Weihnachten auf Digiritter-Art von hayden ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Es war der 19. Dezember 2014, als Mimi Tachikawa fröhlich durch ihr Zimmer in New York wirbelte und dabei amerikanische Weihnachtslieder vor sich her summte. Draußen vor ihrem Zimmer schwebten die Schneeflocken vorbei und erneuerten kontinuierlich den weißen Mantel, welcher schon seit Wochen über New York lag. Alles wirkte friedlich und harmonisch, nur das Zimmer der 17-Jährigen, passte da so gar nicht dazu. Die Türen des großen Kleiderschrankes standen sperrangelweit offen und sein Inhalt war mittlerweile über das ganze Zimmer verteilt. Nur ein kleiner Teil davon hatte bereits seinen Weg in den riesigen Koffer gefunden, welcher natürlich knallig pink leuchtete. Abschätzig wurde jedes einzelne Kleidungsstück begutachtet und anschließend entweder säuberlich zusammengefaltet in den Koffer gelegt oder unachtsam auf das Bett geworfen. Es war nicht so, dass es ihr etwa an Klamotten mangelte, dass ganz gewiss nicht, vielmehr war das Ziel oder besser gesagt der Grund ihrer Reise, das, was es ihr so schwer machte zu packen. Schon seit einem halben Jahr waren Unterkunft und Flug gezahlt. Über das Internet hatte sie mit ihren Freunden in Tokio alles geplant und gebucht. Und nun war es endlich soweit: Ein gemeinsamer Skiurlaub in der Schweiz über Weihnachten stand auf der Tagesordnung! Es hatte Mimi damals einiges an Überredungskunst gekostet ihre Eltern zu überzeugen sie ausgerechnet während dieser Zeit im Jahr fort zu lassen, denn Weihnachten war bei ihnen seit jeher ein Fest, welches immer im Kreis der Familie gefeiert wurde. Dieses Jahr jedoch wurden mildernde Umstände geltend gemacht, da auch ihre Eltern andere Pläne hatten, wenn auch ganz sicher nicht so gemütliche wie Mimi. Seufzend lies Mimi sich in mitten ihrer Anziehsachen fallen. Noch immer war ihr Koffer nicht mal halbvoll. Verzweifelt kramte sie nach der Liste mit Dingen, welche unbedingt mitmussten. Irgendwo hier unter diesem Meer an Pullovern, Hosen und Röcken hatte sie sich versteckt. Sie tastete eine Weile herum und wurde schließlich fündig. Mit zusammengezogenen Brauen las sie: • Skisocken • Ski Jacke • Skihose • Mütze • Skibrille • Handschuhe • Schal • Dicke Strumpfhosen • Hosen/Röcke • Pullover/T-Shirts/Jacken • Unterwäsche/Skiunterwäsche • Waschsachen • Reiseunterlagen • Geld • Handy/Ladekabel • Geschenke • Bettzeug Systematisch ging sie die Liste durch. Skihose, Jacke, Socken, Schals sowie Mützen, Handschuhe und die Skibrille hatten bereits ihren Weg in die eine Hälfte des Koffers gefunden. Auch ihr Waschzeug war in dem Netz zwischen den beiden Schalen verstaut. Die zweite Hälfte jedoch war noch sehr kläglich gefüllt. Wild entschlossen griff Mimi nun nach einigen dicken Pullovern in weinrot, dunkelblau und beige, legte sie ordentlich zusammen und verstaute sie im Koffer. Gleich darauf folgten noch zwei Hosen und drei Winterröcke. Hinzukamen schließlich noch einige T-Shirts mit passenden Strickjacken, ihre Unterwäsche samt der langen für die Tage auf der Piste, eine gemütliche Jogginghose, dicke Strumpfhosen, Kuschelsocken und zwei Schlafanzüge. Und, was natürlich auch nicht fehlen durfte, ein paar Outfits für wilde Aprés Ski Partys. Zufrieden betrachtete sie nun ihr fast vollkommenes Werk. Alles was jetzt noch fehlte waren ihre dicke Winterbettwäsche und, natürlich, die Geschenke für ihre Freunde, immerhin waren sie über Weihnachten da. Und die Geschenke hatte sie alle mit so viel Mühe ausgesucht. Sie jetzt zu vergessen könnte sie sich nie verzeihen. Erleichtert ließ sie sich zurück in die restlichen Klamotten fallen und schloss zufrieden ihre Augen. Morgen um diese Zeit würde sie bereits im Flieger sitzen, während ihre Freunde schon jetzt das Vergnügen hatten, da sie einige Zeit in Dubai auf den Anschlussflug würden warten müssen. Auf ihren Schultern ruhte ihr kleiner, beiger Rucksack in welchem sie Reiseunterlagen, Handy und Kopfhörer samt Ladekabel, Geld, Reisemedizin und Taschentücher verstaut hatte. Dick eingepackt in ihren dunkelblauen Winterparker und den fetten Schal stand sie nun mit ihren Eltern kurz vor der Sicherheitskontrolle. „Pass gut auf dich auf. Wenn etwas sein sollte, wenn du mehr Geld brauchst, dann ruf uns einfach an. Und mach nichts Dummes.“ Bemüht nicht allzu genervt dreinzuschauen ließ Mimi die Rede ihrer Mutter über sich ergehen. Es war nicht das erste Mal, dass sie allein reiste, doch ihre Mutter schien das immer wieder zu vergessen. Genauso wie die Tatsache, dass ihre Tochter mittlerweile 17 Jahre alt war und gut auf sich allein aufpassen konnte. „Keine Sorge Mama. In Zürich treffe ich doch dann die anderen. Und bis dahin sitze ich lediglich im Flieger. Da werde ich schon nicht verloren gehen.“ Ihre Mutter nickte, wirkte jedoch noch immer nicht wirklich beruhigt, während ihr Vater gelassen danebenstand. „Wir wissen doch das du das kannst Mimi. Und im neuen Jahr sehen wir uns dann in der neuen Wohnung wieder. Aber jetzt solltest du gehen. Pass auf dich auf und melde dich, wenn ihr angekommen seid.“ Dankbar schaute Mimi ihren Vater an. Herzlich zog sie beide in eine Umarmung. „Ich hab euch lieb.“ Lächelnd drehte sie sich um und stellte sich in die Schlange der Sicherheitskontrolle. Ihre Eltern warteten noch bis sie ganz durch war, erst dann drehten auch sie sich um und machten sich auf den Weg nach Hause. Bereits in wenigen Tagen würden sie wieder hier sein. Kapitel 1: Tag 1 ---------------- Tag 1 21. Dezember 2014, Zürich, 8 Uhr Mit dem riesigen pinken Ungetüm im Schlepptau suchte Mimi nach dem richtigen Ausgang. Mit Sora und den anderen hatte sie abgesprochen, das sie sich am besten direkt an dem Kleinbus treffen sollten, welchen sie bereits im Voraus gebucht hatten, damit er sie zu ihrer Skihütte im knapp drei Stunden entfernten Sankt Moritz bringen konnte. Ihre sieben Freunde waren schon vor über einer Stunde gelandete und deswegen wollte Mimi sich beeilen, um sie nicht länger als unbedingt nötig warten zu lassen. Ausgang D war das Objekt, oder ehr der Ausgang, ihrer Begierde und sie konnte nicht allzu weit davon entfernt sein, denn direkt voraus machte sie Ausgang B aus. Mimi zog eine Weile weiter nach rechts und entdeckte dann tatsächlich ein großes, fettes D über einer Tür. Das musste er sein! Euphorisch legte sie einen Schritt zu, was mit dem großen Koffer und den vielen Menschen, die sich in der Ausgangshalle tummelten, gar nicht mal so einfach war. Immer wieder wurde sie angerempelt und geriet leicht ins Stolpern, doch an ihrer Laune änderte das nichts. Nur noch wenige Meter ehe sie ihre Freunde endlich wiedersehen würde. Das letzte Treffen bei welchem Mimi anwesend war, lag bereits ein dreiviertel Jahr zurück und fand in den Frühlingsferien statt. Dementsprechend aufgeregt war sie nun. Sie trat durch die Tür ins freie und sofort schlug ihr ein kalter Wind ins Gesicht und ließ sie frösteln. An den Rändern der Straße war der Schnee zu Haufen zusammengeschoben, einzeln unterbrochen durch Lücken für die Fußgänger. An der weißen Pracht würde es ihnen wohl nicht mangeln. Nachdem sie sich ihren Schal ein Stück weiter ins Gesicht gezogen hatte, begann sie mit ihren Augen nach einem bekannten Gesicht oder Haarschopf zu suchen. Gar nicht mal so einfach zwischen all den Taxen und Bussen. Doch ihre Suche fand jäh ein Ende, als ein schriller Freudenausruf an ihr Ohr drang. „MIMI!!“ Sie hatte kaum Zeit sich der Richtung zuzuwenden, aus welcher die Stimme kam, als sie auch schon in eine überschwängliche Umarmung gezogen wurde. Alles was sie sah war rot. Das Haar ihrer besten Freundin bedeckte ihr komplettes Gesicht und kitzelte ihr in Nase und Augen. Sie spürte förmlich wie das Adrenalin durch ihre Adern gepumpt wurde und jedes ihrer Körperteile zum Kribbeln brachte. Enger Kontakt per Mail war das eine, doch ihre beste Freundin wieder live und in Farbe zu sehen, etwas ganz anderes. Freudentränen schossen ihr in die Augen. „Sora“, brachte sie gepresst heraus, da eben jene ihr fast die Luft abquetschte. „Du erdrückst mich.“ „Entschuldigung“, lachte die Angesprochene und drückte Mimi auf Armeslänge weg von sich. „Aber es ist einfach so schön dich wiederzusehen.“ „Es ist auch schön dich wiederzusehen“, erwiderte Mimi Seelig, wischte sich die Augen trocken und musterte ihre beste Freundin. Seit ihrem letzten Treffen hatte sie sich nicht verändert. Die grünen Augen leuchteten vor Freude, die roten, schulterlangen Haare glänzten und viel mehr konnte Mimi nicht ausmachen, da auch Sora in einen Wintermantel gepackt war. „Hi Mimi.“ Hinter Sora kam nun eine weitere Person zum Vorscheinen. „Kari!“ Nun war es an Mimi das Mädchen überschwänglich zu umarmen. Sie zog die kleine Hikari, welche mittlerweile ebenso groß war wie sie selbst, fest in ihre Arme. Um es Sora jedoch nicht gleichzutun, ließ sie diese auch recht schnell wieder los und schaute sie sich einmal genauer an. Seit ihrem letzten Treffen war sie noch einige Zentimeter gewachsen und das nicht nur in der Körperlänge. Auch ihr Haar reichte ihr Mittlerweile bis zu Brust. Liebevoll betrachtete sie die jüngere. Sowohl Sora als auch Kari, waren für Mimi wie ihre Schwestern, auch wenn sie sich so selten sahen. Ununterbrochen standen sie in Kontakt, erzählten sich vom Alltag in der Schule und Problemen mit Jungs, gaben sich Ratschläge in Sachen Klamotten oder alberten einfach herum, auch wenn es mit der Zeitverschiebung nicht immer einfach war. Wie oft hatte sie sich nicht die Nacht für eine Videokonferenz um die Ohren geschlagen? Umso glücklicher war sie nun, sich wieder im Kreis ihrer Freunde zu wissen. Alles in ihr fühlte sich auf einmal so leicht an, als ob sie gleich weg fliegen würde vor Glück. „Oh es ist so schön euch wiederzusehen!“, quietschte Mimi und zog ihre beiden Freundinnen noch einmal in eine dicke Umarmung. Die Mädchen kicherten ein wenig und es wurde noch die ein oder andere Freudenträne verdrückt, doch dann rief Sora zur Ordnung. Sie wollte die Jungs nicht weiter warten lassen, Quatschen konnten sie auch später noch, immerhin würde allein die Fahrt zu ihrer Skihütte an die drei Stunden dauern. Gemeinsam hievten sie Mimis Ungetüm von einem Koffer über die Straße und navigierten ihn zielsicher durch die restlichen Fahrzeuge hin zu ihrem Bus, in welchem bereits die restliche Reisegruppe, bestehend aus Tai, Matt, Izzy, Joe und TK, wartete. Als sie jedoch die Rückkehr der Mädchen mitbekamen, bequemten sie sich freundlicherweise aus dem warmen Bus. Die Mädchen legten einen Schritt zu und als sie den Bus endlich erreicht hatten, zog Mimi jeden der Jungs in eine herzliche und recht ungestüme Umarmung. „Izzy! Wie schön meinen Liebsten Nerd wiederzusehen.“ „TK! Wie groß du bist!“ „Joe! Wie schön, dass du dich von deinem Studium losreißen konntest.“ „Matt! Wie läuft es mit der Band?“ „Und Tai! Immer noch der alte Fußballer?“ Glückselig grinste sie in die Runde der leicht verwirrten Jungs. Mit solch einer stürmischen und schnellen Begrüßung hatte wohl niemand gerechnet. Matt fand als erstes seine Sprache wieder. „Ist auch echt schön dich mal wiederzusehen Mimi.“ Freundschaftlich zog er sie in eine weitere Umarmung und nahm sich dann Mimis Koffer an. „Es ist auch so schön euch wiederzusehen!“ Um ihre Freude und Aufregung besser zum Ausdruck zu bringen, drehte sich die brünette überschwänglich im Kreis, trat dabei auf ein vereistes Stück Boden, verlor das Gleichgewicht und geriet ins Taumeln. Geistesgegenwärtig packte Tai sie am Oberarm und bewahrte sie vor dem Sturz auf ihren Hintern. „Nana Prinzesschen. Pass lieber auf sonst brichst du dir noch was ehe du auf der Piste bist.“ Schelmisch grinste er sie an, wohlwissend dass sie es gar nicht leiden konnte, wenn er sie so nannte. Mimi quittierte seine Aussage mit einer Grimasse und steckte ihm die Zunge entgegen. Tai hingegen war erfreut. Das würde ein lustiger Urlaub werden. Den Großteil der Fahrt verbrachte die Gruppe schlafend. Besonders der Teil, welcher aus Japan angereist war, hatte eine lange Reise hinter sich. Doch auch Mimi war geschafft. Später wäre immer noch genug Zeit Neuigkeiten auszutauschen. Je näher sie jedoch ihrem Ziel kamen, desto wacher wurden die Freunde und sofort entstand ein aufgeregtes Gespräch. „Ich freue mich schon so aufs Skifahren“, schwärmte Mimi mit leuchtenden Augen. „Ja also wie du Ski fährst das will ich auch sehen. Wahrscheinlich jammerst du eh schon nach einer halben Stunde das, dass viel zu schwer für dich ist“, bemerkte Tai abfällig und suchte, nach Zustimmung heischend, Matts Blick. „Tja ich schätze in diesem Falle muss ich dich wohl enttäuschen. Ich kann bereits Skifahren.“ Mit stolz geschwellter Brust wartete Mimi auf die Reaktion des Jungen. Doch auch die Blicke ihrer anderen Freunde sprachen Bände. Alle waren hinsichtlich dieser Offenbarung überrascht. „DU?!“ In Tais Augen spiegelte sich Unglaube. „Ausgerechnet du? Sonst bist du, doch auch ehr der Sportmuffel.“ Skeptisch beäugte er die Angesprochene, welche aufgrund der Reaktion all ihrer Freunde nun leicht beleidigt dreinschaute. „Zufällig fahre ich jedes Jahr mit meinen Eltern in den Skiurlaub und auch wenn ich sonst vielleicht wirklich nicht so sportlich bin, Ski fahren mag ich nun mal!“ „Na…wie gut du wirklich bist werden wir ja morgen sehen“, erwiderte der braunhaarige Junge gelassen, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und drehte sich wieder nach vorne. „Ja! Das werden wir!