Miraculous Ladybug ~ Wahre Lügen von Sparkis ================================================================================ Kapitel 19: Warum ich? ---------------------- ~Marinette~ ---------------- Zischend atmete Marinette aus, als sie sich vor dem Spiegel auf der Mädchentoilette an die Stirn fasste. Unter ihrem Pony erfühlte sie eine kleine Beule. Prächtig, dachte sie, passt ja vorzüglich zu meinem blauen Hintern. Alya lehnte an der Wand mit verschränkten Armen und amüsierte sich: „Zum Glück ist dein Haar so dicht, sonst würde ich mich wohl genötigt fühlen Das letzte Einhorn anzusingen.“ Die Bluenette funkelte zu ihrer besten Freundin hinüber, die nur noch fieser griente. Dann seufzte Marinette, drehte sich um und stützte Hände und Po gegen das Waschbecken, verzog kurz wegen dem blauen Fleck am Gesäß das Gesicht. Alya merkte man ihr nächtliches Abenteuer gar nicht an. Sie wirkte fit und adrett wie eh und je. Während das Mädchen mit den zwei Zöpfen deutlich spürte, was zu wenig Schlaf mit ihr machte. Von dem ganzen Gefühlswirrwarr gar nicht erst zu reden. Das Smartphone in ihrer Hosentasche pingte und Marinette tippte eilig eine Antwort. Alya beobachtete sie. „Was?“ fragte die Bluenette und die Bloggerin schlich näher: „Nun sag endlich! Wie war es heute bei du-weißt-schon-wem, nach der gestrigen Kuschelattacke?“ Sofort schoss der Angesprochenen die Röte auf die Wangen. „Gu… gut!“ sagte Marinette kleinlaut. Wollte sie Alya von dem Kuss erzählen? Nach Adriens Frage nach einem Date? Sie konnte es doch selber nicht glauben. Vielleicht war es doch ein abstruser Tagtraum gewesen. Die Rothaarige schien nicht zufrieden mit der Antwort und bohrte weiter: „Mari… was verschweigst du mir? Du weißt ich bekomm es eh raus. Und wenn ich Nino foltern muss.“ Uff, dass würde das Mädchen mit der Hornbrille sicher bringen, schließlich war Nino Adriens bester Freund und wusste eventuell längst Bescheid. Marinette gab auf und tuschelte in das Ohr ihrer Freundin. Deren Augen wurden immer größer und als die Dunkelhaarige geendet hatte, entfuhr Alya ein Freudenschrei und sie tanzte auf der Stelle. Dann packte sie die Hände der Halbchinesin und schüttelte diese: „Herzlichen Glückwunsch Misses Ageste! Ich möchte die erste sein, die ihnen zu ihrer bevorstehenden Hochzeit gratuliert!“ „Bist du wahnsinnig?“ kicherte Marinette, konnte aber nicht verhindern, dass die Rothaarige sie mit sich zog und im Kreis wirbelte. Außer Atem, aber immer noch lachend lehnten sie gleich darauf wieder am Waschbecken nebeneinander. „Weißt du schon was du anziehst?“ „Hmm? Darüber hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.“ Gestand die junge Designerin. Alya nickte. Dann grinste sie wieder fies: „Und wie ist es den Jungen seiner Träume zu küssen?“ Ja wie war es? Marinette strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Schließlich sagte sie wahrheitsgetreu: „Ziemlich aufwühlend.“ Zufrieden nickte ihre Freundin. Einen Moment schwiegen sie, bevor die Bluenette wieder die Stimme erhob: „Alya… ich… das hab ich mir doch immer gewünscht… aber… warum fühle ich mich nicht glücklich?“ Zwei große hellbraune Augen hinter Brillenglas musterten das Mädchen mit den Zöpfen, als wäre sie verrückt geworden. „Definiere nicht glücklich!“ Unwohl rutschte Marinette auf ihrem Armen herum, auf die sie ihren Kopf abgelegt hatte: „Ich… ich weiß auch nicht… vielleicht… kann ich es einfach nicht fassen. Ich mein, bis heute Morgen dachte ich, Adrien würde mich nie bemerken.“ Alya dachte nach indem sie zwei Finger an ihr Kinn legte und darauf herumtrommelte. „Das könnte gut sein. Das war sicherlich ein Schock… gut möglich, dass du noch darunter stehst.