Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 69: Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 21 - Schneeregenzyklus Teil 10 - Orgasmus und Currywurst -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Tatsächlich durfte Marti im nächsten Montag Nachmittag wieder nach Hause. Jako kam direkt von der Uni. Er war mit dem Auto da. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, setzten sie sich ins Auto und fuhren los. Martis Hals ging es besser, er konnte wieder reden. Die Stimme klang noch etwas rau, sein Hals tat aber nicht mehr so weh. Während Jako den Wagen heimwärts lenkte, sagte er: „Morgen früh fahren Steve und Rick dich zu unserer Hausärztin. Ein paar Tage musst du dich noch ausruhen. Ich denke, vor nächster Woche solltest du nicht wieder arbeiten gehen.“ Marti zog eine Schnute. Es gefiel ihm nicht, noch ein paar Tage zu Hause zu sitzen. Er fühlte sich schon wieder recht fit. Aber er hatte so die dumpfe Befürchtung, dass eine Diskussion mit Jako fruchtlos bleiben würde. Er seufzte und lächelte gleichzeitig. Denn wenn ihn das auch nervte, war es doch gleichzeitig schön. Das gute, alte Geborgenheitsgefühl. „Gleich machen wir es uns erst mal gemütlich“, sagte Jako, „und nachher koche ich uns was schönes. Hast du einen besonderen Wunsch?“ Marti grinste. „Ja, Nuttenpasta! Hatten wir lange nicht!“ Jetzt grinste Jako auch. Und schöne Erinnerungen an ihre Hochzeitsreise überfluteten ihn. „Gut, Frechdachs. Dann halten wir gerade eben am Bioladen und besorgen die Zutaten, okay?“ Marti wartete im Auto, während Jako einkaufte. Der besorgte auch schnell noch einen Nachtisch, fertige Mousse au Chocolat, und schmunzelte in sich hinein. Mal sehen, was sich damit so anfangen ließ... Zu Hause angekommen, wurde Marti aufs stürmischste von Midnight begrüßt. Die kleine, die wohl gespürt hatte, dass irgendwas nicht in Ordnung war, maunzte sich die Seele aus dem kleinen Leib. Nachdem Marti sie ausgiebig gestreichelt hatte, setzte er sie auf den Boden. „Warte mal, Miez“, sagte er, „ich möchte erst einmal richtig zu Hause ankommen.“ Und mit breitem Grinsen im Gesicht streifte er die Schuhe von den Füßen – und pfefferte sie in eine Ecke. Jako grinste ebenfalls. Ja, Mann, nun war Marti wirklich wieder zu Hause, es war nicht zu übersehen und nicht zu überhören. Sie schauten sich an und begannen zu lachen, Marti an die Garderobe gelehnt, Jako mit der Schulter am Rahmen der Küchentür. Sie lachten und lachten damit die Anspannung weg, die die letzten Tage überschattet hatte. Schließlich ging Jako zu seinem Mann, drückte ihn an sich; dann holte er aus und versetzte ihm einen kräftigen Hieb auf Hinterteil. „Bring das schnell in Ordnung, Lausebengel, sonst...“, und sein Blick wanderte zur Tür des Schlafzimmers. Natürlich brachte Marti das in Ordnung, er stellte die Schuhe brav aufs Regal. Aber irgendwie hatte diese Sache sich verselbständigt und in letzter Zeit in eine Art Ritual verwandelt. Ein Symbol für Dinge in ihrer Beziehung. Das Jako auf Gehorsam bestand und Marti auch gerne gehorchte, aber... seinen eigenen Kopf dabei hatte. So ein kleines bisschen Rebellentum eben. Sie mochten es irgendwie beide. Es war eine Spielerei, eine Neckerei... Und es fühlte sich gut an. Da Marti Hunger hatte und das Krankenhausessen der letzten Tage nicht wirklich kulinarische Hochgenüsse geboten hatte – immerhin war er Jakos gute Küche gewohnt – machte der sich auch recht bald ans kochen. Marti saß daneben am Küchentisch, und schaute ihm zu. Er liebte das. Und währen er bewundernd den schönen schlanken Händen seines Mannes