“, feuerte Mimi zurück und schaute beleidigt aus dem Fenster. Der Rest der Gruppe hatte sich klugerweise aus dem Wortgefecht der beiden Streithähne herausgehalten. Es war nichts neues, dass die beiden Hitzköpfe öfters aneinandergerieten, auch wenn Sora hoffte, dass sie sich über Weihnachten beide zusammenreißen würden. Immerhin war es die Zeit des Friedens und der Liebe. Nachdem sich beide wieder beruhigt hatten, verging der Rest der Fahrt harmonisch. Der Kleinbus brachte sie bis direkt vor ihre Hütte, welche am Waldrand lag und vollkommen aus Holz bestand. Seelig seufzend bewunderten die drei Mädchen sie und schauten sich verliebt in der Schneebedeckten Gegend um. Ihre Hütte lag etwas abseits, doch durch einen schmalen Pfad durch den Wald, sollte man direkt an die Piste gelangen. „Wie zauberhaft das aussieht! Richtig romantisch“, schwärmte Mimi, während der männliche Teil der Gruppe bereits das Gepäck auslud. „Wie aus einem Film“, seufzte auch Kari mit glänzenden Augen. „Mensch Mimi was hast du denn alles mit? Dein Koffer wiegt ja Tonnen!“, beschwerte sich TK und kam sichtlich ins straucheln auf dem glatten Untergrund. „Nur das nötigste“, erwiderte Mimi mit Engelsstimme, schwebte herbei und machte sich daran das Ungetüm Richtung Tür zu schleifen, welche Joe mittlerweile geöffnet hatte. Nachdem Sora sich noch schnell bei ihrem Fahrer bedankt hatte, ging es daran die Hütte zu erkunden. Koffer und Jacken wurden achtlos im Eingangsbereich liegen gelassen, viel zu aufgeregt waren alle. Von dem kleinen Flur gingen genau vier Eingänge ab, zwei Türrahmen und zwei richtige Türen. Links durch den Türrahmen gelangte man direkt in die Küche, welche mit dem Tresen an den großen Wohnbereich angrenzte, von wo aus eine Treppe nach oben führte. Die zwei Türen rechts führten zum einen in das kleine Gästebad, mit Dusche und allem was dazugehörte, und zum anderen in den Keller, welche laut Ausschreibung für die Skiausrüstung gedacht war. „Wow schaut mal wie groß das hier ist.“ Mit Ausgestreckten Armen lief Hikari in das gemütliche Wohnzimmer. Der Boden war mit einem kuscheligen, beigen Teppich bedeckt, die Wände holzverkleidet. Rundherum waren große Fenster und neben der Treppe hatte ein großer Kamin seinen Platz. Davor standen im rechten Winkel zwei große, dunkelrote Sofas, welche mit gemütlichen Kissen und Decken ausgestatten waren. Bevor man in die Küche gelangte musste man um einen großen, hölzernen Esstisch herum, welcher Platz für insgesamt zwölf Leute bot. Und in der hinteren linken Ecke stand sogar ein Weihnachtsbaum und erfüllte den Raum mit einem Duft nach Weihnachten. Alle waren hellauf begeistert und schauten sich mit leuchtenden Augen um. In dieser Hütte würden sie sicherlich ein ganz wundervolles Weihnachtsfest miteinander feiern. „Los lasst uns die Zimmer aufteilen“, rief Mimi aufgeregt und hüpfte schon die mit Teppich überzogene Treppe in das obere Stockwerk hinauf. Auch hier waren Wände und Türen aus Holz. Insgesamt gab es fünf Türen. Jene direkt rechts neben dem Treppenaufgang führte in ein großes, modernes Bad mit zwei Waschbecken, Toilette, Dusche und Wanne. Hinter den restlichen Türen verbargen sich je zwei Dreier- und zwei Zweierzimmer. „Also Sora und ich nehmen eines der Doppelzimmer, das ist ja wohl klar“, erklärte Matt wie selbstverständlich und zog Sora, welche leicht rot geworden war, näher an sich. „Uhlala“, kommentierte Taichi das Ganze und fing sich prompt einen bösen Blick von Matt ein. „Dann schlafe ich aber mit TK in einem Zimmer“, bekundete Kari. „Kommt ja gar nicht in die Tüte“, beeilte Tai sich zu sagen und schaute beide böse an. „Oh! Seid ihr endlich ein Paar?“, seufzte Mimi und schaute beide ganz verliebt an. „Ja“ kam die gepresste Antwort von der Angesprochenen, welcher es offensichtlich peinlich war, während ihr älterer Bruder nur verstimmt dreinschaute. Das ihm die Beziehung der beiden nicht passte war deutlich sichtbar. Kari war doch noch viel zu jung für einen Freund. Und TK traute er schon aus Prinzip nicht. Wenn er sich daran erinnerte wann Sora und Matt ihr erstes Mal miteinander hatten wurde ihm regelmäßig schlecht. Seine kleine Schwester war nun ebenfalls zarte 15 Jahre alt, doch ehe sie das erste Mal mit einem männlichen Lebewesen das Bett teilen würde, würde es ehr im August schneien. „Das ist unfair. Matt und Sora dürfen auch. Und außerdem, was denkst du denn bitte würden wir da so ganz allein tun?!“ Von peinlich berührt war Kari ganz schnell zu erbost umgeschwenkt und schaute ihren Bruder Angriffslustig an. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich bereits die ersten roten Flecken ab. Doch Taichi Yagami war keineswegs auf den Mund gefallen. Hitzig erwiderte er ihr, dass sie das ganz genau wisse und das Sora und Matt ja auch nicht seine kleine Schwester seien. Der Rest der Gruppe stand still daneben und beobachtete den Schlagabtausch. Besonders TK schien den Wunsch zu haben, sich in Luft aufzulösen. Kein Wunder, bei den Blicken die Tai ihm regelmäßig entgegenfeuerte, dachte Mimi. „Wie wäre es denn damit…“, schritt Joe ein, ehe sich die Geschwister noch die Köpfe einschlugen. „Matt und Sora nehmen ein Doppelzimmer, da die beiden ja schon so lange zusammen sind, Kari und Mimi sowie Izzy und TK teilen sich je eines der Dreierzimmer und ich und Tai das letzte zweier.“ Diplomatisch schaute er in die Runde und erntete letztlich von allen ein Nicken. Nachdem die Frage der Zimmerbelegung nun geklärt war, ging es darum die Koffer nach oben zu schleppen. „Also Jungs wie wäre es, wenn ihr jetzt die Koffer hochtragt und Kari, Sora und ich mal in den kleinen Supermarkt gehen, den wir auf dem Hinweg gesehen haben um ein paar Besorgungen zu machen“, unterbreitete Mimi mit glänzenden Augen ihren Vorschlag. „Ach du willst doch nur nicht deinen Koffer nach oben schleppen“, warf Taichi ein und damit hatte er absolut Recht. „Schon möglich“, erwiderte Mimi keck, zwinkerte ihm frech zu und war schon dabei wieder in ihren Mantel zu schlüpfen. „Macht nur“, warf Joe gutmütig ein, wohlwissend das sonst gleich der nächste Streit vom Zaun brechen würde. Mit seinem Einverständnis zogen sich nun auch Kari und Sora wieder an und folgten Mimi nach draußen in die Kälte. Bis zum Supermarkt war es nicht weit. Sie gingen ein Stück die Straße zurück, welche sie vorhin mit dem Auto gekommen waren und fanden sich dann schon direkt davor wieder. Mit einem Einkaufswagen bewaffnet betraten die drei Mädchen den Laden. Drinnen war es angenehm warm. „Mh, also was brauchen wir denn so?“, überlegte Kari laut. „Am besten wir kaufen erstmal für heute und die nächsten beiden Tage etwas ein. Und für Weihnachten sollten wir sowieso etwas Besonderes machen“, warf Sora dazwischen und erntete Zustimmung von beiden Seiten. In ihrem Einkaufswagen landeten schließlich Tiefkühlbrötchen, Obst, Cornflakes und Müsli, Toast, Butter, Eier, Jogurt, verschiedene Wurst –und Marmeladensorten für das Frühstück sowie Gemüse, Reis, Hühnchen und Fisch für die Abendmahle. „Oh! Wir brauchen noch Getränke und Milch!“, erinnerte Mimi sie, als der Wagen sich bereits der Kasse nährte. Kurzerhand drehten die drei Mädchen um und suchten noch schnell die Getränke Abteilung auf. Neben etlichen Teesorten – Früchtetee, Pfefferminztee, Kamillentee – fanden noch Milch, Kakao und Kaffee, Cola, Fanta, Wasser und etwas Glühwein und Bier ihren Weg in den Wagen. Zu ihrem Glück war Sora bereits 18 und so war es auch mit den Alkoholischen Getränken beim Bezahlen kein Problem. Da sie den Einkauf alles in allem doch recht klein gehalten hatte, wenn man die Anzahl der zu versorgenden Personen bedachte, kamen sie mit insgesamt fünf großen Tüten hin. Nach einem schnellen mittäglichen Snack hatten sich alle bis auf Mimi hingelegt. Da sie genau aus der entgegengesetzten Richtung gekommen zudem nur nachts geflogen und dann vorhin auch nochmal im Auto etwas geschlafen hatte, machte die Zeitverschiebung ihr keine Probleme. Während sich die anderen nun also etwas Ruhe gönnten, tigerte Mimi unruhig durchs Haus, auf der Suche nach einer Beschäftigung. Ihr Weg führte sie schließlich in die holzverkleidete Küche (in diesem Haus schien einfach alles aus Holz zu sein) und kurzerhand entschloss sie sich dazu ein paar Plätzchen zu backen. Oben auf dem Kühlschrank entdeckte sie ein Radio und nach kurzem hin und her, hatte sie einen Sender gefunden welcher englische Weihnachtslieder Non-Stop sendete. Vergnügt summte sie hin und her und durchsuchte die Küche nach Backutensilien. Milch, Butter und Eier hatten sie ja vorhin schon gekauft. Was fehlte war Mehl und Backpulver. Sorgsam öffnete sie jeden einzelnen Küchenschrank und wurde dann wirklich fündig. In einem der Hängeschränke fand sie neben einer vollen Packung mehr und einem ganzen Packen Backpulver außerdem noch Backpapier, Vanillezucker, Zimt, verschiedene Streusel, Backschokolade und sogar einige Förmchen zum Ausstechen. Zufrieden stellte die 17-Jährige alles auf dem großzügigen Tresen ab, holte noch Milch, Butter, Eier und eine große Schüssel hinzu. Gut gelaunt machte sie sich an ihr Werk. Backen war einfach ihre Leidenschaft. Sie liebte es Torten zu gestalten und Muffins zu kreieren, weswegen es für sie nun auch kein Problem war ohne Rezept einen Teig zusammenzumischen. „Jingle bells, jingle bells Jingle all the way Oh, what fun it is to ride In a one horse open sleigh”, sang sie eine kleine Passage des Textes mit, während sie Weihnachtsmänner, Tannenbäume, Sterne und Herzen aus dem Teig ausstach. Zwei ganze Bleche füllte sie am Ende mit dem rohen Teigplätzchen und schob sie für zehn Minuten in den Ofen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das es mittlerweile schon drei Uhr nachmittags war. Bald würden auch die anderen aufstehen, da sie um vier noch eben in den Skiverleih wollten. Während die Plätzchen im Ofen backten und sich ihr Geruch langsam aber sicher im gesamten Wohnbereich ausbreitete, machte Mimi sich an den Abwasch. „Mh…das duftet aber guuuut.“ Erschrocken fuhr Mimi herum und entdeckte Kari hinter dem Tresen. „Gott Kari! Du hast mich vielleicht erschreckt.“ „Entschuldige“, kicherte die Übeltäterin. Noch immer schaute sie sehr müde drein, doch wahrscheinlich lag es mehr daran das sie gerade erst wieder aufgestanden war. Von oben vernahm Mimi nun auch weiteres geholper. Anscheinen quälte sich auch der Rest wieder aus den Betten. Während Kari noch immer hinter dem Tresen lehnte, räumte Mimi gerade die letzte Schüssel wieder an ihren Platz und befreite dann die Plätzchen vom Ofen. Die heißen Bleche stellte sie vor Kari auf dem Tresen ab, damit sie auskühlen und später verziert werden konnten. Nach und nach trudelte auch der Rest der Freunde wieder im Wohnbereich ein. „Dann können wir doch jetzt los oder?“, stellte Sora die Frage in die Runde. Allgemeines nicken war die Antwort und so begaben sich alle in den Flur um Schuhe, Mäntel, Schals und Mützen anzuziehen. „Moment!“ Erschrocken schauten alle auf Joe. „Habt ihr auch alle eure Skisocken dabei?“ Tadelnd hob er den Finger als Mimi schnell auf dem Absatz kehrt machte und nach oben hastete. „Tse, und da hat sie noch behauptet sie könne Skifahren. Vergisst sogar die Skisocken,“ pöbelte Tai sofort überheblich, was Mimi natürlich noch mitbekam. Doch für dieses Mal sparte sie sich die Antwort. Als dann endlich alle abmarschbereit waren ging es los. Draußen hatte es mittlerweile zu dämmern begonnen und die Temperaturen waren dementsprechend nochmals um ein paar Grad gefallen. Gemeinsam stampften sie durch den frischen Schnee rüber zum Waldrand, wo Joe und Izzy, als die Mädchen einkaufen waren, bereits den Pfad zu den Pisten ausfindig gemacht hatten. Mit Handys als Taschenlampen bewaffnet suchten sie sich ihren Weg einer hinter dem anderen. Für nebeneinander war auf diesem Pfad einfach kein Platz. Doch bereits nach wenigen Metern schien sich der Wald wieder zu lichten und es wurden Stimmen laut. „Wow. Das ging ja wirklich schnell“, stellte TK erstaunt fest. Der Pfad mündete in einen großen, schneebedeckten Platz, welcher von Häusern umstellt war. Neben zwei oder drei Restaurants befanden sich hier außerdem direkt das erste Lifthäuschen und das Skicenter wo sie ihre Skier ausleihen wollten. Von der Piste strömten um diese Zeit eine Menge Menschen, alle auf dem Weg nach Hause. Zügig machte sich die Gruppe auf den Weg ins Center, allen voran Mimi, welche ab nun für die Verständigung zuständig war, da ihr Englisch mit Abstand das Beste von allen war. Nach dem sie das Gebäude betreten hatten, steuerte sie mit einem koketten Grinsen direkt den Tresen an, hinter welchem ein junger Mann stand und freundlich lächelte. In fließendem Englisch erklärte sie ihr Anliegen, zeigte immer mal wieder auf die Gruppe hinter sich und bedeutete schließlich allen ihr zu Folgen. Im Kellergeschoss des Gebäudes befand sich die Ausleihstation. An den Wänden reihten sich in Regalen Skier, Schuhe, Helme, Stöcker und Snowboards. Der junge Mann vom Tresen holte noch zwei weitere Mitarbeiter hinzu, auf welche sich die acht Jugendlichen dann aufteilten. Gemeinsam mit Kari und Sora folgte Mimi der weiblichen Angestellten. Sie nahmen auf einer Holzbank Platz, nannten ihre Schuhgrößen und während die Mitarbeiterin kurz verschwand, zogen die drei Mädchen schon mal ihre Skisocken an. Kurze Zeit später standen vor jeder ein paar der schweren Skischuhe. Während Mimi und Sora, welche ebenfalls bereits Erfahrung im Skifahren hatte, wussten worauf es bei den Schuhen ankommt, musste Kari sich helfen lassen. Nach kurzem Hin und Her, passten aber schließlich allen die Schuhe und es ging weiter mit den Skiern. Probeweise wurden ihnen Ski und Stöcke angehalten und schon ging es ab zur Einstellung der Schuhe. Nacheinander reichten sie Skier, Schuhe und Gewicht an den jungen Mitarbeiter, welcher für die Einstellungen zuständig war, weiter und schon waren sie fertig. Auch die Jungs standen schon Schlange zum Einstellen der Skier und als endlich alle fertig waren und zum Bezahlen aufbrechen wollten, warf Joe ein, dass Sicherheit das wichtigste wäre und sie deswegen alle Helme tragen sollten. Sora und Izzy stimmten dem zu und so orderte Mimi für alle noch eine Runde Helme. Kritisch beäugte sie ihren Mattschwarzen. Wer weiß, wer den schon alles auf hatte… Die Skier wurden unten bezahlt, danach ging es mit dem Aufzug wieder eine Etage höher. „Also wer braucht jetzt alles einen Skikurs?