Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 4: ----------- 4. Kapitel   Nach einer guten Nacht – Special Soap Opera Night Marathon auf Channel 6 - begibt sich Krang, das böse, körperlose Gehirn aus der DimensionX, gnadenloser Warlord und Welteneroberer und immer bereit zu neuen Schandtaten, frohgemut und natürlich ohne anzuklopfen, in das Quartier seines Untergebenen/ Mitstreiter/ Sklaven. „Shredder, aufste... boah! Wie siehst du denn aus? Warst du etwa die ganze Nacht wach?“ „Hah?“ Shredder hebt den Kopf von dem Tablet auf seinen Knien und blinzelt ihn aus blutunterlaufenenen Augen an. Er lümmelt sich mit untergeschlagenen Beinen in dem Papasansessel, den das Nashorn und das Warzenschwein vor ein paar Wochen angeschleppt haben, trägt nur seinen dunklen Jinbei und vielleicht liegt es am Licht – oh, Krang hofft, dass es nur am Licht liegt - aber er wirkt allgemein etwas blässlich um die Nase. „Warst du die ganze Nacht wach?“ wiederholt Krang seine Frage. Wenn er das macht, geht das in Ordnung, er braucht nicht viel Schlaf, aber Shredder hat erst eine schwere Grippe hinter sich und Krang hat seine Sklaven lieber allzeit bereit als krank darniederliegend. Shredder wirft einen überraschten Blick auf die Wanduhr und zuckt dann nur mit den Schultern. „Ich war auf X-Zone...“ beginnt er, als würde das alles erklären. Und zu Krangs großen Bedauern erklärt das wirklich alles. „Und?“ erkundigt er sich vorsichtig, während er sich ihm langsam nähert. „Wieviele Doppelgänger hast du gefunden?“ „Zehn bisher.“ Shredders Stimme klingt brüchig und er streicht sich müde über die Stirn. „Zehn“, wiederholt Krang und nimmt das Tablet an sich, um sich selbst ein Bild davon zu machen. „Huch? Du chattest mit ihnen?“ „Wieso nicht?“ murmelt Shredder erst leise, aber als ihn dann Krangs strenger Blick trifft, lodert heiße Wut in ihm auf. „Sie sind ich! Ich darf mich ja wohl noch mit mir selbst unterhalten, oder?“ Von diesem Ausbruch überrascht, hebt Krang besänftigend die Tentakel. „Ist ja gut. Kein Grund, gleich so auszuflippen. Herrje, du bist immer so unausgeglichen, wenn du müde bist.“ „Ach, lass mich doch einfach in Ruhe!“ Schnaubend springt Shredder auf und stürmt durch die Tür, die zum angrenzenden Bad führt. Krang blinzelt ihm zuerst verdutzt hinterher, dann runzelt er, mißtrauisch geworden, die Stirn und scrollt sich dann etwas genauer durch die Seiten auf dem Tablet. Sein herausragender Verstand benötigt nur 3,413 Sekunden, um die Quelle von Shredders mieser Stimmung herauszufinden. Er zögert, doch dann legt er das Tablet zurück in den Sessel und lenkt seinen Roboterkörper hinüber zur Badtür. „Shredder?“ vorsichtig, beinahe zaghaft, klopft er mit einem Tentakel gegen das Metall. Er lauscht, doch von der anderen Seite ist nur Wasserrauschen zu hören. Trotzdem wird er das Gefühl nicht los, dass Shredder gespannt auf jedes seiner Worte wartet. „Hör zu, Shredder – anstatt dich darüber zu grämen, dass neunzig Prozent deiner Doppelgänger schwul geworden sind, solltest du dich lieber darüber freuen, dass immerhin hundert Prozent von ihnen glücklich in ihren Beziehungen sind. Statistisch gesehen ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis auch du jemanden findest, der dir dein Bett wärmt.“ Nicht, dass es ihn interessieren würde, aber er hat eine Nacht voller Seifenopern hinter sich, da kann er es sich schon einmal erlauben, sentimentale Dinge von sich zu geben. Von der anderen Seite der Tür antwortet ihm nur Schweigen. Und etwas lauter werdendes Wasserrauschen. „Hey, dreh die Dusche nicht so sehr auf! Du Verschwender!“ Krang gibt der Tür einen nachdrücklichen Schlag, dann dreht er sich auf dem Absatz herum und verlässt Shredders Quartier. Soll der Kretin doch ruhig weiter in Selbstmitleid baden. Er, Krang, der Herr und Meister dieser rollenden Kampffestung, hat jetzt Besseres zu tun. Voller Vorfreude reibt er sich die Tentakel. Es wird Zeit, dass er sich auch mal auf X-Zone umsieht.     Für Krang ist ein Leichtes, sich in Shredders Account einzuloggen, schließlich ist er der Administrator hier. Aber so dreist, etwas in seinem Namen zu posten, ist er nicht, auf die Anfragen antwortet er jetzt also nicht. Das einzige, was ihn interessiert, sind die Chats, die sein Shredder mit den anderen geführt hat. Ach, Paralleluniversen sind doch etwas Lustiges, solange sie sich nur im virtuellen Raum überschneiden. Er hat noch nicht herausgefunden, was genau dafür verantwortlich ist, dass ausgerechnet dieses Technodrome zu einem Knotenpunkt für diese Art von Datenverkehr geworden ist, aber er hat seinen Spaß daran. Vor allem die geposteten Fotos entzücken ihn regelrecht. Bis auf wenige, unwesentliche Details, sehen diese Shredder seinem eigenen so wunderbar ähnlich, und auch ihre Charaktere scheinen sich zu gleichen. „Mein Schatz hat mir einen Deal angeboten, auf den ich eingehen musste – das Leben von Krang, Beeps und Rock hing davon ab! Und jetzt sind er und Krang beste Freunde und sie scheuchen uns gemeinsam herum. Manchmal weiß ich nicht, ob ich darüber wirklich so froh sein soll. Aber ohne ihn kann ich es mir mein Leben gar nicht mehr vorstellen.