... und Basketball von Mireen ================================================================================ Kapitel 1: Have yourself a merry, little Christmas... ----------------------------------------------------- „ Jingle bells, jingle bells, Jingle all the way, Oh what fun it is to ride In a one-horse open sleigh, Jingle bells, jingle bells Jingle all the way…“ „There´s no fun to be alone in this ugly, fucking home!“ Selbstmitleid gehörte noch nie zu Liams Eigenschaften. Dennoch schmetterte der große, brünette Teenager die selbstgedichtete Strophe über die Stimme seines geliebten Frank Sinatra hinweg und schnaubte daraufhin verächtlich, während er den Basketball auf seinem Finger kreisen ließ. Er lag in Jogginghose und Shirt auf dem Sofa in dem viel zu warmen und überschmückten Wohnzimmer, das durch den Kamin und unzählige Lichterketten eher sommerliche Temperaturen verbreitete und wenig zur weihnachtlichen Stimmung beitrug. Es war Heiligabend und seine Eltern hatten sich gestern tatsächlich spontan dazu entschieden, auf die Bahamas zu fliegen und ihren 17-Jährigen Sohn alleine zu Hause zu lassen. An Weihnachten. „Da ist diese Gala und wir besuchen die Beauforts, die kannst du eh nicht leiden. Du willst doch nie mit zu diesen Veranstaltungen“, hallte die pikierte Stimme seiner Mutter in Liams Gedanken wider und der Brünette verzog genervt das Gesicht. Der Basketball bekam noch einen energischen Stoß und drehte sich etwas schneller. Klar, nein – er hatte wirklich nie Lust auf diese Galen, Auktionen und anderen Reiche-Leute-Veranstaltungen, die für seine Eltern offensichtlich alles waren. Doch hätte er nicht gedacht, dass sie ihnen wichtiger wären, als Weihnachten mit ihrem Sohn zu verbringen. Und noch weniger hätte er gedacht, dass ihn das so mitnehmen würde… Vor der Presse predigten sie schließlich immer, dass Familie ach so wichtig sei und sie ja ach so glücklich wären. Bullshit. Unweigerlich musste Liam an ‚Kevin allein zu Haus‘ denken – den uralten Klassiker der Weihnachtsfilme schlechthin, den er sich jedes Jahr bestimmt drei Mal ansah und über den er sich auch beim dritten Mal noch schlapplachen konnte. Der Kleine hatte einfach Stil! Im Grunde hatte es ihn ähnlich getroffen, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Kevin vergessen wurde, während Liams Eltern einfach beschlossen hatten, ihn hier zu lassen, um mit anderen Snobs irgendwelche Snobdinge zu tun und Geld auszugeben. Was nun besser war – da dachte der junge Chaot gar nicht erst drüber nach. Nur was sollte er mit dem leeren Haus anfangen, wenn alle anderen mit ihren Familien beschäftigt waren? Franky stimmte inzwischen den nächsten Song seines Weihnachtsalbums an. „Have yourself a merry, little Christmas…“ Ungewohnte Schwerfälligkeit machte sich in dem 17-Jährigen breit; etwas, was ihm gar nicht gefiel. „Dein Ernst…?“, beschwerte er sich Richtung Musikanlage über den sentimentalen Song und hätte direkt den nächsten angemacht, doch müsste er dazu den Ball stoppen. Und er war sich sicher, hier gerade alle Rekorde zu brechen! Also sang er mit. Mehr schlecht als recht, dafür aber laut, mit wahnsinnig viel Gefühl und allem, was seine Gesichtsmimik und Stimmfarbe hergab. „Once agaaain as in olden days, happy golden days of yore… faithful friends who are dear to us will be near to us once mooore..