*~Art of Love~* von BexChan (~A Good Omens Story~) ================================================================================ Prolog: ~Scetch~ ---------------- ~"„We don't make mistakes, we just have happy accidents. And that's when you really experience the joy of painting. Happy painting and god bless, my friend."~ -Bob Ross- __________________________ "Das ist wirklich ein atemberaubendes Kunstwerk, Mr. Fell!" "Vielen Dank, ich fühle mich sehr geschmeichelt. Aber Sie hätten es nicht direkt ausstellen müssen." "Aber natürlich! Dieses Kunstwerk ist dafür geschaffen, dass man es der Öffentlichkeit zugänglich macht! Wäre ich an dem Tag nicht dort im St. James Park spazieren gewesen, ich wäre niemals auf Sie aufmerksam geworden." "Das ist sehr freundlich von Ihnen." "Mr. Fell, mit Verlaub, dürfte ich mir die Frage erlauben, was dieses Bild darstellen soll? Diese zwei Personen..was stellen sie genau dar?" "Einen Dämon...und einen Engel im Garten Eden. Sie sind...Freunde." "Ist das nicht widersprüchlich?" "Durchaus! Aber...es verlangte mich an jenem Tag dieses Bild zu malen." "Ihr Bild strahlt so viel Wärme und...Liebe aus. Wie werden Sie es nennen?" "Es hat keinen Namen. Es sind einfach...ein Engel und ein Dämon." "Aber eines Tages sollten Sie es benennen. Es ist es wert, einen Namen zu tragen, welches ihm würdig ist." "Eines Tages vielleicht." "Sie sind eine sehr interessante Person, Mr. Fell. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Ihnen dieses Szenario bekannt vorkommt. Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen damit zu nahe treten sollte." Erziraphael musterte sein eigenes Gemälde, welches an jenem Tag in der National Gallery ausgestellt wurde. Natürlich kannte er das Szenario, er hatte es seinerzeit selbst erlebt als er den Dämon Crawley kennengelernt und diesem Schutz vor dem aufkommenden ersten Regen mit seinen weißen Engelsflügeln geboten hatte. Dies war nun allerdings schon 6000 Jahre her und er hatte den Dämon seit jeher nie wiedergesehen. Nur an jenem Tag im Garten Eden. Im Laufe der Zeit geriet er in Vergessenheit. Eigentlich hatte Erziraphael während seines Lebens auf der Erde das Zeichnen für sich selbst entdeckt, genauso wie er eines Tages seine Liebe für Bücher entdeckt hatte, deswegen führte er nun auch schon seit geraumer Zeit einen eigenen Buchladen in Soho, London, wo er unter anderem die seltensten Erstauflagen beherbergte. Doch auch das Zeichnen bereitete ihm Tag für Tag sehr viel Freude und am liebsten zeichnete er Zuhause im Buchladen auf seinem Sessel mit einer köstlichen Tasse Kakao oder im St. James Park. Er beobachtete Menschen, Tiere und er zeichnete sie alle. Spontane Bilder, kleine Gemälde oder Porträits, die ihm in den Sinn kamen, doch an jenem Tag war er wehmütig geworden. Er wusste nicht, warum er auf einmal an den Dämon denken musste. Vielleicht lag es auch an der Einsamkeit, die der Engel (ja, Erziraphael war durch und durch ein Engel, der unter den Menschen wandelte und wie ein Mensch aussah) schon seit Jahren empfand. Der Himmel selbst war nicht gut auf ihn zu sprechen und er war froh, wenn er seinen Kollegen aus dem Himmel so selten wie möglich über den Weg lief. Er vollbrachte schon seit Anbeginn der Zeit Wunder auf der Erde, viele der schönsten und großartigsten Sehenswürdigkeiten wurden durch seine Hände erschaffen, doch keiner wusste dies zu würdigen...außer die Menschen selbst. Erziraphael liebte sein Leben auf der Erde, wenn es nach ihm ginge, wollte er gar nicht mehr weg und wenn er zeichnen konnte, fühlte er sich frei von allem. Frei von seinen Prinzipien und seiner Loyalität zum Himmel. In seinen Bildern konnte er sich ausleben, Gefühlen freien Lauf lassen, Dinge erzählen, die er nicht aussprechen durfte. Meist zeichnete er Skizzen mit einem Bleistift aber dieses Mal hatte er sich selbst übertroffen. Er hatte besagten Dämon und sich auf Leinwand mit Aquarellfarben gemalt und genau den Moment eingefangen, wo er seinem eigentlichen Feind vom Regen mit seinem Flügel abschirmte und nun hing dieses perfekte Szenario in der National Gallery, weil gerade an jenem Tag der Galerist durch den St. James Park lief und auf das Werk Erziraphael's aufmerksam wurde. Er hatte den Engel daraufhin mit Kusshand gebeten, sein Bild in der National Gallery auszustellen und nun wartete es. Entweder darauf, von Erziraphael wieder mit nach Hause genommen zu werden wenn die Präsentation vorbei ist oder von einem großzügigen Interessenten käuflich erworben zu werden. An sich wäre Erziraphael erstes lieber gewesen. Seine himmelblauen Augen begutachteten das Werk eindringlich bevor er sich zum Gehen abwandt. "Nun denn, ich werde mich nun empfehlen. Sollte es sich nicht verkaufen lassen, werde ich es am Ende der Ausstellung wieder abholen kommen." "Sehr wohl, Mr. Fell. Ich werde Sie gerne benachrichtigen." Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen verließ der Engel die National Gallery und schien dabei von einem warmen Licht begleitet zu werden. Er hatte die Galerie gerade verlassen, da betrat ein junger Mann die National Gallery, auf seiner Nase eine dunkle Sonnenbrille ruhend, das kaminrote Haar anständig gestylt und die schwarze Kleidung perfekt sitzend. Er war nichts ahnend an diese Ort gekommen bis ihm DAS Bild ins Auge fiel und er schließlich den Blick nicht mehr abwenden konnte. Nur zu vertraut war ihm diese Szene und er rückte die Sonnenbrille auf seiner Nase zurecht. Er hätte nicht gedacht, dass ihn eines Tages mal seine Vergangenheit einholen würde. Geschehenes, was Jahrhunderte zurücklag und nun war es hier in dieser Galerie und der junge Mann lächelte sentimental. "Tatsächlich, dies ist wirklich ein einzigartiges Kunstwerk! Werter Herr, ich habe Interesse an einem Ihrer Kunstwerke. Wie hoch ist der Preis für dieses Gemälde?" Kapitel 1: ~Pencil~ ------------------- Das Café war an jenem Tag wieder sehr gut besucht und Erziraphael saß wie jeden Tag auf seinem Stammplatz. Vor ihm lag ein Buch ausgebreitet, daneben diverse Stifte sowie ein paar weiße Blätter Papier. Die Bedienung kam wie gewohnt strahlend lächelnd auf ihn zu. "Guten Tag, Mr. Fell. Freut mich, dass Sie uns heute wieder besuchen kommen." "Guten Tag, meine Liebe. Es ist mir immer wieder ein vergnügen Ihr gemütliches Café zu besuchen." "Sie sind so schmeichelhaft, Mr. Fell." "Ich bitte Sie, ich kann hier in Ruhe meiner Arbeit nachgehen, ein gutes Buch lesen und...über mein nächstes Werk nachdenken. Des Weiteren haben Sie einfach den besten Kakao in London!" "Und diesen bringe ich Ihnen auch gleich sofort! Aber...wenn ich mir die Frage erlauben dürfte, wen oder was haben Sie sich als nächstes als Kunstwerk ausgesucht?" "Ich bin mir noch nicht ganz sicher, meine Liebe. Ich bin...zurzeit ein wenig durch den Wind." "Oh...darf ich fragen, warum?" "Eins meiner Werke wurde die Tage in der National Gallery ausgestellt. Es war diesmal keine einfache Skizze, sondern ein Gemälde. Der Galerist sah mich als ich im St. James Park das Bild malte." "Oh, wie aufregend, Mr. Fell! Ich freue mich für Sie, herzlichen Glückwunsch! Sie sollten sich geehrt fühlen!" "Vielen Dank aber...ich fühle mich nicht sonderlich wohl dabei." "Wieso nicht?" "Es ist genau...wie mit meinen Büchern. Ich halte sie lieber gerne bei mir als wegzugeben und so...war es auch bei dem Bild. Der Herr war allerdings so freundlich und...er schien wahrlich fasziniert von dem Motiv gewesen zu sein." "Vielleicht haben Sie ja Glück und es wird gar nicht gekauft. Dann können Sie es wieder mit nach Hause nehmen." "Das wäre zu schön. Ich mache mir nichts aus dem Geld, ich möchte einfach mit meiner Kunst den Menschen eine Freude machen." "Sie sind ein guter Mensch, Mr. Fell. Manchmal wünschte ich, es gäbe mehr Menschen, die so herzensgut sind wie Sie. Verlieren Sie das bloß niemals!" "Danke, meine Liebe. Das ist sehr freundlich." "Der erste Kakao des Tages geht dafür heute auf's Haus! Mit Sahnehäubchen!" "Vielen Dank." Der Engel sah der Bedienung mit einem Lächeln hinterher und war sehr erleichtert. Es war seinetwegen gewesen, dass die junge Dame in diesem kleinen gemütlichen Café nun so aufblühte. Sie hatte vorher in einer Bar gearbeitet, wo sie reihenweise von Männern angegraben worden ist und ihr Boss sie nicht nur schlecht behandelt, sondern ihr auch noch viel zu wenig gezahlt hatte. Sie stand eines Tages weinend im Buchladen nachdem sie ein Buch gelesen hatte, dessen Geschichte sie sehr an ihre eigene erinnerte. Erziraphael ging schließlich zu ihr und bot ihr einen Tee an. Sie schüttete ihr Herz bei ihm aus und schließlich...gab der Engel ihr seinen Segen. Sie fand daraufhin den Mut ihrem Boss zu kündigen un dem nachzugehen, was sie mochte. Das Café lag in der Nähe von Erziraphael's Buchladen, seit die Dame dort angefangen hatte war er bisher jeden Tag hergekommen und hatte bei ihr seinen Lieblingskakao bestellt. Er freute sich wenn er sie sah, dann lächelte die junge Frau und freute sich des Lebens. Als sie erneut an seinen Platz trat und den Kakao abstellte, schenkte sie dem Engel ein sanftes Lächeln. "Sie haben mein Leben verändert, Mr. Fell. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken. Viele meinen, dass zwischen dem Café und der Bar kein großer Unterschied steckt. Die Bezahlung ist eindeutig besser aber es sind auch die Menschen, die diesen Ort einzigartig machen und das...ist mir schon viel wert. Ich komme seit jenem Tag mit einem Lächeln hierher und...es fühlt sich jeden Tag so an als ob ich Schmetterlinge im Bauch habe." "Das freut mich sehr für Sie! Das Strahlen in Ihren Augen ist nicht zu übersehen! Aber Werteste, wir kennen uns nun schon so lange. Wäre es in Ordnung für Sie wenn Sie mich Azira nennen?" Ihm entging nicht, wie die junge Frau rot um die Nase wurde. "Oh, nun gut. Dann nennen Sie mich bitte auch...Faith." "Faith...ein sehr schöner Name. Er passt zu Dir." "Vielen Dank, Mr. Fe...Azira. Ich muss mich erst einmal daran gewöhnen. Nun denn, dann genieß den Kakao, Azira." "Vielen Dank, Faith." Erziraphael sah Faith noch lange nach, ihr braunes Haar, welches in Wellen auf ihren Schultern lag wehte im Wind als sich die Türe zum Café öffnete und der Engel wusste, dass er wieder jemanden sehr