“ Als Krang das liest und die dazugehörigen Fotos sieht, muss er unwillkürlich schmunzeln. Shredder und der Rattenkönig? Und der Rattenkönig quasi als seiner, Krangs, Stellvertreter? Ah, dieses Universum gefällt ihm jetzt schon. „Er hat sich in mein Bett geschlichen. Immer öfter. Und irgendwann ist er über mich hergefallen. Aber das war okay. Ich will ihn gar nicht anders. Er ist nunmal Krang.“ Als Krang sieht, was aus ihm geworden ist, schaudert er unwillkürlich, aber zugleich ist auch sein Interesse geweckt. Er möchte zwar nicht so aussehen wie eine Mischung aus einem Raubsaurier und dem Alien aus dem gleichnamigen Film, aber es scheint tatsächlich eine Möglichkeit zu geben, dass er wieder einen Körper aus Fleisch und Blut erhält. „Ich war nicht ganz bei mir. Visionen, Schlafmangel, epileptische Anfälle. Sie haben mir geholfen. Haben nicht locker gelassen. Und jetzt werde ich sie nicht mehr los. Ob ich glücklich bin? Na aber hallo!“ Es dauert eine Weile, bis sich Krang wieder an den FBI-Agenten Yuko Lamar erinnern kann, aber gut, warum nicht? Er zuckt mit den Tentakeln. Dieser Shredder lebt also in einer Dreierbeziehung zwischen Yuko und April O'Neil und sie leben alle im Technodrome? Niedlich. Hm, ob sein Shredder auch diese seherischen Fähigkeiten besitzt? Und wenn, sollte er sie aktivieren? Es lohnt sich, darüber nachzudenken. „Wir waren beide einsam. Und als er mir gestand, dass er mich liebt … ich dachte mir: warum nicht? Und jetzt sind wir schon seit zwei Jahren zusammen.“ Shredder und Bebop? Uh. Krang hat viel Fantasie, aber das ist irgendwie … schräg. „Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte... aber ich bin froh, dass es ihn gibt.“ Oh, in diesem Universum hat er nicht nur einen Körper, sondern sogar einen menschlichen. Und er sieht umwerfend aus. Und er ist ein russischer Medien-Mogul mit der Ambition, sich ein weltweites Imperium aufzubauen. Nicht schlecht. „Alte Liebe rostet nicht...“ Urgh, Blargh. Krang widersteht nur mühsam dem Drang, sich die Augen zuzuhalten. Shredder und die Ratte? Ernsthaft jetzt? Bei diesem Anblick versteht er, wieso sein Shredder so durch den Wind ist. „Er ließ einfach nicht locker. Ist dein Bruder auch so stur?“ Was? Shredder und sein kleiner Bruder? Er muß dringend überprüfen, ob an dieser Geschichte auch hier etwas dran sein könnte. „Ich habe ihn letzten Monat wieder zum Menschen gemacht. Dafür hat er eine ganze Woche lang kein Wort mit mir gewechselt. Das war die Hölle. Aber ich bereue nichts! Jetzt gehört er ganz mir. Sollen die Schildkrötenpanzer doch alleine zurechtkommen.“ Die Ratte schon wieder. Aber gut... anerkennend schnalzt Krang mit der Zunge. Dieser Shredder scheint sich durchgesetzt zu haben. Und mit den Kröten hat er sich eindeutig auch nicht verbrüdert. „Bei mir waren's die Hormone. Und dieser blöde Planet. Aber ich liebe ihn und unsere Kinder mehr als alles andere auf der Welt. Manchmal ist es einfach nur zu perfekt, das macht mir Angst.“ Krang weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Was hat der Krang dort nur mit seinem Mutagen angestellt, dass aus Shredder dieser spitzohrige, grünäugige Hermaphrodit wurde, der Rocksteady – dem menschlichen, wohlgemerkt – zwei Kinder gebiert? Und er selbst – amüsiert scrollt er sich durch Fotos und Tweets – läuft dort in einem perfekten Androidenkörper herum, der nicht von einer normalen Frau zu unterscheiden ist und führt ein Finanzimperium, dem unter anderem die größte Rüstungsindustrie der Vereinigten Staaten von Amerika gehört? Er unterhält sogar eine Privatarmee! Wahnsinn. „Wir standen unter Drogen. Und haben seitdem eine psychische Verbindung. Das ist unheimlich, kann im Kampf aber auch nützlich sein.“ Ein Dreier zwischen Shredder und seinen Mutanten? Und schon wieder eine paranormale Begleiterscheinung? Mit immer größerem Vergnügen wühlt sich Krang durch diese Chats. Zehn verschiedene Shredder, alle mit ihrer ganz eigenen Liebesgeschichte und eine davon verrückter als die andere. Aber – sie sind glücklich. Und – was Krang wirklich freut – er spielt in ihren Leben immer noch eine tragende Rolle, sogar bei denen, die sich in diese Ratte Splinter verliebt haben.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)