Stark von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 9: Was will ich? ------------------------ Was will ich? Prüfend ließ Setsuna ihre Hand durch das heiße Wasser gleiten. Es hatte genau die Richtige Temperatur. Lautlos viel der dunkelrote Bademantel zu Boden und Setsuna stieg in das heiße Badewasser. Sie liebte das schwerelose Gefühl, das ihr das Wasser schenkte. Leider sorgte es nicht dafür, dass auch ihre Gedanken schwerelos wurden. Die Bilder des Vormittags rasten immer wieder durch Setsunas Kopf. Sie sah ihre Freundin vor sich, so liebevoll und fröhlich, aber auch so zerbrechlich. Als Setsuna an Harukas Worte dachte, tauchte sie stöhnend ab und ließ sich einen Augenblick unter der Wasseroberfläche treiben. "Wie konnte ich nur so ungeschickt sein?", fluchte Setsuna innerlich. Plätschernd tauchte Setsuna wieder auf und strich sich das nasse Haar aus ihrem Gesicht. "Ich weiß, was dein Verstand über die Sache denkt, aber was denkt dein Herz?", hörte sie Harukas Stimme. "Mein Herz?", wiederholte Setsuna leise und legte eine Hand auf ihre Brust. Ihr Herz schlug schnell und laut. Dieses Gefühl kannte die einsame Wächterin nicht. Doch! Wenn sie in Kämpfe verstrickt war, dann kannte sie dieses Gefühl, aber es war anders, weniger warm. Wärme und Geborgenheit, das war es, was sie fühlte, wenn sie Usagi um sich hatte. Usagi hatte sie in den letzten Tagen zum Lachen gebracht. Wenn Setsuna ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie noch nie so sehr das Leben gefühlt, wie in der Zeitspanne, die sie mit Usagi verbracht hatte. Lag es am Frieden? Erneut tauchte Setsuna ab und ließ sich unter der Wasseroberfläche treiben. Erst als ihre Lungen nach Luft flehten, tauchte sie wieder auf. Sofort setzte der Strom aus Gedanken wieder ein. Usagi war eine schöne Frau mit wunderschön langem Haar und tiefblauen Augen. Setsuna konnte nicht beschreiben, wie gerne sie in dieses tiefe Blau schaute. Nicht nur seitdem sie miteinander Zeit verbrachten. Schon am Tor von Raum und Zeit, hatte sie die Einsamkeit mit dem Licht ihrer Prinzessin überwunden. Erschrocken über ihre Gedankengänge tauchte Setsuna erneut ab und öffnete ihre Augen. Verwirrt beobachtete sie das Licht, welches sich durch die Wasseroberfläche brach. Plötzlich schrie Setsuna, aber das Wasser verschluckte ihren Ruf. "Was mache ich nur? Sie stellt alles auf den Kopf! Ich kann nicht mehr klar denken.", gestand sich Setsuna ein und tauchte wieder auf. Wie muss es sich anfühlen, wenn man jemanden liebt? Setsuna erinnerte sich an eine Situation mit Haruka und Michiru, als sie spät abends in die Küche kam. Damals hatte sie nicht schlafen können und wollte sich eine heiße Milch mit Honig machen. Haruka und Michiru, die glaubten, dass alle im Haus schliefen, standen eng umschlungen in der Küche und küssten sich auf eine Weise, die Setsuna zuvor nie wahrgenommen hatte. Sie erinnerte sich, wie sie gefesselt im Eingang der Küche stand und Michirus Hand beobachtete, die zärtlich über Harukas Haut strich. Damals hatte Setsuna auch diese Wärme gefühlt. Unweigerlich, versuchte sich Setsuna vorzustellen, wie es wäre, wenn sie Usagi auf eben diese Art küssen würde. In ihrer Vorstellung fand sie sich in ihrer Küche wieder. Usagi stand vor ihr und lächelte sie so sanft an, wie sie es immer tat. Ohne dass es sich fremd anfühlte, nahm Setsuna die Hand ihrer Prinzessin und zog sie an sich, streichelte ihr über die rosa Wangen und nährte sich ihren Lippen. „Setsuna… du hast dich doch nicht in Usagi verliebt, das hast du nicht…!“, seufzte sie traurig ungehört das leere Bad. In ihrem Zimmer suchte Usagi nach einem passenden Kleid, bis sie sich an den Kopf schlug und murmelte: „Was Anderes sollte ich tragen, als das Kleid, dass mir Setsuna genäht hat?