glücklich gemacht hatte. Vielleicht sollte es so sein, dass ihr Gespräch gerade an diesem Tag Erziraphael's Schicksal bestimmen sollte, denn in jenem Moment betrat ein junger gutaussehender Mann den Laden, der das Leben des Engels für immer verändern sollte. Kapitel 2: ~Brush~ ------------------ "Guten Tag, der Herr. Was kann ich Ihnen bringen?" "Einen Irish Coffee bitte." "Kommt sofort!" In dem Moment, wo der Herr mit der dunklen Sonnenbrille und den kurzen roten Haaren das Café betreten hatte konnte Erziraphael den Blick nicht mehr von ihm abwenden. Es war als ob ihn ein Blitz getroffen hätte oder sollte er besser sagen Armor's Pfeil? Er spürte auf einmal eine bisher noch nie gekannte Wärme in sich aufsteigen und wie seine Wangen stark erröteten. Etwas, was an sich nur Menschen empfinden konnten. Hinter den dicken runden Brillengläsern seiner Lesebrille schaute er den Mann, der sich ihm direkt gegenüber an einen Tisch gesetzt hatte an und beobachtete ihn aus den himmelblauen Augen heraus. Der Herr trug einen schicken schwarzen Anzug mit Wollkragenpullover darunter. Lässig überschlug er die Beine und schaute anschließend verträumt auf sein Handy. Erziraphael entging nicht, wie er den jungen Mann anstarrte aber so unhöflich, wie es auch schien, er konnte seinen Blick nicht abwenden. Eine Weile sah er den Mann einfach nur an, die Hand aufgestützt auf seinem Tisch, der Blick vollkommen verträumt. Dann griff er zu seinem Bleistift...und begann zu zeichnen. Während er begann die ersten Linien zu ziehen und die Gesichtszüge des Mannes zu erfassen wurde Erziraphael das Gefühl nicht los, dass dieser Herr ihm irgendwie bekannt oder sogar vertraut vorkam. Immer wieder riss er den Blick von seinem Skizzenpapier los, um den jungen Mann zu betrachten. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit jemanden, den der Engel vor Jahren mal begegnet war aber das lag schon Jahrhunderte zurück und mit Sicherheit täuschte Erziraphael sich. Es war unmöglich, dass er IHN wiedersehen würde. Der Engel bemerkte, wie sein Blick auf die Augen des Mannes gerichtet war, die er geheimnisvoll hinter den dunklen Brillengläsern verbarg aber der Engel wurde das Gefühl nicht los, diese Augen irgendwo her zu kennen. Er bildete es sich sicher nur ein. Der Mann legte das Handy beiseite und verbarg den Kopf auf seinen Armen, die er auf dem Tisch ruhen ließ. Er schien müde zu sein und wirkte erschöpft, trotz allem konnte selbst dies seine Schönheit nicht verbergen. Erziraphael bemerkte, wie seine Wangen immer erhitzten. "Ihr Kaffee, Sir." "Oh...vielen Dank!" Zaghaft nahm der Mann den Kaffee von Faith entgegen, ihr entging nicht, wie Erziraphael den Rothaarigen die ganze Zeit schon anschmachtete. Einen Moment lang als sie wieder zur Theke ging beobachtete sie den Engel und grinste als er sie bemerkte. Als ob der Herr gemerkt hätte, was für Blicke die beiden austauschten huschte sein Blick rüber zum Engel, der sein Gesicht daraufhin verlegen hinter einem Buch verbarg. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz in der Brust kurz vorm Zerbersten sei. Kurz darauf legte er das Buch wieder beiseite als die Gefahr gebannt war und zeichnete vorsichtig weiter. Er verstand es nicht. Er war ein Engel, er hatte seine Pflichten und Aufgaben auf der Erde und Engel konnten sich nicht verlieben...oder doch? Langsam schüttelte Erziraphael den Kopf. Sowas wie jetzt hatte er in den ganzen 6000 Jahren noch nie empfunden. Also warum gerade jetzt? Und warum dieser Mann, der für ihn ein Fremder war? "Es ist getan." Erziraphael hatte sich selbst übertroffen und das Wesen des Mannes perfekt in der Skizze vor ihm eingefangen. Er verfasste eine kleine Nachricht auf der Rückseite und wunk Faith unbemerkt zu sich rüber. "Ja, was gibt es, Azira?" "Faith, Du musst mir einen Gefallen tun." "Alles was Du möchtest." "Würdest Du das hier zu dem Herren dort an den Tisch bringen?" Er reichte Faith das vorsichtig zusammengefaltete Skizzenpapier, als sie hineinsah, wurde sie ganz rot um die Nase. "Oh mein Gott! Wie wunderschön!" "Psst, nicht so laut!" "Tut mir leid! Mir ist aber auch nicht entgangen, dass Du ihn schon die ganze Zeit angesehen hast. Keine Sorge, Dein Bild ist in guten Händen!" Ein sanftes Lächeln huschte über Erziraphael's Gesicht, doch als Faith das Bild an den Rothaarigen übergab, der sehr überrascht dreinschaute, versteckte der Engel sein Gesicht erneut hinter seinem Buch und spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. "Sir, das soll ich Ihnen übergeben. Anscheinend scheinen Sie einen heimlichen Verehrer zu haben!" "Bitte?" ~"Ich kann nicht hinsehen. Ich kann nicht hinsehen!"~ Nach einer Weile der Stille schaute der Engel vorsichtig über den Rand seines Buches hinweg. Er hatte mittlerweile schon viele Personen spontan gezeichnet. Einzigartige Menschen, jung und alt, die ihn faszinierten aber bei ihnen sprach er sie immer direkt an. Er schenkte ihnen die Skizzen...einfach, um ihnen für einen Moment ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern und ihnen eine Freude zu machen. Aber bei diesem Herren...konnte er es nicht. Er bemerkte, wie der Rothaarige das Papier auseinanderfaltete und die Skizze betrachtete. Auch er wurde nun ein wenig rot um die Nase und er rückte seine Sonnenbrille zurecht. Dann drehte er das Bild um und bemerkte den Text, der dort geschrieben war. "Tut mir leid, dass ich Sie einfach als Model verwendet habe ohne Ihr Einverständnis. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag!" Erziraphael entging nicht, wie der Mann die Brille tiefer auf seine Nase zog und für einen Moment wirkte es, als ob er weinen würde. Anscheinend war er gerührter als der Engel glaubte. Auch Faith bemerkte es und lächelte zufrieden. Einige Zeit später war es nun der Rothaarige, der die Dame an seinen Tisch bat. "Würden Sie dem geheimnisvollen Unbekannten bitte diese Nachricht überbringen?" "Sehr gerne, der Herr!" Als sie sich wieder bei Erziraphael einfand, schenkte sie ihm ihr schönste Lächeln. "Ich glaube, Du hast bei ihm gepunktet!" Verwirrt nahm der Engel das Stück Papier entgegen und faltete es auseinander bevor er anfing die Zeilen zu lesen. "Entschuldigen Sie sich bitte nicht, es ist wunderschön! Ich model gerne jederzeit für Sie, geben Sie mir einfach Bescheid! Auch Ihnen wünsche ich einen traumhaften Tag!" Darauf stahl sich, warum auch immer eine Träne in das Auge des Engels und irgendwie machte sich eine angenehme Wärme in seiner Brust breit. "Vielen Dank...geheimnisvoller Fremder." Kapitel 3: ~Canvas~ ------------------- "Dieser Herr scheint es Dir sehr angetan zu haben, nicht wahr? Ist mir sofort aufgefallen als er das Café betreten hatte." Nach ihrer Schicht hatte sich Faith noch eine Weile zu Erziraphael gesetzt und ihm mit einem Cappuchino Gesellschaft geleistet. Der Engel genoss die Nähe der jungen Frau weil er sich ihr anscheinend öffnen konnte. Er war eher ein Einzelgänger seit er auf der Erde war aber Faith vertraute er sich an. "Ich weiß auch nicht. Direkt als ich ihn sah kam es mir so vor, also ob ich ihn schon mein Leben lang gekannt hätte. Er hat mich...sofort in seinen Bann gezogen." "Wie süß! Würdest Du ihn wiedersehen wollen?" "Eigentlich...schon. Er hat es mir auch angeboten, dass er sich mir als Model nochmal zur Verfügung stellen würde." "Aber?" "Wirkt das nicht...ein wenig merkwürdig?" "Ganz und gar nicht! Ich glaube nämlich, dass Du dich volle Kanne in ihn verknallt hast!" "Bitte?" Und ein weiteres Mal spürte Erziraphael, wie seine Wangen erröteten. Faith grinste unaufhörlich. "Denkst Du, das würde mir nicht auffallen? Du warst wie ausgewechselt als er den Laden betreten hatte. Weißt Du, Azira...ich sehe Dich seit ich hier arbeite jeden Tag immer alleine und auch sonst nie mit jemandem zusammen. Vielleicht...täte es Dir ganz gut wenn du langsam jemanden finden würdest, mit dem Du dich bindest. Ich habe nämlich manchmal das Gefühl...dass du sehr einsam bist." "Wie kommst du darauf, Faith?" "Nunja, Du zeichnest immer all diese Leute, um ihnen eine Freunde zu machen und steckst Dein ganzes Herzblut in diese Bilder, nur um die Menschen, die dich umgeben für einen Moment lächeln zu sehen aber...dabei vergisst Du so oft an Dich selbst zu denken." "Vielleicht...hast Du damit gar nicht mal so Unrecht, Faith. Aber...es ist nicht so einfach für mich, wie Du denkst." "Wieso? Du bist ein Mensch wie ich oder jeder andere hier! Sich zu verlieben, ob in einen Mann oder eine Frau ist vollkommen normal!" ~"Wenn Du nur wüsstest, Faith..."~ "Ich würde an Deiner Stelle daran festhalten, Azira! Auch, wenn er noch nicht weiß, um wen es sich bei seinem heimlich Verehrer handelt, Du solltest es versuchen." "Faith...ich..." "Ja?" "Nein, ist schon in Ordnung. Vielen Dank für Deine Worte. Du bist ein wundervoller Mensch." "Du bist so gut zu mir gewesen, Azira. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, dann lass es mich bitte wissen." "Danke, Faith. Dein Name passt wirklich zu Dir." Nachdem sich Faith mit einem Lächeln bei Erziraphael verabschiedete machte sich der Engel auf seinen Buchladen aufzusuchen. Dabei konnte er den Gedanken an den Rothaarigen nicht vergessen und fragte sich, ob er ihn wirklich ansprechen sollte. Der Gedanke war verlockend, er hatte noch nie jemanden gezeichnet, der speziell für den Engel gemodelt hatte aber eine Erfahrung wäre es wert und der Mann war mehr als nur hübsch gewesen. Doch gerade wollte Erziraphael den Gedanken direkt wieder verwerfen. "Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen, Erziraphael? Du bist...der Engel des östlichen Tores, das Fürstentum Erziraphael! Ich bin ein Engel! Ich habe eine Aufgabe! Ich...darf mich nicht verlieben. Das wäre doch...falsch. Und vor allem in einen Mann! Oder...Gott? Ist es falsch?" Er wusste, dass er von seinem Herren keine Antwort erwarten konnte aber er würde sich sicher noch den ganzen Abend den Kopf darüber zerbrechen. Während er den Rückweg zu seinem Laden antrat bemerkte er nicht, wie er von jemandem aus einem schwarzen Bentley heraus beobachtet wurde und sich anschließend an des Engels Fersen heftete. Erziraphael brauchte nicht lange um seinen Buchladen in Soho zu erreichen. Er wollte gerade die Türe