Wo die Liebe hinfällt... von Lady-Snarry (Eine Sammlung von Songfics und One-Shots zu Good Omens) ================================================================================ Kapitel 1: Niemals ------------------ Es war später Abend, als Arzirapahle sich einen wunderschönen Bogen, handgeschöpftem Papier nahm, einen Füllfederhalter, den er irgendwann mal von Gabriel erhalten hatte, für besondere Leistungen, sowie eine Tasse Kakao und – wie so oft in letzter Zeit – zu schreiben begann…   Lieber Crowley,   ich weiß auch nicht warum ich dir schreibe. Mal wieder schreibe. Eigentlich hat es ja gar keinen Sinn, Briefe zu schreiben, die ich ja dann doch nicht abschicke, nicht wahr? Aber mir hilft es manchmal. Jedenfalls für eine kurze Zeit kann ich entspannen. Während du nachts wahrscheinlich schläfst, beschäftige ich mich mit dir, Crowley.   Ich wünsch mir, dass ich dich vergessen kann, ich würd dich gerne einfach ignorieren. Ich bin mir sicher, irgendwann, wird das auch einfach über Nacht passieren. Bis dahin wird einige Zeit vergehen, bis dahin muss ich noch geduldig warten. Ich werd versuchen dich nicht anzusehen, weil meine Blicke mich verraten. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem du mich vor wild gewordenen Nazis gerettet hast? Du bist extra für mich in diese Kirche gekommen. Ich kam mir damals sehr schlau vor, intelligent genug, um diese Männer ins Gefängnis zu bringen und mir die Bücher zu sichern. Ich habe vertraut, vertrau in diese Spionin. Und ich wurde enttäuscht. Mal wieder. Eigentlich mag ich die Menschen, Crowley. Sie sind sprunghaft, sie können gut und böse in sich vereinen, wie kein anderes Wesen auf unserer schönen Welt. Sie können Lieben und Hassen und dann doch wieder Lieben. Und doch schaffen sie es, von einem auf den anderen Tag, Vertrauen zu missbrauchen. Das hast du noch nie, nicht einmal. Egal wie viel Unheil in den letzten 6000 Jahren gestiftet hast, du hast doch immer das getan, was du mir versprochen hast. Du hast mich gerettet. Oft…   Doch mir ist klar, dass da niemals etwas sein wird, weil da niemals etwas war.   Der Tag an dem du in diese Kirche gekommen bist, diese Bombe auf sie umgeleitet hast – etwas dass ich dir noch immer übel nehme, es war eine SO schöne Kirche – hast du noch ein kleines Wunder für mich gewirkt. Du hast meine geliebten Bücher gerettet. Es war derselbe Tag, an dem ich bemerkt habe, dass ich wohl doch menschlicher geworden bin, als bisher angenommen. Denn es war der Tag an dem ich bemerkte, dass ich dich liebe, Crowley. Solltest du das hier jemals lesen, dann wirst du sicherlich die Augen verdrehen. Du wirst mir sagen, dass ich ein Engel bin, dass ich jedes Lebewesen auf dieser Welt liebe, nicht wahr? Immerhin habe ich dies dem jungen Warlock auch immer gepredigt. Aber lass mich dir sagen, Crowley, dass dem nicht so ist. Ich liebe dich. Mit allem was ich habe. Ich sehne mich danach, viel mehr Zeit mit dir zu verbringen, dich zu berühren. Ich sehne mich nach gemeinsamen Essen und auch….   Arziraphale stockte an dieser Stelle seines Briefes. Seine Hand zitterte ein wenig bei den verruchten Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen. Seine Wangen färbten sich rosarot. Er konnte all das ja kaum denken, wie sollte er es denn dann aufschreiben, um sich seiner Gefühle Herr zu werden? Mit zittrigen Händen setzte der Engel den Stift erneut an.   …und auch danach, Dinge mit dir zu tun, die ein Engel nicht tun sollte. Es heißt, Engel können keine Lust empfinden, außer wenn sie sich Mühe geben, es wirklich wollen. Nun… ich scheine mir Mühe gegeben zu haben. Oder die Menschen haben mich zu sehr beeinflusst. So oder so… Nicht nur mein Geist verzehrt sich nach dir… Vielleicht liegts daran, dass ich zu oft allein war, als ich klein war. Oder dass mein Vater gemein war. Nein, das soll keine Verteidigung sein, ich wüsste nur selber gern, woran es eigentlich liegt, dass ich auf Wolken geh, wenn ich dich seh. Mein Kopf ist JWD, und es tut mir weh, dass du nicht weißt, wie es in mir aussieht. Ich lege dir mein Herz zu Füßen, was soll ich noch damit, bitte tritt es nicht kaputt, es litt bereits genug.   