Fantasy Opera von King_of_Sharks (Ein chaotisch lustiges Drama) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Himuro hatte sich in den restlichen beiden Sommerferienwochen nur ein Mal bei Kagami gemeldet und das war um ihm Bescheid zu sagen, dass er noch lebte, obwohl sie kurz zuvor eingeschneit worden waren. Das war eher weniger beruhigend für den Tiger, aber es war auch nicht so, dass er irgendetwas hätte unternehmen können, um dem anderen zu helfen. Aber genau das war es auch, dass es ihn störte: nicht helfen zu können. Ziemlich glücklich, seinen besten Freund endlich wiedersehen zu können, holte Kagami diesen am ersten Morgen nach den Sommerferien wie gehabt bei diesem zu Hause ab. Himuro öffnete die Tür, seine Augen leuchteten auf und er umarmte seinen besten Freund ohne nachzudenken einfach. Dieser war überrascht davon, da sie das normalerweise nicht taten, erwiderte aber und freute sich. „Wie geht es dir? Wir haben uns so lange nicht gesehen…so lange war es noch nie!“, ließ der Schwarzhaarige ihn nun los und schaute ihn milde an. „Ziemlich gut, ich fühl mich viel besser“, grinste der Rothaarige zurück und wollte ihm gerade davon erzählen, dass er seine Schlaf- und Hungerprobleme in den Griff bekommen hatte, als auf einmal eine sehr große Gestalt hinter Himuro auftauchte und sich am Türrahmen den Kopf stieß. Kagami staunte nicht schlecht, denn auch wenn er geglaubt hatte, selber sehr groß zu sein, so war er nichts im Vergleich zu diesem Typen, der locker über zwei Meter groß war. „Muro-chin“, beschwerte er sich leise und rieb sich die Stirn. „Warum ist hier alles so klein?“ „Weil wir das Haus nicht für einen Yeti ausgelegt haben“, seufzte Himuro ohne darüber nachzudenken, was er da sagte. „Bist du okay?“ „Geht schon“, nickte der Riese und ließ sich vom Schwarzhaarigen tätscheln. „Yeti?“, kam es nun von Kagami, der den Lilahaarigen einfach nur anstarrte. „Oh ähm…“, wusste Himuro nun nicht, wie er das erklären sollte, aber dann fiel ihm ein, dass er das eigentlich gar nicht brauchte, da der andere auch kein Mensch war. „Ja, er ist einer.“ „Und ich dachte immer, die bestehen nur aus Haaren“, entgegnete der Tiger wenig sensibel. „Du bestehst doch auch nicht nur aus Haaren“, lächelte die eisige Schönheit. „Du bist doch inzwischen erwacht, oder? Deswegen geht es dir besser, nicht?“ Kagami nickte und grinste: „Stimmt wohl. Ja, mir geht’s seit dem wieder super.“ „Das freut mich zu hören“, war Himuro ehrlich froh für den anderen, aber auch neugierig. „Bist du nun ein Werwolf oder was anderes?“ „Warum denken alle, ich wäre ein Werwolf?“, fühlte sich der Tiger ein wenig gekränkt und wollte sich gerade weiter beschweren, ehe er dann unterbrochen wurde. „Ich bin ein Wertiger. Tetsuya meinte das aber-“ „Muro-chin…wer ist der komische Mann?“, zupfte der Yeti nun an Himuros Ärmel. „Oh, ich hatte ganz vergessen, euch einander vorzustellen“, fiel es diesem nun erst auf. „Das ist Atsushi, er hat uns gerettet als ich dir geschrieben hatte, wir wären eingeschneit gewesen.“ „Aaaaah“, nickte Kagami und blickte zu dem Riesen auf. „Danke dafür.“ „Und das ist mein bester Freund, Taiga“, blickte der Schwarzhaarige seinen neuen Begleiter an. „Ich hoffe ihr versteht euch gut.“ „Hmmm…“, machte der Yeti. „Ich hab Hunger.“ „Atsushi…“, seufzte Himuro. „Du hast doch eben erst gegessen.