Stupid Orange Curtain von Mika-cha (Naruto x Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: Stupid Orange Curtain -------------------------------- Stupid Orange Curtain 。・゚゚・  ・゚゚・。 Naruto wusste, dass Sasuke einen guten Grund dazu hatte, wütend auf ihn zu sein. Er war sich ebenso im Klaren, dass Sasuke wahrscheinlich nicht den großen Drang hatte, mit ihm zu reden oder sich bei ihm zu melden. Doch schon seit einer Woche seinen festen Freund zu ignorieren, konnte der Chaot nicht nachvollziehen. „Verdammt, Sasuke!“ Seufzend legte Naruto sein Handy wieder neben sich auf das weiche Sofa und lehnte sich an ein Kissen, um daraufhin deprimiert den Kopf in den Nacken zu legen. Das war nun schon wahrscheinlich der fünfzigste unbeantwortete Anruf an Sasuke; von den ganzen Textnachrichten abgesehen, denen ebenfalls keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Müde richtete sich Naruto auf und lief in die angrenzende Küche seiner Zwei-Zimmer-Wohnung, stolperte aber fast an der Leiter, die ziemlich ungünstig zwischen Küche und Wohnzimmer stand. Der Blonde betrachtete diese und sein Blick fiel auf den halb aufgehängten, knall-orangen Vorhang, den er sich knapp vor einer Woche zugelegt hatte, da a) Orange seine Lieblingsfarbe war und b) seine erst vor einem Monat neu eingerichtete Wohnung mehr Farbe brauchte. Es war natürlich fragwürdig und wahrscheinlich absolut bescheuert, einen Vorhang nur halb aufzuhängen und dabei eine Woche die Leiter vor dem Fenster stehen zu lassen. Doch das alles hatte selbstverständlich gute Gründe. Als Naruto angefangen hatte das Stückstoff anzuhängen, war ihm aufgefallen, dass er dabei war, dieses falsch herum an das Metall zu schieben, weshalb er verärgert von dem Vorhang abgelassen und beschlossen hatte, es am gleichen Abend richtig zu machen. So wie eben Naruto war, kam er nicht dazu und wollte es am Tag darauf versuchen, wenn die Sache mit Sasuke nicht dazwischen gekommen wäre … Hungrig von dem ganzen Stress öffnete Naruto seinen Kühlschrank und stellte fest, dass er nur ein halb offenes Ramenpäckchen und Tomaten zu essen hatte. Bei dem Blick auf die Cherrytomaten biss sich der Chaot auf die Unterlippe. Sasuke mochte Tomaten. Sein absolutes Lieblingsgemüse; so wie es Naruto im Laufe ihrer Beziehung, die schon ein halbes Jahr andauerte, aufgefallen war. Und weil Naruto ein guter Freund war, hatte er für den Schwarzhaarigen immer seine Lieblinge bereit und das obwohl er selbst gerade nichts vernünftiges zu Essen fand – die halbe Ramenpackung zählte er nicht dazu. Der Uzumaki war aber kein guter Freund. Ein guter Freund würde seinen Partner nicht von einer Prüfung abhalten, auf die er seit Wochen hingearbeitet hatte. Es war ganz und gar nicht Narutos Absicht gewesen und trotzdem war er an allem schuld. Er sah ein, dass er Sasuke am letzten Tag vor seiner Prüfung nicht zu sich hätte drängen sollen, als dieser meinte, dass er sich lieber Zuhause nochmal seine Unterlagen anschauen wollte. Er hätte darauf achten sollen, dass Sasuke auch wirklich alles wieder mitnahm, als er Narutos kleine Wohnung verlassen hatte. Und Naruto hätte sicherlich nicht verschlafen dürfen, als Sasuke ihn am Morgen der Prüfung bestimmt zehn Mal angerufen hatte, um ihn zu bitten, seinen Studentenausweis zu ihm zum Bahnhof zu bringen, den er am Tag vor der Prüfung unglücklicherweise bei Naruto liegen gelassen