TETSUO von Hera_Tenebrae89 (When one person changes everything) ================================================================================ Kapitel 7: Conflict ------------------- Nachdem die Nachricht über Mad Hatter ankam war die Party vorbei. Stille hatte sich vor dem Harukiyas ausgebreitet und die vier Jungs standen einfach nur da. Tetsuo war noch immer an das Bike von Kaneda gelehnt und wusste am wenigstens was los war. Er stand am Seitenrand und hörte nur zu, was er hasste. Yamagata war inzwischen auch dazu gekommen und stand mit Kai und Kaneda in einem Kreis für eine Besprechung. Es war noch immer dunkel draußen. Sehr spät und alles was die Gasse erhellte war eine flackernde Straßenlampe an dem Haus über ihnen und der Nachthimmel, der vom Licht der Stadt erhellt wurde. Sogar in bunten Farben schimmerte. Tetsuo sah rechts neben sich eine Ratte an der Hauswand langschleichen. Aus Langeweile schmiss er mit seinen Kräften eine leere Dose nach ihr und sie rannte panisch davon. Natürlich hatte er sie nicht getroffen, er hatte hinter sie gezielt gehabt. Danach sah er auf den Boden vor sich. Seit er in dieser Stadt war ist vieles passiert. Allein dadurch dass er mit Kaneda unterwegs war lernte er viel über sie. Besonders das die Politik korrupt und verdorben war, wenn schon Polizisten auf unschuldige Kinder zielten und das Volk sich als Sekte anfing zu erheben. Diese Stadt war krank…Und im Vergleich musste er an sein Zuhause denken. Er kam von weiter weg aus dem Süden. Hoch oben in einem Gebirge hatte sein Volk sich ein Zuhause erschaffen. Es war ein verlorenes Land. Zwischen Klippen und hinter dem kalten Schnee auf den Gletschern, lag ein Tal. Verborgen vor normalen Menschen und beschützt durch die Kräfte des Oberhaupts. Kein Mensch konnte diesen Ort finden ohne einen von seinem Volk. Schon fast wie ein mystisches Reich aus den Büchern von Kindern und Legenden. Und in diesem Tal, trotz der kalten Berge darum, war ein Dschungel und darin sein Zuhause. Er sah es genau vor sich. Die Zelte, die alten Ruinengebäude und Tempel. Orte an denen sie lebten. Es war ein friedlicher Ort. Aber dennoch war Tetsuo von dort weggegangen. Raus in die Kälte und in das Chaos der alten Zivilisation. Warum hatte er das getan? Wenn es da doch so schön war? Vieles war daran schuld. Unstimmigkeiten, Rituale und Regeln und…Angst. Der hauptsächliche Grund für sein Gehen war ein junger Mann gewesen. Einer von seinem Volk der mächtiger war als alle anderen. Keiner wusste was an ihm anders war, aber er wurde immer mächtiger mit jedem Jahr das verging. Er war ein gewöhnlicher Bewohner in ihrem Volk. Er könnte locker die Hohepriesterin und das Oberhaupt zerreißen, aber tat es zum Glück nicht. Warum auch immer. Aber in seiner Nähe bekam Tetsuo Angst. Er konnte nicht genau fassen warum, aber es war so. Und als dieser Mann dann anfing Gefallen an ihm zu finden…ihn für sich haben und sich mit ihm sogar paaren wollte, einen Bund für das Leben eingehend…da musste er weg. Er konnte nicht bleiben und ließ alles zurück. Alles was er liebte. Er musste weg…weg von diesem Mann…Er jagte ihm einen Schauer über den Rücken…Er liebte ihn nicht und wollte sich nicht Ketten anlegen lassen. Sein Blick fuhr zu Kaneda…Er gab ihm so viel und brachte ihm vieles über sein Zuhause bei, dass Tetsuo dies gerne erwidern würde. Aber er konnte nicht. Kaneda lebte immerhin an diesem Ort. In Neo Tokyo. Wenn der Kleine ihm von seinem Zuhause erzählt, wo es sich befindet, dass war zu riskant. Ihm könnte was rausrutschen und somit Tetsuos Heimat bedrohen. Aber er wollte es ihm so gerne zeigen. Wollte ihm zeigen von wo ER kommt. Nur die frische der Berge…oder die Wärme des Dschungels…Aber in seiner Heimat durfte kein normaler Mensch leben. Nicht mal eindringen. Dann wäre es genau andersrum: Dann würde jagt auf Kaneda gemacht werden unter seiner Rasse. Und das würde Tetsuo nicht zulassen… Nach dem Kuss wurde ihm klar das er Kaneda noch mehr mochte als vorher. Es war keine Liebe, aber es war Interesse da. Gefühle waren da…Vielleicht…sogar ein leichtes Interesse sich zu paaren? Er schüttelte den Kopf. Wo kam das denn wieder her?! Er sah zu Kaneda…Was sollte er nur tun? Wie konnte dieser Blödmann es schaffen…Tetsuo so nahe zu kommen und Gefühle hervorzurufen? Was war das an ihm nur…? Das so anders war… „Und du bist dir sicher Kai?“ Der Jüngste sah entschlossen zu seinem Boss auf und dann wieder auf das Walkie in seinen Händen, drehte noch etwas daran rum. Er versuchte die Frequenz zu finden. Die wo sie mitbekommen hatten was Mad so trieb. Es war nur per Zufall passiert. Kai hatte nach dem Abflug von Kaneda und Tetsuo nach draußen, noch etwas am Walkie gespielt. Auch weil er sich von dem Kuss mit Yamagata ablenken musste. Der steckte ihm noch immer in den Knochen. Aber nicht negativ… „Ja zu hundert Prozent! Ich muss nur die blöde Frequenz wieder finden…“ Yamagata sah zu Kaneda. Er traurig zu ihm und sprach dann leise: „Hey Kaneda ich…Ich wollte mich für den Mist entschuldigen den ich da unten verzapft habe. Das war scheiße von mir Boss.“ Kaneda sah ihn erstaunt an. „Wow. Ich bin erstaunt dass du dich so schnell entschuldigst. Normalerweise brauchst du doch immer ne Nacht Alter.“ Er grinste ihn dann etwas frech an und sein Großer machte das auch. Er war froh dass Kaneda ihm anscheinend nicht mehr böse war. Sie waren eben alle die besten Freunde. Kaneda winkte ihn auch locker ab und sprach dann: „Wird schon wieder. Tetsuo ist noch immer hier, also war es auch nicht ganz so tragisch. Aber hör einfach auf ihn ins Boxhorn jagen zu wollen.“ Etwas schwer nickte der Große darauf. „Ich mache mir…Ach das klingt jetzt voll schwul! Ich mache mir einfach Sorgen um dich Kaneda. Was wenn er in Wirklichkeit böse ist? Wenn er uns nur ausnutzt? Machst du dir keine Sorgen darüber?“ Kaneda sah ihn freundlich an. „Er ist genau wie wir. Er hat auch Kein Zuhause und eine Familie. Und ich…ich vertraue ihm. Gib ihm einfach eine Chance Yama. Darum bitte ich dich.“ Der Große sah an seinem Boss vorbei und zu dem Freak hinter, der noch immer an der Karre seines Bosses gelehnt war und Löcher in den Boden starrte. Ihm fiel es echt schwer zuzusagen…aber er machte es. Er nickte erneut zu seinem Anführer. „Ich versuche es Boss. Du vertraust ihm, dann geb ich ihm eine Chance.“ Eigentlich war Yama auch nicht so ein mieses Arschloch. Er war aufbrausend, laut und impulsiv, aber er war ein guter Mensch. Vielleicht etwas verkorkst, aber wer war das nicht in Neo Tokyo? Und obwohl Kai noch immer drehte und nach der Frequenz suchte, hatte er mit zugehört. Er musste dabei leicht lächeln. Yamagata war einfach ein guter Kerl. Deswegen hatte er auch Gefühle für ihn…Dann sprach er frech zu Kaneda: „Den Kuss war aber nicht übel. Alle Achtung Kaneda.“ Der sah zu dem Jüngsten und lief etwas beschämt rot an, kratzte sich verlegen und grinsend am Hinterkopf und sprach: „Naja wer kann der kann!“ Er sah zu Yamagata. „12 von 10 Punkten oder was meinst du Yamagata?“ Der sah seinen Boss nur an und lachte kurz auf. So laut dass Tetsuo sogar verwirrt nach vorne zu ihnen sah. Dann sprach er aber wieder leiser: „Das war sogar ne 15 von 10 glaub mir. Du bist abgegangen als hättest du seit Monaten keinen Sex mehr gehabt du Lüstling!“ Kanedas Mine verzog sich etwas schief. Naja…weil es ja auch so war. Er hörte Schritte hinter sich und sah deswegen auch über seine Schulter nach hinten. Tetsuo näherte sich vorsichtig und stellte sich direkt zwischen ihn und Kai. Fragte dann unsicher: „Und? Gibt es einen Plan?“ Kaneda lächelte ihn an. Schön das er sich wieder eingekriegt hatte und sie sich wieder etwas nähern konnten. Ging erstaunlich schnell. Ein Zischen drang aus dem Walkie in Kai seinen Händen und er zuckte auf, schrie: „Ich hab sie!“ Und dann lauschten alle. Erst war kurzes statisches Rauschen zu hören, aber dann erkannte man deutlich eine Stimme. Männlich und sie sprach: „Verstanden. Sag Mad das Joker fast fertig ist. Treffen uns dann an der verlassenen Baustelle in Serkei. Out.“ Dieser Mistkerl! Kaneda überkam plötzlich eine Wut. Er hatte Mad vertraut und nun hatte der sich mit Joker zusammen getan und wer weis was die ausheckten! Er will Joker aus der Stadt haben…was eine scheiß Lüge! Mad hatte nur gelogen um an Joker ranzukommen! Aber warum? Hatte es etwas mit dem PsyKI zu tun? Dem bei Joker im Hauptquartier? Das war die einzige logische Erklärung. Tetsuo sah zu Kaneda. Er kannte diesen Mad nicht richtig, nur vom sehen, aber er musste fragen: „Kaneda…wie schätzt du diesen Mad ein?“ Der Ältere sah verwirrt zu ihm. „Hm? Wie meinst du das?“ „So wie ich es sage! Ich hab auch Ohren und so einiges mitbekommen bei euch. So wie es aussieht hat er sich mit einem eurer Feinde zusammengetan. Dabei wart ihr anscheinend befreundet. Du kennst ihn also. Du musst doch einschätzen können wie hoch das Risiko ist, dass er krumme Dinger versucht!“ Das war ein guter Punkt. Kai stimmte dem auch mit einem Nicken zu. Er selbst und Yama hatten nie viel mit Mad am Hut, dass machte hauptsächlich Kaneda. Er war wirklich der Einzige der einen Plan haben könnte. Und Kaneda legte die eine Hand ans Kinn und überlegte… „Ich kenne ihn nicht SO gut. Ich hab ihn öfter mal auf den Straßen getroffen, oder Deals mit ihm gehabt ect. Das er jetzt mit Joker gemeinsame Sache macht trifft auch mich wie ein Hammerschlag.“ Tetsuo sah ihn einfach nur an… „…Ist er gefährlich?“ Fragte er dann verdammt ernst und Kaneda sah zu ihm. Machte sich…Tetsuo Sorgen? Ob er gefährlich war? Nun so gesehen war jede Biker Gang in Neo Tokyo gefährlich. Definiere: „Gefährlich“. Tetsuo schien die Unsicherheit wahrzunehmen und sprach weiter: „Würdest du ihm zutrauen…das Selbe zu tun wie dieser Joker? Ich war dabei Kaneda! Dieser andere meines Volkes war nicht mehr normal! Ich weis nicht was dieser Joker mit ihm gemacht hat, aber er hat ihn in ein Monster verwandelt! Sowas wie DAS habe ich noch nie gesehen!“ Es stimmte. Das Ding aus seiner Kindheit war etwas komplett anderes gewesen…Kai schaltete sich ein: „Wirklich?! Ich dachte das wäre normal und DU bist die Ausnahme!“ Verwirrt sah ihn Tetsuo an. „Bitte was?! Wie kommt ihr denn auf diesen Quatsch! Wir sind ganz normale Menschen!...Okay bis auf unsere Kräfte…Aber trotzdem! Das Monster hatte nichts mit uns zu tun!“ Kai sah sich erschrocken in der Runde um. Auch Yamagata schien sichtlich erstaunt und verwirrt deswegen, nur Kaneda nicht. Tetsuo hatte schon durchsickern lassen, dass er in seinem Zuhause von „normalen“ PsyKI umgeben war und nicht von Fleischmassen die alles fressen. Kai hatte ja schon mal die Vermutung angestellt dass Tetsuo der „normale“ Zustand ist und dass das Andere unnormal war. Aber dennoch…es war nur ne Theorie. Das bestätigt zu hören war beunruhigend. Vor allem im Bezug auf Mad und Joker. Und endlich sagte auch mal der Größte was dazu: „Sekunde Mal! Wollt ihr mir nicht mal erzählen WAS genau damals bei Joker passiert ist?!“ Kai sah zu ihm. Stimmt. Er hatte ja keine Ahnung. „Joker hat irgendwelche Versuche an einem PsyKI durchgeführt. Der war wie der den wir damals gejagt hatten, weist du noch? Tetsuo hat uns dabei geholfen ihn zu besiegen, ansonsten wären wir wahrscheinlich nicht hier. Joker erwähnte mir gegenüber etwas von: Potenzial und Macht, oder so. Er schien diesen PsyKI in ein Monster verwandelt zu haben und wollte ihn wie einen Bluthund halten!