“ Kagami war nicht nur ziemlich von der überragenden Gestalt des Yeti schockiert, aber auch von dessen mangelnden Manieren – und er dachte schon, er selbst wäre schlimm – und anscheinend vollkommen fehlender Sozialkompetenz. Lediglich mit dessen offenbar dauerhaftem Hungergefühl konnte er sympathisieren. „Tut mir leid, dass ich dir eben nicht ganz zuhören konnte“, entschuldigte sich Himuro auf dem Weg zur Schule, seinen Yeti hatte er zu Hause gelassen, da dieser erstens nicht in der Schule angemeldet war und zweitens wahrscheinlich noch nie in einer von Menschen zivilisierten Welt gelebt hatte. „Schon okay, der ist bestimmt ganz schön anstrengend“, entgegnete Kagami, der jetzt schon genug von der Art des anderen hatte. „Oh, ich finde das eigentlich nicht schlimm“, blinzelte der Kleinere und lachte. „Aber ich habe auch viel Übung mit dir.“ „Heeeeeeeeey, was soll das jetzt heißen?“, beschwerte sich Kagami. „Dass du dich manchmal immer noch wie ein bockiges Kind verhältst wenn du hungrig bist~“, neckte Himuro ihn weiter. „Pfffft“, schmollte Kagami. Auf ihrem Schulweg unterhielten sie sich nun endlich über Kagamis Wertigerdasein und Himuro entschuldigte sich über seine falsche Annahme. Es hätte ihm aber auch klar sein müssen, bei diesem eindeutigen Namen. An der Schule angekommen, trafen sie auf Kuroko, der Kagami kurz umarmte, da er ein Kuss in der Öffentlichkeit keine gute Idee war, besonders nicht für ein gleichgeschlechtliches Paar. Der Schwarzhaarige betrachtete diese Szene mit äußerster Missgunst und hätte Kagami am liebsten mit sich mitgenommen, aber es war leider der andere, der mit ihm in einer Klasse war. In der Pause musste Himuro dann sehr zu seinem Leidwesen erfahren, dass er recht gehabt hatte und mal besser nicht weggefahren wäre, denn die beiden waren in der Zeit, in der er nicht anwesend gewesen war, tatsächlich ein Paar geworden. Er verfluchte sich, aber nicht seine Mutter, dass er seine schlimme Phase genau zu dieser Zeit haben musste, sodass ihm keine Wahl geblieben war, sich in kühlere Gebiete zurückzuziehen. Wie er mit dieser Situation umzugehen hatte, wusste er beim besten Willen nicht, da er doch immer davon ausgegangen war, dass Kagami und er eines Tages zusammenkommen und glücklich bis an ihr Lebensende beieinander bleiben würden. Das warf einfach seine gesamte Zukunftsvorstellung und –planung über den Haufen. Er tat sich schwer, nicht komplett auszubrechen als die beiden ihm das offenbarten und lächelte einfach nur steif mit einem „…freut mich.“ als einzigen Kommentar. Kagami dachte schon, dass sein bester Freund etwas dagegen haben könnte, doch Kuroko wusste, weswegen der andere wirklich so drauf war. Das wollte er Kagami aber noch nicht sagen, denn dieser würde ihm das sowieso nicht abkaufen und solange keinen Grund bestand, wollte er kein unnötiges Drama anzetteln. Am Wochenende hatte der Vampir vorgehabt, den Tiger wieder zu sich einzuladen, da das unter der Woche ungünstig war, denn der andere musste wirklich noch zur Schule gehen und seinen Abschluss Ende diesen Schuljahres bestehen. Kuroko konnte nicht zu lange weg wegen Momoi, daher blieb ihnen momentan nur diese Option. Doch Himuro war ihm zuvorgekommen und hatte Kagami zu sich eingeladen. Da die beiden schon sehr lange nichts mehr zusammen unternommen hatten und Kuroko sich nicht deswegen mit Kagami streiten wollte, machten sie es so, dass Kagami am Freitag mit zu Himuro gehen und bei ihm übernachten würde und am Samstag dann zu Kuroko gehen würde. Die Sorge des Tigers, was denn dann mit dem Yeti war, wurde von Himuro unterbunden. Dieser hatte ihm nämlich zuvor gesagt, dass dieser ab sofort bei ihnen wohnte, da er vor Längerem von seiner Familie getrennt worden war und sonst wieder furchtbar einsam wäre. Da er