hatte, ohne den er aber nicht zur Prüfung antreten konnte. Was dann auch so gewesen war: Sasuke konnte nicht zu seiner Prüfung in der Universität erscheinen, weil Naruto zu aufdringlich und egoistisch gewesen war. Er wusste nicht, ob die Prüfung eine große Bedeutung für Sasukes Studium gehabt hatte, doch dass dieser sich eine Woche nicht bei ihm meldete, war Antwort genug. Bei den aufkommenden Erinnerungen machten sich in Naruto wieder die vielen Schuldgefühle breit, mit denen er schon seit Tagen kämpfte. Frustriert schnappte sich der Blonde doch noch seinen Ramen und schob diesen in die Mikrowelle, die er auf zwei Minuten stellte. Während sein Essen anfing warm zu werden, lehnte sich Naruto an den Küchentisch und legte die Hände in den Nacken. Er musste sich irgendwie ablenken, denn je weiter er über den Vorfall von vor einer Woche dachte, desto schlechter fühlte er sich, was er zwar verdient hatte, er aber trotzdem später noch in den Supermarkt zur Arbeit musste, um mit einem falschen Lächeln die Kunden zu bedienen. Es war zumindest seit einer Woche falsch, denn Naruto war nicht wirklich nach dem Ereignis mit Sasuke zu lachen zumute, obwohl er dies sonst immer gerne tat und deshalb seinen Job im Supermarkt liebte. Er hatte zwar nicht vor sein ganzes Leben in dem kleinen Lebensmittelladen zu arbeiten, doch es reichte, um etwas Zeit hinauszuzögern, bis sich Naruto hundertprozentig sicher war, was er mit seinem Leben vorhatte. Er dachte dabei natürlich an das Zusammenarbeiten mit Menschen, da er selbst eine ziemlich offene und freundliche Person war. Als Naruto seinen Ramen aufgegessen hatte und die Packung achtlos in den schon überfüllten Mülleimer warf, betrachtete er auf dem Weg ins Wohnzimmer den Vorhang. Hmh … es wäre sicherlich praktisch, wenn er das Ding endlich mal richtig aufhängen würde. Zumal er wirklich gespannt war, wie es als Ganzes wirkte und ob es dem Raum wirklich mehr Farbe verlieh, wobei Naruto das nicht anzuzweifeln schien, als er nochmals zum knalligen Orange schaute. Da er sich sowieso gerade ablenken musste, stieg Naruto auf die Leiter und ignorierte die Bedingungsanleitung, die besagte, dass man die Leiter auf geraden und nicht auf unebenen Boden stellen sollte. Da die Küche aus Fliesen bestand und das Wohnzimmer einen Teppichboden besaß, hatte er aber gar keine andere Möglichkeit, die Leiter anders aufzustellen – sonst würde er nicht an das Fenster herankommen. Oben angekommen betrachtete der Blonde seinen misslungenen Versuch von vor einer Woche. Seufzend griff er nach dem weichen Stoff und schob diesen erstmals aus dem Metall. Dann drehte er den Vorhang auf die richtige Seite - die überraschend knalliger war - und fing an, die Löcher einzeln zurück in den Stab zu schieben. Sasuke würde ihn wahrscheinlich umbringen, wenn er die Gardine sehen würde – er mochte keine auffälligen Farben und trug meist nur schwarze oder dunkelblaue Kleidung, was sich in seiner Einrichtung ebenfalls widerspiegelte. Naruto lachte leise auf, als er sich selbst dabei erwischte, wieder an seinen Freund zu denken, was er eigentlich genau vermeiden wollte. Er versuchte sich nichts weiter vorzumachen und dachte weiter an Sasuke, während er seiner Tätigkeit, den Vorhang richtig anzuhängen, nachging. Sasuke war das totale Gegenteil von ihm – ruhig, ordentlich und intelligent, wobei sich Naruto beim Letzteren nicht als