“ War ihre Antwort und Marinette nickte. Der Fuchs legte ihr einen Arm um die Schultern: „Hey Mari… genieß es morgen einfach! Ich bin sicher, der Glücksknoten wird sich lösen wenn ihr erst unterwegs seid… apropos wohin geht’s?“ „Äh…“ Die Bluenette erschauderte. Darüber hatte sie mit Adrien gar nicht gesprochen. Auch keine Uhrzeit ausgemacht… oder einen Treffpunkt? Ah doch, er wollte sie abholen. Aber wann??? Alya beobachtete ihr Mienenspiel und seufzte dann. Wissend schüttelte sie kurz den Kopf: „Marinette… Marinette… du bist echt unverbesserlich. Aber ich will danach sofort unterrichtet werden! Rufst du mich an, oder soll ich am Abend gleich vorbei kommen… obwohl, ich möchte ja nicht stören!“ Vielsagend zwinkerte die Rothaarige und Marinette flammte auf. „ALYA!“ Diese lachte laut. Dann gongte es zur nächsten Stunde. Zusammen verließen sie das Mädchenklo und gesellten sich zu all den Schülern, die über die Gänge der Galerie zu ihren Klassenzimmern zurückströmten. Marinette harkte sich bei ihrer Freundin unter: „Ähm… wegen dem unterrichten und vorbeikommen… ich wollte dich eh noch was fragen.“ „Schieß los!“ sagte Alya während sie sich wieder auf ihre Plätze setzten. „Nun,“ begann die Bluenette „Seit ein paar Tagen schreibt mir ein alter Schulfreund. Er war früher in meiner Klasse, bis seine Eltern wegen der Arbeit wegziehen mussten. Ich wollt ihn gern am Sonntag treffen, weil er für das Wochenende in der Stadt ist. Seine Eltern haben hier wohl was zu tun… äh… was ich sagen wollte… würdest du mitkommen?“ Die Rothaarige hatte interessiert zugehört: „Klar komm ich mit. Du weißt wie neugierig ich bin und kann dich ja schlecht allein gehen lassen.“ Dann grinste der Fuchs diabolisch: „Hat etwa dieser junge Mann mit deiner Frage von gestern zu tun?“ „Nein! Spinnst du?“ schrie Marinette auf und die gesamte Aufmerksamkeit, der ihre Plätze einnehmenden Schüler war ihr erneut sicher. Nino drehte sich um: „Soll ich darauf antworten?“ Alya verpasste ihrem Freund eine gespielte Kopfnuss, während die Bluenette wieder einmal in ihrer Bank versank. „Wie heißt der Gute eigentlich?“ fragte Alya nach der Schule, als sie auf dem Heimweg waren. Marinette schlurfte neben ihr und versuchte die Bilder aus dem Kopf zu verbannen, wie Nino angefangen hatte PappAdrien 2.0 zu bauen. Er würde dieses Projekt nicht aufgeben! Er wollte seinen besten Kumpel wieder neben sich sitzen haben. Dazu noch all die Fragen ihrer Freundinnen, wie es nun um den Entwurf für den Wettbewerb stand. Erst als der Fuchs sie in die Seite knuffte fuhr die Bluenette zusammen und bemerkte, dass sie angesprochen worden war. „Äh… Louis. Louis Bertrand.“ „Ist er süß?“ „Bist du nicht vergeben?“ „Man wird doch wohl fragen dürfen.“ witzelte Alya. Marinette zuckte mit den Schultern: „Weiß ich nicht… es kommt mir vor als hätten wir uns ewig nicht gesehen. Aber süß… doch irgendwie schon.“ Die Rothaarige verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Naja, ich werds übermorgen ja sehen. Und du kannst mir dann auch gleich alles erzählen, was du morgen angestellt hast! Solltest du nicht mehr anrufen können. Viel Spaß dir und Adrien!“ Damit verabschiedete sich ihre beste Freundin an der Kreuzung und die Bluenette ging allein weiter. Mit roten Wangen lief sie auf die Boulangerie zu. Das passierte also wirklich. Sie und ihr Schwarm würden ausgehen! Das war so unfassbar… unmöglich… nicht greifbar… aber wahr! Adrien hatte sie gefragt. Aber… wieso jetzt? Nach all der Zeit. Marinette fand keine Antwort, egal wie oft sie darüber nachdachte. In der Bäckerei konnte das Mädchen mit den Zöpfen lautstark ihren Vater Làmour es un oiseau rebelle aus der Oper Carmen summen hören, wie immer wenn er Brotteig bearbeitete. Sabine Cheng sortierte gerade die vom Morgen übriggebliebenen süßen Teilchen auf frische Bleche: „Hallo mein Schatz. Wie wars in der Schule?