Koi no mae wa ... von Harulein (Wie alles begann ...) ================================================================================ Kapitel 6: [Tsuzuku] Abgründe und Sonnenstrahlen ------------------------------------------------ [Zwei Wochen später] Manchmal hatte ich schwarze Tage. Oder, besser gesagt, Tage, die noch schwärzer waren, als es für mich in meiner ständigen Depression fast schon normal war. Tage, an denen ich morgens zitternd aus einem Albtraum erwachte und einfach nur noch sterben wollte. An denen ich nicht, wirklich nicht, wusste, warum ich überhaupt noch am Leben war. So ein Tag war heute, an diesem Morgen. Ich erwachte aus einem von Schmerz durchdrungenen Traum und blieb darin hängen, konnte gefühlte Stunden lang (vielleicht waren es in Wirklichkeit nur zehn Minuten) nicht unterscheiden, ob das, was ich sah und fühlte, Traum oder Realität war. Ich hatte von meiner Mama geträumt, wirre, schmerzhafte Szenen, von denen ich nicht wusste, ob sie Erinnerung oder Erfindung waren. Langsam wurde ich wacher, aber der Gedanke an Mama blieb in meinem Kopf hängen, ich fühlte die dunkle Schwere noch stärker als sonst. Ich vermisste sie unsäglich, und meine Schuld wog ebenso schwer, drückte mich so sehr nieder, dass mein Körper sich wie gelähmt und bleischwer anfühlte. Ich sah, dass meine Hände zitterten, noch bevor ich es überhaupt spürte. „Warum … warum bin ich noch hier?“, kam es mir über die Lippen. „Ich versteh’s nicht … was soll das, leben? Wozu lebt man?“ Jede kleine Bewegung war schwer, ein Kraftakt, ich hatte fast das Gefühl, mein Körper und ich seien keine ganze Einheit mehr. Es machte mir Angst, irgendwo, und zugleich war es mir so seltsam egal. Ich kämpfte mich hoch, zumindest ins Sitzen, und griff in das Seitenfach meiner schwarzen Tasche, wo sich, wie ich wusste, mein Messer versteckte. Das kühle, harte Metall unter meinen Fingern beruhigte und entspannte mich sofort, ich schloss meine Hand um das eingeklappte Messer und zog es aus der Tasche, konnte endlich wieder atmen und mich bewegen. Während ich den Reißverschluss meines Schlafsacks bis zu meinen Füßen runterzog und die Decke beiseite schlug, hörte ich mich selbst laut atmen, und als ich meine Knie anzog und das linke Bein meiner Jeans hochkrempelte, spürte ich meinen eigenen Herzschlag. Ich klappte die Klinge aus, setzte sie an meine Haut und schnitt, einmal, zweimal, viele Male … Irgendwann fing ich an zu weinen, fuhr mir mit der Hand über die Augen, wischte dann über die Schnitte an meinem Bein, vermischte Blut und Tränen, es brannte und ließ mich erzittern. Ich zitterte so sehr, dass ich mein Messer nicht mehr halten konnte, es fiel mir aus der Hand auf den Schlafsack, blieb dort liegen. Blut lief in kleinen, dunkelroten Tropfen über mein Bein, und als der erste Tropfen meine Socke erreichte, sprangen mir wiederum heiße Tränen in die Augen. Ich drehte mich um, griff mein Kopfkissen und presste mein Gesicht hinein, erstickte meine eigenen Schluchzer darin, damit mich niemand hörte. Mein Herz tat weh, und ich sehnte mich danach, dass Meto seine Hand auf meinen Rücken legte. Aber er war nicht da, ich war allein. Ganz allein. Und so weinte ich, verlor irgendwann das Zeitgefühl, weinte und weinte und weinte, bis ich fast vergaß, warum … Irgendwann ging die Sonne auf, leuchtete durch die Bäume, blendete mich. Und bald darauf sah ich die ersten Leute in den Park kommen, und meine Nachbarn wachten auch nach und nach auf. Ich sah, wie Haruna und Hanako ankamen, und Haruna sah mich. Ich muss wohl ziemlich schlimm ausgesehen haben, hatte mein Hosenbein immer noch oben und die blutigen Schnitte waren zu sehen. „Tsuzuku!