Das letzte Geheimnis von Thoronris (Für immer ihr Geheimnis Teil 4) ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Auf die Seite gerollt lag Draco auf einer der vier Liegen und starrte an die graue Zeltwand. Wie so oft in letzter Zeit war jeder Muskel in seinem Körper angespannt. Potter und Weasley waren losgegangen, um zu sehen, ob sie im nächst gelegenen Dorf ein wenig Essen organisieren konnten. Hermine hatte sofort angeboten, zurückzubleiben, um auf ihn aufzupassen, wie sie es ausdrückte. Und jetzt lag er hier, von Kopf bis Fuß starr, und tat so, als würde er schlafen. Er wusste, ein weiteres Gespräch mit ihr würde er nicht übers Herz bringen. Er würde einknicken und sie anbetteln, ihm noch eine Chance zu geben. Er würde versuchen, Weasley schlechtzureden, obwohl gerade der ihn verteidigt hatte und von sich aus zugegeben hatte, dass sie Draco beschützen mussten. Ein dumpfes Geräusch hinter ihm verriet Draco, dass Hermine das Buch zugeklappt hatte, in dem sie bisher gelesen hatte. Er lauschte konzentriert auf sie, wie sie sich beinahe lautlos von ihrem Bett erhob und auf leisen Sohlen zum Ausgang schlich. Beinahe hätte er vor Erleichterung ausgeatmet. Es konnte ihm nur recht sein, wenn sie ihn hier alleine zurückließ. Die Plane am Eingang wurde zurückgeschlagen, doch er hörte keine Schritte, die rausgingen. Stattdessen meinte er, sie leise etwas murmeln zu hören, dann ging die Plane wieder zu. Ehe er begriff, was Hermine vorhatte, war sie an sein Bett herangetreten. „Draco.“ Für einen Herzschlag debattierte er mit sich, ob er sich weiter schlafend stellen sollte, doch er wusste, es hatte keine Zweck. Hermine hatte ihn offensichtlich durchschaut und nahm ihm das Schlafen nicht ab. Seufzend rollte er sich rum und setzte sich auf. „Was?“ Sofort bereute er seinen harschen Tonfall. Hermines Augen weiteten sich nur minimal, doch er konnte sehen, dass seine Ablehnung sie verletzte. Fluchend fuhr er sich durch sein Haar. „Sorry. Das sollte nicht so aggressiv klingen.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, doch ihre Augen wirkten noch immer traurig. „Kann ich mich zu dir setzen?“ Unbeholfen nickte er. Welchen Grund sollte er haben, das abzulehnen? Ihr verdammte Höflichkeit zeigte ihm nur zu deutlich, wo sie standen, aber er sollte sie deswegen nicht abweisen. Nicht, wenn er sie nicht gänzlich verlieren wollte. Er starrte entschlossen auf den Boden vor sich, während Hermine neben ihm auf der Liege Platz nahm. Sie saß viel zu nahe. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Körper. In der Kühle des Zeltes konnte er die Wärme, die sie ausstrahlte, überdeutlich spüren. Verbissen ballte er die Hände. Er würde sie nicht anfassen, nicht nach ihren Fingern greifen, nicht seine Hände in ihrem Haar vergraben. Er konnte neutral und freundschaftlich bleiben. Sie zögerte lange, ehe sie die ersten Worte über die Lippen brachte. „Ich hatte nie die Chance, dich zu fragen, wie es dir geht.“ „Mit geht’s gut.“ Sie schnaubte. „Blödsinn, Draco. Ich sehe doch, wie du aussiehst. Und ich hab gehört, wie Bill und Fleur auf dir rumgehackt haben.“ Er zuckte mit den Schultern, den Blick immer noch starr auf den Boden gerichtet. „Ist ja nicht so, als hätte ich’s nicht verdient. Ehrlich, Granger, mach dir keine Sorgen um mich.