Bodyguard von -Kuraiko ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Die nächsten beiden Tage verliefen relativ ereignislos. Da der Dreh des Films nicht nur innerhalb ein und des selben Gebäudes stattfand, hieß es auch für die junge FBI Agentin wohl oder übel immer wieder durch die Stadt zu pendeln, wenn sie ihre Rolle als Bodyguard denn glaubhaft spielen wollte. Einen weiteren Brief hatte ihr Schützling zwar nicht erhalten, jedoch schadete es trotzdem nicht, die Augen nach seltsamen Personen offenzuhalten, welche sich unter Umständen in der Nähe des Drehorts aufhielten. Da dies bisher aber nicht der Fall gewesen war, konnte sie sich natürlich auch um ihre eigentliche Aufgabe kümmern und die Zielperson in der Hoffnung beobachten, dass diese irgendein Verhalten an den Tag legen würde, welches irgendwie verdächtig wäre und sie in ihren Ermittlungen voran bringen würde. Leider nur, war diese Verkleidung neulich, durch die Chris sich erhofft hatte unauffälliger von der Party verschwinden zu können, die einzige Auffälligkeit gewesen. Beweise für irgendwelche kriminellen Machenschaften hatten sich auch daraus leider nicht ergeben, weshalb es weiterhin hieß, die Augen unauffällig offen zu halten, während Jodie hier in der Öffentlichkeit die Frau von der Sicherheitsfirma spielte. „Wenn ich mir den Himmel so ansehe, vermute ich stark, dass es jeden Moment zu regnen anfangen wird.“, sprach ein Mitarbeiter des Filmteams sie an, welcher ganz in ihrer Nähe stand. „Aber so gut wie alle heute schauspielern, kriegen wir die Szene sicherlich vorher noch in den Kasten.“ Jodie beobachtete, wie ihr derzeitiger Schützling und eine andere Schauspielerin, eine Trage von zwei als Rettungssanitäter verkleideten Kollegen in Empfang nahmen, und dann mit der Trage eilig in Richtung der Kulisse liefen, welche als Eingang des Filmkrankenhauses fungierte. Die weißen Kittel der Schauspieler wehten im Wind, während sie mit der Trage, auf welcher ein als Unfallopfer zurechtgemachter Kollege lag, im Gebäude verschwanden. „Die Schauspieler machen das wirklich gut, da haben Sie Recht.“, stimmte die Blondine dem Mitarbeiter der Sicherheitsfirma schließlich zu. „Und bisher fehlt von dieser crazy person, welche die Briefe verfasst hat, auch jede Spur.“   Tatsächlich hatte es wenig später zu regnen begonnen, doch die Szene, welche gerade gedreht worden war, hatte das Team noch beenden können. Einerseits fand Jodie es ja recht interessant, den Dreh eines Films live mitzuerleben, andererseits war es nicht ihr eigentlicher Job, auf einen Haufen Schauspieler aufzupassen und die Augen nach einem eventuell gefährlichen Unbekannten offen zu halten. Sie hoffte, dass sie einigermaßen zeitnah an brauchbare Informationen für das FBI gelangen konnte und diese Mission hier bald beendet wäre. Aufgrund des schlechten Wetters, aber auch aufgrund der Tatsache, dass es inzwischen eh schon Mittag war, hatte das Team sich darauf geeinigt, eine Pause einzulegen, um etwas zu essen. Während einige Schauspieler und Mitarbeiter das Angebot des Caterers wahrgenommen hatten, hatten einige andere beschlossen, in der nahe gelegenen Stadt einen Happen essen zu gehen. Die Blondine fragte sich, wie genau es dazu gekommen war, doch aktuell saß sie mit Chris in einer Salatbar in der Nähe des Drehorts und wartete darauf, dass der Kellner endlich die Getränke vorbei brachte. Die Situation war wirklich merkwürdig. Sie fühlte sich unwohl, ausgerechnet mit der amerikanischen Schauspielerin hier an einem Tisch