aufschließen als ihn jemand von der Seite ansprach. "Entschuldigen Sie bitte." "J-ja, Sir?" Doch als der Engel sich in die Richtung drehte, aus der die Stimme kam erstarrte er fast und spürte wieder diesen Druck auf seiner Brust. Vor ihm stand der gutaussehende Herr aus dem Kaffee und...sein Lächeln war ein Traum. "Oh...oje! S-sie sind es!" "Tut mir leid, ich wollte Sie nicht verfolgen aber...ich wollte Sie unbedingt kennenlernen, nachdem ich rausgefunden hatte, wer mein heimlicher Verehrer ist." Die Hitze in Erziraphael's Gesicht nahm Überhand. Er konnte nicht klar denken und beinahe rutschte ihm die Lesebrille von der Nase. Nervös rückte er sie zurecht. "Bitte entschuldigen Sie. Ich wollte...ich habe nur..." "Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich liebe das Bild. Das hat bisher...noch nie jemand für mich getan. Ich wollte Ihnen einfach nochmal persönlich für dieses wertvolle Geschenk danken." "Oh...gern geschehen." "Sie haben wirklich ein Auge dafür. Sie sehen die Menschen." "Vielen Dank. Es freut mich sehr, dass Ihnen mein Werk so gut gefällt." "Würden Sie...mich denn nochmal zeichnen wollen?" "Eh...wirklich?" "Natürlich! Oder denken Sie, ich hätte es nicht ernst gemeint als ich Ihnen meine Nachricht zukommen lassen habe?" "Oh...ich...oh Gott, ich bin...tut mir leid, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll." "Sagen Sie doch einfach ja!" "Eh...ja! Gerne! Warum nicht?" Das Lächeln des Fremden zog den Engel direkt in seinen Bann aber er wurde das Gefühl nicht los, dass der Fremde ihm so vertraut vorkam. Der Mann streckte Erziraphael die Hand entgegen. "Anthony!" "Entschuldigung?" "Nennen Sie mich bitte Anthony!" "Oh...Anthony...freut mich sehr Ihre...Deine Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Azira." Damit erwiderte der Engel den Händedruck des Fremden und...ihm wurde auf einmal ganz heiß. Als ob eine weit entfernte Erinnerung seine Gedanken einholen würde. "Azira...welch einzigartiger und wunderschöner Name. Es freut mich ebenfalls Dich kennenzulernen." "Bitte...Du schmeichelst mir." "Nicht so bescheiden, Azira. Es gibt nicht viele Menschen, denen ich begegnet bin, die so sind wie Du." "Wie...sind sie denn?" "Einzigartig. Unbeschreiblich." Dem Engel stockte der Atem bevor das nachfolgende Wort über seine Lippen glitt, ohne dass er es bemerkte. "Unaussprechlich..." "Bitte?" "Nichts! Ich habe nichts gesagt, Anthony!" "Nun gut. Wann würde es Dir denn das nächste Mal passen?" "Was meinst Du?" "Na, mich zu zeichnen?" "Eh...jederzeit! Also...eigentlich immer!" "Morgen dann?" "Ehm...sehr gerne!" "Ich nehme Dich beim Wort!" Der Fremde kehrte zu seinem Auto zurück, drehte sich dann aber doch noch einmal um und schaute dem Engel nach, der gerade hinter der Türe seines Buchladens verschwand. "Azira Fell...Du hast dir wirklich einen wunderschönen Namen für Deinen Laden ausgedacht, Engel. Endlich habe ich Dich gefunden." Kapitel 4: ~Painting~ --------------------- Sie saßen im hinteren Teil von Erziraphael's Buchladen und tranken eine Tasse Tee. Während der Rothaarige etwas von sich erzählte hörte der Engel ihm aufmerksam zu. "Nochmals danke für den Tee." "Gerne doch. Also...bist Du ein Kunstliebhaber, Anthony?" "Sehr sogar. Ich habe sehr viele seltene Kunstwerke in meinem Apartment ausgestellt. Erst vorgestern habe ich wieder ein wunderschönes Gemälde in der National Gallery erstehen können." "Oh, darf ich fragen, was es für ein Gemälde war?" Doch es war das Klingeln seines Handys, was Anthony am Antworten hinderte. Er hob ab und ging kurz auf das Gespräch ein. "Wieso sollte ich es vergessen? Ich denke den ganzen Tag an nichts anderes! Ich kümmere mich darum, okay? Ciao!" Er wirkte aufgewühlt als er das Handy beiseite auf das Sofa warf. "Tut mir leid, das war mein Boss. Er hetzt mich gerne und stresst ab und an mal rum. Wo waren wir gerade?" Doch Erziraphael wiederholte seine Frage nicht. Er hatte Sorge, dass sich seine Vermutung um genanntes Gemälde aus der National Gallery bewahrheiten würde und so blieb er lieber still. "Schon in Ordnung." "Du leitest diesen Buchladen hier, nicht wahr?" "Ja. Bücher waren schon immer mein Leben." "Dieser Ort...strahlt so viel Wärme aus. Hier stecken so viele Geschichten drin." "Ich bitte Dich, das ist zu viel der Komplimente." "Nicht doch! Es gibt heute selten Menschen, die sich so intensiv mit Geschichte und Büchern auseinandersetzen." "Oder der Kunst." "Oder der Kunst, stimmt." "Dann...haben wir beide etwas gemeinsam, Anthony." "Sieht so aus, Azira. Und wo wir gerade dabei sind...sollen wir anfangen?" "Bitte?" "Du wolltest mich doch zeichnen!" "Eh...ja, sehr gerne!" "Hattest Du eine konkrete Vorstellung?" "Würdest...würdest Du dich auf das Sofa legen?" "So?" "Ja, genau so! Und...bitte, ich will Dir nicht zu nahe treten aber...könntest Du vielleicht...die Sonnenbrille abnehmen?" "Ah, aber natürlich! Tut mir leid, alte Angewohnheit! Ich nehme die Brille so gut wie nie ab." Und als der Rothaarige seine Augen darunter enthüllte, wunderte es den Engel auch nicht mehr. Er selbst riss in jenem Moment die Augen vor Erstaunen auf als er die gelben Schlangenaugen erblickte, die sich unter den dunklen Gläsern verbargen. "Das...das sind wirklich..." "Überrascht? Die meisten Menschen fürchten sich wenn sie meine Augen sehen." "N-nein, das ist es nicht! Sie...sie sind wunderschön! So etwas...habe ich noch nie gesehen. Sie sind...außergewöhnlich!" "Vielen Dank." "Anthony...darf ich Dich etwas persönliches fragen?" "Natürlich." "Bist Du...bist Du ein..." "Ein was?" Doch Erziraphael schüttelte den Kopf. ~"Er kann es nicht sein! Er ist es nicht! Vergiss ihn doch endlich, du dummer Engel! Der Himmel würde es mir nie verzeihen!"