Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 75: Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 26 - Festtagsmahl und Weihnachtsbaum ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ „The first Noell...♪♪♪“ Weihnachtsmusik klang durch die Wohnung der Fischers. Jako werkelte in der Küche und Marti im Wohnzimmer. Midnight lag brav ihrem Körbchen und schnurrte leise vor sich hin. Jako stand am Küchentisch und schnippelte an einem Rotkohlkopf herum. Es sollte heute ein richtig gemütliches, klassisches Weihnachtsmenü geben. Na ja, abgesehen von der Tatsche, das es vegetarisch wäre. Aber...er hatte vor, dass so richtig toll hinzubekommen, und daher gab er sich ausgesprochen Mühe und war jetzt, am frühen Nachmittag, mit den Vorbereitungen beschäftigt. Sie wollten sich später, wenn die Dämmerung einsetzen würde, in ihre warmen Jacken kuscheln und einen ausgiebigen Spaziergang machen. Es würde Spaß machen, die weihnachtliche Beleuchtung in den Fenstern ringsumher anzuschauen. Anschließend würde es das Abendessen geben. Ein dreigängiges Menü. Zuerst eine klare Brühe mit Nudeln und Eierstich. Danach Maronenbraten mit Klößen, Soße und Rotkohl. Und zum Nachtisch Eis. Da hatte er fertiges Vanille-Zimteis gekauft. Und für später am Abend hatte er noch mal eine kleine Antipastiplatte vorbereitet, denn sie wollten allen ernstes um 22 Uhr in die Spätmesse der nahegelegenen Kirche. Sie hatten zwar eigentlich nichts damit am Hut, aber meine Güte, an Weihnachten war das doch irgendwie schön, Kindheitserinnerungen und so, und warum nicht einfach mal kitschmäßig so richtig in die Vollen gehen. Na ja, danach sollte es dann sie Antipasti mit nem schönen Glas Wein geben. Jako freute sich wie bolle auf den Abend und er summte leise das im Hintergrund laufende Weihnachtslied mit. Er hatte soweit alles im Griff. Auf dem Herd brodelte Wurzelgemüse für die Brühe; der Teig für die Klöße ruhte im Kühlschrank, den Rotkohl knetete er durch und würde ihn gleich zum Kochen ansetzen; der Teig für den Braten stand fertig vorbereitet und geformt und in Folie gewickelt ebenfalls bereit, der musste nur noch in den Ofen. Die Zutaten für die Pilzsoße waren geschnippelt und warteten auf ihre Verwendung. Alles im Griff in der Küche. Alles im Lot auf'm Boot. Alles in Butter auf'm Kutter. Na ja, nur aus dem Wohnzimmer hörte man immer wieder Fluchattacken und Schimpftiraden. Jako grinste vor sich hin. Marti war dabei, den Baum aufzustellen und bekam es nicht hin. Das Biest stand einfach nicht gerade. Jako hatte seine Hilfe angeboten. Aber Marti hatte ihn nur angeblafft. Also hatte er sich wieder verzogen und ließ ihn machen. Ein Poltern, ein „Fuck!“ ließen ihn dann doch noch mal ins Wohnzimmer schauen. Marti kniete vor dem Baum, der gerade samt Ständer umgekippt war. „Marti, kann ich nicht doch irgendwie hel...“ „Scher dich in die Küche! Ich krieg das hier schon hin!“ Jako grinste. „Na dann mach mal. Aber wenn wir nachher raus wollen, und der Baum noch nicht fertig ist, wäre das echt schon schade, weißt du?“ „ICH KRIEG DAS HIN!“ Jako grinste noch breiter, zuckte mit den Schultern und ging zurück zur brodelnden Gemüsebrühe. Wenn er mich weiter so anschnauzt, dachte er, gibt’s doch noch ne Rute vom Christkind. Und während er den Rotkohl umrührte, kicherte er. Es dauerte noch ein eine ganze Weile, dann hatte er soweit alles vorbereitet und fertig, dass es nachher nur noch mal kurz in den Ofen oder auf den Herd müssen würde. Er räumte die Küche auf und war zufrieden mit sich. Dann ging er ins Wohnzimmer, um mal vorsichtig nach dem Rechten zu sehen. Er hatte gerade die Klinke heruntergedrückt, da ertönte von drinnen ein lautes „Moment!“ Er zögerte einen Augenblick. „So, jetzt kannst du!