Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 11: Spin off - Flina probiert was aus - Teil 2 ------------------------------------------------------ Als Ina am Sonntag Morgen erwachte, war Flo schon auf. Sie streckte sich noch eine Weile und ging dann in die Küche. Flo hatte den Tisch gedeckt, saß mit seinem Laptop vor sich da, und trank aus seiner Lieblingstasse Kaffee. Als Ina den Raum betrat, sah er auf und sagte: „Guten Morgen, Traumfrau.“ „Morgen, Flo.“ Sie nahm sich Kaffee und bestrich sich ein Weißbrot mit Honig. Flo überflog Nachrichtenseiten im Internet. Das tat er gerne beim Frühstück. Zum einen brauchte er ja immer Infos für seine LeNews, zum anderen war er einfach interessiert, was auf der Welt so geschah. Er wollte im Bilde sein; wollte vieles auch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet lesen, um sich ein eigenes Bild der Ereignisse machen zu können. Er hatte seine Meinung zu den Dingen, und die hatte Hand und Fuß. Selbst, wenn man mal nicht mit ihm einer Meinung war, musste man zugeben, dass seine Meinungen immer auf Fakten und selbstständigem, kritischem Denken beruhten. Sie liebte ihn und bewunderte ihn. Auch wenn das Leben mit ihm manchmal ganz schön anstrengend war. „Flo, was hast du heute für Pläne?“ „Wollte gleich schon mal scripten fürs nächste Nerdranking. Nachher wollte Frodo kommen, mithelfen. Und später...“ „Später ist dann mal Schluss.“ Ina sah auf die Uhr. Es war halb neun. „Drei Uhr nachmittags. Dann ist sozusagen Familienzeit. Damit du dich wenigstens einmal an nem Wochenende wenigstens ein bisschen erholst.“ Im ersten Moment wollte Flo protestieren, aber ihm fiel noch rechtzeitig ein, was sie gestern beschlossen hatten. Er hatte es bis zu diesem Augenblick ganz vergessen. Erst Inas ungewohnt bestimmende Art hatte ihn daran erinnert. Ina ließ sich auch sonst nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie bot ihm ordentlich Paroli, und diese Stärke, die manchmal fast in Sturheit überging gehörte zu den Dingen, die er an ihr liebte. Aber mit seiner Arbeitswut und seinem quasi nicht vorhandene Schlafbedürfnis hatte sie sich irgendwie abgefunden, weil es nichts gab, was sie dagegen tun konnte. Na ja, jetzt schon. Jetzt gab es etwas. Es berührte sein Herz, dass sie ihre … ja wie sollte man es nennen... Macht? Ihre Macht ihm gegenüber einsetzte, um letztenendes ihm etwas gutes zu tun. Hashtag Traumfrau, dachte er. Sie ist die fürs Leben. „Okay. Ick müsste dann Frodo anrufen, dass er eher kommt.“ „Okay, mach mal.“ Flo nahm sein Handy, wählte Frodos Nummer. „Hi, Frodse. Kannste eher vorbeikommen? Ick hab heute nich so viel Zeit, nur bis drei Uhr.“ „Ja, keen Problem, bin inner halben Stunde da. Was issn los?“ „Du, dit kann ick dir gerade nich so erklärn. Erzähl ick dir ein andermal, okay? Ist son Beziehungsding.“ Frodo stutzte einen Augenblick. Diesen Satz kannte er. Aber sonst kam der immer von Jako. Oder Marti. Er lachte. „Sach ma, Alter, is bei euch dit Jako-und-Marti-Fieber ausgebrochen, oder wat?