zu sitzen und auf das Essen und die Getränke zu warten. Wenn sie die andere Blondine betrachtete, welche gerade in aller Seelenruhe eine Zigarette rauchte und rasch eine SMS auf ihrem Handy tippte, dann sah sie exakt die Frau, die für das schlimmste Trauma ihres Lebens verantwortlich war, vor sich. Jodie musste sich wirklich zusammenreißen und sich immer und immer wieder sagen, dass Chris und sie in einem Alter waren und die Andere folglich auch nichts mit dem Feuer vor 20 Jahren zu tun haben konnte. Bloß diese Ähnlichkeit... Diese unglaubliche Ähnlichkeit der anderen Frau, mit der Mörderin ihres Vaters, erschwerten ihr ihren Auftrag erheblich, fiel es ihr doch schwer, die Andere von einem neutralen Blickpunkt aus zu sehen. „Hast du die Briefe von diesem Verrückten dabei?“, erkundigte Jodie sich, um ein Gespräch zu beginnen und die Wartezeit, bis das Essen hier eintraf, irgendwie zu überbrücken. Da die beiden Amerikanerinnen derzeit allein waren, sprachen sie englisch miteinander. „Kopien davon, ja.“, bestätigte ihr Gegenüber. Die Frau mit den hellblonden Haaren kramte kurz in ihrer Handtasche, ehe sie der Agentin schließlich drei Blätter Papier überreichte. „Der Typ schreibt, jeden Film in dem ich mitspiele angeschaut zu haben, dann behauptet er, den aktuellen Dreh zu beobachten. Im letzten Brief regt er sich furchtbar darüber auf, dass ein Kollege, der einen anderen Oberarzt spielt, und ich, in dem neuen Film ein Pärchen sind.“ Die Schauspielerin verdrehte kurz die grünen Augen. „Er droht sogar damit, dass ich es bereuen würde, irgendeinem anderen schöne Augen zu machen, aber lies selbst.“ Zwar hatte man sie bereits zuvor über den Inhalt der Briefe in Kenntnis gesetzt, doch die Schriftstücke nun selbst in der Hand zu halten und vorab noch einmal eine kurze Zusammenfassung ihres Schützlings zu erhalten, war noch einmal etwas ganz anderes. Rasch überflog Jodie die Zeilen und ihre Augen weiteten sich überrascht. Das der Regisseur sich bei solchen Schreiben Sorgen um die Schauspielerin machte, war gut nachvollziehbar. „Besonders der letzte Brief hat es ganz schön in sich.“, stellte sie fest. „Nach einem harmlosen Stalker klingt das meiner Meinung nach nicht mehr.“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Chris zuckte nur mit den Schultern und schenkte kurz dem Kellner ihre Aufmerksamkeit, welcher den beiden Frauen gerade das Essen brachte. „Selbst wenn dieser Typ es wirklich geschafft haben sollte, einen Blick auf die Dreharbeiten zu erhaschen, ist es noch einmal etwas ganz anderes, dort tatsächlich aufzutauchen und sich in meine Nähe zu wagen.“, spielte sie die ganze Sache schließlich herunter, nachdem der Kellner wieder verschwunden war. „Was ist, wenn es sich bei dem Verfasser der Briefe gar nicht um einen Außenstehenden handelt, sondern um einen Mitarbeiter des Filmteams?“, erkundigte Jodie sich. „Immerhin scheint die Person den Dreh beobachtet zu haben, ohne das irgendjemandem etwas aufgefallen ist.“ Ihr Gegenüber schüttelte lediglich den Kopf. „Das ist ausgeschlossen. Die Briefe wurden handschriftlich geschrieben und keiner der Mitarbeiter oder Kollegen hat auch nur eine annähernd ähnliche Handschrift. Das wurde bereits überprüft.