Hin und her gerissen von Melora (zwischen Liebe und Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 13: 3. September - Änderungen... ---------------------------------------- JAAAAA, ich bin ein soooo fieses Biest, ich schaffe mal wieder Probleme, weil ich irre bin, aba ohne Probs wär's ja auch ziemlich öde, oda net? >'D Daher... auch Schüler haben Probleme, diese Schüler sowieso, die hängen alle so in EINEN PROBLEM mit drin, irgendwie, aba in diesem Teil gibt es zwei XDDD Nya mehr gibt's nich zu sagen ^-^ *verpuff* XDDDDD Schüler hassten solche Tage, jene, an denen nichts so zu laufen schien, wie es sollte. Sêiichî verpennte ganze zwei Stunden, weil er eine heiße Nacht mit jemandem verbracht hatte, während Wataru einen Anschiss vom Lehrer bekam, von dem er sich einfach nicht erholen wollte. Er saß seufzend an seinem Tisch, lustlos, er hatte wirklich auf nichts Bock. Allerdings hatte der Lehrer sie zum Putzen verdonnert. "Mein Gott, warum müssen Lehrer so rumspinnen?" Sêiichî hatte die Füße auf den Tisch gelegt und faulenzte, somit machte niemand seine Arbeit, weil keiner sich so recht aufraffen konnte. "Nur weil ich zu spät gekommen bin, soll ich hier putzen, ich bin doch keine Putzfrau." Ryochi hatte seinen Freund meckern hören, der war wie immer ganz schön frech, aber was sollte man schon daran ändern? Er öffnete die Tür, woraufhin Sêiichî so sehr erschrak, dass sein Stuhl umkippte und er sich im nächsten Moment am Boden wiederfand. Ryochi konnte sich nicht beherrschen und fing an zu lachen, weil es einfach zu lustig war, wie er da so am Boden saß und sich den Hintern rieb. "Das hast du davon, manchmal wird man eben von weiter oben bestraft." "Ach Gottchen, wie witzig, du Komiker", beschwerte sich der Ältere und erhob sich mit einem zugekniffenen Auge wieder. Sêiichî war nur deswegen so erschrocken, da er dachte, die Lehrerin hätte die Tür aufgerissen, sein Herz war ja fast stehen geblieben. Lehrer konnten so peinlich sein, darauf konnte er gerne verzichten. Konnte der mal aufhören so dämlich zu lachen? Wataru stimmte zu guter Letzt auch noch in Ryochis Lachen mit ein, was Sêiichî rot vor Zorn werden ließ. "Hört endlich auf zu lachen!" Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und Riina stand in ihr. "Hier bin ich, was wolltest du mit mir bereden?" fragte sie, Wataru allerdings verstand nur Bahnhof. Wer wollte mit wem was bereden? Ryo wandte sich Watarus Schwester zu und lächelte nett. "Klar, ich hab Zeit, lass uns rausgehen." Er ging zur Tür. "Macht's gut ihr und viel Spaß beim putzen", lachte er sarkastisch, daraufhin schloss auch schon die Schiebetür zum Klassenzimmer. Wataru schaute noch immer auf die Tür, neugierig darauf, was Ryochi und seine Schwester zu bereden hatten, allerdings war es ihnen nicht erlaubt das Klassenzimmer zu verlassen. Sêiichî schien das aber nicht zu kümmern, denn er stand auf und verließ wortlos das Klassenzimmer. "Hey, du darfst jetzt nicht raus, die Lehrerin kommt gleich!" rief Wataru dem Jungen hinterher, doch dieser hörte gar nicht erst hin. Riina hatte sich gegen einen Baum gelehnt. "Deswegen wolltest du mit mir sprechen? Nur deswegen? Sag, dass das nicht wahr ist!" Schmollend sah sie aus, fast ja niedlich, wäre da nicht Shina hätte er sich sicher für die Rothaarige interessiert. "Sei nicht unfair, ich will nicht, dass irgendwem etwas passiert. Und dein Vater ist einer der gefährlichsten Verbrecher Japans, ob du es glaubst oder nicht. Ich will andere vor ihm beschützen. Außerdem ist da etwas, das du mir verschweigst, ich will jetzt wissen, was das ist!" drängte er, aber das Mädchen sah noch immer wütend aus und drehte den Kopf zur Seite. "Ich lasse mich nicht gerne benutzen!" "Das hast du in den falschen Hals gekriegt", meinte er und legte seine Hand auf ihre Schulter. Eigentlich wollte Riina weiter die Unnahbare spielen, doch wenn seine Hand ihren Körper berührte, spielte alles in ihr verrückt, als wenn jemand fremdes die Kontrolle über ihren Körper übernehmen würde. "Ich will dich doch bloß vor deinem Vater schützen." Wie süß, was sollte sie dazu denn bloß sagen? Statt dies zu tun, wurde sie leicht rot und lächelte. "Das ist nett von dir, aber du solltest dich nicht in Gefahr begeben." "Will ich aber, besonders seit er es gewagt hat, sich an Shina vergreifen zu wollen." Jedes schöne Gefühl in ihrem Körper erstarb in dem Moment. Er dachte wieder nur an sie, die von vorne herein für Wataru bestimmt gewesen war, er hatte alles verändert. "Das ist ja nicht das erste Mal und sie kam immer klar", sagte Riina trotzig. Shina war nicht wie sie, man musste sie nicht beschützen, eigentlich hatte Riina sie immer dafür bewundert, aber jetzt... "Gibt es einen Tag, an dem du sie aus deinem Gedächtnis streichen kannst? Vielleicht nur für einen kleinen Moment?" Ryo wusste nicht, was das Mädchen von ihm wollte, deswegen versuchte er auch gar nicht verwirrt zu reagieren, sie musste ja nicht wissen, dass sie ihn aus der Fassung brachte. "Tja, sie ist eben meine Freundin." "Aber sie hängt viel mehr an meinem Bruder, als an dir..." Was sollte das jetzt bitte heißen? Musste er sich doch Sorgen machen? Vielleicht war er in dem Punkt etwas ängstlich und deswegen so gutgläubig. "Du musst sie mal beobachten, sie würde ihm alles verzeihen. Genauso wie er ihr. Die beiden gehören zusammen. Kannst du das auf die Dauer ertragen, wenn sie an einem anderen genauso hängt, wie an dir?" "Das war doch gar nicht das Thema, es ging um deinen Vater", seufzte Ryochi und versuchte das Thema ganz schnell in der Versenkung verschwinden zu lassen. "Ich möchte aber nicht an meinen Mistkerl von Vater denken, der macht mich so krank..." In ihren Augen standen Tränen. "Schon, seit wir Kinder sind und Wataru sagte, er möchte Polizist werden, will er Wataru quälen und mich von ihm trennen, ich habe Angst." Sie fiel geradewegs in Ryochis Arme und begann zu weinen. Er fühlte sich so hilflos und kam sich vor wie der allergrößte Idiot. Was sollte er denn jetzt machen? Er musste sie ja irgendwie trösten. "Hey, komm