“ Tetsuo sah ihn erschrocken an, als er das hörte. Yamagata sagte nur laut darauf: „Bitte was?! Und ihr hattet es nicht mal nötig mich davon in Kenntnis zu setzten?! Was wenn der auf die Idee kommt noch mehr PsyKI in willenlose Bluthunde zu verwandeln!? Vielleicht sogar auf die Stadt loszulassen!!“ Tetsuo wand sich an Kai. Noch immer erschrocken und verstört deswegen. „W-warte mal…Ihr habt schon mal so einen wie bei Joker gesehen?“ Kai sah zu ihm und nickte. Keine schönen Erinnerungen die er da hochholen musste, aber er tat es: „Bevor wir dich trafen hatten wir schon mal einen PsyKI gejagt. Wir bekamen den Auftrag ebenso wie deinen: Es war ein Flyer vom Militär. Und da wir Geld brauchten haben wir das natürlich ausgenutzt…Der PsyKI war schlimmer noch entstellt als der bei Joker. Er hatte nicht mal mehr Beine, sie bestanden nur aus adrigen Tentakeln die aus seinem Torso raus gewachsen waren. Seine eine Gesichtshälfte war ebenfalls entstellt und verzerrt und der Arm auf dieser Seite war nur fleischige Masse mit Metallstücken darin. Wir konnten ihn bezwingen aber…“ Yamagata wurde bei den Erinnerungen wütend und fauchte dann zu Tetsuo: „Aber nicht bevor das Monster noch einige unserer Leute umbrachte! Und als wir es endlich in die Ecke gedrängt und töten wollten, hat es auch noch Kai erwischt! Mit einer dieser verfluchten Metallstücke in seinem Arm hat er ihm den Rücken aufgeschlitzt! Die verdammte Narbe hat er heute noch auf dem Rücken! Und ich dachte damals ich hätte einen meiner besten Freunde verloren!!“ Tetsuo sah zu ihm. Er war nicht sauer auf den PsyKI…sondern auf das Monster von damals, auch wenn er Tetsuo gerade anbrüllte. Kai war auch erstaunt über diese Wut und ehrlich gesagt…auch glücklich darüber. So sehr dass er sanft schnaubte. Etwas was Kaneda nicht entging…Wütend machte Yama seine rechte Hand zu einer Faust. „Wäre ich…wäre ich nicht sofort losgefahren…dann wäre Kai in meinen Armen verblutet! Es passte mir nicht Kaneda allein zu lassen, mit dem Rest der Jungs gegen dieses Monster, aber ich musste es tun!! Und das nur weil einer DEINER Art bei uns randalierte!!“ Und da schaltete sich Kaneda wie auf Kommando ein und sprach laut: „Hey! Tetsuo hat damit nichts zu tun! Und das weist du auch Alter! Lass also deine Wut nicht an ihm aus!“ „Ist schon okay Kaneda.“ Erstaunt sahen sie zu Tetsuo, der sehr ruhig und gefasst blieb. Er hatte sogar eine Hand ans Kinn gelegt und schien zu überlegen. Das Yama ihn so anschrie machte ihm nichts aus. Aber was Kai da erzählt hatte…machte ihm nur noch mehr Sorgen. Konnte es wirklich sein dass normale Menschen einen Weg gefunden hatten seine Art…zu verändern? Zu Waffen zu machen? Das war ein sehr beunruhigender Gedanke. Keiner seiner Art würde Menschen angreifen. Nicht einfach so und auch nicht in so grausiger Art und Weise. Er hatte schon mal darüber nachgedacht: Noch nie hatte er sowas bei sich gesehen. Bei seinem Volk. Nicht mal davon gehört. Ob es im Zusammenhang mit dem Ding aus seiner Kindheit stand? Diese Masse die ihn nicht gefressen hatte, warum auch immer? Wenn das sich wirklich alles bestätigen würde…dann waren alle seiner Art in Gefahr. Nein…auch sein Zuhause. Kaneda fasste ihm sanft auf die rechte Schulter, so dass der Kleine zu ihm sah. „Was ist Tetsuo?“ Tetsuo war sich sicher: „Wir müssen das aufhalten! Ich weis dass ihr Bewohner der Stadt uns für Monster haltet, weil ihr selber nicht solche Kräfte habt! Das verstehe ich! Aber wenn dem hier nicht Einhalt geboten wird, dann könnte das nicht nur für euch sondern auch für UNS schreckliche Folgen haben!! Wir müssen diese Kerle aus dem Verkehr ziehen! Bevor sie noch mehr Schaden anrichten!!“ Kaneda war erstaunt. Tetsuo war mutig und gutherzig zugleich. Er dachte nicht nur an sich und seine Art sondern auch an Menschen. Und der Ältere konnte ihm nicht noch mehr zustimmen. Er lächelte ihn sanft an und nickte. „Du hast absolut recht.“ Und plötzlich sprach Yamagata wieder etwas laut: „Ich muss dem Freak da leider auch zustimmen…Machen wir die Scheißkerle kalt! Putzen wir sie vom Tablett!!“ Darauf lächelte ihn Kai an und nickte dann in die Runde. „Ich bin dabei. Was machen wir also Kaneda?“ Er sah seine Jungs abwechselnd an. Sie würden mit ihm durch die Hölle gehen. Aber dennoch machte er sich Sorgen. Was wenn wieder etwas passieren könnte? Sein Blick ruhte kurz auf Kai. Er war damals schrecklich verletzt worden. Sein ganzer Rücken war aufgeschlitzt gewesen. Die Haut hing ihm runter wie bei einem zerlegten Fisch und die Wunde war verdammt tief. In der Hektik dachte er damals sogar Knochen gesehen zu haben, die durch das rote, blutige Fleisch schimmerten. Es war schrecklich. Er blutete stark. Kaneda befahl Yama sofort mit ihm ins Krankenhaus zu fahren. Auch so hätte das der Große gemacht, aber wenn Kaneda nicht gebrüllt hätte wäre er nie aus seiner Schockstarre erwacht. Er erinnerte sich noch genau daran wie er ins Krankenhaus rein gebrettert kam. Kai war stundenlang im OP gewesen. Yamagata hatte den Ärzten erzählt er hätte sich mit seiner Karre hingelegt und wäre in einem Stück Metall gelandet. Es waren schreckliche Stunden gewesen, in denen sie im Flur saßen und beteten dass der Kleine nicht starb und durchkam. Kaneda hasste sich selber dass er den Auftrag angenommen hatte. Aber am schlimmsten Vorwürfe machte sich Yamagata. Noch nie zuvor hatte er den Großen weinen gesehen…an dem Abend schon. Er machte sich Vorwürfe dass er nicht für ihn da war. Das er ihn nicht beschützen konnte. Den Schlag kommen sah, oder abfing. Solche Sachen halt. Kaneda brauchte lange um ihm klar zu machen dass es nicht seine Schuld war. Sagte ihm: Wenn er sauer war, dann auf das Ding das ihm das angetan hatte. Und genau das tat er auch. Vielleicht war deswegen der Hass auf Tetsuo da. Vielleicht hatte er Angst wieder einen seiner Brüder fast verlieren zu können. Als er dann die OP überstanden hatte lag er noch lange im Krankenhaus. Aber er machte keinem Vorwürfe wegen seiner Verletzung. Seine Gutherzigkeit und Treue kannte keine Grenzen. Jeder hätte versucht die Schuld bei jemand anderen zu suchen. Aber nicht Kai. Er war was Besonderes. Auch Kaneda hatte geweint als es ihm wieder besser ging und er ihn lächelnd aber schwach auf dem Krankenbett in dem Zimmer sah. Er kam ihn jeden Tag besuchen. Und jeden zweiten Tag hatte Kai frische Blumen an seinem Bett stehen. Kaneda fragte sich heute noch wer ihm die immer gebracht hatte…Er riss sich aus der Vergangenheit und schüttelte leicht den Kopf. Kai lächelte und sprach sanft zu ihm: „Ich weis was in deiner Birne gerade rumgeistert.“ Überrascht sah ihn sein Boss an, so wie auch die anderen in der Runde. „Du hast Angst dass mir noch mal sowas passieren könnte wie damals. Nicht wahr?“ Was sollte er da noch drauf antworten? Er nickte. „War es so offensichtlich?“ „So ziemlich.“ Kam es lieb von dem Jüngsten. Kaneda lächelte sanft. Seine Jungs… „Kai…du und Tetsuo ihr bleibt hier. Yama und ich wir regeln das alleine.“ Sofort sah ihn auch Tetsuo erschrocken an. Sie sollten hier bleiben?! Also sich nicht einmischen?! Der junge PsyKI wand sich sofort protestierend an ihn: „Was?! Wir sollen uns da raushalten?! Das kannst du komplett vergessen! ICH werde mitgehen! Wenn die wieder einen von meiner Sorte bei sich haben, habt ihr alleine keine Chance! Du brauchst mich Kaneda!“ „Und ich bleibe auch nicht hier! Wir sind ein Team Kaneda! Mir wird schon nichts passieren!“ Das konnte was werden und zuerst wand sich Kaneda an Kai: „Ich weis das! Und ich vertraue dir auch Bruder! Aber ich möchte es nicht erneut riskieren dass dir etwas passiert! Bei der Jagd nach Tetsuo hatte ich damals auch Angst gehabt! Wäre er aggressiver gewesen, hätte ich dir zu liebe die ganze Aktion sofort abgeblasen! Das mit Mad ist anders! Es ist zu gefährlich!“ Dann sah er zu Tetsuo und machte weiter: „Und DU hast wegen mir auch genug gelitten! Ich lasse nicht zu dass du erneut so verletzt wirst Tetsuo!“ „Das ist doch kompletter Schwachsinn! Wir haben bessere Chancen wenn wir uns gegenseitig den Rücken decken! Und meine Wunden heilen schneller als eure!“ „Du bist kein lebender Schild Tetsuo! Mal abgesehen von den anderen Risiken die noch auftauchen könnten! Nein! Ich lasse dich nicht mit!“ Kaneda hatte nämlich Angst dass Mad mit Tetsuo rechnen könnte. Joker hatte den jungen PsyKI gesehen. Er hatte damals gedacht er würde zu Kaneda gehören. Vielleicht war das zu riskant ihn mitzunehmen. Wenn sie PsyKI brauchten für ihren Plan…dann musste Tetsuo aus der Sache raus bleiben. Sie wussten noch immer nicht WIE Joker es eigentlich geschafft hatte einen PsyKI so zu unterdrücken. Wo er doch viel stärker war. Es musste einen miesen Trick geben. Und Kaneda wollte das nicht riskieren. Er wollte Tetsuo nicht verlieren. Allein der Gedanke was sie mit ihm anstellen könnten…ließ ihn innerlich sterben. Für ihn stand es fest: Tetsuo blieb so weit weg wie möglich! Dem Kleinen gefiel das nicht und er verschränkte die Arme vor seiner Brust muffig. Motzte: „Du kannst mich nicht dazu zwingen Kaneda!“ „Sei nur einmal kein Dickkopf Tetsuo! Wir wissen nicht wie Joker deinen Artgenossen überhaupt unterdrücken konnte! Was wenn er eine Geheimwaffe oder so dafür hat?! Ich gehe nicht das Risiko ein, dass er dich manipulieren und mir wegnehmen kann! Niemals!!“ Tetsuo sah ihn bei dieser Aussage überrascht an…IHM wegnehmen…? Eine sehr interessante Wortwahl. Sehr persönlich…Yamagata machte einen Schritt vor und fauchte derweil zu Kai: „Der Boss hat recht! Du bleibst hier Kai!“ „Yamagata!“ Wand sich der Jüngste sauer an ihn. „Ich werde dich nicht wieder in ein Krankenhaus fahren! Das…das ertrage ich nicht, okay?! Ich will nicht wieder fahren, als wäre der Teufel hinter mir her! Als wäre ich schuld an deinem Tod wenn ich nicht schnell genug bin! Ich will nie wieder dein Leben in meinen Händen haben!!“ Sie sahen sich darauf nur an. Still. Kommunikation die nur sie verstanden. Und Yama sagte dann noch ungewöhnlich sanft für ihn: „Bitte zwing mich nicht dazu…“ Es klang traurig und ehrlich. Kai wusste nicht mal dass er sich damals so schreckliche Vorwürfe gemacht hatte. Aber nach dem was er gerade mitbekommen hatte, war das so gewesen. Das machte ihn…Er schnaufte aus und steckte die Hände in seine Hosentaschen. Sah muffig auf den Boden und antwortete: „…Verdammt. Na gut.“ Aber einer in der Runde gab nicht so schnell auf. Tetsuo sprach wieder lauter und noch immer entschlossen: „Nein! Ich lasse…ich lasse dich nicht allein fahren! Es betrifft nicht nur euch normale Menschen! Es betrifft auch mich Kaneda! Ich muss wissen was da passiert und warum! Vielleicht gibt es Dinge die wir selber über unsere Kräfte nicht wissen! Vielleicht ist das was dem Anderen passiert ist, etwas was auch andere oder MIR passieren kann! Passieren kann wenn ich nicht weis WIE es entsteht! Ich muss mitkommen Kaneda! Ich…!“ „Und ich sagte: NEIN!