Karyu, das Weihnachtsgeschenk und ich von yamimaru ================================================================================ Kapitel 2: Das Weihnachtsgeschenk der ganz besonderen Art - Teil 1 ------------------------------------------------------------------ Kurz wischte ich mir mit dem Handtuch über mein verschwitztes Gesicht, bevor ich auch noch die letzten Tropfen meiner Wasserflasche über die Fans in der ersten Reihe verteilte. Meine Bandkollegen hatten sich schon längst hinter die Bühne zurückgezogen, aber ich hatte mich noch nicht von der berauschenden Atmosphäre, die in der Halle herrschte, losreißen können. Ich hatte Lives schon immer geliebt, für sie gelebt, doch jetzt, da wir uns als Band endlich einen Namen gemacht hatten und auch Locations wie diese hier füllen konnten, ohne hinterher draufzahlen zu müssen, machte mir das Ganze einfach noch viel mehr Spaß. Kokett grinste ich ein letztes Mal in die Menge, was von einem erneuten Anschwellen des generellen Geräuschpegels begleitet wurde, und verzog mich winkend hinter die Bühne. „Tolle Show!“ Osamu, mein Techniker, nickte mir von unten herauf zu, während er gerade damit beschäftigt war meine Trixy nach getaner Arbeit in ihrer Schutztasche zu verstauen. „Danke“, erwiderte ich strahlend und legte mir das Handtuch um die Schultern. Osamu war auch wieder so eine Kleinigkeit, an die ich mich noch gewöhnen musste, die ich allerdings echt nicht mehr missen wollte. Wir hatten nun Leute, die für uns arbeiteten und mussten nicht mehr jeden Mist selbst erledigen. Das machte das Musikerdasein doch deutlich angenehmer. Für ein paar Minuten unterhielt ich mich noch mit ihm, verzog mich dann aber lieber in Richtung der heißen Dusche, die bereits sirenengleich nach mir rief. Als ich die Tür zu unserem Aufenthaltsraum aufdrückte, schallte mir bereits Hizumis aufgekratzte Stimme entgegen, der Tsukasa gerade irgendetwas, vermutlich nur für ihn so überaus Interessantes, zeigen musste. Ich rollte nur gutmütig mit den Augen und fragte mich nicht zum ersten Mal, wo unser Sänger nur seine Energie hernahm. Ich selbst stand innerlich zwar auch noch unter Strom, aber körperlich steckte mir das Live doch ordentlich in den Knochen. Ohne den beiden noch großartige Beachtung zu schenken, ging ich zu meiner kleinen Reisetasche hinüber und schulterte diese. Dann jedoch blieb ich unschlüssig mitten im Raum stehen. Tsukasa und Hizumi hatten ganz offensichtlich schon geduscht, was nun weniger ungewöhnlich war, legten die beiden doch immer den Turbo ein, besonders wenn sie nach einer Show nachhause fahren konnten. Wer jedoch noch mit Abwesenheit glänzte und sich für meinen Geschmack immer viel zu viel Zeit unter der Dusche gönnte, war unser lieber Herr Leader. Menno, das war unfair. Ich wollte mir doch nur endlich den Schweiß von der Haut waschen, aber hatte wirklich keine Lust darauf, Karyu halbnackt über den Weg zu laufen. Allein beim Gedanken an ihn konnte ich mich – wie in den letzten Tagen eigentlich ständig – nicht entscheiden, ob ich ihm doch noch den Kopf abreißen wollte oder ihn wahlweise gegen die nächstbeste Wand drücken sollte, um meinen Spaß mit ihm zu haben. Dämlicher Karyu und seine dämliche Geburtstagsfeier. Und dämlicher Hizumi, der solange auf mich eingeredet hatte, bis ich mitgekommen war. Dämlicher Alkohol und noch einmal dämlicher Karyu, der meinen betrunkenen Zustand schamlos ausgenutzt hatte. Ich knurrte leise, straffte die Schultern und machte Anstalten den Raum zu verlassen. Ich würde jetzt duschen gehen und wenn Karyu nackt vor mir herum hüpfte, würde ich ihm in seinen knochigen Hintern treten. Aber so weit kam ich fürs Erste nicht, weil Hizumi sich mir in den Weg stellte und mir mit aufgeregtem Funkeln in den Augen eine aufgeklappte Pappschachtel unter die Nase hielt. „Zero, guck mal, was ich geschenkt bekommen hab!