Decision - The other Perspective von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Endlich war es soweit. Der große Tag der Finalschlacht war gekommen. Natürlich hätte er es am liebsten gehabt, wenn es noch bis zu diesem Kampf dauerte. Oder noch besser, wenn er gar nicht nötig wäre. Aber nun war es so und dagegen tun, konnte er nichts. Nur auf den Sieg der Richtigen hoffen und damit vollkommen auf Harry Potter vertrauen. Wenn einer Wunder zustande bringen konnte, dann dieser kleine, hitzköpfige Gryffindor. Harry … als der Junge vor wenigen Minuten mit erhobenem Kopf in der Großen Halle stand, war eine Welle der Erleichterung durch seinen Körper gerollt. Natürlich sah der Junge nicht aus wie das blühende Leben. Aber was sollte man von einem Teenager erwarten, der monatelang durch das Land reiste? Wind, Wetter, Entbehrungen und Gefahren ertragen und meistern musste? Das war nunmal kein Luxusurlaub gewesen. Aber er lebte und dass er hier aufgekreuzte und einen unglaublichen Kampfgeist ausstrahlte, sagte Severus, dass dieses Abenteuer erfolgreich gewesen war. Gewesen sein musste. Der letzte Blick auf den Jungen, ehe er Hogwarts verließ, hatte ihn mit Stolz erfüllt. Er wusste durch einen Brief des verstorbenen Dumbledores, dass Harry die Horkruxe zerstören musste, damit der Tyrann Voldemort sterblich wurde. Warum es gerade Harry tun musste, erschloss sich Severus auch nach gefühlten dreihundert Mal lesen des Schriftstücks nicht. Aber irgendwas hatte der Direktor garantiert wieder gewusst, nur nicht verraten. Vielleicht lag es daran, dass auch Harry ein Horkrux war … ein Gedanke, welcher Severus das Herz zusammenzog. Das Leben war einfach nicht fair! Aber nein, daran durfte er nicht denken, irgendwie würde der Junge-der-überlebt auch dies überleben. Er musste es einfach… Nun stand er hier mit der Masse der anderen Todesser und Sympathisanten und lauschte der Rede des dunklen Lords, während dieser Hogwarts, allen Bewohnern und vor allem Harry Potter eine Ansage machte. Ein fadenscheiniges Versprechen von Zeit und Unversehrtheit, dessen war sich Severus vollkommen sicher. Ein kurzer Blick zu dem immer noch von Folter gezeichneten Lucius, welcher kritisch die Augenbrauen zusammenzog, sagte ihm, dass er dies nicht alleine so sah. Hogwarts wurde in bunte Zauber gehüllt, als Schutzzauber wirkten, steinerne Wachen sich auf der Brücke positionierten. So viel mehr geschah innerhalb weniger Minuten um Hogwarts und die Menschen dort zu schützen. “Haltet euch bereit, meine Kämpfer. Sie werden nicht wissen wie ihnen geschieht. Die Überlebenden werden im Blut der Gefallenen auf Knien vor uns rutschen! Zeigt ihnen, was es heißt sich der bald herrschenden Macht zu widersetzen!” Wildes Kreischen, Stampfen, Heulen und Jubeln untermalte die surreale Rede des Lords. Am liebsten würde Severus den Kerl einfach die Klippe hinab treten. “Lasst uns ihnen zeigen, was sie davon haben uns den ‘Abschaum der Gesellschaft’ zu nennen!” Erneutes lautstarkes zustimmen durch die beinahe unzähligen Gefolgsleute. Eine erschreckende Menge aus Menschen und Wesen verschiedenster Arten. Severus’ Magen war kurz davor sich zu entleeren vor lauter Abscheu auf all die hier Umherstehenden. Gut, bis auf die Malfoys, welche ebenfalls unwohl zu Boden blickten. Die Eltern fürchteten um die Sicherheit ihres einzigen Sohnes und standen längst nicht mehr hinter dem dunklen Lord. Sie kamen nur nicht ohne den Tod aus dieser Nummer heraus. Entweder der ihrige oder der des Lords. Auch Severus wollte nicht, dass