Shapeless Dreams von Yuugii ([Atem center]) ================================================================================ Kapitel 20: Seine Stärke ------------------------ „Ich werde nicht gegen Euch kämpfen! Dafür gibt es keinen Grund“, sagte er mit fester Stimme. „Und doch hast du deine Hand in der Nähe deines Säbels, um es ziehen zu können, sollte ich dir näher kommen. Du Heuchler“, kam es kichernd und er legte den Kopf schief, zog die Augenbrauen arrogant in die Höhe. „Ich kämpfe nicht.“ „Gut, ich hoffe du verstehst, dass wir in dieser Welt nicht gemeinsam existieren können und dass ich dich verabscheue. Mit allem, was ich habe, will ich dich zerstören! Du, die Seite des Lichts, die mich in die Schatten gebannt hat und mir nie die Freiheit gewährt hat! Versklavt hast du mich! Verletzt hast du mich! Und das allein ist Grund für mich, dich zu vernichten. Es gibt keinen anderen Weg.“ Atem senkte den Blick. Wenn sie ein Teil eines Ganzen waren, war es sinnlos gegeneinander zu kämpfen, sondern sie mussten zueinander finden und gemeinsam eine Lösung für ihr Problem finden. Auch ohne Erinnerung konnte er nachempfinden, was sein Anderes Ich meinte. Das Gefühl nicht frei sein zu dürfen und niemals das tun zu können, wonach einem der Sinn strebte. „Eingesperrt in einem goldenen Käfig, ohne jemals den Himmel zu erblicken“, murmelte er. Erneut wurde ihm schwarz vor Augen. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und er hob seine Hand, legte sie auf die Schläfe, in der Hoffnung, so den Schmerz unterdrücken zu können. Diese Worte. Er kannte sie. Sein Herz sagte ihm, dass diese Worte ein Teil seiner Vergangenheit war. Plötzlich sah er das Gesicht seines Anderen Ichs, welches sich rasch genähert hatte und ihn mit einem breiten, zufriedenen Grinsen von den Füßen fegte. Er trat Atem mit einer solchen Wucht in die Seite, dass dieser einige Meter wegflog. „Du oder ich. Kämpfen oder nicht kämpfen. Aber du hast deine Wahl bereits getroffen. Du kannst nicht mehr zurück“, erklärte er und seine hasserfüllten Augen blickten auf ihn hinab. Atem spürte Angst. Trotzdem wollte er niemanden töten. Vor allem nicht sich selbst, denn wenn er sein Anderes Ich tötete, wer würde er denn dann noch sein? Würde dies nicht bedeuten, erneut seine Schwächen zu verleugnen? Wenn das hier eine Prüfung des Herzens war, durfte er auf keinen Fall einfach aufgeben, doch es musste eine andere Lösung geben. „Unsere Entscheidungen haben immer Konsequenzen. Immer“, sagte er und blieb vor Atem, der immer noch am Boden lag, stehen. Er tippte ihn mit der Fußspitze an. „Was ist los? Bist du etwa hingefallen? Aber nicht doch“, sagte er, ehe er anfing zu kichern und dann hysterisch lachte. „Versuch gar nicht erst wieder aufzustehen! Bleib liegen! Gib auf! Du warst von Anfang an nicht stark genug, um diese Prüfung zu bestehen! Du willst nicht kämpfen und trotzdem gewinnen? Du willst niemanden töten und dennoch deinen Willen durchsetzen? Schwächling. Wer verliert, stirbt. Nur der Sieger überlebt.“ Atem sah ihn mit festen Blick an. Entschlossenheit lag in diesen Augen und er wankte nicht. „Wenn der Tod mein Schicksal ist, dann werde ich dies akzeptieren. Doch ich werde dich nicht weiter verleugnen.“ Sein Anderes Ich zuckte zusammen und schien für einen Moment verwirrt. Dann trat er ihm erneut in die Seite und trat dann mehrere Male auf ihn ein. Jeden Tritt nahm er an, ohne sich zu schützen. Sein Körper schmerzte. Doch er hatte keine Angst. Nicht mehr. Seine Erinnerung lag im Dunkeln und außer seinen Namen wusste er nichts über sich, doch sein Herz zeigte ihm den Weg und er vertraute ihm. Mit allem, was er hatte, vertraute er seinem Herzen und erhob sich ein letztes Mal. Sein Anderes Ich wirkte nun erschöpft und rang nach Atem. Er hatte sich völlig verausgabt, doch seine Wut war immer noch nicht gestillt. Die Augen seines Gegenübers flackerten in einem leuchtenden Rot auf, erfüllt von Hass, Zorn und dem Willen zu Töten. Atem sah ihn nur mitleidig an und zwang sich erneut zu einem Lächeln. Dann hetzte sein Anderes Ich auf ihn zu und rammte ihm seinen Säbel mitten ins Herz. Atem verteidigte sich nicht. Bis zum letzten Atemzug zog er seinen Säbel nicht und machte keinerlei Anstalten sich zu wehren. Noch immer lächelte er, hustete dann und spuckte Blut. „Ich werde dich nicht mehr verleugnen. Sei frei, mein Herz. Ich akzeptiere auch deine Schwächen“, erklärte er und schloss seine Augen. „Ich danke dir“, flüsterte sein Gegenüber und auch er trug nun ein trauriges Lächeln auf den Lippen, löste sich im nächsten Moment in Sand auf und rieselte vor ihm zu Boden. Er wollte nach dem Sand greifen, noch bevor er diesen mit seinen Fingerspitzen berühre konnte, veränderte sich sein Umfeld und er befand sich in einem Tempel. Fragend blickte er sich um. Der Tempel war dunkel, plötzlich gingen Kerzen an allen Seiten an und erleuchteten einen Pfad. Staunend betrachtete er die Tempelanlage, die in einem Mitternachtsblauen Saphirton gehalten war und dessen Ornamente und Wandmalereien in einem feinen Gold getauft waren. Die Bilder an den Wänden wurden vom sanften Kerzenschein erstrahlt. Er betrachtete diese eigenartigen malereien und diese Schriftzeichen an den Wänden. Er fühlte eine tiefe Verbundenheit. Er folgte dem Weg zu Altar. Kurz hielt er inne. Er spürte, dass dies ein Ort war, an dem er Demut zeigen musste und so ging er auf die Knie. Die Lichter der Kerzen, die den direkten Weg zu diesem wiesen, flackerten für einen Moment. Wissen sprudelte in seinen Kopf. Dieser Altar war dem Gott des Mondes – Thot – gewidmet. Er war es auch, der den Menschen die Hieroglyphen geschenkt hatte. Es war die Schrift der Gottesworte. Ehrfürchtig warf er einen Blick auf die schöne Wandmalerei vor ihm, die den Gott mit seinem ibisähnlichen Kopf darstellte und stolz sein Was-Zepter hielt und ein Ankh in der anderen Hand trug. Was wirst du aufgeben? Dein Herz? Oder wirst du nichts darbringen? Wähle mit Bedacht. [Herz. | Kapitel 21] – [Nichts Aufgeben. | Kapitel 22] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)