Oscar mon amour von Engelchen ================================================================================ Kapitel 2: Ein unangenehmer Gast -------------------------------- Die blauen, traurigen Augen des jungen Soldaten hielten Aurelian wie gefangen. Sie schlugen ihn so sehr in ihren Bann,dass er das Gefühl hatte sich nicht mehr aus ihnen lösen zu können. Dies musste der Fremde mit den blonden Haaren wohl gespürt haben, denn nach wenigen Augenblicken fuhr er Aurelian mit schneidendem Ton an: „Gibt es ein Problem Monsieur, da Ihr mich so anstarrt?“ Aurelian zuckte vor Überraschung zusammen, da er nicht mit dem barschen Ton gerechnet hatte. Nachdem er Luft geholt und sich gesammelt hatte, beschloss er bei der Wahrheit zu bleiben. „Verzeiht mir wenn es unpassend war so lange zu Euch herüber zu sehen. Ich habe einen langen Ritt hinter mir und bin deswegen nicht mehr ganz Herr über mich selbst. Wohl ist mir aber aufgefallen das Ihr recht unglücklich drein seht und so habe ich mich gefragt was Euch zu so traurigem Blick veranlasst hat.“ Der Soldat zuckte nur die Schultern und antwortete in dem gleichen, kühlen Tonfall wie gerade eben: „Ich wüsste nicht was dies Euch zu interessieren hätte. Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten.“ Damit wandte er den Kopf von Aurelian ab und schaute wieder finster in seinen Bierkrug. Auch Aurelian richtete nach diesen erneuten Unfreundlichkeiten seine Augen wieder auf den Inhalt seines Kruges. Der Tag würde wohl so bescheiden ausklingen wie er gewesen war. Er vermisste Juliette, jeder einzelne Knochen seines Körpers schmerzte ihn von der Reise und es wartete auf ihn eine Nacht in einem unbequemem Gästebett in der Herberge. Die nächsten Tage, in denen er die Geschäfte erledigen musste, mit denen ihn sein Vater betraut hatte, würden kaum angenehmer verlaufen. Er seufzte tief. Wenn er doch nur schon zuhause in Bordeaux bei Juliette wäre! Wie sollte er die Zeit nur ohne sie überstehen? Erneut drehte sich sein Kopf, ohne das er selbst dies wollte, in die Richtung des Fremden in der blauen Uniform, um ihn noch einmal eingehend zu mustern. Welch feine Gesichtszüge er doch hatte und seine Hände wirkten lang, schmal und elegant. Trotz seines mürrischen Gebarens musste er ein Mensch mit einem guten, rechtschaffenem Charakter sein, das spürte Aurelian. Anhand der Anzahl der Orden an seiner Uniform war zu schließen das er in der Armee einen höheren Rang einnahm. Ein heftiger Knall riss Aurelian aus seinen Gedanken. Die Türe der Gaststube war aufgerissen worden und kalte Luft wehte herein. Alle Anwesenden drehten sich instinktiv in die Richtung der Tür und Aurelian bemerkte das einige der Gäste leicht zusammenzuckten, als sie den Neuankömmling bemerkten. Es handelte sich dabei um einen großen, stabil gebauten Mann mittleren Alters, der nun in die Gaststube trat und die Tür eben so heftig ins Schloss warf, wie er sie geöffnet hatte. Er machte einen äußerst ungepflegten und verlotterten Eindruck. Seine Kleidung war ärmlich und sichtlich seit geraumer Zeit nicht mehr gereinigt worden. An seinem unsicheren, schwankendem Gang viel sofort auf das er betrunken sein musste. Schwer ließ er sich auf einen der beiden Hocker zwischen dem jungen Soldaten und Aurelian fallen. Sein Atem roch unangenehm nach Alkohol und Aurelian spürte wie es ihn leicht würgte. „Ein Bier, aber hurtig!“ fuhr er den Wirt an. Dessen Hände, die gerade ein Glas abtrockneten, begannen leicht zu zittern, dennoch versuchte er bewusst ruhig zu bleiben, doch jedem der Gäste viel sofort auf wie aufgeregt er auf einmal war. „Für dich gibt es nichts mehr Bastian. Du hast bereits einen riesigen Berg Schulden bei mir. Wenn du diesen beglichen hast bediene ich dich gerne wieder, vorher nicht. Außerdem kommt es mir so vor, das du heute Abend ohnehin genug getrunken hast. Verlasse also mein Gasthaus.