Weihnachten auf Digiritter-Art von hayden ================================================================================ Kapitel 2: Tag 2 ---------------- Tag 2 22.Dezember 2014 Am nächsten Morgen wurde Mimi von Geschirrklappern und dem Duft nach frischen Kaffee und warmen Brötchen geweckt. Mit zusammengekniffenen Augen drehte sie sich herum blinzelte gegen das helle Tageslicht und fand sich Kari gegenüber. Zeitgleich wünschten sich die beiden Mädchen einen guten Morgen, gähnten dann ausgiebig und setzten sich auf. Kichern sahen sie die jeweils andere an. Sie waren eben wie eh und je ein eingespieltes Team. „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Kari mit noch matter Stimme, während Mimi bereits nach Handy und Waser fischte. Wortlos hielt sie ihrer Zimmergenossin das leuchtende Handydisplay vor die Nase, während sie einen großen Schluck aus ihrer Flasche nahm. „Halb acht erst“, stöhnte diese dann und ließ sich nochmal in die weichen Kissen fallen. Mimi hingegen, ganz untypisch, schlug die Decke zurück und stand auf. Fröstelnd, trotz Winterschlafanzugs, stand sie nun mitten im Zimmer und suchte Waschsachen sowie Alltagsklamotten zusammen. „Ich geh schon mal ins Bad“, teilte sie Kari zu, deren Augen schon wieder halbgeschlossen waren. Im Flur war es ebenso eisig wie in ihrem Zimmer, im Bad hingegen war der Fußboden angenehm warm. ‘Fußbodenheizung‘, dachte Mimi glücklich, legte ihre Sachen auf der Anrichte ab und gönnte sich eine warme Dusche zum wach werden. Das warme Wasser floss über ihren Körper und entfachte ihre Lebensgeister. Gut gelaunt putzte sie anschließend gleich die Zähne, kämmte sich das Haar und schlüpfte in ihre dunkelblaue Jogginghose und einen beigen Kuschelpulli. Das Zahnputzzeug ließ sie direkt im Bad stehen, nur den Schlafanzug brachte sie wieder in ihr Zimmer, wo mittlerweile auch Hikari vollends erwacht war und bereits angezogen am verschneiten Fenster stand. „Wie schön es draußen aussieht“, schwärmte sie verträumt und lockte so auch direkt ihre Freundin ans Fenster, welche diese Aussage prompt mit einem Seufzer bestätigte. Gemeinsam machten sie sich schließlich auf den Weg nach unten, wo sie Joe und Izzy in der Küche, sowie Sora, Matt und TK am Esstisch, vorfanden. Nur von Tai fehlte noch jede Spur, was jedoch niemanden wunderte, war Tai doch allseits dafür bekannt ein ausgesprochener Morgenmuffel und Langschläfer zu sein. Mimi gesellte sich sofort mit in die Küche um bei der Vorbereitung des Frühstücks zu helfen, Kari hingegen seufzte nur einmal genervt und trat sofort wieder den Weg nach oben an. Es blieb wohl oder übel an ihr Hängen ihren Bruder aus den Federn zu werfen. Eine wirklich undankbare Aufgabe. Gerade stellte Joe den Korb mit den frischen, warmen Brötchen auf den Tisch, als es im oberen Stockwerk einmal ordentlich rumste, Stimmen laut wurden und kurz darauf eine Tür zugeschmissen wurde. Keine zwei Sekunden später erschien Kari im Wohnbereich. Die Zornesröte stand ihr im Gesicht. Mit grimmigem Blick ließ sie sich auf den Stuhl neben TK fallen, schnappte nach einem Brötchen und fing Kommentarlos an zu essen. Der Rest der Truppe beobachtete sie still dabei, niemand wagte es das Wort an sie zu richten. Die sonst so ruhige Kari so wütend zu machen brachte auch nur einer fertig. Erst als man oben erneut eine Tür hörte, erwachten die anderen wieder aus ihrer Schockstarre. Belanglose Gespräche wurden aufgenommen während das Frühstück begann. Als alle anderen bereits mit ihrem ersten Brötchen fertig waren, bequemte auch Tai sich dazu am Frühstückstisch Platz zu nehmen, mit gebührendem Abstand zu seiner Schwester, die bereits ihr zweites Brötchen malträtierte. Wenn Blicke töten könnten … „Guten Morgen“, nuschelte er verschlafen und griff nach Kaffee und Brötchen. Spöttisch musterte Mimi den Nachzügler, verkniff sich jedoch einen Kommentar und widmete sich lieber wieder ihrem Gespräch mit Joe über ihre Erfahrungen beim Skifahren. Ab und an warf sie einen Blick durch eines der Fenster nach draußen. Die Sonne spiegelte ihre gute Laune wieder und schürte ihre Lust auf den heutigen Tag auf dem Berg. Vor allem die Tatsachen einmal in Sachen Sport besser zu sein als Taichi, der ja immer so damit prahlte wie sportlich er doch sein, lockte ihr ein Grinsen aufs Gesicht. Sie konnte es schon gar nicht mehr abwarten. „Oh je. Schon um 9! Jetzt sollten wir aber schnell abräumen und uns umziehen, immerhin beginnt um 10 der Skikurs“, erinnerte Sora kurz darauf und machte sich sogleich ans Abräumen des Frühstückstisches. Das Geschirr landete in der Spülmaschine, die Essensreste wurden Fachgerecht an ihren Platz zurück geräumt. In Teamarbeit ging doch alles gleich viel schneller. Anschließend zog sich jeder auf sein Zimmer zurück um sich in die Skiklamotten zu werfen. „Ich fühle mich wie so ein Schneemann“, rief Kari aus, als sie sich in dem großen Spiegel in ihrem Doppelzimmer musterte. Diese schwarze Hose und die helllila Jacke waren aber auch wirklich extrem dick. „Naja du willst doch nicht frieren oder?“, fragte Mimi, welche sich auch schon in ihre schwarze Hose und die weiße Jacke mit den schwarzen Punkten geschmissen hatte und nun dabei war ihre Haarpracht in zwei Zöpfen zu bändigen. „Nein, aber ist schon komisch auf einmal so dick zu sein.“, erwiderte erstere kichernd und watschelte anschließen aus dem Zimmer, dicht gefolgt von Mimi, welche auch soeben fertig geworden war. Unten warteten bereits die anderen auf sich. „Wieso müssen Mädchen auch immer die letzten sein?