~ "Azira, alles in Ordnung?" "Bitte? Ja, alles in Ordnung! Kann ich anfangen?" "Natürlich, wann immer es Dir passt. Ich bin bereit." Und Erziraphael begann den Bleistift über das Papier zu führen. Linie für Linie, bis sich ein kleines Kunstwerk ergab. Ein Moment für die Ewigkeit festgehalten. Als er fertig war reichte er es dem Rothaarigen, der das Bild eingehend studierte. "Wow...Du bist unglaublich! Das ist...unbeschreiblich schön!" "Danke. Es freut mich, dass es Dir gefällt." "Zeichnest Du schon lange?" "Sehr lange. Ich habe mich schon immer sehr für Kunst begeistern können. Einen Moment einzufangen...ein kleines Wunder für die Ewigkeit eingefroren in einem Bild. Eine fantastische Möglichkeit, um Erinnerungen für immer festzuhalten." "Du redest so wundervoll davon. Es scheint Dich wahrlich zu faszinieren." "Oh, das tut es. Das tut es wirklich." "Azira...Du wolltest mich eben etwas fragen." "Bitte...vergiss es wieder. Es war nicht wichtig. Es ist nur..." "Ja?" "Ich weiß, es klingt merkwürdig aber Du...erinnerst mich an jemanden, den ich vor vielen Jahren mal kennengelernt habe. Einen guten Freund aus vergangenen Tagen...aber das ist schon lange her." "Verzeih, ich wollte keine alten Wunden aufreissen." "Nein! Nein, um Gottes Willen, so war es nicht! Ich habe ihn einmal getroffen und dann nie wieder. Dieser Moment, wo ich ihn traf hat sich seit jeher in mein Gedächtnis eingebrannt. Deswegen...habe ich es gemalt...um diesen Moment auf ewig festzuhalten." Ihm entging, dass Anthony den Engel für einen Moment intensiv musterte. "Azira..." "Eh...entschuldigung, ich war gerade wohl ganz weit weg! Mir fällt gerade ein, dass ich noch etwas erledigen muss!" Erziraphael griff seine Sachen, packte sie zusammen und warf sich seinen Mantel über bevor Anthony ihn vorsichtig am Handgelenk griff. Als sich ihre Blicke trafen, erstarrte der Engel mit einer heißen Röte auf den Wangen. Die Augen des Rothaarigen musterten den Engel intensiv. "Warte! Wann darf ich Dich wiedersehen?" "Was?" "Ich möchte Dich gerne wiedersehen. Ich möchte, dass Du mich immer und immer wieder zeichnest." "Aber..." "Ich möchte es. Bitte." Der Engel verstand es nicht. An sich war dieser Anthony ihm ein vollkommen Fremder und trotzdem bot er sich dem Engel so an. Eigentlich sollte Erziraphael mehr als skeptisch sein aber...irgendetwas in ihm arbeitete dagegen. "Sehr...sehr gerne. Wenn Du möchtest...im Laufe der nächsten Tage." Darauf entlockte er dem Rothaarigen ein sanftes Lächeln und wieder spürte Erziraphael diesen Druck in seiner Brust. "Ich kann es kaum abwarten." Als sie beide den Buchladen verließen, blickte Anthony Erziraphael noch lange hinterher. "Ich...hatte so sehr gehofft, Dich wiederzusehen aber...entweder erinnerst Du Dich nicht an mich oder...Du verdrängst es. Erziraphael...du wundervoller Engel. Endlich habe ich die Möglichkeit Dir näher zu sein, als je zuvor. Hat der Himmel Dir so übel im Laufe der Jahre mitgespielt? Oh Engel...es tut mir so leid...dass ich nie für Dich da war...so wie Du es...für mich warst als wir uns an jenem Tag kennenlernten." Kapitel 5: ~Portrait~ --------------------- "Wie bitte, es wurde verkauft?" "Durchaus, Mr. Fell! Ein edler Käufer kam vorgestern kurz nachdem Sie die Galerie verlassen hatten hierher und wollte Ihr Werk unbedingt erstehen. Er hat eine beträchtliche Summe hinterlassen, von der wir Ihnen natürlich einen Teil zukommen lassen möchten." "Das Geld ist mir egal! Ich möchte wissen, wer dieser Käufer war. Dieses Gemälde war mehr wert als jedes Geld auf dieser Welt! Wer hat es gekauft?" "Nun, wenn Sie so darauf bestehen, der Käufer nannte mir leider keinen Namen, was mir durchaus merkwürdig erschien aber er hatte kurzes rotes Haar und trug eine dunkle Sonnenbrille. Er war durchaus adrett gekleidet, schien ein Mann von Welt zu sein. Geld hatte er durchaus. Ich sagte ihm zuerst, da ich wusste, wie wichtig Ihnen das Motiv war, dass er den Betrag für dafür überhaupt nicht aufbringen könne weil es bei einem Wert läge, dass sicher auch für ihn unbezahlbar wäre, doch er gab sogar mehr für dieses Kunstwerk aus als wie ich ihm nannte. Verzeihe Sie, ich konnte es ihm nicht abschlagen." Doch Erziraphael hörte schon gar nicht mehr zu. Er wusste durchaus, um wem es sich bei diesem geheimnisvollen und spendablen Käufer handelte und er würde ihn zur Rede stellen. "Vergessen Sie es und behalten Sie das Geld. Es kommt der National Gallery nur zu Gute. Ich vermute, ich weiß, um wen es sich bei Ihrem Käufer handelt. Auf