dumm bezeichnen würde. Sasuke konnte sich einfach viel besser ausdrücken und schien eine Begabung im Umgang mit Worten zu haben. Er studierte Geschichte, was Naruto anfangs wirklich beeindruckt hatte – Sasuke wirkte sowieso sehr belesen und dass er dann auch noch Interesse an vergangenen Ereignissen hatte, fand er faszinierend. Bei den Gedanken an vergangen Ereignissen, wünschte sich der Uzumaki, dass ihr Ereignis irgendwann ebenso in der Vergangenheit schwelgen sollte – er hasste es der Grund für einen Streit zu sein und wollte es so schnell wie möglich wieder gut machen, was jedoch nicht ging, wenn Sasuke ihn weiter ignorierte. Als Naruto abrupt von dem Vorhang abließ, um sich verärgert in die Haare zu fassen, hatte er nicht damit gerechnet, die Leiter zu sehr mit seiner energischen Bewegung belastet zu haben. Obwohl Naruto versuchte sich noch Aufrecht zu halten, kippte die Leiter um und er kam mit einem lauten Schrei laut auf dem Boden auf, stieß sich allerdings hart an der Ecke des Tisches in der Küche. Schwindel überkam den Blonden, als er an die Decke starrte und eine warme Flüssigkeit seine Stirn hinab fließen fühlte. Benommen fasste sich Naruto an die Stirn und schaute dann auf seine Hand. Rot. Blut. Blut, das aus seinem Kopf quoll. Naruto war echt kein Mensch, der Blut sehen konnte – erst recht nicht, wenn es seins war, weshalb ihm noch schlechter wurde, als durch die Verletzung sowieso schon. Er erinnerte sich daran, wie er sich beim Äpfel schneiden seinen Finger geschnitten hatte und deshalb beinahe umgekippt war, obwohl die Wunde nicht mal so breit wie eine Nadel gewesen war. Dass nun reichlich mehr Blut aus seinem verdammten Kopf floss, ließ ihn schwarz vor Augen werden. Naruto wusste nicht, wie lange er schon auf dem Boden lag, als er seine Augen wieder öffnete. Er wusste nur, dass er sich kein Stück bewegt hatte, aber noch nicht allzu viel Zeit verloren gegangen sein müsste, da das Blut an seiner Stirn noch nicht vertrocknet war. Vielleicht war er nur für dreißig Sekunden bewusstlos gewesen, oder eine Minute. Der Blonde versuchte sich daran zu erinnern, wo er sein Handy gelassen hatte und stieß ein erleichtertes Stöhnen aus, als er das besagte Gerät in seiner Hosentasche spürte. Als er das Handy vor sein Gesicht hielt, stellte er fest, dass er sein Display nur verschwommen wahrnahm. Ganz toll. Gerade als er versuchen wollte, ins Menü zugehen, fiel ihm das Handy plötzlich ins Gesicht, was ihm mehrmals in der Nacht passierte, wenn er dabei war, etwas in seinem Bett im Internet rumzusurfen – doch in dieser Situation war es weitaus nerviger, als nachts in seinem weichen Bett, wo er bei vollem Bewusstsein war. Es war nicht zu vergleichen mit dem kalten, harten Boden und seinem benommenem Zustand; von dem Blut neben seinem Kopf mal ganz abgesehen. Erschöpft griff Naruto in sein Gesicht und schaute dann auf das nun mit blutbeschmierte Display, was Naruto kurz wieder in eine Schwindelphase brachte. Doch er riss sich zusammen und schaffte es doch noch irgendwie in seine Kontaktliste. Wen sollte er nun anrufen? Seinen langjährigen Kiba? Bei dem Gedanken erinnerte sich Naruto daran, dass Kiba gar nicht in der Stadt war. Sein Hunde-liebender Freund hatte frei und wollte an diesem Wochenende mit seiner Freundin Hinata nach Osaka, um dort die Eltern der Hyuga zu besuchen. Den konnte er schon mal streichen. Was