und dann war alles anders von XdramaX ================================================================================ Kapitel 8: Samstag, 11. August 2018 – Nacht (Teil 2) ---------------------------------------------------- Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich presste die Arme schützend vor meine Brüste. Ein von der Sonne gebräunter, muskulöser Arm erschien aus dem Licht. Ich wehrte mich nicht, jammerte aber plötzlich widerwillig auf, als er nach meinem Arm griff und mich ruppig in die Senkrechte zurückzog. „Oh ja, Bro! Guter Plan! So sehen wir sie wenigstens wieder! Heißes Gerät!“, sagte jemand zu meiner linken. Mein Herz begann zu rasen. Diese Art von Liebe wollte ich nicht. Nicht unter Zwang… Das schien der Gast mit dem Licht wohl ebenso zu sehen, denn er schob sein Telefon kurz in seine Hosentasche und dann sah ich nur noch eine kaum wahrnehmbare große Silhouette, die ausholte und einer zweiten mitten ins Gesicht schlug. Als das Licht erneut aufleuchtete sah ich eine tiefsitzende, verwaschene Bluejeans über deren Rand eine Celvin Klein Unterhose hervorlugte. Darüber stark definierte Bauchmuskeln. Mehr konnte ich leider nicht ausmachen, da mich das Licht noch immer blendete. Ein Blick nach links und ich entdeckte einen blonden Typen, der sich jammernd über den Boden kugelte. Mein Retter – Konnte ich ihn denn so nennen? – scherte sich nicht weiter um die jämmerlich winselnde Gestalt, sondern zog nun einen hellblauen Stoff in mein Sichtfeld. Mein Kleid! Erschrocken hob ich den Blick dorthin, wo wohl sein Gesicht sein musste. Was war das bitte für ein Typ? Fast hektisch schüttelte er mein Kleid mit einer Hand auf, als wollte er wissen, wo er welches Ende platzieren sollte, dann ging das Licht seines Telefons aus. Erschrocken hob ich den Blick. Sein Schatten war noch da. Was tat er nun? Ich blinzelte einmal, da war er weg. „Nein! Nein, warte! Mein Kleid!“, jammerte ich und streckte die Arme aus. Sofort traf ich auf dichtes, volles Haar, weich und warm. Ein Kopf... Kniete er vor mir? Warum? Ich hielt mich an seinem Kopf fest und wollte eben etwas sagen, da griff plötzlich eine große, warme Hand in meine Kniekehle. Erschrocken sackte ich vor und griff an seine Schulter – breit, fest, durchtrainiert… Kein Zweifel, er musste zur Footballmannschaft gehören… Aber wer? Dean war er auf keinen Fall – der war schwarz, der Typ vor mir nur gebräunt… Was etwa auf dreiviertel der Mannschaft zutraf… Ich spürte, wie er meinen Fuß durch den Stoff führte und als ich sicher stand half er mir auch mit dem zweiten Bein zurück in die Kleidung. Mächtig wie ein Bär – und mindestens genauso gefährlich – richtete er sich wieder auf, wobei er mein Kleid mit hoch zog. Meine Hände wanderten gezwungener Maßen von den Schultern zu seiner starken Brust. Ich schluckte. Sein Herz schlug etwas schneller, als wohl normal. Aber gut, er hatte eben jemanden niedergeschlagen und wer weiß was er zuvor getan hatte. Ich spürte, wie er mir den hautengen Stoff über die Hüfte schob, bis er als Ring auf meiner Hüfte ruhte. „Wer bist du?“, fragte ich vorsichtig. Man, ich kannte einfach alle Footballspieler. Jeden einzelnen – außer Nahele – hatte ich ihm Bett gehabt. Meinen Bruder klammerte ich hier einfach mal aus. Anstatt mir jedoch zu antworten drehte er mich herrisch – wenn auch überraschend sanft – um, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Erschrocken hielt ich mich am Geländer der Treppe fest und keuchte schwer. „Was tust du?