schon, hör auf zu weinen, ich werde nicht zulassen, dass dieser Kerl dich kriegt, also keine Panik." Er wollte eigentlich cool klingen, stattdessen hatte er großes Mitleid, das Riina gleich mit etwas anderem verwechselte. Sie schaute an ihm hoch in seine warmen blauen Augen, genau in dem Moment kam Sêiichî um die Ecke und sah die Szene. Er traute seinen Augen kaum, als er die beiden Personen sah, die eine identifizierte er sofort als Riina, was ihn kurz stutzen ließ. Und der sagte, er wäre ein Macho, wie überaus witzig. Mit einem leicht rachsüchtigen Gesichtsausdruck stand er an der Ecke und beobachtete sie noch eine Weile. "Na warte, das von vorhin zahle ich dir heim, Kleiner", flüsterte der 17-jährige zu sich selbst und rannte zurück zu den Klassenräumen. "Das ist echt nett von dir, sag mir, wie ich mich revanchieren kann." Ryo war baff, damit hatte er nämlich gar nicht gerechnet, es war ihm ja fast peinlich, dass sie so etwas fragte. "Ach was, ich will nichts dafür haben." "Ich will aber..." Verwirrt sah er sie an und fragte sich, was genau sie wollte. Umso schockierter war er, als sie ihn versuchte zu küssen. Augenblicklich wollte der Junge aus seiner Haut raus, das wurde ihm dann doch zu heikel, außerdem war er nicht gerade der Typ dafür, sich mit zwei Mädchen gleichzeitig einzulassen. "Hey, hey, Riina, stop!" Er schob sie leicht von sich, mit einer unverständlichen Miene inne. "Ich sagte, dass ich dir helfen will, mehr nicht", versuchte er sich aus der Situation wieder heil rauszubringen, sah dann aber den traurigen Blick des Mädchens, was ihn zu einem Seufzen brachte. "Schau doch nicht so, ich..." Verdammt, was sagte man nur zu einem Mädchen, das man mochte, aber nicht lieben konnte, ohne dass es gleich verletzt war? "Ich mag dich wirklich, aber ich bin mit Shina zusammen, das solltest du nicht vergessen." Er hasste es, so etwas zu tun, aber ihm blieb keine Wahl. "Du findest sicher jemanden, der zu dir passt, du bist ja erst 14 Jahre alt." "Ich will aber keinen... anderen..." Es kam nicht selten vor, dass mal ein Mädchen unglücklich verliebt in den Detektiven war, dennoch wusste er dann nie, was er tun und sagen sollte, er wollte niemandem wehtun, er konnte sich nicht wie Sêiichî verhalten, worum er ja irgendwie froh war. "Das wird schon werden", versuchte er sie zu ermutigen und seufzte einmal kurz. "Du bist ein hübsches Mädchen, das sicher nicht lange alleine sein wird, außerdem würde jemand, der ein Jahr jünger ist, sicher besser zu dir passen." Riina schluchzte auf. "Ich nerve dich..." Sie drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen, aus welchen Tränen flossen. "So was kann ja nur mir passieren. Von mir wollen nur Idioten was." "Sag doch nicht so was..." Ryo war ziemlich bedrückt, anscheinend hatte man Riina noch schlimmer verletzt, als er vorher geglaubt hatte und er hatte das Gefühl, dass Keichiro daran schuld war. "Es gibt nette Jungs auf der Welt, nicht alle werden wie dein Vater." Jetzt brach sie endgültig in Tränen aus und ging vor ihm auf die Knie. Schon lange hatte er niemanden mehr so bitterlich weinen gesehen, wie gerade eben, es brach ihm fast das Herz. Er wollte sich nicht vorstellen, was mit ihm passieren würde, wenn Shina mal so vor ihm weinen würde, er würde sicher elend zu Grunde gehen. "Hör auf zu weinen", er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und sie warf sich heulend an seine Brust. Ryochi wusste, er sollte keine andere in den Armen halten, aber er konnte sie auch nicht einfach heulen lassen und wegstoßen, das wäre nicht nett... Der 17-jährige suchte die halbe Schule ab und fand Shina schließlich in der Turnhalle beim Volleyballtraining. "Shina? Du musst unbedingt kommen, ganz schnell", sagte er hektisch, so dass diese zur Seite schaute und deswegen einen Ball verpasste. "Was willst du denn hier? Sollst du nicht nachsitzen?" Schmollend sah er das hübsche Mädchen an, das ihm sofort gefallen hatte. "Ja, es ist ganz dringend. Ryo und Riina sind da draußen, du solltest dir das unbedingt ansehen und ihm zeigen, wo er hingehört, sonst passiert noch was." Shina wunderte die Aussage etwas, da Sêiichî Ryochis Freund war und somit ja eigentlich nicht der erste sein sollte, der petzen ging, wenn er mit einem anderen Mädchen zusammen war. "Und? Es ist Riina, die schmeißt sich schon nicht an ihn ran." "Aber, Shina", Sêiichî zog einen Schmollmund. "Sie sind bei diesem Baum und er hält sie im Arm... Ich hab's ganz deutlich sehen können." Irgendwie war sie neugierig, ob das stimmte, wahrscheinlich machte der Typ ja ohnehin zuviel Wind um nichts. "Ihr kommt mal ohne mich klar, oder?" warf sie ein und ihre Mannschaft antwortete im Chor mit einem klaren "Ja". Sie rannte zu Sêiichî hinüber, der sie am Arm packte und hinter sich her ziehen wollte, aber sie riss sich los. "Ich kann ganz gut alleine laufen", musste sie ihn in seine Schranken verweisen, was ihm gar nicht gefiel, aber weil sie Ryochis Freundin war auf sich beruhen ließ. Ryo sollte nur Riina in Ruhe lassen, weil Sêiichî sich für sie interessierte, außerdem hatte er ja schon eine. Dass er sich auch für vorhin ein klein wenig revanchieren wollte, musste er ja niemandem verraten... Es schien, als wolle Riina nicht mehr aufhören zu weinen, sie war so verzweifelt und so verletzlich, Ryochi hoffte wirklich, sie würde einen angemessenen Freund finden, der damit umgehen konnte. Sie war nicht wie viele Mädchen, das war ihm bewusst, nur, indem er von ihrem Vater sprach, brachte er sie zum weinen. Irgendwie war es ihr nicht zu verübeln, er hatte ja jede Menge über diesen Mann erfahren. Er freute sich wirklich auf den Tag, an dem er ihm etwas nachweisen konnte. Dass er frei herum lief, war schon schlimm genug, aber dass er manche Menschen nicht vor ihm beschützen konnte, tat weh. Sein Vater versuchte ihn schon seit einiger Zeit zu kriegen, erfolglos. Jetzt, wo er zur Organisation gehörte, war es noch schwerer geworden. Nun beschützte man das Ekel auch noch, das ging ihm irgendwie nicht in den Kopf hinein. Wenigstens