“, rief Haruna und rannte auf mich zu, kniete sich sofort neben mich und sah mich heftig besorgt an. „Hast du’s schon wieder gemacht?“ Ich antwortete nicht, sah sie nur an. „Du siehst echt beängstigend aus, weißt du das?“, fragte sie und kramte dabei in ihrer Tasche. „Ach Mist, ich hab kein Verbandszeug dabei.“ Sie fand eine kleine Packung Papiertücher und drückte sie mir in die Hand. „Da, wisch zumindest das Blut ein bisschen weg, ja?“ Ich tat, wie mir geheißen, und Haruna suchte in meinen Sachen nach meiner Kulturtasche, zog sie heraus und sagte: „Da, wasch dir das Gesicht und kämm dir die Haare. Meto kriegt sonst noch ‘nen Schreck, wenn er dich so sieht.“ Ihrer Bestimmtheit hatte ich nichts entgegen zu setzen. Ich fühlte mich so leer und kraftlos, dass ich froh darüber war, gesagt zu bekommen, was ich tun sollte. Haruna half mir, aufzustehen, und begleitete mich dann zum Waschhäuschen, wo ich hineinging und versuchte, mich möglichst ohne einen Blick in den Spiegel zu waschen und ein wenig frisch zu machen. Ich wusste, dass sie draußen auf mich wartete, also beeilte ich mich. „Gut so“, sagte sie lächelnd, als ich wieder herauskam. Wir gingen zu meinem Platz zurück und Haruna bot mir eine Packung mit Keksen an. Ich schüttelte den Kopf. „Komm, Tsuzuku, nimm nur einen, bitte …“ „Ich möchte nicht …“ „Du musst doch was essen …“ „Ich kotz‘ es eh wieder aus!“ „Meto kommt bestimmt bald, und er wird auch wollen, dass du was isst“, sagte Haruna. „Komm schon, von einem einzigen Keks wird dir schon nicht übel werden.“ Ich wusste, sie würde mich jetzt kaum in Ruhe lassen, und so nahm ich brav einen einzigen Keks. Ich aß sehr langsam, traute dem Essen kaum. Einerseits fürchtete ich mich sogar davor, zu erbrechen, und dann war da außerdem noch dieses Gefühl in mir, dass „Essen“ ja etwas Lebendiges war und mich am Leben erhielt … und dass ich das eigentlich nicht wollte … leben … Haruna blieb bei mir. Auch, als Hanako nach ihr rief und schließlich herkam, weil sie etwas von ihrer Freundin wollte, blieb Haruna neben mir sitzen. Sie hob mein Messer auf, klappte es wieder ein, aber sie nahm es mir nicht weg, sondern fragte mich nur, ob sie es mir geben konnte oder ob ich dann wieder „Mist machen“ würde, wie sie es ausdrückte. Ich aß noch einen zweiten Keks, nachdem sie mich darum bat, und langsam, ganz langsam, wurde es in mir wieder ein klein wenig heller. Oder nur ein bisschen weniger dunkel. Haruna bemerkte Meto als Erste, noch bevor ich selbst ihn sah. Er stand wieder drüben an der Ampel und sah mit seiner blau gefärbten Punkfrisur und seinem dunkelbunten Outfit irgendwie unglaublich toll aus. Ich hatte ihn jetzt zwei Tage lang nicht gesehen und als er auf uns zu kam, sah ich, dass sich an seinem linken Arm etwas verändert hatte: Sein Tattoo, das bei unserer letzten Begegnung noch am Arm nur die Konturen gehabt hatte, war jetzt zumindest am Oberarm ein wenig bunter geworden. Unter dem kurzen Ärmel seines T-Shirts leuchteten regenbogenbunte Farben heraus. Ich fragte mich, in welches Tattoo-Studio er ging. In unserer Stadt kannte ich eigentlich fast alle Studios, und ich hatte ihn da früher nie gesehen. Entweder kannte ich sein bevorzugtes Studio nicht, weil es vielleicht erst nach meiner aktiven Zeit eröffnet hatte, oder er ging für sein Tattoo in eine andere Stadt. „Hey, hallo Meto!