Wiedersehen!" Damit ließ der Engel den Galeristen stehen und wandte sich ab. Auf dem Weg zurück zu seinem Bücherladen gingen ihm tausend Gedanken durch den Kopf und in seiner Brust drückte es. "Anthony...was hast Du Dir dabei gedacht? Wer bist Du?" Einige Tage vergingen bis der Engel den Rothaarigen wiedersah. Während er ein weiteres Portrait von ihm zeichnete vermied Erziraphael es zu sprechen, doch er spürte durchaus den intesiven Blick Anthony's auf sich ruhen und dem wiederrum entging nicht die angespannte Stimmung, die im Raum lag. "Azira, zeichne mich wie eine Deiner französischen Mädchen!" Auch wenn der Engel wusste, dass es sich um ein Zitat aus einem Film handelte spürte er in jenem Moment, wie ihm heiß im Gesicht wurde. Er rückte sich die Fliege zurecht, die er allerdings kurze Zeit später öffnete, da es ihm dann doch etwas zu heiß wurde und versuchte seine Coolness beizubehalten, nachdem er ebenfalls seine Brille erneut korrekt auf seine Nase schob. "Nun denn...zieh Dich aus!" "BITTE?" Mit der Reaktion hatte Anthony dann doch nicht gerechnet, doch er sah das Lächeln in Azira's Gesicht bevor dieser sich daran machte, den Rothaarigen weiter zu zeichnen. ~"Bist Du nicht einfach wunderschön, Engel?"~ "Du bist wunderschön, Anthony." Und dieser fühlte, wie er rot um die Nase wurde. ~"Hat er gerade das ausgesprochen, was ich über ihn gedacht habe?"~ ~"Warum zur Hölle habe ich das gerade gesagt?"~ Der Engel schwieg. Er wollte die angenehme Stimmung zwischen den beiden nicht zerstören, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass Anthony etwas verbarg. Er verkniff es sich den Rothaarigen auf das Gemälde aus der National Gallery anzusprechen. "Azira?" "Eh...ja?" "Zeichnest Du...auch Aktmodelle?" Die blauen Augen des Engels weiteten sich als er die Frage Anthony's vernahm und musste auf einmal hart schlucken. "Ich...ich habe es...noch nie versucht..." "Würdest Du...mich zeichnen wollen?" "Du meinst..." "Ja..." Einen Moment lang versagte Erziraphael's Stimme, da war etwas, was in jenem Moment gegen seinen Verstand arbeitete aber er konnte es nicht verhindern. "Nun gut. Ich...werde es tun. Wenn Du möchtest...kannst Du dich gerne schon vorbereiten. Ich...ich mache mir einen Kakao in der Zeit." Der Engel kehrte mit einem seiner Lieblingstasse gefüllt mit köstlichem Kakao zurück, als er Anthony allerdings nur noch mit einem Tuch um den Körper bekleidet vor sich stehen sah, war die Lust auf Kakao urplötzlich verflogen. Seine kurzen roten Haare leuchteten im Schein der Kerzen, die im Hinterzimmer standen und als Erziraphael wieder auf seinem Sessel Platz nahm, brauchte er einen Moment um die Situation, in der er sich eigentlich gerade befand zu analysieren. Anthony trat näher und lächelte. "Ich gehe davon aus, dass Du mein Wesen gut erfassen wirst, Azira." "Ich...ich tue mein Bestes." "Dem bin ich mir bewusst. Für mich ist es auch das erste Mal." Und dann ließ der Rothaarige ganz langsam das Tuch von seinem Körper rutschen und mit jeder Faser, die Der Engel zu sehen bekam verschlug es diesem immer mehr die Sprache und die Welt schien still zu stehen. Anthony war von Kopf bis Fuß wunderschön, als ob sein Körper alleine schon ein reines Kunstwerk war und ihm entging durchaus nicht, wie Erziraphael ihn anstarrte. "L-leg Dich da drüben...auf die Couch." Anthony's Blick blieb noch eine Weile auf dem Engel hängen bis er sich rumdrehte und langsam in Richtung Couch ging. Dabei schaute der Engel immer wieder auf den makellosen Rücken und Po des anderen bevor dieser sich auf der Couch lang machte und lassiv in Erziraphael's Richtung schaute. "Sag mir, wenn ich richtig liege." "Eine Sache fehlt noch..." Trotz der Hitze im Gesicht erhob sich Erziraphael und zog ein rotes Tuch langsam über die Intimzone des Rothaarigen. Er spürte, wie seine Hände für einen kurzen Moment zitterten, versuchte sich aber trotz des Blickes von Anthony, der auf ihm ruhte nicht aus der Fassung bringen und sich nichts anmerken zu lassen. "So ist es perfekt." "Ist das so?" "Ich bin der Meinung, dass wahre Erotik nicht daraus besteht, dass man alles explizit zu sehen bekommt. Wahre Erotik ist die Kunst, etwas Geheimnisvolles zu schaffen, etwas, was den Zuschauer neugierig macht. Allein der Gedanke, die Vorstellung, was verbirgt sich unter diesem roten Tuch...das ist es, was wahre Erotik ausmacht, oder nicht?" "Ja...vielleicht hast Du recht." "Sollen wir anfangen, Anthony?" "Sehr gerne. Ich bin bereit." Und während der Engel seinen Bleistift über das Papier zog, seine Augen immer wieder auf die des anderen trafen, ihre Blicke für Sekundenbruchteile aneinanderhafteten und sich wieder losrissen und er den Rothaarigen eingehend studierte, spürte der Engel ein bisher noch nie gekanntes Gefühl in seiner Brust. Etwas, und davon war er überzeugt bald nicht mehr vermag kontrollieren zu können. Der süße Geruch von Verlangen lag in der Luft und ein weiteres Mal musste sich Erziraphael wieder daran erinnern, dass er ein Engel war...und dass Sünde nicht ungestraft bleiben würde. Kapitel 6: ~Aquarelle~ ---------------------- Wochen vergingen, in denen