auch keine Ahnung hatte, wie man sich in dieser Menschenwelt bewegte, oder generell gut alleine zurechtkam, hatten sich Himuro und seine Mutter ihm angenommen. Ihre Arten passten ohnehin gut zueinander und der Riese sah zwar vielleicht ein bisschen erschreckend aus durch seine große Statur, war aber nicht aggressiv veranlagt. Im Grunde war ein wenig zu gelassen und faul wenn es nicht gerade ums Essen ging. Jedenfalls versicherte Himuro seinem besten Freund, dass Atsushi sie nicht stören würde, da er wahrscheinlich ohnehin um diese Zeit schlafen würde und selbst wenn nicht, sah er ihnen bestimmt gerne beim Zocken zu oder kam mit ihnen auf eine Bummeltour durch die Mall. Da Kagami weder gegen Kuroko, noch gegen Himuro sonderlich gut ankam, ergab er sich einfach einem Schicksal und stand dann am Freitag nach der Schule erstmal wieder vor dem Riesen, da sie ihre Schultaschen bei Himuro zu Hause abladen wollten, bevor sie ins Einkaufszentrum gingen. Kagami konnte sich einfach nicht an die Größe des anderen gewöhnen, auch wenn er diesen jetzt schon ein paar Mal gesehen hatte. Dieser kam dann auch tatsächlich mit ihnen mit. Es war ein interessantes Schauspiel, das sich Kagami dann bot als sie in der Mall angekommen waren. Der Yeti hatte so etwas anscheinend noch nie gesehen und erst recht nicht so viele Menschen auf einmal. Doch anstatt sich zu freuen und neugierig überall hin rennen zu wollen, versuchte er sich die meiste Zeit hinter Himuro zu verstecken. Dass das so überhaupt nicht klappte, lag auf der Hand, denn zwischen ihm und dem Kleineren lagen knapp 30 Zentimeter Größenunterschied. Himuro schien das alles nicht zu stören, er wirkte eher glücklich. Das lag daran, dass er ziemlich in dieser Beschützer-/Mutterrolle aufging. Während der Schönling die beste Zeit seines Lebens hatte mit seinen zwei Riesenkindern, litten diese beiden auf mehr oder weniger schwere Art. Atsushi, weil ihm das alles zu viel war und er am liebsten nach Hause wollte und Kagami, weil ihn der Yeti so abfuckte und er sich deswegen auf nichts konzentrieren konnte, auch wenn der andere nicht direkt mit ihm interagierte oder es gar versuchte. Zu Hause angekommen, seufzte Himuro wohlig auf als er sich die Schuhe von den Füßen streifen konnte und reckte sich. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt und hätte beinahe wieder vergessen, weswegen er momentan nicht ganz so gut drauf war… In dieser Woche, noch am Tag, da er es erfahren hatte, hatte er sich bei seiner Mutter ausgeheult, die ihn gut verstehen konnte, ihm aber Rückhalt geboten hatte und meinte, dass immer eine neue Tür aufgehen würde, wenn sich eine alte schloss. Er wusste, dass sie es nur gut meinte und sie hatte ihm auch ein wenig Trost gespendet, doch er konnte es einfach nicht akzeptieren, dass er gegen einen dahergelaufenen Vampir verlor! Kagami hätte ihm gehören sollen… Beinahe wieder in diese Gedanken versinkend, stand Himuro gerade abwesend in der Küchentür und wäre beinahe vom roten Wildfang umgerannt worden, der schon gewaltig Kohldampf schob. „Whaaaa“, machte dieser und bremste gerade noch so, ehe er mit dem Kleineren zusammenstoßen konnte. Sie berührten sich trotzdem kurz und das rief Himuro aus seiner Starre in die Realität zurück. Er blickte sich überrascht um, lächelte dann aber und trat beiseite. „Entschuldige. Ich wollte nicht zwischen dir und deinem Essen stehen“, patschte er Kagami auf den Kopf, der nun die Küche betrat, in der Himuros Mutter bereits Essen gemacht hatte. „Ich will auch“, kam der Yeti nun ebenfalls zur Tür