Miraculous Ladybug ~ Wahre Lügen von Sparkis ================================================================================ Kapitel 3: Erregung innerlichen Ärgernisses ------------------------------------------- ~Adrien~ ------------- Bei dem Geräusch wie ihr Kopf gegen die Luke knallte, war Chat Noir zusammen gezuckt. Plötzlich benahm sich Marinette wie… seinem anderen Ich gegenüber. Der Kater schluckte. Hatte sie es etwa herausgefunden? Dem würde er nachgehen müssen. Aber selbst wenn, es wäre ihm egal. Noch immer fühlte er sich überfordert, aber irgendwie auch angekommen. Der Kater verstand das nicht wirklich. Vielleicht weil er in den letzten Wochen so oft hier gewesen war. Nicht in ihrem Zimmer, aber bei Marinette. Sie hatte ihm eine Sicherheit gegeben, einen Rückzugsort. Hatte ihn nicht weggeschickt in seiner schwächsten Stunde. Im Gegenteil! Dieses Mädchen hatte in aufgefangen und festgehalten. Ihn zum Bleiben aufgefordert. Chat Noir wurde ganz warm ums Herz. Sie war wirklich eine tolle Freundin. Frösteln rieb sich der Katzenohrtragende Junge die Oberarme, stand auf und sah sich in dem, vorwiegend rosa eingerichtetem Zimmer um. Seit dem Vorfall mit Troublemaker war er nicht mehr hier gewesen. Und als Adrien nur einmal zum Videospielen. Ah nein, als Marinettes Großonkel aus China angereist war, war er als Übersetzer eingesprungen, doch nur im Wohnzimmer gesessen. Chat Noir schmunzelte. Aufmerksam betrachtete er all die Poster und Zeitungsausschnitte von sich selber an der Wand. Marinette war wirklich ein großer Fan der Mode seines Vaters. Ein bitterer Beigeschmack erschien in seinem Mund. Nein, nur jetzt nicht daran denken. Oh da hingen auch jede Menge Fotos! Der Kater erkannte all die Situationen wieder, bei denen sie endstanden waren und musste leise lachen. So viele schöne Erinnerungen! Er drehte sich um und lies den Blick über den Schreibtisch und die Arbeitsplatte schweifen. Hier also arbeitete seine Klassenkameradin ihre kreativen Entwürfe aus. Manchmal beneidete der junge Mann sie. Sie hatte eine Leidenschaft. Alles was Marinette tat, machte sie so passioniert, dass es Freude bereitete ihr dabei zuzusehen. Als Adrien hatte er es schon erlebt. Nur wenn sie direkt mit ihm sprach wirkte die Bluenette plötzlich wie ein anderer Mensch. Verunsichert, tollpatschig und überfordert. Vielleicht mochte sie ihn nicht besonders und versuchte sich nur gut mit ihm zu stellen, wegen ihrer Vorliebe für Mode. Chat Noir seufzte und zuckte mit den Schultern, da entdeckte er einen Bilderrahmen. Neugierig hob er diesen an. Ah, ein Foto von ihm vom letzten Klassenausflug. Noch nicht mal ein besonders Gutes. Etwas unscharf… wieso rahmte Marinette sich sowas ein? Gerade wollte er den Gedanken vertiefen, da öffnete sich die Bodenluke und Marinettes Kopf erschien in der Aussparung: „Magst du… äh kommst du runter?“ Chat Noir nickte, stellte den Rahmen zurück und folgte dem Mädchen nach unten. Schnell zeigte sie ihm das Bad und ging dann hinaus. Chat Noir verschloss vorsorglich die Türe. Er traute Marinette, aber wer wusste schon ob nicht einer ihren Eltern aufstand. Als er Marinettes Schritte sich entfernen hörte flüsterte der junge Mann: „Verwandle mich zurück!“ Augenblicklich stand Adrien im Badezimmer. „Maaaaaaann!!!