irgendeiner seiner einstigen Kollegen oder Schüler wirklich ernsthaft zu Schaden oder gar zu Tode kam, aber leider lag dies nicht in seinem Ermessen. Er konnte nicht über all sein und eingreifen. Wieder setzte er alle Hoffnung in Harry, welcher garantiert irgendeinen Plan hatte. Wie schwach von ihm und der ganzen Zauberergemeinschaft, sich auf einen so jungen Mann zu stützen. “Snape, führe die eine Gruppe auf die Rückseite!”, riss ihn der Lord aus den Gedanken. Nach einer knappen Verbeugung drehte er sich herum und die ihm zugeteilte Gruppe marschierte hinter ihm her. Er sah nicht mehr zurück. Er wollte nicht die Angst und den Schmerz unter der ausdruckslosen Maske von Lucius sehen. Er wollte nicht, dass sein bester Freund den Zweifel in seinem Gesicht sah. Auch wollte er nicht die gleiche Frage in dessen Blick sehen, welche ihm im Kopf herumspukte: Sahen sie sich wieder? Erhobenen Hauptes schritt er durch die Dunkelheit, hielt seine Gruppe zur Eile und Disziplin an und war schließlich froh, als er den ersten Teil an der Brücke zu Hogsmead zurück ließ. Den übrig gebliebenen Teil nahm er mit und positionierte sie wie besprochen am Rande des Schutzschildes. Sie sollten entflohene Gegner abfangen und gefangen nehmen. Da es sich bei diesem Haufen nicht gerade um die besten Zauberer oder hellsten Kerzen auf dem Kronleuchter handelte, hatte er gute Hoffnung dass die Anhänger der weißen Seite gegen diese ankamen. Zauber schossen auf das Schutzschild rund um Hogwarts und Severus begriff, es war Mitternacht und damit der Moment gekommen. Der Moment des großen Tages, welchen er mit lachendem und weinendem Auge entgegen gesehen hatte. Jetzt hieß es für ihn: So viele Todesser wie möglich erledigen und so lange überleben wie das Schicksal es ermöglichte. Er hatte noch so einiges, was auf seiner To-Do-Liste des Lebens stand. Ein wichtiger Punkt darauf war: Eine Aussprache mit Harry. So schnell würde er sich dies nicht nehmen lassen! Starr, aufmerksam und erschöpft stand er in der Heulende Hütte. Es war der gleiche Raum, in welchem er damals Black, Lupin, Pettigrew und die Schüler erwischt hatte. An der Wand stand noch immer das zerschmetterte Bett, auf welches er geschleudert worden war. Vor wenigen Minuten hatte ihn sein ‘Meister’ hierher gerufen und Severus wusste, es konnte nichts Gutes bedeuten. Der Mann redete von einer Schlacht, welche beinahe zu Ende war und dies ohne Severus’ Hilfe. Hatte Voldemort mitbekommen, dass er in den eigenen Reihen Leute minimiert hatte? Doch sehr viel klüger wurde er aus dieser Unterhaltung nicht, denn plötzlich drehte sich das Gespräch um den Elderstab, welcher nicht wie erhofft für den Lord arbeitete, sondern stattdessen gegen ihn. Schockiert realisierte Severus, dass dies Unterhaltung hier definitiv nicht gut für ihn ausgehen würde. Denn so viel wusste selbst der Meister der Zaubertränke über die Zauberstabkunde: Ein Stab ging in den Besitz des Mannes über, welche den ursprünglichen Besitzer tötete oder entwaffnete. Nur wusste Voldemort nichts davon, dass Draco Dumbledore entwaffnet hatte. “Ich verstehe nicht. Ihr - Ihr habt außergewöhnliche Zauber mit diesem Stab vollbracht”*, versuchte er den Lord schmeichlerisch zu überzeugen. Am liebsten hätte er sich allein dafür die Zunge abgebissen. Die Magensäure brannte in seinem Hals. Wieder und wieder versuchte er den Schwarzmagier zu beruhigen oder vom Thema abzubringen. Doch was er auch versuchte, das Gespräch kam wieder auf den mächtigen Elderstab. Ein leises Knacken aus dem ihm