“ Sie begannen zu essen und als die FBI Agentin zu der anderen Frau sah, stellte sie sich unwillkürlich die Frage, wie diese bei solchen Briefen noch so ruhig bleiben konnte. Chris schien das alles gar nicht ernst zu nehmen und spielte die Vorfälle sogar herunter. Die Blondine wirkte nicht so, als würde sie sich ernsthaft bedroht fühlen. Ihre Sorglosigkeit diesbezüglich wollte so gar nicht zu der Schauspielerin passen. Sie machte einen wirklich intelligenten Eindruck und genügend Weitsicht, um zu wissen, dass die ganze Sache gefährlich für sie werden konnte, traute sie der Anderen durchaus zu. Warum also machten ihrem Gegenüber diese Briefe so wenig aus? Wusste sie etwas, was sonst niemand wusste? Gab es irgendeinen Grund, warum sie sich scheinbar so sicher fühlte? Die Agentin erschrak, als sie sich der Tatsache bewusst wurde, dass sie ihren Schützling die ganze Zeit über nachdenklich angestarrt haben musste. Nun war es Chris, direkten Blickkontakt zu suchen und sie mit einem abrupten Themenwechsel zu überraschen. „Du kannst mich nicht sonderlich gut leiden, richtig?“, wollte sie wissen. Angesprochene blinzelte. „Was? Wie kommst du denn darauf?“ Natürlich entsprach das, was ihre Zielperson da eben so ganz direkt angesprochen hatte, der Wahrheit, jedoch war Jodie bis eben noch der Meinung gewesen, sich professionell genug verhalten zu haben, als das es der Anderen nicht so direkt aufgefallen wäre. „Sonderlich schwer zu erraten war das nicht. Wann immer du dich unbeobachtet fühlst, wirfst du mir Blicke zu, als wenn du mir am liebsten das Gesicht zerkratzen würdest.“ „Jetzt übertreibst du aber. Vielleicht hast du Recht und es gibt Personen, die mir sympathischer sind, aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht.“, entgegnete die Agentin und ärgerte sich über die Spur von Unsicherheit, die da in ihrer Stimme mitschwang. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Schauspielerin ihre Beobachtung so direkt ansprechen würde und es gefiel ihr ganz und gar nicht, in welche Richtung das Gespräch sich gerade entwickelte. Für die Ermittlungen wäre das hier sicher nicht unbedingt förderlich, jedoch war sie sich ziemlich sicher, dass die Andere sie durchschaut hätte, hätte sie gerade gelogen und Sympathie geheuchelt. „Und woran genau liegt es? Du wirktest schon so unglücklich, als wir uns neulich zum ersten Mal gesehen haben. Hättest du lieber den Bodyguard für einen der anderen Schauspieler des Teams gespielt?“ Chris schmunzelte und Jodie war sich unsicher, wie viel ernst gemeinte Frage nun eigentlich hinter den eher nach einem Scherz klingenden Worten stecken mochte. Die Agentin rückte auf ihrem Platz hin und her und fragte sich, mit welchen Worten ihr Gegenüber sich wohl am besten abspeisen lassen würde. Leider zweifelte sie nicht daran, dass der wache Blick der anderen Frau eine Lüge sofort als solche erkennen würde. Natürlich war sie nicht gewillt, der Blondine, welche vom FBI verdächtigt wurde eine Kriminelle zu sein, die ganze Wahrheit zu erzählen, aber eventuell könnte sie sich mit einer Halbwahrheit herausreden. „Nein, das ist es nicht.“, begann sie. „Du erinnerst mich nur...an eine Person, die ich vor langer Zeit mal gekannt habe.“ Das war zwar nicht gelogen, unbedingt viel anfangen können, sollte ihr Gegenüber mit dieser Information jedoch auch nicht. Erneut begegneten ihre Blicke sich und die junge Frau spürte, wie sich Gänsehaut auf ihren Armen breit machte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie hier gerade so etwas wie Katz und Maus spielten. Eigentlich sollte sie als FBI Agentin die Katze sein und die Schauspielerin als Verdächtige die Maus, warum nur hatte sie dann das Gefühl, dass sie die Rollen getauscht hatten, wenn sie in Chris grüne Augen sah? „So ist das.