“ Er brüllte das nun schon und leicht zuckte Tetsuo dabei zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet. Normalerweise ist Kaneda auch nicht so laut. Er sah eisern und entschlossen zu dem PsyKI. Und der Kleine wusste…er würde ihn nicht umstimmen können. Dieser entschlossene Blick war nicht zu brechen. Und es schmeichelte Tetsuo irgendwo dass Kaneda für ihn so wild entschlossen war. Das zeugte von Besorgnis und…Gefühlen? Also doch… Sofort drehte sich der Anführer um und lief entschlossen zu seiner Karre. Er setzte sich drauf und schmiss sie an. Yamagata folgte ihm und setzte sich ebenfalls auf seine Maschine. Beide zogen ihre Fahrerbrillen auf und dann fuhr Kaneda los. Blieb aber noch mal bei den zwei Zurückbleibern stehen und sah sie an. Blieb dann mit seinem Blick auf Tetsuo und sagte: „Du kannst mir dann nachher noch eine schellen, wenn ich wieder da bin. Das wäre dann somit die Dritte von dir die ich verdient habe….Und die hast du frei.“ Er lächelte sanft und fuhr dann los. Yamagata folgte ihm und sie rasten aus der Gasse raus in die Nacht. Tetsuo sah ihm noch unsicher und besorgt nach. Es fühlte sich nicht richtig an. Er sollte…bei ihm sein. Und plötzlich…hatte er schreckliche Angst um Kaneda. Eine die sein Herz umschloss und innerlich erdrückte. Tetsuo saß mit Kaori auf dem Kürbisfeld und versuchte seinen Blumenkranz zu flechten. Er genoss die Zeit mit seiner einzigen Freundin im Dorf. Und da der Unterricht an dem Tag ausfiel konnten Kinder das tun was sie am liebsten taten…nämlich was sie wollten. Kaori hatte ihm versprochen beizubringen wie man einen Kranz, für das Haupt, aus Blumen machte. Sie kannte sich super mit Blumen und Kräutern aus, obwohl sie genauso alt war wie er. Aber es war auch etwas was sie begeisterte und gerne machte. Er allerdings stellte sich total ungeschickt dabei an und verlor auch langsam die Geduld. Ihr Kranz aus bunten Blumen wurde immer schöner und seiner…ging ja bald als Versuch durch. Er legte ihn schnaufend in seinen Schoß und sprach zu ihr, in seiner kindlichen, jungen Stimme: „Das ist doch doof. Meiner wird nie so schön werden wie deiner Kaori.“ Sie sah von ihrem Kranz hoch und zu ihm. Sie war keine wirkliche Schönheit. Ein hässliches Entlein eher. Struppiges und krausiges braunes Haar bis an die Wangen und Pausbäckchen. Aber sie trug kein weißes Gewand. Nur eine graue, kurze Hose und ein ebenso graues Hemd. Sie lächelte und sagte dann: „Es muss auch nicht schön sein Tetsuo.“ Daraufhin sah er sie verwirrt an. „Hä? Aber warum mache ich mir dann die Mühe? Wenn es doch eh egal ist wie er aussieht.“ Aber die Frage bekam er nicht von ihr beantwortet. Sondern von der Person die hinter ihnen langsam das Kürbisfeld hoch kam: „Weil es genau auf die Mühe ankommt.“ Erschrocken sah er hinter sich. Dort kam die Hohepriesterin an gehinkt mit ihrem Stock. Direkt neben ihr war Kei. Sie war etwas älter als Tetsuo und Kaori und wie gesagt eine zukünftige Priesterin in Ausbildung. Sie war größer als die Zwei und schlank, hatte braunes Haar bis ans Kinn. Natürlich sah sie wieder etwas ernst drein. Dann nahm sie die Priesterin vorsichtig am rechten Arm und half ihr einige Schritte. Miyako war zwar blind, aber konnte sich doch sehr gut alleine im Dorf bewegen. Wie machte sie das nur? Sie kam neben die zwei Kinder und sprach zu Tetsuo dann runter: „Dieser Kranz muss nicht perfekt sein. Es ist die Mühe die du reinsteckst die zählt. Denn dieser Kranz ist für die Person mit der man zusammen sein will.“ Der Kleine lief etwas beschämt rot an. Für die Person mit der man zusammen sein will…Also mit der man sich paaren und Kinder haben möchte. Er wusste nicht mal ob es jemanden gab für ihn. Er war auch noch sehr jung, aber dennoch mussten die Kinder das schon lernen. Es war Tradition. So wie das Flechten von Körben und so. Die alte Frau setzte sich neben ihn und schnaufte dabei etwas angestrengt. Kei blieb stehen. Und dann musste Tetsuo sie einfach fragen: „Sag mal Mutter Miyako…was ist Liebe? Ist sie wirklich ewig?“ Die alte Frau sah zu ihm und lächelte. „Liebe ist etwas ganz besonderes. Nur weil man Kinder miteinander hat, oder sich verpaart ist das noch lange keine Liebe Tetsuo. Die Liebe ist eine Kraft die sich nicht wirklich erklären lässt. Es ist etwas beinahe magisches. Ein Geschenk wenn man sie erleben darf. Und sie kommt in verschiedenen Formen. Als junge Frau…oder junger Mann.“ Tetsuo verzog den Mund etwas. „Ich bin ein Junge. Ich verliebe mich nicht in einen anderen Jungen.“ „Wenn deine Liebe aber in dieser Gestalt auftaucht, dann ist das möglich.“ Er fand das dennoch eklig. „Wie erkenne ich denn was Liebe ist?“ Sie lächelte ihn an. „Das weist du in dem Moment wo du ihr begegnest. Einige beschreiben es als Kribbeln im Bauch. Andere haben einen schnellen Herzschlag und wieder andere…fühlen eine Verbindung. Man sagt dass sich sogar Seelen verbinden können…Aber das ist sehr selten.“ „Eine Verbindung?“ Wenn sich zwei Seelen verbinden…war das dann ewig? Er wusste es nicht. Aber es war ja auch sehr selten, also nicht zu beachten…Die Hohepriesterin nickte ihm zu. „Du wirst es spüren Tetsuo. Wenn die Zeit reif ist wirst du es spüren.“ Er sah wieder auf seinen Kranz herab. Er war sich da nicht so sicher. Keiner im Dorf mochte ihn. Wie sollte er also eine Partnerin finden? Kaori war schon mal aus dem Rennen wegen…Er machte weiter und gab sich weiterhin Mühe. Wenn er wirklich mal seiner Liebe begegnen würde…dann musste er das für sie auch tun. Als er fertig war sah er nicht besonders aus. Aber er hatte sich alle Mühe gegeben die er besaß. Und das machte ihn froh. Es wurde düster und die Sonne fing an in einem grellen Orange unterzugehen. Schlich sich über die Hügel des Feldes. Miyako und Kei waren schon lange weg und auch Kaori war nicht mehr da. Er wollte auch gehen, als ein kühler Wind ihn erschauern ließ. Er stand langsam auf und sah hinter sich. An einen Baum angelehnt stand ein junger Mann aus seinem Dorf. Er stand ziemlich selbstsicher da und beobachtete mit verschränkten Armen Tetsuo. Er kannte diesen jungen Mann…Er war ihm nicht geheuer. Er trug wie Tetsuo ein langes rotes Cape. Der Kleine sah ihn eine Weile an…Dann aber wand er sich schnell ab und rannte mit dem Kranz in den Armen nachhause. Je weiter er von ihm weg kam, umso besser fühlte er sich. Ein schreckliches Gefühl ging von ihm aus. Es jagte Tetsuo Angst ein. Wieder am Rande vom Dorf lief er etwas langsamer und atmete erst mal schnell. Er sah bereits die Lichter der Lagerfeuer und fühlte sich sicherer. Und dann erspähte er rechts von sich ein junges Pärchen. Sie hatten ihn noch nicht gesehen und standen auch etwas im Schatten. Schnell versteckte er sich hinter einem Baum und sah zu ihnen. Sie küssten sich und fassten sich an. Tetsuo sah das genau. Sicher wollten sie sich paaren. Er sollte nicht daneben stehen und zuschauen. Aber als das Licht der untergehenden Sonne die Schatten der Bäume etwas brach, sah er auch schon mehr als er wollte. Er sah dass es sich um zwei Jungs handelte. Ihm wurde sofort unwohl dabei und er lief rot an. Er sollte gehen aber…aber er konnte nicht wegsehen. Er war zu neugierig. Er hatte noch nie zwei Jungs bei sowas gesehen. Und wenn er sah wie sie sich so innig und sanft küssten…da wurde ihm komisch. Es fühlte sich plötzlich nicht mehr falsch an. Es sah sehr sanft und…verliebt aus. Nie hätte er gedacht dass sowas möglich war, vor allem zwischen dem gleichem Geschlecht. Er riss sich dann doch los und schlich sich zurück in das Dorf. Ob er…auch mal sowas fühlen durfte? Wenn er alt genug war? Es sah für die Beiden sehr angenehm und sanft aus. Dabei sah er auf den Kranz in seinen Händen…Wenn er seine Liebe finden würde…dann würde er sie niemals gehen lassen. Kaneda hatte sich mit Yamagata zu dem seiner Bude begeben. Nach dem Vorfall in Joker seinem Lager hatten sie nur noch zwei Knarren übrig. Kaneda hatte vorlauter Schusseligkeit seine Laserknarre im Lager der Clowns liegen lassen. Ein schwerer Fehler wenn man bedachte was sie für einen Schaden anrichten kann. Aber es gab etwas Gutes an der Sache. Das Teil war eh kaputt gewesen. Allein die Tatsache das sie so lange zum Laden brauchte im Kampf, war ein Anzeichen dafür gewesen. Bevor Tetsuo aufgewacht war, hatte der Ältere die Waffe noch mal überprüft. Sie war defekt gewesen und fuhr nach dem letzten Schuss nicht mal mehr richtig hoch. Sie war komplett im Eimer. Also bestand auch kein Grund zur Sorge. Selbst wenn sie wollten konnten die Clowns sie nicht mal reparieren. Die Technik in den Teilen war hoch entwickelt und teuer. Auch waren sie eher zum wegwerfen gebaut worden. Man stellte bevorzugt eine Neue her, bevor man eine defekte reparierte die dann wieder schnell kaputt ging. Deswegen fuhren sie zu Yama. Der hatte seine eine Waffe nämlich bei sich Zuhause gebunkert. Die Zweite hatte Kai. Aber da der aus dem Rennen war mussten sie sich mit einer begnügen. Kaneda fand schon eine andere Knarre mit der er sich wehren konnte. Die Laserwaffe war nur für den Fall, dass wieder ein PsyKI Vorort sein könnte. Es gab in Yamagata seiner Bude nicht viel zu sehen. Sie war wie Kaneda seine Bude unordentlich und nicht besonders. Sie gingen nur schnell rein und holten die Knarre. Kaneda stand im Wohnzimmer und wartete darauf dass der Große das Teil aus dem Schrank holte. Erbrauchte eh noch einen Plan und hatte die Amre vor sich verschränkt. Dachte nach. So gesehen war von der Platte putzen nicht drin. Zu zweit war das unmöglich, bedachte man das Mad seine Bande hinter sich hatte. Kaneda könnte auch seine ganzen Leute zusammentrommeln, aber dann wären sie immer noch nicht genug, weil Mad nun auch Joker und seine Bande hatte. Gegen die Clowns und die Hatters allein war das Selbstmord. Auch mit Tetsuo wäre das zu gefährlich gewesen. Und er wollte ihn ja aus dem Krieg zwischen den Banden raushalten. Er wollte keine Verluste mehr. Und Tetsuo sollte erst recht nichts passieren. Er würde also mit Yamagata nur hinfahren und sie ausspionieren. Er musste die Situation fassen können und wissen womit er es zu tun hatte. Dann konnten sie sich genau was überlegen. Es sollte nichts über das Knie gebrochen werden. Das war einfach zu riskant. Yama wühlte weiter in seinem Schrank herum, so das Kaneda ihn leicht genervt fragte: „Du hast die Waffe erst vor kurzem benutzt! Wie kann sie so tief in einem Schrank verschwinden!?“ Ein Besen kippte im Schrank um und knallte auf Yamagatas Kopf. Er schob ihn dann sauer zur Seite, rieb sich über die geprellte Stelle und sprach dann leicht muffig: „Hast du es eilig Kaneda? Oder warum druckst du so rum?“ Er zog aus dem Schrank seinen .357 Magnum, Colt-Python-Revolver heraus, legte ihn rechts neben sich auf den Boden und zerrte dann an der Laserwaffe. Sie hatte sich doch etwas tief im Schrank verkeilt. Aber immerhin hatte sein Boss nun eine Waffe. Ein weiteres Problem an den Laserwaffen war: das sie personalisiert waren. Nur die Person auf dessen Fingerabdruck sie registriert war konnte sie benutzten. Sicher um Missbrauch zu verhindern bei sowas gefährlichen. Ursprünglich waren sie ja auch Militärwaffen gewesen. Dieses benutzte sie auch noch selber. Sicher gab es Waffenwäscher die sowas entsichern konnten, aber die warn auch nicht gerade um jede Ecke in Neo Tokyo. Mehr im Untergrund und machten das auch nur für private Kunden. Also Bekannte und Freunde. So kamen sie an ihre Knarren. Kaneda musste also den Revolver nehmen. Der sah auch derweil Yama in den Rücken und antwortete: „Zufälliger Weise ja! Ich mache mir Sorgen dass Tetsuo noch auf die beschissene Idee kommt uns zu folgen!