Unverhoffte Verantwortung von Linfan ================================================================================ Kapitel 5: Eigensinnig ---------------------- Während sich Rai und Yoichi unterhielten, behielt Ash ihre Umgebung aufmerksam im Auge - Immerhin wussten sie fast nichts über ihre Umgebung und auf Neemon war nun wirklich kein Verlass. Wobei man der Fairness halber anmerken musste, dass es mit dem Spirit und dem Sandsteinpalast Recht hatte. Die Drei liefen jetzt fast seit einem halben Tag durch eine scheinbar endlose Graslandschaft ohne Blumen oder Sehenswürdigkeiten, die durch die mittlerweile fehlenden Spielzeuge nur noch trostloser wirkte. „Bist du sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“, versicherte sich Yoichi dabei immer wieder und versuchte einen Blick auf den Bildschirm von Ashs Laptop zu erhaschen. „Hier sind jedenfalls noch Gleise, also müssen wir irgendwo ankommen.“, versuchte Rai ihn zu beruhigen. Nur Minuten später, als sie die nächste hügelige Erhebung überwunden hatten, kam ein riesiges Gebäude in Sicht. Das monoton-graue Gebäude, in welchem man ein Flugzeug hätte verstecken können, bildete einen unerwarteten aber wilkommenen Kontrast zu dem sonst eintönig grünen Gebiet. Die abgedunkelten Fenster waren ohne Makel und die Tür, die mehr einem großen Tor glich, stand einen Spalt weit offen. „Sehen wir uns das mal genauer an. Vielleicht finden wir etwas.“, schlug Rai vor, konnte aber bereits die ermahnenden Worte von Ash erahnen: „Sei vorsichtig. Wir wissen nicht, was uns darin erwartet.“ Dennoch schritt der Digiritter weiter. Sein Digivice hatte er griffbereit in der Hosentasche. Die Gänge waren menschen- und digimonleer und wirkten hoch modern. Staub war trotz dem verlassenen Eindruck nicht aufzufinden – sofern es diesen in der Digiwelt überhaupt gab. Hier und dort waren Schalter an den Wänden, die wesentlich komplizierter anmuteten als Lichtschalter. Sowohl Rai als auch Yoichi mussten sich zurückhalten, um diese nicht aus lauter Neugier zu drücken und den Zorn von Ash auf sich zu ziehen. Nach mehreren Abbiegungen – Sie hatten sich dazu entschlossen immer links zu laufen um sich nicht zu verwirren - kamen sie erneut zu einer Art Tor. Dahinter erstreckte sich eine riesige Lagerhalle. Überall standen Kisten und Regale herum. „Was wird hier aufbewahrt?“, fragte Yoichi neugierig und ging weiter hinein. „Pass auf! Du weißt nicht, wer oder was hier drin sein könnte!“, ermahnte Ash wieder zur Vorsicht. „Mekanorimon. Hier werden Roboter produziert.“, konnte man Rai hören, der trotz der Warnung weiter ins Lager gegangen war. Er stand vor einer Wand von Helmen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren die langen Roboterarme der Mekanorimon zu finden. Auch Schwerter, Schilde und anderes Zubehör häufte sich in der vollgestopften Halle an. „Die Fabrik produziert Digimon?“, vergewisserte sich Yoichi ungläubig. „Scheint so.“, stimmte Ash deswegen seinem Freund zu. Rai verließ währenddessen die Lagerhalle bereits wieder durch eine Tür auf der anderen Seite. „Jetzt warte doch Mal!“, rief Yoichi deswegen eilig hinterher. „Pssst! Sei leise.“, ermahnte ihn Ash, setzte sich aber gemeinsam mit Yoichi in Bewegung, um Rai einzuholen. Nach einem kurzen Gang fanden sie sich in einem Raum mit einem Fließband wieder, wo Köpfe auf Oberkörper gesetzt wurden. Hier und dort erblickten sie Geräte, die scheinbar die Produktion leiteten. Während die Rüstungen mit Lasern bearbeitet wurden, kümmerten sich Roboterarme um die Positionierung der einzelnen Teile. „Heißt, wenn wir die Fabrik stoppen können, werden keine neuen Mekanorimon produziert.