Rivals' Reunion von MizunaStardust ================================================================================ Kapitel 1: Appell ----------------- 1. Appell Making your way in the world today Takes everything you got Taking a break from all your worries It sure would help a lot Wouldn't you like to get away? Sometimes you want to go Where everybody knows your name And they're always glad you came You want to be where you can see The troubles are all the same You want to be where everybody knows your name. (Gary Portnoy)   Joey Wheeler im Interview Naja … für mich war es jetzt keine große Überwindung, mich hierfür herzugeben. Nich, dass ich irgendwie … keinen Stolz hätte oder so. Aber ganz ehrlich … ich bin nich erfolgreich, wie Yami oder Kaiba, dieser reiche Penner. Ich bin Altenpfleger. Mein Vater war ein Säufer und hat lieber seinen letzten Penny für Schnaps ausgegeben, als mir irgendwas zu hinterlassen. Ich kann’s mir einfach nicht leisten, mir zu schade für sowas zu sein.  Außerdem … find ich’s ganz nett, dass so alle mal wieder zusammenkommen. Ich weiß, dass unsere Clique sich auseinandergelebt hat und dass man Reisende nicht aufhalten kann und so. Ich will auch niemandem auf die Nerven gehen. Aber manchmal fehlt’s mir, wie es früher war. Ich denke, ich bin jemand, der Freundschaften pflegt, sofern welche zustande kommen. Ich hab vielen, die hier drin sind, ne ganze Menge zu verdanken. Ich hab’s nich vergessen. Deshalb … ja … ich freu mich auf die Zeit hier. Ehrlich, Mann.  Ok … ich hatte teilweise ne harte Zeit … aber das is vorbei. Es war nich immer einfach. Manchmal sagt man sich, dass man nie dieselben Fehler macht wie die eigenen Eltern. Man denkt, man ist vor allem gefeit. Man fühlt sich als was Besseres. Tja … aber wir sind alle nur Menschen, oder? Ich hab‘ viel Mist gebaut, das weiß ich. Ich bin nicht auf alles stolz, was ich gemacht hab. Manchmal isses schwer, was anders zu machen als die Menschen, die man sein ganzes Leben lang vor Augen hatte. Aber … ich bestimm' über mich selbst und ich will nich' die Schuld auf irgendjemanden schieben. Alles, was ich verbockt hab, geht auf meine Kappe.  Ich will einfach … ich will den Leuten da draußen zeigen, dass Joey Wheeler kein Loser ist. Dass mein Leben nicht durch das bestimmt wird, was mir quasi „in die Wiege gelegt“ wurde. Menschen können sich ändern. Wir ham immer die Wahl. Wenn ich meinem Vater heute was sagen könnte … wenn er noch hier wär … dann ist es wohl das: Wir ham immer ne Wahl. Auch du hattest eine. Aber du hast es nich' geschafft, die richtige zu treffen. Und das kann ich dir nich' verzeih’n. Das nich'. Ich hab‘ gewählt, dass ich mich hier zeigen will, wie ich bin. Keine Show. Nur Joey. Bis auf die Knochen.   ~*~ Yugi und Joey holten Yami vom Flughafen ab. Der Empfang war herzlich und Yami war erleichtert darüber. Er war angespannt gewesen und hatte befürchtet, die Stimmung könne vielleicht unangenehm und befremdlich sein. Nach all der Zeit, in der ihn Yugi nur zwei Mal in den USA besucht hatte und er selbst kein einziges Mal nach Domino zurückgekehrt war, hatte ihn nun die Angst überkommen, sie könnten sich entfremdet haben. Dem war aber nicht so. Nach einer kurzen Zeit des Smalltalks saßen sie zu dritt in einer von Dominos Kneipen und verbrachten einen lustigen Abend miteinander, bei dem das ein oder andere Glas geleert wurde.  Sie nutzten die verbleibende Zeit auch, um sich ausführlich über die anderen Kandidaten zu informieren. „Ach, und Kaiba hat bei einer Pressekonferenz verlauten lassen, wenn du nicht dabei bist, dann löst auch er seinen Vertrag mit dem Sender wieder auf!“, klärte Yugi Yami eifrig über die neusten Ereignisse auf.  „Ach … hat der das?“, Yami versuchte, gleichgültig zu wirken und sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, aber Joey schien die leichte Regung in seinen Augen ausgemacht zu haben. Nachdenklich studierte er sein Gesicht und fragte dann: „Nicht, dass es mich was anginge, aber hast du dich irgendwann mal mit ihm ausgesprochen?“ „Es gab nie irgendwas zu besprechen“, sagte Yami schnell, „Das sieht er sicher genauso.“ Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass ihn ein mulmiges Gefühl umklammert hielt, wenn er an ein Wiedersehen mit Seto Kaiba dachte. Sie waren tatsächlich nicht gerade mit geklärten Fronten auseinandergegangen. „Nah, vergessen wir das. Das wird sich alles zeigen“, sagte Joey und streckte sich genüsslich, „Lasst uns diesen letzten Abend in Freiheit genießen, Leute! Ich hole uns noch was zu trinken!“ Und auch Yami hatte alles, was kommen würde, ruhen lassen. Es blieb noch genug Zeit, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wenn es soweit war.  „Also dann, auf uns!“, Joey hatte für Yami und Yugi Bier und für sich selbst eine Apfelsaftschorle an ihren Tisch gebracht und hob nun sein Glas. Die beiden anderen taten es ihm gleich. Yami spürte, wie viel Wärme in der Anwesenheit der beiden lag. Joeys Blick war so offen und ehrlich, wohlwollend, und Yugi war aufrichtig glücklich, dass sie die nächste Zeit zusammen verbringen würden. Ein Lächeln legte sich auf Yamis Lippen. Ja, er war froh, hier zu sein. Er war wieder zu Hause. Er war angekommen.    * Am nächsten Tag bereuten sie es nicht, dass sie den Vorabend so ungezwungen miteinander verbracht hatten. Als sie am frühen Vormittag am Set ankamen, wurden sie zuerst durch einen endlosen Marathon aus Makeup, Styling und Interviews gejagt. Yami war diese Art von Arbeit gewohnt, doch Joey brach ungefähr zu jeder vollen Stunde in einen ungeduldigen Wutanfall aus und auch viele andere Teilnehmende wirkten angespannt und verunsichert.  Auch Tea war mittlerweile am Set eingetroffen. Sie hatte noch gestern Abend in einer Broadwayshow mitgewirkt und war unmittelbar danach in den Flieger gestiegen. Ihr Zeitplan war immer eng getaktet und mit Yami hatte sie gemein, dass sie sich trotz Stress oder Müdigkeit nie aus der Ruhe bringen ließ oder zur Diva wurde. Auch für sie war das lange Warten v am Set Routine und sie plauderte ausgelassen mit Joey und Yugi, während ein Visagist ihre Foundation auftrug und eine Stylistin an ihren Haaren herumzupfte.  Yami empfand diese Zeit vor Drehbeginn eigentlich stets als Geschenk. Er konnte sich ganz in sich zurückziehen, während die Visagisten und Designer seinen Körper manipulierten, und nutzte diese Ruhe, um seine Mitstreiter ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen.  Auf dem Stuhl neben ihm saß ein junger Mann mit schwarzem, widerspenstigem Haar und Brille, der ihm freundlich und offenherzig zulächelte. Einige Meter entfernt erspähte Yami dessen Ex-Mann, der wohl der eigentliche Grund für die Anwesenheit des Schwarzhaarigen war. Sicherlich erwartete sich das Fernsehteam eine Menge dramatischer Szenen von diesen beiden Charakteren, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.  Der nette Schwarzhaarige hieß Umko Bari und war ein ruhiger, bodenständiger und gutmütiger Krankenpfleger. Sein Ex-Mann Limono Otoya hingegen erregte nicht nur durch sein Äußeres, das sich vor allem durch sein giftgrünes Haar und seinen extravaganten Kleidungsstil auszeichnete, sondern auch durch sein zynisches, eigensinniges Wesen Aufsehen. Gerade hatte er sich selbst aus seiner Sitzung mit den Visagistinnen entlassen und schlenderte nun scheinbar unbeeindruckt zu ihnen herüber. Er ließ sich nur schwer in ein Korsett zwängen und Yami wunderte sich, warum er sich überhaupt auf ein solch abgekartetes Spiel wie diese Show hier eingelassen hatte. Womöglich konnte auch er eine kleine Finanzspritze vertragen.  