seine Freunde wollte er vor ihm bewahren und Riina zählte er zu seinen Freunden. Allmählich wirkte es, als würde sie sich doch beruhigen, denn sie ließ etwas von seiner Brust ab und wischte sich die Tränen weg. "Halt mich noch einen Moment fest, das ist schön", sagte sie leise und lehnte ihren Kopf an ihn. "Das hat schon lange niemand mehr getan..." Sie hatte etwas von einer kleinen Schwester, was seinen Beschützerinstinkt erregte. "Schon gut..." Shina und Sêiichî kamen derweil am Ort des Geschehens an und konnten sehen, wie Ryo Riina im Arm hielt. Im ersten Moment wusste die Schülerdetektivin gar nicht, wie ihr geschah, demnach wusste die 16-jährige auch nicht, wie sie reagieren sollte, aber ihn mit einem anderen Mädchen zu sehen, tat einfach nur weh. Aber sie würde sich so etwas niemals anmerken lassen. Gerade als Shina mit etwas sarkastischen kommen wollte, sah sie das, was sie nicht sehen wollte. Die beiden küssten sich, da war es auch egal, von wem es ausging. Ryo war zu überrascht darüber und dank der Entfernung sah man nicht einmal, dass er geschockt war und einen Moment lang nicht reagieren konnte, so dass es aussah, als würde er den Kuss erwidern. "Oioi", Sêiichî fielen fast die Augen raus, also das hatte er jetzt nicht geplant, er wollte nicht, dass Shina so etwas sah, sie sollte nur eifersüchtig sein und die beiden trennen, aber sie reagierte ganz anders, als er sich das erhofft hatte. Das Mädchen rannte wie vom Blitz getroffen davon. Er wollte ihr noch nachrufen, aber ließ es dann doch, er war ja im Grunde schuld daran. Shina musste einfach da weg, denn sie ertrug es nicht Ryochi mit jemand anderem so zu sehen. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte sie daran gedacht, dass er ihr erster sein sollte, dass sie sich ihm voll hingeben wollte und jetzt küsste er eine andere, das wollte ihr nicht in den Kopf. War sie so blind vor Liebe, dass sie so etwas nicht sah? Jetzt passte er auf einmal zu Sêiichî, dass der ein Macho war, hatte sie ja bereits bemerkt. Wataru kam gerade aus dem Klassenzimmer, weil die Lehrerin gekommen war, als Sêiichî sich aus dem Staub gemacht hatte und er jetzt auf der Suche nach ihm war, immerhin hatte er jetzt alles alleine machen müssen, was er gar nicht lustig fand. Statt Sêiichî sah er Shina, die in die Turnhalle rannte und die Tür hinter sich zuwarf. Er entschied sich, ihr zu folgen und zu schauen, was mit ihr los war. Sie nahm sich einen Ball und fing an alleine zu trainieren, dabei war sie nur darauf bedacht, ihre Wut an dem Ball auszulassen, indem sie auf ihn einschlug, als wäre er ihr Feind. Ihre Mannschaft machte sich schon Sorgen, da sie kein Wort gesagt hatte und verdammt wütend aussah. Immer wieder donnerte sie den Ball gegen die Wand und hörte nicht einmal die Stimmen ihrer Mannschaftskollegen. Wataru schaute durch das kleine Fenster und traute seinen Augen kaum, so dass er die Tür öffnete und Shina dabei beobachtete, wie sie wohl gerade ausrastete. Das machte ihm fast Angst. "Hey, Wataru, weißt du, was mit ihr los ist? Sie ist ja total verbissen..." Bedauernd schüttelte der Junge den Kopf und ging auf Shina zu, auch wenn er dabei in die Gefahr lief, einen Ball abzubekommen... Als sie das nächste Mal einen Ball schlagen wollte, zog Wataru ihren Arm nach hinten, so dass der Ball zu Boden ging. "Hey, was ist denn los? Warum schlägst du auf den Ball ein?" "Ich trainiere", gab sie stur zurück. "Komm, Shina, lass uns da draußen reden", meinte Akemi und nahm ihre Freundin etwas in den Arm. "Na gut, Schluss für heute", gab sich Shina geschlagen und seufzte. "Ich bin etwas sauer, mehr nicht, aber gut. Lasst uns irgendwohin gehen, wo es ruhig ist." Nachdem Ryochi den Schock überwunden hatte, schob er Riina wieder von sich. "Das solltest du nicht machen, es kommt nichts dabei raus, es tut mir Leid..." "Das macht nichts, ich hab's jede Sekunde genossen." Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen. "Auch wenn es wohl einmalig bleiben wird." Trotz ihres Glücks konnte man einen Moment später auch ein Fünkchen Trauer sehen, denn eine Träne rann über ihre Wange. Nun sah er doch verwirrt aus, er wusste nicht, was er erwidern sollte. "Gut, dass du es erkannt hast... es wird kein zweites Mal geben. Trotzdem bin ich jeder Zeit für dich da." "Lass nur, ich komm schon klar." Vorher war es ihm alles andere als so vorgekommen, aber er würde es wohl so hinnehmen müssen. "Ryo." Der Angesprochene hörte Sêiichîs Stimme und wandte seinen Kopf zur Seite, um ihn anzusehen. "Shina hat euch gesehen, als ihr euch geküsst habt. Sie ist weggelaufen. Was machst du auch so was? Geh ihr gefälligst nach!" Stop, zurückspulen und dann noch mal bitte. Was hatte sein Freund da eben behauptet? Ryo schaute ihn wie im falschen Film an. "Wohin ist sie gelaufen?" fragte Ryochi jetzt verzweifelt, doch Sêiichî zuckte mit den Schultern. "Also wirklich, so was hab ich dir gar nicht zugetraut... Du Macho." Das hatte er schon immer zu Ryo sagen wollen, es trieb ihm ein Grinsen ins Gesicht. "Grins nicht so, sie hat das vollkommen falsch verstanden! Ich muss ihr sagen, wie es wirklich gewesen ist!" Seine laute Stimme und die Verzweiflung, die sie inne hatte, verwunderten Sêiichî. "Oh man, du bist ja verliebt, ach du scheiße. Das hast du davon, deswegen mache ich einen Bogen um so was." "Sehr schlau... Hast du noch mehr schlaue Sprüche auf Lager, mein Freund?" Mit den Worten rannte er schon davon, er musste sie unbedingt finden... Na ja, Ryo eben, wenn er verliebt war, dann gleich richtig. Wie gut, dass ihm das bisher erspart geblieben war, weil es bei ihm nur um Sex ging, er war wirklich froh, so zu sein. Die anderen drei hatten sich auf eine Wiese am Fluss gesetzt und starrten auf das Wasser, das sanft plätscherte, wenn ein Fisch sprang. "Was war denn los, dass du so wütend bist? Das ist doch sonst nicht deine Art", meinte Wataru und spürte wenig später wie sie sich an seiner Schulter anlehnte und etwas von ihm im Arm gehalten werden wollte. Es kam selten vor, dass sie so reagierte, aber