Wer bist du? von anime_world ================================================================================ Kapitel 1: tonnenschwere Last und federleichte Gefühle ------------------------------------------------------ Wieder diese verschwommene Landschaft, wieder diese verschwommene Person, wieder diese Stimme, wie durch Watte, wieder dieses schweißgebadete aufwachen und wieder kein Plan wer diese Person ist ... "Huh ... Huh ... Huh ... ", ich schrecke keuchend aus dem Schlaf auf und sitze direkt im Bett. Erschöpft wische ich mir den kalten Schweiß von der Stirn und lasse mich wieder zurück ins Bett fallen. Schwer atmend starre ich an meine Zimmerdecke, welche von dem sanften Licht des Mondes beleuchtet wird. Dieser Traum ... Wieder und wieder. Verdammt, ich werde noch verrückt! Seufzend krümme ich mich zusammen, mit dem Wissen, dass ich wohl noch eine Weile wach liegenbleiben werde. Ich gehe nochmal die Vorgehensweise, die mir dieser eine Psychiater geraten hat, durch. Seit wann habe ich diese Träume? Sie haben erst angefangen, als wir nach Tokyo gezogen sind. Also, seit gut einem Jahr ... Seit einem kack Jahr quälen mich diese Illusionen. Verdammt, warum konnten wir nicht einfach in Osaka wohnen bleiben. Sobald ich die Schule abgeschlossen habe, hau ich hier wieder ab! Dauert ja nur noch ein Jahr. Egal, weiter im Text. Was wird mir in denn Träumen genau gezeigt? Eine leicht verschwommene Landschaft. Dann irgendwann kommt eine Person auf mich zugerannt. Sie ist komplett in rot gekleidet, aber sie ist genauso verschwommen wie der Rest meiner Wahrnehmung. Wie durch Watte kann ich eine männliche Stimme meinen Namen rufen hören. Immer lauter, immer unverständlicher, je näher mir diese Person kommt. Wie versteinert stehe ich da, wenn sie mich an den Armen rüttelt und mich anschreit, als ob sie mich aus einer Art Trance wecken will. Und dann scheint sich die Sicht zu klären, doch auf einmal wird alles schwarz und ich wache auf. Verdammt! Was bringt mir das denn?! Wütend schmeiße ich mein Kopfkissen weg und fege dabei meinen Wecker mit vom Nachttisch. Mit einem Krachen bleibt der Zeiger stehen, als die Uhr auf dem Boden aufschlägt. Schwach kann ich die Zeit ablesen, da nur das wenige Halbmondlicht auf das alte Gehäuse scheint, kurz nach 1 Uhr. Ich raufe mir gestresst die Haare bevor ich langsam aufstehe um mir mein Kissen zu holen. Ich zucke leicht zusammen, als meine nackten Füße das kalte Parkett berühren. Den Wecker lasse ich mitten auf dem Boden liegen und betrachte ihn nur mit einem vernichtenden Blick. Jedoch wende ich nochmal einen Blick zum offenen Fenster und ein frischer Luftzug lässt mich frösteln. So schnell ich kann kriechen ich in das verschwitzte aber halbwegs warme Bett zurück ... Ausgelaugt versuche ich dem Unterricht zu folgen, doch immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Die Matheformeln werden für mich zu einem Salat aus Buchstaben und Zahlen. Und der Text, zum Lesen, wird mit jedem Wort, das ich lese, länger und länger. Die Wörter ergeben keinen Sinn mehr, so ziemlich alles ergibt keinen Sinn mehr ... Plötzliche Müdigkeit übermannt mich pünktlich zur dritten Unterrichtsstunde. Da ich keine Freunde habe, brauche ich mir kein sorgenvolles Gequatschte in den Pausen anhören, sondern kann mich allein in den Mädchenklos verkriechen oder meinen wirren Gedanken nachhängen. Doch ich fühle mich auch oft verlassen und unvollständig. Es macht mich fertig, dieser Traum macht mich einfach fertig. Meine Kehle ist ausgetrocknet und ich nehme einen langen Schluck Tee aus meiner Flasche bevor ich mich wieder den Wolkenformationen am Nachmittagshimmel widme. Zwei Vögel fliegen am Fenster vorbei und ich wünschte ich könnte auch fliegen. Einfach von meinen Sorgen weg fliegen, zu neuen Horizonten ... Die Bahn ist rammelvoll, Menschen über Menschen, unzählige Gerüche die sich vermischen. Und dennoch genieße ich die tägliche Fahrt. Keinen interessiert deine Angelegenheiten, jeder ist für sich, jeder nimmt jeden anders wahr. Es ist nochmal eine ganz andere Ignoranz als in der Schule, eine befriedigerendere. Und wenn man dann aus der Bahn an die frische Luft kommt, ein Gefühl der Befreiung. Das Stimmengewirr, als ob du ein Teil des großen Ganzen bist und dennoch nur für dich ... Zu Hause dagegen habe ich nicht meine Ruhe. Sie können mich einfach nicht