“` „Gut Maman! Brauchst du mich gerade?“ „Nein Schatz, der Ansturm von heute Morgen scheint vorbei.“ Marinette schob sich zur Tür, die in das Treppenhaus führte: „Ok, dann… werd ich gleich etwas raus gehen zeichnen. Heute regnet es mal nicht, dass muss ich ausnutzen.“ Ihre Mutter nickte: „Nimm aber vorsichtshalber trotzdem einen Schirm mit. Ich meine vorhin im Radio gehört zu haben, dass es später noch einen Schauer geben soll. Und hier…“ Raschelnd wurden zwei köstlich aussehende Backwaren in einer Tüte verstaut und an die Dunkelhaarige weitergereicht. „Ich hatte leider heute keine Zeit zum kochen.“ „Danke Maman, das ist prima! Bis später!“ Marinette stapfte die Stufen empor, griff noch einen Apfel aus der Obstschale vom Küchentisch und verschwand durch die Bodenluke in ihrem Zimmer. Kaum die Schultasche abgelegt sauste Tikki aus der Handtasche: „Marinette teilst du mit mir? Ich hab ganz schön Hunger!“ „Natürlich!“ lächelte das Mädchen und öffnete die Gebäcktüte. Jubelnd bediente sich der rote Kwami, während ihre Besitzerin unter all den Skizzenbergen und Papierkugeln nach ihrem Notizbuch kramte. „Wo ist es nur?“ seufzte sie und hob auch die Mappe mit den fertigen Entwürfen an. Darunter kam das rosane Buch zum Vorschein und die Dunkelhaarige triumphierte. Die Marienkäferdame kam an gesurrt: „Ich bin fertig Marinette!“ Die junge Frau lächelte und nahm die bereits wieder verschlossene Papiertüte ihrer Freundin ab, dann packte sie diese und das Notizbuch, sowie einige Zeichenstifte und einen faltbaren Regenschirm in ihren Rucksack, schulterte ihn und lud Tikki ein in der kleinen Umhängetasche Platz zu nehmen. Zusätzlich holte Marinette, als sie die Küche betrat noch einige frisch gebackene Kekse und ließ diese ebenfalls zu ihrem Kwami in die Tasche gleiten, welcher glücklich über die für später gedachten Snacks jubelte. Dann machten sie sich auf den Weg durch Paris zu dem Platz an dem die Bluenette sich stets inspiriert sah: den Place de Trocadéro. Umsichtig huschte sie zwischen den sich tummelnden Touristen hindurch und suchte sich einen halbwegs trockenen Platz auf den Stufen, wo sie eine gute Sicht auf das Wahrzeichen von Paris hatte. Wie üblich an einem Freitagnachmittag war hier viel los, trotz des noch immer etwas trüben Wetters, doch Marinette ließ sich nicht beirren, schlug das Notizbuch auf ihrem Schoß auf, sah zum Eifelturm und begann zu skizzen. Zwischendurch fischte sie den Apfel aus dem Rucksack und biss hinein. Blatt um Blatt füllte sich, wurde teilweise herausgerissen und zusammengeknüllt neben die Bluenette gelegt. Als plötzlich die Sonne durch die Wolkendecke lugte konnte man ein Raunen über den Platz hören. Jeder erfreute sich über die warmen lichten Strahlen, die in den letzten Tagen so spärlich gewesen waren. Auch Marinette atmete tief durch, hob den Kopf und spürte das prickeln auf ihrem Gesicht. Ihr Blick schweifte über den Park zwischen dem Trocadéro und dem berühmten Wahrzeichen von Paris. Erschrocken rutschte dem Mädchen das Buch vom Schoß. Das konnte doch nicht sein? Solche Zufälle gab es nicht! Dort unten vor dem ausschweifenden Brunnen auf den Grasflächen konnte Marinette einen blonden Haarschopf ausmachen, umringt von einem Fotografenteam, abgeschirmt