“, rückte Rai plötzlich mit der Sprache heraus. „Und wenn sie die Produktion überwachen?“, warf Ash skeptisch ein. „Wir können doch aber auch nicht einfach dabei zusehen, wie diese zerstörerischen Maschinen Amok laufen.“, setzte Rai dazu an den Weißhaarigen zu überzeugen. „Wir sind nicht hier, um uns mit irgendwelchen Digimon anzulegen. Wir wollten nach Spirits suchen damit wir möglichst lebend zu Hause ankommen!“, argumentierte Ash aufgebracht. „Wo ist eigentlich Neemon?“, unterbrach Yoichi plötzlich den Streit, suchte zuerst hinter Ash und Rai und lief anschließend besorgt zurück zur Halle. Die Sturköpfe musterten sich einander erst sprachlos, rannten aber beide hinter dem kleinsten der Gruppe hinterher. „Wir sollten zusammen bleiben.“, protestierte Ash während er dabei zusah wie Rai den Jüngsten einholte und ihn davon überzeugte, stehen zu bleiben. „Aber wir müssen Neemon finden!“, drängelte Yoichi besorgt. Er wusste selbst, wie gefährlich es werden könnte, doch fühlte er sich für Neemon verantwortlich, seit er es in der Spielzeugstadt aufgegabelt hatte. So verpeilt es auch sein konnte, es war immer noch sein Freund. Dennoch war er für Argumentationen und Vorschläge zu haben und so versuchten sie zu dritt herauszufinden, wo sie den Ausreißer verloren hatten. Unterbrochen wurden sie dabei von dem Eingangstor, welches sich wie aus dem Nichts schloss. Auch die Lichter gingen plötzlich an. Dank diesen war nun auch eine Überwachungskamera in der oberen Ecke der Lagerhalle zu sehen. „Das ist schlecht.“, stieß Ash alarmiert hervor. Auch die zweite Tür begann jetzt, sich zu schließen und den Weg zum Ausgang abzuriegeln. Zur Verwunderung der Anderen setzte der Spiritträger dazu an, trotzdem auf die andere Seite zu kommen. „Was hast du vor?“, rief ihm der unsportliche Skeptiker seinem Freund sauer hinterher. Ein Hechtsprung genügte und schon war Rai hinter der jetzt verschlossenen Tür verschwunden. „Ich werde diese dämliche Fabrik abschalten!“, antwortete er nun und hoffte, dass sie ihn überhaupt noch hören konnten. Auf sich alleine gestellt setzte er sich wieder in Bewegung. Ash und Yoichi waren zwar in der Lagerhalle eingeschlossen, aber immerhin bedeutete das auch, dass niemand zu ihnen gelangen konnte. Sie waren sozusagen in Sicherheit, während er entkommen konnte und somit eine Gefahr darstellte. Ohne dem Fließband, welches sie zuvor schon gesehen hatten, weitere Beachtung zu schenken griff der Junge nach seinem Digivice um im Falle eines Angriffs schneller reagieren zu können. Natürlich hätte er auch jetzt schon digitieren können, jedoch war er sich noch unsicher, wie lange diese Verwandlung anhielt und ob sie eine Art Abklingzeit hatte. Von Rai aus gesehen musste er an der kommenden Weggabelung nur rechts abbiegen um wieder ins Freie zu kommen. Allerdings wollte er ins Innere der Fabrik und so wurde der andere Weg gewählt. "Als ob ich mich einfach raushalten würde, wenn ich schon die einmalige Chance habe etwas zu verändern.", rechtfetrigte er sich vor sich selbst, weil noch immer Ashs Worte in seinen Gedanken herumschwirrten. Der nächste Raum schien eine Art Treppenhaus zu sein. Es hing sogar ein Plan an der sonst völlig weißen Wand. Scheinbar ein Fluchtplan, falls es zum Brand kommen würde. Die Treppen, die sich ineinander verschlangen und sich an die viereckige Form des Raumes anpassten, sahen leicht anders aus, als normale von Menschen erbaute Treppen. Ihr Geländer war einen guten Meter höher. Die Stufen waren aber nicht viel höher als gewohnt, was ziemlich seltsam aussah. Unschlüssig begutachtete Rai das aus einem weißen Material gebaute Geländer. „Ich wusste, dass ihr herkommen würdet, wenn ich euch mit Spirits ködere!