“ Jako betrat das Wohnzimmer und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Marti hatte es geschafft. Der Baum stand wie eine Eins und war prachtvoll geschmückt. Der ganze Vintage- Christbaumschmuck, den sie in den vergangenen Wochen auf Flohmärkten zusammengekauft hatten, hatte daran Platz gefunden. Zwei Lichterketten umwanden ihn und jede Menge Lametta, dieses Holo-Lametta, was so funkelt, versetzte den Baum in eine ganz besondere Pracht. „Scheiße, Marti, ist das schön!“ Jako fiel regelrecht die Kinnlade runter. Marti, der selbst ein bisschen Lametta im Haar hängen hatte, strahlte zufrieden. „Ich hab doch gesagt, ich krieg das hin!“ Jako küsste ihn liebevoll. „Stimmt. Und wie man sieht, ist auf dich Verlass.“ Sie drücken sich, und standen mit strahlenden Augen wie die Kinder noch eine ganze Weile Arm in Arm vor dem Weihnachtsbaum. Der Spaziergang war toll, das Essen großartig. Jako hatte sich echt ins Zeug gelegt und es schmeckte einfach Spitze. Felix war eben ein guter Lehrer. Und nun saßen sie vor dem Weihnachtsbaum und es sollte Bescherung sein. Das Gedichtaufsagen hatten sie sich dann doch verkniffen, denn allein bei dem Gedanken konnten sie sich beide vor lachen nicht mehr halten. Vor ihnen lagen ein paar Päckchen von den Eltern, von ein paar Freunden. Und natürlich jeweils eines von Marti für Jako und umgekehrt. Süße Leckereien aus Süddeutschland. Da strahlte besonders Marti. Von dessen Eltern ein paar DVDs mit den neuesten Filmen. Klasse. Lion schickte ein Fotoalbum. Mit witzigen Schnappschüssen von der Hochzeit. Das gefiel ihnen richtig gut, sie blätterten lange darin herum und hatten Spaß. Von Omi Lindner ein Packchen mit handgestrickten, dicken Kuschelsocken. Bunt, weich und warm. Sie mussten schmunzeln. Typisch Omi eben. Von Felix gab es ein Geschenk mit einem fetten Augenzwinkern: Ein Buch mit dem Titel „Die Junge Ehe“, das war ein Machwerk aus den fünfziger Jahren, ein Ratgeber für Junge Leute, die in eine Ehe starteten. Felix hatte auf die erste Seite des Einbandes „#altmodisch“ geschrieben. Beide grinsten. Einige Kleinigkeiten von Freunden; unter anderem ein neuer Seidenschal von Sina, dazu eine Karte mit den Worten: „Wenn der andere mal eine Nacht nicht übersteht...“ Sie mussten lachen und beschlossen, ihn in der selben Nacht noch einzuweihen. Und nun das Päckchen von Jako für Marti. Ein Gutschein für einen Tanzkurs. Marti schmunzelte. „Ernsthaft?“ „Na ja, ich dachte... du hast doch auf unserer Hochzeit gesagt, dass du es bedauerst, gerade mal den Hochzeitswalzer mit mir hinzubekommen... und dabei hat es dir doch Spaß gemacht … und erinnerst du dich an unseren allerersten Tanz, damals in der Küche der WG.... und ich dachte...“ Marti küsste Jako und brachte ihn so zum Verstummen. „Hey! Ich freue mich! Das ist klasse, Danke!“ Jako war erleichtert. Er war sich echt unsicher gewesen,. Aber als er sah, wie Marti strahlte, freute auch er sich aus tiefstem Herzen. „So, Jako, und nun du.“ Jako öffnete sein Geschenk. Es enthielt zwei Päckchen. Im ersten entdeckte Jako einen Gutschein für einen Laden für Musikequipment. „Dankeschön, mein Schatz!“ Er strahlte nun ebenfalls. Dann das zweite Päckchen. Es enthielt ein Foto von Marti. Ein ganz besonderes Foto. Marti sah knallrot zu Boden als Jako es ausgepackt hatte. Auf dem Bild räkelte Marti sich geradezu lasziv auf dem Sofa, und trug... nichts. Außer einer roten Schleife um den Bauch. Und am unteren Bildrand stand: „Ich schenke dir mich. Für immer.“ „Albern, oder?“, fragte Marti verlegen. „Blödsinn“, sagte Jako, „wunderschön.“ Und er küsste Marti. Im weiteren Verlauf des Abends kam es dann noch zu der ein oder anderen eher unzüchtigen Handlung unterm Weihnachtsbaum... Aber da Weihnachten das Fest der Liebe ist, geht das schon in Ordnung, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)