verstehen und das weiß ich auch. Aber Immer wieder dieses "Gehe doch nochmal zum Psychiater ... " oder "Du warst doch mal so ein fröhliches Mädchen, was ist bloß passiert?" Sicher ich habe mich in mich zurück gezogen. Aber aus einem Grund den sie nicht verstehen würden, nicht verstehen können. Sie können sich meine seelische Belastung einfach nicht vorstellen. Und dennoch ich bin nicht psychisch krank, ... oder? Ich weiß es nicht. Jede Nacht der selbe Scheiß! Jede Nacht die selbe Ungewissheit! Jede Nacht, jede gottverdammte Nacht! ... Kraftlos stütze ich meinen Kopf auf meinen Händen ab, während ich dem schier endlos langsamen Sonnenuntergang zuschaue. Und hoffe das sich die Sonne noch langsamer bewegt. Aber wie immer wir mir dieser Wunsch nicht erfüllt. Die kalte und sternenklare Nacht bricht herein und ich sitze wie immer, noch genauso am Fenster. Keine lauten Geräusche, keine nervigen Stimmen, kein Musik läuft weit und breit. Alles ruhig, nur das leise Zirppen der Grillen und das Rauschen der leichten Brise in den Blättern der Bäume. Will nicht schlafen gehen, will nicht diesen Traum wieder begegnen, will nicht diese damit verbundene Leere verspüren. Sitze bis spät in der Nacht einfach genauso da und lasse mich von den leisen Tönen der Nacht berieseln. Bis ich mich langsam erhebe und mich ins Bett begebe, mir bewusst was gleich kommen würde. Ab heute wohne ich seit einem Jahr in Tokyo, seit einem Jahr verfolgen mich diese Träume ... Ich schrecke auf, mein Herz mir bis zum Hals schlagend, meine Hände zitternd, alles um mich herum dreht sich. Bekomme nur ein erstickten Laut von mir, bevor meine Mutter bereits im Zimmer steht und auf mich einredet. Doch ich bekomme nichts wirklich mit, alles verschwommen, höre ihre Stimme nur undeutlich. Als ob sich Traum und Realität umgekehrt haben, denn ich habe das erste Mal den Traum klar und deutlich erkennen können, jedes Detail, selbst den Namen dieser fremden Person: "Inu Yasha" ... Ich atme tief durch bevor ich meine Augen schließe und ich mich tiefer in meine Bettdecke kuschle. Werde ich genau wie gestern Nacht diesen Traum klar sehen? Werde ich ihn wieder sehen? Oder wird alles wie immer sein? Ich versinken im Schlaf und falle in eine endlose Dunkelheit. Ja ich falle doch plötzlich finde ich mich in einer er verschwommenen Landschaft wieder. Enttäuscht will ich den Traum über mich ergehen lassen, als plötzlich alles scharf wird. Ich kann selbst den kalten Wind auf meiner Haut spüren. Es fühlt sich so verdammt real an, genau wie gestern. Nein, sogar realer als gestern. Ich warte auf die fremde Person und tatsächlich, nach einiger Zeit kommt sie rasend schnell auf mich zu. Am liebsten wäre ich dem Fremden entgegen gerannt, aber kann ich mich immer noch kein Stück bewegen, bin wie versteinert. Diese Person trägt ein rotes, traditionell japanisches Gewand und eine Schwertscheide. Selbst die barfüßigen Schritte, die durch das Gras abgedämpft werden, kann ich vernehmen, während er meinen Namen schreit. Immer und immer wieder, seine Stimme ist gefüllt voller Trauer, Wut und Entsetzen. Eine Stimme wie ich sie zuvor noch nie gehört habe. Eine absolute Einzigartigkeit. Während ansonsten um uns eine Totenstille ist. Seine feinen Gesichtszüge, die in diesem Moment wutverzerrt sind, mit Augen, wie aus flüssigem Gold, die mir immer erkenntlicher werden, je näher er mir kommt, umschließt eine lange weiße Haarpracht, in denen zwei kleine Hundeohren hervorschauen. Doch ich verspüre keinerlei Überraschung, keine Angst sondern einfach nur plötzliche Sehnsucht nach ihm. Will Inu Yasha entgegen rennen und ihm in den Arm nehmen. Und als er dann vor mir steht, mich an den Armen rüttelt, er nur noch flehend flüsternd meinen Namen sagt, fangen an Tränen ohne Unterlass aus seinen honigfarbenden Augen zu fließen. Sie tropfen mir aufs Gesicht. Und indem Moment als er mich weinend in die Arme nehmen will, wache ich plötzlich auf und spüre immer noch die Nässe seiner Tränen auf meine Wangen, bis ich realisierte das diese von meinen eigenen Tränen ist. Eine eisige Welle rollt mir den Rücken herunter und ich bekomme eine Gänsehaut. Das erstmal bin ich weinend und nicht schwitzend aufgewacht ... Seit einer Woche habe ich nun diese klaren, viel zu realen Träume. Und habe mir zum Ziel gesetzt diesen Inu Yasha zufinden, denn diese plötzliche Gefühl der