“, flüsterte ich erstickt, doch er griff nur erneut an den Stoff und zog ihn über meine Brust. Ich war so verwirrt. Nie hatte mich ein Mann angezogen, nur aus… Warum tat er das also? Seine Finger betteten den Stoff meines Kleides über meine Brust. Dabei streiften sie sanft meine Haut. Augenblicklich überkam mich ein wohliger Schauer, der Gänsehaut auf meinen Armen hinterließ. Weiter folgten seine Berührungen dem Saum meiner Kleidung, als er die Enden auf meinem Rücken zusammenführte und mit einem Ruck den Reißverschluss hoch zog. Ich biss mir auf die Unterlippe und schloss die Augen. Seine kraftvollen, einschüchternden Bewegungen ließen meine Knie zittern und meinen Bauch kribbeln. Was war das nur für ein Gefühl, dass meinen Körper durchfuhr und mich langsam wieder wärmte? Er fuhr mit den Händen an meinem Rücken hinab bis zur Taille, wo der Rest des Kleides noch immer aufgerollt hing. Vermutlich unbewusst fuhren seine Finger über meine Haut. Wo er mich berührte, schien meine Haut zu kribbeln. Langsam öffnete sich mein Mund. Er zerrte leicht an mir, als er den Stoff endlich runter zog – über meine Hüfte und meinen Hintern. Ein kurzes Keuchen entfuhr mir und ich schloss die Augen. Genießend biss ich mir auf die Unterlippe. Was war das? Er zog mich doch nur an! Er entkleidete mich nicht um mich nackt zu sehen, er bedeckte mich. Verdammt noch mal, warum machte mich diese Geste so an? Seine Hände fuhren über meine Schenkel und nach vorn zu meiner Mitte. Er hatte keine Absichten, er wollte nur den Stoff ordentlich richten. Seine Finger glitten wieder zurück und über meinen Hintern. Erneut entfuhr mir ein seliges Keuchen. Seine Berührungen waren so wunderbar… So wärmend… So… Intensiv… Instinktiv reckte ich ihm meinen Hintern etwas entgegen. Vielleicht wollte er ja belohnt werden? Zu gerne dürfte er mich nehmen. Doch der Fremde hielt einen Augenblick inne, als er meine Bewegung registrierte. Zittrig stieß ich die Luft aus. Nein, natürlich wollte er mich nicht, wie dumm war ich eigentlich? Wenn er mich gewollt hätte – wenn er mir etwas Zuneigung hätte schenken wollen – dann hätte er mich nicht angezogen, dann hätte er mir auch noch meine Unterwäsche entriss und sich zwischen meine Beine gedrängt. Er liebte mich genauso wenig wie die anderen. Ich atmete tief ein und sah überflüssiger Weise über meine Schulter – ich konnte ja ohnehin nichts erkennen. „Vielen Dank für deine Hilfe“, flüsterte ich und merkte selbst, wie zerbrochen meine Stimme klang. Jede Bewegung seinerseits gefror. Seine kaum spürbare Berührung brannte sich in meine Hüfte… Wobei, vermutlich berührte er mich schon lange nicht mehr… vielleicht stand er nicht einmal mehr hinter mir? Ich wandte mich wieder dem Geländer zu und senkte den Kopf. Ein furchtbar leeres Gefühl entstand in meinem Magen und kämpfte sich vor bis in mein Herz. „Marco hat so recht… Ich bin so dumm und nutzlos… Ich will nicht mehr leben…“, flüsterte ich und versank noch tiefer in meiner Verzweiflung. Leicht bewegten sich die brennenden Stellen die der Typ an meiner Haut hinterlassen hatte. Ich begann zu lachen, als mein törichtes Herz sich wünschte, dass er noch bei mir wäre – doch nach nur zwei Sekunden flossen erneut meine Tränen. Warum weinte ich an diesem Abend nur so viel? Nur weil ich endlich begriff, dass ich mutterselenallein auf dieser Welt war? Und der Alkohol tat wohl sein Übriges… Ich musste unbedingt lernen mich zusammen zu reißen. Ich legte eine Hand an mein Gesicht und griff mit der anderen das Geländer fester. Langsam sank ich auf die Knie… Oder wollte es zumindest. Ich sah auf. Noch immer in vollkommener Dunkelheit kicherten und johlten die Anwesenden ohne Unterlass. Doch nun