“, murmelte Tai in Matts Richtung, was Mimi jedoch nicht entging. „Ich muss dich wohl nicht daran erinnern wer hier vorhin das halbe Frühstück verpasst hat oder?“, feuerte die Brünette zurück und stolzierte geradewegs an den beiden Herren vorbei in den Skikeller. Wie Taichi auf ihren Kommentar hin die Augen verdrehte bekam sie zum Glück nicht mehr mit. Um kurz vor zehn kamen sie dann schwerbepackt mit Skiern und Stöcken auf dem Platz vor dem Skicenter an. Während der Rest draußen wartete, stampfte Mimi schwerfällig in das Center und kam kurze Zeit später mit einem jungen Mann, mit weißer Skihose und roter Jacke mit aufgedrucktem Logo, im Schlepptau wieder raus. In der Runde ihrer Freunde blieb sie stehen und der Skilehrer stellte sich auf Englisch vor. „Hallo. Mein Name ist Tim und ich bin euer Skilehrer.“ Freundlich lächelte er in die Runde. Einstimmig erwiderten sie den Gruß. „Am besten wir fahren erst mal ganz hoch auf den Berg“, fuhr der junge Mann mit den kurzen braunen Haaren, den eisblauen Augen und dem Zahnpastalächeln fort. Gut sah er ja aus fand Mimi und erwiderte das Lächeln, ganz zum Missfallen einer anderen Person. „Da kommen wir auch noch mit“, gab sie zurück und schaute Sora und Joe an, welche zustimmend nickten. Zum Skifahren mussten sie schließlich auf den Berg. Zu neunt machten sie sich also auf den Weg zur Gondelstation, kauften vorher noch jeder eine Wochenkarte für die vielen Lifte, die Skier dabei immer noch über die Schultern gelegt. Gemeinsam mit Matt, Sora und Tai teilte Mimi sich eine Gondel, während der Rest sich zu fünft in die Gondel vor ihnen gequetscht hatte. „Gott sieht der Typ schmierig aus“, motzte Tai sofort drauf los. Er konnte diesen geschniegelten Skilehrer schon vom ersten Augenblick an nicht leiden. Diese weißen Zähne…die waren doch ganz eindeutig gebleicht. „Also ich find ihn ganz nett“, sagte Mimi lächelnd. „Ach der ist doch viel zu alt für dich“, moserte Tai beleidigt weiter und schaute trotzig aus dem Fenster. „Quatsch! Der ist doch höchstens 22. Und nur weil ich ihn ganz nett finde heißt das ja noch lange nicht das ich was mit ihm anfangen will“, pfefferte die brünette ihm entgegen. Mit hoch gezogenen Augenbrauen schaute Sora zu Matt neben sich. Das konnte ja noch eine lange Gondelfahrt werden mit diesen beiden Streithähnen. Klar, der Skilehrer sah schon ein wenig sehr gestylt aus, doch Sora wusste genau wo hier der Hase im Pfeffer lag und der eigentliche Grund weshalb Tai ihn nicht leiden konnte war wohl weniger sein Aussehen, als vielmehr die Tatsache das Mimi ihn gut fand. Schon bei deren letzten Besuch in Japan hatte die rothaarige gemerkt, das Tai da eventuell etwas mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie hegte, was er Mimi hier jedoch in keinster Weise zeigte. Verständlich fand Sora, wenn man bedachte, dass sich ihre Wege bald schon wieder trennen würden. Zumal sie sowieso keines Wegs sicher war, dass Mimi diese Gefühle erwidern würde. Es war immerhin noch gar nicht so lange her, dass ihre letzte Beziehung ehr unschön endete. Mitleidig verfolgte sie die Zankerei ihrer beiden Freunde. Sie hatten es schon nicht leicht, doch ehe das Gekeife der der beiden in einen handfesten Streit ausarten konnte, wurde die Gondel langsamer und nährte sich der Gipfelstation. Begeistert quietschten Sora und Mimi auf als sie die Gondel verließen und freie Sicht auf die Pistenlandschaft vor ihnen hatte. Sie waren weit über 2000 Meter hoch auf dem Berg, über den Wolken und dementsprechend war auch das Wetter. Der Himmel war strahlend blau und wurde lediglich von der Sonne geschmückt. Im Sonnenlicht glitzere der Schnee auf den Bäumen, die komplett in weiß gehüllt aussahen als würden sie Mäntel tragen. Auf den Pisten, die von weiter oben kamen wuselten bereits viele, von ihrem Standpunkt aus klein aussehende, Menschen herum. Im Halbkreis versammelten sie sich alle um den Skilehrer herum am Rand des ersten Abhanges. „Also Mimi, Joe und ich fahren ja getrennt von euch. Wollen wir uns dann halb eins wieder genau hier treffen und in der Hütte hier Mittag machen?“, fragte Sora in die Runde und deutete hinter sich. Chris nickte ihr breit lächelnd zu und auch der Rest gab sein Einverständnis, womit das Gespräch beendet war und Joe, Sora und Mimi sich vom Rest abwandten. „Na wie die Prinzessin jetzt die Abfahrt meistert würde ich ja zu gerne sehen“, ließ Tai spöttisch verlauten und beobachtete sie abschätzig. Natürlich hatte Mimi das Mitbekommen, denn der Kommentar des Jungen war auch nicht zu überhören gewesen, und brachte ihr Blut zum Brodeln. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte Mimi ihm den Rücken zu, ließ ihre Zöpfe fliegen und knallte die Skier energisch auf den Boden und strahlte dabei selbst in den klobigen Skiklamotten eine Anmut aus, um die Kari sie beneidetet. Problemlos kam sie mit den Schuhen in die Bindung, ebenso wie Joe und Sora, die schon etwas abseits warteten. „Erstick doch an deinem Neid Tai!“, pfefferte sie dem Jungen noch entgegen, ehe sie sich die Brille auf die Nase schob und dann kraftvoll mit den Stöcken abstieß. In schönen Kurven und einem Affenzahn brauste sie davon. Gerade noch so hörte sie die anerkennenden Pfiffe der anderen. Dann war sie außer Sichtweite und konnte leider Taichis reichlich verdattertes Gesicht nicht mehr sehen. Erst ein Stück weiter unten fuhr sie an den Rand und hielt ausschaue nach Sora und Joe, die sie in ihrer Wut ganz vergessen hatte. Doch um ihre Freunde musste sie sich keine Sorgen machen, wie sie erleichtert feststellte, denn sie waren ihr dicht auf den Fersen. „Wow Mimi. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut“, sprach Joe sie an, kaum dass er und Sora neben Mimi zum Stehen kamen. „Dem alten Angeber musste einfach mal wieder jemand zeigen, dass er nicht der König der Welt ist“, antwortete sie schnippisch, doch das amüsierte Blitzen in ihren Augen verriet sie. „Du weißt doch das Tai dich nur aufziehen will“, versuchte Sora trotzdem die Wogen zu glätten, immerhin kannte sie ihre Freundin und wusste wie nachtragend sie sein konnte und das, musste nun wirklich nicht gerade jetzt sein. Betont gleichgültig zuckte Mimi mit den Schultern und stieß sich dann wieder ab. „Wer zu Letzt an der nächsten Liftstation ist muss heute das Abendessen machen“, rief sie den anderen beiden noch schnell über die Schulter zu und sauste dann in kleinen Kurven die Piste hinab. Gekonnt schlängelte sie sich an etwas ungeübteren Fahrern vorbei und hatte Sora und, Joe erst recht, schnell weit hinter sich gelassen. Die beiden konnten zwar Skifahren, fuhren jedoch nicht jedes Jahr mit ihren Eltern in die Berge wie Mimi es tat. Letztendlich musste sie ein wenig an der Liftstation warten ehe sie erst Soras knall violette und schließlich auch Joes graue Jacke zwischen all den Menschen ausmachen konnte. Letzterer kam leicht aus der Puste geraten bei ihnen an. „Tja Joe“, lachte Sora. „Dann haben wir ja schon unsere Küchenfee für heute Abend gefunden.“ Gut gelaunt stimmte Mimi in ihr Lachen ein und selbst Joe, wenn auch der Leidtragende, konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Auf zur nächsten Runde!“, rief die brünette ausgelassen und hieb Faust samt Skistock einmal in die Luft. Begeistert Applaudierte Sora ihr und zu dritt reihten sie sich in die Liftschlange ein. Gemeinsam fuhren sie noch einige andere Pisten, diesmal jedoch in weit weniger Halsbrecherischem Tempo, da besonders Joe seine Probleme mit dem Mithalten hatte. Neben mehreren blauen Pisten zum Eingewöhnen, probierten sie auch zwei der roten aus, welche beide nicht sonderlich anspruchsvoll waren. Pünktlich um halb eins kamen sie am vereinbarten Treffpunkt an wo TK und Kari auf sie warteten. Auf die Frage hin, wo denn die anderen abgeblieben seien, ließ TK verlauten, dass sie schon mal einen Tisch reserviert hätten. Mit glühenden Wangen und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht betraten auch die letzten das Restaurant, welches bereits gut gefüllt war. Ein Glück waren die drei Jungs schon vorgegangen und winkten ihnen nur von einem großen runden Tisch in einer der Fensternischen zu. Es dauerte ein wenig, doch dann hatte sich auch endlich der Rest durch die anderen Tische und Mittagsgäste quetschen können und nahm auf der runden Sitzbank Platz. Sora rutschte natürlich direkt zu Matt durch, dichtgefolgt von Kari und TK, während Joe auf der anderen Seite neben Tai saß und so blieb Mimi am Ende nichts weiter übrig als sich direkt gegenüber von Tai niederzulassen. „Und wie war eure erste Skistunde?“, fragte Sora mit leuchtenden Augen ihre Freunde. „Echt super!“, antworteten Kari und TK in Stereo. Matt und Izzy nickten bejahend, doch Taichi brummte verstimmt. „Läuft es für den großen Sportler etwa nicht so gut?“, stichelte Mimi höhnisch und zog so den Unmut des Jungen auf sich. „Quatsch! Aber dieses dämliche Schönheits-OP-Gesicht kann ich jetzt schon nicht mehr sehen. Der Typ macht den Job doch auch nur um sich an wehrlose, naive Mädchen ranzuschmeißen und sie für eine Nacht ins Bett zu bekommen. Wahrscheinlich ist er sowieso wahnsinnig enttäuscht das du nicht mit von der Partie bist.“ „Was soll das denn bitte heißen?! Willst du damit sagen ich sei naiv?!“ Mimis Stimme war bereits in unangenehm schrille Höhen gerutscht und der aufgebrachte Blick mit dem sie Tai nun traktierte, ließ in Sora alle Alarmglocken schrillen. Auch Kari bemerkte das, dass Gespräch eine gefährliche Richtung annahm. Schnell schmiss sie sich dazwischen: „Wow! Also dieser Kaiserschmarrn hört sich aber verdammt gut an!“ „Ja find ich auch. Ich glaub den nehm ich“, stieg Sora schnell mit ein und fügte hinzu: „Wäre das nicht auch was für dich Mimi?“ Mürrisch wandte sich die Angesprochene der Karte zu, las schnell um was es sich handelte und stimmte dann mit einem knappen ja zu. „Bestellt ihr mir noch einen Früchtetee dazu? Ich muss mal schnell auf Toilette.“ So schnell wie Mimis Temperament entfacht war, so schnell hatte sich auch wieder gelegt. Ungewöhnlich still und wortkarg ließ sie ihren Wunsch verlauten, ehe sie sich erhob und davon schlängelte. Besorgt wechselten Sora und Kari einen Blick, wollten ihr jedoch nicht folgen um nicht zu viel Aufsehen bei den Jungs zu erregen. Taichi, der Pechvogel, schien nicht mal zu bemerken welch wunden Punkt er da getroffen hatte. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten und das gemeinsame Mittagessen am Ende in friedlicher Eintracht genossen hatten, ging es wieder auf die Piste. Gemeinsam trafen sie sich wieder mit Tim, der sie gut gelaunt begrüßte. „Würde es dir was ausmachen, wenn wir ein Stückchen mitfahren würden?“, fragte Sora ihn freundlich. „Kein Problem“, antwortete er ihr, sein Zahnpastalächeln zur Schau stellend. „Super!“, quietschte Mimi. Vereint fuhren alle ein Stück gerade aus zu einer seichten und nicht sehr langen Anfängerpiste. „Also gut,“ energisch klatsche Tim in die Hände, um sich die Aufmerksamkeit seiner Schüler zu sichern. „Wir machen jetzt da weiter wo wir vor dem Mittag aufgehört haben. Das sah ja bis dahin bei euch allen schon ganz gut aus. Und nach weiteren ein bis zwei Runden hier auf dem kleinen Hügel, können wir dann auch schon mal eine der blauen Pisten ausprobieren.