“ Plagg war genauso gut gelaunt wie immer. „Bist du wahnsinnig durch solches Wetter zu rennen? Frustration hin oder her, etwas Hirn einschalten täte manchmal ganz gut oder?“ „Sagt der Richtige.“ Grinste Adrien, der sich sicher war, dass dies nur die Art seines Kwamis war ihm zu sagen, er solle sich das alles nicht so zu Herzen nehmen und besser auf sich aufpassen. Der Blonde griff nach dem Teller und stellte ihn auf den Boden. Sofort sauste Plagg hinzu und begann den Edelschimmelkäse in sich reinzustopfen. „Möchtest du dich auch aufwärmen?“ fragte Adrien und deutete auf die Dusche. Angewidert schüttelte sich der schwarze Katzengeist. Dank der vollgefressenen Backen konnte er wenigstens nicht zetern. Adrien lächelte und trat vor dem Spiegel. Wie er aussah? Fast nicht wieder zu erkennen. Verheult und aufgedunsen, mit verkrusteten Blut unter der Nase. Nicht gerade vorzeigetauglich. Als Model gänzlich ungeeignet. Der junge Mann kniff seine grünen Augen zusammen und wandte sich ab. Schnell schlüpfte er aus seinen ebenfalls feuchten Kleidern und kletterte in die Badewanne. „Hältst du das für ne gute Idee?“ Adrien sah zu seinem Kwami, der sich mit der Pfote Käsereste aus den Zähnen kratzte. „Was? Duschen?“ fragte der Blonde und der kleine Kater sauste vor seinen Kopf: „Ne… und ja… und ich meine hier duschen.“ Vielsagend nickte er Richtung Badezimmertüre und Adrien verstand. „Ich vertraue ihr.“ Damit schob er den Vorhang zu und stellte das Wasser an. Plagg setzte sich auf den Waschbeckenrand und grinste vielsagend. Kurze Zeit später stand Adrien wieder als Chat Noir vor dem Spiegel. Das heiße Wasser hatte ihm tatsächlich gut getan und dank Plaggs Magie waren seine Kleider mit der Verwandlung wieder trocken. Die benutzen Handtücher legte der Kater über den Badewannenrand und hob den Teller auf. Umsichtig lauschte er nach außen, ehe er die Badezimmertüre entriegelte und hinaussah. Es war dunkel und still in der Wohnung. Man hörte nur das Geräusch vom Regen, welcher monoton gegen die Fenster klopfte. War Marinette wieder in ihr Zimmer gegangen? Auf Katzenpfoten schlich Chat Noir in die Küche und stellte den Teller zum Spülbecken. Als er sich umdrehte entdeckte er die zierlich schlummernde Gestalt auf dem Sofa. Sie war also doch in der Nähe geblieben um aufzupassen. Nur leider dabei eingeschlafen. Er konnte nichts dagegen machen. Plötzlich musste der Kater breit grinsen. Sie war so eine gute Seele! Um ihr lästige Fragen durch ihre Eltern, warum sie nicht in ihrem Bett geschlafen hatte zu ersparen, beschloss Chat Noir die Bluenette nach oben zu tragen. Wie ein kostbares Gut hob er sie hoch und machte sich auf den Weg zur Treppe. Marinette seufzte im Schlaf und legte die Arme um seinen Hals. Überrascht hielt der Kater inne und sah nach unten in ihr Gesicht. Sie lächelte friedlich und Chat Noir ertappte sich dabei, dass er sie einen Moment zu lange betrachtete. Warum fing sein Herz plötzlich an schneller zu schlagen? Das war doch nur Marinette. Dieselbe Marinette wie immer… oder? Vorsichtig gelangte er in ihr Zimmer. Zum Glück hatte er die Luke vorhin nicht hinter sich zugemacht, sonst wäre es schwierig gewesen mit einem schlafenden Mädchen im Arm nach oben zu kommen. Nachdem er die Bluenette in ihr Bett auf der Galerie abgelegt hatte, sprang Chat Noir wieder