schoben sich auf einmal zwei Arme von hinten um meine Taille und drückte mich fest an einen trainierten Körper. Mein Atem ging stockend. Er war doch noch nicht gegangen? Er hatte mich angezogen und stand noch immer hinter mir, anstatt mich einfach fallen zu lassen wie die anderen? Mein Körper, der sich anfühlte wie in Eiswasser gebadet – so sehr zitterte ich – schmiegte sich willentlich an seine Hitze, die sich wie ein Schutz um mich legte. Ich wollte den Kopf zu ihm drehen, doch da legte er das Gesicht bereits auf meiner Schulter ab. Der Geruch eines herben, würzigen Aftershaves stieg mir in die Nase und gab mir etwas Vertrautes. Eindeutig, ich kannte ihn. Er war definitiv einer der Footballer… Meine Neugier stieg immer mehr, besonders, als ich etwas Feuchtes an meiner Haut spürte. Kein Kuss, sondern eine Träne…? Warum sollte er Tränen vergießen? Welcher dieser Machos war dazu überhaupt in der Lage? Etwa… Nahele? Nein, unmöglich, der war doch mit den anderen im Kino und Billardspielen… Verwirrt registrierte ich, wie sich seine Arme fester um mich zuzogen. „Du… bist… noch hier?“, fragte ich verwirrt und hoffte inständig, dass er mit mir reden würde. Ich hätte ihn sofort erkannt, da war ich mir sicher. Doch entgegen jeder Erwartung nickte er schlicht und drückte mich noch fester. Dann war plötzlich alles vorbei. Er löste sich von mir und augenblicklich war es wieder unbeschreiblich kalt. Verwirrt starrte ich noch immer in die Finsternis vor mir. Da war so ein Gefühl in mir… Eine kleine Flamme, die ich nicht zuordnen konnte… Was war das? Mein ganzer Körper kribbelte und meine Beine wurden weich. Er war so zärtlich zu mir… Viele waren zärtlich zu mir, aber nicht so wie er… Irgendwas war… anders? Und warum spürte ich seine Anwesenheit noch immer mit jeder Faser meines Körpers? Ich hatte das Gefühl eine Wünschelrute zu sein, die nach ihm ausschlug… „Wo bist du?“, flüsterte ich über die Schulter und drehte mich bereits halb herum, als seine Arme erneut meinen Körper fanden. Sein Duft stieg in meine Nase, so war ich sicher, dass er es war der mir mit seiner Umarmung Halt gab. Er schlang die Arme um meine Schultern und zog mich an seine Brust. Das Schlagen seines Herzens war wie Balsam für meine Seele und ich lächelte leicht, als ich das Ohr an seine Brust legen durfte. Fest presste er mich an sich. Eine Hand vergrub sich zusammen mit seiner Nase in meinem Haar, die andere fuhr meinen Rücken hinab. Sanft schob ich meine Arme um seine Taille. Meine Finger strichen über seine Haut und für einen Moment machte sein Herz einen Schlag mehr. Dankbar für diese unbekannten Gesten, die er mir schenkte, hielt ich ihn ebenso stark fest, wie er mich. Sanft fuhr ich mit den Fingern seine Wirbelsäule entlang, bis er sich von mir löste. „Nein! Bitte! Nicht weggehen!“, hauchte ich beinahe panisch und er stockte einen Moment. Wollte er wirklich einfach gehen? Aber ich wusste doch noch immer nicht wer er war! Sanft strichen seine Hände bis zu meinem unteren Rippenbogen. Eine Sekunde verweilten sie dort und massierten mich mit sanftem Druck in einem langsamen Rythmus. Beinahe wie das sanfte schlagen eines Herzens. Ich schluckte schwer und legte die Hände auf seine Arme. Langsam fuhr ich an ihnen hinauf, über seine muskulösen Oberarme, seine breiten Schultern, zu seiner steinharten Brust. Mein Herz setzte aus – Der Unbekannte kam mir näher. Seine Arme schlossen sich hinter meinem Rücken, seine Stirn legte sich sanft an meine, seine Nasenspitze berührte meine beinahe schüchtern. Ich wollte nicht, dass er diese Bewegung hier endete. Alles in mir