wenn sie es tat, war etwas schlimmes passiert. "Uns kannst du es ja sagen, wir sind die letzten, die das ausnutzen würden, um dir wehzutun." Das, was Wataru da sagte, wusste Shina schon, sie kannte ihn ja immerhin nicht erst seit gestern. "Ich weiß, und ich bin froh, dass uns Ryo nicht auseinander gebracht hat, allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass ich ihm zu schnell vertraut habe." Eigentlich müsste sie eine gewisse Sache aus der Vergangenheit gelehrt haben, nicht so schnell zu vertrauen, aber wenn man sich eben Hals über Kopf verliebte... "Ich war so naiv..." Wataru drückte seine beste Freundin noch etwas fester an sich und sah ihr in die Augen. "War irgendwas mit ihm, oder wieso sagst du das?" Wenn sie ihm das sagte, würde er sicher auch noch wütend auf Ryo sein, das wollte sie eigentlich vermeiden, aber konnte ihr das nicht egal sein? "Riina und Ryo haben sich geküsst", sagte die 16-jährige in einem leicht verletzten Ton, der Akemi nun auch erschreckte. "Hey, das war sicher nur ein Missverständnis, was soll Ryo denn von Watarus Schwester wollen?" "Das würde ich auch gerne wissen", gab Wataru genervt zurück. Erst vor kurzem hatte er sich damit abgefunden, dass Ryochi an Shinas Seite war, jetzt machte dieser Typ sich an seine Schwester ran? Das konnte doch nicht wahr sein. "Das wird sicher wieder", versuchte Wataru seiner besten Freundin Mut zu machen und strich ihr etwas durch die Haare. "Ich halte ihn eigentlich nicht für so einen Mistkerl. Vielleicht war es wirklich nur ein Missverständnis?" Shina hatte Angst, dass es nicht so war, deswegen schmiegte sie sich auch so schutzsuchend an ihren besten Freund, im Moment wusste sie nicht, wer ihr mehr bedeutete. Wataru oder Ryo... "Was wenn nicht?" fragte sie ängstlich. "Was wenn er mir etwas vorgemacht hat? Was wenn ich mich mal in jemandem getäuscht habe?" Es verletzte die beiden, wenn sie so labil klang, das war überhaupt nicht komisch. Sollte Ryo es wirklich nicht so ernst meinen, wie sie gedacht hatten, würde Wataru es ihm aber zeigen, der konnte dann was erleben. "Ich glaube es trotzdem nicht, dass du ihm egal bist, denk doch nur mal daran, als er verletzt wurde. Er wäre für dich gestorben, Shina-chan." Akemi wusste mal wieder am besten, wie man ihr Mut machte, vor allem fand sie die richtigen Worte, um das auszudrücken, was sie wollte, nicht so wie Wataru, der ein wenig tapsig war, wenn es um wichtige Dinge ging. "Willst du heute noch was unternehmen, Shina?" fragte Akemi. "Sei mir nicht böse, aber ich wäre gerne mal wieder mit meinem besten Freund alleine. Du musst dir ja ziemlich vernachlässigt vorgekommen sein, nicht wahr, Wataru? Ich hing ja fast nur noch mit Ryo zusammen." "Ist schon okay, solange du glücklich bist, dann nehme ich das gerne in Kauf." "Meinst du, deine Freundin käme damit klar, wenn ich mal bei dir übernachte?" Er wurde augenblicklich rot. Jetzt kam sie auf solche Ideen, vor kurzem dachte sie noch, er wollte über sie herfallen und nun das, er war etwas überrumpelt. "Ich weiß nicht, ich hab sie ja nie gefragt und ich denke schon, dass sie eifersüchtig sein würde." Shina seufzte kurz. "Schade, ich hab gedacht, ich könnte heute mal bei dir bleiben." "Kannst du ja auch, sie muss mir schon etwas vertrauen und ich gehe mal davon aus, dass du mich nicht gleich anspringst, oder?" Wataru musste irgendwie einen Witz machen, er wollte ja, dass Shina wieder lachen konnte, was jedoch nicht zu funktionieren schien. "Meine arme Kleine..." Dass er sich jetzt wie zu einer Schwester hingezogen fühlte, war irgendwie seltsam, aber es war nun mal so. Anscheinend hatte er seinen Liebeskummer durch seine neue Freundin überwunden, auch wenn es nicht lange her war. "Im Moment bin ich mir bei nichts so ganz sicher, auch nicht darin." Das Mädchen seufzte auf und wurde jetzt auch zusätzlich von Akemi umarmt. "Tu, was dein Herz dir befielt." Riina hatte sich niedergeschlagen an den Baum gesetzt und beachtete im Moment nichts und niemanden. Sêiichî allerdings hatte entschlossen sie zu trösten und setzte sich zu ihr. "Die Liebe tut weh, oder?" fragte er, was sie nur seufzend beantwortete. "Für einen wie dich kein Thema, oder? Macho..." Sie hätte fast wieder weinen müssen, wenn man sie daran erinnerte. "Manchmal kann auch ein Macho nett sein, Kleine." Fiel diesem Kerl nichts besseres ein, womit er sie ködern konnte, oder war der schlichtweg ein Idiot? "Komm, ich helfe dir aufstehen und dann gehen wir aus. Dann kommst du auf andere Gedanken. Die Welt sieht doch sicher gleich wieder besser aus." Dass ausgerechnet er so etwas sagte, war grotesk, aber das wusste sie ja nicht, auch er hatte einiges mitmachen müssen, was ihn erstrecht ein Macho sein ließ. "Die Liebe zerstört vieles, das solltest du dir mal merken." Wie kam er nur auf so etwas? Sie wusste nur, dass Liebe die Menschen glücklich machen, aber auch verdammt enttäuschen konnte. Es war etwas vom Zufall abhängig. "Wenn sie erwidert wird, dann sicher nicht, oder was denkst du?" "Ach was, alles nur Gerede. Nichts ist für immer." So etwas wusste er einfach, alles auf der Welt war vergänglich, weswegen nicht auch so ein Gefühl? "Ich weiß im Moment nur einfach nicht mehr weiter. Shina ist Watarus beste Freundin, ich hänge da ständig mit drin. Ich weiß nicht, wie gut ich das verdauen werde, dass sie mit Ryo zusammen ist. Die beiden werden sich ganz sicher wieder vertragen. Ich glaube nicht, dass man ihre Beziehung so leicht zerstören kann, dafür sahen beide zu glücklich aus. Ich hätte mich nicht reinhängen sollen. Nicht die Liebe zerstört, sondern die Menschen tun es..." Sie musste wieder an ihren Vater denken. Er war schuld daran, dass sie diese Welt nicht mehr als etwas schönes ansehen konnte. "Eine Freundin sagte mal, wenn es Gott gäbe, wäre alles anders... Sie hat Recht. Es müsste jemanden geben, der uns beschützt, aber wir müssen uns selbst beschützen. Das habe ich aus der Vergangenheit gelernt." Er fand es wahnsinnig interessant, was die Kleine da sagte, weswegen er ihr jetzt noch mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ. "Wer schwach ist, wird unglücklich. Man muss stark sein, um in dieser Welt zu bestehen. Wenn man niemanden hat und auch nicht stark ist, geht man zugrunde. Ohne meinen Bruder wäre ich wahrscheinlich längst tot, weil mein Vater mich in den Wahnsinn getrieben und ich mich umgebracht hätte." Sie legte den Kopf auf ihre Arme und schaute traurig auf das Gras, das am Schulgelände wuchs, so dass es auch um den Baum herum war. "Wenn ich dich um etwas bitte, hältst du dich dann daran?" Sêiichî blickte sie neugierig an, er wollte unbedingt wissen, um was sie ihn bitten wollte, denn er hatte keine Ahnung, was das sein sollte. "Was denn?" fragte er sanft, ja, er konnte so sein, wenn er wollte. "Sei ehrlich zu Leena, tu ihr nicht weh, sie ist sehr empfindsam, wenn es um Jungs geht, weil sie denkt, keiner mag sie wirklich. Sag ihr, wie es ist und spiele nicht mit ihren Gefühlen. Mach ihr nichts vor." "Das hatte ich nicht vor, ehrlich, ich verabscheue Leute, die sich über andere lustig machen." Jetzt schaute er auch etwas deprimiert. "Ich kenne viele, die das toll finden. In unserer Klasse sind auch so welche, die auf deinen Bruder losgehen wollten, ich habe ihm einfach helfen müssen. Die sind eh nur in der Gruppe stark, Wataru ist dann natürlich der Schwache, weil er kaum Freunde hat." Da war noch etwas ganz anderes, das dem 17-jährigen auf dem Herzen lag, aber er sprach es nicht aus, er sah nur verdammt ernst aus, als wenn er sich sorgte, was auch Riina bemerkt hatte. Der Grund, weswegen Sêiichî wirklich hier war, war, dass Ryochi sich etwas zu sehr in Gefahr begab, wie er fand, er wollte etwas auf ihn aufpassen, wie ein großer Bruder. Leider hatte er ja keinen kleinen Bruder, auch wenn er sich einen solchen immer gewünscht hatte... "Hast du auch irgendwie Kummer?" fragte sie, auch wenn er ihn gut versteckte, sie erkannte ihn, was Sêiichî mehr als nur beeindruckte. "Wie kommst du darauf?" "Du hast so ein Funkeln in den Augen, als wenn du dir Sorgen machst." Sie hatte ihn ertappt, das konnte auch er nicht vor ihr verbergen. "Tja, Chardonnay, das heißt dein Vater hat es auf seine Familie abgesehen. Es steckte auch eine Frau mittendrin, sie könnte zwischen die Fronten geraten, dann könnte hier bald etwas los sein. Diese Frau hat Ryochi mal vor etwas mehr als einem Jahr das Leben gerettet. Sie würde sich wohl einmischen, wenn dein Vater es auf die Familie abgesehen hat. Leider verstehe ich da etwas nicht. Ryo hat mir gesagt, sie hätte versucht seinen Vater umzubringen, das will mir nicht in den Kopf. Ich hätte sie fragen sollen, als ich sie traf, aber ich hab an alles, nur nicht daran gedacht." Ja, er hatte mal wieder nur an das Eine gedacht und alles andere vergessen, wie ärgerlich. "Kann es sein, dass dein Vater sich ausnahmslos ziemlich übel gegenüber Frauen verhält?" Was redete der Kerl da? Sie hatte das Gefühl, er sprach von Sharon, die mit ihrem Vater zusammenarbeiten musste, weil ihr Vater ihr das befohlen hatte. "Ja, er ist leider so. Er scheint Frauen manchmal richtig zu verachten. Er verprügelt sie dann gerne. So hat er es auch mit meiner Mutter getan, wenn ihm was nicht gepasst hat. Sie liebt ihn aber immer noch und hofft, dass er sich eines Tages bei ihr meldet, wie bedauerlich." "Kennen die beiden sich schon lange?" fragte Sêiichî, er interessierte sich wirklich für diese Familie. Die taten ihm alle ein wenig Leid. "Ja, meine Mutter war noch sehr jung, sie kennt ihn noch aus ihrer Schulzeit. Sie hat aber nie erwähnt, wie sie sich kennen gelernt haben, allerdings war meine Tante mit seinem Bruder verheiratet, daher denke ich, dass sie damit zu tun hatte. Mein Onkel starb aber vor kurzem, ich war nicht auf der Beerdigung. Sein Herz hat versagt, tja..." Sêiichî schloss die Augen und dachte kurz nach. "Kennst du Chris Vineyard?" Riina überraschte die Frage ziemlich und sie wusste nicht, ob sie antworten sollte und wenn ja, was. "Klar, wer kennt sie nicht? Sie eifert ihrer Mutter nach." "Ja, ja, das meine ich nicht. Man sagt so, dass sie auch zur Organisation gehört. Meinst du, das stimmt?" Wenn er das wusste, wieso fragte er eigentlich so dämlich? Sie kam sich wie bei einem Verhör vor. "Na ja, besonders sympathisch ist die Gute nun wirklich nicht, aber nein, ich kenne sie nicht persönlich, wenn du das meinst, ich kenne nur Sharon. Ich mag sie sehr gerne, sie hasst meinen Vater. Allerdings sollte sie auf sich aufpassen, denn er kann es nicht leiden, wenn man sich wie sie verhält. Sie hat sich schon öfter mit ihm angelegt. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber sie ist die beste Freundin von Shinas Mutter und die wurde früher von meinen Vater belästigt, da sah Sharon eben rot und hat sich gedacht, sie bringt dem mal Manieren bei." Sêiichî konnte sich kaum halten, die Vorstellung, dass sich eine Frau mit Chardonnay freiwillig anlegte, war einfach zu komisch. "Ja, allerdings, die sollte auf sich aufpassen, der vergewaltigt auch gerne, soweit ich das mitbekommen habe, und dass er mordet, wissen Ryo und ich besonders gut. Es wäre gesünder für sie, mit einer Waffe umgehen zu können." Riina musste einfach lächeln, wie gut, dass Sharon eine Waffe zur Verfügung hatte, so konnte ihr so schnell nichts zustoßen. Aber sie würde Sêiichî ja nicht alles auf die Nase binden, so naiv war sie auch wieder nicht. Seltsam, warum fand er, dass Sharon und Vermouth sich ähnlich waren? Wieso beschlich ihn das Gefühl, dass Sharon Unwahrheiten verbreitete? Da war doch etwas faul... Egal, wie sehr er nachdachte, da stimmte irgendetwas nicht. Die Frau, die Ryochi mal gerettet hatte, war sie wirklich so böse, wie Sharon allen Glauben machen wollte? Wenn die ja so gemein und böse war, wieso rettete sie Kindern und Jugendlichen das Leben? Wie gut, dass er sich schon angefangen hatte um den Fall zu kümmern. Er würde aus der Frau schon noch die Wahrheit rauskriegen, da war er sicher... Akemi war nach Hause zu ihren Adoptiveltern gegangen, während Wataru Shina mit zu sich nahm, weil