“, gab die Schauspielerin sich überraschend mit dieser Information zufrieden und Jodie fragte sich, ob ihr die Antwort wohl nicht so wichtig gewesen war, oder ob es einen anderen Grund hatte, warum sie nicht weiter nachhakte. „Ich frage mich nur, ob du dann die Richtige für diesen Job bist. Nicht, dass ich wirklich der Meinung wäre einen Aufpasser zu benötigen, aber es wird dir nicht ganz leicht fallen, mich aus einem neutralen Blickwinkel zu betrachten, richtig?“ Jodie blinzelte und schob ihre Brille wieder ein Stückchen höher. Waren es wirklich nur diese Bedenken, weshalb Chris dieses Gespräch hatte führen wollen? „Was das betrifft, solltest du dir keine Gedanken machen.“, stellte die Agentin entschieden fest und diesmal meinte sie die Worte tatsächlich so, wie sie sie sagte. „Vielleicht erinnerst du mich an jemanden aus meiner Vergangenheit, aber das bedeutet nicht, dass ich meinen Job nicht vernünftig erledigen würde. Wenn dieser Verrückte auftauchen sollte, dann werde ich ihn dir vom Hals halten.“ Zwar ermittelte sie eigentlich gegen die Blondine selbst, jedoch dürfte sie es in ihrem Job auch nicht einfach zulassen, dass eine Person wegen eines Wahnsinnigen zu Schaden kam, wenn sie das verhindern konnte.   Das sie ihren Job durchaus ernst nahm, bewies die Agentin, nachdem der Dreh für diesen Tag beendet worden war. Während ihr Schützling sich vom Haupttreffpunkt des Teams, von einem Kollegen zu einem der anderen Drehorte hatte mitnehmen lassen, hatte Jodie die Strecke in ihrem eigenen Auto zurückgelegt. Zwar konnte sie sich wahrlich besseres vorstellen, als mit den Schauspielern und dem Filmteam einmal quer durch die Stadt zu reisen und die ganze Zeit über ein Auge auf ihren Schützling zu haben, jedoch war der angebliche Job als Bodyguard die derzeit einzige und einfachste Methode, um sich in der Nähe der eigentlichen Zielperson aufzuhalten, ohne aufzufliegen. Der Schauspieler, welcher seine blonde Kollegin zuvor zum Drehort mitgenommen hatte, hätte sie auch ohne zu murren wieder zurück zum Hauptgebäude des Filmteams gebracht, vor welchem Chris nach eigener Aussage selbst geparkt hatte, als die FBI Agentin jedoch mitbekommen hatte, dass der andere Schauspieler genau in der entgegengesetzten Richtung wohnte, hatte sie selbst angeboten, ihren Schützling das Stück zurück zum Hauptgebäude mitzunehmen. Auch weiterhin fühlte Jodie sich mehr als unwohl in der Nähe der anderen Blondine, jedoch könnte die Rückfahrt wieder eine Gelegenheit bieten, um an irgendwelche Informationen zu gelangen. Ein wenig überrascht war die Schauspielerin von dem Angebot im ersten Moment zwar schon gewesen, jedoch hatte sie schließlich eingewilligt. Ob die Andere in der Aktion vielleicht einen Versuch ihrer derzeitigen Leibwache sah, ihr zu beweisen, dass sie ihren Job durchaus ernst nahm? Was genau die amerikanische Schauspielerin sich nun dabei gedacht hatte, konnte Jodie nicht genau sagen, aber zumindest saßen sie nun nebeneinander im Auto und waren auf dem Rückweg zum Hauptgebäude des Filmteams. Leider nur tat oder sagte Chris auf dem Weg über nicht wirklich etwas, was auch nur im entferntesten als Anhaltspunkt dafür gewertet werden konnte, dass sie Teil einer kriminellen Organisation sein könnte. Nun gut, was genau hatte Jodie auch erwartet? Die beiden Frauen unterhielten sich nicht sehr viel auf der Fahrt und das Gespräch, das sie führten, war leider absolut belanglos. Während sie durch einen verlasseneren Teil der Stadt fuhren, herrschte gerade wieder Schweigen. Plötzlich beobachtete die junge Agentin, wie ihre Mitfahrerin etwas in ihrer Handtasche suchte und schließlich eine kleine Schachtel in der Hand hielt, welche sie öffnete. Da in dieser Ecke der Stadt nicht sehr viel los war, konnte Jodie den Blick für einen Moment von der Straße abwenden, um festzustellen, was die andere Blondine da eigentlich in der Hand hielt. „Keine Zigaretten in meinem Auto.