinzen fragt? Nach Tests und Ergebnissen oder gar den Jungen selbst befragt. Prinz Vegeta ist zwar ein schneller Lerner, aber was sein Allgemeinwissen angeht, hat er Lücken“ entgegnete er. Nappa winkte lässig ab. „Ach, dann finde doch eine Lösung. Es ist ja dein Unterricht und deine Pflicht“ gab er ihm das Problem weiter. Nappa stemmte die Fäuste in die Hüfte und lachte laut auf. Seine Idee war doch genial. Solange man nicht laut herum rief, dass der Prinz verschwunden war, kümmerte sich momentan doch eh niemand um ihn. Der Junge kam eh wieder zurück, sobald er Hunger hatte. Dann würde er den kleinen Hosenscheißer schon schnappen und ihn eine gehörige Tracht Prügel verabreichen, solange er dazu noch in der Lage war. Gurki schüttelte den Kopf, während er dem großen Krieger hinterher ging. Nappa hatte gut reden; er war ein starker Krieger der Mittelklasse und damit unentbehrlich. Aber er, Gurki, war recht schwach und alt. Seine größte Stärke war sein recht umfangreiches Wissen, weil er früher viel gereist war. Aber sollte er sich nicht als nützlich erweisen, würde der König ihn nicht gebrauchen können. Bestenfalls würde man seine Rationen kürzen, schlimmstenfalls… Er strich sich beunruhigt über den grauen Bart. Er musste sich etwas einfallen lassen, wie der dem Prinzen etwas lehren konnte, ohne dass er ständig abhaute. Vielleicht an den Stuhl fesseln? „Also, was spielst du da?“ fragte Vegeta. Bulma zeigte ihm die flachen Steine und in welcher Haltung man sie halten und werfen musste, damit sie übers Wasser tanzten. Neugierig und darauf bedacht, es besser zu tun, nahm Vegeta einen Stein und warf ihn mit voller Kraft. Der Stein flog über den See und landete in den Bäumen. „Zu weit“ kritisierte Bulma . „Weniger Kraft und achte auf deine Haltung.“ Vegeta errötete, versuchte es ein weiteres Mal. Der Stein plumpste mit lautem Klatschen ins Wasser. Wasser spritze hoch. Kakarott lachte erfreut und klatschte in die Hände. Vegetas beschämte Röte nahm zu und hektisch wiederholte er den Versuch. Weitere Steine plumpsten ins Wasser. Vegetas Augenlid zuckte genervt und er warf einen schnellen Seitenblick zu Bulma, die sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen konnte. „Das ist ein verdammt blödes Spiel“ keifte er sie wütend an. „Kennst du nur so doofe Spiele?“ Bulmas Grinsen verbreitete sich. Veg-Chan benahm sich genau wie Radditz, wenn er etwas nicht so gut konnte, wie seine jüngere Schwester. An diese Art von Wutausbrüchen war sie gewohnt. Sie nahm einen der letzten Steine, gab ihn Veg-Chan und stellte sich hinter ihm, um seinen Arm zu führen. „Dein Handgelenk muss anders sein…so …weniger Kraft…weniger Kraft…sag mal, wie stark bist du eigentlich?“ staunte Bulma. Sie hatte Schwierigkeiten, seinen Arm auch nur ein wenig herunterzudrücken und seine Haltung zu korrigieren. Vegeta lächelte nur kurz selbstgefällig, wurde dann aber ernst. Noch nie war er so berührt worden und dann auch noch von einen Mädchen?! Er schluckte nervös. Sie war so nah, dass er ihren Geruch in der Nase hatte. „Jetzt ganz vorsichtig werfen“ flüsterte sie und ihr Atem streifte seine Wange. Zögerlich warf Vegeta den Stein. Gebannt sahen die Kinder dabei zu, wie er dreimal aufs Wasser auftitschte, bevor er versank. Vegeta fing breit an zu grinsen und drehte seinen Kopf zu Bulma. „Siehst du? Ich wusste, ich kann es“ prahlte er. Bulma erwiderte sein Lächeln. Als Vegeta es sah, kam ein merkwürdiges Gefühl in seiner Brust auf. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Sein Herz schlug einen Takt schneller und ihm wurde so warm. Bekam er Fieber? Er wollte sich abzulenken und ging einen Schritt von ihr weg, um einen Stein vom Boden zu klauben und den Wurf zu wiederholen. Wieder schaffte er drei Sprünge. Bulma, die erkannte, dass er den Trick kapiert hatte, stellte sich neben ihm und warf ebenfalls. Ihr Stein tanzte sogar siebenmal übers Wasser. Triumphierend sah sie ihn an Vegetas Miene wurde verbissen und er versuchte, es ihr gleichzutun, bis der Vorrat am Steinhaufen leer war. Anschließend suchten die Kinder am Strand gemeinsam nach weiteren Steinen und ließen sie flitschen, bis Vegeta fünf Sprünge schaffte, aber es Bulma dann langweilig wurde. Stattdessen wollte sie nun im weichen Sand spielen und eine Skulptur bauen, so groß wie sie. Also buddelten sich alle drei Kinder durch den Sand, warfen ihn auf einen Haufen und verzierten ihn mit Steinen und Seegras, bis er eine seltsame Form annahm. „Und wie nennen wir jetzt diese Skulptur?