hinab, löschte das Licht und verschloss die Bodentüre. Letztere starrte er einen Moment unschlüssig an und dann wieder zu dem Bett hinauf. Die Dusche hatte ihm den Kopf geklärt. Auch wenn der junge Mann es nicht wollte, er würde wieder nach Hause gehen müssen. Er seufzte und machte sich an den Aufstieg zu Galerie. Marinette hatte sich auf die Seite gedreht und lag mit dem Gesicht zu ihm. Chat Noir ging in die Knie, stütze seine Arme auf dem Bett ab und beobachtete das Mädchen. Dank seiner Nachtsichtigkeit konnte er jede Sommersprosse auf ihrer Nase erkennen. Hätte sie ihn heute nicht aufgelesen, wer weiß was für eine Dummheit er gemacht hätte. Es war als wäre ihm ein Engel geschickt worden, als er es am dringendsten brauchte. Chat Noir lächelte dankbar und beugte sich vor. Ein kurzes Zögern, dann küsste er Marinette auf die Stirn. „Merci Prinzessin!“ Damit stand er auf und drückte gegen die Dachluke. Eine Hand schloss sich um seine und überrascht fuhr Chat Noir herum. Marinette hatte sich aufgesetzt und sah ihn alarmiert aus ihren großen blauen Augen an. „Wohin gehst du?“ Ihre Stimme zitterte. Der Kater war zu überfahren um sofort zu antworten. In dem Gesicht des Mädchens spiegelte sich Angst. Angst um ihn. Sie sorgte sich wirklich um ihn. Chat Noirs Herz machte einen Sprung. Rasch drehte er sich und ging wieder in die Knie. Seine zweite Hand legte sich nun ebenfalls um die von Marinette, welche ihn immer noch festhielt. Er wusste nicht was er sagen sollte. Drückte nur sanft die kleine Hand in den seinen. In dem Kater schwoll etwas an und er spürte wie ihm wieder die Tränen in die Augen schossen. Doch diesmal vor Glück. Er war so glücklich. Marinette sah ihn immer noch ängstlich an und so schüttelte Chat Noir sachte den Kopf. „Es ist alles gut. Dank dir geht es mir wieder gut. Danke Prinzessin!“ Die Spannung im Körper der Bluenetten lies nach und ihre Schultern sackten nach unten. Vorsichtig fragte sie: „Also… gehst du wieder… nach Hause?“ Chat Noir nickte. Einen Moment schien seine Klassenkameradin nachzudenken. Ihr Griff lockerte sich nicht. Wollte sie ihn nicht gehen lassen? Es rührte Chat Noir wieviel Gedanken Marinette sich wohl um ihn machte. Egal ob sie nun wusste wer er war oder nicht, auf jeden Fall lag ihr der Kater am Herzen. Nur was sollte er jetzt machen? „Rutsch mal!“ Verwirrt sah Marinette ihm in die Augen, errötete und kam dann zögernd seiner Bitte nach. Chat Noir legte sich neben sie und zog die Decke über sie Beide. Er öffnete die Arme und nach einem scheuen Moment kuschelte sich das Mädchen an seine Brust. Der Kater war sich sicher, dass sie seinen rasenden Herzschlag hören konnte und spürte den ihren ebenfalls in seinen Händen. „Du… du machst aber nichts komisches… oder?“ flüsterte Marinette und der junge Mann schmunzelte. „Versprochen!