“, stellte sie sogleich entschieden fest. „Auf den Ärger mit der Leihwagenfirma kann ich verzichten.“ Chris schmunzele nur. „Keine Sorge. Selbst wenn ich rauchen wollte, könnte ich das gerade nicht.“ Mit einem unzufriedeneren Gesichtsausdruck hielt sie der Fahrerin des Wagens kurz die Schachtel hin, sodass diese hineinblicken und erkennen konnte, dass die Zigarettenschachtel leer war. Mit einer kurzen Geste deutete die Schauspielerin auf eine leere Parktasche kurz vor einer Seitenstraße. „Kannst du da vorne mal kurz anhalten?“ „Und was ist da?“, hakte Jodie nach, steuerte jedoch ganz automatisch die Parktasche an, um nicht am Ende noch daran vorbei zu fahren. „Ein Zigarettenautomat. Ich beeile mich.“, erklärte ihre Mitfahrerin rasch, ehe sie sich abschnallte und aus dem Wagen stieg. Als die Blondine rasch in die Seitenstraße lief, um ihren Vorrat an Zigaretten aufzustocken, blickte die Agentin der Anderen kopfschüttelnd nach.   Einen Moment lang wartete Jodie im Auto bereits auf die Andere, als sie aus der Seitenstraße plötzlich Stimmen hörte. Die Personen mussten sich fast direkt hinter der Häuserecke befinden, welche ihr die Sicht in die Straße versperrte, denn sie konnte die Worte klar und deutlich verstehen. „Heeey Süße, wenn du schön brav tust was wir dir sagen, werden wir dir nicht weh tun.“ Alarmiert horchte die Agentin auf. „Ganz genau! Mein Kumpel hat Recht! Geld her und was du sonst noch wertvolles dabei hast!“ Die junge Frau hatte genug gehört um zu wissen, dass sie sich besser beeilte, um nachzusehen was genau da los war. Natürlich hatte sie sich nicht vorgestellt den Tag ausgerechnet so zu beenden, doch einfach wegsehen und so tun als wäre nichts, konnte sie auch schlecht. Mit einigen raschen Schritten hatte sie die Seitenstraße erreicht. Sie entdeckte zwei maskierte Männer, welche sich vor der Schauspielerin aufgebaut hatten und langsam und bedrohlich auf sie zukamen. Einer der beiden Angreifer schien unbewaffnet zu sein, der andere jedoch, hielt ein Brecheisen in der Hand. Natürlich sah Chris angesichts der beiden Angreifer wenig begeistert aus, jedoch war Jodie sich nicht sicher, ob das in ihrem Blick wirklich Angst war. Langsam wich die Schauspielerin zurück und schob eine Hand in ihre Jackentasche, in kopflose Panik verfiel sie jedoch nicht, „Hey! Schluss jetzt!“, machte die junge FBI Agentin auf sich aufmerksam und die beiden Männer wirbelten überrascht zu ihr herum. „Und wer bist du?“, hakte einer der Typen unbeeindruckt nach und grinste. Auch der andere Typ hatte ein Grinsen aufgesetzt. „Es ist eine ganz dumme Idee von dir, dich da einzumischen.“, drohte er. Es war schwer der Versuchung zu widerstehen, ihre Dienstmarke zu zücken und sich als FBI Agentin zu erkennen zu geben. Vermutlich hätte dies die Angreifer bereits verunsichert, zur Not hätte sie die beiden sicherlich auch mit ihrer Dienstwaffe auf Abstand halten können, bis die Situation unter Kontrolle gebracht war. Leider nur, gab es da ein Problem : wenn sie sich jetzt als FBI Agentin zu erkennen gäbe, könnte sie gleichzeitig auch ihre eigentlichen Ermittlungen vergessen, denn dann wäre ihre Zielperson vorgewarnt. „Eine dumme Idee ist es, Frauen in Seitenstraßen überfallen zu wollen. Ich rate euch wirklich, sie in Ruhe zu lassen.