von seinem Bodyguard und weiteren Sicherheitspersonal. Die Bluenette rieb sich die Augen, doch das Bild verschwand nicht. Und warum erkannte sie ihn unter all den Menschen sofort? Das war doch nicht normal. Genauso wie das ihr Herz augenblicklich wieder begann schneller zu schlagen. Der Kuss vom Morgen fiel ihr ein und unwillkürlich berührte das Mädchen ihre Lippen. Früher wäre sie sofort aufgesprungen und in seine Nähe geeilt. Auch wenn Marinette es sich nie getraut hatte Adrien direkt anzusprechen, einfach ihn zu sehen war ihr genug gewesen. Und jetzt sah sie ihn jeden Morgen… regelmäßig. Sie sprachen sogar miteinander. Gut ihr Schwarm redete mit ihr und sie stammelte irgendwas zusammen. Die Bluenette hatte es also gar nicht mehr nötig ihm hinterher zu stellen. Vor allem nicht, nachdem der Blonde sie nach einem Date gefragt hatte. Trotzdem zog es sie in seine Nähe und unfähig sich der Versuchung zu widersetzen stand sie auf. Marinette verstaute fahrig ihre Sachen im Rucksack und schlich hinunter zum Park. Wie all die anderen Schaulustigen stellte sie sich hinter der Absperrung auf, die wohl vorsorglich aufgebaut worden war, um wilderen Fans Einhalt zu gebieten. Da stand sie nun, zwischen kreischenden Mädchen und männlichen Fans, die ihrem Idol nacheifern wollten, zwischen Passanten und Neugierigen und sah mit geröteten Wangen zu ihm! Dem begehrten jungen Model Adrien Ageste, der gerade einen Paillettenanzug in Gold und Lila trug, welcher irrsinnig in dem wenigen Sonnenlicht glitzerte. Professionell stellte der junge Mann sich in Szene, brachte das Kleidungsstück perfekt zur Geltung. Reagierte sofort auf die Anweisungen der Fotografen und setzte diese um. Marinettes Augen funkelten verträumt. Wie oft hatte sie ihren Klassenkameraden schon aus der Ferne beobachtet? Wie oft sich gewünscht, er würde sie bemerken, trotz ihrer verschrobenen Schüchternheit… und jetzt plötzlich war es passiert. Doch wie ernst meinte das junge Model das? Oder steigerte sich die Dunkelhaarige wieder einmal in ihre Fantastereien rein? Hatte sie ihn womöglich heute Morgen doch falsch verstanden? Dazu neigte sie nun mal und gestand es sich auch ein. Aber warum sollte Adrien sie sonst küssen? „No! No! No!“ konnte man den Fotografen Vincent hören, der die Kamera sinken ließ und nun mit seinen Daumen und Zeigefingern einen Rahmen formte und das Setting betrachtete. „Wir brauchen etwas anderes… vielleicht etwas romantisches. Bringt mal die Vorhänge! Signore Agreste, sie haben kurz Pause. Wir bauen um!“ Letzteres hatte er seinem Team zugeschrien. Adrien seufzte erleichtert und trat vom Brunnen zurück. Seine Fans jubelten und riefen nach ihm und ganz der Profi winkte das junge Model ihnen zu. Dann stutzte er. Marinette duckte sich hinter einige Schaulustige. Hatte er etwa gerade zu ihr gesehen? Das war doch verrückt! Hier standen so viele Leute, warum sollte er ausgerechnet sie dazwischen bemerken? Nach einem kurzen Moment wagte die Bluenette wieder den Kopf zu heben und konnte ihren Schwarm nirgends mehr entdecken. Irgendwie enttäuscht seufzte Marinette, als sie von hinten angetippt wurde. Mit fragenden Blick drehte sie sich um und starrte auf eine breite Brust. Überrascht hob das Mädchen den Kopf und erkannte den gorillaartigen Bodyguard ihres Klassenkameraden. Dieser grummelte und bedeutete mit der Hand ihm zu folgen. Gehorsam tat Marinette dies. Der große Mann führte die Dunkelhaarige hinter die Absperrung und unweit zu einem Bereich, der mit Bauzäunen abgesperrt war. Diese waren mit Planen verhängt. Eine improvisierte Umkleide. Adrien stand darin. Um ihn tummelten sich zwei Visagisten und frischten sein MakeUp auf. Der junge Mann stand still, öffnete nur kurz ein Auge und sah zu ihr herüber. Er lächelte und Marinette schmolz. „So das wärs im Moment.