Was nicht gesagt werden kann von Daelis ================================================================================ Kapitel 1: Erster Brief ----------------------- Hallo Frau Lochner, was passiert ist, tut mir unendlich Leid. Das klingt hohl, oder? Wie eine dumme Floskel, die man einfach so sagt, weil es die Leute von einem erwarten, egal ob man es ernst meint oder nicht. Aber ich meine es ernst, sehr sogar. Es tut mir so, so Leid. Ich weiß, das kann ich nie wieder gut machen und nichts, was ich sage, wird einen Unterschied für Sie machen, aber ich werde nie wieder so etwas Dummes tun und mein Bestes dafür geben, dass auch sonst niemand so dumm ist, damit sowas nicht wieder und wieder passiert. Es fällt mir nicht leicht, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Vermutlich werden Sie ihn sowieso nie lesen. An Ihrer Stelle würde ich das nämlich auch nicht. An ihrer Stelle wäre ich wahnsinnig wütend und würde den Brief einfach zerreißen oder ins Feuer werfen oder sowas. Warum sollten Sie auch ausgerechnet einen Brief von mir lesen wollen? Ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht, ob ich ihn überhaupt abschicke. Vermutlich nicht. Was würde es auch ändern? Nichts. Man denkt immer: Das passiert irgendwo, ganz weit weg, aber doch nicht jemandem, den ich kenne oder mir selbst. So ist es wohl mit allen schlimmen Dingen. Man denkt immer, das sei alles ganz weit weg und beträfe einen gar nicht. So wie die Sachen in den Nachrichten. Irgendwo auf der Welt und ganz bestimmt schrecklich, aber auch weit weg und morgen ist es schon wieder vergessen.Das hier werde ich niemals vergessen. Niemals. Sie bestimmt auch nicht. Natürlich nicht. Wie könnten Sie auch? Sie werden ja jeden Tag daran erinnert und das ist alles meine Schuld. Wie schrecklich es für Sie ist, kann ich mir nicht einmal ausmalen. Vermutlich bin ich die Letzte, von der Sie das hören wollen. Immerhin bin ich ja daran schuld, dass Sie jetzt so leben müssen und möchten bestimmt nicht lesen, wie ich darüber jammere, wie schlecht es mir deswegen geht und wie Leid mir das alles tut und dass ich, wenn ich könnte, alles anders machen würde, alles ändern würde und mit Ihnen tauschen würde, wenn ich könnte. Darum… es tut mir Leid. Es tut mir unendlich Leid. Ich würde alles tun, um es ungeschehen zu machen. Es tut mir Leid. J. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)