war mit … Sakura? Narutos Kindheitsfreundin. Sakura war ganz sicher in der Stadt und hatte heute … Uni. Obwohl Sakura wohl die beste Wahl für die aktuelle Situation gewesen wäre, da diese Medizin studierte, erinnerte sich Naruto, dass die Rosahaarige vor einigen Wochen noch meinte, dass bald die Prüfungsphase beginnen würde und sie wahrscheinlich für mindestens einen Monat nicht wirklich erreichbar wäre. Naruto wollte nicht eine weitere vertraute Person von seinen Prüfungen abhalten. Der einzige, der nun in Frage kommen könnte, wäre Sasuke, der freitags keine Vorlesungen hatte. Naruto wählte seine Nummer in der Kontaktliste, wusste aber, dass dieser wahrscheinlich nicht abnehmen würde. Warum sollte Sasuke unbedingt jetzt rangehen, wenn er sich die ganze Woche nicht bei ihm gemeldet hatte? Als die Mailbox anging, wurde Narutos Annahme bestätigt. Was sollte er nun tun? Ihm eine Nachricht schreiben? Er glaubte kaum, dass er dazu in der Lage war, da er schon Schwierigkeiten damit gehabt hatte, die Nummer zu wählen. Naruto bemerkte, dass er immer noch an der Mailbox war. Er hatte keine Ahnung, ob Sasuke diese aufrief – in den letzten Tagen hatte er oft genug auf seine Mailbox gesprochen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich der Schwarzhaarige seine Nachrichten durchlas, auch wenn er das nicht kontrollieren konnte – also warum sollte Sasuke dann nicht seine Mailbox aufrufen? Wenn Naruto in Sasukes Lage wäre, hätte er aus Neugier einen Blick in die Nachrichten gewagt – einfach nur umzuschauen, was sein Freund ihm zu sagen hatte, ohne darauf antworten zu müssen. Sasuke war zwar nicht wie Naruto, doch in diesem Augenblick musste er einfach hoffen, dass sie in diesem Punkt gleich tickten. Da es für Naruto momentan sowieso keine andere Option gab, entschied er sich einfach in die Mailbox reinzusprechen. „Hey …“, fing er müde an, „ich weiß, dass du gerade keinen Bock auf mich hast. Aber ich … “, Naruto stöhnte auf, als sich ein Schmerz durch seinen Kopf zog, „ich kann gerade keinen anderen erreichen und bräuchte echt deine Hilfe. Weißt du noch, als ich dir erzählt habe, dass ich mich beim Äpfel schneiden geschnitten habe und fast umgekippt wäre, obwohl der Schnitt richtig klein war?“, er hob seine freie Hand in die Höhe und betrachtete seine blutigen Finger, „ich-“, gerade als Naruto weiter sprechen wollte, nahm plötzlich jemand am anderen Ende der Leitung ab. „Was ist los, Naruto“, sprach eine ruhige und gefasste Stimme, in der ein leicht besorgter Unterton mitschwang. Naruto wusste es: sie tickten in diesem Punkt gleich. Er war so froh, Sasukes Stimme wieder hören zu können, dass er beinahe vergaß zu antworten. „Mann, ich bin von der Leiter gefallen“, stöhnte Naruto wieder und fasste sich an die Stirn, zischte aber laut, als er genau in die Verletzung fasste. „Wo bist du?“, stellte Sasuke eine weitere Frage, während der Blonde im Hintergrund einen Knall vernahm. Wahrscheinlich hatte Sasuke gerade seine Wohnung verlassen. „Zuhause. Ich wollte so einen blöden Vorhang aufhängen, aber dann … keine Ahnung, ich bin einfach gefallen“, Naruto ignorierte, dass er nicht auf die Bedienungsanleitung geachtet hatte – ihm war es im Moment total egal, er war einfach nur glücklich, dass Sasuke mit ihm sprach und auf dem Weg zu ihm war. „Ich bin gleich da. Wo hast du dich verletzt?