“ Auch wenn der Wirt versucht hatte sehr bestimmt zu sprechen, war seiner Stimme anzumerken das er nicht damit rechnete das der Betrunkene, den er mit Bastian angeredet hatte, seiner Aufforderung Folge leisten würde. Damit lag er wohl richtig, denn dieser wurde nun richtig wütend. Seine Faust krachte heftig auf den Tresen. „Was erlaubst du dir? Wenn ich ein Bier möchte so bekomme ich eins. Beweg dich oder ich schlag dir ein Paar auf dein Maul!“ Die Stimme des Wirtes wurde nun so zittrig wie seine Hände, doch er versuchte sich weiter gegen Bastian zu behaupten. „Es ist wirklich nicht gut wenn du heute noch mehr trinkst Bastian.Sei doch vernünftig! Es ist doch nur zu deinem Besten. Morgen wirst du wieder furchtbare Kopfschmerzen haben. Geh nach hause und schlafe dich aus.“ Selbstverständlich hätte sich der Wirt sein gutes Zureden sparen können. Bastian packte ihn an seiner schmutzigen Schürze und brüllte: „Lass dein blödes Geschwätz und gib mir endlich etwas zu trinken, du elender Hurensohn!“ Mit diesen Worten fuhr Bastians rechter Arm in sekundenschnelle nach hinten, seine Hand ballte sich zur Faust, sauste nach vorne und traf den Wirt mitten im Gesicht, so das dieser durch den heftigen Schlag nach hinten viel. Ein dumpfer Schlag ertönte als sein Kopf auf dem Fußboden hinter dem Tresen aufschlug. In der Gaststube herrschte eine Stille die beinahe greifbar war, bis das laute Weinen der Wirtin sie zerriss. „Auguste, oh Auguste! Oh nein!“ Mit einem Ruck fuhr der blonde Soldat von seinem Hocker herunter, zog seinen Degen aus der Scheide und hielt dessen Spitze dem Betrunkenen an den Hals. „Du verschwindest sofort Bursche oder ich vergesse mich und steche zu!“ Das dies keine leere Drohung war spürte Bastian sofort an der Stärke des Druckes, mit dem der Soldat seinen Degen gegen seinen Hals drückte und alle anderen Anwesenden sahen es anhand der Blutstropfen die sich zu lösen begonnen hatten. So betrunken um nicht zu merken das mit dem Kerl in der Uniform nicht zu Spaßen war, war Bastian nun auch wieder nicht. Sofort wich er einige Schritte nach hinten und hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut! Es war ja nicht so gemeint. Dann gehe ich eben wieder. Es gibt woanders auch etwas zu trinken und hier schmeckt das Bier so wie so wie Pferdepisse. Also bilde dir bloß nichts darauf ein Auguste!“ Der angesprochene Wirt hatte sich bereits wieder hinter seinem Tresen aufgerappelt und drückte sich einen Lappen gegen Mund und Nase, der rot von seinem Blut gefärbt war. Er versuchte mühsam etwas zu sagen, doch seine Frau kam ihm zuvor. „Scher dich ein für allemal aus unserem Gasthaus Bastian. Ich will dich in meinem ganzen Leben hier nie wieder sehen! Morgen melde ich dich der Polizei. So jemand wie du gehört hinter Gitter. Wenn es so etwas wie Ordnung noch in Frankreich gibt dann sitzt du morgen um diese Zeit bereits im Chatteltett.“ Vermutlich wäre Bastian abgezogen, doch die Worte der Wirtin stachelten ihn erneut auf. Mit großen Schritten, bewusst die Nähe des jungen Soldaten meidend, sauste er um den Tresen herum und donnerte zuerst der Wirtin seine Faust aufs Auge, um gleich darauf deren halbwüchsigen Sohn nieder zu strecken, der sich mutig zwischen den Betrunkenen und seine Mutter geworfen hatte. Gerade holte er mit seinem Bein aus, um dem Jungen, der nun wie sein Vater ein paar Augenblicke zuvor auf dem Boden lag, ein paar kräftige Tritte zu versetzen, da traf ihn unerwartet ein kräftiger Schlag gegen den Kopf, der ihn straucheln ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)