“ „Ganz toll“, murmelte ich und schob die Schachtel beiseite, ohne auch nur einen Blick hineingeworfen zu haben. „Du hast doch gar nicht reingeguckt, jetzt schau doch!“ Hilfe, konnte dem bitte mal jemand die Batterien herausnehmen? War doch nicht die Möglichkeit. Ich rollte mit den Augen und fixierte meinen Blick dann streng auf den nahezu Gleichgroßen, der sich im Augenblick jedoch wie ein kleines Kind auf Zucker aufführte. „Hizumi, hast du deine Tabletten heute wieder nicht genommen?“ „Haha.“ Mein Gegenüber verzog die Lippen zu einer Schmollschnute, das jedoch auch nur für eine Sekunde, dann hatte ich die Schachtel erneut halb im Gesicht. „Zeig mir das später, wenn ich nicht dreimal komplett durchgeschwitzt bin.“ „Och, du Spielverderber“, murrte der andere noch, aber wenigstens trollte er sich. Heiße Dusche, ich komme! Und natürlich musste genau in diesem Moment die Tür aufgehen und Karyu ausspucken, der – ebenso natürlich – nur mit einem Handtuch bekleidet war. Ich hasste meine Existenz, und das spiegelte mein mürrisches Gesicht vermutlich auch wider, denn der Leader sparte sich einmal in seinem Leben einen blöden Kommentar und trat stattdessen zur Seite, damit ich den Raum verlassen konnte. Super, jetzt war meine Stimmung wieder im Keller, schönen Dank auch. Und zu allem Überfluss wollten sich nun auch noch die wenigen Erinnerungen, die ich an diese verfluchte Nacht hatte, wieder in den Vordergrund drängen. Karyu über mir, die blonden Haare wirr im Gesicht hängend und die Wangen leicht gerötet, als er sich herabbeugte, um mich zu küssen. Die fiebrigen Augen unverwandt auf mich gerichtet, während er zwischen meine Beine glitt und … Unwirsch stapfte ich über den kurzen Flur und verbat mir jeden weiteren Gedanken an den übergroßen Oger, der sich mein Bandkollege schimpfte. Nicht umsonst war ich bislang jeglicher Konfrontation, jeglichem Versuch Karyus über das Geschehene zu reden aus dem Weg gegangen. Ich wollte mich nicht erinnern, wollte nicht darüber reden, denn würde ich das tun, würde ich zugeben müssen, dass ich nur eine weitere Kerbe in seinem Eroberungsholz war. Gott, ich war so dumm gewesen. Kopfschüttelnd betrat ich das Bad, aus dem mir sogleich ein Schwall heißer, feuchter Luft entgegenkam. Für einen Moment verschlug es mir regelrecht den Atem, als mir natürlich sogleich der Duft von Karyus Duschgel und Parfüm in die Nase steigen musste, wie sollte es auch anders sein. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich mein Leben hasste? Für eine Sekunde lehnte ich mich mit geschlossenen Augen gegen die Tür und atmete tief ein, dann jedoch straffte ich die Schultern und tat endlich das, wonach es mir seit einer gefühlten Ewigkeit verlangte. ~*~ Frisch geduscht, wieder angezogen und meine feuchten Zöpfe unter einer Wollmütze versteckt betrat ich eine ganze Weile später erst wieder unseren Aufenthaltsraum. Um ehrlich zu sein, rechnete ich damit, dass die Meute bereits gegangen war und keiner es für nötig gehalten hatte, sich noch von mir zu verabschieden. Wirklich gestört hätte mich das nun nicht, auch wenn es schon eigenartig gewesen wäre, immerhin würden wir uns bis Silvester nicht mehr sehen und wenigstens schöne, freie Tage hätten sie mir ja wünschen können. Was sich nun jedoch vor meinen Augen ausbreitete, hätte ich liebend gerne nicht gesehen, wirklich nicht. Ich glaube, ich stand mit offenem Mund in der Tür und erst Karyus erboste Stimme riss mich aus meiner Erstarrung. „Hizumi! Ich schwör dir, wenn du mich nicht sofort losmachst, reiß ich dir den Kopf ab!“ „Tsuka, halt seine Beine fest, bevor er mir noch ein blaues Auge schlägt.