“ Er kannte ihn nach einigen Tagen gut genug um sowas nicht ausschließen zu können. Der Große zog die Waffe aus dem Schrank. Er betrachtete sie und warf sie kurz an. Elektrisch zischend zurrte sie auf. Sie war aktiviert und er überprüfte den Akku. War noch okay. Dann deaktivierte er sie auch wieder und sah noch immer muffig zu seinem Boss. „Bleib mal locker. Der kleine Arsch wird schon noch da sein, wenn wir zurückkommen. Du hast ja eh nur eine Beobachtungsaktion vor. Was ich schade finde, aber sogar verstehe. Alles andere wäre Selbstmord.“ „Hör auf so über Tetsuo zu reden!“ Yama kam hoch, warf sich locker die große Knarre über die rechte Schulter und bückte sich dann aber auch schnell wieder. Er nahm den Revolver, kam erneut hoch und warf ihn lässig seinem Boss zu. Der fing ihn auch gleich und überprüfte die Munition. Volles Magazin konnte man sagen. Er steckte sie in seine Hosentasche und sprach noch mal: „Lass ihn einfach in Ruhe okay?“ „Oh ich vergaß: Du magst den kleinen Spinner ja.“ Dann lief er an Kaneda vorbei und sie verließen die Wohnung. Als sie runter liefen zu ihren Motorrädern, sprach der Große der sich noch immer nicht damit abgefunden hatte: „Was findest du nur an ihm? Er ist ein PsyKI, er ist schmächtig, er ist nervig und er hat ne verdammt aggressive große Klappe! Er hat noch nicht mal ne Fotze zum vögeln! Wenn das bei ihm der Fall wäre dann könnte ich das ja noch bei dir verstehen! Stehst du neuerdings auf kleine Knackärsche?!“ Er schmiss die Waffe auf seinen Rücksitz und machte sie dort fest. Kaneda schwang sich auf seine Rote und schmiss sie derweil an. Er konnte mit ihm nicht offen darüber reden. Er war sein Bruder, aber er war auch etwas uneinsichtig in solchen Situationen. Er würde es nicht verstehen wenn Kaneda ihm sagen würde, dass er Tetsuo liebt. Er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten. Er schmunzelte aber etwas bei Anschmeißen der Karre. Aber anscheinend war ihm auch aufgefallen dass Tetsuo einen heißen Arsch hatte. Kaneda stand sehr auf Kurven und verdammt der junge PsyKI hatte die auch! Er wünschte sich so sehr mal Tetsuo seinen Körper ganz natürlich zu sehen. Also im Klartext: Nackt. Was würde er an dem Kleinen rumfummeln wenn er nur die Möglichkeit dazu bekäme… Er wüsste genau wie er mit ihm anfangen wollte Sex zu haben: Er würde ihn küssen, so wie vorhin. Dann würde er ihn beim Küssen hochheben und ihn an seinem Arsch festhalten. Danach fest die Oberschenkel packen und um seine Hüften legen, damit Tetsuo sich damit dort festhalten konnte. Würde mit ihm so zu der Couch laufen und nicht eine Sekunde den wilden Zungenkuss unterbrechen. Dann setzt er sich auf die Couch, den Süßen nun auf sich kniend. Den lästigen Hoodie des Kleinen dann über den Kopf entfernen, so dass er nur noch das weiße und etwas schlaffe, ärmellose Hemd trug. Weg mit dem Stoff der nicht gebraucht war. Eine Hand würde sich einen Weg unter das Hemd bahnen und zart anfangen eine Brustwarze zu massieren. Tetsuo damit richtig wild machen. Die Andere dann das Hemd hochschieben und ihn danach fest an der Hüfte packen. Alles während dem Küssen. Und wenn er ihn so richtig in Fahrt hatte, würde er ihn auf die Couch legen, ihn weiter sanft an der Brust befummeln, bis Tetsuo ihn verlegen und errötet ansah. Ihn förmlich nach Sex anflehte. Küsse würden ihren Weg die sanfte Haut von der Brust zum Bauch des PsyKI herunter finden und bis zum Bauchnabel. Dort etwas spielen und dann wird die Hüfte fest gepackt. Diese zarte und geile Hüfte. Die Hose müsste dann noch sehr langsam weg und dann würde er… Anscheinend sah man ihm an, dass er in erotischen Gedanken verloren war, denn Yama fragte ihn lauter: „Hey! Komm wieder von dem Trip runter, wo auch immer du bist! So gut kann es nicht sein!“ Kaneda sah ihn an und grinste frech. „Ooohhhh du willst nicht wissen wo ich gerade war.“ Der große spuckte neben seine Karre und sprach: „Du bist echt widerlich mann. Bist du schon so verzweifelt dass du anfängst schwul zu werden?! Und dann auch noch mit diesem Rotzgör Tetsuo!?“ Kaneda kam mit seiner Karre schnell neben ihn gefahren und grinste nur weiter. „Ich hab mal gehört das Anal ziemlich geil sein soll.“ Er zwinkerte ihm frech zu und streckte dabei die Zunge raus. Dann gab er Gas und zischte ab. Yamagata schüttelte nur den Kopf und zog sich seine Brille auf. Er konnte das nicht verstehen. Mann…wie ein läufiger Köter der sich unbedingt paaren wollte. Tetsuo saß mit Kai im Harukiyas an der Bar und starrte Löcher in sein Glas. Er war sich noch immer nicht sicher was er tun sollte. Als Kaneda um die Ecke fuhr, wollte er nach ihm schreien. Wollte schreien: Er soll nicht gehen. Oder: Es wäre zu gefährlich. Aber er tat es nicht. Nichts entwich seiner Kehle. Er sah ihm nur gebannt nach und innerlich…machte sich Sorge breit die schon an Angst reichte. Er kannte diesen Trottel erst seit einigen Tagen…und dennoch sorgte er sich um ihn als würde er ihn seit seiner Kindheit kennen. Es war komisch, anders konnte man es nicht beschreiben. Kai saß direkt rechts von ihm und starrte auf das ausgeschaltete Walkie Talkie. Ihm ging es auch nicht besser. Er akzeptierte Yamagatas und Kanedas Entschluss. Aber dennoch wollte er den Jungs nach. Und auch die Worte des Großen liefen wie eine kaputte Tonspur immer wieder in seinem Schädel ab. „Bitte zwing mich nicht dazu…“ Immer und immer wieder. Sollte er sich Hoffnung machen? Er seufzte sehr laut, so das sein Nachbar das mitbekam und ihn interessiert ansah. Wow, der war echt tief aus der Seele gewesen, so empfand das Tetsuo. Kai war allerdings in der Vergangenheit. Er erinnerte sich an die Tage im Krankenhaus. Das Geld was sie für den PsyKI bekommen hatten ging fast komplett für den Aufenthalt und die OP von Kai drauf. Und er saß so lange immer allein in diesem Zimmer und gefesselt an das Bett. Die Wunde brannte schrecklich. Jede kleinste Bewegung schmerzte. Und er dachte seine Knochen würden sich bei jeder Bewegung noch dazu leicht verziehen. Selbst die Verbände, die gewechselt wurden, waren meist mit Blut verschmiert. Fieber gesellte sich die ersten Tage noch dazu und er war platt gewesen. Hatte meist nur geschlafen. Es war schrecklich. Und die Langeweile schien ihn zusätzlich zu töten. Nicht mal in der Glotze wollte er was sehen, da lief eh nichts Gutes drin. Also starrte er meist rechts aus dem Fenster und in den Himmel, den er zwischen den Hochhäusern sehen konnte. Was aber interessant war…jeden zweiten Tag, immer um dieselbe Uhrzeit, bekam er von der Krankenschwester Blumen gebracht. Er hatte verwirrt gefragt von wem die waren, da keine Karte und nichts dran hing. Und als Antwort bekam er dann: Von einem Großen Mann mit grimmigen Gesicht. Er hatte seinen Namen nicht erwähnt. Aber mehr brauchte es auch nicht. Kai wusste wer gemeint war. Kaneda kam jeden Tag vorbei und sah nach ihm. Yamagata nicht, was Kai sehr traurig machte. Aber als er die Blumen sah…das musste er immer lächeln. Yama kam nicht…aber seine Blumen schon. Und das war der Moment wo er sich verliebt hatte. Nur Yamagata kannte Kai seine Lieblingsblumen. Sie zu bekommen war das Schönste. „Wow der war verdammt tief.“ Kai riss es aus seiner Vergangenheit und er sah zu Tetsuo, der ihn aufmerksam beobachtete und das gesagt hatte. Er kam sich plötzlich ziemlich erwischt vor und lief etwas rot an. Trank schnell einen Schluck und sah wieder auf das Walkie, sprach ablenkend: „Ich mache mir eben auch Sorgen. Ich hasse es untätig rumzusitzen, während andere ihr Leben riskieren. Ich kann nicht einfach sitzen und warten…ob einer zurückkommt.“ Da musste ihm der PsyKI zustimmen. Auch wenn das sicher nicht der Grund für den Seufzer gewesen war. Das spürte Tetsuo einfach. Dazu musste er kein Hellseher sein, oder ihn berühren. Er sorgte sich um diesen Trottel Yamagata. Und Tetsuo…um Kaneda. „…Du magst diesen großen und lauten Trottel oder?“ Tetsuo hatte ihn das so direkt gefragt dass Kai ihn nicht mal ansehen konnte vor Charme. „Wir…kennen uns auch schon ziemlich lange. Er hat mir mehr das Leben gerettet, als ich zählen kann.“ Kaneda hatte Tetsuo auch beschützt. Und das Wichtigste war…verschont. Er musste plötzlich an den Moment zurückdenken. Dieser Moment wo sie sich einfach nur ansahen. In diesen zerstörten Gebäude, nur das Mondlicht dass alles erhellte und ihre Blicke die sich trafen. Es war magisch und unerklärlich gewesen was damals passiert war. Kaneda wollte ihn töten, nur für Geld. Und Tetsuo hätte ihn auch ohne zu zögern getötet um sich zu schützen. Nur deswegen waren sie sich an diesem Ort begegnet. Deswegen kam es soweit wie es kommen musste. Und komischer Weise war genau DAS nicht passiert. Stattdessen fühlten sie sich beide zueinander hingezogen. Etwas was noch nie zuvor passiert war…Was nicht mal für möglich gehalten wurde, war passiert. Mensch und PsyKI verschonten sich und erschufen eine Bindung zueinander. Jetzt musste Tetsuo nur noch erfahren warum. Warum war es passiert? War es Zufall gewesen? Vielleicht etwas genetisches? Oder Schicksal? An das Letzte glaubte er persönlich aber nicht. Er hoffte die Antwort in der Zukunft finden zu können. Und das konnte er nur mit Kaneda zusammen… Er stand plötzlich ruckartig von dem Hocker an der Theke auf. Verwirrt sah Kai deswegen zu ihm. Tetsuo sein Blick war entschlossen. Er wusste dass es riskant war, aber er hatte sich ebenfalls entschieden. Er würde nicht daneben stehen und zusehen wie Kaneda ins Messer rennt. Er würde ihn beschützen! Und mit der Einstellung drehte er sich um und rannte zu der Eingangstür der Bar. Kai sah ihm erschrocken nach. Er konnte sich vorstellen was er vor hatte. Er schrie: „Tetsuo! Warte!“ Aber die Tür flog schon zu. Der junge PsyKI hechtete die Treppen rauf und sah sich schnell um. Keine Menschenseele zu sehen. Also fackelte er nicht lange und erhob sich in die Lüfte. Er zischte nach oben und weit hoch in den Himmel. Als er hoch genug war, dass ihn niemand erspähen konnte schloss er konzentriert die Augen. Er war sich ziemlich sicher, dass er Kaneda fühlen würde. Sie waren seit Tagen unzertrennlich zusammen gewesen und der Ältere hätte somit quasi Spuren an ihm hinterlassen. Wie eine Duftnote der er folgen konnte. Und somit würde er auch seinen Standort rauskriegen. Alles wurde still um ihn. Er konzentrierte sich. Und nach wenigen Sekunden fühlte er die Wärme des Älteren. Er öffnete die Augen und sah nach Norden, nickte. Daraufhin zischte er los und flog so schnell er konnte. Er würde Kaneda nicht im Stich lassen. Und auch wenn er ihm befohlen hatte zu bleiben…Befehle kamen bei Tetsuo nicht gut an… Während des Fluges gingen ihm verschiedene Gedankendurch den Kopf. Der Wind war sehr kalt, aber durch den Hoodie fühlte er ihn weniger intensiv. Der Wind war so völlig anders als Zuhause. Er war genauso kalt, aber scharfer. Zuhause war er sanft und umgab einen wie eine Aura. Die kalten Gebirge brachten den frischen Wind, aber nie den Winter. Bei ihnen existierten kein Winter und kein Herbst. Es war in der Regel immer Sommer von den Temperaturen. Was wohl am Dschungel lag. Und der Frühling zeigte sich anders. Er zeigte sich unter dem Volk, wenn Gefühle anfingen zu sprießen. Seine Art und damit auch sein Volk hatten eine innerliche Uhr konnte man sagen. Und diese bestimmte wann der Körper bereit war sich zu paaren und Kinder zu zeugen. Aber nur zu bestimmten Zeitpunkten. Es war eine Art Paarungszeit. In diesem Zeitraum wurde das Bedürfnis sich zu paaren intensiver und fast alle liefen angespannt umher. Alle die im paarungsfähigen Alter waren natürlich. Tetsuo hatte aber persönlich seinen ersten Frühling noch nicht erlebt. Er stand nur am Seitenrand und sah wie alle hormonell durchdrehten und Sex links und rechts wollten. Er war auch im fruchtbaren Alter. Aber seine innere Uhr hatte noch nicht geklingelt. Dennoch fiel es ihm nicht leicht. Er konnte nicht ertragen wie alle paarungsbereit waren, verliebt und heiß. Und er nicht. Er verstand das nie. Warum war er ausgeschlossen? Warum war er immer so verdammt anders? Dabei wollte er auch gerne wissen wie es war. Wie sich Sex anfühlte. Er stellte es sich schön vor. Die Nähe zu einem Anderen. Warme Körper aneinander gepresst und sich einfach nur den Trieben hingeben. Etwas wild und dann wieder zart und verliebt. Aber es blieb ihm einfach verwehrt. Vielleicht stimmte der Mist und er wartete wirklich auf die richtige Person mit der er sich paaren wollte. Vielleicht war es…Kaneda? Er schüttelte den Kopf und riss sich aus den Gedanken. Nicht mit dem Blödmann! Sicher hatte er mal das Bedürfnis gehabt ihn küssen zu wollen. Aber das war nur aus Neugier gewesen! Nicht mehr! Er würde sich nicht gleich mit ihm paaren wollen!...Nicht gleich? Er haute sich leicht an die Stirn. „Konzentrier dich mann! Wie kommst du jetzt auf diesen Blödsinn!