sie darauf bestand. Was sollte er schon großartig tun? Ihre Eltern waren irgendwo in Amerika Karriere machen, da konnte er sie ja nicht alleine lassen. Nicht in ihrer momentanen Verfassung, das brachte er einfach nicht über sich. Shinas jüngere Geschwister waren bei Agasa ja auch gut aufgehoben, da dieser sich auch gerne mal um Kinder kümmerte. "Ich bin wieder da, Mutter", rief Wataru ins Haus hinein, woraufhin die Frau aus der Küche kam, mit ihrer Schürze um, da sie gerade einen Kuchen gebacken hatte. "Oh, schön, du hast Shina mal wieder mitgebracht, dann könnt ihr ja gleich meinen Mochi-Kuchen versuchen, was sagt ihr?" Shina nickte. "Gerne." "Weißt du was, Mutter, wir nehmen ihn mit hoch. Wir hatten einen anstrengenden Tag und würden uns gerne ausruhen." Matsue musste lächeln, ihr Sohn sollte mal sein Leben genießen, das tat er ohnehin viel zu wenig, wie sie fand, allerdings wunderte sie sich etwas darüber, dass er auf einmal solche Anstalten machte, aber sie war nicht wie sein Vater und mischte sich in alles ein. "Warte, ich bring ihn euch hoch, geht schon mal." "Ach was, ich mach das schon", bot sich Wataru an und schnitt sich und Shina ein Stück Kuchen ab, das jeder auf seinem Teller mit nach oben nahm. "Ich frage mich immer noch, wie deine Mutter an deinen Vater geraten konnte." "Tja, das frage ich mich auch oft, aber ich weiß es nicht." Während sie die Treppe hochgingen, redeten sie und blickten sich dabei an, beide kannten den Weg zu Watarus Zimmer auswendig und brauchten nicht auf die Stufen zu achten. Als sie sein Zimmer erreichten, öffnete Wataru die Tür und schloss sie hinter sich auch wieder. "Mach's dir bequem, meinetwegen auch im Bett." "Ich denke, ich nehme deinen Bauch", meinte sie frech und trieb ihm wieder etwas Röte ins Gesicht, das war aber bei so ziemlich jedem Mädchen immer so gewesen, er war eben doch recht schüchtern. Wataru legte sich ins Bett und machte sich über seinen Kuchen her. Das Deprimierte war von Shina gewichen wie ein böser Fluch, im Moment war sie einfach glücklich bei ihrem besten Freund zu sein. Sie neckte ihn ein wenig, indem sie ihm sein Stück Kuchen klaute und ihm stattdessen etwas von ihrem gab. Er leckte sogar etwas spielerisch ihren Finger ab, da sie ihn fütterte, also musste er sich auch revanchieren. Nachdem beide ihren Kuchen fast verputzt hatten und nur noch sehr wenig davon übrig war, lagen sie einfach faul im Bett, wobei Shinas Kopf, wie sie vorher noch gesagt hatte, auf seinem Bauch verweilte und sie ihm sanft über diesen strich. Ohne jeglichen Grund, ohne Hintergedanken, einfach so, als nette Geste, um ihm zu sagen, dass sie sich wohl bei ihm fühlte. Es war seltsam für ihn ihre Hand zu spüren, die ihm über den Bauch strich und dabei sogar etwas unter seinen Pullover glitt, aber er wagte es nicht den schönen Moment zu stören. Ihr Kopf rutschte höher und ihre Hand ebenfalls, sie ging über seinen Oberkörper bis in sein Gesicht. Ach, wie konnte sie nur so einen süßen, besten Freund haben? Es machte alles so furchtbar kompliziert, aber sie mochte es, wenn nichts einfach war. Eine kleine Herausforderung schadete ja nicht. Was er wohl tun würde, wenn sie ihn küsste? Wahrscheinlich würde er sie abweisen, weil er ja jetzt vergeben war. Tja, das war jetzt ihr Pech, wie sie fand, daran konnte man nicht viel ändern und seine Beziehung wollte sie auch nicht unbedingt gefährden. Während sich ihre Augen trafen, fragte er sich, was sie wohl gerade über ihn dachte. Hatte er sich zu unbezwungen verhalten? Es kam ihm so vor, als hätte er ihr gezeigt, dass noch ziemlich tiefe Gefühle im Spiel waren, jedoch wusste er manchmal selbst nichts mit seinen Gefühlen anzufangen. Noch immer fand er, dass ihre Augen so tiefgründig wie das blaue Meer waren, er versank einmal mehr in ihnen, ohne sich wehren zu können. War das vielleicht ein Zeichen? "Mhm, Shina, ähm", stotterte er, als sie seinen Lippen näher kam, ihm aber irgendwie das Herz in die Hose rutschte. "Was?" "Nichts", gab er zurück. Wie überaus bescheuert. Ein Zentimeter lag zwischen ihren Lippen, aber keiner traute sich, wagte es nicht, weiterzugehen. Unwillkürlich griff ihre Hand nach seiner. Diese warme Berührung, es war so anders als sonst... Er musste es einfach tun, irgendetwas in ihm ließ ihm keine andere Wahl. Wataru beseitigte den minimalen Abstand zu ihren Lippen und küsste sie sanft, was jedoch nicht lange so blieb, da sie an seinen Lippen zu saugen begann und mehr von ihm verlangte. Ihre Hände gingen jetzt richtig unter seinen Pullover und schoben ihn etwas hoch. Er verlor gänzlich die Beherrschung und stieß mit seiner Zunge zwischen ihren Mund. Was machte sie im Moment so unwiderstehlich? Er wusste es nicht. Auch wenn er sich wie ein Idiot benahm, sich gehen ließ, er genoss es, ihren süßen Mund zu kosten. Ihre Zungen begaben sich auf eine leidenschaftliche Erkundungstour, sie drehte ihn zusammen mit sich selbst um, so dass er über ihr war und sie ihm den Pullover ausziehen konnte, allerdings musste sie deswegen kurz von seinen Lippen ablassen, was jedoch nur kurze Zeit dauerte, Gott sei Dank fanden sich ihre Lippen dann erneut zu einem Kuss, wie sie fand. All die Trauer, die vorhin schon verdrängt war, schien vergessen zu sein. Es wirkte sogar, als wüssten beide nicht mehr so recht, was sie taten, daher war der Verstand auch weit ins Abseits gedrängt worden, denn keine fünf Minuten vergingen, bis sie nur noch in Unterwäsche in seinem Bett sich wild küssend wiederfanden und gar nicht wussten, wie es dazu gekommen war... "Duhu?" fragte er schüchtern. "Wir sollten das wohl besser lassen, oder?" Das fiel ihm echt früh ein, er wusste es ja selbst, aber Wataru war eben nicht der Typ Mensch für einen kleinen Seitensprung, auch wenn es quasi schon so weit gekommen war. "Im Gegensatz zu euch, sind wir ein Herz und eine Seele." "Wenn das so ist, wieso lässt du dich drauf ein?" Der 17-jährige kannte die Antwort nicht, vielleicht war alles etwas abgekühlt und gewöhnlich geworden, sie mussten sich wieder finden. "Keine