“ Sagte der männliche Visagist und packte die Puderpinsel zusammen. Mit seiner Kollegin verließ er die Umkleide und Adrien hüpfte zu der Bluenetten hinüber: „Marinette! Was machst du denn hier? Zufall oder verfolgst du mich?“ „Äh…“ Ertappt flammte das Mädchen mit den Zöpfen auf. Heute war das zwar nicht der Fall, aber sie musste zugeben, dass sie in der Vergangenheit sich teilweise wie eine Stalkerin aufgeführt hatte. Der junge Mann lachte und schüchtern stimmte seine Klassenkameradin mit ein. „Das war nur ein Witz!“ grinste der Blonde und griff nach ihren Händen. „Aber wo kommst du plötzlich her?“ Laut ausatmend starrte Marinette auf ihre verbundenen Hände und dann wieder in dieses freundliche Gesicht. Die Haare des jungen Mannes waren frech nach hinten gegelt, seine Wangenknochen durch das MakeUp hervorgehoben. Insgesamt wirkte er reifer und im Fall von Marinette unglaublich anziehend. Leider schlug ihr seine Nähe bereits wieder auf das Denkvermögen und so stammelte sie los: „Äh… Trocadéro… also da oben… habe dich gezeichnet – ÄH Nein! Ich hab dich gesehen… äh… als ich gezeichnet habe… also wollte ich… hab ich…“ Sanft drückte Adrien die Hände in seinen: „Atme durch. Ganz ruhig.“ Überrascht riss die Bluenette die Augen auf und kam dann seinen beruhigenden Worten nach. Dann startete sie einen neuen Versuch: „Ich… ich wollte auf dem Place de Trocadéro sitzen und mir Inspiration holen zum zeichnen und dann… hab ich dich im Park gesehen. Aber ich wollte echt nicht stören!“ Der junge Mann sah ihr lächelnd in die Augen: „Du störst doch nicht.“ Hatte sie das richtig gehört? Kam ihr Schwarm gerade näher? Schloss er die Augen? Wollte er das tun, was sie glaubte, dass er tun wollte? Marinette sah ihm entgegen und kniff ebenfalls die Lieder zu, doch verschwamm das Bild des jungen Models vor ihren inneren Augen und setzte sich neu zusammen. Zu einem grienenden blonden jungen Mann mit schwarzer Maske und Katzenohren. Plötzlich wurde die Dunkelhaarige nervös. Ihr innerstes stemmte sich gegen den Kuss, noch bevor er stattfand und sie wusste nicht warum. Zwang sich still zu halten… Ein Grummeln unterbrach sie. Überrascht öffnete das Mädchen mit den Zöpfen wieder die Augen. Adrien verzog kurz das Gesicht und die Bluenette musterte ihn fragend: „Ist… ist alles ok?“ Ertappt straffte sich der junge Mann und legte sich verlegen lachend eine Hand in den Nacken: „Wie? Äh ja, alles gut… ich bin nur seit heute Morgen von Termin zu Termin gerast und hatte noch keine Zeit etwas zu essen.“ „Oh!“ entfuhr es Marinette. So war das also. Adrien tat ihr leid. Den ganzen Tag auf Achse und unter Zeitdruck, dabei immer perfekt aussehen war sicher hart. Fahrig zog das Mädchen ihren Rucksack ab und wühlte darin. Ihr Schwarm beobachtete sie irritiert, bis ihm eine Papiertüte entgegen gestreckt wurde. „Wenn… wenn du magst… aus unserer Bäckerei…“ Mit großen Augen nahm Adrien die Tüte entgegen und schaute hinein. Sein Gesicht erhellte sich. „Für mich?“ fragte er und Marinette nickte hektisch. Mit einem fragenden Gesicht hob das junge Model den Kopf und sah zu Natalie und seinen Bodyguard die unweit zwischen den herumwuselnden Fotografenteam standen, welches Kisten und Equipment umräumten. Die Assistentin seines Vaters sah auf ihre Armbanduhr und wandte sich an den Fotografen. Nach ein paar kurzen Worten drehte sie sich um und nickte in die Richtung der nur vom Team einsehbaren provisorischen Umkleide: „Zehn Minuten!