“ Flo verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. Kannte Frodo ihn so gut? Dann erkannte er, dass der einen Scherz gebracht hatte, und keine Ahnung hatte, wie nah er an der Wahrheit lag. Gut. Musste auch nicht sein, jedenfalls nicht jetzt. Später mal. Frodo kam kurz darauf und die beiden machten sich an die Arbeit. Ina schaute aus dem Fenster, Mistwetter, blödes. Sie machte sich eine Kanne Tee und verkroch sich mit einem spannenden Buch und einer weichen Kuscheldecke aufs Sofa im Wohnzimmer. Sie war gespannt, ob Flo sich an ihre … Anweisung hielt, oder ob sie ihn würde erinnern müssen. Gegen Mittag reichte sie den Jungs ein paar Sandwichs in Flos Arbeitszimmer, die dankbar angenommen wurden. Kurz vor drei, schau an, verabschiedete sich Frodo. Er umarmte Ina kurz, dann Flo, und schon war er aus der Tür. „So“, sagte Flo, „da bin ick. Wat machen wir jetz?“ „Lass uns spazieren gehen“, sagte Ina. „Es regnet nicht mehr, und wenn uns kalt wird, können wir, wenn wir zurück sind, uns unter die Wolldecke kuscheln, ich mach uns dann noch nen Tee, wir schauen gemütlich einen Film. Du darfst auch aussuchen. „Dann los“, rief Flo und küsste seine Ina. Seine Ina. Er liebte diese Frau unglaublich und würde sie nie wieder hergeben. Einen kurzen Moment dachte er an die Arbeit, die eigentlich noch zu tun war. Dann dachte er, das die Welt schon nicht untergehen würde, wenn er mal ein wenig hinterherhinkte... oder mal eine Sache ein klein bisschen weniger genau nahm... Fiel ihm als Perfektionisten nicht leicht. Andererseits war das von Ina vorgeschlagene...nein, wohl eher vorgegebene Tagesprogramm verdammt verführerisch. Wann hatten sie das letzte mal gemeinsam in eine Decke gekuschelt einen Film geschaut...? „Fallen lassen“, nannte Marti diese Sache mit dem Gehorchen. Gut, also würde er das versuchen. Einfach mal fallen lassen. Draußen war es kühl, und der Regen hatte nur ein paar Minuten ausgesetzt. Sie waren keine 10 Minuten unterwegs, da fing es wieder an. Sie waren innerhalb von Minuten pitschnass. Ina lachte. „Jetzt sehen wir wahrscheinlich beide aus, wie Pudel nach der Schur!“ Flo grinste. „Du vielleicht, mich rettet meine Cap.“ „Blödmann!“ Sie liefen durch den Regen heim, lachten, hatten Spaß. Es tat gut. Einfach mal Zeit haben, sich Zeit nehmen. Der Rest des Nachmittags verlief super schön. Der Tee wärmte den Bauch, die Kuscheldecke den Körper, die Tatsache, sich mit Ina die Decke zu teilen das Herz. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomatensoße. Flo küsste Ina einen Soßenfleck weg. Mehrere Filme später sagte Ina plötzlich: „So, Herr Mundt, Zeit fürs Bett!“ Flo sah auf die Uhr. Dreiundzwanzig Uhr siebenunddreißig. Er sah etwas erschrocken drein. „Ina, ich bin seit ewigen Zeiten nicht mehr vor Mitternacht im Bett gewesen!“ Oh ja, das wusste sie. Seine Zeit war eher drei bis vier Uhr morgens. Wäre auch okay gewesen, wenn er dafür länger geschlafen hätte. Was er nicht tat. Ging ja auch nicht, wegen Uni und so. Ina lachte. „Bist du mir etwa zum Gremlin mutiert? Die anderen Gremlins darf man nicht nach Mitternacht füttern, dich dagegen nicht vor Mitternacht ins Bett schicken? Und was wird dann aus dir, wenn man es doch tut?“ „Wuuuuaaahhh, ein schreckliches Monster!“, sagte Flo und tat, als wolle er sich mit gezückten Krallen auf sie stürzen. Als er wenig später im Bett lag, sagte er schmunzelnd: „ Da siehst du mal, wie brav ich bin. Aber schlafen werde ich wohl so ungewohnt früh nicht können.“ „Macht nichts, dann kuscheln wir eben.“ Fünf Minuten später hörte sie an ihrer Seite ein leises Schnarchen. Sie lächelte liebevoll und strich ihm sanft über das braune, weiche Haar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)