“ Begeistert tauschten TK und Kari einen Blick. Die beiden schienen das Skifahren wirklich zu lieben. Ordentlich in einer Reihe machte sich die Gruppe daran zu der kleinen Schleppliftstation ein paar hundert Meter weiter unten zu fahren. Tim vorne weg und dann in gebührendem Abstand erst Kari und TK, gefolgt von Matt und Izzy und das Schlusslicht bildete Tai. Sora und Joe waren bereits langsam nebenhergefahren, nur Mimi stand noch oben und schaute verträumt die schneebedeckten Bäume an. „Es tut mir leid was ich da vorhin gesagt hab. Du bist nicht naiv oder dumm oder so.“ Verwundert klärte sich ihr Blick und fand Tai, welcher noch immer neben ihr stand. Reuevoll blickte er sie aus seinen dunklen, braunen Augen an, sodass es Mimi glatt einen Schauer über den Rücken jagte und sie schnell den Blick abwandte. „Und…du kannst übrigens echt gut Skifahren. Tut mir auch leid, dass ich mich deswegen über dich lustig gemacht habe.“ „Schon gut“, winkte sie ab, da sie während ihrer gemeinsamen Zeit hier wirklich keinen schwerwiegenden Streit wollte. „Ich hätte mir vermutlich auch nicht geglaubt“, gestand sie verlegen lächelnd und wollte gerade zu etwas weiterem ansetzten als das Rufen der anderen sie daran erinnerte, dass sie nicht allein hier waren. Kraftvoll stieß Taichi sich ab und fuhr in großen S-Kurven und mit V-Förmigen Skiern Bergabwärts. Mimi folgte ihm wenige Augenblicke später und machte hier deutlich die bessere Figur. Um nicht zu schnell unten zu sein fuhr sie nun zwar auch etwas größere Kurven, hatte die Ski dabei aber trotzdem parallel und eng beisammen gestellt. Seite an Seite fuhren sie so den kleinen Hügel hinab und kamen endlich bei den anderen an. Ungehalten stieß Kari ein „Na endlich aus“ und schob sich übermütig Richtung Tellerlift, dicht gefolgt von TK, ihrem Schatten. Sora und Mimi konnten sich bei diesem Anblick ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. „Wow, Kari scheint ja richtig ungehalten zu sein“, kicherte Sora und schaute den beiden Nesthäkchen der Gruppe amüsiert nach. „Sie macht das auch wirklich sehr gut, ebenso wie TK und alle anderen natürlich auch“, kommentierte Tim das Ganze. „Wenn ihr möchtet könnt ihr von hier aus bis zum nächsten größeren Lift fahren, ab dieser Stelle geht die grüne Piste in eine dunkelrote über, und wir treffen uns dann gleich wieder ob dann könntet ihr ja mit uns zur nächsten blauen kommen“, schlug Tim den drei Fortgeschrittenen vor. Fröhlich quittierte Mimi den Vorschlag mit einem Nicken. Gemeinsam warteten die drei Freunde noch bis der andere Teil ihrer Truppe wieder mit dem Lift bergauf fuhr, dann brausten sie davon. Gut gelaunt trafen sie die anderen bereits wenige Minuten später wieder. „Na dann folgt mir mal“, rief Tim ihnen zu, wendetet mit den Skiern als wäre es das leichteste auf der Welt und schob sich mit den Stöcken kraftvoll auf die andere Seite der großen Ebene, auf welcher sie vorhin mit den Gondeln angekommen waren und auf welcher auch das Restaurant stand. Die anderen folgten im deutlich langsamer. Auch wenn es bei der Abfahrt immer schnell ging, sich auf den Skiern nur mit den Stöcken anzuschieben war eine ganz andere Nummer. Mimi taten bereits nach wenigen Metern die Arme weh und auch Kari, Izzy und Joe schienen so ihre Probleme mit dem Vorankommen zu haben. Letzten Endes erreichten aber doch alle die andere Seite. „Wie ihr seht ist diese Abfahrt nun erheblich länger als die von eben“, begann er seine Erklärung. „Trotzdem ist sie einfach zu meistern und ich weiß, dass ihr das alle schaffen werdet.“ Skeptisch beäugte Izzy die schneebedeckte Waldschneise vor sich. Steil war es nicht gerade, jedenfalls nicht so, dass er sich die Abfahrt nicht zutrauen würde, doch mit einem Mal schienen viel mehr Leute auf dem Berg zu sein. Hoffentlich kam er da heil durch. Tim, Kari, TK und Joe waren bereits vorgefahren und so machte sich auch der rothaarige schnell dran nicht den Anschluss zu verlieren. Die Beine verkrampft, um auch ja die V-Stellung der Skier zu gewährleisten, fuhr er vorsichtig Kurve um Kurve. Es verlangte ihm große Anstrengung ab, was man ihm leider auch ansah. Nein, Skifahren würde definitiv nicht sein Lieblingssport werden, das blieb wohl doch der Denksport. Immer wieder fuhr Tim ein Stück die Piste hinunter und wartete dann, natürlich breit grinsend, auf seine Schützlinge. Jedem einzelnen gab er bei der Ankunft ein kleines Feedback mit Lob und Tipps zu Verbesserung. Diesmal war Mimi direkt nach ihm gefahren und zusammen warteten sie auf die ersten Ankömmlinge der kleinen Skischule. „Du fährst wirklich richtig gut Mimi“, lobte er sie. „Danke. Es macht mir aber auch wirklich Spaß“, lächelte sie freundlich. „Sieht man. Wart ihr denn auch schon mal beim Aprés Ski?“, führte er das Gespräch fort und lenkte es unauffällig in eine andere Richtung, während er Kari und TK schon wieder einen Daumen nach oben gab, als sie wenige Meter unter ihnen zum Stehen kamen. „Nein. Aber wir sind ja auch gestern erst angekommen. Machen wir aber die nächsten Tage bestimmt noch.