“ sagte er sanft und spürte wie nun auch die Bluenette die Arme um ihn legte. Es war schön und unangenehm gleichermaßen. Noch nie hatte Chat Noir sich in so einer Situation befunden. Mit einem Mädchen in ihrem Zimmer in ihrem Bett… nur sie Beide… allein… nur durch dünnen Stoff getrennt. Es war aufregend und gleichzeitig… Der Kater wusste einfach, dass seine Gedanken falsch waren. Zum Glück hörte er gleich darauf wieder die gleichmäßigen Atemzüge von Marinette. Sie war wieder eingeschlafen und das führte dazu, dass auch der katzenohrtragende junge Mann sich ein wenig beruhigte. Er schmiegte sein Gesicht in ihr weiches Haar und zog unbewusst ihren Duft ein. Sie roch gut und war so warm. Ihr weicher Körper kuschelte sich an seinen. Ihre Gestalt passte so gut in seine Arme. Ihre Rundungen ergänzten was ihm als Junge fehlte. Was dachte er da? Ehe Chat Noir es sich versah raste sein Puls wieder. ~Marinette~ ---------------- Chat Noirs Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Die Augen unter der schwarzen Maske geschlossen. Sein Ausdruck friedlich. Und ihm gegenüber wütete der Sturm. Völlig übermüdet war Marinette in den Armen dieses frechen Katers eingeschlafen, obwohl sie erst gedacht hatte, das würde nie passieren. Als sie aufwachte hörte sie nur seinen Atem und fühlte sich beschützt und geborgen. Eine Zeitlang hatte die Bluenette in betrachtet, sich über den gestrigen Tag den Kopf zerbrochen. Es war einfach zu viel passiert. Erst hatte der Tag so ereignislos begonnen und war dann so ausgeartet und am Ende… hatte Chat Noir bei ihr übernachtet. Ihre Augen studierten sein entspanntes Gesicht. Es war ihr nie aufgefallen wie lang seine Wimpern waren, dass seine Mundwinkel immer leicht nach oben zeigten und seine echten Ohren fast immer verdeckt blieben egal wie er sich bewegte. Dafür hatte sie sich nie die Zeit genommen, obwohl sie so viel davon mit ihrem Partner verbrachte. Wenn er die Klappe hielt und nicht wie ein rolliger Kater um Ladybug herum schlich wirkte er… nein er war eindeutig attraktiv. Sein Körper durchtrainiert und sein Griff stark. In den letzten Wochen hatte Marinette ihn besser kennengelernt. Etwas, dass als Ladybug kaum möglich war. Und gestern hatte sie seine verletzliche Seite erlebt und… ihr fehlte das richtige Wort dafür. Chat Noir bewegte sich im Schlaf und das Mädchen spürte wie etwas gegen ihr Bein drückte. Was war das? Es konnte nicht sein Stab sein, den hatte Marinette an seinem üblichen Platz unterhalb der Wirbelsäule ertastet. Ohne arg gleitete die Hand des Mädchens zwischen sie nach unten und… Wie als hätte sie sich verbrannt zog Marinette ihre Hand nach oben. Von der plötzlichen Bewegung wurde Chat Noir zum Glück nicht wach, aber zog die Bluenette in eine feste Umarmung zurück. Jetzt konnte sie deutlich spüren was sich da an sie drückte und ihr Kopf entflammte. Oh Gott! Oh Gott oh Gott! Das war nicht wahr? Sie wagte es nicht sich noch irgendwie zu bewegen. Hoffte nur inständig darauf, dass der Kater bald aufwachte. Ihr Blut rauschte in Marinettes Ohren und sie konnte nicht mehr klar denken. Sie lag direkt an der einzigen Stelle, die nicht von schwarzen Leder eingekleidet war, an Chat Noirs Hals und atmete so den würzigen Duft ein der von seiner Haut ausging. Noch etwas, was ihr nie aufgefallen war und ihre Sinne nun verrückt spielen ließ. Der junge Mann bewegte sich erneut und Marinette hielt den Atem an. Chat Noir drehte sich auf den Rücken und entließ die Bluenette so aus seinen Armen. Er gähnte und sah sich um, versuchte sich zu orientieren. Man konnte direkt in seinem Gesicht lesen wie langsam die Erinnerung zurückkam. Als er sich zu Marinette wandte, kniff diese die Augen zusammen, um so zu tun, als ob sie noch schliefe. Bitte, er musste es einfach glauben! Es war dem