Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 57: Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 9 - Schlumpf und Straßenstaub ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Er setzte zum Sprechen an. Schüttelte dann den Kopf und sagte: "Moment, Felix, ich möchte gerade mal die Worte sortieren." Felix, der zu wissen glaubte, was in Marti vorging, wollte es ihm erleichtern, indem er es vor ihm aussprach. "Marti, kann es sein, dass du von der ganzen Sache mit dem Gehorchen genug hast...?" Marti sah ihn völlig entgeistert an. "Mein Gott, Felix, nein!" Felix schnappte nach Luft. Er war überzeugt davon gewesen, mit seiner Vermutung richtig zu liegen. "Nein, Felix, wirklich nicht. Das ist ein ganz fester Bestandteil meines Lebens, und unsere Ehe kann und will ich mir nicht anders vorstellen, als sie tatsächlich ist." Felix wurde im ersten Moment blass. Dann lief er rot an. Er war fassungslos. Im ganzen Freundeskreis war Felix bekannt als derjenige, der bei jedem Problem ansprechbar war. Der immer wusste, was zu tun war und spürte, was im Argen lag. Es kam so gut wie nie vor, dass er sich täuschte. Und dass er einer so kompletten Fehleinschätzung der Lage unterlag, das hatte es schon ewig nicht mehr gegeben. "Felix, ich...ähm...ist alles gut bei dir?" "Ja, Marti, alles okay. Willst du mir nun erzählen, was es nun wirklich ist, was dir im Kopf rum geht?" Marti nickte. "Also, es ist nur so... der Satz, den ich da gesagt habe, war wirklich dämlich. Aber das Jako so überzogen reagiert hat...da hat er echt Scheiße gebaut. Und dann steht er hier oben vor mir und sagt, ihn würde das verletzen. Und die ganze Zeit hab ich nur gedacht - nein, Marti, sag nicht, was du jetzt denkst. Und das, was ich gedacht habe, war: Jako, du hast hier fremdgeknutscht. Nicht ich." Felix nickte. "Aber du hast es nicht gesagt." "Nein. Hab ich bewusst nicht. Weißt du, ich habe ihm die Sache verziehen. Und du kennst mich - wenn ich sage, ich habe verziehen, dann hab ich das auch. Ich bin zu... ehrlich, um mir und anderen da etwas vorzumachen." Oh ja. Das wusste Felix. Marti war der aufrichtigste Mensch, den er kannte. "Aber, weißt du, dass er selber diese Sache immer wieder hoch kramt, und ich dann darunter zu leiden habe... das nervt mich doch. Und deswegen ging mir eben dieser Satz durch den Kopf." Felix grinste. "Und dass du gerade echt mal den Mund halten konntest, ist echt untypisch für dich." Marti grinste nun auch. "Ja. Normalerweise ist mein Mund schneller als mein Hirn." Er kicherte. "Stell dir die beiden mal vor: High Noon, ein Duell, in der brütenden Hitze, der Wind treibt Staubwolken über die Straße, tiefe Stille liegt über der Szenerie. Nur in der Ferne erklingt eine traurige Melodie auf der Mundharmonika. Auf einmal ein Knall, ein Schrei. Während mein Hirn noch versucht hat, nach der Waffe zu greifen, hat mein Mundwerk längst drauf los geballert. Und das Hirn liegt blutend am Boden." Er kicherte wieder. "Wobei böse Zungen ja behaupten, genau das wäre bei mir der Normalzustand." Jetzt konnte Felix nicht mehr. Er brach in schallendes Gelächter aus und Marti stimmte ein. Am Ende lachten sie, bis ihnen die Tränen liefen. "Mensch, Marti, ich hatte mich darauf eingestellt, hier eine echte Krisennacht zu erleben, bei der ich Tränen trocknen muss und euch beiden helfen muss, aus den Bruchstücken eurer Ehe etwas neues zusammenzusetzen. Statt dessen sitzen wir hier und lachen uns kaputt." "Jarti ist eben immer wieder für ne Überraschung gut", sagte Marti und kicherte immer