Sehnsucht, nach diesem fremden Jungen, zerreißt mich innerlich. Seine Stimme zu hören, alles nur ein Traum und doch so real. Ich suche immerzu nach ihm, in der Bahn, beim Spazieren, beim Einkaufen, ja, selbst in der Schule. Doch wie wahrscheinlich ist es einen Jungen mit weißen langen Haaren, honigfarbenden Augen und Hundeohren zu finden? Gegen Null, nein eigentlich gar nicht. Aber ich weiß das er exestieren muss, er muss es einfach. Und wenn er in einem anderen Land lebt und eine andere Sprache spricht, oder nicht genauso aussieht. Ich weiß tief in mir drinnen, dass es ihn geben muss. Er muss einfach irgendwo sein. Er muss! Und ich muss ihn finden ... Seit fast einem halben Jahr träume ich diesen Traum nun schon so real und deutlich. Kenne jeden Gesichtsausdruck dieses Jungen und habe nicht mehr Angst vor diesen Träumen, sondern erwarte jedesmal das Treffen zwischen Inu Yasha und mir, im Traum. Es ist fast als ob mich mit dieser Illusionsfigur eine tiefe Beziehung verbindet. Ich fühle mich zwar danach traurig und es kostet mich immer noch jede Menge Kraft. Aber das ist okay. Ich habe gelernt auf eine gewisse Weise klar zu kommen. Doch das Suchen, nach ihm habe ich schon lange wieder aufgegeben. Es gibt weit und breit, nein auf der ganze Welt, nicht diesen Inu Yasha, keinen einzigen. Er exestiert doch nicht, kann er ja auch nicht. Wie auch? Ein junger Mann mit weißen Haaren und Hundeohren und dieser einzigartigen Stimme ... Es ist mein letzter Schultag, das letzte mal diesen müseligen Schulweg mit der Bahn fahren. Mir scheint die Sonne warm ins Gesicht und die Bahn fährt ein und weht mir einen frischen Windzug entgegen. Ich will grade in die Bahn einsteigen, als mich eine Stimme daran hindert. Diese Stimme! Wie erstarrt bleibe ich stehen. Kann das sein? Diese so vertraute Stimme droht sich mir zu entfernen. Ich schenke dem Zug keine Beachtung mehr, wie von selbst tragen mich Füße hinfort. Immer schneller drängle ich mich durch die Menschenmassen am Bahnhof. Doch plötzlich verstummt die Stimme, ich kann sie nirgendwo mehr hören. Panik steigt in mir auf und ein Gefühl von Verlust, von einer Person die ich nie gefunden habe. Doch ich will nicht aufgeben, nicht jetzt! hektisch drängle ich weiter und weiter, den Tränen nah remple ich jemanden an und falle hin. Der Boden ist hart, ich schürfe mir die Knie auf. Hart wie der Boden der Tatsachen! Verdammt! Deprimiert lasse ich meinen Tränen freien Lauf und bleibe zusammen gekauert auf dem Boden sitzen. Plötzlich streckt jemand seine Hand in mein, vor Tränen, verschwommenes Blickfeld. Ohne etwas zu sagen lasse ich mich hochziehen, will demjenigen aber nicht so verheuelt in die Augen schauen, also presse ich nur ein "Sorry!" heraus und drehe mich weg, als der Fremde mir nachruft: "Hey, kennen wir uns nicht irgendwo her?" Sofort erstarre ich, als ich seine Stimme höre. Ist das?! Das ist seine Stimme!! So schnell ich kann drehe ich mich wieder um und sehe direkt in Augen aus flüssigem Gold. Mir bleibt die Luft zum atmen weg, mich überkommt eine Well von Gefühlen. Seine Haare sind zwar schwarz und viel kürzer, auch hat er keine Hundeohren. Aber kein Zweifel das ist er! "Inu Yasha?", frage ich mit brüchige Stimme in das Stimmengewirr hienein. Ich habe schon Angst das er meine Stimme gar nicht wahrgenommen hat, doch seine Augen fangen an immer größer zu werden und mit rauer fast schon tonloser Stimme fragt er: "Kagome?!". Es war als ob die Welt still stehen würde, seine Augen vereinnahmen meine komplette Aufmerksamkeit, Gefühle der Erleichterung überkommen mich, als ob eine tonnenschwere Last von meinen Schultern fallen würde. Das Leben wirkt von einem Moment auf den anderen federleicht. Ich habe ihn gefunden! Und plötzlich schließt er mich in eine feste Umarmung und murmelt leise in mein Haar. "Ich dachte schon ich werde dich nie wieder finden." Hat er etwa auch nach mir gesucht?! Doch diese Frage war unbedeutend in dem Moment. Es war als ob meine andere Hälfte nach langer Zeit endlich zu mir gefunden hätte, ich fühle mich endlich wieder komplett. Tränen der Freude tropfen ohne Unterlass aus meinen Augen und ich erwiedere die Umarmung herzlich. Es war als würden wir uns so fest aneinander klammern um uns nie wieder zu verlieren. "Ich werde dich nicht noch einmal verlieren!" ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)