“, rief Haruna ihm zu, er ging schneller, überquerte die Straße und lief auf uns zu. Ich war einfach nur froh, dass er da war, und als er uns erreichte, stehen blieb und mir sein breites, hübsches, sonnengleiches Lächeln schenkte, war es, als durchdrang ein heller Sonnenstrahl die tiefe Dunkelheit in mir. Meto kniete sich vor mich hin, sah mich an und sagte mit seiner leisen Stimme: „Hey, Tsu … Wie … geht dir?“ Er klang ein bisschen stockender als sonst, und ich vermutete, dass es daran lag, dass Haruna dabei war. Denn als sie aufstand und zu den anderen ging, zeigte Meto mir den Fortschritt seines Tattoos und sprach deutlich fließender: „Guck mal, ich hab‘s weiter machen lassen.“ Ich sah es mir an, und musste ein bisschen lachen. „Ich fass es immer noch nicht, dass das Spermien sein sollen …“ Meto errötete ein wenig. „Das sind doch die Spermien zu dem Baby …“, sagte er und wies auf seine Brust, wo sich, wie ich ja wusste, unter dem Shirt das Baby-Tattoo befand. Ich grinste. „Wie geht’s dir?“, fragte Meto noch einmal, sah mich aufmerksam an. Ich blickte zu Boden, wusste nicht, ob ich es ihm sagen sollte. „Nicht gut?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. „Gar nicht gut …“ Und als hätten meine Tränen nur darauf gewartet, flossen sie sogleich wieder, es war ihnen einfach egal, ob ich mich für mein ständiges Weinen schämte oder nicht. Meto rückte näher zu mir und legte seine Hand auf meinen zitternden Rücken, und als ich einfach nicht aufhören konnte zu weinen, nahm er mich in den Arm. „Hey, was ist denn los, Tsuzuku? Was tut dir so furchtbar weh?“, fragte er und klang dabei so lieb. Und da brach es einfach aus mir heraus: „Mein ganzes Leben … alles tut mir weh! Eigentlich … also, am liebsten, möchte ich einfach nur sterben …! Ich weiß auch nicht, warum ich es nicht schon wirklich versucht habe, ich habe eigentlich nichts mehr, was mich davon abhält … Ich weiß nicht mehr, warum ich noch lebe …“ Meto sah ziemlich erschrocken aus, seine Hand auf meinem Rücken löste kurz die Berührung, doch dann, nach ein oder zwei Sekunden, die sich mir schmerzhaft lange anfühlten, berührte er mich wieder, erst nur seine Hand, dann umarmte er mich erneut. „Oh, Tsu … So schlimm?“, fragte er und drückte mich an sich. Ich fühlte seine Wärme, seinen lebendigen Körper, seinen Herzschlag, und waren meine Tränen eben für einen Moment versiegt, so flossen sie nun wiederum, erstickten meine Stimme, sodass ich nichts mehr sagte und mich nur von Meto halten ließ. Er war so lieb und so warm, und es ging eine solche Stärke von ihm aus …! „Mach das bitte nicht, Tsuzuku“, sprach er. „Versuch es bitte nicht mal, … dich umzubringen … Denn, weißt du, ich mag dich. Mir bist du wichtig, und ich bin mir sicher, dass auch dein Leben einen Sinn hat. Vielleicht siehst du ihn nicht, aber er ist da.“ Meto drückte mich noch mal ganz fest an sich, dann sah er mich an. „Also … wenn du so verzweifelt bist, dass du gar nicht mehr leben magst … dann denk bitte an mich, okay? Ich komme her, zu dir, so oft ich kann. Und, weißt du, du bist mein einziger Freund. Ich hab sonst keine Freunde, nur dich. Würde dir das helfen, wenn du das weißt und daran denkst?