noch. "Ja", sagte Felix. "Und ich habe gelernt, dass ich manchmal ein richtiger Idiot bin." Und er wischte sich über die noch immer von Lachtränen feuchten Augen. "Bist du nicht", sagte Marti. "Im Gegenteil. Die Tatsache, dass auch du mal daneben liegst, beruhigt mich irgendwie. Dann fühle ich mich gleich weniger unzulänglich." Felix lächelte ihn dankbar an. "Nein, ehrlich", sagte Marti, " du bist und bleibst für mich und Jako und den ganzen Freundeskreis eine Art..." Er überlegte. "...Papa Schlumpf." Felix fiel die Kinnlade runter. Marti stand von seinem Stuhl auf, ging um den Tisch herum und nahm Felix in die Arme. "Wir alle sind dankbar, dass wir dich haben", sagte er. Er setzte sich wieder. "Felix, wie bist du eigentlich auf den Gedanken gekommen, dass..." "Na ja. Ich habe ja mitbekommen, dass Jako... sich dir gegenüber... diesmal nicht fair verhalten hat... und euer Streit damals, da hatte er ja auch ziemliche Scheiße gebaut...und ich denke halt, wenn du dich ihm unterordnest, dann sollte er verantwortungsbewusst damit umgehen.." "Aber Felix, das tut er. Ehrlich. Er ist nur eben ein Mensch, der nicht fehlerfrei ist. Aber wie könnte ich das von ihm erwarten? Glaub mir, ich habe während unserer Beziehung selber schon einige Male Mist gebaut, und es ihm nicht leicht gemacht ... er ist immer für mich da, hilft mir, unterstützt mich, liebt mich, verwöhnt mich... was wäre ich für ein schlechter Ehemann, wenn ich da einen Fehler seinerseits nicht auch mal verstehen und verzeihen könnte." "Marti", sagte Felix, "du bist einfach ein wunderbarer Mensch. Ich bin froh, mit dir befreundet zu sein." Marti schaute etwas verlegen auf den Küchentisch. "Übrigens, Felix", sagte er dann, "wegen meiner blöden Bemerkung... ich hoffe, du weißt, dass ich das nicht ernst gemeint habe... Bianca ist ein liebes Mädel, und du ein toller Mann, ihr beide habt verdient, geliebt zu werden und ich freue mich echt, dass ihr zusammen seid..." "Ja, Marti, das weiß ich, ich kenne schließlich deinen Humor." Felix schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort: "Ich bin dir ganz schön dankbar. Ohne dich hätte ich Bianca nicht kennen gelernt. Und sie ist echt meine Traumfrau." Seine Augen strahlten. Marti freute sich. Es war gut, Felix so glücklich zu sehen. Er hatte es wirklich verdient. "Felix, du bist mir hoffentlich nicht böse, aber ich würde jetzt doch lieber wieder nach unten. Ich vermisse meinen Mann." Felix nickte. "Kein Ding, Marti. Lauf nur. Aber... versprich mir eins." "Ja?" "Sprecht euch aus. Vielleicht nicht heute, aber in absehbarer Zeit. Lasst nichts unausgesprochen zwischen euch." "Versprochen. Das mit dem Reden, wenn ihn was bedrückt... das ist ein Punkt, in dem ich Jako noch erziehen muß. Und glaub mir, das ist keine leichte Aufgabe." "Schon klar", sagte Felix. "Ich kenne seinen Dickschädel." Wenige Minuten später sauste Marti die Treppen runter. Als er unten die Wohnungstür aufschloss, kamen Midnight und Jako beide angestürzt. Midnight war schneller und ging mit den Vorderpfoten an Martis Beinen hoch. Jako packte die Kleine, sagte "Sorry, Mieze, aber hier musst du zurückstecken," setzte sie in ihre Box und wandte sich Marti zu. "Hallo, Frechdachs, ich..." Man sah ihm an, dass er ihn gerne in den Arm nehmen wollte, sich aber nicht traute... "Laber nicht, küss mich einfach", sagte Marti mit rauer Stimme. Das ließ Jako sich nicht zweimal sagen. Er zog seinen Mann an sich und sie begannen, wild und leidenschaftlich zu knutschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)