herein und hätte sich dabei fast wieder den Kopf gestoßen. „Ich hoffe, du hast etwas mehr gemacht“, meinte der Schwarzhaarige lächelnd zu seiner Mutter, die daraufhin lachend nickte, denn sie kannte die beiden Gäste inzwischen ziemlich gut. Nachdem sich die beiden Vielfraße den Magen ordentlich vollgestopft und dabei fast ein Wettessen veranstaltet hätten, waren sie beide wesentlich erträglicher, da der Hunger gestillt war und die vollen Mägen sie davon abhielten, weitere Dummheiten zu machen. Kagami lag nun im Wohnzimmer herum und jammerte etwas, da er nicht mehr gewöhnt war, doch nicht mehr so viel essen zu können. Das belustigte Himuro sehr, der Atsushi, der auf dem Sessel döste, gerade eine Decke umlegte. Nachdem der Tiger aufgehört hatte zu maulen, schaltete Himuro seine Switch ein und sie spielten Smash Bros gegeneinander, wie schon seit Jahren seit sie klein waren, wenn es damals auch auf dem Game Cube und später Nintendo DS. Ihre niemals endende Rivalität kam hier wie sonst nirgends zum Vorschein, aber sie hatten immer sehr viel Spaß dabei, auch wenn es für Außenstehende manchmal so wirken konnte, als würde sie sich gleich an die Gurgel gehen. Der Yeti erwachte irgendwann wieder aus seinem Schlaf, blinzelte aber nur und machte sich sonst nicht bemerkbar. Er schaute den beiden einfach ein bisschen zu und fand die Figuren witzig, die er auf dem Bildschirm hin und her springen sah. Gegen Abend, als es Zeit wurde schlafen zu gehen, wurde Kagami Zeuge davon, wie Himuro seine mütterliche Seite sehr raushängen ließ, als dieser den Yeti auf dem ausgeklappten Sofa zudeckte und ihm eine gute Nacht wünschte. Dieser spurte sogar sofort und machte allen Anschein, als würde er wirklich bald einschlafen. Daher gingen die beiden nun in Himuros Zimmer und Kagami streckte sich während er gähnte. „Aaaaah…fühlt sich gut an, wieder hier zu sein“, stellte er fest und lächelte den Kleineren breit an. „Schade, dass wir den Sommer nichts unternehmen konnten, aber ich hoffe, dein Urlaub war schön.“ Himuro schloss seine Zimmertür und drehte sich dann zum Rothaarigen um: „Ich finde es auch schön, dich mal wieder hier zu haben.“ Beinahe wäre ihm ein „für mich“ herausgerutscht, doch das hatte er gerade noch so vermeiden können. „Es war wirklich schön…“, kam der Schwarzhaarige nun auf den ahnungslosen Tiger zu und schubste ihn aufs Bett. „Aber ich hätte die Zeit viel lieber mit dir verbracht…“ Überrascht fiel Kagami ins Bett und hatte dann auch schon den Kleineren über sich, der aufs Bett geklettert war und nun breitbeinig über ihm saß. Das dimme Licht der Straßenlaterne beleuchtete den schönen Schwarzhaarigen so, dass dessen Lächeln ein wenig angsteinflößend, aber trotzdem immer noch sexy wirkte. „Ähm…“, blickte Kagami zur Seite, als würde er einen Ausweg aus dieser Situation suchen, die er nicht kommen hatte sehen. „Es wird Zeit, dich fürs Bett auszuziehen“, hauchte Himuro mit eisigem Atem, der kristallisiert wie viele kleine Sterne aus seinem Mund wich und einen Schalter im Tiger umlegte, der es ihm unmöglich machte, dem anderen zu widersprechen. Nicht nur das, er zog sich nun tatsächlich das Shirt über den Kopf und seine Hose aus, immer noch perplex, was hier geschah, oder warum er das tat. Es fühlte sich an, als hätte etwas Fremdes von ihm Besitz ergriffen. Himuro hatte es nie so weit kommen lassen wollen, hatte nie seine Kräfte benutzen wollen, um das hier mit Kagami zu tun, doch er ließ ihm einfach keine Wahl…dieser verdammte Vampir ließ ihm keine Wahl! Elegant ließ sich die schwarzhaarige Schönheit