“, fragte Mimi in die Runde, woraufhin sich alle bis auf Sora und, ausgerechnet, Joe meldeten. Überrascht schaute sie den Jungen an und zog anerkennend die Augenbrauen nach oben. Das hätte sie nun wirklich nicht erwartet. An einem weiteren Tresen erklärte sie einem etwas älteren Herren was sie brauchte: Einen Skikurs für 5 Personen, alles Anfänger und bitte auf Englisch. Das Ganze sollte für fünf Tage pro Person hundert Schweizer Franken kosten. Mimi winkte die Betroffenen Personen heran und ließ sie bezahlen, dann endlich, nach über einer Stunde, machten sie sich wieder auf den Heimweg. Draußen war es nun endgültig dunkel und da nun alle schwer bepackt mit ihrer Ausrüstung waren, mussten sie den Weg wohl oder übel im Dunkeln finden. Wieder in der Hütte, wurde die Ausrüstung im Skikeller verstaut und anschließend verteilte man sich im Wohnbereich. Mimi machte sich gemeinsam mit Kari daran die Plätzchen mit Schokolade und Streuseln zu verzieren, Joe feuerte den Kamin an und Matt und Sora bereiteten das Abendessen vor. Sie schnippelten Gemüse und kochten Reis, alles für eine leckere Gemüsepfanne. Als das Essen schon halb fertig war, befahl Matt Tai, TK und Izzy, welche bis dahin nur auf der Couch rumlungerten, den Tisch zu decke. So hatte jeder etwas zu tun. Nach einem Abendessen, das jedem zusagte, saßen die Freunde noch eine Weile auf den Sofas zusammen, ehe sich nach und nach jeder früh ins Bett verabschiedete. Es war doch ein anstrengender Tag und morgen würde es direkt mit dem Pistenspaß losgehen. Kapitel 2: Tag 2 ---------------- Tag 2 22.Dezember 2014 Am nächsten Morgen wurde Mimi von Geschirrklappern und dem Duft nach frischen Kaffee und warmen Brötchen geweckt. Mit zusammengekniffenen Augen drehte sie sich herum blinzelte gegen das helle Tageslicht und fand sich Kari gegenüber. Zeitgleich wünschten sich die beiden Mädchen einen guten Morgen, gähnten dann ausgiebig und setzten sich auf. Kichern sahen sie die jeweils andere an. Sie waren eben wie eh und je ein eingespieltes Team. „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Kari mit noch matter Stimme, während Mimi bereits nach Handy und Waser fischte. Wortlos hielt sie ihrer Zimmergenossin das leuchtende Handydisplay vor die Nase, während sie einen großen Schluck aus ihrer Flasche nahm. „Halb acht erst“, stöhnte diese dann und ließ sich nochmal in die weichen Kissen fallen. Mimi hingegen, ganz untypisch, schlug die Decke zurück und stand auf. Fröstelnd, trotz Winterschlafanzugs, stand sie nun mitten im Zimmer und suchte Waschsachen sowie Alltagsklamotten zusammen. „Ich geh schon mal ins Bad“, teilte sie Kari zu, deren Augen schon wieder halbgeschlossen waren. Im Flur war es ebenso eisig wie in ihrem Zimmer, im Bad hingegen war der Fußboden angenehm warm. ‘Fußbodenheizung‘, dachte Mimi glücklich, legte ihre Sachen auf der Anrichte ab und gönnte sich eine warme Dusche zum wach werden. Das warme Wasser floss über ihren Körper und entfachte ihre Lebensgeister. Gut gelaunt putzte sie anschließend gleich die Zähne, kämmte sich das Haar und schlüpfte in ihre dunkelblaue Jogginghose und einen beigen Kuschelpulli. Das Zahnputzzeug ließ sie direkt im Bad stehen, nur den Schlafanzug brachte sie wieder in ihr Zimmer, wo mittlerweile auch Hikari vollends erwacht war und bereits angezogen am verschneiten Fenster stand. „Wie schön es draußen aussieht“, schwärmte sie verträumt und lockte so auch direkt ihre Freundin ans Fenster, welche diese Aussage prompt mit einem Seufzer bestätigte. Gemeinsam machten sie sich schließlich auf den Weg nach unten, wo sie Joe und Izzy in der Küche, sowie Sora, Matt und TK am Esstisch, vorfanden. Nur von Tai fehlte noch jede Spur, was jedoch niemanden wunderte, war Tai doch allseits dafür bekannt ein ausgesprochener Morgenmuffel und Langschläfer zu sein. Mimi gesellte sich sofort mit in die Küche um bei der Vorbereitung des Frühstücks zu helfen, Kari hingegen seufzte nur einmal genervt und trat sofort wieder den Weg nach oben an. Es blieb wohl oder übel an ihr Hängen ihren Bruder aus den Federn zu werfen. Eine wirklich undankbare Aufgabe. Gerade stellte Joe den Korb mit den frischen, warmen Brötchen auf den Tisch, als es im oberen Stockwerk einmal ordentlich rumste, Stimmen laut wurden und kurz darauf eine Tür zugeschmissen wurde. Keine zwei Sekunden später erschien Kari im Wohnbereich. Die Zornesröte stand ihr im Gesicht. Mit grimmigem Blick ließ sie sich auf den Stuhl neben TK fallen, schnappte nach einem Brötchen und fing Kommentarlos an zu essen. Der Rest der Truppe beobachtete sie still dabei, niemand wagte es das Wort an sie zu richten. Die sonst so ruhige Kari so wütend zu machen brachte auch nur einer fertig. Erst als man oben erneut eine Tür hörte, erwachten die anderen wieder aus ihrer Schockstarre. Belanglose Gespräche wurden aufgenommen während das Frühstück begann. Als alle anderen bereits mit ihrem ersten Brötchen fertig waren, bequemte auch Tai sich dazu am Frühstückstisch Platz zu nehmen, mit gebührendem Abstand zu seiner Schwester, die bereits ihr zweites Brötchen malträtierte. Wenn Blicke töten könnten … „Guten Morgen“, nuschelte er verschlafen und griff nach Kaffee und Brötchen. Spöttisch musterte Mimi den Nachzügler, verkniff sich jedoch einen Kommentar und widmete sich lieber wieder ihrem Gespräch mit Joe über ihre Erfahrungen beim Skifahren. Ab und an warf sie einen Blick durch eines der Fenster nach draußen. Die Sonne spiegelte ihre gute Laune wieder und schürte ihre Lust auf den heutigen Tag auf dem Berg. Vor allem die Tatsachen einmal in Sachen Sport besser zu sein als Taichi, der ja immer so damit prahlte wie sportlich er doch sein, lockte ihr ein Grinsen aufs Gesicht. Sie konnte es schon gar nicht mehr abwarten. „Oh je. Schon um 9! Jetzt sollten wir aber schnell abräumen und uns umziehen, immerhin beginnt um 10 der Skikurs“, erinnerte Sora kurz darauf und machte sich sogleich ans Abräumen des Frühstückstisches. Das Geschirr landete in der Spülmaschine, die Essensreste wurden Fachgerecht an ihren Platz zurück geräumt. In Teamarbeit ging doch alles gleich viel schneller. Anschließend zog sich jeder auf sein Zimmer zurück um sich in die Skiklamotten zu werfen. „Ich fühle mich wie so ein Schneemann“, rief Kari aus, als sie sich in dem großen Spiegel in ihrem Doppelzimmer musterte. Diese schwarze Hose und die helllila Jacke waren aber auch wirklich extrem dick. „Naja du willst doch nicht frieren oder?“, fragte Mimi, welche sich auch schon in ihre schwarze Hose und die weiße Jacke mit den schwarzen Punkten geschmissen hatte und nun dabei war ihre Haarpracht in zwei Zöpfen zu bändigen. „Nein, aber ist schon komisch auf einmal so dick zu sein.“, erwiderte erstere kichernd und watschelte anschließen aus dem Zimmer, dicht gefolgt von Mimi, welche auch soeben fertig geworden war. Unten warteten bereits die anderen auf sich. „Wieso müssen Mädchen auch immer die letzten sein?“, murmelte Tai in Matts Richtung, was Mimi jedoch nicht entging. „Ich muss dich wohl nicht daran erinnern wer hier vorhin das halbe Frühstück verpasst hat oder?“, feuerte die Brünette zurück und stolzierte geradewegs an den beiden Herren vorbei in den Skikeller. Wie Taichi auf ihren Kommentar hin die Augen verdrehte bekam sie zum Glück nicht mehr mit. Um kurz vor zehn kamen sie dann schwerbepackt mit Skiern und Stöcken auf dem Platz vor dem Skicenter an. Während der Rest draußen wartete, stampfte Mimi schwerfällig in das Center und kam kurze Zeit später mit einem jungen Mann, mit weißer Skihose und roter Jacke mit aufgedrucktem Logo, im Schlepptau wieder raus. In der Runde ihrer Freunde blieb sie stehen und der Skilehrer stellte sich auf Englisch vor. „Hallo. Mein Name ist Tim und ich bin euer Skilehrer.“ Freundlich lächelte er in die Runde. Einstimmig erwiderten sie den Gruß. „Am besten wir fahren erst mal ganz hoch auf den Berg“, fuhr der junge Mann mit den kurzen braunen Haaren, den eisblauen Augen und dem Zahnpastalächeln fort. Gut sah er ja aus fand Mimi und erwiderte das Lächeln, ganz zum Missfallen einer anderen Person. „Da kommen wir auch noch mit“, gab sie zurück und schaute Sora und Joe an, welche zustimmend nickten. Zum Skifahren mussten sie schließlich auf den Berg. Zu neunt machten sie sich also auf den Weg zur Gondelstation, kauften vorher noch jeder eine Wochenkarte für die vielen Lifte, die Skier dabei immer noch über die Schultern gelegt. Gemeinsam mit Matt, Sora und Tai teilte Mimi sich eine Gondel, während der Rest sich zu fünft in die Gondel vor ihnen gequetscht hatte. „Gott sieht der Typ schmierig aus“, motzte Tai sofort drauf los. Er konnte diesen geschniegelten Skilehrer schon vom ersten Augenblick an nicht leiden. Diese weißen Zähne…die waren doch ganz eindeutig gebleicht. „Also ich find ihn ganz nett“, sagte Mimi lächelnd. „Ach der ist doch viel zu alt für dich“, moserte Tai beleidigt weiter und schaute trotzig aus dem Fenster. „Quatsch! Der ist doch höchstens 22. Und nur weil ich ihn ganz nett finde heißt das ja noch lange nicht das ich was mit ihm anfangen will“, pfefferte die brünette ihm entgegen. Mit hoch gezogenen Augenbrauen schaute Sora zu Matt neben sich. Das konnte ja noch eine lange Gondelfahrt werden mit diesen beiden Streithähnen. Klar, der Skilehrer sah schon ein wenig sehr gestylt aus, doch Sora wusste genau wo hier der Hase im Pfeffer lag und der eigentliche Grund weshalb Tai ihn nicht leiden konnte war wohl weniger sein Aussehen, als vielmehr die Tatsache das Mimi ihn gut fand. Schon bei deren letzten Besuch in Japan hatte die rothaarige gemerkt, das Tai da eventuell etwas mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie hegte, was er Mimi hier jedoch in keinster Weise zeigte. Verständlich fand Sora, wenn man bedachte, dass sich ihre Wege bald schon wieder trennen würden. Zumal sie sowieso keines Wegs sicher war, dass Mimi diese Gefühle erwidern würde. Es war immerhin noch gar nicht so lange her, dass ihre letzte Beziehung ehr unschön endete. Mitleidig verfolgte sie die Zankerei ihrer beiden Freunde. Sie hatten es schon nicht leicht, doch ehe das Gekeife der der beiden in einen handfesten Streit ausarten konnte, wurde die Gondel langsamer und nährte sich der Gipfelstation. Begeistert quietschten Sora und Mimi auf als sie die Gondel verließen und freie Sicht auf die Pistenlandschaft vor ihnen hatte. Sie waren weit über 2000 Meter hoch auf dem Berg, über den Wolken und dementsprechend war auch das Wetter. Der Himmel war strahlend blau und wurde lediglich von der Sonne geschmückt. Im Sonnenlicht glitzere der Schnee auf den Bäumen, die komplett in weiß gehüllt aussahen als würden sie Mäntel tragen. Auf den Pisten, die von weiter oben kamen wuselten bereits viele, von ihrem Standpunkt aus klein aussehende, Menschen herum. Im Halbkreis versammelten sie sich alle um den Skilehrer herum am Rand des ersten Abhanges. „Also Mimi, Joe und ich fahren ja getrennt von euch. Wollen wir uns dann halb eins wieder genau hier treffen und in der Hütte hier Mittag machen?“, fragte Sora in die Runde und deutete hinter sich. Chris nickte ihr breit lächelnd zu und auch der Rest gab sein Einverständnis, womit das Gespräch beendet war und Joe, Sora und Mimi sich vom Rest abwandten. „Na wie die Prinzessin jetzt die Abfahrt meistert würde ich ja zu gerne sehen“, ließ Tai spöttisch verlauten und beobachtete sie abschätzig. Natürlich hatte Mimi das Mitbekommen, denn der Kommentar des Jungen war auch nicht zu überhören gewesen, und brachte ihr Blut zum Brodeln. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte Mimi ihm den Rücken zu, ließ ihre Zöpfe fliegen und knallte die Skier energisch auf den Boden und strahlte dabei selbst in den klobigen Skiklamotten eine Anmut aus, um die Kari sie beneidetet. Problemlos kam sie mit den Schuhen in die Bindung, ebenso wie Joe und Sora, die schon etwas abseits warteten. „Erstick doch an deinem Neid Tai!“, pfefferte sie dem Jungen noch entgegen, ehe sie sich die Brille auf die Nase schob und dann kraftvoll mit den Stöcken abstieß. In schönen Kurven und einem Affenzahn brauste sie davon. Gerade noch so hörte sie die anerkennenden Pfiffe der anderen. Dann war sie außer Sichtweite und konnte leider Taichis reichlich verdattertes Gesicht nicht mehr sehen. Erst ein Stück weiter unten fuhr sie an den Rand und hielt ausschaue nach Sora und Joe, die sie in ihrer Wut ganz vergessen hatte. Doch um ihre Freunde musste sie sich keine Sorgen machen, wie sie erleichtert feststellte, denn sie waren ihr dicht auf den Fersen. „Wow Mimi. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut“, sprach Joe sie an, kaum dass er und Sora neben Mimi zum Stehen kamen. „Dem alten Angeber musste einfach mal wieder jemand zeigen, dass er nicht der König der Welt ist“, antwortete sie schnippisch, doch das amüsierte Blitzen in ihren Augen verriet sie. „Du weißt doch das Tai dich nur aufziehen will“, versuchte Sora trotzdem die Wogen zu glätten, immerhin kannte sie ihre Freundin und wusste wie nachtragend sie sein konnte und das, musste nun wirklich nicht gerade jetzt sein. Betont gleichgültig zuckte Mimi mit den Schultern und stieß sich dann wieder ab. „Wer zu Letzt an der nächsten Liftstation ist muss heute das Abendessen machen“, rief sie den anderen beiden noch schnell über die Schulter zu und sauste dann in kleinen Kurven die Piste hinab. Gekonnt schlängelte sie sich an etwas ungeübteren Fahrern vorbei und hatte Sora und, Joe erst recht, schnell weit hinter sich gelassen. Die beiden konnten zwar Skifahren, fuhren jedoch nicht jedes Jahr mit ihren Eltern in die Berge wie Mimi es tat. Letztendlich musste sie ein wenig an der Liftstation warten ehe sie erst Soras knall violette und schließlich auch Joes graue Jacke zwischen all den Menschen ausmachen konnte. Letzterer kam leicht aus der Puste geraten bei ihnen an. „Tja Joe“, lachte Sora. „Dann haben wir ja schon unsere Küchenfee für heute Abend gefunden.“ Gut gelaunt stimmte Mimi in ihr Lachen ein und selbst Joe, wenn auch der Leidtragende, konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Auf zur nächsten Runde!“, rief die brünette ausgelassen und hieb Faust samt Skistock einmal in die Luft. Begeistert Applaudierte Sora ihr und zu dritt reihten sie sich in die Liftschlange ein. Gemeinsam fuhren sie noch einige andere Pisten, diesmal jedoch in weit weniger Halsbrecherischem Tempo, da besonders Joe seine Probleme mit dem Mithalten hatte. Neben mehreren blauen Pisten zum Eingewöhnen, probierten sie auch zwei der roten aus, welche beide nicht sonderlich anspruchsvoll waren. Pünktlich um halb eins kamen sie am vereinbarten Treffpunkt an wo TK und Kari auf sie warteten. Auf die Frage hin, wo denn die anderen abgeblieben seien, ließ TK verlauten, dass sie schon mal einen Tisch reserviert hätten. Mit glühenden Wangen und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht betraten auch die letzten das Restaurant, welches bereits gut gefüllt war. Ein Glück waren die drei Jungs schon vorgegangen und winkten ihnen nur von einem großen runden Tisch in einer der Fensternischen zu. Es dauerte ein wenig, doch dann hatte sich auch endlich der Rest durch die anderen Tische und Mittagsgäste quetschen können und nahm auf der runden Sitzbank Platz. Sora rutschte natürlich direkt zu Matt durch, dichtgefolgt von Kari und TK, während Joe auf der anderen Seite neben Tai saß und so blieb Mimi am Ende nichts weiter übrig als sich direkt gegenüber von Tai niederzulassen. „Und wie war eure erste Skistunde?“, fragte Sora mit leuchtenden Augen ihre Freunde. „Echt super!“, antworteten Kari und TK in Stereo. Matt und Izzy nickten bejahend, doch Taichi brummte verstimmt. „Läuft es für den großen Sportler etwa nicht so gut?“, stichelte Mimi höhnisch und zog so den Unmut des Jungen auf sich. „Quatsch! Aber dieses dämliche Schönheits-OP-Gesicht kann ich jetzt schon nicht mehr sehen. Der Typ macht den Job doch auch nur um sich an wehrlose, naive Mädchen ranzuschmeißen und sie für eine Nacht ins Bett zu bekommen. Wahrscheinlich ist er sowieso wahnsinnig enttäuscht das du nicht mit von der Partie bist.“ „Was soll das denn bitte heißen?! Willst du damit sagen ich sei naiv?!“ Mimis Stimme war bereits in unangenehm schrille Höhen gerutscht und der aufgebrachte Blick mit dem sie Tai nun traktierte, ließ in Sora alle Alarmglocken schrillen. Auch Kari bemerkte das, dass Gespräch eine gefährliche Richtung annahm. Schnell schmiss sie sich dazwischen: „Wow! Also dieser Kaiserschmarrn hört sich aber verdammt gut an!“ „Ja find ich auch. Ich glaub den nehm ich“, stieg Sora schnell mit ein und fügte hinzu: „Wäre das nicht auch was für dich Mimi?“ Mürrisch wandte sich die Angesprochene der Karte zu, las schnell um was es sich handelte und stimmte dann mit einem knappen ja zu. „Bestellt ihr mir noch einen Früchtetee dazu? Ich muss mal schnell auf Toilette.“ So schnell wie Mimis Temperament entfacht war, so schnell hatte sich auch wieder gelegt. Ungewöhnlich still und wortkarg ließ sie ihren Wunsch verlauten, ehe sie sich erhob und davon schlängelte. Besorgt wechselten Sora und Kari einen Blick, wollten ihr jedoch nicht folgen um nicht zu viel Aufsehen bei den Jungs zu erregen. Taichi, der Pechvogel, schien nicht mal zu bemerken welch wunden Punkt er da getroffen hatte. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten und das gemeinsame Mittagessen am Ende in friedlicher Eintracht genossen hatten, ging es wieder auf die Piste. Gemeinsam trafen sie sich wieder mit Tim, der sie gut gelaunt begrüßte. „Würde es dir was ausmachen, wenn wir ein Stückchen mitfahren würden?“, fragte Sora ihn freundlich. „Kein Problem“, antwortete er ihr, sein Zahnpastalächeln zur Schau stellend. „Super!“, quietschte Mimi. Vereint fuhren alle ein Stück gerade aus zu einer seichten und nicht sehr langen Anfängerpiste. „Also gut,“ energisch klatsche Tim in die Hände, um sich die Aufmerksamkeit seiner Schüler zu sichern. „Wir machen jetzt da weiter wo wir vor dem Mittag aufgehört haben. Das sah ja bis dahin bei euch allen schon ganz gut aus. Und nach weiteren ein bis zwei Runden hier auf dem kleinen Hügel, können wir dann auch schon mal eine der blauen Pisten ausprobieren.“ Begeistert tauschten TK und Kari einen Blick. Die beiden schienen das Skifahren wirklich zu lieben. Ordentlich in einer Reihe machte sich die Gruppe daran zu der kleinen Schleppliftstation ein paar hundert Meter weiter unten zu fahren. Tim vorne weg und dann in gebührendem Abstand erst Kari und TK, gefolgt von Matt und Izzy und das Schlusslicht bildete Tai. Sora und Joe waren bereits langsam nebenhergefahren, nur Mimi stand noch oben und schaute verträumt die schneebedeckten Bäume an. „Es tut mir leid was ich da vorhin gesagt hab. Du bist nicht naiv oder dumm oder so.“ Verwundert klärte sich ihr Blick und fand Tai, welcher noch immer neben ihr stand. Reuevoll blickte er sie aus seinen dunklen, braunen Augen an, sodass es Mimi glatt einen Schauer über den Rücken jagte und sie schnell den Blick abwandte. „Und…du kannst übrigens echt gut Skifahren. Tut mir auch leid, dass ich mich deswegen über dich lustig gemacht habe.“ „Schon gut“, winkte sie ab, da sie während ihrer gemeinsamen Zeit hier wirklich keinen schwerwiegenden Streit wollte. „Ich hätte mir vermutlich auch nicht geglaubt“, gestand sie verlegen lächelnd und wollte gerade zu etwas weiterem ansetzten als das Rufen der anderen sie daran erinnerte, dass sie nicht allein hier waren. Kraftvoll stieß Taichi sich ab und fuhr in großen S-Kurven und mit V-Förmigen Skiern Bergabwärts. Mimi folgte ihm wenige Augenblicke später und machte hier deutlich die bessere Figur. Um nicht zu schnell unten zu sein fuhr sie nun zwar auch etwas größere Kurven, hatte die Ski dabei aber trotzdem parallel und eng beisammen gestellt. Seite an Seite fuhren sie so den kleinen Hügel hinab und kamen endlich bei den anderen an. Ungehalten stieß Kari ein „Na endlich aus“ und schob sich übermütig Richtung Tellerlift, dicht gefolgt von TK, ihrem Schatten. Sora und Mimi konnten sich bei diesem Anblick ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. „Wow, Kari scheint ja richtig ungehalten zu sein“, kicherte Sora und schaute den beiden Nesthäkchen der Gruppe amüsiert nach. „Sie macht das auch wirklich sehr gut, ebenso wie TK und alle anderen natürlich auch“, kommentierte Tim das Ganze. „Wenn ihr möchtet könnt ihr von hier aus bis zum nächsten größeren Lift fahren, ab dieser Stelle geht die grüne Piste in eine dunkelrote über, und wir treffen uns dann gleich wieder ob dann könntet ihr ja mit uns zur nächsten blauen kommen“, schlug Tim den drei Fortgeschrittenen vor. Fröhlich quittierte Mimi den Vorschlag mit einem Nicken. Gemeinsam warteten die drei Freunde noch bis der andere Teil ihrer Truppe wieder mit dem Lift bergauf fuhr, dann brausten sie davon. Gut gelaunt trafen sie die anderen bereits wenige Minuten später wieder. „Na dann folgt mir mal“, rief Tim ihnen zu, wendetet mit den Skiern als wäre es das leichteste auf der Welt und schob sich mit den Stöcken kraftvoll auf die andere Seite der großen Ebene, auf welcher sie vorhin mit den Gondeln angekommen waren und auf welcher auch das Restaurant stand. Die anderen folgten im deutlich langsamer. Auch wenn es bei der Abfahrt immer schnell ging, sich auf den Skiern nur mit den Stöcken anzuschieben war eine ganz andere Nummer. Mimi taten bereits nach wenigen Metern die Arme weh und auch Kari, Izzy und Joe schienen so ihre Probleme mit dem Vorankommen zu haben. Letzten Endes erreichten aber doch alle die andere Seite. „Wie ihr seht ist diese Abfahrt nun erheblich länger als die von eben“, begann er seine Erklärung. „Trotzdem ist sie einfach zu meistern und ich weiß, dass ihr das alle schaffen werdet.“ Skeptisch beäugte Izzy die schneebedeckte Waldschneise vor sich. Steil war es nicht gerade, jedenfalls nicht so, dass er sich die Abfahrt nicht zutrauen würde, doch mit einem Mal schienen viel mehr Leute auf dem Berg zu sein. Hoffentlich kam er da heil durch. Tim, Kari, TK und Joe waren bereits vorgefahren und so machte sich auch der rothaarige schnell dran nicht den Anschluss zu verlieren. Die Beine verkrampft, um auch ja die V-Stellung der Skier zu gewährleisten, fuhr er vorsichtig Kurve um Kurve. Es verlangte ihm große Anstrengung ab, was man ihm leider auch ansah. Nein, Skifahren würde definitiv nicht sein Lieblingssport werden, das blieb wohl doch der Denksport. Immer wieder fuhr Tim ein Stück die Piste hinunter und wartete dann, natürlich breit grinsend, auf seine Schützlinge. Jedem einzelnen gab er bei der Ankunft ein kleines Feedback mit Lob und Tipps zu Verbesserung. Diesmal war Mimi direkt nach ihm gefahren und zusammen warteten sie auf die ersten Ankömmlinge der kleinen Skischule. „Du fährst wirklich richtig gut Mimi“, lobte er sie. „Danke. Es macht mir aber auch wirklich Spaß“, lächelte sie freundlich. „Sieht man. Wart ihr denn auch schon mal beim Aprés Ski?“, führte er das Gespräch fort und lenkte es unauffällig in eine andere Richtung, während er Kari und TK schon wieder einen Daumen nach oben gab, als sie wenige Meter unter ihnen zum Stehen kamen. „Nein. Aber wir sind ja auch gestern erst angekommen. Machen wir aber die nächsten Tage bestimmt noch.“ „Dann kommt doch heute Abend in den ´Snowbuddy´, das ist die Bar direkt neben dem Center. Ich geb dir auch einen Drink aus“, zwinkerte er ihr zu und flirtete nun ganz offensichtlich mit Mimi, deren Lächeln bei diesen Worten einen Knacks bekam. Taichis Worte vom Mittagessen hallten in ihrem Kopf wider und nagten nach ihr. Bis jetzt hatte sie in Sachen Liebe noch kein wirklich glückliches Händchen bewiesen. Was wenn er mit seiner Theorie über den smarten Skilehrer recht hatte? „Ooh…ich weiß nicht, das müsste ich vorher noch mit den anderen besprechen, immerhin sind wir eine Gruppe“, erklärte Mimi und wurde mit jedem Wort leiser. Erleichtert nahm sie die Ankunft der letzten drei zur Kenntnis und wandte sich schnell von dem Skilehrer ab. Sie sollte wirklich vorsichtiger sein. Freundlichkeit wurde von einigen schnell mit Flirten verwechselt. Den Rest des Nachmittags verbrachten Sora, Joe und Mimi weiter bei ihren Freunden, während letztere jedoch deutlich auf Abstand zu dem Skilehrer ging. Beinahe schon penibel achtete sie darauf immer möglichst weit weg von ihm zu stehen und keine Sekunde mehr mit ihm allein zu verbringen, was glücklicherweise jedoch niemandem weiter auffiel. Nach der blauen Piste ging es mit dem Lift wieder bergauf zur nächsten und am Ende des Tages kam es Kari so vor als wären sie einmal kreuz und quer über den gesamten Berg gefahren. Bis auf ein paar kleinere Stürze, allen voran von Izzy, hatte sich zum Glück niemand verletzt und erschöpft verabschiedeten sie sich schließlich von Tim. „Hier neben den Gondeln gibt es eine lange Abfahrt ins Tal. Die ist knapp sieben Kilometer lang. Falls ihr euch das aber noch nicht zutraut könnt ihr auch einfach wieder die Gondel nehmen. Wobei ich denke, dass ihr das alle schaffen würdet.“, mit diesen Worten winkte er ihnen noch einmal zu, drehte sich dann um und hielt auf ein paar andere Skifahrer, im selben Outfit, zu. „Also so sehr es mir auch Spaß macht“, fing Kari an und man konnte schon erkennen in welche Richtung ihre Entscheidung ging, “ aber mir tun jetzt echt die Füße weh, deswegen nehme ich die Gondel.“ Wortlos schlossen sich sowohl TK als auch Joe, dem das Skifahren bei weitem nicht so viel Spaß machte wie Mimi und Sora, war er von den dreien doch auch immer der letzte gewesen, ihren Worten an. „Ja, ich nehmen wohl auch lieber die Gondel“, meinte Izzy mit schiefen grinsen und das konnte wohl auch jeder nachvollziehen. „Also ich würde gern die Abfahrt nehmen. Kommst du mit Sora?“, freudig blickte Mimi zu ihrer besten Freundin, welche mit den Schultern zuckte und nickte und anschließend das Wort an die zwei verbleibenden Jungs richtete. „Was ist mit euch?“ „Also wenn ihr nicht so schnell Fahrt kommen wir mit, oder Tai?“ „Klar.“ Und so teilte sich die Gruppe. Da die Abfahrt mit den zwei Anfängern in der Gruppe wohl deutlich länger dauern würde als mit der Gondel, einigte man sich darauf das der Rest schon einmal zur Hütte gehen, Feuer machen und anfangen sollte zu duschen. „Am besten machen wir es so wie vorhin der Skischule. Mimi und ich fahren abwechselnd vor, dann ihr und dann wieder eine von uns“, schlug Sora den Jungs vor. „Ach Quatsch“, fegte Tai ihren Vorschlaf großspurig zur Seite. „Das schaffen wir auch so, oder Matt?“ Angesprochener zog skeptisch die Brauen nach oben, musste beim Anblick Tais jedoch schmunzeln. So viel unbegründete Selbstsicherheit sah man wirklich selten auf einem Haufen. Auf Tais Macho gehabe hin zuckte Mimi gleichgültig mit den Schultern, stieß sich ab und rief über die Schulter: „Der letzte im Tal ist eine lahme Ente!