“ „Dann kommt doch heute Abend in den ´Snowbuddy´, das ist die Bar direkt neben dem Center. Ich geb dir auch einen Drink aus“, zwinkerte er ihr zu und flirtete nun ganz offensichtlich mit Mimi, deren Lächeln bei diesen Worten einen Knacks bekam. Taichis Worte vom Mittagessen hallten in ihrem Kopf wider und nagten nach ihr. Bis jetzt hatte sie in Sachen Liebe noch kein wirklich glückliches Händchen bewiesen. Was wenn er mit seiner Theorie über den smarten Skilehrer recht hatte? „Ooh…ich weiß nicht, das müsste ich vorher noch mit den anderen besprechen, immerhin sind wir eine Gruppe“, erklärte Mimi und wurde mit jedem Wort leiser. Erleichtert nahm sie die Ankunft der letzten drei zur Kenntnis und wandte sich schnell von dem Skilehrer ab. Sie sollte wirklich vorsichtiger sein. Freundlichkeit wurde von einigen schnell mit Flirten verwechselt. Den Rest des Nachmittags verbrachten Sora, Joe und Mimi weiter bei ihren Freunden, während letztere jedoch deutlich auf Abstand zu dem Skilehrer ging. Beinahe schon penibel achtete sie darauf immer möglichst weit weg von ihm zu stehen und keine Sekunde mehr mit ihm allein zu verbringen, was glücklicherweise jedoch niemandem weiter auffiel. Nach der blauen Piste ging es mit dem Lift wieder bergauf zur nächsten und am Ende des Tages kam es Kari so vor als wären sie einmal kreuz und quer über den gesamten Berg gefahren. Bis auf ein paar kleinere Stürze, allen voran von Izzy, hatte sich zum Glück niemand verletzt und erschöpft verabschiedeten sie sich schließlich von Tim. „Hier neben den Gondeln gibt es eine lange Abfahrt ins Tal. Die ist knapp sieben Kilometer lang. Falls ihr euch das aber noch nicht zutraut könnt ihr auch einfach wieder die Gondel nehmen. Wobei ich denke, dass ihr das alle schaffen würdet.“, mit diesen Worten winkte er ihnen noch einmal zu, drehte sich dann um und hielt auf ein paar andere Skifahrer, im selben Outfit, zu. „Also so sehr es mir auch Spaß macht“, fing Kari an und man konnte schon erkennen in welche Richtung ihre Entscheidung ging, “ aber mir tun jetzt echt die Füße weh, deswegen nehme ich die Gondel.“ Wortlos schlossen sich sowohl TK als auch Joe, dem das Skifahren bei weitem nicht so viel Spaß machte wie Mimi und Sora, war er von den dreien doch auch immer der letzte gewesen, ihren Worten an. „Ja, ich nehmen wohl auch lieber die Gondel“, meinte Izzy mit schiefen grinsen und das konnte wohl auch jeder nachvollziehen. „Also ich würde gern die Abfahrt nehmen. Kommst du mit Sora?“, freudig blickte Mimi zu ihrer besten Freundin, welche mit den Schultern zuckte und nickte und anschließend das Wort an die zwei verbleibenden Jungs richtete. „Was ist mit euch?“ „Also wenn ihr nicht so schnell Fahrt kommen wir mit, oder Tai?“ „Klar.“ Und so teilte sich die Gruppe. Da die Abfahrt mit den zwei Anfängern in der Gruppe wohl deutlich länger dauern würde als mit der Gondel, einigte man sich darauf das der Rest schon einmal zur Hütte gehen, Feuer machen und anfangen sollte zu duschen. „Am besten machen wir es so wie vorhin der Skischule. Mimi und ich fahren abwechselnd vor, dann ihr und dann wieder eine von uns“, schlug Sora den Jungs vor. „Ach Quatsch“, fegte Tai ihren Vorschlaf großspurig zur Seite. „Das schaffen wir auch so, oder Matt?“ Angesprochener zog skeptisch die Brauen nach oben, musste beim Anblick Tais jedoch schmunzeln. So viel unbegründete Selbstsicherheit sah man wirklich selten auf einem Haufen. Auf Tais Macho gehabe hin zuckte Mimi gleichgültig mit den Schultern, stieß sich ab und rief über die Schulter: „Der letzte im Tal ist eine lahme Ente!“ Das ließ der Brünette sich nicht zwei Mal sagen, gab sich mit den Skistöcken ebenfalls einen ordentlichen schubs, fuhr zwei-drei große S-Kurven, übersah einen zusammengeschobenen Schneehaufen und rollte unter viel aufgewirbelten Schnee einige Meter weiter nach unten, Mimi dabei überholend. Zwischen all dem Schnee war lediglich noch seine leuchtend blaue Ski Jacke auszumachen. Feixend beobachtete diese ihn, war dann jedoch so gnädig seinen Ski, welcher sich gelöst hatte, einzusammeln und ihm mitzubringen. Auch Sora, anfangs erschrocken die Luft einziehend, und Matt hielten neben ihm. „Alles okay?“, fragte Sora besorgt und reichte ihm eine behandschuhte Hand. „Mh“, brummte der Gefallene verstimmt und zog sich mit der Hilfe seiner Freundin wieder nach oben. „Hier dein Ski“, sagte Mimi fröhlich und ließ besagtes Objekt vor seine Füße knallen. Ungehalten ließ er den Ski Schuh einrasten. „Diesmal vielleicht etwas langsamer, du Supersportler.“ Für Mimi war das natürlich alles mehr als amüsant und so lachtet sich die Brünette ins Fäustchen. „Jaja“, brummelte der Unglücksrabe. „Es geht ja hier auch nicht darum wer als erstes unten ist“ - Sora warf Mimi einen vielsagenden Blick zu – „, sondern das alle unverletzt unten ankommen. Richtig Mimi?“ Die 17-Jährige verdrehte die Augen, seufzte genervt und stimmte dann mit einem „Ja Mama“, zu. Langsam und in einer Reihe geordnet ging es weiter. Matt und Tai machten sich für ihren ersten Tag auf Skiern wirklich gut, bemerkte Mimi anerkennend, was sie besonders Letzteren aber nicht spüren ließ. Das wäre ja auch noch schöner! Der obere Teil der Abfahrt war breit und wenig abfällig, als sie jedoch schon ein ganzes Stück gefahren waren, ohne dass jemand hingefallen war, kamen sie an einer Kante zum Stehen. Das Gefälle der Piste nahm nun um einiges zu und zwischen dem Schnee blitzen einige vereiste Stellen hervor. „Puh“, stieß Matt aus und fasste sich an den Helm. „Sieht auf einmal nicht mehr nach einer blauen Piste aus.“ Auch Soras Blick war skeptisch nach unten gerichtet. Das war im Normalfall kein Stück, welches für Anfänger geeignet war. „Mimi fahr du am besten vor“, schlug die Rothaarige vor. Gesagt getan und Mimi, nun auch etwas vorsichtiger, machte sich an die Abfahrt. Die Skier schön parallel gehalten fuhr sie in größeren S-Kurven ein Stück den Hang hinab. Nach ihr fuhren erst Tai dann Matt und zum Schluss noch Sora, ordentlich in einer Reihe nach unten. Ab und an rutschten besonders den beiden Jungen die Ski weg, doch am Ende hatten sie es ohne Sturz geschafft und als sie nach dem steilen Hang um die nächste Ecke bogen, war schon die Talstation in Sicht. „Wie wäre es mit einem kleinen Wettrennen?