schrie danach ihn zu küssen. Ich wollte seine Lippen schmecken. Sanft fuhr ich mit der rechten Hand wieder an ihm hinauf und trat dichter an ihn. Meine Finger folgten sanft seiner Halsschlagader bis zu seinem Kiefer. Er musste sich frisch rasiert haben. Seine Gesichtshaut war so unglaublich weich… Ich folgte einem kräftigen Kiefer bis hin zu einem ebenso breiten, markanten Kinn. Er stieß die Luft aus. Sein heißer Atem roch leicht nach Alkohol, doch viel konnte er nicht getrunken haben. Er behandelte mich also nicht aufgrund eines Rausches so, oder?! Und noch wichtiger: Er genoss meine Nähe… Nicht nur körperlich wie die anderen, sondern es schien, als würde er mich viel intensiver spüren. Mir wurde schon wieder so warm. Der Boden unter meinen Füßen schien sich zu bewegen. Verflucht, wer war er?! Ich strich seine Wange hinauf. Unter meinen Fingern bewegte sich die kräftige Muskulatur seines Kiefers, als er ihn angestrengt zusammenpresste und ich spürte eine nasse Spur von Tränen. Ein Mann mit Gefühlen… Mein Herz schlug schneller. Hatte er wegen mir Tränen vergossen? Schlagartig wollte ich ihm noch näher sein. Ein unstillbares Verlangen brannte in mir auf. Kein sexuelles, es war… anders … Seltsam… Bisher hatte nur Dean in mir den Wunsch nach Nähe ausgelöst, doch dieser hier vor mir war so… Das Gefühl war so ganz anders. Es war warm und kribbelig und liebkoste mich von innen heraus. Das kleine Flämmchen in mir wuchs und wärmte mich langsam. „Du hast geweint… wegen mir?“, flüsterte ich erstickt und spürte, wie er sich lösen wollte. Natürlich – die ganze Mannschaft bestand nur aus harten Kerlen und der größte Teil davon waren die dämlichen und idiotischen Freunde meines Bruders. Sicher wollte er sich nicht als Softy outen. Voller Angst griff ich in seinen Nacken. Seine Haare waren kurz und unglaublich dick, aber das hatte ich ja schon mal bemerkt... Er musste ein Adonis sein, wenn er vor einem stand… Er hielt inne und sah wohl eine Weile in meine Richtung – wenn doch nur das Licht an wäre… Schließlich gab er sich geschlagen. Er zog mich wieder mit einem Arm enger an sich. Die Finger der anderen Hand berührten plötzlich ganz sanft meine Wange. So viel Gefühl und Liebe habe ich noch nie gespürt wie in dem Moment, da er seine große Hand um mein Ohr legte und mit dem Daumen unter meinen Augen rieb. Er wusste es, das war mir sofort klar. Er wusste wie einsam ich war… und er litt für mich… Vor Freude und Verzweiflung schlug mein Herz höher. Ich wollte wissen wer er war. Das Gefühl wie in diesem Moment wollte ich nie wieder verlieren. Ich hob auch meine zweite Hand zu seinem Gesicht und strich ihm über die markanten Kieferknochen. Ich wollte etwas sagen, ihn anbetteln mir zu sagen wer er war, aber ich traute mich nicht. Vielleicht hätte ich ihn verscheucht… Und ich wollte ihn unbedingt bei mir halten. Sanft strich seine Nase an meiner entlang. Ich zitterte. Er machte sich wirklich Sorgen um mich. Was war das? Was machte er mit mir? Warum fühlte ich mich so komisch? Ich trat noch etwas dichter an ihn heran und überbrückte aus Reflex die Distanz. Scharf zog er die Luft ein, als ich meinen Mund auf seinen presste. Wollte er das nicht? War ich nun zu weit gegangen? … Erschreckend wie viele Gedanken ich mir trotz des vielen Alkohols noch machen konnte! Ich spürte unter meinen Fingern wie er hart schluckte, als ich meinen Kopf zurückzog. Ich strich seinen Hals hinab und über seine Brust. Seine Hand bewegte sich. Sein Daumen zitterte leicht, als er mir über die Unterlippe strich. Mein Herz wurde schwer. Jetzt würde er gehen… Nein! Das ging