“ Er hörte, wie sie scharf die Luft einsog. Kurz wunderte sich, was an seinen Worten so überraschend gewesen war, doch dann begriff er. „Sorry. Hermine.“ Sie ließ ihr rechtes Bein ein wenig zur Seite fallen, so dass ihre Knie sich fast berührten. Gegen seinen Willen schielte Draco kurz dorthin, doch er zwang sich sofort wieder, geradeaus zu schauen. Es bedeutete nichts. Das letzte, was Hermine gerade wollte, war Körperkontakt zu ihm, da war er sich sicher. Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Mit jedem Atemzug, der verging, fiel es Draco schwerer, die Kontrolle zu behalten. So nahe konnte er sie riechen. Ihre Wärme spüren. Er musste sein linkes Bein nur minimal bewegen, um sie zu berühren. Bei Merlin, er wollte sie berühren. Sie packen und an sich ziehen und küssen und überall berühren und von ihr berührt werden. „Wie ist es in Hogwarts gerade?“ Hermine Stimme klang seltsam neutral, als sie endlich die angespannte Stille durchbrach. Draco zuckte wieder nur mit den Schultern. „Anders. Leer, obwohl fast alle Schüler wieder da sind. Es ist kalt überall.“ „Geht es den anderen gut? Vor allem den muggelgeborenen Schülern?“ Darauf konnte er nur lachen. „Nein. Was denkst du denn? Die Carrows lieben es, die Schüler zu quälen, vor allem die jüngeren. Wir lernen jetzt die Unverzeihlichen. Indem wir sie gegeneinander einsetzen.“ „Was?“ Das Entsetzen war ihr deutlich anzuhören. „Wie können die das zulassen? Das Ministerium? Die anderen Professoren?“ „Was erwartest du? Snape ist Schulleiter und das Ministerium ist in der Hand von Du-weißt-schon-wem. Die anderen Professoren sagen nichts, weil sie nicht riskieren wollen, durch weitere Todesser ersetzt zu werden.“ Er schüttelte resigniert den Kopf. „Sie haben nicht aufgegeben, glaube ich, aber sie tun ihr Bestes, um nicht negativ aufzufallen. Ich glaube, insbesondere McGonagall sagt hinter verschlossener Tür all das zu Snape, was die meisten anderen denken. Zwischen den beiden ist Eiszeit. Aber sie widerspricht nicht zu viel. Gerade nur so viel, dass Snape oder die Carrows sie nicht loswerden wollen. Noch nicht.“ „Hast du irgendetwas von den anderen Gryffindors gehört? Ginny oder Neville?“ Dracos Gedanken wanderten zu den vielen verbrannten Briefen zurück. Wie oft hatte er sich danach gesehnt, sich einfach dieser Gruppe von Gryffindors anzuschließen. Er seufzte tief. „Sie verstecken sich. So ziemlich alle, die vor zwei Jahren in eurer Armee waren – Dumbledores Armee? – die verstecken sich. Im Raum der Wünsche.“ „Immerhin etwas“, flüsterte Hermine. Wieder dehnte sich Schweigen zwischen ihnen aus. Er hatte das Gefühl, dass Hermine mehrmals zum Sprechen ansetzte, doch da er sie nicht anschaute, konnte er sich nicht sicher sein. Sein Herz pochte laut. Immer noch war er sich ihres Körpers neben ihm viel zu sehr bewusst. Er schluckte. Vielleicht würde sie eine kleine Geste zulassen. Etwas Unschuldiges. Etwas, das niemand als mehr interpretieren konnte. Sie waren schließlich immer noch Freunde. Zumindest hoffte er das. Den Blick entschlossen geradeaus gerichtet, die Fäuste geballt, ließ er sein linkes Bein minimal zur Seite kippen. Sofort stieß es an Hermines Oberschenkel. Draco hielt die Luft an. Sie bewegte sich nicht weg. Sie ließ den Körperkontakt zu. Es war totenstill im Zelt. Es schien, als hätte sie genauso wie er aufgehört zu atmen. Angespannt presste Draco seine Kiefer aufeinander. Sie