“ Naruto überlegte. Abgesehen von seiner Platzwunde an der Stirn, schien er nur Rückenschmerzen vom harten Aufprall zu haben. „Fuck, mein Kopf“, erwiderte der Blonde und kniff die Augen zusammen, als er wieder einen Schmerz spürte und sich allmählich wieder ein Schleier vor seine Augen legte, beim Blick auf das Blut. Es war nicht die Wunde an sich, die ihn so schlecht machte. Es war bloß das Blut, „mein Kopf“, wiederholte Naruto, „ich blute an der Stirn, aber sonst ist glaube ich alles okay“, erklärte er und hörte am anderen Ende der Leitung Sasuke leise aufatmen. „Üb' mit irgendwas, was gerade in deiner Nähe liegt, Druck auf die Wunde aus und bleib da, wo du bist“, kam es von ihm wieder gefasst. „Ich soll hier bleiben? Ich schaffe es glaube ich bis zum Sofa, ich-“ „Du bleibst da, wo du bist, Naruto“, wiederholte Sasuke mit einem beißenden Unterton, bei dem Naruto gar nicht anders konnte, als zu gehorchen. „Der Zweitschlüssel liegt unter'm Fußteppich“, war das letzte, was Naruto sagte, bevor Sasuke auflegen musste, da der Empfang in der U-Bahnstation nachgab. Naruto schaute sich in seiner Umgebung um und suchte nach etwas, womit er seine Wunde versorgen konnte. Druck sollte er ausüben … doch es lag nichts Brauchbares in der Nähe. Da Naruto genug davon hatte, weiter über seine Situation nachzudenken, setzte er den ersten Versuch an, sich etwas aufzurichten, um sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Dann knüllte er das Stückstoff klein und drückte es sich gegen die Stirn. Dabei blieb er aufrecht sitzen, was sich für einige Sekunden sogar angenehm anfühlte, nach mehreren Minuten er aber das Bedürfnis hatte, wieder rückwärts umzukippen. Als Naruto endlich den Schlüssel im Schloss drehen hörte und Sasuke in die Wohnung trat, atmete er erleichtert aus. Da er Sasuke nicht viel von dem kleinen Unfall erzählt hatte, schaute der Uchiha mit geweiteten Augen auf den am Boden liegenden Blondschopf, dessen linke Gesichtshälfte voller Blut war und auch sein Handy und der Boden blutig verschmiert waren. Dann viel Sasukes Blick auf die umgekippte Leiter und auf den orangen Vorhang. Langsam richteten sich seine Augen wieder zu Naruto und Sasuke kniete sich zu ihm hin, als der Uzumaki wieder versuchte, sich aufrecht hinzusetzen. „Ein Wunder, dass du überhaupt noch bei Bewusstsein bist“, sprach Sasuke und übernahm das Druckausüben auf die Wunde. Naruto lachte schwach. „Ich glaub, ich war für einige Sekunden weg“, erzählte er und erinnerte sich an die ersten Minuten, in denen er keinen Plan gehabt hatte, was überhaupt geschehen war, „aber keine Ahnung, wie lange“, fügte er knapp hinzu und grinste breit, da er kaum glauben konnte, dass Sasuke gerade vor ihm kniete und mit ihm redete. Der Schmerz schien wie vergessen zu sein; für ihn zählte nur der Schwarzhaarige. Sasuke, der bei Narutos Erzählung die Lippen zu einer geraden Linie zog und zusammenpresste, stützte seinen Freund und hievte ihn hoch, um ihn ins angrenzende Wohnzimmer zuführen und ihn auf das Sofa zu befördern. „Wir müssen ins Krankenhaus“, stellte Sasuke fest, als er sich Narutos Wunde genauer anschaute und diese wohl tiefer als gedacht war. „Weißt du, dass ich an dich denken musste, als ich den Vorhang aufgehangen habe?