Und doch schäme ich mich deswegen. Ich schäme mich, einen Dämon zu lieben. Ich weiß, dass Dämonen diese Art Liebe nicht erwidern können oder wollen. So auch du, nicht wahr Crowley? Dass wir uns Freunde nennen, ist schon ein Zugeständnis von dir, das ist mir bewusst. Ich erinnere mich gern an dem Tag, an dem ich meinen Körper verloren habe. Kurz vor der Apokalypse, die wir verhindert haben. Du hast in einer Bar getrunken, viel getrunken. Und du hast mir erzählt, dass du deinen besten Freund verloren hast. Ich ahnte damals, dass du vielleicht mich gemeint hast. Und ich war gleichzeitig voller Freude und voller Trauer. Du hast deinen besten Freund verloren. Nicht mehr. Es hat mir das Herz zerrissen.   Mir ist klar, dass da niemals etwas sein wird, weil da niemals etwas war. Du sagst du willst nichts von mir, ich träume trotzdem von dir, was ich nicht habe, kann ich auch nicht verlieren. Du sagst es hat keinen Sinn, wenn wir zwei etwas beginnen, zu spät, denn ich steck mittendrin. Seitdem ist ein wenig Zeit vergangen. Aber an meinen Gefühlen hat sich nichts geändert. Ich genieße es, dass wir nun mehr Zeit miteinander verbringen. Zeit, die unbestimmt ist. Unsere Zentralen halten sich zurück. Es gibt nun nur noch unsere Seite. Das war es, was du gesagt hast. Aber so leicht ist es nicht Crowley. Wir können unsere Wesen nicht verleugnen. Du bist ein Dämon, du wirst immer Unheil stiften und ich bin ein Engel, ich werde dafür sorgen, dass es nie zu viel Unheil ist. Manchmal frage ich mich, ob ich mich richtig entschieden habe, dass wir die Welt gerettet haben. Manchmal denke ich, es würde mir dort im Himmel besser gehen, wenn ich dich nicht immer sehen würde, dass die Liebe dann verschwindet. Und dann denke ich daran, was ich vermissen würde. Das gute Essen der Menschen, Sushi und Crepes, das Zusammensein mit den Menschen. Dich. Ich würde deine Witze vermissen, deine eitle Art, deinen forschen Blick aus deinen schlangenhaften Augen.   Also mache ich so weiter wie bisher. Ich führe meinen Laden, treffe mich mit dir im Ritz zum Essen und genieße die Augenblicke, die mir mit dir geschenkt werden. So lang es eben geht…   Arziraphale     Die Zeit vergeht langsam, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke, mit jedem Herzschlag. Es vergeht kein Tag, es vergeht keine Stunde, ich denk jetzt an dich, jetzt, in dieser Sekunde. Und immer und ständig, bei Tag und bei Nacht, was ist bloß mit mir los, was hast du mit mir gemacht? Mir ist klar, dass da niemals etwas sein wird, weil da niemals etwas war.   Sorgsam faltete der Engel den Brief, steckte ihn in einen Umschlag aus demselben, schweren Papier, aus dem auch der Bogen bestand. Er verschloss ihn sorgfältig und legte ihn wieder auf seinem Schreibtisch ab. Morgen würde er ihn in eine Kiste packen, so wie all die anderen auch. Für den restlichen Abend allerdings verkroch er sich auf die kleine Couch in seinem Hinterzimmer, den mittlerweile kalten Kakao in der einen Hand, ein gutes Buch in der Anderen. Arziraphale bemerkte den kleinen Windstoß nicht, der den Brief in die Postkiste wehte, die am nächsten Tag durch den Boten mitgenommen und ausgetragen werden würde. Am nächsten Tag würde ein müder Dämon den ersten Brief seines Lebens in seinem Briefkasten finden. Einen Brief, der eigentlich nicht mal eine Adresse aufwieß und trotzdem, wie durch ein Wunder, den Weg zum Empfänger gefunden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)