Das letzte Geheimnis von Thoronris (Für immer ihr Geheimnis Teil 4) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Hermine. Ich habe seit Weihnachten nichts mehr von euch gehört. Inzwischen ist es Ende März und ich bin wieder zu Hause bei meinen Eltern für die Osterferien. Es fühlt sich an, als würde die Zeit langsamer vergehen. Jeder Tag ist eine Qual. In Hogwarts lerne ich brav für den Abschluss und gebe mich den anderen Schülern aus Slytherin gegenüber als Held aus, der Dumbledore getötet hat. Ich hasse alles daran. Immerhin hat Snape aufgehört, mich jedes Wochenende zu einem Gespräch zu zwingen. Was auch immer er von mir wollte, er scheint es aufgegeben zu haben. Inzwischen sind über zwanzig Schüler verschwunden und das scheint einen Großteil seiner Zeit einzunehmen. Er sucht nach ihnen, aber keiner weiß, wo sie sind. Keiner außer mir und ich werde nichts sagen. Draco unterbrach sein Schreiben. Hatte er Schritte auf der Treppe gehört? Ja, das waren eindeutig Schritte. Fluchend packte er das Pergament und warf es in das brennende Feuer des Kamins. Keine Sekunde später ging die Tür auf und seine Tante kam rein. „Draco, Draco, Draco! Wir brauchen deine Hilfe! Komm, komm, du musst uns helfen, drei Flüchtlinge zu identifizieren!“ Eiskaltes Entsetzen schwappte über ihn. Während er sich wie benommen von seiner Tante aus dem Zimmer ziehen ließ, schossen ihm tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Hatten sie Potter gefangen? Sie hatten von drei gesprochen, also waren Hermine und Weasley vermutlich dabei. Er sollte sie identifizieren? Warum? Mindestens Potter müssten doch alle erkennen können. Vielleicht waren es auch andere drei. Was sollte er tun, wenn es wirklich Hermine war? Wenn er sagte, wer sie war, wäre sie tot. Egal ob mit oder ohne Potter, sie war eine muggelgeborene Hexe in einem Anwesen voller Todesser. Schweiß trat ihm aus jeder Pore. Was sollte er tun? Bellatrix zog ihn die Treppe hinunter und zum großen Ballsaal. Seine Eltern waren auch beide da, genauso wie jeder andere Todesser, der gerade hier wohnte. Sein Blick fiel auf die drei Gefangenen. Da stand sie. Hermine. Panik im Gesicht, am ganzen Körper zitternd und dünner, als er sie in Erinnerung hatte, wurde sie von Fenrir Greyback festgehalten. Neben ihr standen Potter und Weasley in den Händen von Scabior und seinen Greifern. Wie paralysiert starrte Draco zu Hermine. Sie war so nah. Und gleichzeitig unerreichbar. Sie schwebte in Lebensgefahr. „Draco.“ Die Hand seines Vaters legte sich schwer auf ihn. „Sieh genau hin. Ist das Harry Potter?“ Draco schluckte. Nur mit Mühe konnte er seinen Blick von Hermine abwenden und zu Potter schauen. Er blinzelte. Etwas stimmte mit seinem Gesicht nicht. Er sah aufgedunsen aus, mit aggressiven Pusteln im ganzen Gesicht. Und er trug seine Brille nicht. Unsicher drehte er sich zu seinen Eltern um. Beide hatten Potter oft genug gesehen, um ihn zu erkennen, doch sie wirkten unschlüssig. Warum auch immer sein Gesicht so aussah, es schien ihm Zeit zu kaufen. Draco leckte sich über die Lippen. „Ich weiß es nicht. Sein Gesicht sieht falsch aus.“ „Was habt ihr mit seinem Gesicht gemacht?“, kreischte Bellatrix hysterisch und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Scabior. „‘S war ich nicht!“, sagte der sofort. „War schon so, als wir ihn geschnappt haben. Ehrlich!“ Unbewusst wanderte Dracos Blick zu Hermine zurück. Es war, als wäre sein schlimmster Albtraum plötzlich Realität. Sie war hier, gefangen, zusammen mit Potter, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er erkannt wurde. Seine lahme Ausrede, dass er sich nicht sicher war, würde nicht lange halten. Was sollte er tun? Was konnte er tun? „Wo hast du das her?“ Das hasserfüllte Kreischen seiner Tante unterbrach seinen panischen Gedankenstrudel. „Wo hast du das Schwert her?“ Irritiert schaute Draco zu Greyback, der Hermine nur noch mit einer Hand festhielt und die andere abwehrend erhoben hatte. Tatsächlich, da an seiner Hüfte hing ein Schwert. „Ich hab’s bei denen im Zelt gefunden“, erklärte der Werwolf ruppig. „Ich hab’s gefunden und jetzt gehört es mir!“ „Was?“ Die Stimme von Bellatrix wurde noch einen Ton schriller. „Bei denen? Wie kommt ihr daran? Es war in meinem Verlies in Gringotts! Niemand kommt daran!