“ Das Stichwort Freunde ließ seinen Blick auf sein Handy fallen – ob er irgendwen anrufen sollte? Jared vielleicht? Doch saß der jetzt sicher mit seiner Mum zusammen und genoss einen ruhigen Abend… Oder Lynn – zu zweit war Alleinsein doch viel schöner und bot gleich ganz andere Optionen... Prompt fiel ihm auch wieder ein, dass er ihr vorhin bereits geschrieben hatte. Er beugte sich vor und verlor nun doch die Kontrolle über den Ball, konnte ihn gerade noch aus der Luft schnappen, bevor er vermutlich irgendwelche wertvollen Kristallleuchter zerstört hätte. Wäre nicht das erste Mal. Das Display zeigte eine neue Nachricht an, was den Jungen bereits siegessicher grinsen ließ. Bestimmt war sie trotz ihrer miesepetrigen Laune an Weihnachten sentimental geworden und konnte seinem Angebot herzukommen einfach nicht widerstehen… Im Verlauf sah er erst noch seine Nachricht: Hey Lynni, Lust auf Whirlpool und Wein? Meine Eltern sind verreist und das Haus ist groß und leer.. Einen auf armer Kerl zu machen, müsste an Heilig Abend doch bei jeder Frau ziehen, oder? Doch die Antwort brachte Ernüchterung: Ganz sicher nicht. Ach und fick dich, Liam. Trotz der barschen Worte musste Liam grinsen. Die Nachricht war erst vor wenigen Minuten angekommen und Lynn wurde noch als online angezeigt. Schnell drückte er auf den Hörer. Sollte sie ihn wenigstens persönlich beschimpfen – wie sie es immer tat. „Mach ich, aber zu Zweit macht´s doch viel mehr Spaß, oder nicht?“, redete er sofort grinsend drauf los, als am anderen Ende abgenommen wurde. „Kommt ganz drauf an mit wem…“, erwiderte Lynn neckend und gleichzeitig eine Spur genervt. „Autsch…“ Getroffen fasste sich der Teenager an die Brust und ließ sich auf dem Sofa etwas tiefer in die Kissen sinken. Für einen Moment schwieg Liam und konnte förmlich hören, wie Lynn ungeduldig wurde. „Wenn du willst.. Du kannst auch einfach so.. ehm… falls du Zeit…“ Gut, sie gehörte nicht zu seinen engsten Freunden, doch war da einfach dieses Ding zwischen ihnen – angraben, beschimpfen, feiern, trinken – das ihm gerade lieber wäre, als ein einsamer Abend. Allein sein war scheiße. „Einfach so was?“, hakte Lynn nach, doch schüttelte der 17-Jährige schnell den Kopf. „Nichts, schon gut, wir sehen uns Silvester, oder?“, lenkte er ab und hoffte, eben nicht zu jämmerlich geklungen zu haben. „Bestimmt..“ „Gut, dann frohe Weihnachten und so…“ Bevor er doch noch selbst sentimental werden konnte, legte er auf. Das ging also nach hinten los… Zu schade, es hätte ja klappen können. Ansonsten wurden ihm keine weiteren Nachrichten angezeigt und Liam zog den Mund spitz zur Seite, als er sich vorstellte, wie gerade alle mit ihren Liebsten vor geschmückten Tannenbäumen saßen, den Abend genossen und morgen früh dann Geschenke auspacken würden. An einem geschmückten Baum mangelte es ihm nicht. Im Gegenteil: Das Ding war ein gigantisches Monstrum, eine geometrische Perfektion, das bis unter die hohe Decke der Eingangshalle ragte und kaum eine Nadel ungeschmückt ließ. Ganz wie es Santa persönlich am Nordpol stehen hatte – vermutlich… Und trotzdem ging der Baum im Rest der weihnachtlichen Dekoration beinahe unter, denn was das anging, war seine Mum ganz vorne mit dabei. Weniger ist mehr hatte ihr noch nie entsprochen… Sie hatte eine Agentur engagiert, die ihre Villa in ein strahlendes Weihnachtsdorf verwandelt hatte, jeden verdammten Zentimeter. Vermutlich verbrauchten sie alleine so viel Strom wie eine ganze Kleinstadt. Und dann war sie nicht einmal hier, um es zu bewundern! Liam verdrehte bei dem Gedanken die Augen, legte das Handy wieder beiseite und stand auf. Er brauchte einen Drink, bevor er tatsächlich noch so viel Trübsal blies, dass sich das irgendwie dauerhaft auf seine sonst durch nichts zu erschütternde, gute Laune auswirken konnte. Das Zeitgefühl war dem Brünetten verloren gegangen und eigentlich war es auch egal; es war dunkel draußen, also war es auch nicht zu früh für einen Drink. Am antiken Servierwagen seines Vaters begutachtete er kurz die edlen, goldgelben Tropfen und öffnete den Deckel einer besonders wertvoll aussehenden Kristallflasche, um an dem Inhalt zu schnuppern, als die altmodische Türklingel ertönte. Wenn da jetzt irgendwelche Sternensänger stünden und ihm Silent Night entgegenträllerten, würde er sie mit hässlich glitzerndem Baumschmuck bewerfen oder sie mit dem Lametta strangulieren, da war er sich sicher. Ohja, heute war er der Grinch, also nehmt euch in Acht! Mit einem schweren und