“ Aber dennoch war die Neugier da…Und er driftete wieder in das Thema ab. Mal ganz hypothetisch gesprochen: Wenn er sich mit Kaneda paaren würde…wie würde das ablaufen? So wie er ihn einschätzte würde das chaotisch und wild ablaufen. Kaneda schien mehr der Typ zu sein der dominieren wollte. Was bedeutet Tetsuo wäre, von den Beiden, in der Position des Weibchens. Also von hinten genommen zu…Er verzog das Gesicht etwas schmerzhaft. Denn bei Männern ging Paarung nur durch…Nicht weiter denken! Ihr Kuss vorhin…hatte ihm die Dominanz auch bestätigt. Kaneda war einfach dominant. Und er…war nicht schlecht darin. Tetsuo hatte sich so in diesem Kuss verloren und Kaneda hätte theoretisch alles mit ihm tun können. Er hatte plötzlich nicht mehr die Kraft zu wiederstehen. Er war ein verdammt guter Küsser. Der Kuss war einfach unglaublich. Okay Tetsuo hatte keine Ahnung vom Küssen, da dies sein Erster gewesen war. Aber dennoch war er…wunderschön gewesen. Das musste er sich eingestehen. Der Kuss war bestimmend und wild. Kaneda wusste also war er wollte und was sein Ziel war. Und dennoch sanft und liebevoll zugleich. Er war wie…wie Feuer. Sogar wenn er an ihn zurück dachte…wurde ihm warm. Erregte ihn der Gedanke? Und dennoch hatte er Kaneda eine gepfeffert. Tetsuo war überfordert gewesen mit so vielen und schlagartigen Gefühlen die durch seinen Körper schossen. Die Schelle war das Ergebnis davon. Und es tat ihm auch nur teilweise leid. Kaneda hätte ihn nicht so überfallen dürfen! Klare Sache! Er war selber schuld! Aber er wollte ihn nicht schlagen…das tat ihm leid. Zurück zu seiner Hypothese gedacht: Kaneda war nicht nur dominant sondern auch noch wild. Irgendwie konnte er das fühlen. In dem Innern des Älteren schien eine wilde Seite zu schlummern. Schon animalisch in dem Sinne. Der Kuss war wild gewesen. Es war denkbar dass er bei der Paarung auch wild sein würde. Und…irgendwie erregte der Gedanke Tetsuo etwas…Und inzwischen fühlte er dass er Kaneda ganz nahe war. Sein Blick fuhr nach unten. Er sah nur schwach in der Dunkelheit eine alte Baustelle. Sie war auch genauso mit schwachen Lampen beleuchtet. Dass musste dieser Ort sein an dem sich der Feind treffen wollte. Noch dazu lag er etwas außerhalb und nicht direkt in der Stadt, was bedeutet er konnte ohne große Bedenken runterfliegen. Der perfekte Ort für krumme Dinger. Das Gefühl kam auch von da. Er flog nach unten. Kaneda war einfach dort. Seit einer guten halben Stunde lagen Kaneda und Yamagata nun schon auf der Lauer. Sie hatten sich auf einem unfertigen Gebäude breit gemacht und konnten von dort aus den ganzen restlichen Teil der Baustelle überblicken. Es war die ideale Position für Scharfschützen, so gesehen. Kaneda behielt alles im scharf im Auge und saß hinter einer kleinen Wand in Deckung. Die Aufgabe an sich war nicht einfach, denn es war sehr dunkel und die Baustelle schwach beleuchtet. Das überhaupt noch Licht an dem Ort existierte war interessant. Immerhin war die Baustelle unfertig und würde es auch nicht mehr werden. Sie war aufgegeben worden. Vielleicht bis jemand anderes das Land haben wollte. Yamagata saß links von ihm zwei Meter weiter auch hinter einer größeren Außenwand des Gebäudes und rauchte eine. Er steckte sich die Kippe wieder in den Mund und sah zu seinem Boss rüber. Fragte locker: „Und? Schon was passiert?“ Kaneda schüttelte nur den Kopf. Etwas was Yama nicht passte und er grimmig das Gesicht verzog. Er klopfte sauer hinter sich an die Wand und motzte: „Scheiße! Jetzt warten wir schon seit einer halben Stunde darauf dass auch nur einer dieser Hurensöhne uns mal seine verdammte Nasenspitze zeigt!“ Und es musste noch etwas passieren. Das Problem war nur: Wann. Das kam in der Nachricht auf Kai seinem Walkie nicht durch. Warten war also eigentlich unausweichlich gewesen. Kaneda zog den Revolver aus seiner Hosentasche, der halb rausschaute, und sah ihn an. Dabei sprach er: „Der ist wirklich ein Schmuckstück. Wo hast du den her? Ich meine der ist ja förmlich antik.“ Yamagata sah zu ihm und nahm die Kippe lässig aus dem Mundwinkel. „Der gehörte mal dem alten Kumo, erinnerst du dich?" Klar erinnerte er sich. Kumo war damals ihr Waffendealer und Wäscher. Er war aber mehr als das gewesen. Nämlich auch ein Waffennarr. Er wär schon ziemlich alt und hatte in der Unterwelt ein Geschäft eröffnet wo man, wie gesagt, Waffen vom Militär waschen konnte. Waschen bedeutete: Man konnte ihnen eine neue ID verpassen und dann selber benutzen. Früher war er mal beim Militär gewesen. Aber sie haben nie erfahren warum er dieses verlassen hatte. Er zählen konnte er es auch nicht mehr, denn er war bereits tot. Bei einer Razzia vor einem Jahr war er ums Leben gekommen. Die Polizei hatte von ihm und dem Getto in der Unterwelt Wind bekommen und waren sofort da eingefallen wie die Heuschrecken über ein Feld. Kaneda und seine Jungs waren auch da gewesen. Kamen aber noch mal davon. Sie wurden zwar auch geschnappt und zu den Bullen gebracht, aber bekamen zum Glück nur Sozialstunden aufgedonnert. Sie hatten ja auch nichts gekauft an dem Tag. Zum Glück! Sozialstunden an der Schule waren aber auch eine Art von Folter gewesen. Besonders der Toilettendienst. Kumo wurde von der Polizei erschossen. Angeblich wegen Wiederstand. Aber das glaubte Kaneda nicht. Kumo war zwar ein Waffendealer und Wäscher, aber keiner der rebellieren würde. Sicher hatten sie ihn aus Prinzip über den Haufen geschossen. Vielleicht auch weil er mal beim Militär gearbeitet hatte und eventuell zu viel wissen könnte…Also eine Gefahr war. „Klar erinnere ich mich an den alten Sack. Guter Kerl…Warum hat der sie dir gegeben?“ Er warf sie Yama zu. Natürlich ungeladen, damit sich kein Schuss löste. Der fing sie und hielt sie vor sich. Man sah ihm sofort an dass er in Gedanken war. Er war in der Vergangenheit. „Der alte Lustmolch hat sie mir damals, einen Tag vor der Razzia, in die Hände gedrückt…Ich war ihn besuchen und wollte eigentlich mich nur mal schlau machen was so ne Reinigung eines Revolvers kosten würde. Du kennst ihn ja, er hat viel geredet und gebabbelt und mir keine wirkliche Antwort gegeben.“ Kaneda lächelte sanft. „…Und dann zeigte er mir dieses Teil. Meinte die wäre noch von seinem Großvater. Lange Zeit vorher bevor alle Waffen des Militärs von ID`s gesichert wurden. Er meinte diese Waffe hatte bereits viele Leute beschützt die er liebte. Und dann drückte er mir das Teil in die Hand. Er sagte mir: Ich solle damit beschützen was mir wichtig wäre. Und das eine Waffe kein Werkzeug ist um Kriege anzufangen. Sondern um sich und andere zu schützen. Und das man sich sicher sein soll…dass wenn man eine Waffe auf jemanden richtet…man über Leben und Tod entscheidet. Und das wäre die größte Bürde von allen…Er war schon ein komischer alter Kauz, oder Kaneda? Er verkaufte Waffen und so, aber verhielt sich als wollte er das nicht…Warum meinst du hat er es dennoch getan?“ Er sah bei der Frage zu ihm. Kaneda zuckte mit den Schultern. „Das können wir nur vermuten…Vielleicht wusste er das etwas in Neo Tokyo schief lief. Und vielleicht wollte er damit etwas ändern. Wer weis das schon…“ Yama akzeptierte die Antwort und sah lächelnd auf die Waffe in seinen Händen. „…Ich vermisse den alten Kauz irgendwie.“ Und dann warf er die Waffe wieder zu seinem Boss rüber. Steckte sich Kippe wieder in den Mund und atmete den Rauch lässig aus, der sich im kalten Nachtwind verlor. Es war nicht leicht die Stadt zu ändern. Vielleicht sogar unmöglich. Neo Tokyo war krank und verkrebst. Und in der Regel kann man bestimmte Krebsarten nicht aufhalten. Diese wuchsen…bis es vorbei war. Plötzlich und ohne Vorwarnung flog Kaneda ein Stein an den Hinterkopf. Sofort schreckte er auf und kam auf die Beine. Blitzartig hatte er sich umgedreht und zeigte mit dem Revolver ins Dunkel. Auch Yama hatte sich erhoben und griff nach seiner Laserwaffe neben sich. Schritte kamen aus dem Dunkel immer näher und nach wenigen Minuten trat die Person ins schwache Licht der Nacht. Es war Tetsuo der locker die Hände vor sich hoch hielt und sprach: „Was ist? Versuch dein Glück und drück ab.“ Kaneda sah ihn erschrocken an und ließ die Waffe sinken. Er konnte nicht glauben was er da sah! Tetsuo nahm auch wieder die Hände runter und lächelte böse. Mal abgesehen davon: Kaneda hätte nicht schießen können. War ja nicht mal mehr geladen gewesen das Teil. Yamagata schnaufte sauer aus und senkte auch wieder seinen Ballerman, fauchte dann, während er auf Tetsuo zeigte, zu Kaneda: „Woher verfickt noch mal wusstest du das Kaneda?!“ Er meinte weil er vor einiger Zeit noch vorhergesagt hatte, wie besorgt er war, dass ihnen der PsyKI folgen könnte. Blöde Frage, weil er den kleinen Dickschädel etwas besser kannte. Sofort steckte Kaneda sauer die Waffe weg und schritt vor den Kleinen. Fauchte ihn leise an: „Was zum Teufel machst du hier?! Ich hatte es verboten! Wie hast du uns überhaupt gefunden?!“ Er fauchte das leise, weil sie ja nicht ertappt werden wollten, falls gerade zufällig der Feind auch in der Nähe war. Tetsuo lächelte noch immer böse zu ihm auf und sprach frech: „Wie gesagt...du hinterlässt einfach eine echt dicke Schleimspur Kaneda…“ Dann sah er an dem Älteren vorbei und motzte zu Yamagata: „Und DU zeig nie wieder mit dem Teil auf mich.“ Yamagata setzte sich wieder hin und lehnte sich an die Wand an. Er zeigte dem PsyKI den Mittelfinger an seiner rechten Hand und motzte zurück: „Fick dich Tetsuo.“ Dann rauchte er einfach weiter. Etwas lässiger Umgang, das gefiel Kaneda und er lächelte sanft zu dem Großen hinter. Derweil lief Tetsuo an ihm vorbei und setzte sich an die Stelle, an der eben Kaneda noch gesessen hatte. Er lehnte sich auch locker an die Wand und streckte sich, fragte dann zu ihm hoch: „Und? Wie geht die Aktion voran? Nicht sehr gut wie ich sehe.“ Er sagte das sehr spitz, das Yama wieder etwas aufgebracht im Hintergrund fauchte: „Fick dich Tetsuo!!