“ Ich schluckte und war für einen langen Moment nicht fähig, irgendetwas zu tun. Nur schauen konnte ich, schauen und mich wundern, während Karyus Gekeife immer lauter und wütender wurde. Unser Leader hatte schon einen ganz roten Kopf, was sich unglaublich mit dem rosafarbenen Tape biss, das Hizumi gerade kunstvoll um ihn wickelte und so dafür sorgte, dass der Große nur noch mühsam zappeln konnte. Das arme, unschuldige Ledersofa, das ich heute Mittag noch für ein Nickerchen genutzt hatte, wurde gerade zum Tatort eines Verbrechens und die Zeugen – Tsukasa und ich – schauten nur tatenlos dabei zu, wie Hizumi nun auch noch Karyus Knöchel zusammenband. Der Leader sah tatsächlich wie eine rosa Raupe aus, nur dass Raupen vermutlich ein weitaus kleineres Repertoire an Beschimpfungen aufweisen konnten. Holla, da klingelten ja sogar mir die Ohren, aber endlich konnte ich mich aus meiner Erstarrung lösen und die Tür hinter mir ins Schloss ziehen. Immerhin musste ja nicht jeder gleich sehen, was meine Bandkollegen hier veranstalteten, auch wenn es Dank Karyu wohl nicht lange ein Geheimnis bleiben würde. Hatte der schon immer ein derart lautes Organ? War mir neu, um ehrlich zu sein. „Zero! Jetzt schau nicht wie ein Auto, sondern hilf mir gefälligst.“ Aha, jetzt hatte auch die Raupe bemerkt, dass sie mit Tsukasa und Hizumi, die gerade wie die kleinen Schulmädchen kicherten und ihr Werk begutachteten, nicht mehr alleine war. Nett, hatte ja lange genug gedauert. „Warum sollte ich?“, brummte ich daher auch nur, stellte meine Reisetasche ab und wollte mich gerade setzen, um mir das Schauspiel noch etwas länger anzusehen, da fiel mein Blick auf den Schal, den Karyu heute während der Show getragen hatte. „Warum? Wie, warum? Hast du noch nie was von Solidarität gehört? Ich reiße euch allen dreien den Arsch auf, das garantiere ich euch!“, keifte der Leader weiter ohne zu bemerken, wie meine Laune bei seinen Worten im freien Fall Richtung Keller stürzte. Heiße Wut kochte in mir hoch und ich verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Wie konnte Karyu es wagen, so mit mir zu reden? „Ist ja nicht so, als hätten wir dieses Spielchen nicht schon gespielt …“, knurrte ich und registrierte mit einer gewissen Portion Genugtuung, dass nun wohl auch dem Leader aufgegangen war, was genau er soeben von sich gegeben hatte. „Zero …“ Oh ja, so sah ich ihn doch gleich viel lieber. Etwas eingeschüchtert und endlich auch mal leise. Ich sparte mir einen weiteren Kommentar und griff stattdessen nach dem dünnen Seidenschal. Mit einem ganz und gar bösartigen Zug um den Mund ging ich langsam auf ihn zu, den schwarzen Stoff demonstrativ durch meine Finger gleiten lassend. Für einen gänzlich irrationalen Augenblick flammte so etwas wie Hoffnung im Blick des Leaders auf, aber diese verschwand sogleich, als ich hinter das Sofa trat und ihm den Schal zwischen die Lippen schob. „Du hast jetzt erstmal Funkstille, mein Lieber“, raunte ich ihm ins Ohr und verknotete die Enden streng hinter seinem Kopf. „Uh, diese Ruhe.“ Tsukasa erwiderte mein Grinsen, während von Karyu nun nur noch unverständliches – und deutlich leiseres – Gebrabbel zu hören war. „Was ist das eigentlich für Zeug?“ Ich tippte auf das rosa Tape, das sich über Karyus Oberkörper zog und so seine Oberarme ebenso fixierte wie den Rest seines Körpers. Die Handgelenke mussten hinter seinem Rücken festgemacht sein, die Oberschenkel waren zusammengebunden, genau wie die Waden und Knöchel. Meine beiden Bandkollegen hatten echt ganze Arbeit geleistet. „Wenn das normales Klebeband ist, reißt er euch wirklich den Kopf ab.“ Ich verzog das Gesicht, als ich mir vorstellte, das Zeug von nackter Haut entfernen zu müssen. Epilieren war dagegen vermutlich ein Spaziergang im Park. Wieder glitt mein Blick über Karyu, blieb kurz an den bittenden Augen hängen, die ein unangenehmes Kribbeln in meinem Magen auslösten, und wanderte dann schnell weiter über den Rest seines Körpers. Verdammt. Erst jetzt fiel mir bewusst auf, dass er tatsächlich nichts weiter am Leib trug, als das rosa Tape und eine enge, schwarze Shorts. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die andere Hälfte von D’espairsRay und eine meiner nachwachsenden Augenbrauen wanderte ein Stück höher, als ich Hizumi mit einer alten Polaroid Kamera in der Hand erblickte. Schnell duckte ich mich zur Seite, um nicht mit auf dem Bild zu sein und stellte mich neben unseren leise lachenden Sänger. „Du spielst mit deinem Leben, das ist dir bewusst, ja?“, erwähnte ich mal ganz nebenbei, sollte Hizumi selbst noch nicht auf den Gedanken gekommen sein, dass Karyus Rache schrecklich werden würde. „Ich weiß, aber wie hätte ich so eine Chance nicht nutzen können, wenn mir die Fans schon Bondage-Tape schenken. Und dann auch noch rosafarbenes?“ Hizumi strahlte mich regelrecht an und ich blickte zu dem Päckchen hinüber, das er mir vorhin noch so aufgeregt unter die Nase gehalten hatte. „Bondage-Tape?“ Das war also in der Kiste gewesen und nun schmunzelte auch ich wieder. War schon witzig, was unsere Fans uns so schenkten. „Hier.“ Hizumi hielt mir das Polaroid hin und ich griff danach, schüttelte es, um dem Entwickler auf die Sprünge zu helfen. Man konnte ja sagen, was man wollte, aber das Foto passte doch zumindest vom Thema her zum Image unserer Band. „Wir sollten das Bild als Inspiration fürs nächste Fotoshoot nehmen, was meint ihr?“ Ich grinste in die Runde, während Hizumi noch ein paar Aufnahmen aus anderen Blickwinkeln schoss. Karyu indes war verstummt und schaute uns nur tödlich beleidigt an. Ich verbat es mir, Mitleid mit ihm zu haben und suhlte mich lieber noch ein paar Minuten länger in der Genugtuung, die sein wehrloser und gefesselter Anblick in mir hervorrief. Nach allem, was zwischen uns vorgefallen war, hatte er in meinen Augen wirklich jede Sekunde dieser Erniedrigung verdient. Eine Bewegung neben mir riss mich aus meinen racheerfüllten Gedanken und ich legte fragend die Stirn in Falten, als ich beobachten konnte, wie Tsukasa betont beiläufig in Hizumis Päckchen griff und eine weitere Rolle Klebeband – diesmal ein schwarzes – daraus hervorzog. Reflexartig ging ich in Habachtstellung, immerhin wollte ich nicht so enden wie der große Oger, aber Tsukasa verstaute die Rolle nur auffällig unauffällig in seiner Umhängetasche und tat so, als wäre absolut nichts gewesen. Okay … wollte ich nun wirklich wissen, was unser Drummer mit dem Tape noch vorhatte? Nein, um ehrlich zu sein, ganz gewiss nicht. Ich schärfte mir lediglich ein, in nächster Zeit weder mit ihm, noch mit Hizumi alleine zu sein. Sicher war sicher. „Denkst du nicht, du hast jetzt genug Bilder?“ Tsukasa legte einen Arm um Hizumis Schultern und nahm die Fotos entgegen, die der Sänger so eifrig geschossen hatte. „Ich muss schon sagen, Karyu, du bist ein wirklich fotogenes Modell. Willst du die Bilder auch mal sehen?“ Der Drummer trat näher und hielt der gefesselten Raupe die Fotos unter die Nase, sprang dann aber mit einem halb erschrockenen, halb amüsierten Laut zur Seite, als Karyu es tatsächlich schaffte, selbst mit gefesselten Beinen nach ihm zu treten. „Er scheint deine Kunst nicht zu würdigen, Hizu.“ Die beiden lachten erneut los und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ein Gutes hatte die ganze Sache hier, meine Laune war wieder gestiegen. „Scheint so.“ Hizumi kicherte, stellte die Kamera beiseite und schlüpfte in seine Jacke. „Dann lass uns gehen. Wer meine Kunst nicht zu würdigen weiß, kann sich bestimmt auch selbst befreien.“ Karyus geweitete Augen und das unverständliche Keifen waren derart komisch, dass nun auch ich herzhaft loslachen musste. Ich tat es Hizumi gleich, zog mir meine Jacke an und schulterte die Tasche, bevor wir zu dritt den Aufenthaltsraum verließen. ~*~ Bis wir in der Tiefgarage angekommen waren, hatte ich mir erfolgreich einreden können, dass Karyu es verdient hatte, dort oben im Aufenthaltsraum zu hocken und verzweifelt zu versuchen, sich von dem Tape zu befreien. Aber je näher ich unserem Van kam, desto lauter wurde mein schlechtes Gewissen. „Ihr wollt ihn wirklich alleinlassen?