“ Dankbar griff Adrien wieder nach Marinettes Hand, die sofort zu einem Dampfkessel mutierte und zog sie mit sich zum Rand des Brunnens, wo sie sich hinsetzten. Gierig öffnete der junge Mann die raschelnde Tüte und förderte eine Zimtschnecke hervor. Glücklich biss er hinein und reichte Marinette die Tüte zurück. Diese lächelte schüchtern und zog dann die von Tikki angeknabberte Apfeltasche soweit aus dem Papier, dass sie dieses als Handschutz nutzen konnte. Adrien zu beobachten wie er es sich schmecken lies, füllte die Bluenette mit einem warmen Gefühl aus. Ihr Schwarm verdrückte das Gebäck in Rekordzeit und schleckte sich die Finger sauber. Neben seinem Mund waren noch Zuckerbrösel zu sehen und ohne zu überlegen hob Marinette die Hand und wischte mit dem Daumen über die weiche Haut. Überrascht sahen sie zwei limettengrüne Augen an, doch weder zuckte Adrien zurück noch hielt er sie auf. Stattdessen wurde sein Blick plötzlich sanft und er schloss einen Moment entspannt die Augen. Ertappt zog Marinette nun die Hand zurück und knisterte an der Tüte herum. Dann bot sie ihrem Schwarm auch diese an. „Du nicht?“ fragte er hoffnungsvoll und die Dunkelhaarige schüttelte ihre Zöpfe. „Äh… was du heute Morgen gesagt hast…“ begann Marinette die gefräßige Stille die sich gebildet hatte zu durchbrechen, während Adrien selig kaute und sie dann fragend mit vollen Backen ansah. Die Bluenette straffte sich und knibbelte ihre Finger zwischen den Knien. „Äh… also…“ wie sollte sie es sagen ohne gleich wieder durchgeknallt herum zu stottern? Sie schluckte: „Mein… Meintest du das ernst? Also das mit… dem ausgehen?“ Marinette hatte es gesagt. „Shhhht!“ Der Blonde drückte mit einer Hand die Luft runter und bedeutete seiner Klassenkameradin so leiser zu sprechen. Ertappt blickte er sich um und flüsterte dann erklärend in ihre Richtung: „Ich darf offiziell niemanden daten! Aber ja ich will mit dir ausgehen. Wieso sollte ich über sowas Witze machen?“ „Aber… warum ich?“ Eigentlich wollte die Dunkelhaarige fragen: Warum gerade jetzt? …brachte es aber nicht über die Lippen. Verunsichert blickte sie auf ihre Schuhspitzen, krallte ihre Finger in den Stein des Brunnens. Wann war die Realität so unglaubwürdig geworden, sie so hoffnungslos, dass sie sich einfach nicht traute, seinen Worten zu glauben? Wieso fühlte das Mädchen sich, als wäre sie nicht gut genug für ihn? Wo war ihr Selbstvertrauen in seiner Gegenwart? Sachte berührten seine Finger ihre Hand und die verunsicherten hellblauen Augen suchten die seinen, welche niedergeschlagen waren und sich nun mit einem sanften Blick hoben: „Warum nicht?“ „Adrien wir müssen weiter machen!“ Natalie winkte mit ihrem Klemmbrett. Der junge Mann seufzte und zog Marinette mit sich hoch. „Wir reden morgen, ja? Bis dann!“ Ein entschuldigendes Lächeln, dann nickte Adrien zu jemand hinter dem Mädchen, der augenblicklich eine schwere Pranke auf die Schulter gelegt wurde. Der Gorilla führte die Bluenette umsichtig wieder hinter die Absperrung, grunzte als Antwort auf ihr Danke und kehrte zu seiner Aufgabe zurück. Da stand sie nun, sah wieder zu dem Getümmel rund um die Shooting Area und erhaschte auch einen Blick auf ihren Schwarm, der bereits wieder seiner Arbeit nachging und all sein Posen natürlich aussehen ließ. Der neu gestaltete Hintergrund, der an einen Fensterrahmen erinnerte welcher mitten auf die Wiese vor den Brunnen gestellt worden war, verziert mit weißen wallenden Vorhängen und hellen Rosenranken gaben mit den Blick auf das Wasser einen fantastischen Kontrast, zu dem funkelnden, farbenprächtigen Anzug in dem Adrien wild, aufmüpfig und cool wirkte. Das gold- lilane Jackett war nun aufgeknöpft, darunter kam seine nackte Brust zum Vorschein, welche nur von einer Kette geziert wurde. Marinette errötete und drehte sich ab. Fest verankerte sie ihre Hände an den Rucksackträgern und flüchtete Richtung Zuhause. „Das hast du ihn nicht wirklich gefragt?