“, platzte es aus Naruto heraus und er beobachtete, wie sich Sasukes Kiefer verspannte. Anscheinend dachte er, dass er an dem Sturz schuld wäre, doch das war gar nicht Narutos Absicht gewesen. Er wollte ihm nur klarmachen, dass er keine Sekunde aufgehört hatte, an ihn zu denken; selbst bei dem banalen Aufhängen eines verdammten Vorhangs. „Ich hol dir ein Tuch“, antwortete Sasuke nur und ignorierte die Aussage seines Freundes. Er nahm Narutos blutiges Shirt mit und lief in Richtung Bad. Naruto seufzte auf und bekam eine Gänsehaut, als plötzlich ein kalter Windstoß durch das Fenster hinein wehte, da er Oberkörper-frei im Wohnzimmer saß. Er schaute auf sich herab und entdeckte eine leichte Blutspur auf seiner Brust, die Naruto eine doppelte Gänsehaut einjagte. Als Sasuke aus dem Badezimmer zurückkam, kniete er sich wieder vor den Uzumaki und begann sein Gesicht zu säubern. „Wie geht es dir?“, fragte Sasuke nach einiger Zeit, in der keiner von den beiden ein Wort gesagt hatte. Naruto, weil er Sasukes Fürsorge genoss und Sasuke, weil er vielleicht nicht wusste, was er hätte sagen sollen. „Solange du mit mir sprichst, geht es mir prima“, grinste der Chaot bis beide Ohren. Sasuke, der seine linke Hand auf Narutos Schulter gestützt hatte, verhärtete seinen Griff. „Ich meine es ernst, Naruto“, presste er zwischen seinen Lippen hervor und schaute in azurblaue Augen, die gar nicht mehr aufhörten zu strahlen. „Ich auch, Sasuke“, erwiderte Naruto nur. Sasuke, der aufseufzte und zu Narutos Bedauern mit dem Säubern fertig zu sein schien, erhob sich und zuckte sein Handy hervor. „Ich rufe ein Taxi. Dann gehen wir ins Krankenhaus“, erklärte er seinen Plan und wollte gerade eine Nummer wählen, als Naruto plötzlich nach seinem Handgelenk griff. „Ich gehe nicht ins Krankenhaus, bevor ich mit dir reden kann“, kam es von ihm ungewohnt ernst - sein bis vor eben strahlendes Grinsen hatte sich in binnen von Sekunden in einen harten Ausdruck gewandelt. „Naruto“, Sasuke schaute ihn mit einem warnenden Blick an und verspannte sich wieder. Er versuchte den Griff von Naruto zu lösen, doch dieser hielt ihn eisern fest. „Ich gehe nirgendwo hin, wenn du mir nicht zuhörst.“ Naruto wusste, dass er sich eigentlich nicht das Recht nehmen konnte, Sasuke so unter Druck zu setzen, doch nach einer Woche Funkstille wollte er sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen. Sasuke schaute weiter auf sein Handy, wählte mit seiner freien Hand schlussendlich doch die Nummer des Taxiunternehmens und gab der Person am anderen Ende Leitung Narutos Adresse. Naruto schaute seinen Freund etwas überrascht an, da er eigentlich gedacht hatte, ihn überzeugt zu haben. Doch als Sasuke sein Handy wieder in seine Jackentasche schob und sich auf den kleinen Tisch direkt vor Naruto setzte, schaute er verwirrt auf. „Du hast zehn Minuten“, sprach der Uchiha, „du hast zehn Minuten, bis das Taxi kommt“, fuhr er fort und auf den Lippen des Chaoten bildete sich wieder sein typisches Lächeln. Als Naruto, Sasukes volle Aufmerksamkeit hatte und seine pechschwarzen Augen auf sich spürte, legte Naruto nervös die Hand in den Nacken. „Es tut mir wirklich, wirklich leid, was deine Prüfung angeht“, begann er, „ich habe nicht erwartet, dass das alles so ablaufen würde. Ich hätte dich auch nicht an dem Abend davor dazu drängen sollen, bei mir zu bleiben … das war egoistisch“, Naruto schaute kurz auf und bemerkte, dass Sasuke ihn ununterbrochen anblickte. Obwohl er genau das wollte, machte ihn sein Blick trotzdem total unsicher, „und ich fühl mich auch