mir viel zu schnell! Ich wollte ihn noch etwas bei mir halten und krallte die Hände an seinen starken Hals. Plötzlich schnellte er vor. Heiß verschmolzen unsere Lippen miteinander. Ich seufzte leise in den Kuss. Verlangend, aber vor allem als würde er mir Schutz bieten wollen, schlang er seine Arme fester um mich und setzte kurz ab, nur um gleich darauf meine Unterlippe sanft einzusaugen. Ich musste keuchten. Jede Berührung war so intensiv. Es schmatzte leicht, als wir uns erneut voneinander trennten und dann strich seine Zunge über meine Oberlippe. Ich zog die Arme fester um seinen Nacken und ließ ihn ein. Er war so zärtlich. Jede seiner Bewegungen war fordernd und verlangen, aber zeitgleich so gefühlvoll, wie ich es noch nie erlebt hatte. Er wollte mich nicht rumkriegen. Vermutlich hatte er nicht mal geplant mich zu küssen, als er mich wie ein Kleinkind einfach in mein Kleid zwang, aber ich konnte spüren, dass er nun genauso unsere Empfindungen genoss wie ich. Ein wohliges Geräusch drang aus seiner Kehle. Als er sich von mir löste hielt ich die Augen weiter geschlossen. Ich hatte das Gefühl zu schweben… Wer war er nur? Ich hätte alles für ihn aufgegeben. Die Partys, den Alkohol, den schnellen bedeutungslosen Sex… Einfach alles. War das die Liebe? Wir seufzten beide leise und küssten uns noch ein letztes Mal beinahe unschuldig. Ich strich ihm noch einmal über das Brustbein, als mir eines klar wurde: Dies war sowohl unser „Hallo“, als auch unser „Lebe wohl“. Ein weiteres Mal würde es nicht passieren. „Ich… will heim…“, flüsterte ich und kämpfte erneut mit den Tränen. Er legte seine Stirn erneut an meine und nickte leicht. Ein Schluchzen kam über mich. „Aber ich will dich nicht… verlieren…“, jammerte ich verzweifelt. „Bitte… du… hilfst mir…“ Er atmete tief durch, dann schüttelte er den Kopf. Sofort schlang ich meine Arme um ihn und hielt ihn fest. „Lass mich nicht los!“, flüsterte ich, aber er strich nur ein letztes Mal über meinen Rücken, über die Wange und entfernte mit dem Daumen meine Tränen. Plötzlich trat er zurück, sodass ich keine andere Wahl hatte, als ihn loszulassen… Und dann entglitt er mir. Die Welt um mich herum wurde wieder dumpf. Die Geräusche der anderen Schüler drangen wieder an mein Ohr, aber ich wollte gar nicht wissen, was sie alle trieben in der Dunkelheit des Wohnheims. Verloren und schluchzend taumelte ich über sie hinweg oder drückte mich durch sie hindurch, bis ich endlich das Gebäude verließ und sofort auf dem Parkplatz stand. Ich sah mich um. Mir war so kalt. Wo war nur mein Unbekannter, der mich hielt? Ich taumelte gegen eine Laterne. Die Kraft verließ meine Beine. Um mein jämmerliches Heulen vor den anderen zu verbergen legte ich mir beide Hände vor den Mund. Plötzlich bohrten sich aggressiv die Finger einer großen Hand in meinen Oberarm. Erschrocken sah ich auf und blickte in die sauer blitzenden Augen meines Bruders. „Was willst du, Marco?!“, jammerte ich verzweifelt. „Ich habe keine Lust mehr auf dich!“ Er schnaubte nur und zerrte mich zu seinem Wagen – der gleiche wie meiner, nur in schwarz. „Halt deine Klappe und steige ein. Ich fahre dich nach Hause. Du hast so viel gesoffen, du killst dich nur selbst.“ Er öffnete gar nicht erst die Tür, sondern hob mich einfach hoch wie ein Kleinkind, um mich auf den Beifahrersitz zu werfen. Hart schlug ich auf, aber das war mir gerade egal. Ich wollte doch nur zu IHM zurück… „Anschnallen nicht vergessen!“, knurrte mich Marco an und warf mir sein dreckiges Hemd um die Ohren. „Und halt das fest.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)