“ Überfordert schaute Draco auf das Chaos, das sich vor ihm entfaltete. Er verstand nicht, was vor sich ging, und er wusste nicht, was er tun konnte, um Hermine zu schützen. Hilfesuchend blickte er zu seinem Vater. „Ich habe keine Ahnung, was mit Bella los ist, aber wir sollten jetzt unseren Lord rufen“, meinte Lucius. „Ich bin mir sicher, dass wir hier Potter haben, und selbst wenn nicht, der da ist auf jeden Fall der Weasley-Junge, der immer mit ihm rumläuft. Und das andere ist dieses Schlammblut, Granger oder wie sie heißt. Das sollte uns Belohnung genug geben!“ Panik ließ Dracos Beine zittern. Wenn Voldemort jetzt hier auftauchte, war Hermine so gut wie tot. Er musste das verhindern. Er musste einen Grund finden, warum sie ihn nicht rufen sollten. Aber was? Was konnte er sagen? „Untersteh dich!“, peitschte da die Stimme seiner Tante durch den Raum. In Sekundenschnelle war sie bei Lucius und umklammerte den Unterarm mit dem Dunklen Mal. „Wenn wir unseren Lord jetzt rufen, sind wir alle verloren!“ „Wovon redet du, Bella?“, kam es irritiert von Dracos Mutter. „Verstehst du nicht, Zissy?“ Mit zwei langen Schritten war sie hinter ihrer Schwester und legte ihr einen Arm um die Schultern, während der andere auf das Schwert in Greybacks Hand deutete. „Unser Lord hat mich angewiesen, auf das Schwert aufzupassen. Snape hat es von Hogwarts aus in mein Verlies schicken lassen. Es war meine Aufgabe, es zu bewachen. Unser Lord hat mich dafür ausgewählt und mir deutlich gesagt, dass es Gringotts niemals verlassen darf.“ „Red, so viel du willst, Weib!“, fauchte ein plötzlich ungeduldiger Scabior. „Ruft den Dunklen Lord! Wir wollen unser Gold für den Fang, den wir gemacht haben!“ „Und das Schwert is‘ meins! Ich hab’s gefunden!“, beharrte Greyback. In schneller Folge trafen drei rote Blitze die Greifer. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte Bellatrix sie mit einem Stupor gelähmt. Den Zauberstab auf den als einzigen noch stehenden Greyback gerichtet trat sie ganz dich an ihn heran. „Das Schwert gehört unserem Lord. Gib es her oder ich verbrenne dich bei lebendigem Leib!“ Draco konnte sehen, wie der Werwolf unsicher auf den Zauberstab blickte, den Bellatrix ihm an die Kehle hielt. Dann knickte er murrend ein und reichte ihr das Schwert. Zufrieden trat sie zurück. „Los, Draco, schaff diesen Abschaum raus“, befahl sie ihm mit einer abfälligen Geste auf die gelähmten Greifer. „Du hast ihm gar nichts zu befehlen!“, herrschte seine Mutter sie an. „Das hier ist immer noch unser Haus!“ „Hüte deine Zunge, Zissy! Du hast ja gar keine Ahnung – ich muss rausfinden … aber wenn das wirklich Potter ist … er gehört dem Dunklen Lord, wir dürfen ihn nicht anfassen.“ Leise vor sich hin murmelnd ging Bellatrix im Saal auf und ab. Verstohlen blickte Draco erneut zu Hermine. Sie wurde immer noch von Greyback festgehalten, der sie deutlich zu stark an seinen Körper presste. Angewidert registrierte Draco, dass der Werwolf an ihr zu riechen schien. Hermine zitterte, doch ihr Blick war stur auf den Boden gerichtet. Als wollte sie unbedingt vermeiden, zu Draco zu schauen. „Bring sie runter in den Keller zu den anderen.“ Bellatrix schien zu einem Entschluss gekommen zu sein. „Bring die zwei runter, aber lass das Schlammblut hier.“ Unwillig stieß Greyback Hermine von sich, so dass sie auf ihre Knie fiel. Er packte Potter und Weasley an den Fesseln und zwang sie, ihm zu folgen. „Nein!“, schrie Weasley. „Nicht Hermine! Behalten Sie mich da! Nicht Hermine!“ Kopfschüttelnd blickte Bellatrix den beiden nach. „Blutsverräter. Eine Schande für eine reinblütige Familie.“ Eiskalter Schweiß lief Draco den Rücken runter. Vor ihm auf dem Boden kniete Hermine und er konnte nichts tun. Lachend, als wäre sie dabei, sich einen lustigen Streich zu erlauben, trat Bellatrix ihr gegen die Brust und zwang sie so auf den Rücken. Mit abstoßender Begeisterung stürzte sie sich auf Hermine, die Knie rechts und links von ihrer Hüfte auf dem Boden, in der einen Hand einen hässlichen Dolch, die andere Hand um Hermines Kehle gelegt. „Komm, kleines Schlammblut, sing für uns“, gurrte sie. „Woher habt ihr das Schwert?