“ Das ließ der Brünette sich nicht zwei Mal sagen, gab sich mit den Skistöcken ebenfalls einen ordentlichen schubs, fuhr zwei-drei große S-Kurven, übersah einen zusammengeschobenen Schneehaufen und rollte unter viel aufgewirbelten Schnee einige Meter weiter nach unten, Mimi dabei überholend. Zwischen all dem Schnee war lediglich noch seine leuchtend blaue Ski Jacke auszumachen. Feixend beobachtete diese ihn, war dann jedoch so gnädig seinen Ski, welcher sich gelöst hatte, einzusammeln und ihm mitzubringen. Auch Sora, anfangs erschrocken die Luft einziehend, und Matt hielten neben ihm. „Alles okay?“, fragte Sora besorgt und reichte ihm eine behandschuhte Hand. „Mh“, brummte der Gefallene verstimmt und zog sich mit der Hilfe seiner Freundin wieder nach oben. „Hier dein Ski“, sagte Mimi fröhlich und ließ besagtes Objekt vor seine Füße knallen. Ungehalten ließ er den Ski Schuh einrasten. „Diesmal vielleicht etwas langsamer, du Supersportler.“ Für Mimi war das natürlich alles mehr als amüsant und so lachtet sich die Brünette ins Fäustchen. „Jaja“, brummelte der Unglücksrabe. „Es geht ja hier auch nicht darum wer als erstes unten ist“ - Sora warf Mimi einen vielsagenden Blick zu – „, sondern das alle unverletzt unten ankommen. Richtig Mimi?“ Die 17-Jährige verdrehte die Augen, seufzte genervt und stimmte dann mit einem „Ja Mama“, zu. Langsam und in einer Reihe geordnet ging es weiter. Matt und Tai machten sich für ihren ersten Tag auf Skiern wirklich gut, bemerkte Mimi anerkennend, was sie besonders Letzteren aber nicht spüren ließ. Das wäre ja auch noch schöner! Der obere Teil der Abfahrt war breit und wenig abfällig, als sie jedoch schon ein ganzes Stück gefahren waren, ohne dass jemand hingefallen war, kamen sie an einer Kante zum Stehen. Das Gefälle der Piste nahm nun um einiges zu und zwischen dem Schnee blitzen einige vereiste Stellen hervor. „Puh“, stieß Matt aus und fasste sich an den Helm. „Sieht auf einmal nicht mehr nach einer blauen Piste aus.“ Auch Soras Blick war skeptisch nach unten gerichtet. Das war im Normalfall kein Stück, welches für Anfänger geeignet war. „Mimi fahr du am besten vor“, schlug die Rothaarige vor. Gesagt getan und Mimi, nun auch etwas vorsichtiger, machte sich an die Abfahrt. Die Skier schön parallel gehalten fuhr sie in größeren S-Kurven ein Stück den Hang hinab. Nach ihr fuhren erst Tai dann Matt und zum Schluss noch Sora, ordentlich in einer Reihe nach unten. Ab und an rutschten besonders den beiden Jungen die Ski weg, doch am Ende hatten sie es ohne Sturz geschafft und als sie nach dem steilen Hang um die nächste Ecke bogen, war schon die Talstation in Sicht. „Wie wäre es mit einem kleinen Wettrennen?“, schlug Taichi, welcher sich offensichtlich schon gar nicht mehr an seinen Sturz vorhin erinnerte, vor. Übermütig funkelte er die anderen an, las in Mimis Augen Begeisterung, in Soras Besorgnis und in Matts Skepsis. „Kommt schon Leute! Der Verlierer muss den anderen beim Aprés Ski einen Cocktail ausgeben.“ „Abgemacht“, rief Mimi laut und in ihren Augen stand der Siegeswille. „Macht ihr nur, wir kommen nach“, meinte Matt mit Blick auf Sora, die nur verständnislos den Kopf schüttelte und damit so viel sagte wie „Die werden es wohl nie lernen“. „Na gut, wie du willst“, meinte Tai. „Dann gibst du aber das Startsignal.“ „Meinetwegen.“ Mit etwas Abstand stellten sich die beiden Hitzköpfe nebeneinander auf. Schwarz-weiß neben leuchtend blau, Junge neben Mädchen, Fortgeschritten neben Anfänger. „Eins!“ Leicht beugte Mimi sich vor, die Stöcke links und rechts in den Schnee gerammt. „Zwei!“ Kurz riskierte er einen Blick neben sich, wo Mimis Haltung nichts außer wilder Entschlossenheit ausstrahlte. „Drei!“ Kräftig drückten sich beide ab und sausten den kleinen Hang hinab. Schnurgerade ging es runter, keine Kurven, kein Schneepflug. Mimi hockte nun beinahe auf ihren Skiern, die Arme dicht an den Oberkörper gepresst, den Blick stur geradeaus gerichtet. Ab und an fuhr sie über kleine Huckel, die sie bei diesem Tempo deutlich spürte. Aus dem Augenwinkel linste sie neben sich und erblickte nichts als leere Piste, weswegen sie einen Blick nach hinten riskierte. Tai schlingerte aufrechtstehend die Piste hinab, sichtlich mit dem Gleichgewicht kämpfend. Die Stöcke hieben in alle Richtungen aus. Ein Glück war gerade wenig los. Besorgt richtete Mimi sich auf, lehnte sich leicht nach rechts und links, um etwas von ihrem Tempo zu verlieren, hielt dann ganz an und brüllte: „Arme an den Oberkörper, Schneepflug und fahr verdammt nochmal Kurven du Dummkopf.“ Die Arme durch die schnelle Fahrt unkontrolliert durch die Luft fegende, zog er sie an seinen Körper, brachte sie Ski in die richtige Stellung und fing an sein Gewicht so zu verlagern, dass er nun mehr Kurven fuhr. Von hinten sah Mimi bereits wie Sora und Matt, welcher eine schlichte schwarze Jacke zur Schau trug, angefahren kamen. Beide deutlich sicherer unterwegs als Tai, allerdings auch langsamer. Den ganzen Weg durch den Wald und zu ihrer Hütte rüber schnauzte Sora Taichi voll. „Weißt du eigentlich was da alles hätte passieren können? Was wenn du die Kontrolle verloren hättest und gegen einen Baum gefahren wärst? Oder wenn du unvorhergesehen die Richtung geändert und jemand von hinten in dich reingedonnert wäre, da er mit so einem plötzlichen ausscheren nicht gerechnet hatte? Oder wenn DU jemanden über den Haufen gefahren hättest? Du könntest jetzt im Krankenhaus liegen oder, noch schlimmer, TOT sein! Denkst du eigentlich jemals nach Taichi Yagami? Das Leben ist nicht immer nur ein Spiel! Geht das etwa nicht in deinen Kopf rein?“ Hätte Matt nicht eingegriffen, hätte Sora Tai womöglich noch den Kopf abgerissen. Selten hatte Mimi ihre Freundin so wütend erlebt, war sie doch sonst eine sehr ausgeglichene und friedliche Person. Doch Mimi war keines Wegs dumm und so schwieg sie die gesamte Zeit über, um den Zorn der Rothaarigen nicht auch noch auf sich zu ziehen. An der Tür der Hütte nahm Kari sie mit den Worten “Oh man euer Geschrei hört man ja in der ganzen Schweiz“, in Empfang, was Sora vorerst zum Schweigen brachte. Doch in ihren Augen konnte Mimi lesen, dass ihre Wut noch lange nicht abgeklungen war. Drinnen in ihrer Hütte war es mollig war, sodass Mimi sofort anfing in ihren dicken Klamotten zu schwitzen. Zusammen mit den drei anderen Nachzüglern stampfte sie in den Keller, welcher lediglich aus einem kleinen Raum bestand. Auf der einen Seite stand vor einer langen Heizung eine Holzbank, unter welcher schon die Schuhe der anderen standen. Auf der anderen Seite befand sich ein Kleiderhaken ähnliche Befestigung an der Wand, zwischen welcher bereits einige Ski lehnten. Wohlig seufzend ließ Mimi sich auf die Bank fallen und zog sich das schwere Schuhwerk von den Füßen. „Fühlt sich das gut an. Als würde man auf Wolken laufen“, stellte sie mit geschlossen Augen fest. „Mh“, stimmte Sora ihr zu, deren Wut anscheinend schon wieder verpufft war. Auch die anderen waren froh die klobigen Schuhe endlich los zu sein. So schön das Ski fahren auch ist, nach einer Weile taten einem einfach zwangsweise die Füße weh. „Ich bin die nächste im Bad“, rief Mimi wie aus dem Nichts und schoss ungewohnt schnell die Kellertreppe hinauf, hastete durch den Wohnbereich an den anderen, die bereits alle frisch geduscht waren, vorbei und nahm auch die zweite Treppe mit links. Sofort verbarrikadierte sich das Mädchen im Badezimmer, ließ die Hüllen fallen und stellte sich solange unter die heiße Dusche, bis Spiegel und Fenster schon ganz beschlagen und ein ungeduldiger Tai gegen die Tür hämmerte. „Beeil dich gefälligst! Das hier ist nicht dein Privatbad und andere möchten auch noch duschen!“ Genervt rollte sie mit den Augen, stellte aber brav das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Auf Grund mangelnder Klamotten wickelte sie sich kurzer Hand in ihr Handtuch, welches sie bereits am Morgen dagelassen hatte, und verließ, mit samt dicken Skisachen, das Bad. Mit Engelsgesicht öffnete sie die Tür, säuselte „Fertig“ und schwebt an Taichi vorbei, dem bei ihrem halbnackten auftritt prompt das Blut ins Gesicht geschossen war und der nun irgendetwas von „Hab nichts gesehen“ stammelte. Nachdem Mimi sich wieder in ihre Klamotten vom Frühstück geworfen hatte, tänzelte sie die Treppe hinunter in den Wohnbereich, wo Kari und TK, ebenfalls im gemütlichen Gammeloutfit, in trauter Zweisamkeit auf einem der großen Sofas vor dem entfachten Feuer saßen und kuschelten. Ein bisschen neidisch war sie ja schon auf die beiden. Ihre letzte Beziehung lang nun schon fast ein Jahr zurück, doch der Gedanke daran schmerzte sie. Um sich abzulenken folgte das Mädchen also dem himmlischen Duft nach Abendessen in die Küche. Mittlerweile war es halb sechs, weswegen Izzy und Joe bereits fleißig in der Küche rumwerkelten. „Was gibt’s denn?“, fragte Mimi neugierig, stütze sich auf den Küchentresen und schnupperte hungrig. „Bratkartoffeln mit Ei und Schnitzeln“, antwortete Izzy, welcher bereits eine Pfanne beaufsichtigte. „Ja wir hatten keine Lust auf Reis, da sind wir vorhin nochmal schnell los und haben Kartoffeln besorgt.“ „Mh lecker. Soll ich was helfen?“, fragte Mimi. „Klar. Deck doch schon mal den Tisch“, antwortete Joe, welcher die Hände voll Paniermehl hatte. Neben ihm lag auch schon ein guter Haufen Schnitzel. Ein Mahl für acht Personen war schon gar nicht so einfach. Besonders wenn man einen Vielfraß wie Tai seinen Freund nannte. Weihnachtliche Melodien summend tänzelte Mimi immer wieder von der Küche an den Esstisch, brachte Teller, Besteck, Gläser, Servietten und Untersetzter und gesellte sich anschließend zu Joe und Izzy an den Herd, wo nun mittlerweile alle Platten besetzt waren. Während die Kartoffeln nun schon weitestgehend fertig waren und somit samt ihrer Pfanne auf eine der hinteren Herdplatten umgezogen waren, schmolz in den vorderen beiden Pfannen je eine ordentliche Portion Butter, zu welcher sich nun noch ein Schuss Öl gesellte und anschließend die Schnitzel ein Bad nahmen. „Ich schlag schon mal die Eier auf“, kündigte Mimi an und griff sich sogleich die Packung Eier aus dem Kühlschrank. Nach kurzem Überlegen landete einfach der gesamte restliche Inhalt in der großen Schüssel und wurde liebevoll mit einer Gabel verquirlt. Salz und Pfeffer gesellten sich dazu und dann war die Vorbereitung auch schon abgeschlossen. Ein himmlischer Schnitzelduft zog mittlerweile durch die gesamte Hütte und lockte auch die letzten Freunde nach unten. Das Abendessen war ein voller Erflog und Izzy und Joe ernteten von allen Seiten Komplimente. „Dann wissen wir ja schon wer hier auch die nächsten Abende kochen wird“, schmatze Tai zufrieden wurde jedoch sofort von Sora gestoppt „Das hättest du wohl gerne! Wir wechseln uns natürlich immer ab. Genauso wie beim Frühstück. Und da gestern Matt und ich und heute schon zweimal Joe und Izzy dran waren, schlage ich vor das TK und Kari morgen das Frühstück und du und Mimi das Abendbrot zubereiten.“ Matts Gesichtsausdruck nach zu urteilen gab es da keinen Raum für Verhandlungen. „Na toll. Wieso bekomme ausgerechnet ich die Sklaventreiberin ab“, maulte Tai und jaulte nur Sekunden später vor Schmerz auf, da Mimi, welche ihm gegenübersaß, ihm mit voller Wucht ihren Fuß vors Schienenbein gehauen hatte. „Sei nicht immer so gemein Tai!“, schalte Hikari ihn. „Ohne Mimi wäre dein Essen doch ungenießbar, also sei lieber froh. Ohne Abendessen wärst du doch der, der hier am meisten von uns allein leidet.“ Taichi war damit still, während die anderen ausgelassen lachten. Nachdem gemeinsamen Abräumen werkelten Mimi und Kari in der Küche rum, während die anderen verdonnert wurden vor dem Kamin zu warten. „Ich bin schon so richtig in Weihnachtsstimmung“, schwärmte Kari und legte die Plätzchen liebevoll auf einen Teller. „Ohja ich auch“, stimmte Mimi mit dem Glühwein auf dem Herd ihr zu. „Weihnachten ist einfach meine liebste Zeit ihm Jahr. Das leckere Essen, das Kekse backen, der Glühwein, der Weihnachtsmarkt. Und die Geschenke. Ich liebe es Geschenk für alle zu kaufen und mache mir immer schon Monate vorher Gedanken was ich für wen besorge.“ „Ja und vergiss nicht den Schnee und das Plätzchen essen und das Weihnachtsbaum schmücken.“ Bei Karis letzten Worten hielt Mimi in ihrer Bewegung inne und schaute erschrocken zu ihrer Freundin. „Der Weihnachtsbaum!“, rief sie aufgeregt. „Wir haben zwar einen Baum aber gar keinen Schmuck!“ Panik stand in ihren Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. An alles hatte sie gedacht, nur nicht an den Schmuck für einen Baum. Obwohl sie auch gar nicht damit gerechnet hatte, in der Hütte einen Baum vorzufinden. Dabei war das doch mit das wichtigste an Weihnachten. Für sie gehörte es einfach dazu, wenige Tage vor Weihnachten den Baum zu schmücken. Beschwichtigend hob Kari die Hände. „Keine Sorge Mimi. Ich hab vorhin neben dem Kamin unter der Tür noch eine kleine Abstellkammer gefunden. Neben einem Staubsauger und einem Fernseher auf Rollen ist das auch eine riesen Kiste mit Weihnachtszeugs drinne.“ „Das ist ja toll“, so gleich war sie wieder ganz ruhig und widmete sich wieder dem Glühwein im Topf. Wenig später saßen sie zu acht auf den Sofas vor dem Kamin, mümmelten Kekse und schlürften Glühwein. „Wie sieht es denn mit der weiteren Abendplanung aus?