genervten Seufzen machte er sich auf zur Tür, die er schwungvoll aufriss – und zu seiner Überraschung in das Gesicht seines besten Freundes sah. „Jared. Jetzt sag nicht, du willst für mich singen…“, begrüßte er den Jüngeren, während sich ein breites Grinsen in sein Gesicht schlich und er sich in die geöffnete Tür lehnte. Die Vorstellung brachte ihn kurz zum Schmunzeln. „Ich glaube das wollen wir beide nicht…“, erwiderte Jared und zog fröstelnd die Schultern ein Stück weit nach oben. Während im Haus mindestens um die 27 Grad herrschten, schlug Liam jetzt auch die eisige Abendluft entgegen und er fing in dem kurzärmligen T-Shirt augenblicklich an zu frieren. Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus und er konnte seinen Atem in der Abendluft sehen. Der 17-Jährige beugte sich unter dem kleinen Dach hervor, sah auf und bemerkte erst jetzt, dass es schneite. Eine einzelne, dicke Flocke landete auf seiner Wange, schmolz sofort und lief ihm nass das Kinn herunter, bis er mit dem Handrücken darüber wischte. „Lässt du mich jetzt rein oder was?“ Noch immer etwas überrascht über seinen Besuch, lachte Liam kurz auf. „Klar, sorry Mann… komm rein. Ich wollte mich gerade am Vorrat meines Vaters bedienen – der Trick dabei: überall nur so viel nehmen, dass es nicht auffällt. Auswahl ist genug da… Heißt zwar man trinkt durcheinander, aber hey… wir sind jung… wenn wir das jetzt nicht vertragen, wann dann?“ Er textete den noch immer bibbernden Jared zu, der sich währenddessen von seinem vollgeschneiten Mantel und den Schuhen befreite und dann wohl auch den Kamingeruch und die mollige Wärme bemerkte, die aus dem Wohnzimmer bereits schwer und stickig zu ihnen rüber waberte. „Alter..“ Skeptisch fiel sein Blick auf Liams freie Arme, dann schüttelte er nur amüsiert den Kopf und ging voran ins Wohnzimmer, direkt auf den Servierwagen zu. Der junge Hausherr schloss derweil die Tür und schlurfte seinem besten Freund dann hinterher. „Sie sind also echt abgehauen?“, fragte Jared kurz und sah über die Schulter zu Liam, der mit den Händen in den Taschen seiner Jogginghose im Türrahmen stehen blieb und die Schultern bemüht gleichgültig hochzog. „Jepp.“ Woher Jared das wusste, war Liam schleierhaft, doch war es ihm auch egal. Jared schwieg für einen Atemzug und nickte dann langsam. „Also gut – mit welcher fangen wir an?“ ꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳꙳ „Und dann.. richtig heiß… dann hat sie mich in die Kammer vom Hausmeister gezogen und…“ Ein versautes Grinsen schlich sich auf Liams Lippen, bevor er ganz ungeniert zwei Mal mit der Zunge gegen die Innenseite seiner Wange stieß und kurz darauf losprustete. Jared stieg darauf ein und schüttelte gleichzeitig den Kopf über seinen besten Freund. Die beiden hatten sich bereits zwei Stunden lang durch die unterschiedlichen Whisky- und Ginsorten probiert und saßen sich inzwischen, jeweils an ein Sofa gelehnt und mehr als nur beschwipst, auf dem Fußboden gegenüber. Den Basketball warfen sie sich gegenseitig zu oder ließen ihn, wie Liam zuvor, abwechselnd auf ihren Fingern kreisen – was betrunken nicht ganz so gut klappte, wie noch zu Beginn des Abends. Seit Jareds Ankunft war Liams schlechte Laune wie weggeblasen. Was auch immer ihn hier her verschlagen hatte, er war ihm unendlich dankbar. „Basketball.“ Pause. „Jaa..?“, fragte Jared lang gezogen nach und wartete offensichtlich auf noch mehr Informationen des Brünetten. „Wir sollten spielen“, verkündete dieser wie vom Schlag getroffen und todernst, woraufhin auch Jareds Mundwinkel nach oben zuckten. „Draußen liegt Schnee und es ist eiskalt…“ „Wer hat denn was von draußen gesagt? Unser Flur ist groß genug – ehrlich, ich frag mich jedes Mal, wieso der so groß ist. Er ist echt groß… Er-“ „Okay! Kapiert, er ist groß..