“, schlug Taichi, welcher sich offensichtlich schon gar nicht mehr an seinen Sturz vorhin erinnerte, vor. Übermütig funkelte er die anderen an, las in Mimis Augen Begeisterung, in Soras Besorgnis und in Matts Skepsis. „Kommt schon Leute! Der Verlierer muss den anderen beim Aprés Ski einen Cocktail ausgeben.“ „Abgemacht“, rief Mimi laut und in ihren Augen stand der Siegeswille. „Macht ihr nur, wir kommen nach“, meinte Matt mit Blick auf Sora, die nur verständnislos den Kopf schüttelte und damit so viel sagte wie „Die werden es wohl nie lernen“. „Na gut, wie du willst“, meinte Tai. „Dann gibst du aber das Startsignal.“ „Meinetwegen.“ Mit etwas Abstand stellten sich die beiden Hitzköpfe nebeneinander auf. Schwarz-weiß neben leuchtend blau, Junge neben Mädchen, Fortgeschritten neben Anfänger. „Eins!“ Leicht beugte Mimi sich vor, die Stöcke links und rechts in den Schnee gerammt. „Zwei!“ Kurz riskierte er einen Blick neben sich, wo Mimis Haltung nichts außer wilder Entschlossenheit ausstrahlte. „Drei!“ Kräftig drückten sich beide ab und sausten den kleinen Hang hinab. Schnurgerade ging es runter, keine Kurven, kein Schneepflug. Mimi hockte nun beinahe auf ihren Skiern, die Arme dicht an den Oberkörper gepresst, den Blick stur geradeaus gerichtet. Ab und an fuhr sie über kleine Huckel, die sie bei diesem Tempo deutlich spürte. Aus dem Augenwinkel linste sie neben sich und erblickte nichts als leere Piste, weswegen sie einen Blick nach hinten riskierte. Tai schlingerte aufrechtstehend die Piste hinab, sichtlich mit dem Gleichgewicht kämpfend. Die Stöcke hieben in alle Richtungen aus. Ein Glück war gerade wenig los. Besorgt richtete Mimi sich auf, lehnte sich leicht nach rechts und links, um etwas von ihrem Tempo zu verlieren, hielt dann ganz an und brüllte: „Arme an den Oberkörper, Schneepflug und fahr verdammt nochmal Kurven du Dummkopf.“ Die Arme durch die schnelle Fahrt unkontrolliert durch die Luft fegende, zog er sie an seinen Körper, brachte sie Ski in die richtige Stellung und fing an sein Gewicht so zu verlagern, dass er nun mehr Kurven fuhr. Von hinten sah Mimi bereits wie Sora und Matt, welcher eine schlichte schwarze Jacke zur Schau trug, angefahren kamen. Beide deutlich sicherer unterwegs als Tai, allerdings auch langsamer. Den ganzen Weg durch den Wald und zu ihrer Hütte rüber schnauzte Sora Taichi voll. „Weißt du eigentlich was da alles hätte passieren können? Was wenn du die Kontrolle verloren hättest und gegen einen Baum gefahren wärst? Oder wenn du unvorhergesehen die Richtung geändert und jemand von hinten in dich reingedonnert wäre, da er mit so einem plötzlichen ausscheren nicht gerechnet hatte? Oder wenn DU jemanden über den Haufen gefahren hättest? Du könntest jetzt im Krankenhaus liegen oder, noch schlimmer, TOT sein! Denkst du eigentlich jemals nach Taichi Yagami? Das Leben ist nicht immer nur ein Spiel! Geht das etwa nicht in deinen Kopf rein?“ Hätte Matt nicht eingegriffen, hätte Sora Tai womöglich noch den Kopf abgerissen. Selten hatte Mimi ihre Freundin so wütend erlebt, war sie doch sonst eine sehr ausgeglichene und friedliche Person. Doch Mimi war keines Wegs dumm und so schwieg sie die gesamte Zeit über, um den Zorn der Rothaarigen nicht auch noch auf sich zu ziehen. An der Tür der Hütte nahm Kari sie mit den Worten “Oh man euer Geschrei hört man ja in der ganzen Schweiz“, in Empfang, was Sora vorerst zum Schweigen brachte. Doch in ihren Augen konnte Mimi lesen, dass ihre Wut noch lange nicht abgeklungen war. Drinnen in ihrer Hütte war es mollig war, sodass Mimi sofort anfing in ihren dicken Klamotten zu schwitzen. Zusammen mit den drei anderen Nachzüglern stampfte sie in den Keller, welcher lediglich aus einem kleinen Raum bestand. Auf der einen Seite stand vor einer langen Heizung eine Holzbank, unter welcher schon die Schuhe der anderen standen. Auf der anderen Seite befand sich ein Kleiderhaken ähnliche Befestigung an der Wand, zwischen welcher bereits einige Ski lehnten. Wohlig seufzend ließ Mimi sich auf die Bank fallen und zog sich das schwere Schuhwerk von den Füßen. „Fühlt sich das gut an. Als würde man auf Wolken laufen“, stellte sie mit geschlossen Augen fest. „Mh“, stimmte Sora ihr zu, deren Wut anscheinend schon wieder verpufft war. Auch die anderen waren froh die klobigen Schuhe endlich los zu sein. So schön das Ski fahren auch ist, nach einer Weile taten einem einfach zwangsweise die Füße weh. „Ich bin die nächste im Bad“, rief Mimi wie aus dem Nichts und schoss ungewohnt schnell die Kellertreppe hinauf, hastete durch den Wohnbereich an den anderen, die bereits alle frisch geduscht waren, vorbei und nahm auch die zweite Treppe mit links. Sofort verbarrikadierte sich das Mädchen im Badezimmer, ließ die Hüllen fallen und stellte sich solange unter die heiße Dusche, bis Spiegel und Fenster schon ganz beschlagen und ein ungeduldiger Tai gegen die Tür hämmerte. „Beeil dich gefälligst! Das hier ist nicht dein Privatbad und andere möchten auch noch duschen!