Mädchen so schon peinlich genug. Ein Moment verging. Ein weiterer verging. Noch einer… langsam wurde Marinette unruhig. War der Kater wieder eingeschlafen? Vorsichtig öffnete sie ein Auge… und wünschte sich sie hätte es nicht getan. Ihr innerstes wurde von einem Paar frühlingsgrünen Augen aufgesogen. Wie sie zuvor hatte Chat Noir die Bluenette nun all die Momente still beobachtet, die Lippen mit einem schwer zu deutenden sanften Lächeln umspielt. „Möchte ich wissen, was für tiefgehende Gedanken du hast Prinzessin?“ plötzlich wurde das Lächeln frech. „Mit dieser Gesichtsfarbe?“ Marinette starrte ihn an. Ihr Gesicht wurde noch purpurner… wenn das überhaupt möglich war. Der Kater lachte. Dieser Mistkerl lachte! Marinette sprang auf, packte ein Kissen und haute es ihm um die Ohren. „Haha… Gnade! Gnade Prinzessin!“ Vergeblich versuchte sich der Pariser Held dem Angriff mit den Armen zu erwehren, doch die Bluenette dachte nicht daran. Erst würde sie ihm dieses inzwischen überdrehte Gegacker aus dem Gesicht klatschen. Sich über sie lustig zu machen! Dem würde sie es zeigen! Marinette drehte sich um und packte noch ein zweites Kissen, doch diese Sekunde nutzte ihr Opfer und umgriff das eine Handgelenk und zog sie so wieder in eine liegende Position. Das Mädchen zappelte, doch half es nichts. Sie wurde entwaffnet und auch ihre zweite Hand ans Bett gepinnt. Der Kater immer noch lachend über ihr. „Sachte Prinzessin! Was hab ich dir getan, dass du mich mit Daunen erschlagen willst?“ Fassungslos sah Marinette in dieses belustigte Gesicht und auf die Frage hin unfreiwillig zu des Katers Lenden hinab. So schnell ihre Augen auch wieder nach oben jagten, Chat Noir hatte es doch bemerkt und die Bluenette schimpfte sich für diese Unvorsichtigkeit. Kurz schien er überrascht, fasste sich aber erstaunlich schnell wieder und kam ihr erneut grinsend näher. Chat Noir stoppte erst, als seine Wange an der ihren lag und er so in Marinettes gerötete Ohren flüstern konnte: „Oh… entschuldige. Ich dachte du wüsstest über Männer Bescheid. Andererseits… wenn ich dich so ansehe… scheint er dir so ganz gut zu gefallen.“ Seine Worte ließen die Haut des Mädchens prickeln. Wieder atmete sie den Geruch ein der von Chat Noir ausging und etwas in ihr auslöste, was sie nicht einordnen konnte. Irgendwie wünschte sich Marinette, dass dieser junge Mann ja nicht aufhörte, ihr noch näher zu kommen und die Situation ausnutzte… und andererseits… Chat Noir entließ ihre Arme in Freiheit und setzte sich an den Bettrand. „Entschuldige. Das lässt gleich nach. Das ist morgens normal… Tut mir leid, wenn ich dir Angst gemacht hab.“ Wieder saß er zusammengesunken da. Um sich zu beruhigen? Oder fürchtete er sich erneut davor weggestoßen zu werden? Marinette hievte sich auf ihre Ellenbogen und betrachtete den Rücken des jungen Mannes mit den hängenden Schultern. Langsam setzte sie sich vollends auf, rutschte hinüber, legte ihre Arme von hinten um seinen Hals und ihren Kopf auf seine Schulter. Er hatte wohl nicht mit dieser Berührung gerechnet und zuckte zusammen. Etwas veränderte sich in Marinette. Ihr ganzes Bild von Chat Noir hatte Risse bekommen. Kleine Fetzen bröckelten von der immer positiven gut gelaunten, kessen Fassade ab und gaben den Blick frei auf eine völlig andere Person. Verletzbar, emotional und liebenswert. Das war das Wort, welches das Mädchen vorher gesucht hatte: der Kater war liebenswert. „Prinzessin?