verdammt scheiße, weil ich an dem Tag, an dem du deine Prüfung hattest, verpennt habe. Ich wäre natürlich sofort zum Bahnhof gekommen, wenn ich deine Nachrichten früher gesehen hätte“, Naruto schluckte und hoffte, dass Sasuke nicht genervt von seinen Worten war, da er Gleiches schon in den letzten Tagen per Handy zu ihm gesagt hatte, „ich kann total nachvollziehen, dass du wütend auf mich bist. Ich mein, es geht um eine Prüfung, die für dich wahrscheinlich sehr wichtig war, so viel, wie du gelernt hast“, er machte eine kurze Pause und schaute sich im Raum um, da er Angst davor hatte, in Sasukes Augen schon eine Antwort auf seine Entschuldigung sehen zu können, „wenn du denkst, dass ich dein Leben irgendwie aus der Bahn werfe, weil ich dich zu sehr von deiner Arbeit ablenke, dann kann ich das verstehen. Du musst es mir nur sagen.“ Okay, das war etwas, was Naruto nicht in den ganzen Nachrichten an Sasuke erwähnt hatte. Es klang scharf nach einer Andeutung auf eine Trennung, was Naruto selbst überraschte, da er gar nicht darauf hinauswollte. Er biss sich verärgert über sich selbst auf die Unterlippe und würde sich am liebsten selbst eine Ohrfeigen. Er wollte sich mit Sasuke versöhnen und nicht ihre Beziehung beenden, verdammt! „Ich will nicht mit dir Schluss machen, Naruto“, sprach Sasuke nach einer Weile, in der der Blonde still auf den Boden gestarrt hatte. Der Uzumaki schaute auf und blickte in ein entschlossenes, schwarzes Augenpaar. Sasuke seufzte, nahm sich eine Minute für sich, wendete sich dann aber wieder voll und ganz Naruto zu. „Ich war wütend“, fing er an, „ich war wütend, als ich am Bahnhof stand und bemerkt habe, dass ich meinen Studentenausweis nicht bei mir hatte. Ich war wütend, als du nicht an dein Handy gegangen bist und ich war auch wütend, als mir in der Uni gesagt wurde, dass ich ohne meinen Ausweis nicht an der Prüfung teilnehmen kann“, erzählte er ehrlich und beobachtete Narutos verletzten Ausdruck, „ich war auch wütend auf dich, aber ich denke, das Recht dazu, durfte ich mir nehmen“, der Blonde nickte zaghaft, da er absolut das Recht hatte, auf ihn sauer zu sein, „trotzdem hielt die Wut nicht lange an. Gleich am Tag darauf habe ich mich auf meine andere Prüfung vorbereitet und keine Zeit gehabt, mich weiter mit dem Gedanken an die Verpasste auseinanderzusetzen“, das erklärte, weshalb er sich kaum gemeldet hatte, „ich hatte keine Lust, irgendjemanden zu sehen. Wegen der verpassten Prüfung, hatte ich zudem totalen Stress in der Uni und musste mich um einiges kümmern, damit ich nächstes Semester teilnehmen kann“, Naruto atmete innerlich erleichtert aus, als es sich nicht um eine existentielle Prüfung handelte, sondern um eine, die man nachholen konnte, „aber ich würde nie wegen einer banalen Prüfung mit dir Schluss machen“, stellte Sasuke zuletzt klar und schaute Naruto eindringlich an, „mein Leben bringst du auch nicht aus dem Konzept, falls du das denken solltest. Ich brauchte nur etwas … Ruhe.