“ Genervt rollte sie mit den Augen, stellte aber brav das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Auf Grund mangelnder Klamotten wickelte sie sich kurzer Hand in ihr Handtuch, welches sie bereits am Morgen dagelassen hatte, und verließ, mit samt dicken Skisachen, das Bad. Mit Engelsgesicht öffnete sie die Tür, säuselte „Fertig“ und schwebt an Taichi vorbei, dem bei ihrem halbnackten auftritt prompt das Blut ins Gesicht geschossen war und der nun irgendetwas von „Hab nichts gesehen“ stammelte. Nachdem Mimi sich wieder in ihre Klamotten vom Frühstück geworfen hatte, tänzelte sie die Treppe hinunter in den Wohnbereich, wo Kari und TK, ebenfalls im gemütlichen Gammeloutfit, in trauter Zweisamkeit auf einem der großen Sofas vor dem entfachten Feuer saßen und kuschelten. Ein bisschen neidisch war sie ja schon auf die beiden. Ihre letzte Beziehung lang nun schon fast ein Jahr zurück, doch der Gedanke daran schmerzte sie. Um sich abzulenken folgte das Mädchen also dem himmlischen Duft nach Abendessen in die Küche. Mittlerweile war es halb sechs, weswegen Izzy und Joe bereits fleißig in der Küche rumwerkelten. „Was gibt’s denn?“, fragte Mimi neugierig, stütze sich auf den Küchentresen und schnupperte hungrig. „Bratkartoffeln mit Ei und Schnitzeln“, antwortete Izzy, welcher bereits eine Pfanne beaufsichtigte. „Ja wir hatten keine Lust auf Reis, da sind wir vorhin nochmal schnell los und haben Kartoffeln besorgt.“ „Mh lecker. Soll ich was helfen?“, fragte Mimi. „Klar. Deck doch schon mal den Tisch“, antwortete Joe, welcher die Hände voll Paniermehl hatte. Neben ihm lag auch schon ein guter Haufen Schnitzel. Ein Mahl für acht Personen war schon gar nicht so einfach. Besonders wenn man einen Vielfraß wie Tai seinen Freund nannte. Weihnachtliche Melodien summend tänzelte Mimi immer wieder von der Küche an den Esstisch, brachte Teller, Besteck, Gläser, Servietten und Untersetzter und gesellte sich anschließend zu Joe und Izzy an den Herd, wo nun mittlerweile alle Platten besetzt waren. Während die Kartoffeln nun schon weitestgehend fertig waren und somit samt ihrer Pfanne auf eine der hinteren Herdplatten umgezogen waren, schmolz in den vorderen beiden Pfannen je eine ordentliche Portion Butter, zu welcher sich nun noch ein Schuss Öl gesellte und anschließend die Schnitzel ein Bad nahmen. „Ich schlag schon mal die Eier auf“, kündigte Mimi an und griff sich sogleich die Packung Eier aus dem Kühlschrank. Nach kurzem Überlegen landete einfach der gesamte restliche Inhalt in der großen Schüssel und wurde liebevoll mit einer Gabel verquirlt. Salz und Pfeffer gesellten sich dazu und dann war die Vorbereitung auch schon abgeschlossen. Ein himmlischer Schnitzelduft zog mittlerweile durch die gesamte Hütte und lockte auch die letzten Freunde nach unten. Das Abendessen war ein voller Erflog und Izzy und Joe ernteten von allen Seiten Komplimente. „Dann wissen wir ja schon wer hier auch die nächsten Abende kochen wird“, schmatze Tai zufrieden wurde jedoch sofort von Sora gestoppt „Das hättest du wohl gerne! Wir wechseln uns natürlich immer ab. Genauso wie beim Frühstück. Und da gestern Matt und ich und heute schon zweimal Joe und Izzy dran waren, schlage ich vor das TK und Kari morgen das Frühstück und du und Mimi das Abendbrot zubereiten.“ Matts Gesichtsausdruck nach zu urteilen gab es da keinen Raum für Verhandlungen. „Na toll. Wieso bekomme ausgerechnet ich die Sklaventreiberin ab“, maulte Tai und jaulte nur Sekunden später vor Schmerz auf, da Mimi, welche ihm gegenübersaß, ihm mit voller Wucht ihren Fuß vors Schienenbein gehauen hatte. „Sei nicht immer so gemein Tai!“, schalte Hikari ihn. „Ohne Mimi wäre dein Essen doch ungenießbar, also sei lieber froh. Ohne Abendessen wärst du doch der, der hier am meisten von uns allein leidet.“ Taichi war damit still, während die anderen ausgelassen lachten. Nachdem gemeinsamen Abräumen werkelten Mimi und Kari in der Küche rum, während die anderen verdonnert wurden vor dem Kamin zu warten. „Ich bin schon so richtig in Weihnachtsstimmung“, schwärmte Kari und legte die Plätzchen liebevoll auf einen Teller. „Ohja ich auch“, stimmte Mimi mit dem Glühwein auf dem Herd ihr zu. „Weihnachten ist einfach meine liebste Zeit ihm Jahr. Das leckere Essen, das Kekse backen, der Glühwein, der Weihnachtsmarkt. Und die Geschenke. Ich liebe es Geschenk für alle zu kaufen und mache mir immer schon Monate vorher Gedanken was ich für wen besorge.“ „Ja und vergiss nicht den Schnee und das Plätzchen essen und das Weihnachtsbaum schmücken.“ Bei Karis letzten Worten hielt Mimi in ihrer Bewegung inne und schaute erschrocken zu ihrer Freundin. „Der Weihnachtsbaum!“, rief sie aufgeregt. „Wir haben zwar einen Baum aber gar keinen Schmuck!“ Panik stand in ihren Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. An alles hatte sie gedacht, nur nicht an den Schmuck für einen Baum. Obwohl sie auch gar nicht damit gerechnet hatte, in der Hütte einen Baum vorzufinden. Dabei war das doch mit das wichtigste an Weihnachten. Für sie gehörte es einfach dazu, wenige Tage vor Weihnachten den Baum zu schmücken. Beschwichtigend hob Kari die Hände. „Keine Sorge Mimi. Ich hab vorhin neben dem Kamin unter der Tür noch eine kleine Abstellkammer gefunden. Neben einem Staubsauger und einem Fernseher auf Rollen ist das auch eine riesen Kiste mit Weihnachtszeugs drinne.“ „Das ist ja toll“, so gleich war sie wieder ganz ruhig und widmete sich wieder dem Glühwein im Topf. Wenig später saßen sie zu acht auf den Sofas vor dem Kamin, mümmelten Kekse und schlürften Glühwein. „Wie sieht es denn mit der weiteren Abendplanung aus?