“ Kaneda kam neben den Kleinen und setzte sich dazu. Sie saßen sogar etwas dicht nebeneinander und er sah links zu ihm. Bekam Aufmerksamkeit zurück von seinem Nachbarn. „Bisher ist noch nichts passiert…Aber das ist jetzt auch nicht der Punkt! Ich habe dir gesagt du sollst wegbleiben! Warum kannst du nicht hören?!“ Locker lehnte sich der Kleine neben ihm wieder an die Wand und schloss die Augen. Sah weg von Kaneda und sprach: „Ich lasse mir von dir nichts befehlen. Ich bin nicht in deiner Bande und ich bin auch nicht ein Hund den du trainieren kannst! Ich bin dein Freund. Und ich entscheide ob ich dir helfen will, oder nicht!“ Kaneda sah ihn einfach nur an…Wow. Ihn machte das zwar etwas unwohl dass der Kleine da war, aber gleichzeitig war er auch sehr erfreut sowas aus seinem Mund zu hören. Er sah ihn als Freund an. Ganz von sich aus. Dann konnte ja bald mehr daraus werden…Er grinste plötzlich frech und als hätte Tetsuo das gespürt sah er zu ihm. Unsicher über dieses breite Grinsen fragte er: „W-was grinst du so?“ „Ach nur so…“ Er kam plötzlich etwas näher mit seinem Körper. So nahe dass er dem Kleinen locker etwas ganz sanft ins Ohr flüstern konnte: „Würdest du etwas für mich tun, wenn du dafür später auch ein Leckerli bekommst?“ Sofort lief Tetsuo schlagartig rot an und zog instinktiv den Kopf weg. Sah dann auch schnell weg von Kaneda und fauchte scheu und leise: „D-du bist so ein Arsch Kaneda!“ Warum genau lief er rot an? Eigentlich konnte man alles darunter verstehen. Dennoch schien es bei ihm auf der erotischen Schiene anzukommen. Sofort schaltete der Ältere aber auch wieder einen Gang zurück und lächelte nur. Er stichelte, also stichelte Kaneda zurück. Dann sah er wieder hinter sich über die Mauer und beobachtete seine Umgebung. Nebenbei fing er auch an den Revolver zu laden. Tetsuo war noch immer rot und sah vor sich auf den Boden. Warum rieb er ihn immer so auf? Als würde es Kaneda Spaß machen…Und warum wollte er nur…das er mal weiter machen würde, als immer gleich aufzuhören…Er war sich so uneinig! Er wollte es, dann wieder nicht, dann mal wieder, es war nervig! Was zum Teufel war nur los mit ihm?! Warum stand er irgendwie auf dieses Flirten? Sein Herz schlug wieder etwas schneller. Er musste sich entspannen. Und atmete aus. „Tetsuo du riskierst aber bitte nichts.“ Verwirrt sah der Kleine zu ihm rüber. Kaneda hatte fertig nachgeladen und sein Blick war aufmerksam und ernst auf den Platz der Baustelle vor ihnen gerichtet. „Wir beobachten nur. Keiner von uns greift an.“ Klare Sache, dass wusste auch Tetsuo. Er würde garantiert nicht losschießen und anfangen einen Kampf zu starten. Da machte er sich eher sorgen wegen dem Großmaul auf der anderen Seite. Eine ganze Weile verging wieder erneut und es war noch immer nichts passiert. Yamagata hatte für Kaneda übernommen und behielt die Baustelle im Auge. Sein Boss saß derweil weiter neben Tetsuo und sah zu Himmel. Dadurch dass Neo Tokyo so viel Licht erzeugte konnte man den Sternenhimmel nicht sehen. Dazu kam noch die Luftverschmutzung und Abgase von Fabriken, die sich als Wolken ebenso über die Stadt legten. Er sah zu seinem Nachbarn. Tetsuo ließ aus Langeweile einen Stein vor sich hin und her fliegen. Schon beinahe Runden drehen wie beim Autorennen. Als er diese Fähigkeit beobachte musste er etwas lächeln. Wie ein kleines Kind das in allem was zum spielen fand. Aber dann fiel ihm etwas ein. Und da sie eh die Zeit totschlagen mussten, fragte er ihn auch einfach mal: „Sag mal Tetsuo, wie ist es eigentlich fliegen zu können?“ Der Kleine ließ seine Konzentration fallen und somit auch den Stein. Etwas verblüfft sah er zu Kaneda hoch und sprach: „Wo kommt das denn her?“ Kaneda zuckte mit den Schultern. „Naja es fiel mir gerade so ein, als ich deine Kräfte sah und den Himmel über uns beobachtete. Bei unserer ersten Begegnung bist du wie ein Superheld durch die Gegend geflogen. Ich dachte ich werd nicht mehr. Ich hätte es nie für möglich gehalten dass es sowas geben könnte.“ Und darauf zuckte Tetsuo mit den Schultern. „Ist nichts besonderes, ehrlich. Bei mir zuhause kann das jeder. Aber in der Regel benutzen wir das kaum, weil wir keine großen Strecken zurücklegen…Superheld…Sowas gibt es nicht.“ Er sah dabei weg. Er machte das ganz schön nieder. Dabei war es etwas Besonderes in den Augen von Menschen. Ein normaler Mensch konnte sowas nicht und es war schon immer der Wunsch des Menschen gewesen fliegen zu können. Warum auch immer. Die Faszination dahinter vielleicht. Er stellte sich mehr in den Schatten als er sollte. Tetsuo war in Kanedas Augen einzigartig. Egal ob es mehr von seiner Sorte gab. Er sah wieder zum Himmel hoch und seufzte. „Ich würde gerne fliegen können. Das musst doch cool sein.“ Tetsuo sah wieder zu ihm. Warum? Warum wollte er das? Aber als Kaneda den Blick auf sich spürte sah er zu dem PsyKI runter und grinste plötzlich verdammt breit. Oh nein… „Wenn ich das könnte, dann könnte ich dir überall hin folgen! Und du könntest mich nicht so leicht abhängen! Hehe!“ Tetsuo seine Mine verzog sich zu einem muffigen Knurren und er sah schnell wieder weg. Antwortete motzig: „Dann sollte ich meine Chance vielleicht nutzten!“ „Hast du aber nicht.“ Er sah wieder verwirrt zu dem Älteren, der das sehr sanft und ernst gesagt hatte. Genauso sah er ihn auch an…sanft. „Du hättest vorhin einfach verschwinden können…wegen dem Kuss. Aber du hast es nicht getan. Du bist geblieben und hast mich nicht verlassen.“ Ihn…verlassen? Sicher hätte er einfach die Kurve kratzen können und für immer aus dem Leben von Kaneda verschwinden. Jeder Zeit könnte er wieder zu seinem Volk zurück, auch wenn er es nicht wollte. Für sich hatte er kein Zuhause mehr…warum sollte er also einen Ort verlassen, an dem sich ein Mensch befand der ihm das Gefühl gab vielleicht ein neues Zuhause gefunden zu haben? Denn genau das tat der Ältere. Er nervte und war verdammt anhänglich! Aber er gab Tetsuo in diesen paar Tagen mehr das Gefühl zuhause zu sein…als jemals in seiner Kindheit. Er errötete leicht und sprach dann muffig zum Boden: „So kindisch bin ich nicht…Als ob ich wegen einem dummen Kuss wegrennen würde.“ Er saß im Schneidersitz und hatte die Hände in diesen gelegt…als sich plötzlich von rechts eine größere dazugesellte und ganz sanft seine rechte Hand berührte. Auf dieser ruhte und dort eine Wärme erzeugte. Schnell sah er zu Kaneda auf, der noch immer lächelte und die Hand dann fester zugriff. Er hielt die kleinere Hand und sprach dabei: „Danke das du geblieben bist Tetsuo…“ Und da war es wieder. Sie sahen sich einfach nur an und es fühlte sich an, als würde sich eine Verbindung formen. Als wäre da ein unsichtbares Seil, was die beiden aneinanderband. Und immer in diesem Moment…schlug sein Herz schneller. Aber er wusste nicht, dass es bei Kaneda auch so war… „Kaneda…!“ Sofort zerriss der Ältere den Blickkontakt und sah neben sich zu Yamagata, der das gesagt hatte. Auch die Hand ließ von der seines Nachbarn ab und Tetsuo schien wie aus einer Trance zu erwachen. Er schüttelte kurz den Kopf und fasste sich an die rechte Schläfe. Was war da…nur wieder passiert? Dann sah er auch zu Yama, der fortfuhr: „Penner-Alarm!“ Kaneda sah über die Mauer und erkannte das Problem. Tetsuo machte es ihm nach und erkannte auf einem großen Platz vor ihnen, eine Gruppe Männer die aus den Schatten traten. Sie waren zu Fuß unterwegs. Komisch…Waren es keine von Mad oder den Clowns? Die waren Biker, also wo waren die Bikes? Noch dazu war es dunkel und sie waren mehr im Schatten, weswegen man sie nicht richtig erkannte. Der PsyKI sah zu seinem Nachbar und fragte: „Sind die das?“ Kaneda aber zuckte nur mit den Schulter und schüttelte anschließend unsicher den Kopf. „Ich weis es nicht…Normalerweise haben die alle Karren. Warum sind die zu Fuß unterwegs?“ „Die wollen uns verarschen!“ Kam es in einem leisen, aber genervten Ton von Yama rüber. Tetsuo hätte sich innerlich an die Stirn klatschen können. Der Trottel mal wieder…Er sprach an Kaneda: „Mit Motorrädern wären sie nur extrem auffällig. Es ergibt also Sinn, dass sie ohne hier sind. Wenn du etwas verheimlichen willst, machst du das doch auch ohne extrem auffallen zu wollen, oder Kaneda?“ Der Ältere sah zu ihm…Klar ergab Sinn. Er sah wieder vor sich wie die anderen Zwei auch. Man konnte genau sehen wie viele es waren. Es waren an der Zahl 6 Stück. Gekleidet waren sie wie die klassischen Clowns von Joker seiner Gang. Im Licht einer schwachen Lampe sah er dass endlich. Kein Zweifel mehr. Aber einer von denen…sah nicht so aus. Er trug ein komplett zerrissenes Oberteil in Weiß und eine alte lange Hose, auch in weiß. Noch dazu hatten sie der Person einen Sack über den Kopf gezogen und schubsten ihn vor sich her. Ein Gefangener? Er war genauso groß wieder Rest und auch ein Mann. Yamagata zeigte verdutzt auf die und flüsterte rüber: „Was machen die da? Sklavenhandel?“ Kaneda schüttelte entsetzt den Kopf. „Nein…Etwas viel schlimmeres.“ Tetsuo sah auf die Aussage zu ihm. Was…was meinte er? Aber dann war auch schon ein lautes Geräusch zu hören. Es hallte durch die stille Baustelle und konnte Tote wecken, so laut und präsent war es. Es war das Geräusch eines Motorrad-Motors. Nein es waren sogar mehrere. Und dann kamen von links drei Typen auf ihren Karren angeschossen. Die Jungs gingen hinter den Mauern etwas in Deckung, aber so dass sie noch alles sahen. Kaneda erkannte den vordersten Fahrer. „Das ist Mad!“ Kam es leise aus ihm und Yamagata nickte. Sie sahen wie der Kerl mit seinen zwei Wachen zum stehen kam. Dann stieg der große Anführer ab und lief lässig auf die Clowns und den Gefangenen zu, die sich bereits hingestellt hatten und auf ihn warteten. Aus der Ferne konnten die Jungs es nicht genau sehen, aber ein breites Lächeln war auf seinen Lippen, als er seine Ware sah. Er blieb vor ihnen stehen. Hören konnte man ihn aber klar: „Und? Ist es das was ich erwartet habe? Ist er bereit?“ Also doch. Nun gab es für Kaneda keinen Zweifel mehr. Verdammt er hätte Tetsuo irgendwo anketten müssen! Der PsyKI sah verwirrt zu ihm und fragte leise: „Ist das ein Menschenhandel? Warum machen die das?“ Kaneda sah zu ihm und der Blick den er Tetsuo entgegenwarf…gefiel dem Kleinen nicht. Es dauerte auch nur Sekunden und er hatte endlich verstanden was Sache war. Geschockt sah er zu dem Handel runter. Das konnte nicht sein…Nicht schon wieder. Es war kein Menschenhandel…sie hatten einen PsyKI gefangen genommen…Einer der Clowns sprach dann unter seinem Helm hervor: „Er müsste getestet werden. Ein Tag Folter war vielleicht nicht genug und Drogen helfen nicht bei jedem ihn gefügig zu machen.“ Und dann zog er den Sack von dem Gefangenen runter…Es war ein junger Mann. Er hatte den Kopf kahl rasiert und seine Kopfhaut war leicht gräulich. Seine Gesichtszüge sanft, aber schreckliche blaue Flecken waren am Hals und im Gesicht zu sehen. Um seinen Hals befand sich so eine Art Hundehalsband und an seinem Hinterkopf war etwas befestigt worden…Es sah aus wie eine Metallplatte. Verängstigt sah er sich um. Sprach dann laut: „Lass mich gehen! I-Ich hab doch gar nichts getan…!“ Er bekam einen Schlag auf den Hinterkopf, genau auf die Platte und er brüllte auf vor Schmerz. Einer der Clowns fauchte ihn an: „Halt dein Maul!