auf dem Schoß des Tigers nieder und legte ihm seine Hände an die Wangen. „Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich dich schon begehre“, flüsterte Himuro als er dem Größeren in die dunkelroten Augen blickte, ehe er seine Schloss und seine Lippen mit dessen verband. Nie hatte er gewollt, dass sein erster Kuss auf diese Weise geschah, aber es musste mit Kagami sein, das hatte er sich in den Kopf gesetzt. Durch den direkten Körperkontakt wurde die betörende Fähigkeit des Schwarzhaarigen verstärkt, sodass Kagami nun überhaupt keine Kontrolle mehr über sich hatte. Alles wirkte so unwirklich und verschwamm vor seinen Augen. Er spürte nur noch die sanften, aber kalten Lippen auf seinen, wie sie sich abtastend gegen ihn bewegten. Doch auch dies verschwand bald aus seiner Wahrnehmung. Himuro fühlte sich unglaublich glücklich und doch so traurig und verzweifelt zugleich. Er bekam endlich das, wonach er sich seit Jahren sehnte, doch zu welchem Preis? Er versuchte sich einzureden, dass es okay war und dass der andere es auch mögen würde, nicht ahnend, dass dieser überhaupt nichts mehr mitbekam und nur noch eine Puppe in seinen Händen war. Wie eine Droge wirkte Kagamis Nähe und dessen Lippen auf ihn und er wollte immer noch mehr. Was sollte ihn auch davon abhalten? Der Tiger ganz sicherlich nicht… Himuro küsste diesen weiter, strich über dessen Brust und war schon sehr erregt dabei. Wenn er schon so weit gekommen war, dann konnte er es auch zu Ende bringen…er würde es bereuen wenn er es nicht tat und auch wenn er es tat, also wählte er lieber die Option, die es ihm gewährte, Kagami wenigstens ein Mal so zu spüren. „Du bist gut darin, oder?“, küsste sich Himuro nun Kagamis Hals entlang. „Hast bestimmt viel geübt mit deinem kleinen Vampir…“ Sein Blick wurde glasig und er stoppte für einen Moment. Außerdem war er es nicht gewöhnt, so gar keine Antwort oder Reaktion von seinem besten Freund zu bekommen. Er blickte zu diesem auf und strich ihm zärtlich über die stoppelige Wange. Die roten Augen waren glasig und fast ganz geschlossen. Mit einem traurigen Blick verband der Schwarzhaarige ihre Lippen erneut zu einem verzweifelten Kuss. Bevor irgendetwas anderes geschehen konnte, ging plötzlich die Tür auf und Himuro erschreckte sich so sehr, dass sein Zauber auch von Kagami fiel und Atsushi sie beide mit einem fragenden Blick musterte. „Muro-chin…ich hab Hunger“, tippte der Yeti seine Fingerspitzen gegeneinander, ahnend, dass er wohl in etwas hineingeplatzt war, aber auch unfähig, die Situation zu bewerten, weswegen er seine ursprüngliche Mission einfach fortsetzte. Himuro seufzte und atmete tief ein und aus, ehe er sich erhob und den vollkommen orientierungslosen Kagami auf seinem Bett sitzen ließ. Dieser blinzelte einige Male, erkannte wo er war und beruhigte sich. Dann gähnte er, kippte zur Seite weg und schlief einfach ein. Der Zauber von Yuki Onna wirkte so, dass ihre Opfer selbst nach dessen Abfall unendlich müde wurden. Das war gerade auch mit Kagami passiert, der sich unwissentlich in diese nicht ganz ungefährliche Situation begeben hatte. „Warum bist du denn wieder aufgestanden? Ich dachte, du seist müde“, war Himuro zum ersten Mal seit sie sich kannten, ein wenig genervt vom anderen. „Ich hatte Hunger, mir war zu warm und ich hab dich vermisst“, meinte der Yeti kleinlaut. Himuro seufzte erneut, als er ihm eine Packung Süßigkeiten holte und ihn dann zum Badezimmer führte. „Bleib erstmal hier“, wies er ihn an und lies kaltes Wasser in die Wanne laufen. „Ich hol dich dann später wieder.