Ahnung..." Das war nicht die Antwort, die das Mädchen wirklich haben wollte. "Wie, du weißt nicht, wieso du das Bedürfnis verspürst, das zu tun? Wie soll ich das verstehen?" "Ich weiß nicht, du verwirrst mich." Wataru seufzte in sich hinein. Was tat er da überhaupt? Eigentlich wollte er ja gar nicht, aber es war schön gewesen. Nur wieso, verdammt noch mal, löste sie so etwas in ihm aus? Ein Kuss und alles andere war vergessen und zählte nicht mehr? Er verstand sich selbst am allerwenigsten. "Danke, Riina", bedankte sich Sêiichî, wobei er jetzt nicht das Übliche tat und etwas auf Abstand ging, was normalerweise nicht seine Art war, da er Mädchen zum Abschied gerne küsste, was er diesmal aber lieber sein ließ, um Riina eines besseren zu belehren und weil er bemerkt hatte, dass die Masche bei ihr nicht zog. Sie standen vor ihrem Zuhause und sie lächelte ihn sogar an, das war für ihn schon mehr als nur ein Erfolg, da sie ihn vorher immer nur angegeifert hatte. Doch seit ihrem Gespräch vorhin war alles anders. "Mach's gut, Sêiichî und bring dich nicht zu sehr in Gefahr", meinte sie und reichte ihm die Hand. "Ich denke, wir können gute Freunde werden." Er musste sich wirklich beherrschen, um vor Freude nicht zu schreien, dass ein so tolles Mädchen etwas mit ihm zu tun haben wollte und wenn er es sich wirklich überlegte, sie interessierte ihn mehr, als die meisten Mädchen, die er bisher kennen gelernt hatte, weil es schlichtweg zu einfach gewesen war. Man machte es ihm mal schwer, das gefiel dem Macho natürlich, wenn er mal kämpfen musste. Wahrscheinlich würde ein kleiner Kuss schon alles zerstören, was er die letzten dreißig Minuten erreicht hatte, also beließ er es beim Händereichen. "Pass gut auf dich auf, Riina", rief er ihr noch nach und sie wurde etwas rot. Es war das erste Mal, dass ein fast fremder Junge solches Interesse an ihr zeigte, was sie voll und ganz genoss, das hieß aber nicht, dass sie jetzt schwach werden würde. Mit der etwas erröteten Nase verschwand sie ins Haus und blieb einen Moment hinter der Tür stehen. Durch den Türspion konnte sie sehen, wie er die Hände in den Hosentaschen vergrub und mit einem Grinsen davonging. Irgendetwas war vorhin passiert, vielleicht weil er sie getröstet hatte und hinter ihrem Vater her war, es imponierte ihr, welchen Mut er in seinem Alter besaß und dass er keinerlei Angst zu haben schien. Außerdem schadete auch ihr bei ihrem Liebeskummer nicht, wenn sie mal mit anderen Jungs Kontakt hatte, wobei sie ihn nun von einer etwas anderen Seite betrachtete. Sein Verhalten vorhin passte gar nicht in das übliche Schema eines Machos, sie hatte ihre Meinung ein klein wenig geändert, nein, sogar sehr, jetzt war er nett, kein Kotzbrocken mehr. Sêiichî überlegte, was er heute noch machen sollte, es war ja bereits sechs Uhr am Abend. In sein Apartment wollte er keinesfalls alleine zurück, entweder würde er sich langweilen, oder in Depressionen verfallen, das wollte er eigentlich vermeiden. Also würde er sich wieder eine Gefährtin für die Nacht suchen. Außer zu Ryochi hatte er ja kaum Kontakt zu Menschen in dieser Stadt, Riina war ihm jetzt erst einmal verboten, er wollte sich das Verhältnis zwischen ihnen ja nicht gleich wieder kaputtmachen und um sich nicht einsam zu fühlen, würde er, wenn er niemand passenden fand, wohl in die Verbrechergegend gehen, um etwas zu finden, was ihn trösten konnte. Mit viel Glück würde er die Frau von gestern Nacht treffen, was ihm sehr gefallen würde. Sie war so völlig anders gewesen, als er gedacht hatte, vielleicht war sie auch so wie er? Einsam und verlassen. Sein Bruder war in seiner Heimatstadt geblieben, was er auch gut fand, er wollte ihn nicht bei sich haben, mit dem wollte er nicht mehr zu tun haben, als nötig, womöglich war er auch deswegen etwas geflüchtet, er wollte lieber bei Ryochi sein, der war mehr ein Bruder für ihn, als Takeshi. Dieser Mann hatte ihn sowieso noch nie sonderlich gemocht und sah in Sêiichî nur einen Klotz an seinem Bein. Der war eben nicht so ganz normal... Aber wer war das schon in Sêiichîs Familie? Keiner so wirklich, wenn er sich das recht überlegte, da konnte er ja nur seltsam sein. Ein Killerpärchen namens Jacquet und Jacquez saß in der Bar und genehmigte sich nach einem gelungenen Auftrag einen teuren Champagner. "Hast du sein schockiertes Gesicht gesehen? Als du ihn erstochen hast, hat er sogar noch gezuckt. Ich liebe das schockierte Gesicht unserer Opfer, wenn sie erkennen, wie ihnen geschieht." Sie küsste ihren Partner kurz auf die Lippen, da er an seinem Champagnerglas genippt hatte und sie den Geschmack des teuren Getränkes kosten wollte. "Mhm, fantastisch." "Entschuldige mich kurz, ich bin gleich zurück, Liebste", meinte der schwarzhaarige, edel gekleidete Mann und verschwand Richtung Toiletten. Die Frau blieb alleine zurück und genoss ihren Champagner, in dem Moment setzte sich Sêiichî neben sie, den sie sofort bemerkt hatte, da sie gutaussehende Männer nie lange ignorieren konnte. "Suchen sie etwas bestimmtes?" fragte Jacquez und lachte kurz finster auf, bevor sie sich durch die dunkelbraunen, leicht gewellten Haare fuhr und ihr Gesicht davon befreite, um dem Mann ihre gesamte Schönheit zu offenbaren. "Vielleicht ein kleines Abenteuer?" Konnte diese Schönheit denn hellsehen? "Das kann man so nennen", gab er zur Antwort. "Ich weiß dir zu helfen", meinte sie, legte ihre Hand an seinen Nacken und zog ihn zu sich. Es war nur ein kleines Spielchen, so wie sie es mochte, Sêiichî war dabei das Opfer. Jacquet würde rasen vor Eifersucht, das würde sicher lustig werden. Der junge Mann war total geblendet und ließ sich auf das heiße Spiel ihrer Zunge ein. Er kostete wild ihren Mund aus und genoss den Champagnergeschmack, den sie bei ihm hinterließ. Jacquet kam von seinem Toilettengang zurück und sah seine Schönheit mit einem fremden Mann knutschen. Na der konnte was erleben. Grob erfasste er die Schulter des Kerls, zog ihn zurück zu sich und ließ seine Faust direkt in sein Gesicht sausen, so dass er mit einem