“ Zweifelnd blickte ich in die Runde und erntete nur ein Schulterzucken von meinen beiden Kollegen. „Du machst dir wie immer viel zu viele Sorgen, Zero. Ich hab ihm mein Taschenmesser neben die Kamera gelegt. Wenn er fertig ist, mich und die Welt zu verfluchen, wird er das schon finden.“ Hizumi grinste noch immer wie die Katze, die den Kanarienvogel gefressen hatte und auch Tsukasa erschien mir eher in Gedanken, als auch nur im Ansatz besorgt. „Hizumi hat recht, was soll schon großartig passieren?“ „Er könnte von der Putzmannschaft vergewaltigt werden“, erwiderte ich mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, dachte mir jedoch insgeheim, dass das vielleicht gar nicht so weit hergeholt war. Hizumi gackerte erheitert und auch Tsukasa grinste, was mich darin bestätigte, dass die beiden tatsächlich rein gar nichts Negatives daran sahen, unseren Leader gefesselt und geknebelt in einem Raum zurückzulassen, in dem er jederzeit gefunden werden konnte. „Und es könnte unserem Ruf schaden“, setzte ich daher noch hinterher. „Welchem Ruf?“ Tsukasa zog eine Augenbraue nach oben. „Wir gelten doch sowieso als pervers und sexsüchtig, das würde Karyu also nur noch unterstreichen.“ „Okay.“ Ich ließ geschlagen die Schultern hängen und wollte mir durchs Haar fahren, stieß jedoch nur auf die Wollmütze. Vermutlich würden sie mich nun wieder als Bandmutti oder Glucke bezeichnen, aber ich konnte eben auch nicht aus meiner Haut. „Ich geh zurück und mach ihn los. Wir können ihn nicht einfach so da oben versauern lassen.“ Für einen Moment kehrte Stille ein, als sich die Blicke von Hizumi und Tsukasa gleichermaßen nachdenklich auf mich richteten, dann zuckten die beiden nur wieder synchron die Schultern und nickten. „Hizumi und ich fahren öffentlich, dann hast du später den Van.“ „Später?“ Ich kniff verärgert die Augen zusammen und funkelte Tsukasa an. „Was willst du andeuten?“ „Nichts.“ Der Drummer winkte ab, legte einen Arm um Hizumis Schulter und machte Anstalten, die Rampe der Tiefgarage nach oben zu gehen. „Frohe Weihnachten.“ „Ja, frohe Weihnachten, viel Spaß und halt Karyu von seinen Mordgelüsten ab, sonst sieht es mit unserer Bandkarriere mau aus“, quäkte der Sänger mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Gerade hätte ich vielmehr Lust, seine Mordgedanken noch anzufachen“, knurrte ich, bekam erneut aber nur heiteres Lachen zur Antwort. „Idioten.“ Deutlich miesgelaunt machte ich also wieder auf dem Absatz kehrt und stapfte die Stufen nach oben, um meinen Leader zu retten. Warum musste ich auch so ein ausgeprägtes Gewissen haben? Das war Karyu nicht einmal im Ansatz wert. ~*~ „Hizumi?“ „Mh?“ „Denkst du wirklich, das war eine gute Idee? Was, wenn sie sich jetzt erst recht streiten?“ „Ach Quatsch. Zero muss nur ein bisschen seinen aufgestauten Frust loswerden, dann ist wieder alles in Ordnung. Und es ist ja nicht so, als würde Karyu das nicht aushalten können.“ „Na, ich weiß ja nicht.“ „Vertrau mir, Tsukasa, ich weiß, was ich tue.“ „Das sagtest du auch, als wir Zero abgefüllt haben und nun siehst du ja, wohin das geführt hat.“ „Darum mache ich es ja auch wieder gut.“ „Das glaube ich erst, wenn die beiden wieder normal miteinander reden.“ Für einen Moment schwiegen die beiden Musiker, während sie aus der Tiefgarage ins Freie traten, wo der einsetzende Schneefall bereits die Grünanlagen mit einer dünnen, weißen Schicht überzogen hatte. „Hizu? Kommst du noch mit zu mir? Ich hab da eine Kleinigkeit, die ich dir zeigen will.“ „Ein Geschenk?“ „Sowas in der Art.“ „Okay.“   -_-_-_-_- Genau wie Tsukasa und Hizumi hab ich mal den Turbo eingelegt und präsentiere euch heute schon das zweite Kapitel meiner kleinen FF zur Winter-/Weihnachtsaktion auf fanfiktion.de. Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ich würde mich auch diesmal sehr über Feedback freuen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)