“, lachte Jared und rappelte sich auf, was Liam ebenfalls dazu animierte, seinen Arsch hochzukriegen. „Gut, also wir brauchen nur einen Korb… warte…“ Drei Minuten später war auf der breiten und geschwungenen Treppe nach oben ein leerer Wäschekorb aufgestellt. „Zuerst 10 – du fängst an“, forderte er seinen Kumpel heraus und warf ihm den Ball kraftvoll vor die Brust. Keiner der beiden Jugendlichen dachte auch nur einen Moment daran, dass die Idee nach hinten losgehen könnte… Wenn, dann wäre das auch eindeutig Jareds Aufgabe gewesen – so sah zumindest Liam das, denn von den beiden war er mit Sicherheit der Vernünftigere. Aber wohl nicht vernünftig genug. Nach etwa zehn Minuten lag Jared mit vier Punkten vorne und zweimal war der Ball nur haarscharf am Baum vorbei geflogen. Sollte er dadrinnen verschwinden, würden sie ihn zwischen all den Kugeln vermutlich nie wieder finden… „Also: Was machst du hier, Scott?“, fragte Liam seinen Teamcaptain streng, während er versuchte, mit dem Ball an ihm vorbei zu dribbeln. Jared brauchte nur noch zwei Punkte, dann wäre das Spiel entschieden… Bei jedem Aufschlag hallte es im ganzen Flur. „Wollt nur Hallo sagen – darf ich das nicht?“, kam es ein wenig abgelenkt von Jared. Außer Atem waren beide nicht wirklich, doch war es trotzdem nicht ganz leicht, sich zu unterhalten und gleichzeitig den Ball im Auge und unter Kontrolle zu halten. „Doch klar, immer. Aber für gewöhnlich wäre heute mein Onkel mit meinen Neffen hier, die wir beide nicht ausstehen können, also…“ Heiligabend mit dem Bruder seines Vaters und seinen 15-Jährigen, geschniegelten und besserwisserischen Blagen endete jedes Mal in einem endlangweiligen Abend, bei dem das Thema zwangsläufig bei Politik und Wirtschaft endete – würg. Kurz löste der Chaot den Blick vom Ball und sah auf zu Jared, der gleich seine Chance nutzte und den Ball an sich nahm. Leise fluchend ging Liam wieder über in die Verteidigung und streckte die Arme abwehrend in beide Richtungen, um Jared am Vorbeikommen zu hindern. „Vielleicht wollte ich dich ja retten. Vor den beiden Nervensägen…“, grinste sein bester Freund schief und auch Liam lachte kurz auf. Das hätte er die letzten Jahre zu gerne tun können – doch duldete sein Vater an Weihnachten keinen außerfamiliären Besuch und dass er von Jared nicht sonderlich viel hielt, war auch kein Geheimnis. Doch immerhin schien er ihn sportlich zu respektieren und deswegen gelegentlich im Hause Coulson zu dulden. „Zu gütig…“, warf Liam scherzend ein und schlug Jared den Ball aus der Hand. Klirr. Und da war es: das fast schon erwartete Scheppern. „Oh Fuck!“ „Scheiße! War die teuer?“ „Alter, hier ist alles teuer, du kennst meine Mutter! Das ist hier wie in nem scheiß Museum!“ „Stimmt.. Shit, ähm..“ „Vielleicht merkt sie´s nicht…“ „Echt jetzt? Du sagst immer, sie bemerkt sofort, wenn du was kaputt gemacht hast!“ Angefressen sah Liam einen Moment zu Jared, der ebenso verzweifelt aussah, wie er sich fühlte. Dann heftete er seinen Blick wieder auf die Porzellanscherben der imposanten Vase, die nun auf dem Fußboden verstreut lag. Leider musste er Jared Recht geben. „Scheiße… Naja.. Sie hat selbst Schuld, wenn sie lieber…“ Liam unterbrach sich selbst und verzog kurz den Mund. „..wenn sie sie halt hier hin stellt…“, beendete er den Satz dann anders als geplant und undeutlich nuschelnd. Kurz bemerkte er Jareds musternden Blick von der Seite, ehe dieser seufzend die Hände in die Hüften stemmte und die zersprungenen Teile von oben betrachtete, ganz so, als würde er darüber nachdenken, sie wieder zusammen zu setzen. Von dem Gedanken angesteckt, stellte sich Liam ebenso hin und beide starrten für ein paar Sekunden schweigend und mit schräg gelegten Köpfen auf die Scherben zu ihren Füßen. „Ich hol dann mal den Besen.“ „Ist wohl besser…“, wurde sich schnell und stillschweigend darauf geeinigt, dass sie das wohl oder übel nicht hinkriegen würden. Kurze Zeit später waren die Scherben im Müll und die Gläser der Beiden wieder gefüllt. „Also nochmal.. woher wusstest du, dass meine Eltern weg sind?