“ Ziemlich ratlos blinzelte Atsushi nun im Bad mit einer Packung Gummibärchen stehend, als sich die Tür schloss. Himuro drehte den Schlüssel von außen mit schlechtem Gewissen um. Doch er konnte sich diese Gelegenheit einfach nicht durch die Finger gleiten lassen… Sich auf die Unterlippe beißend, ging er zurück zu seinem Zimmer, bereit Kagami weiter zu verführen, doch was er dort vorfand, ließ ihn sofort alles anzweifeln. Er kannte seine eigenen Fähigkeiten noch nicht so gut und musste wohl einen Fehler gemacht haben…oder der Tiger war wirklich so müde gewesen, dass er auf der Stelle eingeschlafen war. Noch nicht ganz aufgeben wollend, trat der Schwarzhaarige an sein Bett heran und versuchte den anderen zu wecken, doch dieser schlief wie ein Stein. Die Realität seines Handelns und die Schuld brachen mit einem Mal über ihn herein, dass er nicht anders konnte, als bitterlich zu weinen. Warum musste das Leben auch so unfair zu ihm sein? Konnte nicht ein Mal etwas klappen? Sich so immer weiter in Selbstmitleid steigernd, schluchzte Himuro in seinem Bett sitzend neben Kagami, der wie ein Kätzchen leise schnarchte. Wie er ihn da so liegen sah, begriff er auf einmal, dass es vielleicht besser so gewesen war, dass Atsushi ihn unterbrochen hatte, etwas wirklich sehr Dummes zu tun. Das hatte Kagami nicht verdient. Nicht sein lauter, hungriger, vertrottelter, viel zu gutmütiger Tiger. Nur noch leise weinend, strich Himuro durch das rote Haar und lächelte kläglich über das, das ihm verwehrt blieb. Ziemlich erschöpft, aber doch noch von einem letzten Drang aus Resteifersucht beflügelt, zog sich die eisige Schönheit aus und legte sich neben den Tiger, deckte sie beide zu und kuschelte sich dann an ihn. Zumindest das sollte ihm vergönnt sein, fand er. Himuro streichelte Kagami für eine Weile, kuschelte dann mit dessen schlafendem Körper und weinte sich schließlich selbst in den Schlaf, wobei seine letzten Tränen auf seinen Wangen gefroren. Auch wenn er das ganz und gar nicht so geplant hatte, erreichte Himuro mit seiner Aktion, dass Kuroko, der Kagami – ein wenig früher als abgemacht – abholen kam, die beiden in dieser Lage vom Fenster aus erspähte, an dem er saß, da er nicht ins Haus konnte. Mit einem ungewohnt zornigen Gesicht, begann er gegen die Fensterscheibe zu klopfen und weckte damit Himuro, der bei weitem keinen so tiefen Schlaf wie Kagami hatte. Er blickte sich erst verwirrt um, erspähte dann den Vampir am Fenster und lächelte diesem dann schelmisch zu, ehe er sich über Kagami reckte und das Fenster öffnete. Noch bevor Kuroko etwas sagen konnte, trieb die Eifersucht Himuro dazu ihn zuerst anzusprechen und zu fragen während er über den schlafenden Tiger strich: „Er ist gut…tut ihr es viel miteinander?“ Mit zusammengepressten Zähnen gab der Vampir ein leises Grollen von sich, bevor er befahl: „Taiga, wir gehen.“ Kagami schlug mit einem Mal die Augen auf und richtete sich kerzengerade im Bett auf, sehr zu Himuros Erstaunen, welches sehr bald wieder in Missgunst umschwenkte. „Aber es ist doch noch so früh…warum bin ich nackt?