*~Love Me Like You Do~* von BexChan ================================================================================ Kapitel 4: *~I Want To Break Free~* ----------------------------------- Der Dämon wimmerte im Schlaf. Es war lange her, dass er solche Albträume hatte aber wenn er sie hatte, waren sie jedes Mal intensiver. Er spürte regelrecht, wie die Flammen seine Haut verzehrten während er vom Himmelszelt fiel und in die Tiefe stürzte. Er wusste nicht, ob er auf der Erde oder direkt in der Hölle landen würde aber eines war er sich sicher. Er hatte Schmerzen. Er litt im wahrsten Sinne des Wortes Höllenqualen! Gott hatte ihn verlassen und das alles nur, weil er sich mit den falschen Leuten umgeben hat. Wo war da die Gerechtigkeit? Die Flammen versenkten seine Flügel, die einst noch weiß und frei von jeglicher Sünde schimmerten und bahnten sich ihren Weg durch seine rote Haarpracht. Er wusste nicht, wohin es ging. Wie sagte Erziraphael immer so schön? Die Wege des Herren sind unergründlich? Wie auch immer, in jenem Moment konnte der Dämon, der sich Crowley nannte keinen klaren Gedanken fassen. Er spürte das Feuer auf seiner Haut, wie es sein Fleisch versenkte und er tiefer fiel. Immer tiefer, bis da nur noch schwarze Leere vor seinen Augen war. An jenem Tag wurde er als gefallener Engel gebranntmarkt. Er schreckte aus dem Schlaf hoch. Seine gelben Schlangenaugen wanderten unruhig durch das Schlafzimmer seines Apartments. Sein Atem ging schwer, die Luft lag drückend im Raum oder es war einfach nur der unglaubliche Druck, der ihm auf der Brust lag. Er bemerkte erst Sekunden später, dass es alles nur ein Traum gewesen war, der es anscheinend liebte, den Dämon mit seiner Vergangenheit zu quälen. Doch der Anblick des Engels, der seinen Kopf ruhig auf Crowley's Brust bettete beruhigte den Dämon. Jetzt erinnerte er sich wieder. Erziraphael war die letzte Nacht bei ihm geblieben, da Crowley in einem plötzlichen Anfall von Panik fast zwei Flaschen Rotwein geleert und beinahe drei seiner lieblichen Pflanzen verbrannt hätte. Der Engel hatte sich Sorgen um ihn gemacht und war geblieben, was Crowley sehr erleichterte. In all den Jahren hatte er nie genau mit Erziraphael über seine Vergangenheit gesprochen, wie und warum er überhaupt zum Dämon geworden ist. Erziraphael wusste nur, dass Crowley gefallen war aber das wie und warum, das blieb ihm verborgen. "Du warst auch einst ein Engel!" "Ja, aber das ist schon sehr lange her." So waren sie an jenem Tag verblieben als Erziraphael in jenem Moment Crowley wegen der verdammten Apokalypse die Freundschaft kündigen wollte. Crowley sah keinen Sinn darin mehr über seine Vergangenheit preis zu geben als nötig war. Warum auch? Erziraphael hatte nie gefragt also war es auch nicht nötig 6000 Jahre später noch darüber zu lamentieren. Wenn doch nur diese Albträume nicht wären. War das kalter Schweiß auf seiner Stirn? Mit dem Handrücken wischte er sich einige Tropfen weg und versuchte tief durchzuatmen. "Nur ein Traum. Nur ein weiterer dummer Traum, der nichts zu bedeuten hatte." "Hmm...Crowley?" Noch halb schlaftrunken schaute der Engel zu Crowley hoch. "Hab ich dich geweckt? Das war nicht meine Absicht." "Nein, alles okay? Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst aufgewühlt. Hast du schlecht geträumt?" "Ja, ein schlechter Traum aber alles in Ordnung, mir geht es gut." "Wirklich? Du bist ganz blass?" "Ich bin immer blass, Engel." "Jetzt aber mehr denn je!" "Könntest du bitte aufhören dauernd so viele Fragen zu stellen?" "Ich mache mir doch nur Sorgen!" Der Dämon schwieg. Er wollte Erziraphael nicht mit sowas belanglosem behelligen. Dennoch schenkte der Engel ihm ein Lächeln. "Es ist okay, ich werde dich nicht weiter bedrängen. Soll ich uns einen Tee machen?" "Das war wieder typisch für Erziraphael. Wenn er eine Frau wäre, hätte er eine gute Mutter abgeben können. Er war immer so fürsorglich und Crowley kam sich dann immer vor wie das letzte Arschloch. Er rang sich ein sanftes Lächeln ab. "Gerne." Er beobachtete, wie sich der Engel geschmeidig erhob, ausgiebig gähnte und sich anschließend in Bewegung setzte in Richtung Küche. "Erziraphael?" "Ja, was ist los?" "...bitte komm nochmal her." Fragend blickte der Engel den Dämon mit diesen hellblauen Augen an, die Crowley so liebte. Er wusste, was er an Erziraphael hatte und trotzdem verhielt er sich ihm gegenüber manchmal so unmöglich. Als er sich Crowley gegenüber vom Bett setzte, legte der Dämon sanft seine Arme um den Engel und hielt ihn feste. Es fiel kein Wort, Crowley schwieg und genoss für einen Moment die Nähe und die Wärme des Engels. Erziraphael hinterfragte nicht aber er spürte eine unendliche Traurigkeit, die von dem Dämon ausging und nahm den Dämon ebenfalls in seine Arme. In solchen Momenten wurde Crowley immer wieder bewusst, wie sehr er Erziraphael brauchte. Eine Weile gab keiner ein Wort von sich. Sie saßen einfach nur da und hielten sich im Arm. "Lass uns wegfahren, Erziraphael." "Wegfahren? Gerne aber wohin? Hast du eine Idee?" "Keine Ahnung, weg aus der Stadt. Vielleicht auf's Land. Einfach mal fort von hier." "Auf's Land klingt gut! Wir könnten Adam besuchen und sehen, was aus ihm geworden ist!" "Ich dachte eigentlich, dass wir einfach mal irgendwo hin reisen, wo nichts von alldem hier ist." "Oh...hmmm na dann...wie wäre es mit Paris?" "Gerade du und Paris? Nicht, dass ich deinen Kopf am Ende wieder aus der Schlinge ziehen muss! Ich erinnere dich nur an 1793." Erziraphael verzog das Gesicht zu einer beschämten Grimasse. "Es waren Die Crepés! Ich konnte nichts dafür. Ansonsten war Paris recht schön und außerdem...gibt es dort ausgezeichnete Weine." "Hmmm...nun gut, du hast mich überzeugt. Ab nach Paris!" Er schwenkte das Glas gefüllt mit Rotwein in der Hand leicht hin und her und blickte auf den Eifelturm, der um diese späte Uhrzeit hell erleuchtet war. Die vielen Lampen leuchteten immer unterschiedlich und ließen den Turm wirken, als ob er glitzern würde. "Traumhaft, nicht wahr?" "Ja, schon sehr eindrucksvoll. Auf jeden Fall hat Frankreich es seit wir 1793 das letzte Mal hier waren weit gebracht!" "Siehst du, ich habe dich nicht enttäuscht." "Nein, das hast du durchaus nicht, mein Engel." Die beiden schauten sich für einen Moment intensiv in die Augen und Crowley bemerkte sofort, wie Erziraphael unter dem Kompliment geschmeichelt wegschaute. "Danke, Erziraphael." "Wofür? Ich habe nichts getan." "Für das hier." "Oh, das meinst du. Aber das war doch nicht allein meine Idee gewesen." "Du bist halt ein Mann...entschuldige, ein Engel von Welt!" "Jetzt hör auf!" Crowley grinste als er sah, wie dem Engel vor Verlegenheit die Röte ins Gesicht stieg. "Weißt du, wir mögen zwar ewig leben aber ich glaube, mit den Jahren haben wir gelernt, das Leben, so wie wir es kennen zu schätzen zu wissen." Nun schaute Erziraphael Crowley fragend von der Seite an. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. "Nur Engel wie wir...wissen das Leben wirklich zu schätzen..." "Crowley...du bist aber kein Engel." Für einen Moment verfluchte Erziraphael sich für diesen Ausruf, er warf sich die Hand auf den Mund vor Schreck als Crowley ihn eindringlich von der Seite musterte. "T-tut mir leid. Das war nicht meine Absicht." Doch der Dämon lächelte unter den dunklen Brillengläsern seiner Sonnenbrille hervor, schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck Rotwein. "Nein, du hast ja recht. Ich war mal ein Engel. Aber das ist...lange her." Der Engel schaute beschämt zu Boden. Er wusste nicht, was er sagen konnte oder er Crowley trösten sollte. Vielleicht würde er sauer werden wenn er das Gefühl bekam, der Engel würde Mitleid mit einem Dämon haben. Stattdessen rückte er näher an Crowley heran und legte seine Hand auf die des Dämons, die frei auf der Mauer ruhte, auf der die beiden saßen während sie sich das Spektakel des Eifelturms ansahen. "Egal, was passiert ist, du musst es mir nicht sagen. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich mag...dass ich dich liebe...so wie du bist. Und du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass du tief im Inneren...ein guter Mensch...ich meine, Dämon bist." Der Engel stellte sich darauf ein, dass Crowley ihm wieder etwas um die Ohren warf, dass er nicht nett sei weil er ein Dämon ist, stattdessen schenkte er dem Engel ein liebevolles Lächeln gefolgt von einem Kuss auf die Wange. "Engel, du kannst mir glauben, dass ich mich an das Leben der Menschen gewöhnt habe und ich muss ehrlich sagen, dass es mir lieber als das Leben eines Dämons in der Hölle ist. Deswegen sei unbesorgt." Ein entspanntes Lächeln legte sich auf Erziraphael's Lippen. "Das freut und beruhigt mich zu hören. Mir geht es nämlich nicht anders, Crowley." Als Crowley in die himmelblauen Augen von Erziraphael sah und der Engel den Dämon ein sanftes Lächeln schenkte, wusste Crowley, dass es nichts gab, wovor er sich fürchten musste. Er hatte alles, was er brauchte und das war alles, was zählte. "Wir haben uns wirklich zu sehr an das Leben auf der Erde gewöhnt, nicht wahr?" "Sehr sogar!" "Aber ich bereue nichts, Engel! Nirgendwo ist es schöner als hier." "Auch nicht auf Alpha Centauri? Wolltest du da nicht immer hin?" "Nah, nicht ohne dich! Du wolltest ja nicht mit mir gehen!" "Nein, ich...wollte einfach nicht von dem weg, was ich liebe." "Die Welt?" "Die auch. Aber in erster Linie wollte ich nicht, dass du gehst. Weil du mir wichtig bist." "Am Ende...wollte ich gar nicht mehr gehen. Weil du nicht mehr da warst, Engel. Ich dachte...ich hätte dich für immer verloren." "Crowley..." "Mir wäre egal gewesen, was mit mir passiert wäre. Ich bin ein Dämon." "Sag sowas nicht, Crowley!" "Ich bin so froh, dass du lebst. Dank dir...kann ich Nachts besser schlafen." "Das wirkte letzte Nacht aber nicht so." "Tss...ein paar schlechte Träume. Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen musst." "Ich mache mir aber Sorgen um dich. Du wirktest so aufgewühlt." "Naja...es ist halt kein angenehmes Gefühl wenn man fällt...auch nicht im Traum." Erziraphael blickte Crowley besorgt von der Seite an und ergriff dessen Hand. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es ist ein gefallener Engel zu sein. Er wusste, dass Crowley kein Mitleid wollte, das war das letzte, was dieser stolze Dämon gewollt hätte. Der Engel würde nie nachvollziehen können, was es heißt verdammt zu sein. Deswegen war es ihm aber ein inneres Verlangen, auf Crowley aufzupassen und für ihn da zu sein. Nur das zählte. Der Dämon hob sein Glas. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen als er den Engel mit sanften Blick musterte. "Cheers, mein Engel. Auf uns und auf die Welt." "Auf uns...und die Welt." "Sollen wir essen gehen? Ich lade dich ein!" "Dieser Versuchung kann ich wohl unmöglich widerstehen!" "Was hälst du von Crepés im Mondlicht?" "Das klingt sehr verlockend." "Ich weiß halt, wie ich dich in Versuchung führen kann!" "Du Schlange." "Immer wieder gerne!" "Deinetwegen werde ich noch irgendwann ein gefallener Engel." "Oh glaub mir, wie ich bereits zu dir sagte, es ist nicht mehr so schlimm wenn man sich daran gewöhnt hat." "Um Gottes Willen, verschone mich, geliebter Feind!" "Nach dir, mein Engel!" "Oh, wie aufmerksam!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)