“ Nun näherte der unbewaffnete Typ sich ihr, dessen Körperhaltung bedrohlich wirkte. „Du bist ganz schön übermütig. Vielleicht sollte ich dir zeigen, dass es nicht deine beste Idee war, hier die Heldin spielen zu wollen.“ Tatsächlich ging der Fremde nun auf sie los, ballte die rechte Hand zur Faust und holte zum Schlag aus, aber die Blondine hatte den Angriff kommen sehen, duckte sich unter dem Schlag hinweg, wirbelte herum und riss dem Angreifer mit einem gezielten Tritt die Beine weg, woraufhin der Mann zu Boden ging. „Pass auf!“ Chris Ausruf brachte Jodie dazu sich zu drehen und um Haaresbreite entging sie dem Brecheisen, mit welchem der zweite Angreifer nach ihr geschlagen hatte. Gerade war die Agentin wirklich dankbar, dass sie nicht nur im Training an der Waffe geschult worden war, sondern das man ihr auch die ein oder andere Technik beigebracht hatte, wie sie sich selbst verteidigen konnte. In einer fließenden Bewegung hatte sie den Arm des Angreifers gepackt und verdrehte ihm diesen schmerzhaft auf den Rücken, ehe sie ihn von sich weg stieß, wo er schließlich gegen seinen Komplizen taumelte, welcher sich gerade wieder aufgerappelt hatte. „Wenn ihr wirklich ausprobieren wollt, wer von uns die besseren Kampfsporttechniken beherrscht, können wir weiter machen, aber ich empfehle es euch nicht.“, äußerte die Blondine mit ruhiger selbstsicherer Stimme. Sie war froh, dass es ihr inzwischen gelungen war, sich zwischen diese maskierten Typen und ihren Schützling zu stellen, wirklich scharf darauf, dass diese Auseinandersetzung am Ende wirklich noch in die zweite Runde ging, war sie allerdings auch nicht. Zwei Gegner waren immerhin zwei Gegner und das konnte schnell gefährlich werden. „Die Polizei ist auch schon auf dem Weg und dürfte gleich hier sein.“, warnte Chris die beiden Männer. Die beiden Angreifer blickten sich an und Unsicherheit flackerte in ihren Blicken auf. „Das ist es einfach nicht wert.“, knurrte der eine, an seinen Komplizen gewandt, dieser nickte unzufrieden. „Dieses Mal habt ihr wohl oder übel Glück gehabt, aber besonders du solltest hoffen, uns so schnell nicht wieder zu begegnen.“ Der Typ deutete auf die Brillenträgerin, fluchte, hob das Brecheisen vom Boden auf und schließlich machten die beiden Angreifer sich aus dem Staub, wollten sie es scheinbar weder auf Verletzungen ankommen lassen, noch darauf, von der Polizei aufgegriffen zu werden.   Nachdem die beiden Typen abgehauen waren, entspannte Jodie sich wieder und atmete auf. Dann spürte sie, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte. „Na mit dir sollte man sich lieber nicht anlegen.“, kommentierte Chris, ehe ihr Blick fragender wurde. „Bist du verletzt?“ Angesprochene schüttelte den Kopf. Zwar war das Adrenalin noch nicht wieder vollständig aus ihrem Körper gewichen, Schmerzen hatte sie jedoch keine und daran, einen Treffer kassiert zu haben, konnte sie sich auch nicht erinnern. „Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Haben die beiden dir etwas getan?“ Nun war es an der Schauspielerin den Kopf zu schütteln. „Abgesehen von dem Schrecken, geht es mir gut.“, versicherte sie. „Ich danke dir.“ Die junge Agentin strich sich einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht. „Das ist mein Job.“, entgegnete sie. „Jetzt bist du vielleicht doch ganz froh darüber, dass dein Chef dich zu einem Bodyguard überredet hat.