Rivals' Reunion von MizunaStardust ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog My ordinary mind is broken You did it and you don't even know You're leaving me with words unspoken You better get back because I'm ready for more than this.  (Mika) Yami las das Schreiben in seiner Hand nun bereits zum dritten Mal gründlich durch. Er konnte es einfach nicht einordnen oder sich zu einer Entscheidung durchringen. Und doch konnte er nicht leugnen, dass es etwas mit ihm machte, etwas in ihm ausgelöst hatte. Seit sechs Jahren hatte er Domino nun bereits hinter sich gelassen. Manchmal ertappte er sich dabei, sich zu fragen, ob dieser damals so bedeutungsschwangere Ort überhaupt wirklich existierte. Er war so fernab von der Welt, wie ein eigenes kleines Universum. Und nun – wie aus dem Nichts – hatte er heute Vormittag diesen Brief aus der Post gefischt. Eine Einladung zu einer Reality-Show, die alle damals berühmten Duellanten und einige andere Personen der Öffentlichkeit wieder zusammenbringen sollte. In einem einzigen Haus. Für eine Woche. „Rivals‘ Reunion“ nannten sie dieses Schauspiel. Innerhalb eines prunkvollen, alten Hauses sollten die ehemaligen Helden Dominos miteinander konfrontiert werden, über die vergangenen Jahre und ihre Karrieren und Abstürze sprechen, ihre Erfolge und Misserfolge ausbreiten, und sich einander öffnen. Außerdem sollte es im Haus ein Geheimnis geben, das es gemeinsam oder in Grüppchen zu lösen galt. Offenbar versprach man sich davon prickelnde Unterhaltung und viel Seelenstriptease und Wortgefechte. Yami konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass es sich hierbei um eine Masche von der billigsten Sorte handelte, Profit aus ihm und anderen involvierten Personen zu schlagen – andererseits war die Inszenierung seines Lebens für ein Publikum nun mal das, womit er im Großen und Ganzen sein Geld verdiente. Und der Gedanke, einige bekannte Gesichter wiederzusehen, weckte lange schlummernde Emotionen in ihm.  Er dachte zurück an seine letzten Monate in Domino City. An das entscheidende Duell mit Yugi. Daran, wie verletzt dieser gewesen war, als ihm der wohlverdiente Befreiungsschlag in Form eines Sieges gegen ihn, den Pharao, nicht gelungen war. Wie ein getretener Hund hatte er ausgesehen.  „Yugi“, hatte Yami ihn zu trösten versucht, „bitte versteh mich. Es hätte sich einfach nicht richtig angefühlt. Ich hatte nie Gelegenheit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Nicht vor 3000 Jahren und nicht heute. Ich möchte noch so vieles herausfinden. Wer ich bin und was ich vom Leben will. So ein blödes Spiel ist doch das letzte, womit du dir beweisen müsstest, dass du eine eigenständige Person bist. Das tust du bereits jeden Tag aufs Neue.“ Außerdem war da ein Instinkt gewesen, der ihm sagte, dass auch nach ihrem epischen Spiel Bakuras Präsenz noch nicht verschwunden war. Sogar jetzt konnte er sie noch dumpf spüren, wenn er in seinem Geist danach tastete. Ihre Verbindung zueinander war nie gekappt worden: zwei umherirrende, fremde Seelen auf der großen Suche.  Yami hatte viel vom Leben gewollt. Und er hatte es auch bekommen. In erster Linie hatte er mit seinem eigenen Körper erst eine reale Chance auf ein eigenes Leben bekommen. Zuerst hatte er ein Studium der Sozialen Arbeit absolviert. Er wollte mit beiden Beinen im Leben stehen und etwas bewegen. Als seine Social Media-Profile jedoch begannen, auch überregional und schließlich international wahrgenommen zu werden, bot man ihm in den USA die Moderation einer erfolgreichen Gameshow an. Und Yami hatte sich entschieden zu gehen. Herauszufinden, welches Leben auf ihn wartete. Viele interessante Erfahrungen und Jobs waren gefolgt.  Nun war er bereits seit Jahren in Übersee und hielt nur sporadischen Kontakt zu seinen Freunden und Bekannten aus Domino. Natürlich tauschte er sich regelmäßig mit Yugi aus. Auch mit Joey telefonierte er hin und wieder. Wenn er in New York war, besuchte er Teas Shows Am Broadway und sie brachten sich gegenseitig auf den neusten Stand.  Er seufzte. Dann schaltete er den Lokalsender von Domino an seinem Tablet ein. Er hatte das Bedürfnis, wieder auf Tuchfühlung mit alldem zu gehen, zu sehen, wie die Stimmung war.  Und als hätte eine höhere Macht ihn geleitet, erschien sofort Seto Kaibas Gesicht auf dem Display. Offenbar zeigten sie gerade ein Interview mit dem CEO der Kaiba-Corp zur geplanten Sendung. „Ja, ich werde mich auf diesen Schwachsinn einlassen. Und ich hoffe, dass sich daraus auch einige langerwartete Revanchen ergeben werden, bei denen endlich einiges klargestellt wird“, schnarrte Seto in teils ernsthaft-angespanntem, teils belustigtem Tonfall. Und Yami hatte das Gefühl, der Firmenchef blickte ihn durch das Display direkt an, als wären seine Worte nur für ihn bestimmt. Sogar Seto hatte sich also auf diese Sache eingelassen. Ein untypischer Schachzug. Yami hatte immer den Eindruck gehabt, er habe es ihm übelgenommen, dass er fortgegangen war. Seto konnte seinen Verpflichtungen der Kaiba-Corp nicht so einfach entrinnen. Und so saß er in Domino fest, während Yami seiner Kontrolle entschlüpft war. Der ehemalige Pharao musste schmunzeln, wenn er daran dachte, dass in der Show keine Duel Discs erlaubt waren. Ein gutes, altmodisches Duell mit Spielmatte also. Den Gedanken daran fand Yami so amüsant wie intim.  In diesem Moment vibrierte sein Smartphone und auf dem Display wurde eine Nachricht von Joey angezeigt: „Hey, Kumpel, bist du dabei? Ich hoffe doch. Tea und Yugi sind auch angefragt worden. Ich freu‘ mich schon auf eine gute Zeit!“ Yami schüttelte ungläubig den Kopf. Es könnte durchaus interessant werden. Eine unerwartete Welle von Heimweh überkam ihn und der Wunsch, eine Lücke zu schließen, Distanz abzubauen.  Abgesehen davon: Er war noch immer der König der Spiele. Und war das hier nicht so etwas wie eine Herausforderung zu einem Spiel? Er lächelte. Wie konnte er da ablehnen? Er nahm den Hörer und wählte die Nummer auf dem Schreiben. Er hatte sich entschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)