“ Bei Tetsuo spielte sich das alles in Zeitlupe ab. Weil…er fassungslos war. Die Anderen hatten keine Ahnung…aber es wurde etwas Persönliches. Sei kleiner Körper fing an zu zittern und seine zarten Muskeln verkrampften sich leicht vor Nervosität und Schock. Und kurze Bilder aus seiner Vergangenheit waren vor seinem geistigen Auge. Kaneda sah den Schock und die Starre des Kleinen. Was war mit ihm los? Er fasste ihm sanft an die linke Schulter und fragte: „Tetsuo? Was hast…?“ Aber dann konnte er es nicht mehr halten und Tetsuo schrie plötzlich: „WATANABE!“ Es war so laut gewesen, dass alle ihn erschrocken ansahen. Auch die feindliche Truppe sah zu dem Haus hoch und machten ihre Waffen bereit. Sofort in Alarmbereitschaft. Noch bevor Kaneda was tun konnte, hatte sich Tetsuo auch schon über die Mauer geschwungen und flog runter! Erschrocken sah ihm Kaneda nach und schrie: „TETSUO!“ Ohne lange zu fackeln drehte er sich um und rannte aus dem Raum. Er machte sich auf den Weg nach unten und Yamagata warf seine Kippe weg. Schnappte sich seine Laserknarre und folgte ihm schnell. Er fauchte dabei: „Schöner Scheiß!!“ Das war es dann mit dem Beschatten. Es war eine eiskalte Kurzschlussreaktion aus der er nicht mehr rauskam. Tetsuo fing sich in der Luft ab und landete nur wenige Meter von ihnen entfernt. Ohne zu zögern hoben die Clowns ihre Waffen und fingen an zu schießen! Nur um dann festzustellen, dass es nichts brachte. Denn der Kleine hatte eine Art Schild um sich erzeugt mit dem er normales Waffengeschoss locker daran abprallen lassen konnte. Und das passierte auch. Jede Kugel knallte ab und fiel kaputt zum Boden. Es wurde schrecklich laut. Mad sah dem nur locker, mit den Händen in den Hosentaschen, dabei zu. Er machte sich sogar noch eine Kippe an, so locker war er. Seine Jungs blieben einfach auf ihren Bikes. Als die Clowns keine Munition mehr hatten, fegte Tetsuo locker mit einer Handbewegung den aufgewirbelten Rauch weg. Er sah grimmig drein und Mad fing plötzlich laut an zu lachen, die Clowns dagegen fanden das nicht lustig. Sie wurden schon leicht panisch. Er nahm die Kippe aus dem Mund und sprach zu dem Kleinen: „Na sieh mal einer an was haben wir denn da? Das ist echt mein Glückstag heute. Da bin ich nur wegen einem hier und bekomme gleich ZWEI PsyKI! Und dann auch noch so einen hübschen.“ Der andere PsyKI sah zu Tetsuo. Er sah ihn erschrocken an und sprach dann fast erstickend: „…T-Tetsuo? Was machst du hier…?“ Er hatte ihn tatsächlich wiedererkannt. Nach all den Jahren. Noch immer auf gesunden Abstand sah Tetsuo zu ihm und sprach dann laut: „Watanabe! Wie verdammt noch mal konntest du dich gefangen nehmen lassen?! Warte ich helfe dir!“ Erstaunt sah Mad von Tetsuo zu seinem Eigentum und dann wieder zurück. Er war amüsiert über das Schauspiel das sich ihm bot und lachte wieder. Tetsuo fing langsam sichtlich an genervt von dem Lachen zu werden, so dass er sauer zu ihm sah und fauchte: „Sei still!!“ „So…Ihr kennt euch also? Dann sei ein braver Junge und komm auch du mit mir mit…“ Er sah hinterhältig zu Tetsuo und dann brüllte Kaneda: „TETSUO!“ Alle sahen zu ihm, der kam angerannt und hatte Yama im Schlepptau, der bereits die Waffe im Anschlag und Abschuss fertig. Als er bei dem PsyKI ankam, stellte er sich instinktiv vor ihn und fauchte zu Mad: „Komm nicht mal auf die Idee ihn anzufassen du Wichser!!“ Er stand so dicht und schützend vor Tetsuo dass der erstaunt zu ihm aufsah. Warum stellte er sich vor ihn?! Das musste er nicht, dann der Kleine konnte verdammt gut auf sich aufpassen. Dennoch tat er es…Yamagata stand rechts von Kaneda und zielte mit der Wumme auf die Kerle vor sich, drückte aber nicht ab. „Wenn nur einer mit der Nase zuckt puste ich ihn ins Jenseits!“ Drohte er noch und Mad öffnete die Arme als freundliche Geste, sprach dann: „Kaneda! Mein Junge schön dich zu sehen? Wie geht es euch so? Noch immer Geldprobleme?“ „Verarsch mich nicht Hatter!! Zuerst benutzt du mich hinterhältig um Joker aus dem Weg zu räumen und nun machst du gemeinsame Sache mit ihm?! Lass den PsyKI frei!!“ Mad sah zu Watanabe, der den Blick auf den Boden gesenkt hatte. „Sicher? Seit wann bist du denn in den Tierschutz gegangen Kaneda?“ Das traf einen Nerv und Tetsuo kam neben Kaneda, fauchte Hatter sauer an: „Halts Maul!! Das einzige Tier was ich hier sehe bist du!!“ Kaneda war verblüfft über den Mut. Aber es war ja eigentlich bekannt dass sich Tetsuo nicht die Butter vom Brot klauen ließ und aussprach was er dachte. Und er war verdammt sauer, dass konnte man hören. Dass er noch nicht mit Dingen um sich warf war ein Wunder. Lag aber wahrscheinlich an Watanabe. Der könnte sonst mit getroffen werden. Es lag auf der Hand das Tetsuo und er sich kannten. Und wenn sich der Kleine um ihn sorgte, dann stand Kaneda hinter ihm. Mad lachte wieder und zeigte auf Tetsuo. „Bwahahaha! Das ist ja drollig! Habt ihr das gehört Jungs? Das Miezekätzchen will mir was erzählen!“ Seine beiden Jungs auf den Bikes fingen an zu lachen und Tetsuo wurde nur noch sauerer. Dann sah Mad aber wieder etwas ernster zu Kaneda und sprach: „Du solltest dein Haustier besser im Griff haben Kaneda…“ Kaneda machte einen wütenden Schritt vor. „Halt deine Fresse!! Tetsuo ist mein Freund! Was weist du denn schon!? Du hast dich von Joker seiner bescheuerten Idee vereinnahmen lassen! PsyKI Handel?! Was bist du nur für ein mieses Schwein Hatter!!?“ Er sah die Zwei abwechselnd an. Freunde? Er konnte sehen dass da mehr war. Allein wie schützend er sich vor den PsyKI gestellt hatte. Das war nicht nur Freundschaft… „Dein Freund? Das ich nicht lache! Wer hat dir das gesagt? ER? Bist du wirklich so naiv Kaneda? PsyKI und Menschen KÖNNEN keine Freunde sein! Er ist nur aus zwei Gründen bei dir: Selbsterhaltung oder Paarungstrieb. Immerhin sind sie wie Tiere…Wie oft hat er dir schon den Arsch angeboten um mal ordentlich gefickt zu werden? Hältst du ihn gut bei Laune? So gesehen…bei dem kleinen Arsch würde ich auch nicht nein sagen…“ Tetsuo könnte innerlich platzen vor Wut! Das war doch alles gelogen! Er war nicht aus diesen Gründen bei Kaneda! Das stimmte nicht! Er war…Und Kaneda glaubte das natürlich auch nicht. Denn immerhin liebte er Tetsuo. „Schnauze! Du hast doch keine Ahnung! Und wenn du nicht willst dass wir dich zerpflücken, lässt du den PsyKI jetzt besser frei!!“ Das war Yama sein Stichwort und er fasste an den Auslöser der Laserwaffe. Wartete nur auf das Kommando abzudrücken. Tetsuo sah erstaunt und…beeindruckt zu Kaneda. Er stand hinter ihm. Er stand wirklich hinter Tetsuo seiner Meinung und wollte sogar für ihn einen anderen seiner Art retten…Sein Herz klopfte einmal laut auf. Kaneda nahm seine Waffe und hielt sie bereit vor sich. Er sprach sauer: „Deine Clowns haben alles verpulvert was sie hatten und wir haben Tetsuo. Ich würde sagen du nimmst meinen Befehl besser an Arschloch!“ Mad aber legte nur die Hände locker in die Hüfte und schnaubte. Seine zwei Leibwachen auf den Bikes machten auch keine Anstände was zu tun. Sie saßen weiter lässig nur da und beobachteten das Spektakel. „Denkst du echt ich komme unvorbereitet?“ Er zog aus seiner Hosentasche eine Fernbedienung raus. Es wirkte wie eine, bestand aber nur aus einem Knopf in der Mitte. Er wedelte damit etwas verhöhnend. „Ich mache dir ein Gegenangebot: Nehmt die Waffen runter und geb mir einfach deinen Tetsuo. Dann lasse ich dich und Yamagata auch am Leben und ihr könnt von hier verschwinden.“ Kaneda sah ihn lachhaft an. Aber die Fernbedienung beunruhigte ihn doch etwas. „Leck mich Hatter.“ Kam es taff von Kaneda und sein Gegenüber war nicht erfreut darüber. Er seufzte leicht. „Hach dass es immer erst soweit kommen muss. Immer braucht es Kostproben und Überzeugungen.“ Und dann drückte er auf den Knopf. Nach wenigen Sekunden brüllte Watanabe auch schon auf und ging in die Knie. Er fasste sich an den Kopf und fing leicht an Blut zu spucken. Erschrocken und völlig fassungslos sahen Kaneda und Tetsuo zu ihm. Was war da gerade passiert?! Tetsuo wollte losrennen und helfen, aber Kaneda hielt ihn mit seiner freien linken Hand fest, zog ihn wieder links neben sich, so dass der PsyKI fauchte: „Lass mich los Kaneda!“ „Pfeif den Kleinen bloß zurück…Oder wollt ihr zusehen wie ich das Hirn des Kerls hier durchlöchere?“ Mad zeigte bei seiner Aussage auf Watanabe, der noch immer am Boden war und sich den Kopf schmerzhaft hielt. Also doch. Dieses Teil an seinem Hinterkopf hatte das getan. Und der Knopf löste sowas wie einen Schock aus? Nein. Durchlöchern klang schlimmer. Vielleicht bohrte sich etwas in den Kopf. Der Irre wand sich grinsend an Kaneda und seine Jungs. Tetsuo wollte ihm den Schädel platzen lassen…aber er konnte es einfach nicht. So grausam war er nicht und es war verboten. Es war verboten solch tödliche Gewalt an anderen anzubringen. Zumindest in seinem Zuhause. Aber er war nicht mehr zuhause…Kaneda fühlte sein Zittern und sah zu ihm runter. Der Kleine platzte bald. Wenn Tetsuo etwas nicht hatte, dann war es Geduld. Sein Griff festigte sich um den Arm des Kleinen und der sah zu ihm auf. Kaneda schüttelte den Kopf. Als Geste aufzuhören. Dann sah er wieder vor und Mad lachte erneut. „Hahah! Guter Junge. Er muss doch nicht sterben nur weil ihr Mist baut, oder Kaneda?“ „Was hast du mit ihm gemacht?!“ „Sagen wir…es ist eine kleine Sicherheitsvorkehrung von guten Freunden…“ Watanabe war noch immer umzingelt zu den Füßen der Clowns. Der Schmerz ließ aber wieder nach und er sah zittrig auf. Sah rüber zu Tetsuo der ihn verzweifel und wütend ansah. Nie hätte er gedacht dass er den Kleinen mal wieder sehen würde…Und dann in solch einer Situation. Sie kannten sich aus ihrer Heimat. Er lebte auch in ihrem Dorf und hatte es vor einigen Jahren verlassen. Es lag aber daran dass er sich nicht mit den Regeln abfinden konnte. Er wollte rebellisch und modern sein. Also kam er nach Neo Tokyo. Und nun hatte er den Salat. Wenn er Tetsuo so sah…tat es ihm leid dass er ihn als Kind auch geärgert hatte. Und dennoch stand er da und wollte ihm helfen…Er lächelte. „T-Tetsuo…Es tut mir leid dass ich dich so geärgert habe, als wir noch klein waren…“ Tetsuo sah ihn weiterhin an und fauchte schließlich: „Halt die Klappe! Wir werden dir helfen!“ Aber alle wussten, dass das nicht im Rahmen des Möglichen war. Alles was er für ihn noch tun konnte…War ihn zu retten und ihn zu warnen. „Du musst von hier verschwinden Tetsuo! Flieh so lange du noch kannst! Das ist nichts Simples! Wir sind alle in Gefahr! Unser Zuhause ist in Gefahr! Die haben vor mit einem Labor in de…“ Erschrocken sah ihn Mad an. Und ohne mit der Wimper zu zucken drückte er auf den Knopf. Und dieses Mal…gnadenlos. Ein so starker Schmerz zog durch den Kopf des PsyKI, dass es ihn erstarren ließ. Ein Schmerz. Nasse Wärme in seinem Kopf…. Und dann Kälte die sich breit in ihm machte. Nach wenigen Sekunden ließ dieser Schmerz aber nach und ihn umfing eine Stille. Dunkelheit kam über ihn wie ein Tuch und hüllte ihn sanft ein. Schließlich kippte er nach vorne und landete auf dem Boden. Und während alle still waren…hatte er endlich seinen Frieden gefunden und konnte zu ihrem Gott gehen. Er war Frei. Kaneda und seine Jungs sahen dem Ganzen erstarrt zu und Tetsuo…war am schlimmsten getroffen. Er fing an zu zittern und auch er fühlte wie das Leben seines ehemaligen Mitbewohners von Zuhause aus seinem Körper entwich. Mad war selber geschockt dass er gedrückt hatte. Aber er hatte keine Wahl. Diese leine Ratte wollte ausplaudern…Es wa wie ein Kurzschluss. Tetsuo sah viele Bilder aus seiner Kindheit. Sah die Ungerechtigkeit in allem. Und er spürte diesen Druck in sich. Es wurde alles zu viel. Der Druck verschlang ihn, wurde wärmer…und dann kam die Wut. Der ganze aufgestaute Hass aus seinem Leben, den er zurückgehalten hatte…Und dann schrie Tetsuo. Er schrie so laut, so schrill und griff sich dabei an den Kopf, das die Umgebung anfing zu erschüttern. Erschrocken sahen sich alle um. Besonders Kaneda. Er ließ bei dem Schrei los. Yamagata fiel auf seinen Hintern, weil er den Halt durch das Beben der Umgebung verlor. Und dann fing Kaneda sich, packte Tetsuo an den Schultern und rief laut, als der aufgehört hatte zu schreien: „Tetsuo! Tetsuo hör auf!