“, kam es noch sehr verschlafen von Kagami, der einfach zu nichts zu gebrauchen war in diesem Zustand. Da Kuroko nichts anderes übrig blieb, als zuzusehen, beschäftigte er sich in der Zeit, in der Kagami sich anzog und seine Sachen holte, damit, Himuro mit Blicken zu strafen, sagte aber nichts weiter zu diesem. Umgekehrt lief es ähnlich, auch wenn Himuro versuchte seine gehässige Fassade aufrecht zu erhalten, indem er dem Vampir schadenfrohe, triumphierende Blicke zuwarf. Kuroko zwang Kagami dann aus dem Fenster zu steigen, weil er ihn nicht aus den Augen lassen wollte. Das war bei diesem Haus glücklicherweise kein Problem, da es nur aus einer Etage bestand und das Fenster daher nicht hoch lag. Noch total verschlafen trottete Kagami neben seinem Partner her, nachdem er sich von seinem besten Freund verabschiedet hatte. Sobald die beiden nicht mehr zu sehen waren, schloss Himuro das Fenster und begann wieder bitterlich zu weinen während er sich sein Schlafshirt und eine bequeme Hose anzog. Er hatte das alles doch nicht so gewollt, aber sein Stolz hatte es ihm verboten, mit der Wahrheit herauszurücken. Wenn Kagamis Beziehung nun wegen ihm in die Brüche ging, würde dieser ihm das sicher niemals verzeihen und er selbst könnte das auch nicht. Was hatte er sich nur bei all dem gedacht? Doch noch bevor der Schwarzhaarige weiter im Selbstmitleid und „was ist wenn…“-Fragen versinken konnte, wurde auch schon seine Zimmertür geöffnet. „Muro-chin…du hast gesagt, du kommst wieder“, rieb sich Atsushi die Augen und sah aus, als hätte er keine sonderlich gute Nacht hinter sich. „Atsushi?“, wischte sich Himuro überrascht über die Augen. „Wie kommst du denn hier her?“ Er war sich sicher, die Tür verschlossen zu haben… Noch etwas, das er sich nicht verzeihen konnte. Nur wegen seiner Lust und seiner Eifersucht hatte er dem Yeti Unrecht getan. Dieser hatte doch nichts verbrochen und nichts Schlimmes getan…nein im Gegenteil! Er hatte ihn von einer sehr großen Dummheit abgehalten. Von weiteren Schuldgefühlen übermannt, begann er wieder mehr zu schluchzen und konnte gar nicht richtig auf den anderen eingehen. Doch dieser kam nun an sein Bett herangeschritten und kniete sich hin, damit er ihn anschauen konnte. „Warum weint Muro-chin?“, tatschte die große Hand nach den feuchten Wangen des Kleineren. „Hast du dir weh getan?“ Diese kindliche Fürsorge ließ den Schwarzhaarigen kurz lächeln und traurig lachen: „Nein, ich bin okay. Jedenfalls mein Körper.“ Dies veranlasste den Größeren dazu, ihn sanft zu tätscheln, so wie Himuro es ihm beigebacht hatte wenn er merkte, dass der Yeti traurig gewesen war. Für einige Momente blieben sie in dieser Position, eher sich Himuro in die Arme des Größeren warf und vom Weinen zitterte. Atsushi tätschelte ihm den Rücken und wog ihn hin und her bis es wieder besser wurde. Als Himuro sich beruhigt hatte, wollte er jedoch etwas wissen, das ihm keine Ruhe ließ: „Was hast du da eigentlich mit ihm getan? Ich hab sowas noch nie gesehen…macht man sowas mit Freunden?“ Offensichtlich auf den Kuss und was immer er auch sonst noch gesehen hatte, das Himuro mit Kagami getan hatte, anspielend, blinzelte der Yeti ihn neugierig an. Himuro errötete leicht, aber ihm war klar, dass er dem anderen wenigstens diese Erklärung schuldig war: „Das tut man nur mit jemandem, der einem sehr viel bedeutet und den man sehr mag.“ Nicht ganz spezifisch formuliert, kam diese Erklärung beim anderen so an, dass es beutete, dass man das mit Freunden tat, denn diese bedeuteten einem schließlich viel und man mochte sie sehr, sonst wären sie keine Freunde. „Dann will ich das auch mit dir machen“, wurde Atsushis Blick nun ernster und er kam Himuro, der immer noch auf dem Bett saß, näher, indem er sich erhob und dann auf dessen Bett kletterte. Überfordert und das nicht kommen sehende, wich der Schwarzhharige nur wenig zurück und konnte nur noch „Was…nein warte-“ sagen, bevor der Größere ihm auch schon seine Hände an die Schultern legte und ihn unbeholfen küsste. Es