Getrennt von Araliay ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Du musst jetzt los.“ Draco versuchte seine Stimme hart klingen zu lassen, wusste aber sofort das es ihm nicht gelungen war. „Ich habe noch ein bisschen Zeit.“ Sanft hielt Ron die Hände seines Gegenübers umschlungen und beugte sich ein Stück nach vorne, um einen Kuss auf die langen Finger zu hauchen. „Das hast du schon vor fünfzehn Minuten gesagt. Und vor einer halben Stunde.“ Diesmal zog Draco seine Hände zurück, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Doch Ron lies sie nicht los und machte sogar noch einen schritt nach vorn, bis sich ihre Körper berührten. Natürlich hätte Draco nun einen Schritt zurück gehen können, um seinen Standpunkt zu untermauern. Aber in einem seltenen Anflug von Ehrlichkeit, gestand er sich selbst ein, das er nicht stark genug war, um sich durchzusetzen. Viele Jahre war er der Ideologie seiner Familie gefolgt, weil es einfacher war, als eine eigene Meinung zu haben. Und war das nicht ein Paradox? Vor ihm stand die Person, die ihm den Mut gegeben hatte, sich gegen all das aufzulehnen und er schaffte es nicht mal einen schritt vor ihr zurück zu weichen. „Vielleicht sage ich es in ein paar Minuten ja noch mal.“ Erneut hauchte Ron einen Kuss auf die Finger, die er umschlungen hielt. Sie standen sich jetzt so nah, das Draco ein Funkeln in Ron's Augen bemerkte, das ihm unwillkürlich ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Er konnte sich noch genau erinnern, wann er diesen Ausdruck zum ersten Mal bei Ron gesehen hatte. In der Winkelgasse hatte er diesen kleinen rothaarigen Jungen entdeckt, der die Welt voller staunen betrachtete, als sei sie das wundervollste, das es gab. Bis jetzt hatte er es nicht gewagt Ron davon zu erzählen, aber er war ihm damals tatsächlich einige Meter hinterher gelaufen. Es war sein Vater gewesen, der ihn davon abgehalten hatte den Jungen anzusprechen. Stattdessen hatte er ihm die gleiche Hasspropaganda eingeflößt, die schon von jeher das Leben eines jeden Malfoy bestimmte. Die Jahre die Draco damit verbrachte hatte Ron mit diesem Hass zu überschütten, nur weil er nicht ertrug was er in seinen Augen sah, kam ihm immer noch wie ein Albtraum vor. Das Ron ihm vergeben hatte hingegen, war wie ein Wunder. „Dann wirst du aber mit dir selbst reden, den wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich einen Zeitplan einzuhalten.“ Erneut versuchte Draco es mit Vernunft, auch wenn es ihm schwerfiel. „Dann vergiss deinen Zeitplan und komm mit mir.“ Ron's Stimme war diesmal nicht mehr als ein Flüstern. Draco hatte das schwarze Mal auf seinem Arm. Zwar hatte er bis jetzt noch niemanden töten müssen, doch er war ein Malfoy. Seine Zukunft war in der Sekunde besiegelt worden, als sein Vater ihn ohne Vorwarnung zum Einführungsritual der Todesser, geführt hatte. Das er nur mitgemacht hatte, um nicht auf der Stelle getötet zu werden, war dabei nicht von belang. Es gab niemanden der Glauben würde, dass jemand wie er kein Monster war. Vor einiger Zeit hatte er sich selbst eingestanden, dass es nur einen Weg für sie zwei auf eine gemeinsame Zukunft gab. Obwohl ihm an manchen Tagen vor Angst fast das Herz zersprang, spionierte er für den Orden des Phönix. Dabei hatte er darauf bestanden das Wissen, um diese Tatsache auf ein Minimum zu beschränken. Nur Dumbledor, Shaklebolt und natürlich Ron wussten davon. Wenn der Krieg vorbei war und die „guten“ gewannen würde er ein Held und damit in der Öffentlichkeit unantastbar sein. Sollten hingegen die Todesser triumphieren, war er in der besten Position um Ron so gut es ging zu schützen. Er hatte es nicht gewagt Ron von diesem Plan zu erzählen, doch er konnte nicht anders als sich in alle Richtungen abzusichern. Egal was passierte, alleine wäre die Zukunft nicht lebenswert. „Keine Angst. Zeit für uns zwei habe ich auch eingeplant.