“ Voller Vorfreude zog Usagi, dass rosa Kleid an und drehte sich darin vor dem großen Spiegel. Innerlich bewunderte sie Setsuna für ihr großes Talent. Dann schnappte sie sich ihre Tasche und eilte zur Tür hinaus. Obwohl sie nun wusste, dass Setsuna ihre Gefühle nicht teilte, freute sie sich auf den Abend mit Setsuna. Sie wollte ihre Nähe nicht missen, auch wenn Setsuna ihr nicht so nah war, wie es ihr Herz verlangte. An der Haustür angekommen begrüßte sie Setsuna fröhlich und ausgelassen. Es fühlte sich an wie immer,als wäre nie etwas geschehen. Usagi bemerkte nicht, das lautlose Verlangen in Setsunas Augen und auch nicht, wie eng Setsuna Usagi an sich zog. Während der innigen Umarmung nahm Setsuna zum ersten Mal bewusst ihr stark klopfendes Herz wahr, die Geborgenheit und der betörende Duft nach Vanille. Was machte diese Frau, die sie nicht mehr loslassen wollte, nur mit ihr? Obwohl Setsuna langsam begann sich einzugestehen, dass auch sie mehr als nur reine Freundschaft empfand, versuchte sie immer noch mit ihrem Verstand zu handeln und dieser wollte einen Abend mit ihrer Freundin verbringen. Diesen verbrachten die beiden Frauen auch miteinander. Beide genossen die Nähe der jeweils anderen, lachten und scherzten miteinander. Zu Usagis Verwirrung suchte Setsuna mehr denn je ihre Nähe. Ob beim Kochen oder später auf dem Sofa, war Setsuna ihr näher als sonst oder umarmte sie einfach. Niemals hätte Usagi zu wagen gehofft, dass Setsuna ihre Nähe deshalb suchte, weil sie ihr eigenes Herz überprüfte. So ging Usagi ihrem Vorhaben nach und versuchte Setsuna als eine enge Freundin zu sehen. Usagis Augen wanderten zu der kleinen Wohnzimmeruhr. Resignierend musst sie feststellen, dass der Abend weit vorangeschritten war. Ihr Herz wollte bei Setsuna bleiben, aber ihr Verstand und ihr Körper signalisierten der jungen Frau, dass sie bald zu müde war zum Fahren. "Setsuna, ich danke dir für den schönen Abend, das köstliche Essen und dein Vertrauen, aber leider muss ich jetzt fahren. Ich merke, dass ich müde werde und es wäre nur vernünftig, wenn ich nicht auf meinen Körper höre.", begann Usagi. Überrascht lies Setsuna ihr Glas sinken und nickte. Auch sie hatte über den netten Abend hinweg die Zeit vergessen. Ein merkwürdiges Gefühl regte sich in Setsunas Herz, als sie realisierte, dass Usagi im Begriff war zu gehen. Während sie antwortete, schob sie das Gefühl beiseite: "Du hast recht, ich würde es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas passiert." In kürzester Zeit hatte Usagi ihre Sachen zusammengesucht und ging, begleitet von Setsuna, zur Haustür. Lächelnd drehte sich Usagi um und sprach leise: "Danke, ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Du bist eine tolle Freundin. Ich wünsche dir eine gute Nacht." Ohne Setsunas Reaktion abzuwarten, öffnete Usagi die Tür und trat an die frische Luft. "Gute Nacht!", konnte Setsuna noch grade hauchen, als Usagi lächelnd die Tür schloss. Wie betäubt stand Setsuna vor der verschlossenen Haustür. Das Gefühl, welches sie schon im Wohnzimmer verspürt hatte, breitete sich unaufhaltsam aus. Plötzlich erschien Setsuna ihre Wohnung leer und kalt. Die Wärme und Freude war eben durch ihre Tür gelaufen. Nur kurz zögerte Setsuna und riss die Tür auf. Usagi war grade dabei ihr Auto aufzuschließen, als sie plötzlich Schritte vernahm. Verwundert blickte sich Usagi um. Setsuna kam auf sie zugelaufen und griff ohne zu Zögern ihre Hand, welche die Schlüssel hielten. Überrascht über ihr eigenes Verhalten lächelte sie Usagi verlegen an und hauchte: "Bitte bleib noch, du kannst gerne über Nacht bleiben." Usagi wollte antworten, aber das starke Herzklopfen schnürte ihr die Kehle zu. Das Schweigen irritierte Setsuna. Verlegen blickte sie zur Seite und tat einen Schritt zurück. Sofort bemerkte Usagi die Unsicherheit und eine kleine Hoffnung keimte in ihr auf. "Ich bleibe gerne, ich wollte eigentlich gar nicht gehen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)