Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 54: Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 6 - Gehorsam und Muffins ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Jako frühstückte. Aber zugegebenermaßen schmeckte es ihm nicht besonders. Das lag nicht an dem Frühstück selber, das hatte Marti liebevoll hergerichtet, der Kaffee war heiß, das Brot frisch... Es lag eher an der eigenartigen und für sie beide ungewohnten Situation. Er konnte einfach nicht mit Appetit frühstücken, während sein Schatz bei ihm war und nichts bekam. Aber, na ja, Strafe musste sein, und Marti hatte die Strafe durch seinen Ungehorsam mehr als verdient. Jako seufzte und biss erneut in das Honigbrot. Marti kniete nach wie vor auf dem Kissen. Er hatte den Blick gesenkt, einfach, weil er tief in Gedanken war. Er versuchte, für sich herauszufinden, ob es für ihn in Ordnung war, vor seinem Ehemann zu knien. Der kalte Verstand wollte wieder einmal Ärger machen, aber den schaltete Marti einfach aus. Statt dessen spürte er seinen Gefühlen nach. Es fühlte ich seltsam an, ungewohnt...aber, wenn er ehrlich war, nicht schlecht. Dass er Strafe verdient hatte, das stand völlig außer Frage. Das hatte er ja regelrecht provoziert. Und diese Art von Strafe... er verstärkte irgendwie seine Unterordnung unter seinen Mann. Aber das war in Ordnung. Denn irgendwie verstärkte es auch sein Geborgenheitsgefühl, und das war etwas, was Marti sehr viel bedeutete. „Jako?“ „Ja?“ „Es ist in Ordnung für mich, vor dir knien zu müssen. So wie jetzt.“ Jako atmete erleichtert aus, sah ihn aber dennoch besorgt an. „Und... kein Frühstück zu bekommen?“ „Ist auch okay. Weißt du, Jako, Strafe ist dann richtig, wenn sie mir zwar wehtut, um auch etwas bewirken zu können, mich aber nicht verletzt. Und das hier verletzt mich nicht.“ „Du fühlst dich also nicht... gedemütigt durch diese Art der Bestrafung?“, fragte Jako leise. „Nein, Jako. Immerhin bist du es, vor dem ich knie. Der Mann, der mich über alles liebt und der mich nie verletzen würde. Ich weiß, ich müsste nur ein Wort sagen, und du würdest so etwas nie wieder von mir verlangen.“ Jako nickte. „Siehst du, und allein schon deswegen ist es in Ordnung. Ich fühle mich geliebt und ernst genommen dabei.“ Jako lächelte Marti liebevoll an. „Ich liebe dich, Frechdachs. Und es berührt mich immer wieder, wie sehr du mir vertraust. Und ich verspreche dir, das Vertrauen niemals auszunutzen.“ Er klopfte neben sich auf das Bett. „Komm, mein Schatz, lass uns kuscheln.“ Marti kletterte freudestrahlend zu Jako aufs Bett und kuschelte sich in seinen Arm. Jako hatte fertig gefrühstückt. Es war jedoch eine zweite Scheibe Weißbrot übrig. Da hat Marti es ein bisschen zu gut mit mir gemeint, dachte er. Er zupfte ein Stück von der Scheibe ab und hielt es mit einem Lächeln Marti an die Lippen. „Hier, mein Schatz.“ Marti nahm es entgegen, verspeiste es genussvoll, leckte sich die Lippen und sah Jako bittend an. Das sah so niedlich aus, dass Jako ihm nicht widerstehen konnte. Er zupfte nach und nach die ganze Brotscheibe in Stücke und fütterte Marti liebevoll damit, küsste ihm zwischenzeitlich einen Honigfleck vom Mundwinkel, woraus sich ein zärtlicher, honigsüßer Kuss entwickelte. Und so dauerte es eine Weile, aber schließlich hatte Marti die ganze Scheibe verputzt. Marti schmunzelte. Er hatte es doch tatsächlich geschafft. Es war ihm wirklich gelungen, seinen Mann um den Finger zu wickeln und ihm ein Frühstück abzuluchsen. Aber ehrlich gesagt, fühlte er sich damit nun doch unwohl. Er schämte sich schlichtweg, denn wenn man es recht bedachte, hatte er Jako schon ein bisschen manipuliert. Er wollte mit diesem unguten Gefühl im Herzen nicht leben, und daher beschloss er, Jako direkt zu beichten. Jako dagegen hatte Marti angesehen, dass irgendetwas im Busche war. Marti war rot geworden und konnte ihm nicht direkt in die Augen schauen... Jako kannte Marti inzwischen gut genug, um zu wissen, was das bedeutete. Also beschloss er, Marti direkt darauf anzusprechen. Und so kam es, dass sie beide gleichzeitig zu sprechen begannen. „Jako, ich muss...“ „Marti, hör mal...“ Sie schauten sich an und lachten. „Jako, ich habe dir was zu beichten. Aber sprich du bitte zuerst.