“ Es war klar, dass das Beben von dem Kleinen gab. War er so schockiert? Wer war das nicht? Den Clowns, den das zu unheimlich wurde, machte das Beine. Sofort rannten sie davon als wäre Satan persönlich hinter ihnen her. Und da regte sich plötzlich Tetsuo. Schlagartig sah er sauer auf, er konzentrierte sich…und dann flog auch schon der erste Clown. Innerhalb von Sekunden hatte sich einer in die Lüfte erhoben und flog gegen die erste Hauswand. Er schlug so hart an dieser auf, dass sein Schrei sofort verstummte und ein Blutfleck an dem hellen Beton überblieb. Knochen brachen und es war vorbei. Erschrocken sahen Mad seine Leute, so wie Yamagata hin. Und am schlimmsten…traf es Kaneda. Er war so schockiert von der Tat, dass er den toten Clown noch eine Weile am Boden ansah. Aber als sich Tetsuo plötzlich von ihm wütend losriss und einige Schritte nach vorne lief, wachte er wieder auf. Über Tetsuo seinen Verstand hatte sich ein Schleier der Rage gelegt. Er konnte nicht mehr stoppen. Er sah nur noch Ziele. Und deswegen schnappte er sich gleich den nächsten der flüchtenden Clowns und schmiss den auch fort. Dieser landete unglücklich auf einer Stange und…war aufgespießt. Schnappte er sich den Nächsten. Er pflückte sie wie frische Äpfel von einem Baum. Alles was sich bewegte war ein Ziel in dem Moment. Yamagata blieb einfach nur geschockt sitzen und Kaneda kam neben Tetsuo. Er packte ihn fest an den Schultern und brüllte: „TETSUO!! HÖR AUF!“ Aber das drang nicht durch. Mit einer Druckwelle feuerte der Kleine den Älteren von sich weg. Kaneda landete unsanft auf Yamagata und riss diesen dadurch nach hinten. Er hatte…ihn angegriffen? Nein. Tetsuo hatte ihn abgewehrt. Was auch immer mit ihm los war, er handelte als müsste er sich verteidigen. Und als wäre Angriff die beste Verteidigung. Er kam von dem Großen runter und saß erschrocken neben ihm. Yamagata sprach laut und aufgeregt zu ihm: „Was ist mit ihm los?! Wir sollten besser abhauen, bevor der uns auch noch umbringt!!“ Aber Kaneda konnte das nicht glauben dass…dass war nicht sein Tetsuo. Er würde sowas nicht tun. Yama fasste ihn darauf fest an der rechten Schulter, als er bemerkte wie geschockt sein Boss den Freak anstarrte, so das der auch endlich reagierte und zu ihm sah. Dann brüllte ihn der Große an: „WIR MÜSSEN WEG KANEDA!“ Tetsuo hatte derweil alle Clowns aus dem Weg geräumt. In der Näher erschuf er ein Schlachtfeld um sie. Von Toten gesäumt. Von den Opfern hatte nur einer überlebt und kroch langsam, mit einem verletzten Bein aus der Schusslinie und hinter eine Hauswand. Aber der PsyKI war noch nicht fertig. Er sah zu Mad und grinste dabei plötzlich auch. Seine Laune hatte sich von Wut in Vergnügen umgewandelt und er lachte plötzlich diabolisch. Es schien ihm zu gefallen Menschen zu töten… so das Kaneda wieder zu ihm sah. Er sollte aufhören…das war nicht Tetsuo. Der Kleine selber war so im Rausch, dass er nicht mehr klar denken konnte. Nur noch seine Wut und sein Vergnügen lenkten sein Handeln. Es war das Böse in ihm, dass in vollem Maße und ungezügelt zum Vorschein kam… Und als sich der Kleine bereit für den nächsten Angriff machen wollte, sprang Kaneda auf! Er kam auf die Beine und rannte zu ihm hin. Yamagata schrie noch nach ihm, aber es war zu spät. Nach wenigen Sekunden hatte er den Kleinen erreicht und umarmte ihn fest von hinten. Tetsuo erschrak deswegen und zuckte auf. Wollte sich aus der Umarmung mit körperlicher Kraft lösen, aber Kaneda hatte ihn zu fest umarmt. Er sprach sanft zu ihm, obwohl er ihn mit Kraftaufwand festhalten musste: „Tetsuo! Bitte hör auf! Das bist nicht du! Du kannst dich beruhigen!“ Mad nutzte die Sekunde und machte sich vom Acker. Er rannte zu seiner Karre und sprang drauf. Schmiss sie an und fuhr mit seinen Jungs um sein Leben. Yamagata sah das und kam hoch. Er zielte auf die Flüchtigen und nahm sie ins Visier. Ein Schuss knallte aus dem Lauf der Laserwaffe, aber verfehlte leider sein Ziel. Er schlug dahinter in eine unfertige Hauswand ein und riss diese in Stücke. Wütend senkte er die Waffe und fluchte: „Verdammte Scheiße!!“ Dann sah er aber wieder zu Kaneda, der noch immer Tetsuo in der Umarmung gefangen hielt. Es war ein Wunder dass er sich nur körperlich wehrte und nicht mit seinen Kräften. Und nach wenigen Minuten…ließ der Kraftaufwand des Kleinen nach. Er hörte auf sich zu wehren und schloss die Augen. Die Rage verschwand. Ob es wegen Kaneda seiner Stimme gewesen war wusste er nicht, aber er stoppte endlich. Tetsuo seine Beine wurden schwach wie aus Gummi. Sein Atem zittrig und flach. Und kurz darauf brach er auch zusammen! Kaneda konnte ihn gerade nach auffangen und kam mit ihm in die Knie. Hielt ihn schwach in den Armen. Tetsuo hatte das Bewusstsein verloren. Besorgt sah ihn Kaneda an und seine Atmung wurde wieder langsamer. Er hatte echt Angst gehabt. Angst dass sich der Kleine völlig verloren hatte. So wütend…er hätte nie gedacht dass er so austicken konnte. Aber es kam ihm mehr vor wie eine Art Kurzschlussreaktion in der Wut und Trauer. Das war zu viel für ihn gewesen. Und dann sah er um sich. Ihm wurde das Ausmaß des Schadens bewusst. Tetsuo…hatte schrecklich gewütet. Und Mad war entkommen. Tetsuo saß weinend in einer Ecke seines Zeltes. Er rieb sich schnell und immer wieder zittrig die Tränen weg, die einfach nicht aufhören wollten zu fließen. Sein rechtes Knie war wund und aufgeschürft, so dass es leicht blutete. Aber es war nicht der Schmerz der Wunde, der ihn zum Weinen brachte…es war die Ungerechtigkeit und Angst. Die anderen Kinder waren so gemein zu ihm. Ärgerten ihn und taten ihm weh. Dabei hatte er nie etwas getan. Und durch diese Ungerechtigkeit…wuchs die Wut. Schließlich war es dann passiert…er wurde richtig wütend und wehrte sich. Mutter Miyako kam langsam in sein Zelt und sah ihn in der dunklen Ecke schlurzend sitzen. Vorsichtig näherte sie sich ihm und obwohl er sie bereits fühlte, sah er nicht zu ihr. Sie hatte eine beruhigende Wärme. Wie ein Licht das aus ihrer Seele kam und von ihrem Körper ausstrahlte. Etwas was andere umschloss und sanft wärmte so wie auch beruhige. Nur sie besaß das. Als sie dann endlich neben ihm war kam sie auf seine Höhe und setzte sich zu ihm. Er weinte noch immer und umschlang dann seine kleinen Beine unsicher dabei. Eine Geste sich selbst zu schützen vor äußeren Einflüssen. Und endlich fragte sie ihn mit ihrer sanften und alten Stimme: „Hast du dich wieder beruhigt Tetsuo?“ Er sah zu ihr. Seine Wangen waren knallrot und die Augen nass von all den Tränen die er vergossen hatte in den wenigen Minuten. Noch immer rannten sie ihm heiß die Wangen runter, als er zittrig nickte und dann mit einem Kloß im Hals fragte: „G-Geht e-es ihm gut…?“ Sie sah ihn nur eine Weile an…aber dann nickte sie ihm zu. „Er hat ein gebrochenes Bein. Aber das wird schon wieder. Ich werde es persönlich heilen.“ Es war vollkommen eskaliert. Zum ersten Mal in seinem Leben war Tetsuo so sauer gewesen, das er die Kontrolle über seine Kräfte verloren hatte. Es hätte weitaus schlimmer enden können aber wurde NUR ein gebrochenes Bein und ein Schreck mit dem das Kind davon kam…das Kind das ihn geärgert hatte. Der freche Watanabe hatte Tetsuo beim Vorbeilaufen das Bein gestellt. Er landete unsanft auf einem Knie und wehte sich nicht. Kaori war bei ihm gewesen und fauchte deswegen Watanabe und seine Freunde an. Der aber war nicht beeindruckt deswegen und machte sie blöd an. Er beleidigt sie schrecklich und als es schlimmer wurde, warf er sie sogar gegen einen Baum mit seinen Kräften. Kaori konnte sie nicht wehren. Es war nicht Gerecht gewesen…und er hatte sie angegriffen. Da platzte Tetsuo der Kragen! Im Nu hatte er alle Jungs zerlegt. Die anderen weggeschleudert und Watanabe sogar das Bein gebrochen mit seinen bloßen Gedanken. Als ihm aber mit Schrecken klar wurde, was er getan hatte…rannte er weg. Er war schockiert. Er hatte eine andere Seite an sich offenbart. Eine von der er nicht wusste, dass sie existierte. Etwas böses, was er nicht mehr unter Verschluss halten konnte. Und in all der Verzweiflung und Wut brach es aus ihm raus, wie eine Raupe die aus ihrem Kokon kroch und zum Schmetterling wurde. Ein Monster… Miyako hatte aber Mitleid mit ihm. Sie war nicht wütend. Jeder wurde mal sauer. Sie griff ihm sanft auf eine Schulter und sprach: „Wut ist etwas natürliches Tetsuo. Du darfst wütend sein. Aber du darfst dich nicht darin verlieren.“ Er sah noch immer weinend zu ihr. „Genau wie alle anderen in unserem Volk, besitzt du eine große Macht. Etwas was dir von Gott geschenkt wurde. Diese Kraft darfst du nicht unkontrolliert und ohne Vorsicht benutzen. Sie wächst mit dir und genau deswegen musst du lernen sie zu kontrollieren. Ohne Kontrolle wächst diese Macht und Kraft in dir in ein Monster, dass nicht nur andere sondern auch dich droht zu verschlingen. Sei wütend…aber schade dadurch niemanden. Akzeptiere diesen Teil von dir und lerne damit zu leben.“ Er weinte plötzlich noch stärker und jammerte: „A-aber was ist wenn ich jemanden d-damit verletzte den ich liebe? I-ich will niemanden verletzten d-den ich liebe! Ich hab solche Angst vor mir! D-das eben war ich nicht! I-ich b-bin nicht so! Das bin ich nicht!“ Sie lächelte ihn sanft an und endlich zog sie den Kleinen zu sich und umarmte ihn zärtlich. Er war so ein gutes Kind. Vielleicht sogar zu gut für diese grausame Welt… „Wenn das so ist, dann wirst du das auch niemals tun. Du bist sehr stark Tetsuo. Viel stärker als die anderen Kinder in diesem Volk. Es schmerzt dass du solch eine Bürde auf den Schultern trägst. Aber trage sie dennoch mit Stolz. Denn nur du…kannst mit dieser Kraft alles tun und beschützen was du liebst.“ Und als sie das sagte schien er sich auch endlich zu beruhigen. Sogar so sehr dass er dabei einschlief. Noch lange hielt Miyako ihn in den Armen und sah ihm beim Schlafen zu. Sah wie groß das kleine Bündel geworden war, dass sie damals blutig am Fluss fand. Erinnerte sich noch genau an den Tag, als sie ihn in das Dorf mitgebracht hatte. Sie wusste was er konnte und was er war. Spürte es sofort. Und wurde deswegen auch von ihrem Oberhaupt kritisiert. Ryu sah dieses Kind als Fehler an. Nein…hatte sogar Angst vor ihm. Aber dennoch glaubte Miyako an das Gute in diesem Kind und wurde nicht enttäuscht. So gesehen gab es neben Tetsuo nur noch ein Kind vor dem ihr Oberhaupt Ryu angst hatte als es zu ihnen kam…Aber er war anders. Tetsuo…war nicht wie Akira. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)