“, warf TK in die Runde. „Ich habe eigentlich keine Lust heute noch weg zu gehen“, murmelte Kari neben ihm. „Ich auch nicht“, stimmte Mimi ihr zu und auch Sora nickte bekräftigend. „Dann lasst uns doch jetzt den Baum schmücken und morgen Abend können wir ja mal zur Aprés Ski Party schauen“, schlug letztere vor und erntete allgemeine Zustimmung. Euphorisch erhoben sich die drei Mädchen und holten aus der Abstellkammer die Kiste mit dem Weihnachtszeug. Der männliche Teil der Gruppe blieb desinteressiert sitzen. Dekorieren, das war doch ehr Mädchen Zeugs. Neben einer reichen Auswahl an Baumschmuck, welcher, wie Mimi befand, auch nicht ganz hässlich war, fanden sich in der Kiste noch einige Lichterketten für die Fenster, ein Adventskranz mit roten Kerzen und hängende Sterne, ebenfalls für die Fenster. Voller Begeisterung leerten sie alles auf dem Boden vor dem Baum aus und begannen zu sortieren. Izzy erbarmte sich, nach einiger Überredungsarbeit Seitens Mimi, die Lichterketten für Fenster und Baum auseinander zu pfriemeln. Die Mädchen suchten derzeit die schönsten Weihnachtskugeln in den Farben rot und creme-gold raus und behängten gut gelaunt den Baum. Penibel achteten sie darauf das nicht immer rot neben rot hing und das mal eine kleine mal eine große, mal eine Runde mal eine tropfenförmige Kugel hingen. „Es soll ja nicht so langweilig eintönig aussehen“, erklärte Mimi, auch wenn niemand gefragt hatte. Nach gut einer halben Stunde war auch Izzy endlich fertig und wurde sogleich dazu abgestellt, Sora beim Anbringen der Baumkette zu helfen, welche aus falschen Kerzen bestand, während die beiden anderen sich um die Fenster kümmerten. Am Ende wurden noch die Stecker eingesteckt und unisono ertönte das Seufzen der Mädchen als sie zufrieden ihr Werk betrachteten. So war es doch gleich viel Weihnachtlicher. „Und jetzt?“, fragte Taichi gelangweilt. Wäre es nach ihm gegangen hätten sie auch heute schon feiern gehen können. „Wie wäre es mit einer Runde Flaschendrehen?“, schlug Kari vor und spaltete somit die Meinungen. Während Mimi und Sora natürlich sofort Feuer und Flamme waren, nahm Tai ehr eine Ablehnende Haltung ein. Flaschendrehen war doch Kinderkram. Doch da der Rest sich enthielt und Mimi in solchen Dingen immer sehr willensstark war, holte Kari schließlich die leere Glühweinflasche aus der Küche und alle setzten sich im Kreis vor den Kamin. Sanft gab Hikari der Flasche einen Schubs und so drehte diese sich auch nur zwei Runden ehe sie vor einem Feuerrot angelaufenen Izzy zum Stehen kam. „Wahrheit oder Pflicht Izzy?“, fragte Kari ihn schelmisch und ihr Gesichtsausdruck machte ihm Angst. „Wahrheit?“ Seine Antwort klang mehr nach einer Frage. „Also Koushiro“, fing das Mädchen an und faltete die Hände vor dem grinsenden Gesicht. „Legt deine Mutter dir noch deine Sachen raus?“ Verblüfft schauten alle zu Kari. Mit so einer Frage hatte nun wirklich keiner gerechnet, am allerwenigsten Izzy der verdattert und hochrot ein „Nein“ stotterte. Was für ein hinterlistiges Biest. Erst so durchtrieben gucken und dann so eine harmlose Frage. Als nächstes drehte also Izzy und nach einigem Schlingern zeigte die Flasche mehr oder weniger genau auf Tai. Selbstsicher wählte er Pflicht und musste daraufhin im Entengang um den Tisch watscheln und Alle meine Entchen singen, was zur allgemeinen Belustigung beitrug, da der Ärmste einfach keinen einzigen Ton traf. So ging es eine Weile weiter, bis Hikari und Takeru sich schließlich ins Bett verabschiedeten und Sora nochmal eine Portion Glühwein kochte. Mimi fühlte sich zwar schon etwas belämmert, doch zu einer zweiten Tasse, welche ihr Gesicht noch mehr glühen ließ, konnte sie trotzdem nicht nein sagen. Zu sechst ging es dann weiter und Matt beschloss das es nun Zeit für die „Erwachsenen-Version“, wäre, was Izzy und Joe reichlich Unbehagen zu bereiten schien. Tai war als nächstes an der Reihe, die Flasche stoppte bei Mimi und die wählte Wahrheit. „Bist du noch Jungfrau?“, kam prompt die Frage. Mimi wurde feuerrot, Sora schnappte erschrocken nach Luft und Joe und Izzy schauten beschämt zu Boden. So etwas wollten sie nun wirklich nicht wissen. Schwerfällig schluckte die Betroffene. „Nein, bin ich nicht“, presste sie über ihre Lippen, schaute Tai jedoch fest in die Augen. Die Lippen des Jungen verzogen sich zu einem Strich und er erwiderte ihren Blick. Er wusste nicht worauf er gehofft hatte. Das Mimi noch nie einen Freund hatte? Ziemlich unwahrscheinlich, immerhin war sie nicht nur ziemlich hübsch, sondern auch klug und ab und an sogar sehr liebenswert. Trotzdem zog es sein Inneres zusammen. Er hätte vielleicht doch lieber etwas anderes Fragen sollen. Ein ungemütliches Schweigen nahm Einzug in die Runde, erst unterbrochen von Soras vorsichtigem Räuspern. Erschrocken wendeten die beiden Brünetten ihre Blicke wieder ab. Mimi Griff zur Flasche und beauftragte schließlich Sora zu erzählen ob Matt sie schon einmal mit der Zunge befriedigt hatte. Ja, der Alkohol bekam der Brünetten wahrlich nicht. Mit ihren Blicken erdolchte Sora ihre Freundin ob so einer Antwort. Mit Wut drehte sie weiter die Flasche, welche wieder mal auf Tai zeigte. Offensichtlich wirkte er auf die Flasche wie ein Magnet, denn er war mit Abstand am meisten dran von allen. „Wahrheit oder Pflicht?“ „Pflicht“, gab Tai unbehaglich die Antwort. Sora schien noch immer erzürnt. „Du darfst Mimi morgen den ganzen Tag nicht von der Seite weichen, was natürlich auch meint das du nett zu ihr sein musst“, erklärte sie seine Pflicht. Dem armen Jungen musste sie einfach mal ein wenig auf die Sprünge helfen, ob er es nun wollte oder nicht. Immerhin war ihre gemeinsame Zeit hier begrenzt. Entsetzt schnappten beide nach Luft und schauten ihre gemeinsame Freundin schockiert an. Während Tai im Gesicht mittlerweile einer Tomate glich, war Mimi leichenblass geworden. Keine Spur mehr von der Alkoholbedingten Röte. Hätte er doch damals nur nie mit Sora gesprochen… Kapitel 3: Tag 3 ---------------- Tag 3 23.Dezember 2014 Als Mimi an jenem Morgen erwachte, lag das Zimmer noch halb im Dunkeln. Ungewöhnlich wach schaute Mimi zum Fenster und stellte fest, dass der Himmel wolkenverhangen und grau war. Na Super! Seufzend drehte sie sich wieder um, griff nach ihrem Handy und stellte fest, dass es gerade Mal um sieben war. Unschlüssig ließ sie ihren Blick durch das Zimmer wandern. Rechts neben ihr im Doppelbett schlief Hikari, links befand sich das Einzelbett, auf welchem die beiden ihre Skiklamotten und Rucksäcke lagerten. Am Fußende stand der Kleiderschrank. Ihr direkt gegenüber befand sich die Holztür, welche auf den Flur führte und neben Hikaris Bettseite befand sich das große Fenster vor welchem sich der Schnee auftürmte. Alles in allem war es ein wirklich hübsches Zimmer, so wie auch die ganze Hütte. Leise, um ihre Freundin nicht aufzuwecken, verließ sie ihr warmes Bett, suchte sich frische Sachen zusammen und schlich aus dem Zimmer. Auf dem Flur war es zwar angenehm warm, doch auch hier herrschte noch schläfrige Stille. Mimi verschanzte sich im Bad, wusch sich das Gesicht, putze die Zähne, frisierte sich schon mal die Haare und schlüpfte dann wieder in ihre dunkelblaue Kuschelhose und ein dunkelrot-weiß gestreiftes T-Shirt. Etwas unschlüssig stand sie schließlich vor dem Badspiegel und betrachtete sich, da von den anderen noch immer nichts zu hören war. Ihr Gesicht war schmal und fein mit großen braunen Augen, die Mimi an sich eigentlich nicht mochte da sie fand, sie passten nicht so recht in ihr Gesicht. Viel lieber hätte sie grüne, so wie Sora. Die braunen Haare, die sich zu den Spitzen hin wellten, fielen ihr ohne Zopf bis unter die Brüste, die ihrer Meinung nach zu klein waren. Kritisch beäugte sie sich und suchte nach etwas, auch wenn sie selbst nicht genau wusste nach was. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so intensiv betrachtet. Ob sie sich wohl verändert hatte? Ob er sie verändert hatte? Sie fühlte sich anders, aber sah sie auch anders aus? Angestrengt kniff sie die Augen zusammen. Nein, sie konnte nichts feststellen. Sie sah noch genauso aus wie vor einem Jahr. „Hallo?“ Ein Klopfen an der verschlossenen Tür ließ sie herumfahren. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie Soras Stimme erkannte. Eilig raffte sie ihren Schlaganzug vom Boden und öffnete die Tür. „Schon frei“, lächelte sie ihrer Freundin entgegen, die überrascht aussah. Normalerweise war Mimi eine ausgesprochene Langschläferin. Leichtfüßig tänzelte Mimi um Sora herum und verschwand wieder in ihrem Zimmer, wo nun auch Kari wach war. Offensichtlich war sie länger im Bad gewesen als sie gedacht hatte. „Guten Morgen“, wünschte sie ihrer Freundin, welche etwas zurückmurmelte und sich die Augen rieb. Anscheinend gerade erst wach geworden. Mimi wollte Kari in ihrem Aufwachprozess nicht weiter stören, schmiss ihre Sachen auf ihre Betthälfte und machte sich auf den Weg nach unten. TK stand bereits in der Küche und machte sich an die Arbeit. „Ich helfe dir“, verkündete Mimi und setzte direkt eine Kanne Kaffee auf. TK kümmerte sich währenddessen schon mal um die heiße Schokolade für sich und Kari, welche beide noch keinen Kaffee tranken, und auch für Mimi, die schwarzen Kaffee einfach nicht vertrug. Davon wurde sie einfach nur hibbelig und fühlte sich ganz aufgekratzt. Währenddessen kam auch Kari die Treppe hinunter geschlurft, die ja eigentlich mit TK zum Küchendienst eingeteilt war. Sie wünschte den beiden ein „Morgen“ und kümmerte sich anschließend um das Decken des Tischs. Grinsend sahen TK und Mimi sich an. Aus dem Kühlschrank holte Mimi Butter, Wurst und Marmelade und stellte fest, dass sie dringend wieder einkaufen mussten. Gleich nach dem Frühstück würde sie eine Liste schreiben. Nacheinander trudelten auch die andere im Wohnbereich ein und selbst Tai ließ sich blicken, ohne, dass man ihn aus dem Bett schreien musste. Gegen acht Uhr saßen dann alle beim gemeinsamen Frühstück. „Schade, dass der Himmel heute so grau ist“, sagte Kari. „Ach keine Sorge. Wenn wir auf dem Berg sind, sind wir über den Wolken. Das heißt auf den Pisten haben wir immer schönes Wetter“, klärte Joe sie auf und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. „Cool! Das ist mir gestern bei dem guten Wetter gar nicht aufgefallen“, rief sie, nun gut gelaunt. „Sag mal Tai“, begann Matt und zog sogleich die Aufmerksamkeit aller auf sich. „Solltest du nicht eigentlich den ganzen Tag Mimi auf der Pelle hocken? Da frag ich mich doch: Was machst du da drüben am anderen Ende des Tisches?“ Das Lächeln eines Engels legte sich auf Matts Lippen als er Taichi, etwas zu neugierig, musterte. Dieser erwiderte den Blick des Blonden säuerlich, ließ die Augen schnell zu Mimi huschen, welche auf ihrem Stuhl erstarrt schien, und musterte dann Feindselig seine beiden besten Freunde. Nebeneinander saßen sie da und schauten ganz unschuldig, auch wenn Matt sich sichtlich ein Lachen verkniff. Sora nahm er ja noch ab das sie dachte, sie würde ihm damit helfen, doch bei Matt war es doch die bloße Schadenfreude! Die restlichen Anwesenden verfolgten das Schauspiel interessiert. Mürrisch packte Tai schließlich seinen Teller, ging einmal um den ganzen Tisch und ließ sich am gegenüberliegenden Tischende, neben der immer noch starren Mimi, nieder. „Zufrieden?“, keifte er. „Ziemlich“, gab Matt die Antwort, sichtlich erfreut. Nachdem die Spuren des Frühstücks beseitigt waren ging es daran sich wieder für den Skitag fertig zu machen, weshalb Mimi beschloss die Einkaufsliste später zu schreiben. Ächzend kämpfte Kari sich in ihre Klamotten „Wie schaffst du es nur so sportlich in deinen Sachen auszusehen? Ich hab das Gefühl deine Hose liegt viel besser an“, murrte Kari mit neidischem Blick auf Mimi. In der Tat schienen Hose und Jacke bei ihr etwas Figurbetonter. „Stimmt ja auch, die hab ich mir extra ausgesucht damit ich nicht so dick aussehe. Halten aber trotzdem genauso gut warm“, erklärte sie stolz und drehte sich eine Runde vor dem Schrankspiegel. Kari murmelte etwas das wie „Unfair“ und „Hättest du mir ja mal sagen können“ klang und ging, laut raschelnd, nach unten. Mimi vollendete noch ihr Flechtwerk und folgte ihr schließlich. Die Skistiefel unter der Heizung waren über Nacht auch wieder richtig trocken geworden und unter ächzen schleppten die acht ihre Ski samt Stiefel und Stöcken wieder nach oben vor die Hütte, wo alle gemeinschaftlich in das schwere Schuhwerk schlüpften. Der Himmel war noch immer grau und machte an sich mehr Lust auf einen gemütlichen Tag vor dem Kamin anstatt auf einen Tag auf der Piste. „Hier“, sagte Joe und steckte Matt den Zweitschlüssel des Ferienhauses zu. Dieser musterte das kleine Metallene Ding in seiner Hand verwirrt, weshalb Joe zu einer Erklärung ansetzte. „Da wir ja heute noch einkaufen müssen fahren wir eventuell schon etwas früher wieder zur Hütte. Der ist dann dafür das ihr auch wieder reinkommt.“ Joe zwinkerte dem blonden zu, der jetzt, ob dieser etwas überheblichen Erklärung, genervt dreinschaute. Er war vielleicht blond, aber ganz sicher nicht blöd. Pünktlich um halb Zehn standen sie in voller Montur am Treffpunkt. Joe und Matt konnte man kaum mehr auseinanderhalten. Beide hatten sie eine schwarze Hose, schwarze Jacke, schwarzen Helm und schwarze Skibrille auf. Einzig an den Skiern und der Tatsache, dass unter Matts Helm ab und an eine blonde Strähne hervorlugte, konnte man die zwei Jungen unterscheiden. Mimi und Tai standen missmutig nebeneinander und schwiegen sich an, was Sora kopfschüttelnd zur Kenntnis nahm. Ihrer Meinung nach sollte Tai seine Chance lieber nutzen. „Also…wie soll das jetzt eigentlich weiter gehen? Muss ich etwa die ganze Zeit bei der Skischule bleiben nur damit Tai an mir kleben kann?“, stellte Mimi entnervt die Frage. Darüber hatte Sora sich noch gar keine Gedanken gemacht. Theoretisch wäre dies die logische Konsequenz, doch Mimi gegenüber, die ja deutlich besser Ski fuhr, wäre es auch ziemlich unfair und am Ende wäre sie nur sauer auf Sora und würde ihr vorwerfen ihr den Urlaub vermiest zu haben. Andererseits wäre es auch nur ein Tag… „Also, bis zum Mittagessen fahren wir drei wieder allein und danach musst du bei den anderen bleiben während Joe und ich dann schon etwas früher wieder ins Tal fahren.