bekannten Geheimgang nahm für den Bruchteil einer Sekunde seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Anblick einer Schuhspitze - von Turnschuhen - schickte einen Angstschauer durch seinen Körper. Er kannte diese abgeranzten Schuhe! Potter war hier, dieser Idiot! “... ich bin beinahe traurig über das Kommende”, lenkte ihn Voldemort von Potter ab und Severus schritt zur Seite damit der Lord nicht ebenfalls entdeckte, dass sie nicht alleine waren. Was wollte Harry hier? Der Junge hatte doch nicht tatsächlich vor, sich auszuliefern? So ein verdammter Spinner! Damit würde er jetzt niemanden helfen. Die Worte des Lords waren nur ein Rauschen in seinen Ohren, während er am liebsten geschrien hätte, dass Harry verschwinden sollte. Er wollte nicht, dass der Junge mitbekam, was aus ihm wurde. Obwohl … wenn der Junge schon mal da war, musste er es vielleicht irgendwie nutzen. Er war so ein Feigling - sie alle hatten Recht. Er sollte kämpfen, aber wie? Voldemort wirkte einen Zauber und ehe Severus sich versah oder über weiter über eine Angriff nachdenken konnte, befand er sich im Inneren von Naginis magischen Käfig. Ein panischer Schrei entwich ihm, unfähig auch nur einen Finger zu heben. Es zischte und da schoss die Schlange auch schon nach vorne und verbiss sich in seinem Hals. Es waren grausame Schmerzen, das Gift verbrannte seine Adern während die scharfen Zähne tiefe Wunden in sein Fleisch rissen und er sich die Seele aus dem Leib schrie. Kein Curcio der Welt hatte ihn jemals innerlich so zerrissen. Das Blut floss ihm warm über den Körper, während seine Beine nachgaben und er auf den alten Holzboden schlug. Das war es also … Wie war das noch mit der To-Do-Liste? Das Gift breitete sich aus, lähmte ihn obwohl er am liebsten schreien und sich aufbäumen würde. Er wollte nicht sterben, auch wenn er es wahrscheinlich wegen all seiner grausamen Taten verdient hatte. Angefangen von der Beleidigung, welche er gegen Lily ausgesprochen hatte. Grüne Augen tauchten über ihm auf, kaum dass Voldemort verschwunden war und starrten ihn mit einer Mischung aus Sorge, Mitleid und Traurigkeit an. Finger legten sich auf den Biss und versuchten das stetig aus ihm heraus strömende Blut zu stoppen. Er mochte keine Aussprache mehr mit dem Jungen führen können, aber es gab Dinge, welche Severus dem Gryffindor noch mitteilen musste ehe das Leben seinen Körper verließ. Mühsam versuchte er zu reden, doch Gurgeln war alles was seinen Mund verließ. Blut blockierte seine Stimmbänder. Unter gluckerndem Röcheln quoll es aus seinem Mund. Er musste es irgendwie schaffen dem Jungen noch mitzuteilen, was der wissen musste. Den Gedanken, dass der Potter ihn hasste weil er ihn für einen Unmenschen hielt, wollte er nicht mit in den Tod nehmen! Mühsam streckte er den Arm mit letzter Kraft aus, erwischte den Oberteil des Jungen und zog den überraschen Potter hinab zu sich. Gurgelnd forderte er den Jungen auf, seine Träne aufzufangen. Zum Glück begriff der Gryffindor noch schnell genug. Es war eine Träne der Erinnerung. Träne der zerbrochene Jugendliebe. Träne der Trauer. Träne der Reue. Träne der Aufgabe und Resignation. Das Letzte was er sah, waren die grünen Augen welche ihn so sehr an Lily erinnerten und doch dem Jungen gehörten. Die grünen Augen Harrys, welche er so gern kampflustig, schelmisch oder freudig hatte aufblitzen sehen. Die grünen Augen, welche ihn beruhigten und in den Tod begleiteten, als sein Herz die Arbeit einstellte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)