“ Ich zuckte mit den Schultern. Es fiel mir schwer, das, was Meto da sagte, wirklich zu glauben. Mir blieb nur übrig, seinen Worten zu vertrauen. Und mein letztes Bisschen Lebenswille klammerte sich daran, an diese Worte und an Meto selbst. Was hatte ich denn auch zu verlieren? Es gab sonst nichts mehr in meinem Leben. Meto war schon in dieser kurzen Zeit zu meinem persönlichen Sonnenstrahl geworden, und dass er nun sagte, dass er das auch tatsächlich sein wollte, entfachte ein unwiderstehlich warmes Gefühl in meinem zuvor so ausgekühlten, leeren Herzen. Wenn ich nichts anderes hatte, war es vielleicht wirklich eine gute Idee, die Leere in meinem Herzen mit Metos Wärme zu füllen. Und so ließ ich es zu. Ich ließ zu, dass er mich umarmte, mich wärmte, meine Sonne sein wollte. Ich wusste, ich machte mich abhängig, aber was hatte ich zu verlieren? Was war theoretische Freiheit, wenn ich mich darin so kalt fühlte und keinen Sinn mehr im Leben sah? Sollte Meto mich irgendwann doch allein lassen, konnte ich mich immer noch umbringen. Aber bis dahin wollte ich dem Leben noch eine Chance geben, und wenn ich mich damit auch abhängig machte, konnte mir das egal sein. Meto ließ mich los, stand auf und hielt mir seine Hand hin. „Komm, Tsuzuku, wir gehen ein bisschen los …“ „Wohin?“, fragte ich. „Wo du willst, in die Stadt oder woanders hin, such’s dir aus.“ Er lächelte leicht. Ich erhob mich, und begann, meine Habseligkeiten zusammen zu packen, sodass wir sie wieder zum Bahnhof bringen und dort einschließen konnten. Als wir dann in die Innenstadt gingen, nahm Meto auf einmal einfach meine Hand in seine. Ich sah ihn fragend an und er sagte nur: „Ich will, dass du spürst, dass ich da bin.“ Und das war der Moment, mit dem sich dieser zuerst so schwarz gewesene Tag in einen weißen, strahlenden verwandelte. Ich spürte die Wärme wieder, Metos warme Hand und die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht, fühlte, dass ich lächelte, sah Meto an, der hierhin und dorthin schaute und meine Hand hielt, und auf einmal war ich einfach glücklich. Was immer dieser Junge hier mit mir machte, er machte es einfach verdammt gut. Er war zwar reichlich verrückt, aber in einer Weise, die mich mitzog und die sich so unglaublich warm und gut anfühlte. Wir gingen dann tatsächlich in einem Straßencafé einen Kaffee trinken und Meto bestellte sich ein Stück Kuchen, Erdbeer-Pudding-Kuchen, der so süß duftete, dass ich auch einen Bissen davon nahm. „Möchtest du auch ein Stück?“, fragte er lächelnd. „Nein, das bisschen reicht mir“, antwortete ich. „Sonst krieg ich nur wieder Bauchschmerzen …“ „Versuch’s doch. Du siehst gerade so glücklich aus, vielleicht klappt es dann besser mit dem Essen?“ „Und wer bezahlt das?“ „Ich. Komm schon.“ Er lächelte mich breit und strahlend an, und so entschied ich, mir doch auch ein Stück Kuchen zu bestellen. Ich winkte die Bedienung heran, sie kam zu uns und ich sagte, zum ersten Mal nach langer Zeit: „Ich hätte gern auch so ein Stück Kuchen.“ Sie lächelte. „Kommt sofort.“ Das Stück Kuchen schmeckte dann so wahnsinnig süß, wie ich mich in Metos Nähe fühlte. Es war schon etwas eigenartig, dass dieser Junge mich mit seiner Anwesenheit so berauschte und glücklich machte, aber vielleicht war das angesichts meiner Einsamkeit auch ganz normal. Ich war zuvor so einsam gewesen, so leer und kaputt, dass mir jetzt alles, was Meto tat, so überwältigend süß und lieb erschien. Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit hatte ich das Gefühl, jemanden wirklich gern zu haben und mich dabei auch gut zu fühlen. Meto lächelte mich an, und sein Lächeln fegte alles Traurige einfach aus meinem Kopf fort, ich lächelte zurück, und er streckte seine Hand aus und berührte meine. „Geht dir besser, ne?