“ „Marti, ich hab mir schon so was gedacht. Ich seh dir doch drei Meilen gegen den Wind an, dass du etwas ausgefressen hast. Wollte dich gerade darauf ansprechen.“ Marti holte tief Luft. Und dann gestand er Jako, dass er mir der zweiten Scheibe Brot ganz bewusst versucht hatte, Jako auszutricksen. Jako konnte nicht anders. Er lehnte sich zurück und lachte, bis ihm der Bauch wehtat. „Du bist doch ein freches kleines Biest“, sagte er immer noch lachend, als er endlich wieder Luft bekam. „Was mach ich jetzt nur mit dir, hm?“ Marti grinste schief. „Du könntest mich zur Strafe knutschen, bis mir die Luft wegbleibt?“ „Das könnte dir so passen“, sagte Jako, grinste und verpasste ihm einen festen Klaps aufs Hinterteil. Dann wurde er ernst. „Hör mal, Marti“, sagte er. „Was ich von dir erwarte, ist Gehorsam. Ungehorsam werde ich nicht dulden. Und... du kannst mit mir über alles reden. Aber ich erwarte, dass du offen und aufrichtig zu mir bist, so wie ich das von dir kenne. Und ich dulde nicht, dass du irgendwelche Tricks und Spielchen mit mir treibst. Ist das klar?“ Marti schluckte. Er spürte, dass Jako das sehr ernst meinte. Er nickte. „Ja, Jako. Das ist mir klar. Es tut mir leid.“ „Gut.“ Jako zeigte auf das Kissen, das noch immer auf dem Boden lag. „Ab mit dir. Du wirst dort solange knien, bis ich mich entschieden habe, was ich mit dir anfange.“ Jako nahm das Frühstückstablett und verließ das Schlafzimmer. Es dauerte immerhin eine halbe Stunde, bis er wieder kam. Marti hatte den Kopf gesenkt und fühlte sich unwohl. Jako setzte sich aufs Bett und nahm Martis Gesicht zwischen seine Hände. „So, mein Frechdachs. Da du dir ein Frühstück, das du ja eigentlich nicht bekommen solltest, sozusagen erschlichen hast, wirst du statt dessen auf die restlichen Mahlzeiten des Tages verzichten. Okay?“ Marti nickte. „Und ich weiß, mein Schatz, dass meine Mama vor hat, uns heute Abend schön zum Essen einzuladen. Lass dir was einfallen, wie du ihr erklärst, dass du nichts essen willst." Nein, Jako hatte nicht vor, das durchzuziehen. Ach was. Nun … das was in Marti jetzt vorging, war mit Sicherheit Strafe genug. - - - - - Jako hatte Marti zu sich aufs Bett gezogen und sie hatten noch eine ganze Weile gekuschelt. Schließlich jedoch hatte Marti das Kommando übernommen. „Komm, Jako, wir haben noch ein bisschen was zu tun. Wir müssen hier noch klar Schiff machen, schließlich will meine Schwiegermama ein paar Tage bleiben. Da soll es hier ordentlich aussehen.“ Er grinste. „Bei so was bin ich spießig,“ Jako lachte. „Du und spießig. Du bist der lockerste, verrückteste Tp, der mir je untergekommen ist. Aber genau das liebe ich so an dir.“ Er küsste Marti auf die Nasenspitze. Marti liebte das. Diese sanfte, zärtliche Geste war eines von so vielen Dingen, die ihm zeigten, dass Jako ihn von Herzen lieb hatte. Es fühlte sich unheimlich gut an. „Na los“, sagte Marti. Kurze Zeit später wirbelte er durch die Bude, während er Jako Anweisungen erteilte, was zu tun sei. Sie kamen gut voran, und als Marti sich daran machte, schon einmal die Gästebettwäsche frisch zu beziehen, schob Jako ein Blech mit Muffins in den Ofen. Schließlich kam Marti in die Küche gestürmt. "Bin soweit fertig! Und du?“ Jako fing seinen Schatz ein und zog ihn zu sich. Drückte ihn, wuschelte ihm durchs Haar. „In zwanzig Minuten hole ich die Muffins aus dem Ofen. Du kannst schon mal den Kaffeetisch decken. Und dann können wir los, damit wir rechtzeitig am Zug sind." Gut. Marti richtete also den Kaffeetisch her. Als er damit fertig war, zögerte er einen Augenblick. Dann stellte er den Teller und die Kuchengabel von seinem Platz wieder in den Schrank zurück. „Ich muss mich ja nicht selbst in Versuchung führen“, sagte er und grinste Jako etwas verlegen an. Jako grinste zurück. E konnte nicht anders, er musste Marti einfach küssen. Der erwiderte den Kuss und sie verloren sich darin. So sehr, dass sie sogar das Signal des Backofens überhörten. Hätte Midnight nicht lautstark miauend an der Küchentür gekratzt, wären ihnen die Muffins angebrannt, so sehr hatten sie alles um sich herum vergessen. So konnten sie sie gerade noch retten, wobei Jako sich den Finger verbrannte. Marti musste ihm einen kleinen Verband drum legen und so kam es, dass sie am Ende fünf Minuten zu spät am Bahnhof waren. Da der Zug allerdings wie üblich auch eine Viertelstunde zu spät kam, war alles im grünen Bereich. Als er endlich einrollte, schauten sie beiden suchend in die Menge. Marti entdeckte sie als erstes. „Da ist sie!