“ Draco wusste, dass seine Worte Ron nur wenig Trost spenden würden. Also beugte er sich vor und versuchte, all seine Gefühle mit einem Kuss auszudrücken. *** Ein kräftiger Ruck ging durch Rons ganzen Körper, als er direkt vor dem Eingang der alten Villa landete. Der derangierte Sauberwisch 7 besaß kaum noch Borsten und schwarze Flecken verunstalteten das Holz. Die meisten, die den Besen anschauten, glaubten nicht, dass dieses Ding schweben konnte, geschweige den Fliegen. So überraschte es alle, wenn der Besen seine Höchstgeschwindigkeit erreichte und jedem Flugmanöver auf seiner ruppigen Art nachkam. Mehr als einmal schaffte es Ron, mit ihm den brenzlichsten Situationen zu entkommen. Liebevoll strich er mit den Fingern über das Holz und wusste sofort, hinter welcher Macke welche Geschichte steckte. „Ron! Wo warst du den so lange?“ Lautes gepolter durchbrach die Stille und bevor Ron es noch schaffte ganz vom Besen abzusteigen, zogen zwei Arme ihn an sich. Wie in einem Schraubstock verstärkte sich der Druck auf seine Lungen immer mehr, bis er glaubte kaum noch Luft zu bekommen. Mehr als einen erstickten laut, schaffte es nicht mehr über seine Lippen. Sofort lies Harry von ihm ab und hielt ihn stattdessen auf Armeslänge von sich weg um ihn intensiv zu mustern. Ron fühlte sich davon geradezu peinlich berührt und hoffte inständig das er wirklich alle spuren der vorherigen Stunden beseitigt hatte. Trotzdem lies er alles geduldig über sich ergehen, schließlich waren schon viele ihrer Freunde verletzt von Missionen zurückgekehrt. Manche auch gar nicht. „Jetzt lass ihn endlich in ruhe Harry. Du siehst doch das er in Ordnung ist. Außerdem ist es alles andere als sicher, so lange hier draußen zu stehen.“ Dankbar lächelte Ron zu Remus, der in der Tür stand und die beiden mit einer Geste zur Eile rief. Schnell stieg er von seinem Besen und zog Harry mit sich die Treppe hinauf. Remus hielt die Eingangstür mit einem freundlichen lächeln offen und einzig der über die Landschaft huschende Blick verriet etwas von der ständigen Sorge, die hier jeden begleitete. „Was war den nur los? Das hat viel zu lange gebraucht. Haben sie dich entdeckt? Oder verfolgt?“ Besorgnis und Neugier zeichneten sich in Harrys Gesicht ab. Sofort als sie durch die Tür gegangen waren, schlang er erneut einen Arm um Ron. Schuldgefühle suchten Ron heim, da der Grund seiner Verspätung viel banaler war. Ihm war klar, das Draco jeden Tag sein Leben für den Orden aufs Spiel setzte und was passieren würde, sollten die Todesser von seinem doppelten Spiel erfahren. Der Gedanke, dass jedes Treffen zwischen ihnen, das letzte sein konnte, veranlasste Ron dazu ihr Begegnungen so lange wie möglich hinauszuzögern. Wie bei jedem treffen, hatte er auch diesmal versucht Draco davon zu überzeugen mit ihm zu kommen und die Arbeit als Spion hinter sich zu lassen. In Betracht des immer größer werdenden Risikos, hatte Dumbledor bereits ein ähnliches Angebot gemacht. Wie gewöhnlich hatte Draco ihn nur angelächelt und gemeint, das so etwas nicht in seine Pläne passen würde. „Aber nein. Ich wollte nur vorsichtig sein und bin lieber einen Umweg geflogen.“ Ron schlang einen Arm um Harry, in dem Versuch ihn zu beruhigen. Er konnte im Moment vielleicht nicht für Draco da sein, aber zumindest konnte er durch seine Arbeit mit dem Orden dabei helfen, ihre gemeinsame Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)