sich Erziraphael nicht bei Anthony meldete. Wenn er ins Café ging, hoffte der Engel nicht von dem Rothaarigen dort angetroffen zu werden und wenn Faith neugierig anfing Fragen zu stellen, wich der Engel diesen gekonnt aus. Er ertrug es nicht, dieses neue bisher unbekannte Gefühl in der Brust. Er hätte diesen Mann niemals nackt zeichnen dürfen, denn seitdem gingen ihm Dinge durch den Kopf, die ein Engel niemals zu denken vermochte. Unzüchtige Gedanken und dann wiederrum das stetige Gefühl, diesen fremden Schönling, der ihm so doch so vertraut war zu kennen. Aber er konnte es nicht sein. Oder doch? Erziraphael war hin- und hergerissen und wusste nicht, wohin. Er zeichnete im Freien weiter Menschen, die ihn faszinierten, doch war es seit jeher nicht mehr dasselbe. Eines Abends, es waren indessen knapp drei Wochen seit der Aktzeichnung von Anthony vergangen, klopfte es unerwartet an Erziraphael's Türe im Buchladen. Er wollte sich gerade mit einer Tasse Kakao in sein Hinterzimmer zurückziehen, um dort ein gutes Buch zu verschlingen als ihn das plötzliche Klopfen aus den Gedanken riss. Verwirrt, wer wohl um noch zu dieser späten Stunde bei ihm anklopfte öffnete der Engel die Türe und starrte anschließend in das Gesicht Anthony's. "Hallo, Azira." "Anthony...was tust Du hier um diese Uhrzeit?" "Verzeih, ich wollte Dich unbedingt sehen. Du hast Dich...die letzten Wochen nicht mehr gemeldet, da habe ich mir Sorgen gemacht und...wollte nach dem Rechten sehen." Erziraphael spürte einen Hauch von Röte auf seiner Nase, die sich langsam auf seine Wangen legte. Er konnte den Mann in dieser Situation nicht einfach wegschicken. Nein, das würde er nicht tun. Stattdessen bat er ihn herein. "Bitte...komm herein." "Danke sehr!" "Möchtest Du etwas trinken, Anthony?" "Nein, danke. Ich...bin eigentlich nur wegen Dir hergekommen." Als sich die Blicke der beiden trafen, Anthony's Blick ernst, während der Engel eher verunsichert dreinschaute, begann Erziraphael sich nervös and den Fingern rumzuspielen. "Was...gibt es denn?" "Das fragst gerade Du, Azira? Seit Tagen habe ich nichts mehr von Dir gehört, auf Anrufe antwortest Du nicht und langsam fange ich mich an zu fragen, ob es an mir liegt. Bin ich zu weit gegangen als ich sagte, Du solltest mich nackt zeichnen?" Der Engel spürte, wie er vor Verlegenheit rot im Gesicht wurde. Er verstand diese aufkommenden Gefühle nicht und wusste, dass es falsch war aber es fiel ihm schwer diese zu leugnen. "Nein, ich...bitte, es ist nicht Deine Schuld, Anthony. Du kannst...nichts dafür." "Azira...ich weiß, wir kennen uns erst seit kurzer Zeit aber...ich möchte es nicht leugnen aber ich habe Dich sehr gerne." Erziraphael versuchte dem Blick des Rothaarigen auszuweichen und starrte in eine andere Richtung, er bemerkte erst zu spät, wie nahe ihm Anthony kam. "Azira...bitte sag es mir doch. Habe ich etwas falsch gemacht?" Doch er bekam keine Antwort. Nach einer Weile wandte sich der Rothaarige ab. "Nun gut, ich sollte gehen." Er erreichte gerade so die Türe als er einen Griff an seiner Schulter spürte und rumgewirbelt wurde. "Nein, geh nicht!" Und in jenem Moment spürte Anthony, wie sich etwas warmes, zartes auf seine Lippen legte und Druck auf diese ausübten. Er registrierte erst wenige Sekunden später den Kuss des Engels, der auf seinen Lippen brannte wie Feuer. Als Erziraphael bemerkte, was er gerade getan hatte, wich er erschrocken zurück. "Oh Gott...ich...es tut mir leid, ich...verzeih mir, das...wollte ich nicht!" Doch Anthony blickte den Blonden lassiv an. Er kam näher und legte sanft seine Arme um den Engel. "Azira..." "Bitte geh! Es tut mir leid!" "Entschuldige Dich nicht, Azira. Ist es das, was du fühlst?" Als sich ihre Blicke trafen, konnte Erziraphael es kaum noch leugnen. Die Röte schoss ihm ins Gesicht als der Rothaarige seine Brille abnahm und ihm verlockend in die blauen Augen schaute. ~"Ich kann nicht! Es ist falsch! Ich bin ein Engel! Ich darf...ich kann niemanden lieben! Ich darf...Dich nicht lieben! Aber...warum bist Du mir so vertraut? Warum kommt mir...Deine Stimme und Dein Geruch...so bekannt vor?"~ Doch so sehr sich der Engel aus zierte, als er dem Kuss des Rothaarigen auswich, spürte er, wie dieser sanft das Hemd Erziraphael's ein Stück an der Schulter herunterzog und als seine Lippen dort auf die weiße Haut trafen, seufzte der Engel vor Entzückung laut auf. Er wehrte sich nicht als er die warmen Lippen Anthony's dort fühlte, krallte sich sogar in dessen schwarzes Hemd feste. ~"Ah! Nein! Nicht! Ich...kann nicht! Ich...darf nicht! Bitte...stop! Wenn Du so weitermachst...wenn Du so weitermachst, werde ich...AAAHH!~ Und dann sah Anthony nur noch, wie sein Blick von zwei riesigen weißen Flügeln geblendet wurde und der Engel vor Wonne zusammenzuckte. Seine blauen Augen leuchteten als er diese wieder öffnete und seinen Gegenüber erregt ansah. "Azira...bist Du..." Doch Erziraphael bemerkte auch erst im Nachhinein, was er gerade getan hatte, doch nun wollte er es auch nicht mehr leugnen. "Ja, Anthony...ich bin...ein Engel." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)