“ Sie fand das war ein guter Kompromiss, auch wenn sie Mimi ansehen konnte das es ihr ganz und gar nicht in den Kram passte. Tai hingegen wirkte erleichtert. Nachdem auch Tim endlich da war und sie alle mit einem breiten Grinsen und einem überschwänglichen „Guten Morgen“ begrüßte, ging es mit den Gondeln bergauf. „Wie schön“, schwärmte Sora neben Matt, als sie endlich durch die Wolkendecke brachen und die Sonne die Umgebung in ein glitzerndes, weißes Winterwunderland verwandelte. „Hey Sora“, lenkte Mimi die Aufmerksamkeit der Rothaarigen auf sich und ignorierte Taichi neben sich weiter hin. In den Händen hielt sie eine Karte der Pistenlandschaft, welche sie nun so drehte, dass Sora einen Blick darauf werfen konnte. „Lass uns doch heute noch ein Stückchen höher fahren und die Pisten hier oben ausprobieren“, schlug Mimi vor und deutete mit einer dicken Handschuh-Hand auf ein Gebiet etwas weiter oben, wo es ausschließlich schwarze und rote Pisten gab. Unschlüssig schaute Sora sich das ganze an. „Und was ist mit Joe?“, gab sie zu bedenken und verwandelte Mimis Euphorie in Unsicherheit. „Oh…naja wir fragen ihn einfach mal“, und schon war sie wieder gut gelaunt. Joe lehnte natürlich ab, meinte jedoch die beiden können gerne weiterhochfahren und er würde einfach bei den anderen bleiben, was ihm eh lieber war, da er doch weit weniger sicher auf den Skiern unterwegs wäre als die beiden Mädchen. Erst nachdem Joe ihnen mehrmals versicherte, dass dies für ihn wirklich kein Problem wäre, ganz im Gegenteil, und sie ausmachten sich, um halb zwei an der Hütte von gestern zu treffen, fuhren die beiden Mädchen mit einem großen Sessellift weiter den Berg hinauf. „Was sollte das eigentlich gestern mit dieser blöden Pflicht für Tai?“, hakte Mimi verärgert bei Sora nach, als sie endlich allein waren…oder zumindest ohne die anderen Digiritter. „Ach naja ich wollte einfach, dass ihr nicht die ganze Zeit zankt und dachte so kommt ihr euch vielleicht etwas näher“, erklärte Sora fadenscheinig. Näherkommen?! Wie war das denn gemeint? Klar. Tai und sie waren sicher nicht gerade ein Herz und eine Seele, aber Freunde waren sie trotzdem. Sie mochte Tai. Und es war ja nun nicht so, dass sie pausenlos stritten. Aber manchmal brachte er sie einfach auf die Palme. Da konnte sie ja wohl kaum immer nur dasitzen und es über sich ergehen lassen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete Mimi Sora von der Seite, die betont begeistert den Blick über die vielen weißen Pisten unter sich schweifen ließ. Mimi roch Lunte. Irgendwas stimmte hier doch nicht. „Aber sag mal“, setzte Sora an. „Wie geht es dir denn?“ Besorgt schaute sie ihre Sitznachbarin an, die nun ihrerseits den Blick abgewendet hatte. Trotzdem konnte die Rothaarige die Trauer und den Schmerz in ihren Augen sehen. „Es geht schon. Ich denke nicht mehr so oft daran, aber wir gehen zur selben Schule und immer, wenn wir uns auf dem Flur begegnen…“ Sie beendete ihren Satz nicht, doch Sora wusste was sie sagen wollte. „Ich habe es meiner Mutter erzählt“, gestand sie dann und ließ Sora überrascht dreinschauen. „Sie hat gemerkt das meine schulischen Leistungen darunter litten und nach meinem letzten Zeugnis hat sie mich darauf angesprochen und da konnte ich es einfach nicht länger zurückhalten. Sie wollte das ich zu einem Therapeuten gehe, aber das konnte ich ihr zum Glück wieder ausreden. Ich will nicht darüber reden. Ich will es einfach nur vergessen. Es fällt mir schwer mich anderen zu öffnen und ihnen nah zu sein.“ Mimis Augen brannten bereits. Verstohlen wischte sie sich mit dem Handschuh darüber um nicht hier, mitten in der Luft neben sechs Fremden in Tränen auszubrechen. „Achso …“ Erst jetzt merkte Sora was sie mit dieser blöden Pflichtaufgabe Mimi zumutete. Auch wenn Tai sie sicherlich nicht berührte, war es doch schwer für ihre Freundin diese erzwungene Nähe zu ertragen. „Es tut mir Leid Mimi. Ich hätte gestern besser nachdenken sollen“, gab Sora zerknirscht zu. Aufmunternd lächelte Mimi sie an, auch wenn ihre Augen noch immer verdächtig glänzten. „Kein Problem. Es ist ja nur Tai. Bei euch ist es anders. Aber in der Schule habe ich mich von vielen Bekannten zurückgezogen.“ Endlich erreicht der Lift seine Endstation und beendete so auch endgültig das Gespräch der Mädchen, welches Mimi sowieso ehr unangenehm war. Hier im Urlaub wollte sie nicht darüber reden. Es sollte eine glückliche Zeit voller Spaß werden. Trübsal blasen konnte sie auch daheim. „So, welche Piste zuerst?“, fragte Mimi motiviert, plötzlich wieder durch und durch fröhlich. „Such du dir eine aus.“ Kurz überlegte die 17-Jährige und entschied sich dann für eine rote, von der aus man zwei Lifts erreichte die zu verschiedenen anderen Abfahrten führten. Unbeschwert machten sie sich auf den Weg. Um kurz vor halb zwei kamen die beiden an der Skihütte an. Von den anderen war noch keine Spur, doch die zwei Freundinnen beschlossen drinnen schon mal einen Tisch zu besetzte, die anderen würden sie sicher auch so finden. Der Hauptansturm zur Mittagszeit war bereits vorüber und so war die Hütte deutlich leerer als gestern. Problemlos ergatterten sie einen runden Tisch in einer Ecknische mit Fenster. Mit roten Nasen und Wangen zogen sie sich die Helme, Schals, Handschuhe und Jacken aus und hatten gerade noch Zeit schon mal zwei Früchtetee zu bestellen, als auch schon die anderen herein gestapft kamen. Mit zufriedenen Gesichtern ließen sie sich auf die restlichen Plätze fallen und schälten sich aus ihren Sachen. Wie von selbst nahm Taichi diesmal den Platz neben Mimi. „Na wie wars?“, fragte Sora in die Runde. „Gut“, berichtete Kari mit leuchtenden Augen. Sie sind verschiedene blauen Pisten gefahren und schon am zweiten Tag nur noch ganz wenig hingefallen. Alle bis auf Izzy blickten wirklich zufrieden drein. „Macht es dir denn keinen Spaß?“, fragte Mimi an den Rothaarigen gewandt. „Nicht so sehr. Ich muss mich noch sehr darauf konzentrieren das sich meine Ski nicht überkreuzen“, gab er gequält grinsend zurück und kratzte sich mit der Hand am Hinterkopf. Mitleidig sah die Brünette ihn an. Das Izzy kein Sportfreak war, war allgemein bekannt. Trotzdem hatte sie Mitleid mit ihm. Der Urlaub sollte immerhin allen Spaß machen. „Und wie war es bei euch. Ist unsere Prin- „abrupt brach er seinen Satz ab und verzog die Lippen zu einem schmalen Strich. Irritiert schauten ihn die anderen an. Hatte er jetzt seine Zunge verschluckt, oder was? Ehe Kari jedoch zu einer Frage ansetzten konnte, kam die Bedienung mit Mimis und Soras Tee wieder und nahm die restlichen Getränke und die Essensbestellung auf. „Also wie war es bei euch?“, setzte Tai wieder an. Sora war in der Zeit ein Licht aufgegangen. Zu ihrer Aufgabe gehörte ja auch das nett sein und wahrscheinlich wollte er Mimi gerade wieder eine Stichelei an den Kopf knallen. „Oh es war echt gut. Nicht wahr Mimi?“, sprang sie schnell ein und lenkte die Aufmerksamkeit von Tais komischen Verhalten ab. Überrascht nickte Mimi und verbrannte sich prompt die Lippen am Tee, an welchem sie gerade vorsichtig hatte nippen wollen. Das Essen kam und fürs erste herrschte gefräßige Stille am Tisch. All waren vom vielen Skifahren und der frischen Luft hungrig. „Sagt mal, was wollen wir heute, morgen und die nächsten Tage eigentlich Essen?“, brach Matt schließlich das Schweigen. Alle schauten sich einen Momentlang schweigend an, schluckten hinunter und dann plapperten auf einmal alle durcheinander. „Ich finde ja es sollte was besonders sein!“ „Oh lasst uns doch eine Weihnachtsgans mit Kartoffeln, Gemüse und frischem Brot machen.“ „Was? Sowas aufwendiges? Reicht nicht auch eine Hähnchenpfanne mit Gemüse? „Ich fände ja ein leckeres Curry gut, was meint ihr?“ „Lasst uns doch nochmal Schnitzel machen mit Kartoffeln und Champignons.“ „Wieso eigentlich keinen Fisch?“ „Na weil das doch kein bisschen weihnachtlich ist!“ „Hirschgulasch!“ „Zum Nachtisch auf jeden Fall Bratäpfel.“ „STOOOOP!“ Mit einem Ruck war Joe aufgestanden, der Gesichtsausdruck genervt, die Hände auf den Tisch gestemmt. „Beruhigt euch mal alle wieder! Erstmal klären wir jetzt das Weihnachtsessen morgen!“ Bestimmt setzte er sich wieder hin und zückte sein Handy. „Alles klar. Also Morgen: Ich bin für eine Entenbrust, in leckerer Rotweinsoße und mit Kartoffelbrei. Danach Bratäpfel.“ Fragend blickte er in die Runde, doch sein kleiner Ausbruch hatte die anderen zum Schweigen gebracht und so wurde nur stumm genickt. „So. Am ersten Weihnachtsfeiertag: Das Hirschragout klang sehr gut. Und dazu vielleicht Klöße mit Rotkraut?“ Nicken. „Und dann könnten wir noch einen leckeren Schokopudding machen.“ Erneutes Nicken. Nachdem Joe die Sache in die Hand genommen hatte ging alle ganz schnell. Des Weiteren wurden Lachs mit Kräuterkruste, eine Hähnchenpfanne sowie nochmals Schnitzel eingeplant. Außerdem sollte der Vorrat an Frühstückssachen aufgestockt werden. Zuletzt diktierte Mimi ihm noch einige Backzutaten, dann wurde die Mittagspause beendet. Vereint trafen sie sich mit Tim und während Joe und Sora sich gut gelaunt auf den Weg ins Tal machten um die Einkäufe zu erledigen, beschlossen die anderen noch eineinhalb Stunden, bis um vier, auf der Piste zu bleiben, sehr zum Leid von Mimi, welche nun permanent von Tai belagert wurde. Matt überwachte das Ganze und auch Kari warf den beiden immer wieder so komische Blicke zu, was Mimi natürlich nicht entging. Sie fuhren einige neue Pisten und während Mimi neben den anderen herfuhr, konnte sie schon deutliche Verbesserungen zu gestern feststellen. Bis auf Izzy, welcher noch immer die meiste Zeit im Schneepflug fuhr und dabei sehr verkrampft wirkte, fuhren die anderen bereits sehr sicher, schauten kaum noch nach unten und hielten ihre Ski relativ parallel. Alle, bis auf einen, wirkten als hätten sie Spaß. „Wow, ihr fahrt alle schon so gut. Echt bemerkenswert“, sprach Mimi beim nächsten Zwischenhalt ihr Lob an alle aus. „Klar! Was hast du von einem Sport-Ass wie mir auch anderes erwartet?“, tönte Taichi neben ihr Großspurig und kassierte prompt einen Schlag in den Rücken von Yamato. „Sei nicht so selbstverliebt. Wir fahren alle super.“ In einer Reihe ging es weiter und auf einmal stand Mimi mit Tai allein da. „Also…“, begann er unsicher. „Also?“ Irgendwie fehlten ihm mit einem Mal die Worte. So ganz allein hier mit ihr, ihre Blicke auf sich spürend, wusste er gar nicht mehr genau was er eigentlich sagen wollte. Sie machte ihn wahnsinnig, auf so viele verschiedene Weisen und er wünschte sich er könnte ihr irgendwie klar machen was er alles für sie fühlte. Doch die Angst lähmte ihn quasi. Was wenn sie seine Gefühle nicht erwiderte? Und auch wenn, im Normalfall trennte sie ein riesiger Ozean und mehrere Zeitzonen voneinander. Keine wirklich gute Grundlage für eine Beziehung. Wahrscheinlich hätten sie keine Chance, würden es vielleicht probieren doch dann schnell merken, dass es wenig Sinn hatte, alles wieder beenden und bei ihrem nächsten Treffen lediglich peinliches Schweigen für einander übrighaben. Das wollte er auf gar keinen Fall! Lieber verschwieg er also seine Gefühle und blieb mit ihr befreundet, auch wenn es bei jedem Treffen weh tat sie zu sehen. „Kommst du?“ Irritiert blickte er sich um und erkannte Mimi, einige Meter unter sich. Offensichtlich war er so in Gedanken versunken das er gar nicht bemerkte wie sie schon weiter gefahren war. „Klar.“ In der Hütte brannte bereits ein kuscheliges Feuer als sie um kurz nach vier die Hütte betraten. Sora und Joe sortierten gerade die Einkäufe in die Küche ein. Schnell verstaute Mimi ihre Ausrüstung im Keller und beanspruchte dann das Bad für sich. Das warme Wasser tat gut auf ihrer Haut, machte sie gleichzeitig aber auch unglaublich schläfrig. Genüsslich shampoonierte sie ihre Haare, spülte alles aus und kuschelte sich in die dunkelblaue Jogginghose und einen cremefarbenen Strickpullover. Die halbtrockenen Haare zu einem Dutt gewurschtelt kam sie schließlich wieder in den Wohnbereich wo Sora und Joe mit Kari und TK, beide noch halb in Skisachen, auf den Sofas saßen, Kakao schlürften und einige von Mimis Plätzchen naschten. „In der Küche steht noch welcher“, teilte Sora ihr mit. Mit roten Wangen betrat Mimi die Küche, füllte sich Kakao in eine Tasse und suchte dann Mehl, Butter, Eier und diverse andere Sachen zusammen für eine Runde Schokoplätzchen. Fröhlich mischte sie alles zu einem schönen Teig zusammen und verwandelte die Küche in eine Weihnachtsbäckerei. „Noch mehr Plätzchen?“, fragte jemand neben ihr. Gut gelaunt drehte Mimi sich zu Tai um, welcher sich ebenfalls gerade einen Kakao eingoss. „Davon kann man doch bei dir sowieso nie genug haben“, erklärte sie verschmitzt, woraufhin Tai schmunzelnd nickte. „Stimmt wohl.“ Er setzte sich ihr gegenüber an den Tresen und schaute dabei zu wie sie Mehl ausstreute und anschließend den Teig ausrollte. Schokoladig-verlockend lag er da und Taichi konnte einfach nicht anders als ein Stück zu mopsen. „Hey!“, empört schlug Mimi nach ihm, doch Tai war schneller und hatte die kleine Teigkugel bereits im Mund versenkt. Stattdessen landete nur etwas Mehl auf seinem T-Shirt, da Mimis Hände noch voll davon waren. Entrüstet besah er sich das Malheur, schaute Mimi, welche die Augen erschrocken geweitet, den Mund jedoch zu einem Lachen verzogen hatte, an, griff in die Mehlschüssel und warf ihr eine ordentliche Briese mitten ins Gesicht. Geschockt zog sie die Schultern hoch, kniff die Augen zusammen und sah Tai drohend an. „Na warte!