Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 40: Frühling, Sommer, Ja Teil 29 / Ja ich will Teil 2 - Bewegungsunschärfe und Prellung ----------------------------------------------------------------------------------------------- Jako war das erste mal schweißgebadet, noch bevor der Tag richtig losging. Er war so unglaublich aufgeregt, dass er seine normalerweise vorhandene Gelassenheit komplett verlor. Im Gegensatz zu Marti, der seine Ängste und Unsicherheit seinen Freunden gegenüber unumwunden zugab, versuchte er, ruhig und entspannt zu bleiben, wie man das von ihm normalerweise kannte; Herr der Lage zu bleiben... es misslang ihm komplett. Es fing damit an, dass er vor lauter Aufregung in der Nacht kaum ein Auge zu tat und morgens völlig verpennt aufstand. Er schaffte es, in der Dusche auszurutschen und sich das Hinterteil zu prellen. Sich den ersten heißen Kaffee über den Fuß zu gießen. Und dann die Schachtel mit den Ringen nicht zu finden. In dem Moment wurde ihm klar, dass das so nicht funktionierte und er lief nach oben, in die WG, zu Felix. Felix war Gott sei Dank schon wach. „Jako, beruhige dich. Du gehst heute zum Standesamt, und nicht zum Schafott.“ Jako musste lachen. „Ich bin so durch den Wind, dass das für mich gerade keinen Unterschied macht...“ „Lass das bloß nicht Marti hören!“ Jetzt lachten beide. „Also ich mach uns jetzt noch nen Kaffee, dann schmeißen wir Frodo, Vanessa und Bianca aus dem Bett, und dann frühstücken wir alle zusammen.“ Beim Frühstück, das in fröhlicher Runde verlief, kam dann wieder etwas mehr Ruhe auf. Die Ringe waren auch wieder aufgetaucht. Jako hatte sie am Tage zuvor Frodo anvertraut. Der wollte den Hobbit-Ringträger-Gag unbedingt durchziehen. Also war am Ende alles wieder etwas entspannter. Jako ging nach dem Frühstück wieder nach unten, um noch mal zu duschen und wollte sich dann zurechtmachen. Und dann kam das Krawattendesaster. Ein verzweifelter Anruf bei Felix. „Okay, komm rauf.“ Felix versuchte sein bestes, aber er war selber so hibbelig, dass es ihm nicht gelingen wollte und er an einen Punkt kam, wo er sagte: „Ich kriegs nicht hin.“ Das kam so selten vor, dass Jako aufstöhnte und sagte: „Scheiße, Felix, ich bin sicher, dass jetzt das Raum-Zeit-Kontinuum explodiert!“ Felix streckte ihm die Zunge raus, und wieder lachten sie gemeinsam. Mann, das tat gut. Ein Freund wie Felix war einfach nicht mit Gold zu bezahlen. „Bianca?“ „Ja, Felix?“ „Kannst du das mit der Krawatte?“ „Felix, ich bin ne zwanzigjährige Musikerbraut, ich kann per Definitionem keine Krawatten binden!“ Felix lachte und küsste seine Freundin auf die Nase. „Vanessa...?“ „Nope!“ Frodo brauchte man wegen so was nicht fragen, er machte auch schon eine abwehrende Geste mit den Händen. Es war inzwischen zehn Uhr, und die Zeit drängte. Jako hatte den Geistesblitz. Omi Lindner. Er schnappte sich Felix und sauste mit ihm die Treppen runter. Im Marti- Tempo. Also extrem schnell und halsbrecherisch. Wären sie Figuren in einem Comic gewesen, hätte der Hintergrund eine deutliche Bewegungsunschärfe gezeigt und sie selber hätten Geschwindigkeitsstreifen hinter sich her gezogen. Erstaunlicherweise kamen sie trotzdem heile unten an. Sie klingelten bei der alten Dame. Frau Lindner war natürlich sofort bereit zu helfen, nachdem Jako ihr wegen Midnight den Zweitschlüssel gegeben hatte und ihre missliche Lage geschildert hatte. Sie band ihnen die Krawatten zurecht und wünschte Jako alles Glück dieser Welt. „Dein Martin ist ein großartiger Mann, der wird dich glücklich machen, Jakob. Du musst nur zuschauen, dass du ihn nicht nur liebst, sondern auch achtest. Ich hab ja euren schlimmen Streit mitbekommen. Er braucht deinen Respekt, und er hat ihn verdient.“ „Ich weiß, Frau Lindner. Ich werde alles tun, dass er mit mir glücklich ist. Er ist mir das wichtigste auf der Welt.“ „So, Jakob, nun mach dir mal keine Sorgen, ich kümmere mich um euer Kätzchen.“ Sie küsste ihn mütterlich auf die Wange. „Und nun flott, Jungs. Macht euch auf den Weg!“ Eine halbe Stunde später stand er mit Felix und Bianca vor dem Standesamt und wartete nervös auf Marti. Ob der es wohl fertigbrachte, sich zu verspäten... Das Auto kam, Rick saß am Steuer. Er parkte ein und dann stiegen sie aus. Da war er. Sein Marti. Jako blieb der Atem weg. Marti sah so verdammt gut aus. Oh Mann. Und dieser heiße Typ wollte ihn heiraten. Wie kann man im Leben nur so viel Glück haben! Er konnte nur noch stottern. „Marti, du bist...du siehst...wow“. Marti sagte gar nichts. Er brachte anscheinend kein Wort heraus. Sie nahmen sich bei den Händen und gingen gemeinsam mit Ihren Freunden ins Standesamt. Ihre Familien waren am Vorabend eingetroffen und hatten alle im selben Hotel gewohnt. Sie waren schon da, auch ihre Freunde waren inzwischen eingetrudelt. Marti flog seiner Mama in die Arme und Jako umarmte auf seine ruhige Art seine Eltern. Lion Fischer umarmte seinen Bruder. Sie alle redeten gar nicht viel, es war irgendwie so, dass sie sich alle richtig gut verstanden und den ziemlich emotionalen Moment auf sich wirken ließen. Frodo wippte unruhig auf und ab, die Schachtel mit den Ringen in der Hand. Vanessa und Bianca trugen zwei große Tragetaschen mit ein paar Flaschen Sekt und geliehenen Sektgläsern bei sich. Und dann öffnete sich die Tür und Ladislawa trat zu ihnen. „So, Jakob Joiko und Marti Fischer, ich bitte Sie und ihre Gäste in dieses Trauzimmer.“ Sie lächelte freundlich. So, nun wurde es ernst. Jako fühlte sich hochgradig aufgeregt. Marti spürte eine tiefe Ruhe in sich aufsteigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)