“, rief er und sauste los. Er riss sie in seine Arme und rückte sie an sich. „Schön, dass du da bist, Schwiegermama!“ Frau Joiko war etwas überrascht über die stürmische Begrüßung durch ihren Schwiegersohn, aber doch sehr erfreut. Denn sie hatte Marti richtig liebgewonnen. Inzwischen war nun auch Jako bei ihnen angekommen und drückte nun seinerseits seine Mama. „So“, sagte sie, „nachdem meine Jungs mich nun fast zu Boden geknuddelt haben – seid ihr nun so gut, meinen Koffer zu tragen? Ich bin ziemlich kaputt von der langen Fahrt.“ Marti schnappte sich den Koffer, während Jako seine Mama einhakte, und fröhlich plaudernd gingen sie zum Auto. Eine dreiviertel Stunde später saßen sie um den Kaffeetisch. Marti hatte Kaffee ausgeschenkt und Muffins verteilt. Als die Mama einmal kurz ins Bad verschwunden war, hatte Jako gesagt: „Marti, nimm dir auch einen, ich glaube, du bist genug bestraft. Und wenn wir nachher essen gehen, essen wir alle drei gemeinsam, okay?“ Marti war ihm dankbar um den Hals gefallen und hatte ihn liebevoll geküsst. Irgendwann sagte Marti, während er sich eine weitere Tasse Kaffee eingoss: „Mama, Jako und ich wollten etwas mit dir besprechen. Eigentlich mit euch beiden, aber da Papa genauso ein Dickschädel ist, wie Jako, dachten wir, wir reden erst mal mit dir.“ Die Mama sah sie beide fragend an. „Also“, fuhr Marti fort. „Jako hat mir erzählt, dass ihr ihn bisher immer mit einer monatlichen Überweisung unterstützt habt. Aber nun hat sich ja eure Situation auf Grund von Papas Krankheit ziemlich geändert. Und Jakos Lage ja auch, immerhin ist er nun ein verheirateter Mann und hat mich.“ Er nahm Jakos Hand. „Und daher wollen wir euch bitten, diese Unterstützung einzustellen. Weißt du, ich bin sein Mann, und ich verdiene gut, das reicht für alles, was wir so brauchen. Ich fühle mich für Jako verantwortlich und wir werden alles gemeinsam schaffen. Und sollte es mal finanzielle Engpässe geben, werden wir auch die zusammen bewältigen.“ Jakos Mutter nickte, mit Tränen in den Augen, und sagte: „Marti, nach dieser so vernünftigen und erwachsenen Ansprache bleibt mir ja nichts anderes übrig, als zuzustimmen.“ Sie lächelte. „Und ihr habt ja recht, ich muss zugeben, das wäre für uns eine ziemlich Erleichterung...“ Sie wandte sich an Jako und küsste ihn auf die Stirn. „Mein Sohn, ich bin stolz auf dich, dass du einen so großartigen Mann geheiratet hast. Der mit seinem Verstand und seiner vernünftigen Art deinen manchmal etwas verwirrten Künstlerkopf zurechtrückt.“ Marti fiel fast die Kinnlade runter. Verstand... vernünftig... das waren Worte, die er nun nicht unbedingt mit sich selbst assoziierte. Jako jedoch nickte. Ja, Mama hatte Recht. Es stimmte zwar, dass Marti ein durchgeknallter, liebenswerter Verrückter war. Allerdings hatte Jako schon immer bewundert, mit welchem Feingefühl Marti ausgestattet war, und wie sehr es ihm gelang, im richtigen Moment das richtige zu tun und zu sagen. „Ja, Mama“, sagte er. „Ich bin wahnsinnig dankbar, dass es Marti gibt, und noch dankbarer, dass er mich liebt.“ Marti saß da mit hochrotem Kopf und verlegenem Blick. Sein Herz klopfte heftig und er war zutiefst glücklich. Es folgten ein paar schöne Tage mit Jakos Mama. Sie unternahmen einiges zusammen und hatten viel Spaß miteinander. Der Besuch beim Papa war auch ziemlich schön, da es ihm wirklich schon wieder recht gut ging; gemeinsam gelang es ihnen, ihn von ihren Vorstellungen zu überzeugen. Als die Mutter schließlich wieder abreiste, standen die beiden wieder am Bahnhof und winkten ihr hinterher. „Sie mag dich richtig gern“, sagte Jako. „Ich sie auch, sie ist ne tolle Frau“, antwortete Marti. „Ist ja auch MEINE Mama!“ Marti grinste. „Macht nichts, sie ist trotzdem toll!“ „Ey, du Frechdachs!“, rief Jako gespielt empört. Und dann gab er seinem Schatz einen liebevollen Klaps auf den Po. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)