dumpfen Geräusch zu Boden ging. "Finger weg von meiner Frau, du Grünschnabel!" brüllte er und trat ihm in die Rippen. Sêiichîs Lippe war leicht aufgeplatzt, weswegen er den leichten Blutgeschmack spürte, als er mit der Zunge darüber fuhr. So etwas ließ er sich nicht gefallen. Zeitgleich entfuhr der Frau ein gemeines Lachen, gerade als Sêiichî sich erhob und ihr Mann sich über ihn hermachte und ihn mitten in einen Tisch warf, man hörte das Scheppern des Geschirrs, das noch auf dem Tisch stand und wie er in sich zusammenfiel. Man vernahm die Schritte, die näher kamen, auch wenn Sêiichî den Kerl gerade nicht sah, hörte er, dass dieser auf dem Weg zu ihm war. Anscheinend war der dem ein Dorn im Auge, aber solche Art Action brauchte er im Moment. Sein Blick schwang nach oben in die bösen grünen Augen des Mannes, der ihn mit einer Waffe bedrohte. Es gab kein Entrinnen, sollte er sich erheben, würde er ihn wohl schwer verletzen, aber kampflos aufgeben wollte er auch nicht, schließlich liebte er den Adrenalinschub, welchen er erfuhr, wenn er in einer solchen Gefahr schwebte. "Denkst du, es ist so einfach, mich umzulegen?" lachte er und trat dem Killer die Beine weg, so dass dieser beinahe hinfiel. Er nutzte die Gunst der Stunde, um sich zu erheben und mit dem Kopf in seinen Magen zu stoßen, woraufhin beide gegen die Theke knallten. Gleich darauf prügelte Sêiichî auf den Mann ein, er war hier der Stärkste, er gab nie auf. Aber weit gefehlt, denn mit einem kräftigen Fausthieb in der Nähe seiner Niere ging er wieder rückwärts zu Boden. Der erste Schuss fiel, gezielt traf er den jungen Mann in den rechten Arm und legte diesen quasi lahm. "So, jetzt wirst du erfahren, was mit denen geschieht, die meine Braut anrühren! Leider wird dir das wenig bringen..." Die Waffe zeigte auf den Verletzten. Ein paar Sekunden lang schossen Sêiichî merkwürdige Gedanken durch den Kopf. Würde er hier und jetzt sterben? Das Blut in seinen Adern pulsierte regelrecht, ein Gefühl, das er lieben gelernt hatte... Allerdings war die Angst schneller verschwunden, als der Mörder schauen konnte, was ihn verwunderte, da Sêiichî ihn fies angrinste. Keines seiner Opfer hatte es je gewagt ihn so anzusehen, weswegen er ihm noch einmal kräftig in die Rippen trat, um ihn zu quälen. Dann setzte er die Waffe bei Sêiichîs Stirn an. "Das war's, sag Adieu, niemand lacht über mich!" Ein Schuss ertönte, laut widerhallend, der Barinhaber kniff die Augen zusammen, ebenso die Kellnerin und die Gäste, einige flüchteten sogar aus dem Lokal. Aus einer Waffe stieg Rauch empor. "Du solltest verschwinden", sagte eine dunkle und furchteinflößende Stimme, dann hörte man einen Schmerzensschrei, doch niemand wusste in dem Moment so wirklich, wieso der Mann so schrie. "Der nächste tut noch mehr weh, glaub mir", lachte die Person auf, die soeben geschossen hatte. Sêiichî blickte auf und musste einfach gemein auflachen, wenn er sich den bis eben noch so angeberischen Mann ansah, welchem Angstschweiß ausbrach. Dieser drehte sich um und richtete seine Waffe auf den langhaarigen Mann, dessen Haarfarbe Schwarz war. "Fehler, Baka", stieß er hervor und drückte ab, es dauerte nicht lange, da ging der Mann auch schon stöhnend zu Boden und blieb liegen. Jacquez sah ihrem Partner beim Fallen zu, dann dämmerte ihr, wer dieser Kerl war, der so eben ihren Mann gekillt hatte, was sie den Gedanken an eine Flucht hegen ließ. Als sie sich erhob und zur Tür lief, löste sich ein dritter Schuss, der die Frau zu Boden riss. "Ende der Fahnenstange, ihr beiden", meinte er selbstsicher und ging langsam aber sicher auf die Killerin zu, welcher er Handschellen anlegte. "Mein Boss wird sich freuen", sagte er, "wenn ich dich bei ihm abliefere." Sêiichî wusste zwar nicht, wer der mysteriöse Mann war, aber er hatte ihm gerade das Leben gerettet... "Du kleiner Idiot!" meinte der FBI-Agent und seufzte kurz. "willst du irgendwie ganz schnell den Tod finden, oder wieso legst du dich mit den beiden an? Erst rettest du eine bescheuerte Frau, wie dieses Miststück, das jeden tötet, der ihr im Weg ist, dann machst du so was! Du solltest mal lernen, dich zurückzuhalten." Wie zum Teufel redete der mit ihm, wie konnte er es nur wagen? Er war doch kein kleines Kind. Aber irgendetwas stimmte da nicht. Woher kannte er ihn? Konnte es sein, dass sie sich schon einmal über den Weg gelaufen waren? Es dämmerte ihm, als er in seine Augen sah. Dieses Schlangengrün vergaß man nicht. Selbst, wenn er ihm sein Leben verdankte, er würde sich nicht mit dem anfreunden, das wäre ja noch schöner. "Kümmere dich um die Frau, sonst haut die dir noch ab", sagte Sêiichî frech, erhob sich und ließ den FBI-Agenten stehen. So leicht würde ihm der Junge nicht davonkommen. "Ich warne dich, halte dich von diesen Leuten, insbesondere Vermouth fern... Sie gehören alle zusammen." Das hatte Sêiichî zwar nicht gewusst, dass er sich gerade mit zwei Leuten aus der Organisation angelegt hatte, aber seinetwegen, das hatte er ohnehin vor zu tun. "Das geht dich einen Scheiß an. Ich halte mich nicht von dieser Frau fern, sie ist interessant." Eingebildet wirkend wandte er sich von ihm ab und verließ die Bar. So etwas naives hatte dieses Miststück ja schon lange nicht mehr gehabt, Shuichi würde seinen Kopf dafür verwetten, wenn sie sich das nicht zunutzen machen würde, sie stand ja auf kleine Affären, wieso also sollte sie sich nicht auch mit dem einlassen? Es würde ihn nicht wundern, mehr als ihn vor der Schlange warnen, konnte er allerdings nicht. Ryochi dachte sich, dass Shina sicher zu Hause war, allerdings klingelte er vergeblich, denn niemand wollte ihm öffnen, demnach war die Sache schlimmer, als er gedacht hatte. Wahrscheinlich wollte sie ihn überhaupt nicht sehen, oder sie würde sich morgen von ihm trennen. Der Junge malte sich schon die schlimmsten Dinge aus, Sachen, die sein Herz sicher nicht verkraften würde, auf die Idee, dass sie bei einem anderen sein könnte, kam er allerdings nicht im geringsten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)