hatte ihn nicht abgewiesen. Vielleicht konnte er noch einen kleinen Schritt weitergehen. Er nahm einen vorsichtigen Atemzug und befahl seiner linken Hand, sich zu entspannen. Angestrengt löste er die Faust und strich sich wie zufällig über den Oberschenkel, stützte einen Ellbogen auf seinem linken Bein ab und ließ seine Hand an seinem Knie zum Liegen kommen. Sein kleiner Finger berührte fast Hermines Knie, aber nur fast. Noch immer schaute er nicht zu ihr. Noch immer fiel ihm das Atmen schwer. Stocksteif wartete er auf ihre Reaktion. Sie rührte sich nicht. Absolute Stille hing zwischen ihnen. Draco zwang sich, nicht auf ihre Knie zu schauen, nicht zu seiner Hand zu schauen, sondern stur weiter nach vorne zu blicken. Er traute sich beinahe nicht zu blinzeln in der Angst, dass jede hektische Bewegung Hermine verschrecken könnte. Für eine viel zu lange Zeit verharrte er so. Dann hörte er ganz leise ihre Kleidung rascheln und plötzlich lag Hermines rechte Hand auf ihrem Knie, ihr eigener kleiner Finger dicht neben seinem. Er hielt den Atem an. Ein weiterer zu langer Moment verging, dann strich ihr Finger über seinen und hakte sich ein. Zitternd stieß Draco den Atem aus. Sie war ihm ein Stück entgegengekommen. Egal, wie die Dinge zwischen ihnen standen, sie schaute sich nicht davor, ihn zu berühren. Ein Gefühl der Leichtigkeit ergriff ihn. Endlich traute er sich, zu ihren Händen zu schauen. Nur ihre kleinen Finger waren ineinander verschränkt, aber er fühlte sich, als wäre ein Felsbrocken von seinem Herzen gefallen. „Draco.“ Hermine Stimme war nur ein Wispern, so leise, dass er es nicht gehört hätte, wenn es nicht so totenstill im Zelt gewesen wäre. Etwas in ihrem Tonfall ließ ihn aufschauen. Zum ersten Mal, seit sie sich neben ihn gesetzt hatte, wagte er es, ihr ins Gesicht zu sehen. Was er da erblickte, raubte ihm fast den Atem. Ihre braunen Augen waren groß und schienen mit so einer Zuneigung und Wärme, dass ihm das Herz brach. Sein Herz pochte ihm in den Ohren, sein Atem ging viel zu schnell, doch er konnte den Blick nicht abwenden. Er wollte sie und er konnte sie nicht aufgeben. Etwas in ihm brach. Er konnte einfach nicht. Bevor er selbst recht realisierte, was er vorhatte, umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und zog sie in einen Kuss. Nur für einen Wimpernschlag blieb Hermine starr, dann seufzte sie in den Kuss und griff mit ihren Händen nach seiner Hüfte. Wie ausgehungert fiel Draco über sie her. Alles, was er sich vorher immer wieder gesagt hatte, war vergessen. Was zählte, war, dass Hermine den Kuss erwiderte. Ihre Fingernägel krallten sich in den weichen Stoff seines Pullovers und entlocktem ihm ein heiseres Stöhnen. Im nächsten Moment ließ sie ihre Zunge zwischen seine Lippen gleiten. Grollend erwiderte er die Geste, während seine Hände von ihrem Gesicht in ihre wilde Haarmähne fuhren und sie dort fest packten. Ohne den Kuss zu unterbrechen, schwang Draco sein linkes Bein über die Liege und half Hermine, es ihm gleichzutun. Seine Hände wanderten ihren Rücken hinunter zu ihrem Hintern und dann zu ihren Schenkeln, die er fest umgriff. Mit einem Ruck beförderte er sie auf seinen Schoß. Noch immer konnte er nicht aufhören, sie zu küssen. Wimmernd, seufzend und stöhnend presste Hermine ihren Körper an ihn, Arme und Beine um ihn geschlungen. Immer