Vor Umkos Stuhl blieb er stehen und begann, wie in Plauderlaune, ein lockeres Gespräch, als ob nie etwas zwischen den beiden vorgefallen wäre: „Na, haben sich dich auch für diesen Blödsinn geködert? Das Ganze ist doch ne einzige Farce.“ Umkos Blick wurde hart und Yami konnte sehen, wie seine Hände sich verkrampften. Tonlos presste er zwischen den Zähnen seine Antwort hervor: „Na, damit kennst du dich ja bestens aus.“ Limono sah ihn unverwandt an, schließlich nickte er wissend, als ob sich ein Verdacht bestätigt hätte. „Alles klar. Du hast immer noch ein Problem mit mir. Lass es mich wissen, wenn du wieder bereit bist, normal mit mir zu kommunizieren. Bis später“, sagte er und streunte davon, während Yami beobachtete, wie Umko in sich zusammensackte wie ein nasser Sack.  Limono war als Leadsänger und Gitarrist der Band „Green Leviathan“ bekanntgeworden. Zudem war er kein unbeschriebenes Blatt in der Homosexuellenszene und im Szeneclub "Black Rainbow" gewesen. Yami hatte diese Diskothek ein paar Mal besucht und Limono war ihm stets unangenehm aufgefallen. Er war visuell laut, omnipräsent, manipulativ und schaffte es, jeden Mann auf die durchschaubarste Art um den Finger zu wickeln. Nachdem zuerst seine Band, unmittelbar darauf dann seine Ehe mit Umko in die Brüche gegangen war, war Limono jahrelang abgetaucht, niemand wusste wohin. Vor wenigen Monaten war er dann urplötzlich wieder auf der Bildfläche erschienen. In die Aufmerksamkeit der Medien war er vor nicht allzu langer Zeit vor allem wegen der Gerüchte geraten, eine Affäre mit Seto Kaiba zu haben. Als sein Mann war Umko vollkommen unfreiwillig in die Scheinwerfer dieses Medienrummels hineingeraten. Er hatte mit alldem nichts zu tun und hätte wohl ein ruhiges Leben vorgezogen. Yami war auch überrascht, als er Mokuba Kaiba vorbeihuschen sah, der ebenfalls an der Show teilnahm. Acht Jahre hatten den damals 12-Jährigen zu einem attraktiven jungen Mann heranwachsen lassen. Er hatte sich sehr zum Positiven entwickelt und war mittlerweile Vizepräsident der KaibaCorporation, absolvierte allerdings auch neben der Arbeit ein BWL-Studium. Sein schwarzblaues Haar hatte er zu einem Zopf zusammengebunden. Er war geschmackvoll, aber nicht geschäftlich gekleidet.  Von seinem Bruder war keine Spur zu sehen, soweit Yami es bisher im Blick hatte. Er war sich wohl etwas zu schade für das Getue hier und es war nicht verwunderlich, wenn eine Größe wie er es war beim Aufsetzen seines Vertrages einige Extrawünsche erfüllt bekommen hatte.  Als sie sich alle gemeinsam auf den Weg zum Parkplatz machten, auf dem sie in Wagen verladen und zum eigentlichen Drehort chauffiert wurden, erhaschte Yami einen kurzen Blick auf einen weißen Haarschopf, der gerade in einem der Autos verschwand. Ein vages Gefühl von Zeitlosigkeit überkam ihn. Er spürte, dass die Fäden der unsichtbaren Bande, die ihn mit dem Geist des Milleniumsringes verbanden, in Schwingungen versetzt wurden. Und sofort war ihm klar, dass es sich bei dem jungen Mann im Wagen nicht um Ryou handelte. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust und heftig überkamen ihn Bruchstücke von Erinnerungen und fluteten seinen Verstand, bis sein Kopf sich anfühlte, als müsse er zerspringen. Er drängte sie mit aller Macht zurück. Aber er hatte nun die leise Ahnung, dass dieses Zusammentreffen in mehr als nur einer Hinsicht enthüllend sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)