“ Chat Noirs Stimme klang unsicher und Marinette verstärkte ihren Griff um ihm zu zeigen, dass sie ihm niemals überdrüssig werden würde. Eine behandschuhte Hand legte sich auf ihren Arm, doch sie ließ nicht los. Im Gegenteil! Sie drückte sich noch mehr gegen den starken Rücken und hoffte ihm so Trost zu spenden. Doch als der katzenohrtragende junge Mann nun sprach, klang es überhaupt nicht entspannt: „Prinzessin, wenn du dich weiter so an mich presst…“ Er ließ den Satz unvollendet und trotzdem verstand die junge Frau sofort und schlagartig riss sie die Arme hoch. Doch von ihrem eigenen Schwung überwältigt fiel Marinette hinten über. Mit einem erschrockenen Aufschrei landete sie wieder auf ihrer Decke. Chat Noir drehte sich verdutzt um. Ihre Augen fanden einander und unvermutet begannen sie Beide zu lachen. Ein befreiendes Lachen. Die ganzen Umstände waren einfach albern. Marinette wischte sich gerade eine Lachträne aus dem Auge, da bemerkte sie die schwarze Hand die ihr aufhelfen wollte. Beherzt griff sie zu und saß dann neben dem Kater auf der Kante ihres Bettes. Sein Mund war immer noch amüsiert verzogen und die Bluenette entdeckte, dass sie diesen Anblick mochte. Doch dann war der Augenblick vorbei und die Züge von dem jungen Mann wurden wieder ernst. „Ich… ich muss gehen.“ Er klang wenig begeistert. „Bestimmt werde ich schon vermisst.“ Sie wollte irgendwie nicht, dass er ging und trotzdem nickte Marinette. „Aber… du kommst wieder ja? Und wenn du jemanden zu reden brauchst…“ Chat Noir sah sie einen Moment erstaunt an, dann schmunzelte er und spielte mit der Haarsträhne vor ihrem Ohr: „Dann komme ich zu dir. Danke Prinzessin.“ Damit stand er auf und kletterte durch die Dachluke ins Freie. Bevor er sie verschloss blickte er nochmals zu den großen blauen Augen hinab. „Wirklich, vielen Dank!“ Dann war er fort. Noch eine Weile richtete Marinette ihren Blick zu dem Fenster über sich. Blauer Himmel hatte die Regenwolken von gestern Abend abgelöst. Die Morgensonne erwärmte die Luft. Das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren hatte die Hände in ihrem Schoß gefaltet und versuchte zu verstehen, war in ihr vorging. Ein rosiger Schimmer umspielte ihre Wangen und sie spürte eine Sehnsucht die ihr neu war. Sie war ähnlich derer, die sie überfiel wenn sie in die Nähe ihres Klassenkameraden Adrien kam, aber irgendwie auch… anders. Verwirrend. „Guten Morgen Marinette!“ Tikki hatte ihr Versteck verlassen und sauste um den Kopf der Bluenetten herum. Da sie keine Reaktion bekam setzte sich das kleine rote Wesen schließlich auf die rechte Schulter ihrer Besitzerin. Einen Moment starrte sie auch zu der Dachluke, schien zu begreifen und lächelte vielsagend. „Vermisst du Chat Noir?“ Ertappt drehte sich Marinette dem Kwami zu, welcher zu kichern begann. „Ga…gar nicht!“ stotterte das Mädchen und als Antwort sprach Tikkis Gesicht Bände. Empört begann die Bluenette sich zu verteidigen: „Ich… mache mir nur Sorgen um ihn. Ob er klar kommt!“ „Ja klar.“ Tikki war noch mehr belustigt. Marinette strafte sie mit einem bösen Blick und musste dann ebenfalls lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)