“, warf TK in die Runde. „Ich habe eigentlich keine Lust heute noch weg zu gehen“, murmelte Kari neben ihm. „Ich auch nicht“, stimmte Mimi ihr zu und auch Sora nickte bekräftigend. „Dann lasst uns doch jetzt den Baum schmücken und morgen Abend können wir ja mal zur Aprés Ski Party schauen“, schlug letztere vor und erntete allgemeine Zustimmung. Euphorisch erhoben sich die drei Mädchen und holten aus der Abstellkammer die Kiste mit dem Weihnachtszeug. Der männliche Teil der Gruppe blieb desinteressiert sitzen. Dekorieren, das war doch ehr Mädchen Zeugs. Neben einer reichen Auswahl an Baumschmuck, welcher, wie Mimi befand, auch nicht ganz hässlich war, fanden sich in der Kiste noch einige Lichterketten für die Fenster, ein Adventskranz mit roten Kerzen und hängende Sterne, ebenfalls für die Fenster. Voller Begeisterung leerten sie alles auf dem Boden vor dem Baum aus und begannen zu sortieren. Izzy erbarmte sich, nach einiger Überredungsarbeit Seitens Mimi, die Lichterketten für Fenster und Baum auseinander zu pfriemeln. Die Mädchen suchten derzeit die schönsten Weihnachtskugeln in den Farben rot und creme-gold raus und behängten gut gelaunt den Baum. Penibel achteten sie darauf das nicht immer rot neben rot hing und das mal eine kleine mal eine große, mal eine Runde mal eine tropfenförmige Kugel hingen. „Es soll ja nicht so langweilig eintönig aussehen“, erklärte Mimi, auch wenn niemand gefragt hatte. Nach gut einer halben Stunde war auch Izzy endlich fertig und wurde sogleich dazu abgestellt, Sora beim Anbringen der Baumkette zu helfen, welche aus falschen Kerzen bestand, während die beiden anderen sich um die Fenster kümmerten. Am Ende wurden noch die Stecker eingesteckt und unisono ertönte das Seufzen der Mädchen als sie zufrieden ihr Werk betrachteten. So war es doch gleich viel Weihnachtlicher. „Und jetzt?“, fragte Taichi gelangweilt. Wäre es nach ihm gegangen hätten sie auch heute schon feiern gehen können. „Wie wäre es mit einer Runde Flaschendrehen?“, schlug Kari vor und spaltete somit die Meinungen. Während Mimi und Sora natürlich sofort Feuer und Flamme waren, nahm Tai ehr eine Ablehnende Haltung ein. Flaschendrehen war doch Kinderkram. Doch da der Rest sich enthielt und Mimi in solchen Dingen immer sehr willensstark war, holte Kari schließlich die leere Glühweinflasche aus der Küche und alle setzten sich im Kreis vor den Kamin. Sanft gab Hikari der Flasche einen Schubs und so drehte diese sich auch nur zwei Runden ehe sie vor einem Feuerrot angelaufenen Izzy zum Stehen kam. „Wahrheit oder Pflicht Izzy?“, fragte Kari ihn schelmisch und ihr Gesichtsausdruck machte ihm Angst. „Wahrheit?“ Seine Antwort klang mehr nach einer Frage. „Also Koushiro“, fing das Mädchen an und faltete die Hände vor dem grinsenden Gesicht. „Legt deine Mutter dir noch deine Sachen raus?“ Verblüfft schauten alle zu Kari. Mit so einer Frage hatte nun wirklich keiner gerechnet, am allerwenigsten Izzy der verdattert und hochrot ein „Nein“ stotterte. Was für ein hinterlistiges Biest. Erst so durchtrieben gucken und dann so eine harmlose Frage. Als nächstes drehte also Izzy und nach einigem Schlingern zeigte die Flasche mehr oder weniger genau auf Tai. Selbstsicher wählte er Pflicht und musste daraufhin im Entengang um den Tisch watscheln und Alle meine Entchen singen, was zur allgemeinen Belustigung beitrug, da der Ärmste einfach keinen einzigen Ton traf. So ging es eine Weile weiter, bis Hikari und Takeru sich schließlich ins Bett verabschiedeten und Sora nochmal eine Portion Glühwein kochte. Mimi fühlte sich zwar schon etwas belämmert, doch zu einer zweiten Tasse, welche ihr Gesicht noch mehr glühen ließ, konnte sie trotzdem nicht nein sagen. Zu sechst ging es dann weiter und Matt beschloss das es nun Zeit für die „Erwachsenen-Version“, wäre, was Izzy und Joe reichlich Unbehagen zu bereiten schien. Tai war als nächstes an der Reihe, die Flasche stoppte bei Mimi und die wählte Wahrheit. „Bist du noch Jungfrau?“, kam prompt die Frage. Mimi wurde feuerrot, Sora schnappte erschrocken nach Luft und Joe und Izzy schauten beschämt zu Boden. So etwas wollten sie nun wirklich nicht wissen. Schwerfällig schluckte die Betroffene. „Nein, bin ich nicht“, presste sie über ihre Lippen, schaute Tai jedoch fest in die Augen. Die Lippen des Jungen verzogen sich zu einem Strich und er erwiderte ihren Blick. Er wusste nicht worauf er gehofft hatte. Das Mimi noch nie einen Freund hatte? Ziemlich unwahrscheinlich, immerhin war sie nicht nur ziemlich hübsch, sondern auch klug und ab und an sogar sehr liebenswert. Trotzdem zog es sein Inneres zusammen. Er hätte vielleicht doch lieber etwas anderes Fragen sollen. Ein ungemütliches Schweigen nahm Einzug in die Runde, erst unterbrochen von Soras vorsichtigem Räuspern. Erschrocken wendeten die beiden Brünetten ihre Blicke wieder ab. Mimi Griff zur Flasche und beauftragte schließlich Sora zu erzählen ob Matt sie schon einmal mit der Zunge befriedigt hatte. Ja, der Alkohol bekam der Brünetten wahrlich nicht. Mit ihren Blicken erdolchte Sora ihre Freundin ob so einer Antwort. Mit Wut drehte sie weiter die Flasche, welche wieder mal auf Tai zeigte. Offensichtlich wirkte er auf die Flasche wie ein Magnet, denn er war mit Abstand am meisten dran von allen. „Wahrheit oder Pflicht?“ „Pflicht“, gab Tai unbehaglich die Antwort. Sora schien noch immer erzürnt. „Du darfst Mimi morgen den ganzen Tag nicht von der Seite weichen, was natürlich auch meint das du nett zu ihr sein musst“, erklärte sie seine Pflicht. Dem armen Jungen musste sie einfach mal ein wenig auf die Sprünge helfen, ob er es nun wollte oder nicht. Immerhin war ihre gemeinsame Zeit hier begrenzt. Entsetzt schnappten beide nach Luft und schauten ihre gemeinsame Freundin schockiert an. Während Tai im Gesicht mittlerweile einer Tomate glich, war Mimi leichenblass geworden. Keine Spur mehr von der Alkoholbedingten Röte. Hätte er doch damals nur nie mit Sora gesprochen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)