“ Tatsächlich hatte er es Jared gegenüber lediglich vor etwa zwei Wochen erwähnt, als sich seine Eltern noch nicht ganz sicher waren und er noch dachte, sie würden nur vor ihren Freunden prahlen wollen. Danach war das Thema nicht noch einmal aufgekommen – bis sein Vater ihm gestern einen Scheck in die Hand drückte mit den Worten Such dir dieses Jahr doch einfach selbst etwas aus, der ganze Weihnachtskram ist nichts für echte Männer.. Außerdem sind wir eh nicht da und du bist jetzt alt genug, um auch mal alleine klar zu kommen.. So viel zu dem Thema, dass die Familie an Weihnachten das wichtigste wäre. Dass seine Eltern der Meinung waren, er würde das Haus in ihrer Abwesenheit nicht abfackeln, war eine ganz andere Sache, die er – wenn er ehrlich war – nicht so recht nachvollziehen konnte… Aber gut. Liam stand mit dem Ball unterm Arm wieder im Flur und sah seinen Freund neugierig an. Der schien kurz zu zögern, musste dann aber schmunzeln. „Naja.. Lynn.“ Erst verstand Liam den Zusammenhang nicht und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Hat mir geschrieben, dass du Trübsal bläst und sie in dein leeres Haus einladen wolltest…“ Der Gedanke, dass die Brünette Liam daraufhin mal wieder eine Abfuhr erteilt hatte, schien ihn zu amüsieren. „Da.. naja. Dacht ich...“ Jared zuckte kurz mit den Schultern, so als sei es das Selbstverständlichste der Welt, an Heiligabend bei einem Kumpel vorbeizuschneien. Liam räusperte sich kurz und widerstand dem Drang, seinen besten Freund einmal in den Arm zu nehmen. „Ich blas kein Trübsal“, schmetterte er Lynns Beobachtung stattdessen ab und nahm einen kräftigen Schluck des Hochprozentigen. Dann legte er Jared doch einmal freundschaftlich den Arm um die Schultern und grinste verschmitzt. „Lynn, hm…? Ich sag dir, irgendwann…“, kündigte Liam schief grinsend an und musste kurz schmunzeln. Irgendwann würde sie ihm nicht mehr widerstehen! Doch schüttelte Jared wieder einmal nur amüsiert den Kopf.. „Wie auch immer – ich glaube meine Eltern wollen das jetzt öfters machen… Mum hat schon was von Fiji im nächsten Jahr gelabert. Also wie wär´s, wenn wir das zur Tradition machen: Du und ich und der gute Whisky meines Dads.“ Jared schnaubte belustigt auf. „…und Basketball.“ „Und Basketball.“ Nach diesem fast schon sentimentalen Moment, steuerte Jared die Garderobe an und schlüpfte in seine schweren Stiefel, die eine kleine Pfütze auf dem Marmorfußboden hinterließen. Zögerlich beobachtete Liam den Anderen und trat zwei Schritte auf ihn zu. „Na los, Cole.. Ich muss noch gewinnen und hier drinnen sollten wir wohl besser nicht mehr spielen..“ Mit einem Nicken zu der Stelle, wo vorhin noch die prunkvolle Vase gestanden hatte, richtete er sich auf und warf Liam seine Schuhe zu, die diesem gegen die Brust flogen, wo er sie ungeschickt festhielt – immerhin hatte er auch immer noch den Ball unter einem Arm klemmen. „Und wer sagt, dass man im Schnee nicht spielen kann? Nen Schneeschieber habt ihr ja wohl, oder?“ Den hatten sie. Es dauerte zwar, bis Liam ihn fand – das war immerhin die Aufgabe der Angestellten – doch war die große Auffahrt unter dem Basketballkorb bald von der dicken Schneeschicht befreit. Der frische Schnee bedeckte sie zwar bald wieder unter feinem Puder, doch störte die beiden Teenager das nicht bei ihrem Spiel. „Nochmal von vorn, neue Bedingungen und so..“ „Is´ nich, ich brauch noch zwei Punkte, das musst du schon fair wieder aufholen!“ „Schön, gut. Wie du meinst, krieg ich hin…“ „Als ob…“ „Ha-Ha… Halt die Klappe, Scott..“ Das dumpfe Geräusch des aufprallenden Balls wurde von der dünnen Schneeschicht direkt wieder verschluckt – doch das Lachen der Beiden hallte durch die klare Nachtluft; begleitet von Frank Sinatra, der durch das geöffnete Wohnzimmerfenster auch draußen zu hören war und inzwischen eine Hymne über New York sang… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)