Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 3: ----------- 3. Kapitel   Nachdenklich tippt sich April mit dem Ende ihres Stiftes gegen die Lippen und starrt auf das Blatt Papier vor sich, auf das sie in ihrer nur für sie lesbaren Sauklaue alles das niedergeschrieben hat, was Splinter ihr vor einer halben Stunde erzählte. Als er ging, wirkte er richtiggehend erleichtert. Ja, das hatte ihm eindeutig jahrelang auf der Seele gelegen. „Menschen können so gemein sein", murmelt sie, legt den Stift fort, nimmt ihre Tasse und geht dann langsam zum Fenster, um hinaus in die Nacht zu starren. Sie kann nicht aufhören, darüber nachzudenken. Böse Zungen behaupteten also damals unentwegt, dass Hamato Yoshi seinen Schüler Oroku Saki nicht nur bevorzugte, sondern auch mit ihm - Shredder war damals noch ein Oberschüler, also minderjährig - sein Bett teilte. Und trotz wiederholtem Dementi kamen diese Verleumdungen immer wieder auf, bis der oberste Shinobi des Footclans schließlich entschied, dem ein Ende zu bereiten, indem er seine eigene Tochter Hamato Yoshi zur Frau gab. Diese Ehe kam nie zustande, weil Oroku Saki sich vorher an die Spitze des Footclan putschte. Und da verstummten diese Gerüchte endlich, aber dafür wurde jetzt behauptet, dass Hamato Yoshi den Shinobi hatte ermorden wollen. Erst nachdem Hamato aus Japan geflohen war, übernahm Shredder für diesen Coup die Verantwortung - was Hamato zumindest in den Kreisen der Welt des ehrenwerten Kampfsports wieder rehabilitierte. Insoweit versteht sie, dass er jetzt so auf die Reinerhaltung seines Namens fixiert ist, aber sein mangelndes Vertrauen in ihre Freundschaft und auch in ihr Urteilsvermögen hinterlässt bei ihr einen bitteren Nachgeschmack. Und sie kann es nicht leugnen: ein gewisser Restzweifel bleibt. Die ganze Angelegenheit ist zehn Jahre her - wieso macht er deswegen jetzt so ein Faß auf, wenn doch nichts dahinter steckt? Sie hat recherchiert, gründlich! - sie kann graben wie ein Maulwurf, auch über Kontinente hinweg, und sie fand nicht einmal eine Spur dieser Gerüchte, vor denen Splinter so große Angst hat. Fühlt er sich doch irgendwie schuldig? Oder ist das wieder nur so ein Ehre-Ding, von dem sie als US-Amerikanerin nichts versteht – und als Frau schon mal gar nicht? Seufzend trinkt sie ihre Tasse leer und geht dann wieder zurück zu ihrem Sekretär, wo sie dann sorgfältig ihre Dokumentenmappe einschließt. Ich könnte ja einfach Shredder fragen, schießt es ihr durch den Kopf, gefolgt von einem sarkastischen na, klar doch. „Na, klar doch“, wiederholt sie laut, doch dann stutzt sie, denn: laut ausgesprochen klingt das plötzlich nicht mehr halb so dumm.     Sie weiß noch genau, was sie dachte, als sie ihm das erste Mal begegnete: warum müssen immer die Kerle mit dem besten Körperbau solche Vollidioten sein? Aber dann durchschaute er sofort ihre gefakten Ohnmachtsanfälle und spielte trotzdem mit, ließ sie sich lächerlich fühlen ohne dass er sie vor allen blamierte und da musste sie widerwillig anerkennen, dass er intelligent ist und Humor besitzt. Außerdem ist er stark und riecht gut. Sie wußte, sie drohte diesen Attributen zu verfallen, und so hoffte sie aus ganzem Herzen, dass seine Maske eine hässliche Entstellung verbergen sollte. Nicht auszudenken, wenn er sich als der Beau schlechthin entpuppen sollte! Er ist schließlich ein Verbrecher! Aber je öfter sie mit ihm zu tun hatte - je öfter sie seine Geisel wurde - desto besser lernte sie ihn auch kennen. Und aus „der ist ja gar nicht so" wurde erst ein „er kann ja nett sein, wenn er will" und schließlich ein „Scheibenkleister, der ist ja voll süß, so'n Mist, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen." Da war es dann auch gar nicht mehr so schlimm, dass er tatsächlich ein hübsches Gesicht besitzt - wie sie oft genug an ihm bewundern konnte, wenn sie während ihrer Geiselnahme gemeinsam beim Essen saßen. Zuerst sträubte sie sich noch dagegen, immerhin ist er der Erzfeind der Turtles und Sensei Splinters, aber dann passierte diese Geschichte mit den Fröschen und plötzlich gab es vier Mutanten, die Gutes über Shredder zu berichten wussten. „Zu uns war er immer nett. Klar, ihr seid jetzt unsere Freunde und wenn ihr uns braucht, werden wir euch helfen, aber wir wollen nicht gegen Shredder kämpfen." Als Dschingis, Rasputin, Attila und Napoleon das sagten, fiel ihr ein regelrechter Steinhaufen vom Herzen. Sie bildete sich da also nichts ein, nur, weil sie von seinem Charme und seinem perfekten Äußeren verzaubert wurde. Es tut gut, sich endlich selbst etwas eingestehen zu können. Das macht einen frei! Ungefähr zu diesem Zeitpunkt begann sie mit ihrer Akte über ihn. Natürlich grenzt das an Besessenheit, aber das sind ihre sexuell angehauchten Träume von ihm auch. Nur den ersten Schritt zu machen, ihn anzusprechen, ihn um ein Date zu bitten - das traute sie sich dann doch noch nicht. Es fehlte ihr ein Alibi-Grund, um ein privates Gespräch mit ihm zu führen. Bisher.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)