“, ertönte von oben plötzlich eine vertraute Stimme, kurz darauf war auch ein Flattern zu hören. Rai war bereit, zu digitieren, doch der Bildschirm blieb schwarz. „Wieso tut sich nichts?“ Angespannt zog sich der Schüler zurück und versuchte hinter einer großen Metallsäule Schutz zu suchen. „Du wirst es bereuen, Demidevimon gedemütigt zu haben!“, drohte die Fledermaus auf dem Weg nach unten. Als sie unten angekommen war, erspähte sie den Menschen ohne große Probleme und feuerte einen Pfeil, dem Rai nur ganz knapp entkam. Schreckhaft sprang dieser auf und sprintete in die ihm noch unbekannte Richtung des Ganges. „Bleib gefälligst stehen!“, krächzte das gefiederte Digimon. Zwar hatte es Flügel, doch schien es nicht annähernd schnell damit fliegen zu können. „Was ist denn los?“, machte sich eine weitere Stimme bemerkbar. Hinter Rai löste sich ein graues Zahnrad mit goldenem Rahmen von der Wand. An den Seiten hatte es zwei weitere, kleinere Zahnräder, die wie ein Ersatz für Arme aussahen. „Den Jungen, halte ihn auf!“, befahl Demidevimon völlig außer Puste und sank auf den Boden um eine Pause einzulegen. 'Hagurumon', zeigte das Digivice von Rai an. „Das ist schön und gut, aber hilf mir endlich dabei, zu digitieren!“, verlangte er. Am Ende des langen Ganges erstreckte sich eine weitere Halle, gefüllt mit zahlreichen Maschinen. Jedoch musste der Digiritter geschockt feststellen, dass die Tore auf der anderen Seite geschlossen waren. „Jetzt habe ich dich!“, kündigte die Stimme von Demidevimon aus einiger Entfernung an. Angespannt drückte Rai jede nur auffindbare Taste seines Digivices. Das war nun wirklich nicht die beste Zeit für einen technischen Streik. Erst als die Fledermaus um die letzte Ecke bog, erschien der Spirit endlich auf dem Display und gab die Datenreihe preis, die auf eine Berührung von Rai wartete. „Na also!“, jubelnd griff der Schwarzhaarige auf diese zu. »Spiritevolution!« An die Stelle des Menschen trat Lobomon und Demidevimon erlitt einen regelrechten Schock. „Ihr Menschen könnt digitieren?“, stotterte es dabei. Als es seine Fassung wiederfand, schickte es hastig einige Schallwellen in die Richtung seines Gegners. Lobomon wich zur Seite aus und konterte mit einer Lichtkugeln die es mit der kleinen Kanone an seinem Handgelenk schoss. Noch immer panisch wich die kleine Fledermaus nach oben aus und schleuderte einen weiteren Giftpfeil auf Lobomon. „Stehenbleiben!“ Das sprechende Zahnrad hätte Rai fast vergessen, wenn es sich nicht jetzt wieder bemerkbar gemacht hätte. Dieses hatte sich mit einer großen Maschine vernetzt und schien diese zu kontrollieren. Aus einem der mechanischen Arme kam ein Stecker hervor, welcher voller Elektrizität knisterte. Blitzschnell schoss dieser auf den Digiritter zu und verpasste ihm einen elektrischen Schlag. Kurz darauf raste die Giftspritze der Fledermaus auf den betäubten Kämpfer zu. „Stirb, Digiritter!“, krächzte die Fledermaus siegessicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)