“ Auch wenn sie wirklich ihre Probleme mit dieser Frau hatte, so entsprach es doch der Wahrheit, dass es ihr Job gewesen war, sich einzumischen. Als Bodyguard der Blondine hatte sie eingreifen müssen und auch als Mitarbeiterin des FBI hatte sie nicht einfach so wegsehen können. „Vielleicht ist es dein Job, aber du scheinst ziemlich gut bezahlt zu werden. Das hätte wirklich übel ausgehen können.“ „Ob ich nun gut dafür bezahlt werde oder nicht, ich hätte dir so oder so geholfen. Ich kann nicht einfach wegsehen, wenn jemand angegriffen wird. Der Mensch muss eben auf sein Bauchgefühl hören.“, erklärte Jodie und registrierte, dass Chris sie überrascht anstarrte. Was nun jedoch die FBI Agentin aus der Bahn warf, war die Tatsache, dass sie zum ersten Mal seit Beginn der Dreharbeiten, nicht in die eiskalten grünen Augen einer vermutlich Kriminellen blickte, sondern hinter die Fassade der Schauspielerin blicken konnte und den Menschen sah, der ihr Gegenüber eigentlich war. Für einen Moment sahen die beiden sich an, ehe Jodie sich zwang zu blinzeln, um wieder im hier und jetzt anzukommen. „Hast du gerade eigentlich wirklich die Polizei gerufen?“, wollte sie wissen. Die Frau mit den hellblonden Haaren blinzelte ebenfalls kurz, ehe sie antwortete. „Nein, dazu hatte ich doch gar keine Zeit. Das war nur ein Bluff.“ „Glücklicherweise sind die Beiden darauf hereingefallen. Schade nur, dass sie Masken getragen haben, so sehe ich die Chancen eher gering, die beiden Typen zu erwischen.“ Jodie murrte, gefiel es ihr doch ganz und gar nicht, die beiden Angreifer von eben einfach so laufen zu lassen, aber wenn die beiden ihre Masken inzwischen abgenommen und die Jacken gewechselt hätten, standen die Chancen schlecht, dass die Polizei die zwei Rüpel finden würde. „Ob wir nun die Polizei einschalten oder nicht, können wir uns gleich immer noch überlegen. Erst einmal wäre es mir sehr recht, wenn wir zurück zum Auto gehen würden.“, räumte Chris ein und Jodie fragte sich, ob die amerikanische Schauspielerin wohl befürchtete, dass die beiden Typen gleich mit Verstärkung wieder vor ihnen stehen könnten. Die Agentin nickte. „Machen wir das.“ Während die beiden Frauen sich in Bewegung setzten, fiel ihr wieder etwas ein. Als die andere Blondine eben von den beiden Männern angegriffen worden war, hatte sie nicht die Nerven verloren, sondern hatte im ersten Moment versucht etwas mehr Abstand zu gewinnen und eine Hand in eine ihrer Jackentaschen geschoben. „Bevor ich mich eingemischt habe, sah es so aus, als hättest du irgendetwas aus deiner Jackentasche holen wollen.“, stellte Jodie fest und ihr Gegenüber verstand die eigentliche Frage dahinter. Erneut griff sie in ihre Jackentasche und hielt der Agentin ein kleines Fläschchen hin. „Pfefferspray.“, erklärte Chris nur. „Welche Frau hat in der heutigen Zeit auch keins dabei?“ Jodie fand diese Erklärung durchaus logisch und obwohl sie Beweise dafür finden sollte, dass die andere Blondine wirklich Teil einer Verbrecherbande war, konnte sie nichts ungewöhnliches darin erkennen, dass die Andere zu Selbstverteidigungszwecken ein Fläschchen Pfefferspray dabei hatte. Viele Leute hatten heutzutage Pfefferspray für den Notfall dabei. Was sie jedoch nicht ahnte war, dass die Finger der Anderen sich eben nicht um das Fläschchen Pfefferspray geschlossen hatten, sondern um das kalte Metall einer Pistole, als sie sich den Angreifern zuerst allein gegenüber gesehen hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)