war sehr klar, dass Atsushi nicht wusste, was er da tat und auch, dass er es noch nie zuvor getan hatte, aber Himuro konnte weder behaupten, dass er viel Erfahrung hatte, noch dass es ihm missfiel. Nach dem ersten Schockmoment erwiderte er schließlich und stellte fest, dass es sich gar nicht mal so schlecht anfühle… Nach einigen Minuten war er sich sicher, dass er es sehr mochte und den Größeren auch, auch wenn er diesen bisher nie auf diese Weise wahrgenommen hatte. Sein Kopf und sein Herz waren wohl noch zu voll von Kagami gewesen, als dass auch nur der Gedanke an romantisches Interesse an anderen darin Platz gehabt hätte. Doch nun drängte sich der Riese mit sanfter Gewalt in den noch nicht ganz freien Platz und schubste Kagami sozusagen hinaus. Der Schwarzhaarige legte seine Hände in den Nacken des Größeren und versuchte dessen Küsse ein wenig anzuleiten, auch wenn er selbst gerade zum ersten Mal jemanden küsste…jedenfalls jemanden, der auch etwas erwiderte. Sich davon ungewöhnlich ruhig und ausgeglichen fühlend, brachte Himuro nun ein wenig Distanz zwischen sie beide, sah dem anderen in die lila Augen und legte ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen, da dieser erneut zu einem Kuss ansetzen wollte. „Ich muss dir zuerst noch etwas sagen“, lächelte er ihn an. „Hm?“, machte Atsushi, aber gehorchte, ganz gebannt von den grauen Augen direkt vor ihm. „Man tut das nicht mit Freunden“, gab er nun eine direktere Erklärung. „Man tut das mit jemandem, der einem noch mehr als das bedeutet. Jemanden, den man liebt.“ Der Größere blinzelte daraufhin und sah aus, als hätte er gerade eine Erkenntnis gehabt. Dann legte er sich die Hände an den Kopf und sah ein wenig verzweifelt aus und als hätte er etwas angestellt und würde Schläge erwarten. „Aber ist in schon in Ordnung, wirklich“, tätschelte Himuro den anderen sofort, damit dieser sich nicht schlecht fühlte, denn er hatte nun wirklich nichts Schlimmes getan. „Ich mag dich sehr gern.“ „Ooooh…“, nahm Atsushi seine Hände vom Kopf und sah den Kleineren an. „Also können wir das nochmal machen?“ „Du magst das wirklich gerne, oder?“, kicherte der Schwarzhaarige nun, ziemlich abgelenkt von den anderen weniger erfreulicheren Ereignissen. Der Yeti nickte eifrig, auch wenn er das alles noch nicht ganz verstand. Aber er wusste, dass er Himuro sehr gern mochte und dass sich das gut anfühlte, das sie eben getan hatten und dass er mehr davon wollte. Es war so schön, in der Nähe des anderen zu sein. „Das nennt man übrigens sich küssen“, ergänzte Himuro und gab dem Größeren einen kurzen Kuss. „Und das war ein Kuss.“ „Kann ich Muro-chin ganz viele Küsse geben?“, wurden die lila Augen auf einmal ganz groß und leuchteten. „Wenn du das möchtest~“, kam ihm der Kleinere schon entgegen und schaute ihn abwartend an. Sie küssten sich wieder für eine Weile, doch stellten dann beide fest, dass sie bei weitem nicht ausgeschlafen waren und legten sich schließlich hin. Das Bett war ein wenig zu kurz für den Yeti, also musste er sich einkauern, aber es passte gerade so, dass sie beide darin Platz hatten. Himuro fühlte sich erleichtert, wenn auch nicht ganz gut, Atsushi war einfach nur müde und kuschelbedürftig, weswegen er den Kleineren in seine Arme zog und sich an ihn schmiegte. Himuro kam sich dabei ein wenig wie ein Stofftier vor, fand es aber nicht schlimm, dass Atsushi ihn zum Einschlafen brauchte. Er fand dank diesem nun auch endlich wieder Ruhe und konnte neben diesem noch ein bisschen weiterschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)