“ Hermine schüttelte wild den Kopf. „Ich weiß es nicht. Wir haben es gefunden!“ „Lügnerin!“, zischte Bellatrix. Mit einem Ruck schob sie einen Ärmel von Hermines Pullover hoch und setzte die Klinge an die blasse Haut. „Versuch’s nochmal. Woher habt ihr es?“ Die Klinge schnitt tief in ihr Fleisch. Der Schrei, den Hermine ausstieß, ging Draco durch Mark und Bein. Ganz entfernt nahm er wahr, dass Weasley im Keller nach Hermine rief. Immer wieder setzte seine Tante die Klinge an, immer wieder schrie Hermine auf, doch ihre Antwort blieb immer die gleiche. Draco fühlte sich, als ob er neben sich stand. Hermine wurde vor seinen Augen gefoltert und er rührte sich nicht vom Fleck. Er griff nicht ein. Alles in ihm schrie danach, seiner Tante einen Fluch auf den Hals zu hetzen, doch er konnte sich nicht bewegen. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Als wäre jemand anderes in Kontrolle seines Körpers. Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Die Welt schien zu schrumpfen. Schien nur noch aus Hermine und Bellatrix zu bestehen. Kein Geräusch außer ihrer verzweifelten Schreie war zu hören. Blut tropfte auf den Parkettboden. Hermines Blut. Tränen liefen ihr über die Wangen. Ihre Beine zuckten. Ihr Oberkörper versuchte sich aufzubäumen. Ein weiterer Schrei. Ein hysterisches Lachen. Bellatrix stand auf, stellte sich vor Hermine. Grinste breit. „Crucio!“ Hermines Körper verkrampfte sich. Keine Schreie kamen mehr von ihr, nur noch raues Stöhnen, als hätten ihre Stimmbänder versagt. Keine Tränen liefen ihr mehr über die Wangen. Ihr Blick fiel auf ihn. Matte Augen, hinter denen kaum noch Licht war. Dann blitzte so etwas wie Erkennen in ihnen auf. „Hilfe“, schienen ihre Lippen zu formen, doch sofort wurde ihr Mund vom nächsten heiseren Stöhnen verzogen. Ein heißer Schauer lief durch Draco und plötzlich war die Welt wieder da. Er schwankte kurz, so überwältigt war er für einen Moment von all den Geräuschen, Gerüchen und Bildern, die auf ihn eindrangen. Er musste etwas tun. Jetzt. Egal, was es war, er musste etwas tun, sonst würde er Hermine verlieren. „Ist es überhaupt das Schwert?“ Augenblicklich wirbelte seine Tante herum und brach den Folterfluch ab. „Was?“ Draco holte tief Luft und schaute ihr entschlossen in die Augen. „Ergibt es Sinn, dass diese drei zufällig das Schwert haben? Und wüsstest du nicht ganz genau, ob jemand in dein Verlies eingebrochen ist? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass sie eine Kopie haben? Ich weiß nicht, warum das Schwert wichtig ist, aber wenn unser Lord es beschützen will, wird es einen Sinn haben. Vielleicht haben sie eine Kopie anfertigen lassen, um uns reinzulegen.“ Er ballte die Fäuste hinter seinem Rücken, um seine Anspannung zu unterdrücken. Seine Tante schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an, doch dann nickte sie. „Eine Kopie. Das kann sein. Draco, hol den Kobold aus dem Keller. Er wird wissen, ob das hier das echte Schwert ist! Und nimm das Schlammblut mit runter!“ Beinahe hätte er vor Erleichterung aufgeseufzt, doch er zwang sich, einen grimmigen Gesichtsausdruck beizubehalten. Grob packte er Hermine und schlang sich einen Arm um die Schultern, um ihr auf die Beine zu helfen. Er wagte es nicht, sie anzuschauen, und konzentrierte sich stattdessen ganz darauf, sie durch den Saal zur Treppe zu führen. Sie wehrte sich nicht. Sie schien nicht einmal wahrzunehmen, dass sie neben ihm ging. Blut tropfte an ihrem Arm herab und hinterließ eine Spur quer durch die Eingangshalle und die Treppe zum Keller hinunter. Sie setzte Schritt um Schritt, aber Draco spürte, dass sie nicht ganz da war. Am Fuß der Treppe angekommen wies er Wurmschwanz an, die Kerkertür zu öffnen und hinter ihm wieder zu verschließen. Zu seiner Überraschung war der Kerker hell erleuchtet, obwohl er sich sicher war, dass es hier immer dunkel sein sollte. „Was hast du mit ihr gemacht, du Schwein!“ Obwohl sie noch immer gefesselt waren, stürzten sich Potter und Weasley auf ihn, kaum dass sie ihn bemerkt hatten. Ergeben ließ er Hermine zu Boden sinken und stellte sich ihren wüsten Flüchen. Es würde schwer werden, mit den beiden rational zu sprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)