“, fragte er. Ich nickte, nahm einen Bissen Kuchen, kaute und schluckte und antwortete dann: „Ja, viel besser.“ Es fühlte sich an, als ob meine tiefschwarze, suizidale Traurigkeit bereits Tage her war, ich konnte mich kaum noch daran erinnern, so glücklich war ich jetzt. Nur mein Verstand wusste, dass ich noch vor ein, zwei Stunden furchtbar geweint hatte. Selbst die Schnitte an meinem Bein spürte ich kaum mehr. Wir redeten über ganz gewöhnliche Dinge, Meto erzählte mir von einem schönen Film, den er im Fernsehen gesehen hatte, und einmal lachte ich sogar richtig, weil er mir von einer lustigen Szene aus diesem Film erzählte! Meto strahlte mich an, mit der vollen Breite seines himmlischen Lachens, und sah dabei ein bisschen wie ein Anime-Charakter aus, weil sein Mund durch die rot geschminkten Lippen noch größer wirkte als sowieso schon. „Du hast ‘n schönes Lachen, Tsuzuku“, sagte er. „Musst du grad sagen mit deinem Strahlelächeln“, erwiderte ich. „Nein, wirklich. Ich möchte das öfter sehen, weißt du … Du bist wahnsinnig hübsch, wenn du lachst.“ „Danke“, sagte ich und versuchte, das zu tun, was er sagte: Zu lächeln. Doch so auf Kommando gelang es mir nicht gut. Fast spürte ich wieder Tränen in meinen Augen. Aber ich blinzelte sie weg. Ich wollte jetzt nicht weinen. Nach dem Essen gingen wir wieder zum Bahnhof und dann zurück zum Park. Ich setzte mich wieder auf meinen Schlafplatz und Meto setzte sich neben mich. Er holte sein Handy raus, machte leise Musik an und wir hörten sie zusammen, es war Rock von irgendeiner Visual Kei Band, die ich aber nicht kannte. Immer wieder sah Meto mich an, wie um sicher zu gehen, dass ich okay war. Und nach einer ganzen Weile fragte er, ob er meine Verletzungen mal sehen dürfte, nur um sie zu versorgen. Ich krempelte zögerlich mein Hosenbein hoch und ließ ihn die Schnitte sehen. „So viele …“, entkam es ihm leise, erschrocken. Er kramte Verbandszeug aus seinem Rucksack hervor, und ich war mir ziemlich sicher, dass er das nur wegen mir dabei hatte. Und während er dann mein Bein mit Salbe, Pflastern und Mullbinden versorgte, sah er mir immer wieder aufmerksam ins Gesicht, so als ob er nachsah, wie es mir ging. Wir blieben bis zum Abend zusammen. Viel redeten wir nicht, die meiste Zeit über saß Meto einfach bei mir und ab und zu nahm er meine Hand in seine. Wenn er das tat, wurde ich innerlich ganz ruhig und ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Herzen aus. „Ich … bin so froh, dass du da bist“, sagte ich leise. Und Meto lächelte. „Das ist gut.“ Und dann: „Ich hab dich gern.“ Ob er mich ‚gern hatte‘, weil ich sein einziger Freund war, oder ob dieses ‚gern haben‘ mit seiner Homosexualität zusammen hing, war mir so egal. Wirklich, es interessierte mich einfach nicht. Ich dachte nur daran, weil man daran irgendwie dachte. Selbst wenn er mich geküsst hätte, es wäre okay gewesen, zumindest in der Hinsicht dessen, dass wir beide Männer waren. So was interessierte mich nicht, solche unwichtigen Unterschiede. Vielleicht hätte es mich verunsichert, weil ich diese gewisse Angst vor Beziehung hatte, aber sicher nicht deshalb, weil er ein Mann war. „Ich … hab dich auch gern“, sagte ich leise. Und Meto strahlte mich an. „Das ist gut, oder? Weil, wenn du mich gern hast, dann lebst du.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)