“ Kaum in ihrem Zimmer hatte die Bluenette einen Videoanruf mit Alya gestartet. Haspelnd und stotternd versuchte sie ihrer besten Freundin zu erzählen was eben passiert war. Die Rothaarige schob ihre Brille nach oben als wäre sie komplett fassungslos: „Marinette, man fragt den Jungen in den man schon ewig verschossen ist doch nicht, wieso er plötzlich mit einem ausgehen will! Ich hab langsam das Gefühl, du freust dich überhaupt nicht. Immer hast du davon geträumt, aber jetzt wo es tatsächlich passiert bist du nur am hinterfragen. Als… als wärst du nicht mehr sicher, ob du Adrien liebst?!“ „Ich liebe ihn!“ kam es wie aus der Pistole geschossen und die Dunkelhaarige war von sich selber überrascht. Alya grinste: „Das weiß ich doch! Aber hab etwas mehr Selbstbewusstsein! Kneif Titten und Arschbacken zusammen und stell dich deiner Unsicherheit!“ Musste das Mädchen mit der Hornbrille das so deutlich sagen? Marinette verkniff sich die Lippen und sah zur Seite. Ja, sie liebte ihn. Sie hatte ihn immer geliebt… und doch krochen nun Zweifel in ihr hoch in Form eines anderen jungen Mannes an den sie immer wieder denken musste. Gegen dessen Küsse sie sich nicht zur Wehr setzen wollte und konnte. Wann war Chat Noir ihr so wichtig geworden? „Und? Hast du den Entwurf von der Jacke inzwischen eingeschickt?“ „Häh?“ „Erde an Marinette!“ tadelte Alya „Den Entwurf für den Wettbewerb! Oder hast du inzwischen noch was anderes brauchbares gezeichnet? Tick-Tack! Übermorgen ist Einsendeschluss!“ Marinettes Kopf landete auf der Tischplatte, das Handy in ihren Händen von sich gestreckt: „Der Mantel passt doch nicht… hatte ich doch gesagt… ich bin völlig blockiert… ich zeichne und zeichne… schöne Dinge, dumme Dinge, aber nichts was für einen Wettbewerb passt. Ich glaub ich geb auf!“ Was sollte das auch bringen. Sie hatte einmal Glück gehabt mit der Melone, welche sogar Audrey Bourgeois gelobt hatte, aber ein zweites Mal würde sie sicher nicht gewinnen. Warum sich also weiter verrückt machen? Im Moment hatte die Bluenette mit ihren Liebesleben genug um die Ohren. „Nichts da!“ wetterte ihre beste Freundin. „Streng dich gefälligst an! Wir glauben alle an dich! So ich muss Schluss machen. Denk daran! Ich will gleich einen vollständigen Bericht haben, wenn du von dem Date mit Agreste Junior zurück bist. Ach und Mari…“ „Hmm?“ „Kopf abschalten und genießen!“ Damit verschwand die Bloggerin von dem Smartphone Bildschirm und nur das Aufgelegtzeichen leuchtete. Marinette legte das Handy verdeckt auf die Tischplatte, lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und seufzte. „Weißt du, Alya hat Recht!“ Tikki schwebte herüber und setzte sich ebenfalls auf den Tisch. „Vielleicht solltest du wirklich mal abschalten. Du stehst im Moment unter Dauerstrom.“ Müde lächelnd sah das Mädchen zu ihrer kleinen roten Freundin. Wahrscheinlich hatte sie Recht. „Tikki, was hälst du davon wenn ich uns Sandwiches mache und wir uns dann in mein Bett verkrümeln und etwas Film schauen? Etwas Ablenkung wäre vielleicht echt nicht verkehrt.“ Der Kwami kicherte und nickte begeistert: „Leg noch was Süßes drauf und ich bin dabei!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)