wieder ließ Draco seine Lippen und Zähne über ihre gleiten, drang mit seiner Zunge tiefer in ihren Mund ein und erwiderte ihr Stöhnen. Seine Hände suchten sich den Weg zurück zu ihrem Rücken und zogen an ihrer Bluse, damit er über ihre nackte Haut fahren konnte. Er spürte, wie es eng in seiner Hose wurde. Und so, wie Hermine ihre Hüfte rollte, konnte sie das auch spüren. Keuchend ließ Draco von ihrem Mund ab und presste ihr stattdessen eine Spür von feuchten Küssen den Hals entlang bis zu ihrem Schlüsselbein. Er wollte sie spüren, alles von ihr. Fiebrig suchten seine Hände nach dem Knopf an ihrer Hose und er fühlte, wie ihre dabei waren, seinen Pullover hochzuschieben. Ein ohrenbetäubendes Piepen zerstörte den Moment. Mit Entsetzen in den Augen rutschte Hermine von seinem Schoß und stieß sich von ihm ab. „Shit!“, entkam es ihr leise. „Shit, shit, shit. Das sind Harry und Ron. Ich hab einen Alarm geschaltet, damit ich weiß, wann sie wiederkommen.“ Draco fühlte sich, als hätte jemand einen Eimer eiskalten Wassers über ihm ausgeschüttet. Das Entsetzen in ihren Augen und die Hast, mit der sie sich von seiner Liege entfernte, sprachen eine deutliche Sprache. Was auch immer dazu geführt hatte, dass Hermine sich auf den Kuss eingelassen hatte, es war vorbei. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Erstarrt beobachtete er, wie sie ihre Kleidung richtete und sich hektisch mit den Fingern durch das Haar fuhr. Vollkommen aufgelöst drehte sie sich mehrmals um sich selbst, bis ihr Blick schließlich auf ihrem fast leeren Teebecher zu liegen kam. Sie griff danach, sprach einen lautlosen Zauber darauf und schaute dann erleichtert auf den aufsteigenden Dampf. Als nächstes griff sie nach dem Buch, in dem sie zuvor gelesen hatte, setzte sich im Schneidersitz auf ihre Liege und klappte es auf. Dann schloss sie beide Hände um den Becher und nippte vorsichtig daran, während sie so tat, als wäre sie in das Buch vertieft. Grimmig legte Draco sich zurück in seine Ausgangsposition, den Rücken zu ihr gedreht, den Blick auf die Zeltplane gerichtet. Er wusste, dass sie ihre Beziehung vor Potter und Weasley geheim halten sollten, aber der Eifer, mit dem sie das Geschehene verbergen und ungeschehen machen wollte, tat weh. Als schämte sie sich für ihn. Wenige Augenblicke später traten Potter und Weasley durch den Zelteingang. Hermine begrüßte sie freudig und erkundigte sich nach dem Erfolg, woraufhin beide etwas von Nudeln und Soße sagten. Draco hörte, wie sie betont einen weiteren Schluck von ihrem heißen Tee schlürfte und dann eine Buchseite umblätterte. Als wäre nichts geschehen. Als hätte sie ihm nicht gerade mit einer Leidenschaft geküsst, die ihn an das erste Mal, als sie Sex hatten, erinnerte. Er fühlte sich schmutzig und wütend und das schlimmste war, dass er ihr nicht einmal wirklich was vorwerfen konnte. Sie war mit Weasley zusammen und hatte sich nur auf den Kuss eingelassen, weil er die Initiative ergriffen hatte. Sie hatte einen kurzen Moment von Wahnsinn gehabt, aber jetzt war sie wieder bei vollem Bewusstsein. Er musste die Finger von ihr lassen. Freundschaft stand außer Frage, solange er sich so wenig kontrollieren konnte in ihrer Nähe. Es war höchste Zeit, dass sie Voldemort besiegten, damit er ihre Nähe nicht länger ertragen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)