“ Naruto schaute Sasuke mit geweiteten Augen an und konnte nicht glauben, dass er nicht mehr wütend auf ihn war. Er war größtenteils nur gestresst gewesen und hatte Zeit für sich gebraucht. Auf dem Gesicht des Blondschopfs bildete sich ein fettes Grinsen und er konnte sich nicht davon abhalten, sich nach vorn zu Sasuke zu beugen und seine Lippen auf die des Schwarzhaarigen zu pressen. Eine Woche. Eine Woche, in denen er die unfassbar weichen Lippen seines Freundes nicht gespürt hatte. Sasuke, der mit dem überstürzten Kuss nicht gerechnet hatte, verkrampfte sich augenblicklich, entspannte sich aber schnell wieder, als Naruto seine Hand in den Nacken des Uchihas legte. Der Chaot grinste in den Kuss hinein – erogene Zone. Als beiden die Luft ausging, lösten sie sich wieder und Naruto spürte, dass auch von Sasukes Schultern eine große Last fiel – ihn hatte ihr kleiner Kontaktabbruch wohl auch mitgenommen und das auch noch ausgerechnet in der Prüfungsphase. Naruto strich Sasuke eines seiner langen Strähnen hinter sein Ohr und schaute ihn glücklich an. „Eigentlich bin ich jetzt ziemlich froh, dass ich von der Leiter gefallen bin. Interessant, dass wir die gleiche Angewohnheit haben, die Nachrichten von jemandem abzurufen, den wir eigentlich ignorieren“, grinste er und blickte in Sasukes Gesicht, das keinesfalls ertappt wirkte. Im Hintergrund hörte man ein Auto hupen, das wohl das Taxi sein müsste. „Hn. Wir sollten langsam ins Krankenhaus. Ich glaube, die Verletzung scheint dir zu Kopf zu steigen“, lenkte der Uchiha ein und erhob sich. „Du Witzbold“, Naruto verdrehte die Augen und fasste sich vorsichtig an die Stirn … 'die Verletzung zu Kopf steigen' … ha. Sasuke verschwand kurz in seinem Schlafzimmer, um ihn ein Oberteil und seine Geldbörse mit seiner Krankenkassenkarte zu holen. „Ach ja“, fiel Naruto ein, als Sasuke mit ihm Richtung Tür lief, nachdem er sich – mithilfe seines Freundes – angezogen hatte und bereit war, das Haus zu verlassen, „ich muss noch im Supermarkt anrufen und sagen, dass ich heute nicht kommen kann“, erklärte er und schaute sich nach seinem Handy um. „Das kannst du im Taxi mit meinem Handy machen. Dein's ist total verschmiert“, gab Sasuke wieder und wollte den Uzumaki aus der Wohnung hieven, doch dieser schien einen weiteren Grund gefunden zu haben, nicht ins Krankenhaus zu müssen. „Hey, wie findest du eigentlich meinen neuen Vorhang? Ziemlich cool, 'ne?“ Sasuke rollte mit den Augen und warf den Chaoten einen tödlichen Blick zu, als er ahnte, warum Naruto die ganze Aktion hinauszögerte. „Naruto, sie werden dich im Krankenhaus versorgen, nicht umbringen.“ Trotzdem blickte er zu dem Vorhang, auf den der Blonde gedeutet hatte und zog eine Grimasse. „Die Farbe ist grässlich.“ Naruto schnaubte. „Wenn du weiter über meine Lieblingsfarbe lästerst, überlege ich mir das nochmal mit dem Krankenhaus“, erwiderte er daraufhin gespielt gereizt, was Sasukes Geduldsfaden endgültig zum Reißen brachte. Er zog den Blonden mit einem Ruck aus der Wohnung und schloss die Tür hinter sich zu. „Fuck“, kam es von Naruto, der sich an die Stirn fasste und frisches Blut spürte, „es blutet wieder.“ Resigniert starrte er seine Hand an und ihm schien wieder schwarz vor Augen zu werden. „Naruto, nicht jetzt, wir sind gleich da“, Sasuke zog den Blonden die Treppen herunter, „du kannst im Taxi umkippen.“ „Ich hätte nicht in den fünften Stock ziehen sollen“, kam es von Naruto benommen, ehe er langsam die Augen schloss und das Bewusstsein verlor. Sasuke fing ihn noch rechtzeitig auf und seufzte. Er hätte nicht gedacht, dass der Tag so enden würde und er hätte sich ebenfalls nicht vorstellen können, dass der blöde orange Vorhang in Narutos Wohnung der Auslöser ihrer Versöhnung war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)