beim Arbeiten zusah, fühlte Marti sich geborgen und zu Hause. Er spürte, dass das schwarze Loch, aus dem die letzten Tage irgendwie bestanden hatten, vorüber war. Natürlich war die Trauer noch da. Das würde auch noch eine ganze Weile so sein. Aber dennoch... es fühlte sich anders an, als noch vor ein paar Tagen. Es war eine andere Art, zu trauern, und sie überschattete nicht mehr alles, was um ihn herum war. Ihm war bewusst, dass das auch deswegen so war, weil er „nur“ ein Freund war, der Alex ja auch nur ein paar Wochen gekannt hatte. Bei ihren Eltern sah die Lage sicher ganz anders aus. Aber auch wenn ihm das unendlich leid tat, war er sich darüber klar, dass es wenig gab, was er tun konnte, um ihnen zu helfen. Wenn man ein Kind verliert, kann einem niemand wirklich helfen. Vielleicht nur die Zeit, und vielleicht nicht einmal die. Nun, er würde mit Gerald sprechen, und ihm sagen, dass er ihnen jederzeit seine Hilfe zur Verfügung stellen würde. Sei es bei ganz praktischen Dingen, was auch immer, aber auch zum Reden... Sie kannten ihn zwar kaum, aber sie wussten, dass er in den letzten Wochen viel Zeit mit ihrer Tochter verbracht hatte... Das war nicht viel was er tun konnte. Aber wenigstens das. Im Augenblick jedoch genoss er die Tatsache, hier zu Hause zu sein. Zu Hause bei Jako. In ihrer Küche, die er so liebte und so gemütlich fand. Aus dem Soßentopf duftete es schon ausgesprochen köstlich, und als Jako die Spaghetti abgoss, deckte Marti den Tisch. „Mmmhhh, das sieht köstlich aus“, sagte er, und tat sich ein ordentliche Portion Nudeln und Soße auf den Teller. Dann rieb er Parmesan darüber, nahm seine Gabel und begann zu essen. Himmel, das war ein Hochgenuss. „Mann, Jako“, stöhnte er genussvoll, „nach ein paar Tagen Krankenhausessen kommt das hier fast einem Orgasmus gleich!“ Jako ließ vor Verblüffung seine Gabel fallen. Sie klirrte auf seinem Teller. Schließlich fragte er: „Ernsthaft? Du vergleichst unseren Sex mit der italienischen Küche?“ Marti nahm eine einzelne Spaghetti auf seine Gabel. „Na ja,“ gab er zu, „eigentlich fällt mir, wenn ich an unseren Sex denke, nicht unbedingt als erstes eine weichgekochte Nudel ein...“ Jako was sprachlos. „Weißt du", sagte Marti kichernd, „meist ist unser Sex eher wie mexikanisches Essen: heiß, scharf und würzig.“ Er überlegte einen Augenblick. „Manchmal, wenn wir uns richtig viel Zeit nehmen und es langsam angehen, ist es auch wie ein mehrgängiges Menü. Und manchmal schnell und bodenständig, wie... Pommes mit Currywurst.“ Jakos Augen wurden riesengroß. „Dein Ernst? Currywurst?“ Marti nickte. „Currywurst.“ Sie sahen sich an, und dann prusteten sie los. Und es dauerte verdammt lange, bis sie wieder einigermaßen in der Lage waren, vernünftige Worte zu artikulieren. Nach dem Essen räumten sie die Küche auf. „Komm“, sagte Jako dann, „lass uns ins Wohnzimmer gehen, es uns gemütlich machen und kuscheln. Danach sehne ich mich schon seit Tagen.“ Martis Augen blitzten. Oh ja, danach sehnte er sich auch. Also kuschelten sie sich auf dem Sofa zurecht, wobei ihr Kätzchen sich einfach dazu schmiegte. Und sie genossen sich, genossen das Beisammensein. Marti sah seinen Mann an und spürte, dass der etwas auf dem Herzen hatte. Ja, er kannte Jako nun lange genug, um zu spüren, dass der sich sorgte. Und er glaubte auch zu wissen, worüber. Sie würden reden, später, jetzt wollte er erst einmal genießen, dass sie sich so nahe waren und sich einfach in den Armen hielten. Er seufzte wohlig und lehnte seine Kopf zufrieden auf Jakos Brust. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)