“, knurrte sie, griff ihrerseits in das Mehl und streute es Tai mitten in die Wuschelmähne, welcher sich vor lauter Lachen gar nicht wehren konnte. Ihr Gesichtsausdruck war aber auch einfach zu lustig. Das Mehl rieselte ihm aus den Haaren und setzte sich in seinem Shirt fest. Eigentlich war Mimi schon wütend auf ihn, doch irgendwie sah es schon lustig aus wie er so überall Mehl hatte, weswegen sie nicht anders konnte als in sein Lachen mit einzustimmen. So saßen sie nun da, einander gegenüber und beide mit Mehl besudelt. „Was ist denn hier los?“, kreischte Sora hysterisch und schaute beide entgeistert an. Hatten sie denn nun vollkommen den Verstand verloren? Für Sora sah es ganz danach aus. Mimi sah im Gesicht aus wie eine Geisha und Taichi als hätte er Pigmentstörungen im Haar und auf dem Boden war natürlich auch eine Menge gelandet. Kurz schauten die zwei Brünetten sie an, konnten ob ihres entgleisten Gesichts jedoch nicht lange an sich halten und brachen erneut in schallendes Gelächter aus. „Ich hoffe ihr räumt das wieder auf!“, zischte Sora beleidigt und drehte wieder um. „Oh Gott Stopp! Ich kann nicht mehr“, japste Mimi und hielt sich den Bauch. Sie griff zu einem Küchentuch, wischte sich einmal übers Gesicht und reichte es dann an Tai weiter, damit dieser sich ebenfalls etwas vom Mehl befreien konnte. Mimi begann den Teig auszustechen und Taichi trat den Rückzug an. „Ach übrigens“, setzte er an, „dein Teig schmeckt echt gut.“ Und schneller als Mimi gucken konnte hatte es sich noch ein Stück in den Mund geworfen. „Wollen wir vielleicht noch eine Runde Karten spielen?“, fragte Kari, als endlich alle gemütlich bei Kakao und Plätzchen vor dem Feuer saßen. Alle nickten oder murmelten eine Zustimmung und so flitzte Kari geschwind in ihr Zimmer nach oben und fischte die Packung Karten aus ihrem Rucksack. „Und was genau wollen wir spielen?“, fragte Izzy, als Kari bereits die Karten mischte. „Knack?“, schlug sie vor. „Okay“, stimmte TK ihr zu und auch vom Rest kam keine Widerrede. Mimi stellte jedoch schnell fest das Knack sicherlich nicht ihr Lieblingsspiel werden würde. Oft verlor sie weil Taichi, welcher unmittelbar vor ihr an der Reihe war, immer ausgerechnet die Karte nahm, die sie brauchte. „Du schaust doch in meine Karten!“, unterstellte sie ihm empört und blitze ihn wütend an. „Was? Nein!“ „Natürlich! Oder wieso nimmst du immer die Karte, die ich brauche? Verarschen kann ich mich auch allein!“ „Bei dir hackst doch! Ich kann doch nichts dafür, wenn du die falschen sammelst!“ „Du willst doch nur nicht, dass ich gewinne!“ „Zicke!“ „Idiot!“ „Halt!“, schritt Sora wütend ein. „Mimi Tai schaut dir nicht in die Karten und Tai du solltest nett zu ihr sein!“ „Aber si- „, setzte er empört an, wurde jedoch direkt von Sora unterbrochen. „Kein aber! Und jetzt ab in die Küche mit euch ich habe Hunger!“ Erschrocken schauten alle die rothaarige an. Solch eine Lautstärke war man von der ruhigen Sora ehr weniger gewohnt. Eingeschüchtert trollten Mimi und Tai sich in die Küche, wo das Gezeter jedoch direkt weiter ging. „Das wird doch nie was mit den beiden“, stöhnte Sora und fasste sich verzweifelt an den Kopf. Eingeschnappt stand Mimi am Herd und verfluchte Sora innerlich dafür jetzt hier mit Tai zu kochen. Sicher, auch ohne diese doofe Pflicht von ihr wären Mimi und Tai gemeinsam eingeteilt gewesen, doch ansonsten hätte Mimi Izzy oder Joe bitten können mit Tai zu tauschen. Auf der einen Platte kochten Nudeln auf der anderen rührte sie in einem großen Topf eine Hackfleischsoße an. Tai deckte den Tisch und die anderen saßen noch immer vorm Kamin und plauderten fröhlich, während in der Küche die nächste Eiszeit ausgebrochen war. „Mensch Mimi. Jetzt sei doch nicht eingeschnappt. Immerhin hast du doch auch angefangen“, versuchte Tai das Eis zu brechen. „Halt doch einfach mal die Klappe Tai!“, fauchte Mimi jedoch nur und hielt den Blick stur auf die Soße gesenkt. Hinter ihr stöhnte Tai genervt auf, schnappte sich dann jedoch einfach das Besteckt und deckte den Tisch weiter. „Sprichst du wieder mit mir, wenn ich dir nachher im Club jeden Drink ausgebe?“, flüsterte er ihr versöhnlich ins Ohr und stand mit einem Mal ganz dicht hinter ihr. In ihrem Rücken konnte Mimi seine Körperwärme spüren, sein Atem kitzelte sie im Nacken und ihr lief es kalt den Rücken hinunter. Die Hitze stieg ihr ins Gesicht. Ihr Herz schlug schneller. Wieso nur machte seine Nähe sie jetzt so nervös? „Meinetwegen“, murmelte sie und versuchte weiterhin böse zu klingen, auch wenn ihr Ärger eigentlich schon komplett verflogen war. „Schön. Dann sei nicht mehr böse auf mich Prinzessin.“ Nach dem Essen verzogen sich Sora, Mimi und Kari kichernd in das Mädchenzimmer, um sich fertig zu machen. Aus einem Handy schallte Musik durch das Zimmer, zu welcher die Mädchen ausgelassen tanzten und lachten. Laut sang Mimi ein paar Zeilen mit, während sie, Po wackelnd, vor dem Kleiderschrank stand und sich für eine enge schwarze Jeans und ein Paillettenträgertop entschied, welches in schwarz, grün, blau und lila schimmerte. Danach machte sie sich an den Rest, zog einen feinen Lidstrich, betonte die Lippen in einem schönen Beerenton und lockte sich leicht die Haare. Kari und Sora hingegen hatten sich gerade erst für etwas zum Anziehen entschieden. Während Kari ähnlich wie Mimi eine schwarze Jeans und ein luftiges Blümchentop gewählt hatte, schlüpfte Sora gerade in eine graue Jeans und ein einschultriges, schwarzes Shirt, welches ihre schlanke Figur hervorhob. Gekonnt drehte sich Sora die Haare zu seidig glänzenden Locke, während Kari etwas hilflos danebenstand. „Los setz dich hin“, wies Mimi sich an und machte sich ans Werk. In zarten Rosatönen betonte sie ihr die Augen. Danach schnappte sie sich ein silbernes Haarband und ließ es um Karis Kopf schnappen. „Aua“, beschwerte sich diese leise. „Entschuldige“, flötete Mimi. „Aber wer schön sein will muss leiden.“ Fachkundig wickelte sie eine um die andere Strähne um das dünne Haarband. „Machst du sowas öfter Mimi?“, fragte Kari und bewunderte Mimi bei der Arbeit. „Wenn ich in New York mit meinen Freundinnen ausgehe treffen wir uns davor immer bei einer Zuhause und stylen uns gegenseitig. Und bei den Mädels Abenden probieren wir auch regelmäßig neue Frisuren und Make-Up Styles aus.“ „Klingt nach Spaß.“ „Ja…aber mit euch und Yolei wäre es viel spaßiger.“ Ein kleines, trauriges lächeln stahl sich auf Mimis Gesicht. „Sagt mal wem schenkt ihr eigentlich alles was zu Weihnachten?“, wechselte Sora das Thema, welche mittlerweile fertig auf dem Bett saß und die anderen beiden beobachtete. „Naja ich habe was für TK, Tai und euch beide.“ „Ich habe für alle was besorgt, weil ich so glücklich bin Weihnachten mit euch zu feiern.“ „Wirklich?“, hakte Kari erstaunt nach. „Mir wäre glaube ich gar nicht für jeden etwas eingefallen.“ „Ja, manchmal war es schon nicht so leicht“, kicherte Mimi. „Aber mein Geschenk für Tai…also da habe ich mich wirklich selbst übertroffen“, gab sie zu. Mit großen Augen schauten Kari und Sora sich an. „Gibt es da einen bestimmten Grund für?“, fragte Sora betont beiläufig. „Es war mehr Zufall“, erwiderte sie Schulterzuckend und tätigte gleichzeitig die letzten Handgriffe an Karis Frisur. „Und was genau schenkst du ihm?“, hakte Kari nach. Die Antwort blieb Mimi ihnen schuldig, denn just in dem Moment klopfte es an der Tür und nur Sekunden später steckte Matt seinen Kopf ins Zimmer. Neugierig schaute er sich um. „Seid ihr fertig?“ „Auf die Sekunde genau!“, rief Mimi und ließ von Kari ab. Im Gänsemarsch folgte sie Matt die Treppe hinunter, wo bereits die anderen auf sie warteten. Hikari gesellte sich so gleich zu Takeru, welcher ihr sagte wie hübsch sie aussähe, woraufhin die Brünette sofort errötete und den Blick senkte. Mimi betrachtete die beiden Neidvoll, Tai neben ihr hatte den Beschützerblick aufgelegt. Insgeheim nahm Mimi sich vor, wenn er den Abend über schon bei ihr sein musste, konnte sie es wenigstens so Händeln das er Kari und TK in Ruhe ließ. Die beiden verdienten etwas Privatsphäre. Im Snowbuddy war es gerappelt voll. Schon von weitem hatten sie die laute Musik vernehmen können. Durch das vorzeigen ihrer Skipässe war der Eintritt frei und nachdem sie alle ihre Jacken An der Garderobe abgegeben hatten, stürzten sie sich in den großen und völlig überladenen Raum. Offensichtlich bestand der Club lediglich aus dieser Etage. Das Gebäude war achteckig geschnitten, plus kleinen Vorraum für Einlass und Garderobe. Nun standen sie im Übergang zur Tanzfläche. Ihnen gegenüber befand sich eine große Bar, die sich über die gesamte Länge der Wand zog. Rechts und links an den Seiten waren Sitzgelegenheiten und in der Mitte eine einzige, riesige Tanzfläche. Es wurden überwiegend Schlager gespielt, von denen keiner der Freunde den Text verstand. Nachdem sich die Überwältigung aller gelegt hatte, kämpften sie sich am Rand entlang zu einer Sitzecke mit mehreren Sofas vor und belegten sie. Tai, Matt und Joe machten sich auf zur Bar und holten für alle etwas zum Anstoßen. Zufrieden nippte Mimi an ihrem Tequila Sunrise und ließ den Blick über die Menge wandern. Zur ihrer rechten redete Izzy mit Joe, zu ihrer linken saß Tai mit einem Bier in der Hand und ließ seinerseits den Blick schweifen. Sora und Matt sowie TK und Kari waren bereits vor mehreren Minuten auf der Tanzfläche verschwunden. Mimi hielt sich fürs erste zurück, sie würde sich sowieso nur wie das fünfte Rad am Wagen fühlen bei den beiden Pärchen. Ein bisschen bedauerte sie das Yolei nicht dabei war, um mit ihr zu tanzen. Doch leider fuhr sie mit ihrer Familie über Weihnachten jedes Jahr zu ihren Großeltern. Davis verbrachte die Ferien mit seinen Eltern und Jun auf Koh Samui, Ken wollte lieber mit seinen Eltern feiern und Cody durfte nicht mit, da seine Mutter fand er sei zu jung. „Was ist los Prinzessin?“ Genervt wandte sie den Kopf zur Seite. Sie hasste es, wenn er sie so nannte. Neugierig schaute er sie an. In seinen Augen konnte sie die Lichter der Tanzfläche flackern sehen und es sah so aus, als hätte er goldene Sprenkel in seinen Schokobraunen Augen. Eigentlich wollte sie genervt sein, doch irgendwie war das momentan einfach nicht möglich. Da war wieder dieser kalte Schauer, der ihr den Rücken runterlief. „Gar nichts“, murmelte Mimi, stand auf und schob sich in Richtung Bar. Irgendwie konnte sie gerade gar nicht klar denken. Wieso machte Taichi sie seit neuestem so…so nervös und…komisch? Die Stirn lag in Falten als sie an der Bar ankam. „Einen Wodka-Lemon“, orderte sie und wollte gerade ihr Portemonnaie zücken, als jemand neben sie trat. „Ich sagte doch ich zahle heute deine Drinks.“ Perplex schaute sie ihn an, die Hand in der Bewegung eingefroren nuschelte Mimi ein „Danke“ und nahm dann schnell einen großen Schluck von ihrem Drink, um nichts mehr sagen zu müssen. Ausnahmsweise hätte sie eh nicht gewusst was. „Wenn dich etwas bedrückt kannst du ruhig mit mir darüber reden“, bot Taichi ihr an und nahm ebenfalls einen Schluck von seinem Bier. „Immerhin sind wir doch Freunde.“ Freunde…Sie dachte darüber nach. Noch heute Morgen hatte sie dasselbe zu Sora gesagt. Und dass sie sich bei ihnen öffnen könnte. Auch bei Tai. Doch jetzt … „Ich schätze ich bin einfach ein bisschen neidisch auf Sora und Kari“, erklärte sie, einfach um nicht länger zu schweigen, denn die Stille war noch unangenehmer als zu reden. Verständnislos schaute er sie an und so setzte sie zu einer genaueren Erklärung an. „Naja…die beiden sind so glücklich mit Matt und TK zusammen. Und naja…ich habe halt niemanden. Es ist ja nicht so, dass ich unbedingt einen Freund haben will, aber manchmal fühle ich mich ganz schön allein und jetzt gerade ist es einfach doof, da ich niemanden zum Tanzen habe. Mal wieder jemanden zu haben der immer für einen da ist wäre schon schön. Jemand der nur für mich da ist.“ Während ihren Worten waren Tais Augen immer größer geworden. Er wusste nicht wirklich was er darauf erwidern sollte. Sollte er ihr sagen, dass er genau das für sie sein wollte? Das er immer für sie da wäre, nur für sie allein und sie sich mit ihm nie wieder einsam fühlen müsste. Wollte sie das jetzt von ihm hören? Wahrscheinlich ehr nicht… „Dann tanze ich eben mit dir!“ Entschlossen packte er sie am Handgelenk, dachte nicht weiter darüber nach was er sagen sollte oder auch nicht und ließ lieber Taten sprechen. Überrascht stolperte Mimi hinter ihm her, wurde immer wieder angerempelt ehe Tai irgendwann auf der Mitte der Tanzfläche zum Stehen kam und ungelenk begann sich zu bewegen. Kurz schaute sie ihm nur zu und musste schmunzeln. Sein „Tanz“ sah doch sehr unelegant aus. Kichernd stieg sie ein, ließ sie Hüften kreisen und die Arme schwingen und machte dabei eine deutlich bessere Figur als Tai. Doch das war egal. Die Hauptsache war das sie Spaß hatten. Je länger sie mit Tai tanzte, desto wärme wurde ihr inneres. Das Adrenalin tanzte durch ihre Adern, die Wangen waren vor Glück gerötet und ihr Herz schlug einen schnellen Rhythmus. Immer wieder drehte sie sich, drehte sich um ihn und hatte das Gefühl nie wieder aufhören zu wollen. Jede Zelle ihres Körpers kribbelte aufgeregt. Immer wieder schauten sie sich an, lachten und hatten einfach Spaß. Was machte er nur mit ihr? Was war das? Dieses warme Gefühl der Geborgenheit und Liebe das sie verspürte. Dieses grenzenlose Vertrauen. Sie hatte keine Angst, wenn sie sich berührten. Im Gegenteil. Sie genoss es richtig. Diese kleinen, zufälligen, unschuldigen Berührungen. Schon lange hatte sie sich nicht mehr zu frei, zufrieden und glücklich gefühlt. Sie konnte sich einfach fallen lassen, nach vorne schauen und nie wieder zurück. Mimi hoffte endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)