Ein wenig Leben von Norrsken ([Wieder|vereint]) ================================================================================ Kapitel 6: Aufwachen -------------------- Piep Piep Piep. Unnachgiebig und gnadenlos schellte der Wecker in diesem hellen Ton in einem hektischen Rhythmus, dass man glauben musste, man sei schon viel zu spät dran. Unverschämt. Immerhin stellte man einen Wecker, damit genau das nicht passierte. Nico schob die Arme unter sein Kissen und drückte die Federn auf seine Ohren, in der Hoffnung, das Piepen würde verstummen. Der mäßige Erfolg ließ ihn frustriert murren. Es war ausgeschlossen dieses Geräusch zu ignorieren. Zum Hades mit dem Teil. Als der Wecker erstarb, spekulierte Nico für einen Augenblick, ob sein stummer Fluch das Gerät tatsächlich auf direktem Weg in die Unterwelt befördert hatte. Die Bewegung der Matratze brachte ihn allerdings zu einem naheliegenden Schluss; Jason hatte ihn ausgeschaltet. Nachdem dieses quälende Piepen verklungen war, entspannten sich Nicos Muskeln und er verfiel in ein leichtes Schlummern. Nach einer Weile - er hatte kein Gefühl dafür, wie viel Zeit vergangen war - legte sich eine warme Hand in seinen Nacken und kraulte durch sein Haar. Die Berührung jagte einen angenehmen Schauer über seinen Rücken, trotzdem war das Murren, das er verlauten ließ, leicht verstimmt, da er die Bedeutung hinter dieser Geste erahnte. »Es wird langsam Zeit aufzustehen, Nico.« Jasons Stimme war sanft und ruhig. Viel angenehmer als das Klingeln vom Wecker. Aber die Botschaft gefiel ihm nicht. Er hatte keine Termine, keine Pläne für den Tag. Wieso sollte er unbedingt aufstehen? Unzufrieden murmelte er in sein Kissen und war sich selbst nicht sicher, ob das Worte waren, die da aus ihm rauskamen. Die Matratze sank unter Jasons Gewicht ein. Mit den Fingern zeichnete er willkürlich Muster auf seine Schulterblätter, was Nico wohlig schaudern ließ und ihn versöhnlicher stimmte. So konnte er den ganzen Tag verbringen. »Komm, Schlafmütze.« Jason beugte sich zu ihm, um einen Kuss auf seinem Hals zu platzieren. Seine Hand lag ruhig auf der Schulter und streichelte mit dem Daumen sacht über seine Haut. Als er sich ein Stück weiter zu seinem Ohr vorbeugte, stellten sich Nicos Nackenhaare auf. »Kaffee ist schon fertig«, flüsterte er verheißungsvoll mit einem Grinsen in der Stimme. Die magischen Worte brachten Nico dazu den Kopf aus den Kissen zu ziehen. Schwerfällig drehte er sich auf den Rücken, streckte sich mühselig und atmete tief ein. Im ganzen Raum schwebte der verheißungsvolle Geruch von frisch aufgebrühten Kaffee. Es ließ ihn lächeln. Er blinzelte, sah die Wand von Licht geflutet und Jason, wie er neben ihm lag, den Kopf auf seinen Arm gestützt mit einem Grinsen im Mundwinkel. »Guten Morgen, Nico.« Seine Sicht scharf stellte und das Licht wurde zu anstrengend für seine Augen, sodass er die Arme über sein Gesicht schob. »Zu hell«, beschwerte er sich kleinlaut. Für einen Moment erwog er, sich in der geschützten Ecke des Bettes einzurollen. Als habe Jason diesen Gedanken aufgefangen, stützte er sich zu beiden Seiten von Nico ab, um ihn daran zu hindern. »Der Kaffee wird kalt«, informierte er. Abwartend betrachtete er seinen Freund, der sein Gesicht weiterhin verbarg. Langsam hob er die Arme und schlang sie locker um Jasons Hals. Mit Mühe unterdrückte der ein Grinsen, legte einen Arm um die schmale Taille und erhob sich. Nico blieb wie ein nasser Sack an ihm hängen und ließ sich bis zur Bettkante ziehen. Wankend saß er dort und rieb sich mühselig den Schlaf auf den Augen, während sein Freund zur Küchenzeile ging. Zurück kam er mit einer Tasse dampfenden Kaffee und reichte sie Nico mit dem Hinweis, dass sie heiß war und vorsichtig sein sollte. Jason setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und sah geduldig dabei zu wie der erste Schluck den Sohn des Hades' ins Leben holten. »Wie wird man so ein Morgenmuffel?«, fragte er mit einem Schmunzeln ohne eine Antwort darauf zu erwarten. »Wer stellt sich einen Wecker, wenn er frei hat?«, brummte Nico und warf ihm über den Rand seiner Tasse einen vorwurfsvollen Blick zu, als würde er ihn damit bestrafen wollen. Jason hob arglos die Schultern. »Gewohnheit.« Dafür erhielt er nicht mehr als ein Rollen mit den Augen. Für die nächsten Minuten blieben beide still. Nico trank in Ruhe seinen Kaffee und Jason begann die Küchenzeile aufzuräumen. Inzwischen hatte er ein Gefühl dafür, wie er mit seinem Morgenmuffel umgehen musste und räumte ihm seine Zeit ein, um in den Tag zu kommen. Währenddessen ging er seiner Morgenroutine nach und spülte das Geschirr vom Vortag. Er hatte in den letzten Tagen bereits überlegt, etwas an seinen Gewohnheiten zu ändern. Immerhin wohnten und lebten sie zusammen. Als er allerdings das Thema zur Sprache brachte, war Nico unwohl bei dem Gedanken, dass Jason sich nach ihm richten wollte. Ein dunkler Haarschopf schob sich in seinen Augenwinkel und holte ihn aus den Gedanken. Als er sich ihm zuwenden wollte, hatte der den Kopf bereits an seine Schulter gelehnt und so rührte er sich nicht, in der Befürchtung Nico würde zu Boden gleiten, wenn er seine Lehne verlor. In der Hand hielt er die leere Tasse. Seine Stirn lag in Falten, als überlegte er, ob er die Tasse schon in den Abwasch geben wollte oder zuvor einen zweiten Kaffee brauchte. »Gehst du gleich wieder zur Therme?« »So der Plan«, antwortete er und stellte ein Glas zurück in den Schrank. »Möchtest du diesmal mitkommen?« Nico rieb das Gesicht an seiner Schulter, was einem Kopfschütteln entsprach. Damit hatte Jason gerechnet. Für einen Besuch im Schwimmbad hatte sich sein Freund bisher nicht begeistern lassen. Stattdessen ging er lieber durch Neu Rom, besuchte die Bibliothek oder den Musikladen. »Dann treffen wir uns wieder um zwölf am P3?« Diesmal nickte Nico sacht und hob den Kopf. Seine dunklen Augen wirkten verschlafen. »Frühstücken wir noch zusammen?« Unwillkürlich musste Jason lächeln. »Natürlich.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)