“ fragte Vegeta und sah mit schief gelegtem Kopf auf den großen Sandhaufen. Egal aus welcher Darstellung, es sah aus wie…ein Haufen Sand, Steine, Zweige und Seegras obendrauf. Bulma überlegte. „Wie wär es mit „Darstellung einer wunderschönen Saiyajin, die Steine übers Wasser tanzen lässt“?“ „Hm, ich hätte es „Großer Haufen Dreck“ genannt.“ „Du hast keine Ahnung von Kunst, was?“ fragte Bulma trocken „Natürlich nicht, ich bin ein Saiyajin“ antwortete Vegeta, ebenfalls trocken. Kakarott warf einen Stein auf die Skulptur und lachte, als der Sand anfing, sich aus seiner Form zu lösen „Siehst du…sie gefällt ihm auch nicht“ bemerkte Vegeta. Bulma klopfte sich den Sand von ihrem Kleid. Die Kritik von Jungs an ihrer Kunst nahm sie nicht ernst. Radditz verstand ja auch nie ihre Bilder. Nur Gine wusste sie zu schätzen. Bardock…er legte bei Betrachtung nur den Kopf schief und versuchte zu erraten, was sie gemalt hatte und lag damit fast immer daneben. „Lasst uns die Hände waschen und zurückgehen. Ich habe Hunger“ sagte sie laut. „Das Essen müsste jetzt fertig sein.“ Vegeta nickte. Na endlich, ihm knurrte auch der Magen. Komisch, das fiel ihm aber erst jetzt auf. In Bulmas Heim angekommen, wiederholte sich der Ablauf wie bei Vegetas erstem Besuch. Er musste seinen Blick auf Kakarott halten, während Bulma die letzten Tätigkeiten an ihrem Eintopf tat. „Aber nenn mich nicht „Vater“ oder sage, dass er mein Kind ist“ knurrte Vegeta und rümpfte die Nase. “Ich tue das nur, damit ich was zu essen bekomme.“ „Natürlich, Papa.“ „Hey?!“ Heute gab es wieder weichgegartes Fleisch mit dicken Speckstreifen, viel Kohl und dazu salzige, weiche Bataten. Vegeta rümpfte die Nase beim Geruch des Kohls, doch zu seiner Überraschung war er weder so bitter noch so streng riechend, wie er es gewöhnt war. Beim Essen überlegte er. Wenn er Bulma ab und zu etwas mitbrachte, konnte sie ihm daraus etwas kochen. Das Essen würde dann bestimmt noch besser schmecken. Er war neugierig, was sie mit edleren Lebensmitteln anstellen konnte. Normalerweise brachten Saiyajins bei Besuchen immer etwas zu Essen mit. Es war ein Friedenszeichen und bedeutete, dass man nicht da war, um den anderen die Nahrung zu klauen. Bislang hatte Vegeta diese Tradition nie befolgt. Als einer, der am Ende der Nahrungskette stand, gehörte ihm ein Teil jeder Nahrung, die ein Saiyajin jagte. Er hatte es nicht nötig, ein Gastgeschenk zu bringen, weil ihm sowieso ein Anteil zustand. Jeder Unterklasse-Saiyajin konnte gegen ihn froh sein, wenn er sein schwaches Leben gegen Jagdbeute eintauschen konnte Aber Bulma war so schwach, dass sie vermutlich nicht so viel Fleisch vorrätig hatte und stattdessen ein billiges Lebensmittel wie Kohl häufig essen musste. Vermutlich hatte sie schon mal diese rätselhafte Schleimaale probiert, von dem Nappa ihm erzählt hatte, dass es die Unterklasse aß. Er schüttelte sich bei der Erinnerung an diese widerlichen Viecher. Er war froh, dass sie endlich ausgerottet waren. „Alles in Ordnung? Schmeckt es dir?“ fragte Bulma.“Heute war Kohl-Tag, weil Kakarott ihn zum Verdauen braucht.“ Sie nahm ihn auf die Arme und klopfte sachte auf seinen Rücken Ihr kleiner Bruder ließ ein hörbares Bäuerchen raus. Langsam schlossen sich seine Augen schläfrig. Bulma legte ihn in sein Körbchen, das langsam zu klein für ihn wurde und deckte ihn zu. „Hilfst du mir noch beim Abwasch?“ fragte sie Veg-Chan. Der Junge hob missbilligend die Augenbraue. Es lag ihm auf der Zunge, sie zu fragen, was sie sich denn denke: er sei Prinz Vegeta, ein mächtiger Krieger und…aber er stoppte sich. Abfällig sah er zur Seite und ignorierte ihre Frage. „Es gibst sonst keinen Nachtisch“ versuchte ihn Bulma zu überzeugen, aber Vegeta lachte nur. „Deine armseligen Früchte? Hah, das ist doch gar nichts gegen echte Süßigkeiten. Das nächste Mal bringe ich dir welche mit“ prahlte er. Bulmas Augenbrauen zogen sich zusammen. Ihr gefiel Veg-chans überhebliches Verhalten nicht, aber die Aussicht auf neue Delikatessen machte sie neugierig. „Versprochen?“ fragte sie. Veg-chans Mundwinkel zogen sich nur ein wenig höher. „Vielleicht“ sagte er und stand auf, um aus dem Haus zu marschieren Er ließ sich zu keinen voreiligen Versprechen hinreißen. Vielleicht, wenn er Lust dazu hatte, würde er ihr ein paar von den Keksen mitbringen, die die Palastköche mit dem kostbaren Zucker zubereiteten…aber nur, wenn er Lust dazu hatte. So wortkarg und plötzlich er gekommen war, so verschwand er auch wieder; ohne eine Bemerkung, wann er wieder kommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)